verrât und dienest - Vorbereitung und Inszenierung der doppelten Didaxe im Herzog Ernst B


Magisterarbeit, 2007

78 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Stoffgeschichte
2.1. Überlieferung (A und B)
2.2. Gattung (B)

3. Historische Textbedeutung
3.1. Didaxe
3.2. Fiktionalität
3.3. Didaxe und Fiktionalität

4. Textauthentizität
4.1.Vorlagen-Strategie
4.2. Fakten-Strategie
4.3. Missions-Strategie
4.4. Prolog-Strategie
4.5. Motiv-Strategie

5. Orientinszenierung als Vorbereitung der doppelten Didaxe
5.1. Topographische Realitäten
5.2. Realität der Wunderwesen
5.3. Grippîa als möglicher originärer Inszenierungsbruch

6. Negative Didaxe
6.1. Die unhöfische Gesellschaft des rîche
– Bruch von staete, triuwe und mâze
6.2. Reaktion des höfischen Helden auf eine unhöfische Gesellschaft:
violencia
6.3. Die unhöfische Gesellschaft von Grippîa
– Bruch von mâze und minne
6.4. Reaktion des höfischen Helden auf eine unhöfische Gesellschaft:
curiositas

7. Positive Didaxe
7.1. Lebermeer und Magnetberg
7.2. weise
7.3. Arimaspî
7.3.1. plathüeve
7.3.2. ôren
7.3.3. prechamî
7.3.4. cânâan
7.4. môrlant
7.5. jêrusalêm

8. Resümee

9. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Das Machtgleichgewicht zwischen imperialer Zentralgewalt auf der einen und dem Anspruch der Reichsfürsten auf Mitsprache und Autonomie auf der anderen Seite, prägte sowohl die politisch-staatsmännischen Konfrontationen des Hochmittelalters als auch die sie meist unterschwellig kommentierende Literatur. Und hier nimmt der Herzog Ernst eine prominente Stellung ein, denn kaum ein mittelhochdeutsches Versepos hat sich in seiner Grundstruktur in Abfassungen, Fragmenten und überarbeiteten Historien so konsistent über die Jahrhunderte hinweg gehalten, wie gerade dieses Heldengedicht, sodass sich auf Grund der breiten Bearbeitungs- und Überlieferungslage wesentliche Veränderungen im Erzähler- und Leser-interesse, ja in der Soziologie des Publikums selber, vom Hoch- über das Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit verfolgen lassen. Diese Dichtungs-Lebendigkeit beruht indes nicht auf der Erhaltung und Tradierung einer allzeit anerkannten und gleichbleibend konservierten Text- und Gestaltungsform. Sie erscheint vielmehr in einer Reihe fortwährender Umformungen und Neugestaltungen begriffen, die jedoch den Nukleus aus Empörer-Verhalten und Orient-erlebnis - dem fabulier- und variationsfreudigen Mittelalter zum Trotz - erstaunlich getreu bewahrt haben.[1] Zu Beginn der Erzählung lebt Ernst in der idealen Realität des rîche, welches als Idealitätssystem für ihn und seinen Kaiser das sozial-gesellschaftliche und ihrem Handeln Bedeutung gebende Orientierungszentrum darstellt. Diese Sinnstiftung reicht jedoch interessanterweise über die Grenzen der Gemeinschaft des rîche hinaus. Ernst betritt mit seiner Orientreise eine andere Realität als eine alternative Sinn- und Symbolwelt. Hierbei bildeten die aventiuren in fremden Ländern das Zentrum mediävaler Herzog-Ernst -Rezeptio-nen, wurden aber - insbesondere, was die frühe Forschung betraf - als sekundäre Zutat der Dichtung betrachtet.[2] Dies mag überraschen, denn schließlich nehmen sie ja schon rein zeilen-mäßig den Großteil des Epos ein; ein Faktum, dessen man sich aber erst in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts zunehmend bewusst wurde. So berücksichtigte als erster Szklenar[3] auch den Orientteil in seiner Interpretation und führte damit eine fast paradigma-tische Wende ein und zwar dahingehend, dass dieser Teil nun eine Vorzugsbehandlung in der jüngeren Forschung erhielt und der reichsgeschichtliche Teil oftmals nur noch als legiti-mierende Vorgeschichte dienlich ist.[4] So vertritt Kühnel bereits 1979 in „Zur Struktur des Herzog Ernst“ die Auffassung, dort werde der historische Prozess der „Ablösung des früh-mittelalterlichen Ideals des Adelskriegers durch das ‚moderne‘ Ideal des christlichen Ritters“[5] dargestellt und über drei Ebenen der Textstruktur vermittelt: Reichsteil (real-politisch), Orientteil (allegorisch) und schließlich über eine ‚mythische‘ Ebene, die Kühnel als „ödipale Kryptostruktur“[6] definiert: Der Held fungiere damit als miles christianus, der in der Dichtung das Schema Aufstieg - Sturz - Bewährung - erneuter Aufstieg durchlaufe.[7]

Der beschriebenen Auffassung soll in dieser Arbeit kontradiktorisch begegnet werden. Hierbei lautet die These: Für den prototypischen Repräsentanten des hochmittelalterlichen Tugendsystems gibt es weder Sturz noch Bewährung, keinen Ab- und keinen Aufstieg. Viel-mehr wird durch einsträngiges, aufreihendes und ohne exkursionsartige Nebenhandlungen auskommendes Erzählen ein Konzept der doppelten Didaxe[8] vorgelegt, das dem Zuhörer die soziale und kulturelle Überlegenheit, aber auch die latente Fragilität des höfischen Tugendkataloges[9] vor Augen führen soll. Der Herzog Ernst ist hierbei kein Protagonist, der am stilisierten Wertideal vorläufig versagt und erst im Geschehen der Handlung in die Lage versetzt wird, diesem gerecht zu werden.[10] Von seiner Erziehung bis zum heiratsbedingten Aufstieg als Intimus des Kaisers über sein Exil im Orient bis zu seiner Rückkehr ins Reich über Jerusalem und Bari bleibt er in seinem Status als ideale Norminstanz derselbe - eben keine Person, kein Individuum, sondern ein Typus und Repräsentant eines zwar nicht einheitlichen, darum aber nicht weniger verbindlichen höfischen Tugendsystems. Der Stoff in seiner Idealität dient dabei als Folie für pädagogisch zu verstehende Regieanweisungen für ein adliges Publikum: Schlechtes Verhalten ist zu vermeiden und gutes einzuüben. Dabei ist besonders der unterhaltende Aspekt von großer Wichtigkeit, da er die eigentliche Werkintention unterstützt und den Herzog Ernst als Paradebeispiel mittelalterlichen Edutainments klassifiziert.

