Handelsformate. Holländische Auktion, Vickrey Auktion, Japanische Auktion, Amerikanische Versteigerung


Hausarbeit (Hauptseminar), 2020

18 Seiten, Note: 92,0


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1. Begriffserklarung Auktion

2. Bekannte Auktionsformen
Englische Auktion/Höchstpreisauktion
Hollandische Auktion/Rückwartsauktion
Erstpreisauktion
Vickrey-Auktion/Zweitpreisauktion
Japanische Auktion
Amerikanische Versteigerung

3. Auktionen mit privater Bewertung
Grundmodell
Analyse des Bieterverhaltens
Auktionen in der Wirtschaftswissenschaft
Wie sollte man bieten?

4. Auktionen mit gemeinsamem Wert
Theoretische Grundlage der Auktion mit gemeinsamem Wert
Der Fluch des Gewinners

5. Auktionen und Kollusion

6. Fazit

Quellenverzeichnis

Einleitung

Die vorliegende Arbeit beschaftigt sich mit dem Thema Handelsformate, wobei im Besonderen eine Einführung in die Grundlagen der Auktionstheo- rien im Mittelpunkt stehen soll. Zunachst werden die relevanten Begriffe, wie auch die bekanntesten Auktionsformate definiert, auf deren Grundlage die weitere Analyse erfolgt. Der dritte Teil dieser Arbeit legt den Fokus auf Auktionen mit privater Bewertung und die aus verschiedenen Bietstrategien resultierenden Gewinne oder Verluste. Der Inhalt des vierten Abschnitts be- fasst sich mit Auktionen mit gemeinsamem Wert, bei denen das Auktions- objekt einen objektiven Marktwert besitzt. Zuletzt beschaftigt sich die Arbeit im fünften Abschnitt mit der Anfalligkeit verschiedener Auktionsformen in Bezug auf kollusives Verhalten der Bieter, sowie im sechsten Abschnitt mit der Zusammenfassung der wesentlichen Aussagen.

1. Begriffserklarung Auktion

Die Volkswirtschaftstheorie besagt, dass die Verteilung von Gütern meist über Markte stattfindet. Der Preismechanismus sorgt hierbei für den Aus- gleich von Angebot und Nachfrage, was zur effizienten Verarbeitung privater Informationen (in diesem Fall der maximalen Zahlungsbereitschaft der Konsumenten und der Kosten der Produzenten) führt.1 Dafür muss das Gut jedoch entweder in grofter Stückzahl vorhanden oder produzierbar sein, damit ein solcher Allokationsmechanismus Bestand haben kann. Diese Voraussetzung wirft jedoch die Frage auf, auf welchem Wege die Allokation für ein Gut erfolgen kann, welches nur in geringen Stückzahlen/Einzelstückzahlen vorhanden ist.

Zunachst bietet sich dazu die einfachste Möglichkeit an, die Wahl eines sogenannten Take-It-Or-Leave-It-Preises: Der Verkaufer bietet das zum Verkauf stehende Gut zu einem von ihm subjektiv festgelegten, unverhandelbaren Preis an. Hier besteht jedoch das Problem der Preisfindung: Der Verkaufer kennt nur seine eigene Wertschatzung für das Gut, kennt aber nicht die maximale Zahlungsbereitschaft seiner Kaufinte- ressenten. Somit liegt eine asymmetrische Informationslage vor, die einen negativen Effekt haben kann. Der Verkaufer kann den Preis, objektiv betrachtet, viel zu hoch ansetzen. Das hatte zur Folge, dass sich die Wartezeit auf Verkaufe erhöht und somit auch die Opportunitatskosten. Auf der anderen Seite kann der Preis auch zu niedrig angesetzt werden, was zwar schnelle Verkaufe zur Folge hatte, aber auch signalisiert, dass wahrscheinlich ein höherer Preis möglich gewesen ware. Das Take-It-Or- Leave-It-Prinzip ist daher nur bedingt geeignet, das zu Beginn skizierte Problem zu lösen.2