Der chronische Mangel an literarischer Systematik bei der Vermittlung verbindlicher Werte kennzeichnet allerdings auch den Herzog Ernst, wiewohl zwei große Leitlinien der Didaxe erkennbar sind. Sie werden in den Abschnitten sechs und sieben behandelt und umfassen den Reichsteil und Grippîa (negative Didaxe) sowie die Aventiure-Stationen nach Grippîa (positive Didaxe). Die negative Didaxe könnte durch die Begriffe verrât, untriuwe, zwîfel und violencia subsumiert werden, während die positive Didaxe die Hauptbegriffe dienest, triuwe und höveschkeit vereinnahmt. Alles andere als randfigural ist dabei die Frage nach dem im Text selber vielfach postulierten Wahrheitsanspruch, der in seiner offensichtlichen Fiktio-nalität seinem eigenen lehrhaften Selbstverständnis scheinbar zuwiderläuft. Bevor es also zur handlungsgestützten Vermittlung der Didaxe kommen kann, muss dem zuhörenden Publikum oder der Leserschaft, die abgehandelte Aventiurenfolge als eine der Lehre angemessene und damit autoritative Literaturform präsentiert werden. Dies geschieht mittels narrativer und argumentativer Strategien der Authentizitätsvermittlung, die in den Abschnitten vier und fünf behandelt werden. Eine dominante Stelle in dieser Authentizitätskonzeption nimmt der Realitätsanspruch der Wunderwesen ein, deren quellen-authentische Beglaubigung sich in Abschnitt sieben fortsetzt. Hier werden auch verschiedene andere Fragen geklärt, so zum Beispiel, wie die Wunderwesen von Ernst wahrgenommen werden und wie sie mit ihm interagieren. Da sie immer wieder auf den Protagonisten und dessen eigene Funktion - sowie in eklatanter Weise auf den Reichsteil - verweisen, wird in besonderem Maße die triuwe -Problematik zu behandeln sein. Die Spielregeln respektive die Authentizitätsstrategien zur Verleugnung der Fiktionalität gehen ineinander mit dem erzählerischen Gesamtkonzept des Dichters, der die einzelnen Episoden nicht einfach additiv aneinandergereiht, sondern auf verschiedenste Weise miteinander inszenatorisch in Bezug setzt und so ein kaum abzusehendes komplexes System unausgesprochener Kausalzusammenhänge zwischen Reichs- und Orientteil abbildet. Der Ernst -Dichter erzählt damit ein Epos, das aus Motivmaterial verschiedener Art und Tradition zusammengesetzt ist. Und auch wenn das Material in einem neuen Sinnzusammenhang steht, können die Motivdetails nur aus ihrer Herkunft erklärt werden. Dieses Konzept aus motivischen Rückbezüglichkeiten, was sowohl die Erzählung als auch ihre Struktur betrifft, soll - sofern es der Erörterung der Didaxe dienlich ist - beleuchtet werden.

2. Stoffgeschichte

2.1. Überlieferung (A und B)

Die überlieferte Tradierung der Textzeugen belegt einerseits die Popularität des Stoffes, erschwert aber andererseits die Epochenzuordnung, was Textgenese und Überlieferungszusammenhang betrifft, da Abschriften, Übersetzungen und Drucke eher von einem ‚work in progress‘ zeugen, als von einer stringenten Überlieferung. Die Anonymität des Autors jedenfalls lässt eine orale Tradition vermuten und würde die Existenz eines im Text selbst angegebenen lateinischen Archetyps eher widerlegen.[11] Sollte er dennoch existiert haben, wäre nach Rühl die Autorschaft des Arnold von Selenhofen, seines Zeichens (1164 ermordeter) Erzbischof von Mainz in der Regierungszeit Friedrichs Barbarossa, eine in Betracht zu ziehende These.[12] Zumal nach Naumann eher ein Geistlicher als Autor anzu-nehmen ist als ein Spielmann[13] - dafür spräche nicht zuletzt, dass er über ein umfassendes kulturelles Wissen verfügt haben muss, was das zeitgenössische Orientbild, antike Dichtung und die deutsche Reichsgeschichte angeht.[14]

Als eine mögliche (anonyme) Urquelle würde sich eine Art ‚Chanson de Geste‘ verschiedener Erzählfragmente um den Aufstand des Herzogs Ernst II. von Schwaben 1030 gegen seinen Stiefvater Konrad II. anbieten oder - zeitnaher - der Jerusalempilger Heinrich der Löwe in seinem Konflikt mit Friedrich Barbarossa.[15] Auf jeden Fall aber kann von einem historischen Ereignis ausgegangen werden, denn:

„(…) daß mittelalterliche Literatur Geschichte widerspiegelt oder in verschlüsselter Form in sich enthält, gilt schon lange als selbstverständlich und ist daher heute Arbeitshypothese verschiedenster mediaevistischer Disziplinen.“[16]

Die für diese Arbeit belangvollen Fassungen sind A und B, wobei zu vermuten ist, dass es zwischen diesen beiden Fassungen zwei bis drei verlorene Zwischenstücke gibt, die Antworten u.a. auf den fehlenden Motivationszusammenhang von Schuld und Orientfahrt gäben. Einsichtig ist jedoch vor allem, dass es zwischen A und B zu einem Gattungswechsel kam. Gehört die Fassung A noch in den Bereich der späten Heldenepik, ist B schon der Spielmannsepik als Zwischenstufe zur höfischen Epik zuzuordnen. Es zeigt sich aber, dass ein Großteil des Textes aus der Fassung A nicht erhalten geblieben ist. Eine vergleichende Gegenüberstellung an wichtigen Stellen (zum Beispiel der Aufbruch zur Orientfahrt), die die Frage nach den Quellen des Autors beleuchten könnten, wird damit ungemein beeinträchtigt.[17]

Die mittelfränkische Fassung A[18] hat sich bis heute im Umfang von 459 Versen in Fragmenten dreier Codices erhalten: einem Prager Fragment, welches die Verse 616-708, 1221-1292, 1510-1586, 1758-1847 sowie 3590-3683 der Fassung B nach der Ausgabe von Sowinski enthält[19] ; einem Saganer Fragment mit den Versen 444-478, 494-520 und 602-689 der Fassung B[20] ; sowie einem Klagenfurter Bruchstück, mit den erhaltenen Versen 5259 - 5265, 5309-5392 und 5403-5427.[21] Nach Bartsch ist die Fassung A „um 1180“ entstanden.[22] Neuere Untersuchungen tendieren dagegen zu einer früheren Entstehung: „Nach allgemeiner Einschätzung ist die Fassung A zwischen 1160 und 1180 entstanden“, stellt Rühl fest.[23] Während Szklenar das Werk aufgrund des positiven Orientbildes auf „1160-1170“ datiert.[24] Klein dagegen schließt sich wegen der Häufung der Reimbrechung Bartsch an und datiert auf: „1180 oder kurz danach.“[25]

Die Fassung B dagegen ist - erhalten in zwei vollständigen rheinfränkischen Handschriften aus dem 15. Jahrhundert[26] - um 1210[27] entstanden: ein Konsensdatum der jüngeren Forschung, das die von Bartsch vorgenommene Datierung „etwa 1190“[28] inzwischen widerlegt hat.[29]

2.2. Gattung (B)

In der Komparatistik - so kann man es den einschlägigen Fachwörterbüchern etwa von Best oder von Wilpert entnehmen - bedeutet ‚Gattung‘ eine Klasse von Texten, die aufgrund inhaltlicher und formaler Gemeinsamkeiten zusammenfassbar sind.[30] Eine dieser Gattungen ist das Spielmannsepos, welches nicht selten als hochhöfische Trivial- und Kolportageliteratur ohne jeden Anspruch auf intellektuellen Geschmack abgetan wurde.[31] Hierzu gehören die Epen Orendel, Salman und Morolf, Sankt Oswald, König Rother und eben auch der Herzog Ernst in der Fassung B; wobei alle genannten Werke der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zuzuordnen sind .[32]

In der heutigen Forschung werden jene Texte vor allem als Auftragswerke verstanden. Ihr Unterhaltungsanspruch bezieht sich dabei auf vermeintlich historische Begebenheiten und Personen, wobei es zu einer Vermischung höfischer, legendärer, historischer und heroischer Elemente kommt, die in wenigen und einfachen sprachlich-stilistischen Mitteln ausgebreitet werden. Weiterhin nimmt man an, dass die anonymen Dichter der Epen sich dabei älterer Erzähltraditionen aus schriftlichen und mündlichen Quellen bedienten. Allen Texten sind dabei die Verknüpfung von gefahrvoller abenteuerlicher Brautfahrt und die Wunderwelt des in den Kreuzzügen erschlossenen Orients gemein.[33] Dies nun trifft auch alles für den Herzog Ernst zu, dem von der älteren Forschung - des trügerischen Begriffs der Spielmannsdichtung stets gewärtig - ein von Hof zu Hof ziehender Vagant als Autor angedichtet wurde. Vielmehr aber scheint ein schrift- und literaturkundiger Geistlicher in Frage zu kommen[34], zumal die Ernst -Dichtung, über das dem Spielmannsepos innewohnende unterhaltende Moment hinaus, das Bedürfnis nach Wundern sakraler oder profaner Art befriedigt und geneigt ist, die Handlung an zweckdienlichen Stellen sub specie crucis zu deuten. Mehr aber als der Geistliche könnte ein Ministerialer der Autor sein, der - ebenfalls im Stande höherer Bildung - die Sphäre des Religiösen zugunsten anderer Unterweisungsarten im Bereich der verbind-lichen Werte hochmittelalterlicher Idealbilder vernachlässigen könnte.[35]

Hier schließt sich allerdings die Überlegung an, was das Spielmannsepos im Allgemeinen und der Herzog Ernst im Besonderen außer dem unterhaltenden Aspekt dem Rezipienten eigentlich vermitteln wollen. Verschiedene Richtungen - meist der älteren Forschung zu-gehörig - würden einen Vermittlungsaspekt ganz leugnen und damit die Auffassung einer planlosen, lediglich summarischen Konzeption vertreten, als Sammelsurium heterogener Motive ohne jegliche Kohärenz sowohl des Inhalts als auch der Form. Diese Auslegung ist so überholt wie falsch, was die Frage nach der sinnkonstituierenden Funktion der verschiedenen narrativen Traditionen und den damit verbundenen vermeintlichen Gattungsbrüchen aufwirft.

Vorerst soll genügen zu konstatieren, dass die Gattungszugehörigkeit dem Herzog Ernst (B) einen übergreifenden Sinnzusammenhang keineswegs abspricht, sondern vielmehr einem starren Gattungs- und Schemadenken widerspricht. Nun ist es natürlich kein Zufall, dass die Autorenschaft sowohl eines Geistlichen als auch eines Ministerialen eine zu überdenkende Perspektive darstellt, sondern entspricht dem ästhetisch anspruchsvollen Stilisationsprinzip, als einer strukturellen Hybridität des Verhältnisses aus profanen und sakralen Erzähl-momenten, aus der wiederum die verschiedenen, teilweise antagonistischen Deutungs-perspektiven in der Forschung resultieren.[36] Daher werden sowohl religiöse Motive wie auch politische verarbeitet, wobei gerade die politischen Themen aus der unterschwelligen Furcht vor einem Machtvakuum im deutschsprachigen Raum resultieren könnten. So klingt bereits im Herzog Ernst das im 13. Jahrhundert dann stärker bearbeitete Ideal der Gemeinschaft an, d.h. das Individuum soll demnach zugunsten der Gesellschaft in den Hinter-grund treten bzw. für diese wirken. Dementsprechend wird auch der Herrscher in zunehmen-dem Maß als Beauftragter des Kollektivs gedeutet, was auch eine neue Form der Legitimation mit sich bringt. Dies ist aber nur eines der vielen Beispiele, die eine deutliche Tendenz zur Didaxe feststellen lassen, d.h. Literatur sollte und wollte auch erziehen, wobei gerade die höfische und weniger die geistliche Kultur im Fokus des Ernst -Erzählers liegt.[37]

3. Historische Textbedeutung

3.1. Didaxe

In der Didaxe ist die hauptsächliche Funktion des Werkes zu sehen, denn die Popularität des Ernst -Stoffes dürfte sich vor allem aus seiner ihm zugeschriebenen ‚pädagogischen‘ Wirkung auf das noch: „(…) relativ einheitliche Kultur- und Bildungsbewusstsein der Adelskaste“ erklären lassen.[38] So ordnet die überwiegende Zahl der zeitgenössischen Interpreten die Ernst -Dichtung in die Gattung der Lehrwerke ein und legt die Erzählung auf eine Sinnperspektive der positiven und/oder negativen respektive doppelten Didaxe fest.[39] Nun ist angesichts eines solcherart strukturierten poetologischen Programmes zu fragen, ob, wie und was vermittelt wird. Und falls etwas vermittelt wird, welche Konsequenzen dies für die Vermittlerfigur hat. Die Frage, ob der Text in der Vermittlung seiner Didaxe dahingehend wirkt, allseits propagierte Verhaltensnormen wie triuwe, staete oder mâze als spezifisch höfische zu proklamieren und dem Publikum als durchaus verbindliches, ethisch-didaktisches Model anzuempfehlen, muss positiv beantwortet werden und wird im weiteren Verlauf auch begründet. Erst einmal soll es aber genügen, auf die ungewöhnlich zeitnahe literarische Rezeption hinzuweisen, die der Herzog Ernst erfahren hat und niemals hätte erfahren können, sofern kein didaktisches, auf die Lebenswirklichkeit der Zuhörer ausgerichtetes, pädagogisches Konzept vermittelt worden wäre. Auf die beiden bekanntesten Beispiele sei kurz hingewiesen: Da ist zum einen der ritterliche Sangspruchdichter Reinmar von Zweter, der dem Ernst ein lyrisches Denkmal setzte.[40] Reinmar nennt Ernst in einem Atemzug mit Alexander - das ist kein Zufall, sondern zeigt, wie sehr hier das Vorbild des Weltreisenden und die Tore des Paradieses erstürmenden Alexander auch auf die Ernst -Dichtung wirkte.[41] Zumal auch Alexander wertvolle Steine aus der Fremde mitbringt, wiewohl sie natürlich nicht die gleiche Bedeutung haben, wie der von Reinmar ebenfalls erwähnte weise. Und zum anderen die herausgehobene Erwähnung in der um 1280 entstandenen Versnovelle Meier Helmbrecht des ‚Gärtners‘ Wernher, in der es, wie im Ernst, um ‚Empörung‘ geht.[42]

3.2. Fiktionalität

Die Didaxe, so sie mit utilitas cum iucunditate vermittelt wird, muss von den Zuhörern zwecks kultureller Selbstvergewisserung in der Form höfisch-gemeinschaftlicher Praxis angenommen werden. Rezeptionsästhetisch geschieht dies beim Herzog Ernst auf mehrere Arten, die im Folgenden dargestellt werden sollen, aber allesamt eine Verleugnung der Fiktionalität implizieren, um so einen Übergang von der historia zur fabula (gerade im Verständnis der adligen Zielgruppe) zu verhindern. Denn nach Haugschen Kriterien ist der Herzog Ernst ein durchaus fiktionales Werk. So schreibt Haug im Hinblick auf den Aventürenroman des 12. Jahrhunderts:

„Was überrascht an dem neuen literarischen Typus, ist nicht sein fiktionaler Charakter, sondern die Rückhaltlosigkeit, mit der hier Sinnstrukturen gegen alles, was sie in Frage stellen könnte, fiktional durchgesetzt werden. Die Bedingungen unter denen der höfische Held (...) durch Krisen zum glücklichen Ziel, zur persönlichen wie gesellschaftlichen Idealität geführt wird, sind schlechterdings brüskierend. Denn vielerlei muß ausgeschaltet werden damit der Aventürenweg des arthurischen Ritters möglich wird: 1. der Zufall, 2. die Zeit, 3. die Körper-lichkeit und 4. die Innerlichkeit .[43]

Wie beim Artus-Ritter fallen die genannten Merkmale auch in der Ernst -Dichtung hart ins Gewicht.