Eine geeignetere Methode zur Preisfindung bietet in diesem Fall die Auktion: Eine Auktion beschreibt einen Allokationsmechanismus, bei dem per Bietprozess Güter verkauft werden. Bieter (folgend auch als Nachfrager oder Kaufinteressenten benannt) konkurrieren über die Abgabe von Preisgeboten miteinander um das zum Verkauf stehende Objekt. Das vom Verkaufer vor der Auktion verbindlich festgelegte und verkündete Regelwerk bestimmt den Bieter, der den Zuschlag erhalt, sowie den von ihm zu zahlenden Kaufpreis. Der Vorteil einer Auktion besteht darin, dass es zu einem Bietgefecht auf Nachfragerseite kommen kann. Die Kaufinteressenten werden, um die Versteigerung zu gewinnen, ihre privaten Informationen einsetzen und somit wird der Kaufpreis am Ende der Auktion sich an der höchsten individuellen Zahlungsbereitschaft orientieren. Zudem findet eine Auktion zu einem vom Verkaufer festgelegten Zeitpunkt statt, wodurch im Gegensatz zum vorangehenden Beispiel ein schneller Verkauf stattfindet und nur geringe Opportunitatskosten entstehen. Auktionen eignen sich deshalb sehr gut als Allokationsmechanisumus für Güter in geringen Stückzahlen bzw. Einzelstücken.

Eine Auktion ist durch explizit formulierte Regeln und die Ermittlung von Preisen auf Basis der Gebote der Teilnehmer definiert. (McAfee und McMillian (1987))3 Auktionen finden vor allem auf Markten statt, die fol- gende Bedingungen erfüllen:

- Eine Monopolstellung auf der Anbieterseite (zum Beispiel ein Aukti- onshaus für Kunstgegenstande) oder eine Monopsonstellung auf Seite des Nachfragenden (zum Beispiel die öffentliche Verwaltung auf der Suche nach einem Tiefbauunternehmen zum Straftenbau)
- Eine im Vergleich geringe Zahl der Marktteilnehmer auf der jeweili- gen Gegenseite (Oligopol)
- Bei Vorliegen von Informationsasymmetrien zwischen der Nachfrage- und Anbieterseite hinsichtlich des Wertes der Güter

Beispiele für Auktionen sind die Versteigerung von öffentlichen Auftragen, die Versteigerung von Blumen in den Niederlanden, die Versteigerung von Werbeplatzen bei Google oder die Versteigerung bei eBay.4

Per Gesetz ist eine Auktion in Deutschland nach dem § 156 des Bürgerlichen Gesetzbuchs geregelt: „Bei einer Versteigerung kommt der Vertrag erst durch den Zuschlag zustande. Ein Gebot erlischt, wenn ein Übergebot abgegeben oder die Versteigerung ohne Erteilung des Zuschlags geschlossen wird.“5

Der Ablauf einer Auktion gestaltet sich im Groben bei den meisten Auktionsformen gleich:

- Informationsphase

Zunachst werden Informationen über das zu verhandelnde Gut/den zu vergebenden Auftrag zwischen Kaufinteressenten und Verkaufer ausgetauscht. Dabei sind Konditionen, Zahlungsbedingungen und Garantiebestimmungen auszuarbeiten.

- Verhandlungsphase

Hier erfolgt die Kontaktaufnahme der Transaktionspartner. Gebote werden abgegeben und ein Sieger ermittelt.

- Abwicklungsphase

In der letzten Phase geschieht die eigentliche Transaktion, in der Kaufer und Verkaufer Geld und Waren austauschen.6 7

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2. Bekannte Auktionsformen

Eine Auktionsform definiert ein Auktionsverfahren mit einem definierten Re­gelwerk, das die wesentlichen Kriterien der entsprechenden Auktion prazise benennt. In der Praxis sind sehr viele Arten von Auktionen üblich, weshalb sich die Analyse in dieser Arbeit nur auf die bekanntesten Verfahren be- zieht.

Alle Auktionsformen haben die Gemeinsamkeit, dass stets der Bieter mit dem höchsten Gebot gewinnt. Jedoch bestehen noch andere Möglichkeiten zur Differenzierung: Eine Möglichkeit ist, nach der Art der Abgabe der Ge­bote zu unterscheiden. In einer offenen Auktion werden die Gebote öffentlich abgegeben, sodass jeder Konkurrent stets über die Höhe des aktuellen Gebots informiert ist und die Chance hat, mit etwaigen Gegengeboten zu reagieren. Das Gegenteil davon ist die verdeckte Auktion: Hier werden Gebote gleichzeitig verdeckt abgegeben, was zum Beispiel schriftlich in geschlossenen Umschlagen erfolgen kann. Folglich kann jeder Bieter nur ein einziges Gebot abgeben, jedoch ohne die Gebote der Mitbieter zu kennen.8

Des Weiteren können Auktionen anhand der Art der Bestimmung des vom Gewinner zu zahlenden Kaufpreises unterschieden werden: Bei einer Erstpreisauktion hat der Gewinner den Preis in Höhe seines Gebotes zu zahlen, wohin gegen bei der Zweitpreisauktion der Preis nach der Höhe des zweithöchsten Gebots bestimmt wird.9

Auf Grund dieser Grundlagen können nun die bekanntesten Auktionsformen definiert werden.