Der Zufall ist als Deutungsmuster der Wirklichkeit nicht existent. Alles ist im Herzog Ernst deterministisch strukturiert und - die spätere Analyse der literarischen Komposition des Orientteils wird es zeigen - sorgsam auf den Reichsteil und mit ständiger Bezugnahme auf die Didaxe hin angeordnet. Daher ist auch von vornherein festgelegt, dass es bezüglich der âventiure -Abfolge immer nur um die sogenannte ‚Wie-Spannung‘ und nicht um die ‚Ob-Überhaupt-Spannung‘ zu tun ist. Es geht also immer darum, wie der Held die Abenteuer besteht. Hierbei bilden die Erzählepisoden in ihrer Abfolge und ihren motivischen Bezügen untereinander die Struktur der Erzählung, wobei der Zufall damit zum Teil eines programmatischen Sinnzusammenhangs (und eben nicht mehr eines Handlungsmovens) umgewertet wird:

„Die âventiure (...) ist nicht mehr willkürliches Geschick, das dem Helden zustößt, sondern eine von ihm aus eigenem Antrieb gesuchte und durch wunderbare Fügung für ihn allein bestimmte gefahrvolle Bewährungsprobe .[44]

Auch die Zeit spielt keine Rolle - mit Ausnahme der werkimmanenten Parallele von sechs Jahren Empörung im Reichsteil und sechs Jahren wehrhaften Tatendrangs in Arimaspi. Die Bedeutungslosigkeit der Zeit geht einher mit dem fehlenden figurenkonzeptionellen Entwicklungsgedanken im Profil des Protagonisten. Er steht in seiner monolithischen Rollen-Identität damit über der Zeit und wird daher auch schon zu Beginn der Erzählung – versinn-bildlicht durch ein umfangreiches aber standardisiertes Erziehungsprogramm - als puer senex und vollkommener Ritter in spe vorgestellt:

daz kint bat si dô lêren beide welhisch und lâtin.

Ouch sande sie daz kindelîn

Durch zuht ze Kriechen in daz lant.

Dâ wurden im die liute erkant

von maniger hande wîsheit.

Ze aller slahte frümekeit

fleiz sich daz kint sêre:

des wuohs vil hôch sîn êre. (V.70ff.)

Selbst die Reise nach Griechenland wird nicht von individuellen Bildungserlebnissen zeugen, sondern in etwa denselben Status haben, wie die adlig-standesgemäße Bildungsreise nach Italien. Auch vom Aussehen oder einer möglichen psychologischen Entwicklung des Protagonisten erfährt der Leser nichts - ein Umstand, der mit der Forschungsdiskussion um Individualität in mittelalterlicher Literatur eng verbunden ist.

Ernsts Status als Prototyp höfischen Verhaltens soll im Weiteren noch erläutert werden, ist aber mit dem grundsätzlichen Status höfischer Helden weitgehend konform[45] ; so kann schon jetzt festgehalten werden, dass Ernst kein Individuum im neuzeitlichen Sinne ist, sondern vielmehr ein typologischer Repräsentant höfischer Idealität, der nur in der Erfüllung der ihm zugewiesenen Rolle Identität gewinnt und bloß dann auf den Zuhörer belehrend einwirken kann[46]:

„Es geht überhaupt nicht um ein inneres Werden des Subjekts, eine Charakterentwicklung des Helden, wie ständig gegen die Aussagen des Werks behauptet wird. Der Held ist von Anbeginn das, was er ist, ein in sich festgeschlossenes Ganzes, auf dessen gediegener Grundlage sein ganzes Tun und Wirken ruht.“[47]

3.3. Didaxe und Fiktionalität

Bei den abstrakten literaturwissenschaftlichen Problemen der Didaxe und der Fiktionalität, hilft es zunächst, sich ins Gedächtnis zu rufen, worum es eigentlich geht. Erst einmal geschieht in der Literatur grundsätzlich eine Fiktionalisierung, die sich anhand narrativer Schemata konstituiert. So heißt es bei Haug:

„Die Wirklichkeit, die sich bietet, ist (...) eine Wirklichkeit, in der das Historisch-Faktische, das ja an sich ohne Sinn ist, von sinnkonstituierenden Handlungsmustern fiktional über-arbeitet erscheint. Die Welt der Heldensage ist also eine Welt der fiktionalisierten Wirklichkeit. Und wie jede ungebrochen erfahrene Wirklichkeit durchschaut sie selbst ihren fiktionalen Status nicht, vielmehr präsentiert sie sich über die Rückbindung an Fakten als historische Wirklichkeit . [48]

Das Problem bei mittelalterlicher Erzählweise ist nun eine Wahrnehmung der Vor-Empirie, die dem neuzeitlichen Leser als gewollt Fiktional erscheint, aber genau dies nicht ist und zwar insoweit, als dass es eine feste Grenze zwischen Fiktion und Faktizität im 12. Jahrhundert - und insbesondere beim Herzog Ernst - nicht gibt; und zwar aus dem einfachen Grund, dass Fiktion und Realität hier keine Kategorien für die Wirklichkeitserfahrung der (Vor-) Empirie sind:

„Deshalb galt überliefertes Naturverständnis wie das des Physiologus und die Weltauf-fassungen von Autoritäten wie Thomas Cantimpratensis, Jacob van Maerlant oder Konrad von Megenburg als vielleicht noch wichtiger und zuverlässiger als die unmittelbare Wirklichkeitsbeobachtung des einzelnen. Infolgedessen wurde zwischen imaginären und natürlichen Geschöpfen kein deutlicher Unterschied gemacht. Wahr und real waren beide, und die Differenzierung zwischen fictum und factum oder zwischen erfundener Dichtung und Tatsachenberichten war bis in die Frühe Neuzeit kein Dilemma.“[49]

Darum ist die bewegende und auch den Ernst -Dichter umhertreibende Frage nicht: Was ist Realität, was ist Fiktion - sondern vielmehr die Frage, nach welchen allgemeinen Grundsätzen oder Spielregeln höfischer Rationalität er sich richten muss, damit die Erzählung vom Rezipienten nicht als fiktional und dadurch als der autoritativ gefährdeten Gattung der Fabeldichtung zugehörig erkannt wird, sondern als eine lehrhaft-verbindliche historia mit einer dem Heilsgeschehen und den res naturales kongruenten Handlung.[50]

4. Textauthentizität

4.1.Vorlagen-Strategie

Im Rahmen einer Abgrenzungsstrategie gegenüber der fabula führt der Dichter, der literarischen Tradition gemäß, einen genretypischen Verweis auf eine wahrscheinlich fingierte lateinische Vorlage an.[51] Dieser Verweis ist deswegen genretypisch, da der lüge bezichtigt zu werden, für den Ernst -Autor mehrere Unannehmlichkeiten nach sich hätte ziehen können. Erst einmal würde solch ein Vorwurf gegen das Ethos seines Berufsstandes verstoßen; der Dichter sah sich nicht als Schöpfer, sondern als „(…) Träger eines Traditionszusammen-hanges, an dem er teilhat und den er (...) weitergibt.“[52] Zum anderen hätte er damit die Autorität seiner eigenen Erzählerfigur untergraben, die ja für den zuhörenden Rezipienten per se einen klaren Indikator für die moralische Fundierung seiner eigenen (des Zuhörers) dispositiven Affektivität darstellt.

Nun kann man natürlich nicht generell voraussetzen, dass Erfundenes an sich schon lüge wäre. Augustinus schreibt dazu:

„Nicht alles, was wir als Fiktion erschaffen, ist Lüge. Wenn wir jedoch etwas als Fiktion erschaffen, was keine über sich hinausweisende Bedeutung hat, dann ist das Lüge.“[53]

Wer aber sollte über diese hinausweisende Bedeutung entscheiden? Letztlich war es somit nur natürlich, dass alle Texte, an deren authentischem Wahrheitsgehalt gezweifelt werden konnte, über kurz oder lang als unwahr und damit trivial erschienen. Als Beispiel könnte die Artus-Epik angeführt werden, die immer auf einem schmalen Grad zwischen historia und fabula stand.[54] Diesen Zwiespalt sieht man sehr gut an Thomas de Zerklaere.[55] So schreibt er einerseits: volgt Artûs dem künige hêr/ Der treit iu vor vil guote lêr (V.1045) Um dann andererseits doch zu resümieren: Die âventiure sint gekleit / dicke mit lüge harte schône (V.1118-1119). Um nun so einem Trivialitäts-Vorwurf zu begegnen, zieht der Ernst -Dichter lateinische Quellen hinzu, denn durch den Gebrauch von lateinischen Bezeichnungen wird ganz automatisch ein Anspruch auf Wahrhaftigkeit im Sinne der historia oder wenigstens des argumentum erhoben - schließlich ist Latein eine der drei heiligen Sprachen.[56] So schreibt auch der Ernst -Dichter:

ze latîne es noch geschriben stât:

dâ von ez âne valschen list

ein vil wârez liet ist. (V.4474ff.)

Die kirchliche Sprache in Absetzung zur mittelhochdeutschen Volkssprache steht demnach metonymisch für den Wahrheitsgehalt ein[57] und rückt den Herzog Ernst von einer nur aktionalen und damit grundsätzlich der lüge verdächtigten Abenteuergeschichte weg, hin zum argumentum. Und obwohl der Erzähler eigene Kommentare bei der Wiedergabe der Geschichte abgibt, handelt es sich hier nicht um seine singuläre Erzählkompetenz. Ganz im Gegenteil versucht er seine Rolle als Vermittler im Prolog zu betonen: in den buochen stêt geschriben (V.38). Durch weitere unvermittelte Quellenverweise wird der Wahrheits-anspruch der Dichtung untermauert: V.2579-2580, 2680 und V.2879-2881. Es ist darauf hinzuweisen, dass der Ernst -Dichter interessanterweise den Wissenschaftlichkeitsübergang vom Griechischen auf das Lateinische zumindest inhaltlich mit vollzieht. So kann auf Grund der kulturellen Leistungen Griechenlands, das Griechische als erste Wissenschaftssprache im Abendland betrachtet werden, weswegen der jungelic gemeit (V.79) auch gerade ze kriechen in daz lant (V.73) zwecks weiterer Ausbildung geschickt wird. Und erst im Laufe des Mittelalters setzte sich dann immer mehr Latein als alleinige Wissenschaftssprache durch. Darum auch untersprengselt der Ernst- Dichter seine Erzählung durch lateinische Fachtermini, die die Quellendignität akzentuieren sollen; wie zum Beispiel:

sie hiezen einsterne,

ze latîne hiezens Cyclôpes. (V.4520f.)

Das Deutsche als lingua auscultatorum dagegen fungiert als Mittel zur Generierung von Dramatik und dynamischem Gegenwartsbezug - gerade in der direkten Rede (z.B. Ernst-Apologie V.1300-1313) oder im performativen Ausruf: sie riefen ach und ôwe. (V.1580)

4.2. Fakten-Strategie

Der Erzähler nutzt auch vielfach die Möglichkeit ‚überprüfbare‘ Fakten aus der Reichsgeographie und Reichsgeschichte[58] in die Erzählung einzustreuen, um dadurch, „(…) das Unwahrscheinliche durch die erzählerische Einbindung in einen historisch scheinenden Rahmen glaubhafter zu machen.“[59] So kommen Städtenamen (wie Meideburc (V.202), Meinze (V.459), Spîre (V.1244) und Regensburc (V.1448)) oder Pfalzbezeichnungen zur Sprache und das Gebiet, aus dem Ernst stammt, wird präzise mit Beiern (V.324) angegeben. Und zum Aufenthaltsort des weisen formuliert der Ernst -Dichter:

er ist noch huite wol bekannt.

ins rîches krône man in siht.

von diu liuget uns daz buoch niht

ist aber hie dehein man

der diese rede welle hân

vür ein lügenlîchez werc

der kome hin ze Babenberc:

dâ vindet ers ein ende

ân alle missewende

von dem meister derz getihtet hât. (V.4464ff.)

Hier geht er selber auf das schon angesprochene Problem der lüge ein - ein universales Literaturproblem: sint doch diu buoch gar lügen vol[60] (V.21644).

So zeigt sich auch das Bemühen des Dichters im kleinen Handlungsablauf Kausalitäten nachzuvollziehen, die ebenso den Rezipienten bekannt sind. Neuigkeiten von Ernst im Heiligen Land erfährt der Kaiser von einem Ritter: der in dort hâte gesehen (V.5717). Ernst dagegen wird von: bilgerîn von diutschem lande (V.5705) informiert. Um dann im Anschluss - zeittechnisch korrekt mit sehs wochen unde mê (V.5780) angegeben - den allen Zuhörern geläufigen Weg von Ackers (V.5778) über Bare (V.5786) zurück ins rîche zu nehmen. Allgemeinem Brauch bei glücklich überstandener Seefahrt folgend, legt Ernst auch sein Dankopfer: ûf sante Niclâsen grap (V.5791). Dass dieses wohl geschuldet ist, hat der Zuhörer wenige Verse vorher erfahren:

in treip der wint âne wer

da sie liten grôze nôt (V.5782f,)

Ein Unwetter so schlimm, dass selbst einer von Ernsts Mitbringseln dabei umkam (V.5784).

4.3. Missions-Strategie

Eine weitere Authentizitätssicherung ist die zoologisch-topographische, der Wissens-konvention entsprechende, Lokalisierung der Wunderwesen durch den Ernst -Dichter. Die Wunderwesen selbst waren den Ernst -Rezipienten durchaus vertraut. Enzyklopädisten, wie Thomas von Cantimpré, Jacob van Maerlant oder Bartholomaeus Anglicus, die alle um die Entstehungszeit der Ernst -Dichtung (B) geboren wurden, nahmen die wunderlichen, am Rande der Welt lebenden Wesen ganz selbstverständlich neben der heimischen Tier- und Pflanzenwelt auf.[61] Dies wird gerade von der um 1240 entstandenen Ebstorfer-Weltkarte in anschaulicher Weise illustriert.[62] Die Karte zeigt die Erdscheibe als Leib Christi. Jerusalem ist Mittelpunkt; oben ist Asien, rechts Afrika und im linken unteren Viertel Europa dargestellt.[63] Gerade die Koexistenz nach heutigem Verständnis eigentlich grundverschiedener Ebenen beweist das komplexe Weltverständnis des Mittelalters: Ganz selbstverständlich stehen Geographie und Theologie, politische Verhältnisse, Flora und Fauna, Kartographie und Ethnologie nebeneinander. Sicherlich ist die Ebstorfer-Weltkarte weit davon entfernt, einen Atlas nach heutiger Nomenklatur zu bezeichnen; doch zeigt die explizite Verbalisierung in Form von knapp 1.400 lateinischen Textstellen, dass es den Verfassern mit der Wunderwesen-Darstellung ernst war. So heißt es über Indien: Es hat dort vielerlei unzugängliche Gebiete und darin unbekannte, unglaubliche Tiere und abartige Geschöpfe.[64] Aber auch andere Wesen werden beschrieben, die vom Heile Christi unerlöst, an schrecklichen Missbildungen leiden:

„Himmlische und höllische Orte waren noch auf derselben Erde wie die Menschen. Es wäre zwar unendlich beschwerlich und gefährlich gewesen, sie zu besuchen, doch kein Rationalis-mus der Moderne hat sie damals mit seiner symbolischen Ordnung durch Verbannung ins Reich des Unmöglichen als Kinderglauben denunziert.“[65]

Aber während auf der Ebstorfer-Weltkarte zumeist seltsame und schreckenserregende Tiere eine große Rolle spielen, treten im Herzog Ernst nur sechs verschiedene Wundervölker auf, die eher (bei Grippîa ist dies ungewiss) zum genus humanus zählen und somit an der Erlösung teilhaben können - ein wichtiges Faktum, denn die offizielle Kirchenlehre hat die Auffassung eines mit Wundervölkern besiedelten Antipoden-Kontinents nachdrücklich abgelehnt, um das christliche Wort im Sinne der Prophezeiung erreichbar zu halten[66]: „Und es wird geprediget werden das Evangelium vom Reich/ in der ganzen Welt/ zu einem Zeugnis über alle Völker/ Und denn wird das Ende kommen.“[67] Darum auch „(…) gestand man dem Übernatürlichen ohne Weiteres Realität zu, so den Riesen, Fabeltieren, usw. die auch in der höfischen Dichtung eine Rolle spielen.“[68] Bemerkenswert ist nun, dass sich der Ernst -Dichter gegen die Gegenfüßler-These entschied - er also die Wunderwesen auf der Oberseite der Erdscheibe situierte, statt sie durch eine heiße Klimazone unwiderruflich von der Christenheit abzutrennen und als für den mittelalterlichen Rezipienten unglaubhafte Gegenfüßler umher-wandern zu lassen:[69]

4.4. Prolog-Strategie

Bekanntermaßen hat sich der Prolog aus der Gerichtsrede entwickelt, wobei seine Aufgabe darin besteht, die Aufmerksamkeit der Zuhörenden auf sich zu ziehen, um ihre konstante Aufmerksamkeit, Aufgeschlossenheit und Sympathie zu erlangen. Einen besonderen Stellenwert erhält dabei die insinuatio: Der Erzähler verschafft sich das Wohlwollen der Zuhörer, um sie durch persönliche Glaubwürdigkeit belehren zu können. Sodass sich gerade beim Herzog Ernst, mit all seinen latent unglaubwürdigen Implikationen der Phantastik, die berechtigte Frage stellt: „(…) in welchem Maße der Text diesen fiktionalen Charakter herausstellt, reflektiert, dem Hörer oder Leser bewusst macht bzw. ihn verschleiert.“[70] Und genau solch eine Verschleierung der Fiktionalität liegt im Herzog Ernst (B) vor, dessen klassenbeschränkte Vorbildlichkeit, in Bezug auf die ritterlich-höfische Ideologie der Einbindung des Einzelnen in das Normengefüge der höfischen Gesellschaft, gleich zu Beginn des Epos postuliert wird:

Nu vernemet alle besunder:

ich sage iu michel wunder

[...]


[1] Mit Ausnahme der Version G.

[2] Vgl. Kühnel, J.: Zur Struktur des Herzog Ernst. In: Euphorion 73. Heidelberg 1979. S. 248- 271. S. 248: dass „(…) in allen Rezeptionszeugnissen des 13. Jahrhunderts (…) das Interesse ausschließlich auf den Orientteil“ liegt. Vgl. außerdem Neudeck, O: Ehre und Demut. Konkurrierende Verhaltenskonzepte im `Herzog Ernst B`. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur. Bd. 121. Hrsg. v. Franz Josef Worstbrock. Stuttgart 1992. S. 177-209. S. 179.

[3] Vgl. Szklenar, H.: Studien zum Bild des Orients in vorhöfischen deutschen Epen. Göttingen 1966.

[4] Vgl. Rühl, J. S.: Welfisch, Staufisch, Babenbergisch? Zur Datierung, Lokalisierung und Interpretation der Herzog-Ernst Fassungen seit König Konrad III. auf der Grundlage der Wortgeschichte von „Burg“ und „Stadt“. Wien 2002. S. 78.

[5] Siehe Kühnel: S. 248.

[6] Siehe ebda.: S. 257f.

[7] Dieser Auffassung wird von Schulz in ihrem Artikel „âne rede und âne reht“ widersprochen - denn bereits in V. 3 wird Ernst vom Verfasser als guoten knehte bezeichnet und auch sonst in allen im Heimatlande spielenden Versen durchgängig positiv geschildert und mit entsprechenden Attributen versehen: Ernst sei damit kein Parzival, der seine Aventurepflichten noch lernen müsse. Sicherlich - Schuld und Vergebung seien zentrale Themen, die die Persönlichkeit konstituierende Ehre des Herzogs würden sie aber nicht tangieren. Vgl. Schulz, M.: Âne rede und âne reht . Zur Bedeutung der triuwe im ‚Herzog Ernst‘ (B). In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur. 120. Tübingen 1998. S. 395-434.

[8] Nicht jedoch der Doppelwegstruktur.

[9] Um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts entbrannte in der Germanistik eine heftige Diskussion um den von Gustav Ehrismann geprägten Begriff ,,ritterliches Tugendsystem“. Ehrismann führt die höfische Ritterethik auf Ciceros ,,de officiis“ zurück. Dagegen ist Bumke der Meinung, dass es eine solche Systematik der höfischen Morallehre nie gegeben hat. Das erkläre sich daraus, dass die höfische Tugendlehre fast nur in poetischer Form vorgelegen habe und vorgetragen worden sei. Schon aus Rücksicht auf das Publikum sei man an einer begrifflichen Systematik nicht interessiert gewesen. Vgl. dazu: Eifler, G.: Ritterliches Tugendsystem. Darmstadt 1970, S.28ff.

[10] Man vergleiche etwa die Artusromane.

[11] So jedenfalls argumentiert Rühl: S. 3, sich auf Bumke beziehend: Vgl. Bumke,J.: Geschichte der deutschen Literatur im hohen Mittelalter. München 1990. S.199.

[12] Vgl. dazu Rühl, S. 248 ff.

[13] Die Dichtung wird häufig der sogenannten Spielmannsepik zugeordnet, sie steht jedoch unverkennbar auch in der Tradition der chansons de geste, eines Genres, das sich durch gattungstypische politische Konflikte zwischen König und Vasall, Glaubenskämpfe und eine schematische Darstellung von Emotionen auszeichnet. Vgl. dazu Siciliano, I.: Les Origines des chansons de geste. Paris 1951.

[14] Vgl. Naumann, H.: Versuch einer Einschränkung des Begriffs Spielmannsdichtung. In: Deutsche

Vierteljahresschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte. Bd. 2. 1924. S. 777-794.

[15] Vgl. Zink, G.: Herzog Ernst et chanson de geste. In: Etude Germanique 32. 1977. S. 108-118. Und vgl. dazu Wetter, M.: Quellen und Werk des Ernstdichters. 1. Teil: Deutsche Geschichte und westfränkische Ächtermäre. Würzburg 1941. S.20 und Rühl: S. 257. Einige Aufstände eines Fürsten gegen den Herrscher haben hier ihren Niederschlag gefunden, z.B. der Aufstand Herzog Liudolfs von Schwaben gegen seinen Vater Kaiser Otto I. und die Auflehnung Ernsts II. gegen seinen Stiefvater Konrad II. Vgl. hierzu Behr, H.-J.: Herzog Ernst. In: Mittelhochdeutsche Romane und Heldenepen. Hrsg. von Horst Brunner. Stuttgart 1993. S. 59-60.