Englische Auktion/Höchstpreisauktion

Die „englische Auktion“ ist das bekannteste Verfahren: Die Auktion wird mit einem Mindestpreis begonnen, worauf die Bieter schrittweise die Gebote erhöhen, bis kein Kaufinteressent mehr zu einer Erhöhung des Gebots bereit ist. Jeder Bieter kann mehrfach ein Gebot abgeben. Alle Gebote sind dabei offen für die Konkurrenz sichtbar, weshalb die englische Auktion eine offene Auktionsform darstellt. Den Zuschlag erhalt das höchste Gebot. Somit muss der Bieter nicht zwangsweise den Preis zahlen, den er maximal zu zahlen bereit ist.10

Hollandische Auktion/Rückwartsauktion

Mineing nennt sich das Verfahren, bei dem der Auktionator einen festgesetzten Höchstpreis vorgibt. Von diesem ausgehend setzt der Versteigerer schrittweise den Preis herunter. Wer zuerst auf den Preis eingeht, bekommt den Zuschlag. Der Vorteil des Kaufers besteht darin, dass der Preis sinkt und er, desto spater er zuschlagt, er weniger zahlen muss. Gleichzeitig steigt somit jedoch auch das Risiko, dass ein anderer Kaufinteressent ihm zuvorkommt. Bietergefechte gibt es dabei nicht, weshalb ein Bieter auch nicht auf konkurrierende Gebote reagieren kann. Der Bieter kann sich dabei nicht durch die Konkurrenz zu Geboten hinreiften lassen, die schlieftlich seine Möglichkeiten, wie auch den Wert der Ware übersteigen. Der Entscheidungsdruck ist dafür gröfter, da der Kaufinteres- sent auf Gebote schnell reagieren muss. Um als Bietender gut abzuschnei- den, muss man strategisch vorgehen und Annahmen über die Zahlungsbereitschaft der Mitbieter treffen.11

In den Niederlanden ist dieses Verfahren bei Blumen-Auktionen üblich. Die niederlandischen Blumenauktionen bilden auch den Namensursprung der Hollandischen Auktion. Der fallende Preis wird von einer schnell laufenden Uhr angezeigt, die der Kaufinteressent per Knopfdruck stoppen kann. Gelegentlich wird das Verfahren bei Sach- und Kunstauktionen verwendet, wenn zum zunachst aufgerufenen Startpreis kein Gebot abgegeben wird und mit vorsichtigem Herabstufen doch noch ein Kaufer gefunden werden soll.12 13

Erstpreisauktion

Pro Bieter wird ein verdecktes Gebot abgegeben. Der Bieter mit dem höchsten Gebot bekommt den Zuschlag. Da sie andernfalls einen Verlust erzielen würden, geben Kaufinteressenten bei dieser Auktionsform nie ein ihre Zahlungsbereitschaft übersteigendes Gebot ab. Bei Geboten unter der Zahlungsbereitschaft steigt die mögliche Gewinnspanne, aber auch das Risiko, den Zuschlag nicht zu erhalten.

Ein Vorteil dabei ist für die Kaufinteressenten, dass sie nicht in einen Kaufrausch verfallen. Jedoch ist die Chance auf eine hohe Konsumentenrente gering, da der Meistbietende zu seiner Zahlungsbereitschaft den Zuschlag erhalt.14

Vickrey-Auktion/Zweitpreisauktion

Die Auktionstheorie Vickrey-Auktion wurde von dem amerikanischen Öko- nomen und Universitatsprofessor William Vickrey (1914-1996) verfasst. Vickrey sollte mit James Mirrless (1936-2018, britischer Ökonom) 1996 mit dem Nobelpreis in Wirtschaftswissenschaften für Forschungsarbeiten über die Eigenschaften von verschiedenen Arten von Auktionen und deren öko- nomische Gestaltung ausgezeichnet werden. Jedoch verstarb Vickrey we- nige Tage nach der Ankündigung.15 16