[16] Siehe Göller, K.H. (Hg.): Geschichte wird Geschichte: Überlegungen zum Realitätsbezug der homiletischen Artusromanze. In: Spätmittelalterliche Artusliteratur. Paderborn 1984. S. 69-84. S.85 und auf den Herzog Ernst bezogen: siehe ebda: „Dem Schluss der Geschichte liegen die Versöhnung zwischen Kaiser Otto I. und seinem Bruder Herzog Heinrich von Bayern an Weihnachten des Jahres 941 im Frankfurter Dom und die Aussöhnung Kaiser Lothars III. von Supplinburg mit Herzog Friedrich II. zugrunde.“

[17] Während A ohne den feierlichen Ernst der geistlichen und vorhöfisch-heroischen Literatur auskommt, lassen sich bei B Anklänge zur vorhöfischen Dichtung nicht nur im Prolog finden.[17] Dies ist auch der Hauptunterschied zu A - wo es beispielsweise noch keine Selbstbezichtigung des Protagonisten zwecks Schuldbewährung in der Fremde gibt. Vgl. Kühnel: S. 248 ff. und Szklenar: S. 152.

[18] Von Karl Bartsch 1869 herausgegeben.

[19] Vgl. dazu : „Herzog Ernst“. Hrsg. von Bernhard Sowinski. Stuttgart 1979. S. 341.

[20] Vgl. Rühl: S. 257.

[21] Vgl. ebda.

[22] Siehe Bartsch, K: „Herzog Ernst“. Wien 1869. S. 1.

[23] Siehe Rühl: S. 82f..

[24] Vgl. Szklenar, H.: „Herzog Ernst“. In: Verfasserlexikon. Bd. 3. Berlin 1981. Sp. 1170-1181.

[25] Vgl. Rühl: S. 82.

[26] Die jüngere der Handschriften (A) befindet sich in Nürnberg, die ältere (B), die aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammt, in Wien.

[27] Vgl. Meves: S. 142.

[28] Vgl. Bartsch: S. 36.

[29] Trotzdem ist das letzte Wort hier durchaus nicht gesprochen - so hat Rühl mittels einer etymologischen Wortdatierung „burc“ und „stat“ von sich Reden gemacht. S. 78; Desweiteren gibt Szklenar den Hinweis, dass bei der Beschreibung von Grippîa Anleihen an den Lanzelet Ulrichs von Zazikhofen bestehen: Vgl. dazu S.155. Hiermit lässt sich zumindest eine Einschränkung in der Datierung der Fassung B machen. Denn der Lanzelet entstand um 1200, womit eine frühere Datierung des Herzog Ernst B so gut wie ausgeschlossen scheint. Siehe hierzu: Szklenar, S. 157. Meves weist jedoch darauf hin, dass es zur Überlegung gestellt werden sollte, „(…) ob Ulrichs Vorlage nicht auf ähnlichen Quellen für orientalische Stadtbeschreibungen beruhen könnte wie (…) der Herzog Ernst“. Siehe Meves: S. 144.

[30] Vgl. Hempfer, Klaus W.: Gattungstheorie. Information und Synthese. München 1973.

[31] Vgl. etwa Bertau, K.: Deutsche. Literatur im Mittelalter. Bd. 1 Münschen 1972. S. 470-478.

[32] Vgl. Meves, U.: Das Gedicht vom Grauen Rock und die Trierer Reliquientradition. In: Kurtrierisches Jahrbuch 15 (1975). S. 5 – 19. S. 5ff.

[33] Vgl. dazu Craciun-Fischer, I.: Das Bild des Orients im Spielmannsepos Herzog Ernst. In: Identität und Alterität. Imagologische Materialien für den Landeskundeunterricht. Hrsg. v. Georghe Gutu u.a.. Bucuresti 2004. S. 233-262.

[34] Auch Simon-Pelanda weist darauf hin, dass „(…) die Oberflächenphänome, aufgrund derer man ein Werk wie den Herzog Ernst dem Genre ‚Kreuzzugsdichtung‘ zuordnen könnte, fehlen.“ S.157.

[35] Weswegen schon im Prolog (V.1-57) jeder religiöse Anklang fehlt, Ernst keine Geistlichen Begleiter hat und die Heidenmission in toto überhaupt keine Rolle spielt.

[36] Siehe Bachtin, M: Die Ästhetik des Wortes. F/Main 1979. S. 195: „Wir nennen diejenige Äußerung eine hybride Konstruktion, die ihren grammatischen (syntaktischen) und kompositorischen Merkmalen nach zu einem einzigen Sprecher gehört, in der sich in Wirklichkeit aber (...) zwei Horizonte von Sinn und Wertung vermischen. Zwischen diesen (...) Horizonten gibt es (...) keine formale (...) Grenze (...).“

[37] Darum steht auch nicht der Heidenkampf im Vordergrund, sondern die âventiure und die sie legitimierende êre als Ausweisfunktion von zuht und hövischkeit.

[38] So zeugen von seiner Popularität mehrere erhaltene deutsche noch dem Mittelalter zugehörige Fassungen (A, B, D, F, G), sowie drei frühneuzeitlich-lateinische Versionen (C, E, Erf.), die Übersetzungen darstellen - ein interessanter Sachverhalt, denn hier wurde, nicht wie üblich, aus dem Französischen ins Deutsche, sondern gerade andersherum - aus dem Deutschen wurde in eine Fremdsprache, ins Lateinische, übertragen.

[39] Die zur imitatio seitens des Rezipienten anregen sollte. Vgl. dazu das grundlegende Buch von Solbach, A./ Beer, J.: Rhetorisches Erzählen zwischen Satire und Utopie. Tübingen 2003. S.15ff..

[40] Siehe Reinmar von Zweter: Lied Nr. 162. In: Die Gedichte Reinmars von Zweter. Hrsg. von Gustav Rothe. Leipzig 1887. S. 492.

[41] Auch Alexander wird von der curiositas (Weltschau) und der superbia geplagt. Vgl. Alexanderlied: (V.5161) und (V. 7028ff.). In: Das Alexanderlied des Pfaffen Lamprecht. Hrsg. v. Friedrich Maurer. Darmstadt 1964.

[42] Dort wird ironischerweise vom Helmbrecht als dem späteren slintezgeu auf die Ehre Herzog Ernsts in Zusammenhang mit den höfischen Freuden der Ritter verwiesen. Vgl. Wernher der Gaertenaere: Helmbrecht. Hrsg. von Fritz Tschirsch. Stuttgart 1974. (V. 955 ff.).

[43] Siehe Haug, W.: Wandlung des Fiktionalitätsbewusstseins. In: Kleine Schriften. S. 25.

[44] Siehe Kasten, I.: Lexikon des Mittelalters. Bd. 1, Sp. 1289.

[45] Vgl. Kiening, C.: Anthropologische Zugänge zur mittelalterlichen Literatur. Konzepte, Ansätze, Perspektiven, In: Forschungsberichte zur Germanistischen Mediävistik (Jahrbuch für Internationale Germanistik). Hrsg. von Hans-Jochen Schiewer Bd.5/1, Bern u.a. 1996, S.11-129. S.12ff.

[46] Als solcher kann er aber auch keine persönlichen Fehler machen, sondern nur exemplarische oder repräsentative, was wiederum die grundsätzliche Differenz der mittelalterlichen Didaxe zu einem Bildungs- oder Entwicklungsroman des 19. Jahrhunderts verdeutlicht. Vgl. Gerok-Reiter, A.: Auf der Suche nach der Individualität in der erzählenden Literatur des Mittelalters. In: Individuum und Individualität im Mittelalter. Hrsg. von Jan A. Aertsen und Andreas Speer. Berlin/New York 1996. Miscellanea Mediaevalia. Bd. 24. S. 748-765.

[47] Fischer, H.: Ehre, Hof und Abenteuer in Hartmanns "Iwein": Vorarbeiten zu einer historischen Poetik des höfischen Epos. München 1983. S.70.

[48] Haug, W.: Literaturtheorie im deutschen Mittelalter. Darmstadt 1992.

[49] Wunderich, W. (Hg.).:Dämonen, Monster, Fabelwesen. Mittelalter-Mythen. St. Gallen 1999. S.17. Vgl. außerdem Jauss, H. R.: Alterität und Modernität der mittelalterlichen Literatur. München 1977.

[50] Der Status, der vom modernen Leser als Fiktionalität erkannten Überwirklichkeit des Orients, dient im Herzog Ernst damit als gewaltsame (und durch Arimaspi innerlich durchbrochene) Abgrenzung der (durch Otto innerlich durchbrochenen) höveschkeit des abendländischen rîches, als Ort interner Regeln, Werte und Normen reglementierter Gewaltausübung.

[51] Deren Existenz zumindest zweifelhaft ist, da sich Wahrheitsbeteuerungen wie diese nicht immer auf eine tatsächlich vorhandene Vorlage beziehen. So ist es heute unbestritten, dass die Gahmuret - Teile im Parzival Wolframs von Eschenbach nicht auf die Vorlage eines Kyot zurückgehen, sondern dieser vermutlich von Wolfram erfunden wurde, um den Wahrheitsgehalt und die Dignität seines Werkes zu unterstreichen. Vgl. Wolfram von Eschenbach: Parzival. II, 16, (V. 827 ff.).

[52] Siehe Meyer, M.: Die Verfügbarkeit der Fiktion. Heidelberg 1994. S.67-68.

[53] Zitiert nach Geerlings, W.: Augustinus. Leben und Werk. Eine bibliographische Einführung. Paderborn 2002. S.156-157.

[54] Petrus von Blois sieht sie als unwahr aber lehrreich: So berichten die Spielleute von Artus und Gawan und Tristan manches Wunderbare, wodurch die Herzen der Zuhörer, wenn sie es vernehmen, von Mitleid erschüttert und Tränen betrübt werden. Siehe Petrus von Blois: Liber de confessione sacramentali. Hg. Migne PL 207. 1904, Sp. 1088. Der Wertewandel bezüglich der Artus-Epik lässt sich an einem weiteren Zitat festhalten: Als Abt Gevard, der Vorgänger des jetzigen Abtes, im Kapitelsaal Worte der Mahnung in feierlicher Form an uns richtete und als er sah, dass viele, vor allem viele der Novizen, schliefen, einige auch schnarchten, rief er mit einmal aus: ‚Hört Brüder, hört, ich berichte euch Neues und Großartiges. Es war einmal ein König, der hieß Artus.‘ Nach diesen Worten brach er ab und sprach: ‚Brüder, schaut dieses große Elend. Wenn ich von Gott spreche, so schlaft ihr. Sobald ich aber Worte der Leichtfertigkeit einmische, so wacht ihr auf und fangt alle an, mit gespitzten Ohren zu lauschen.‘ Ceasarius von Heisterbach: Dialogus miraculorum. Hg. J. Strange. 1851. Bd. 1, S. 205. Zitiert nach Meyer: S.73.

[55] Siehe Thomasin von Zerklaere: Der Welsche Gast. Hrsg. v. Eva Willms. Berlin 2004.

[56] So bezeugt der Heilige Ephräm, das Markusevangelium sei lateinisch verfasst worden. Vgl. Szklenar: S.169.

[57] So heißt es in der Weltchronik von Jansen Enikel: in den latînischen buochen/ sol man di wârheit suochen. 4841f. Siehe Strauch, P. (Hg.), Jansen Enikels Werke (=MGH dt Chr III). Hannover & Leipzig 1891-1900. Nachdruck München 1980.

[58] Die ja z.B. mit Ernst II von Schwaben ja ganz reale Empörer gekannt hat.

[59] Siehe Haustein, J.: ‚Herzog Ernst’ zwischen Synchronie und Diachronie. In: Zeitschrift für deutsche Philologie. Bd. 116. Hrsg. von Werner Besch u.a.. Berlin 1997. S.115-130. S. 124.

[60] Hugo von Trimberg, Der Renner (V. 21644) Textgrundlage ist die Ausgabe von Gustav Ehrismann. Tübingen 1908-1912.

[61] Ihre schematisch anmutende Aufzählung, die oftmals mit der einleitenden Formel „Homines alii sunt“ beginnt, nennt sie beim Namen, und in den meisten Fällen bezeichnet dieser auch schon zugleich ihre Deformation. Die Wundervölker bilden ein Kuriositätenkabinett, das je nach den Kenntnissen des betreffenden Autors mehr oder minder umfangreich ausfällt.

[62] Vgl. Simek: S.87 und im Allgemeinen auch Gervase of Tilbury: Otia Imperialia. Recreation for an Emperor. Hrsg. von James W. Binns und Shelagh E. Banks. Oxford 2002.

[63] Wie so viele andere Mappae Mundi des Mittelalters wird die Ebstorfer Weltkarte in erster Linie als Lehrmittel im Kloster gedient haben, wofür der aus 30 Pergamentblättern zusammengeheftete Corpus auf dem Fußboden ausgerollt wurde und dem Betrachter in einer grandiosen Projektionsfläche des mittelalterlichen Vorstellungskosmos Heils- und Weltgeschichte anschaulich vermittelten.

[64] Zitiert nach Ruberg, U.: Die Tierwelt auf der Ebstorfer Weltkarte im Kontext mittelalterlicher Enzyklopädik. In: Ein Weltbild vor Columbus - Die Ebstorfer Weltkarte. Hrsg. von Hartmut Kugler. Weinheim 1991. S. 319-346. S.331.

[65] Martin Warnke: Et mundus hoc est homo. In: Zeitschrift für Semiotik, 20 (Heft 1-2), S. 119-132. S.128.

[66] Unter diesen Prämissen konnten die monstra auch Einzug in die Arche Noah halten, als deren Postfiguration das Kirchenschiff galt.

[67] Siehe Mt 24, 14.

[68] Siehe Könneker: S.31.

[69] Wiewohl die These schon Mitte des 14. Jahrhunderts als Häresie verdammt wurde.

[70] Siehe Haug, W.: Mündlichkeit, Schriftlichkeit und Fiktionalität. In: Modernes Mittelalter. Neue Bilder einer populären Epoche. Hrsg. von Joachim Heinzle. F/ M. 1994. S. 376-397. S. 388.

Ende der Leseprobe aus 78 Seiten

Details

Titel
verrât und dienest - Vorbereitung und Inszenierung der doppelten Didaxe im Herzog Ernst B
Hochschule
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg  (Deutsches Seminar I)
Note
1
Autor
Jahr
2007
Seiten
78
Katalognummer
V90644
ISBN (eBook)
9783638050890
ISBN (Buch)
9783638956642
Dateigröße
797 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Vorbereitung, Inszenierung, Didaxe, Herzog, Ernst
Arbeit zitieren
David Liebelt (Autor:in), 2007, verrât und dienest - Vorbereitung und Inszenierung der doppelten Didaxe im Herzog Ernst B, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90644

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