Die nach ihm benannte Auktionstheorie besagt, dass der in einem verdeckten Gebotsabgabeverfahren Höchstbietende den Zuschlag bekommt. Jedoch zahlt dieser nicht den von ihm gebotenen Preis, sondern nur das zweithöchste Gebot. Diese Auktionsform hat die Eigenschaft, dass die Bieter risikofreudiger sind. Sie haben die Chance ihre wahre Zahlungsbereitschaft offenzulegen. Somit ist ein „Bieterrausch“ wie auch das Überschreiten der Zahlungsbereitschaft ausgeschlossen. Ein Risiko für den Versteigerer ist jedoch, dass die Bieter durch Absprachen die Gebote niedriger gestalten und ihn somit betrügen können. Um dies zu vermeiden kann der Versteigerer einen Mindestkaufpreis (Reservationspreis) festlegen. Bieter, deren Zahlungsbereitschaft unter dem Reservationspreis liegen, brauchen somit kein Gebot abgeben.17

Japanische Auktion

Die Japanische Auktion hat verschiedene Varianten und eignet sich besonders zum Verkauf grower Warenmengen.

Variante 1: Der Auktionator legt den Preis für eine Einheit eines zum Verkauf stehenden Gutes fest. Die Bieter nennen nun die Menge des Gutes, die sie für den Preis kaufen wollen. Nach der Abgabe aller Gebote wird die Gesamtmenge ermittelt. Falls diese über der zur Verfügung stehenden Menge liegt, geht die Auktion in eine weitere Runde. Der Preis wird vom Auktionator erhöht, die Bieter geben nun erneut ihre Gebote ab. Dies wird solange wiederholt, bis die nachgefragte Menge gleich oder geringer der verfügbaren Menge ist.

[...]


1 Vgl: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/volkswirtschaftstheorie-48850

2 Vgl: https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=2&ved=2ahUKEwiTmpOT29PnAhWD_qQ KHa3jA8AQFjABegQIAhAB&url=https%3A%2F%2Fwww.peterlang.com%2Fdownloadpdf%2F9783631754146 %2F9783631754146.00006.xml&usg=AOvVaw1G2Skm9fYo_Bk71H0XGMiC

3 Vgl: https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=3&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwjY7cD 9iNHnAhXSjKQKHVEJBugQFjACegQIBRAB&url=https%3A%2F%2Fwww.peterlang.com%2Fdownloadpdf%2F 9783631754146%2F9783631754146.00006.xml&usg=AOvVaw1G2Skm9fYo_Bk71H0XGMiC

4 Vgl: https://www.preissetzung.de/auktionen/

5 https://dejure.org/gesetze/BGB/156.html

6 Vgl: https://www.mathematik.uni-muenchen.de/~spielth/artikel/Auktionstheorie.pdf

7 Vgl: https://www.mathematik.uni-muenchen.de/~spielth/artikel/Auktionstheorie.pdf

8 Vgl: https://www.preissetzung.de/auktionen/

9 Vgl: https://www.preissetzung.de/auktionen/

10 Vgl: https://www.auktion-ng.de/auktionsformenglische_auktion.html

11 Vgl: https://www.preissetzung.de/hollaendische-auktion-rueckwaertsauktion/

12 Vgl: https://www.zeit.de/2018/53/kunstmarkt-hollaendische-auktion-versteigerung-preisminderung

13 Vgl: https://www.mathematik.uni-muenchen.de/~spielth/artikel/Auktionstheorie.pdf

14 Vgl: https://www.preissetzung.de/first-price-sealed-bid-erstpreisauktion/

15 Vgl: https://de.wikipedia.org/wiki/William_Vickrey

16 Vgl: https://de.wikipedia.org/wiki/James_Mirrlees

17 Vgl: https://www.preissetzung.de/vickrey-auction-second-price-sealed-bid-zweitpreisauktion/

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Handelsformate. Holländische Auktion, Vickrey Auktion, Japanische Auktion, Amerikanische Versteigerung
Hochschule
Fachhochschule Koblenz - Standort RheinAhrCampus Remagen
Note
92,0
Autor
Jahr
2020
Seiten
18
Katalognummer
V907417
ISBN (eBook)
9783346225948
ISBN (Buch)
9783346225955
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Handelsformate, Holländische Auktion, Auktion, Auktionsformen
Arbeit zitieren
Philip Neumann (Autor:in), 2020, Handelsformate. Holländische Auktion, Vickrey Auktion, Japanische Auktion, Amerikanische Versteigerung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/907417

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