Miguel de Unamuno y Yugo

Untersuchung zweier Landschaftsbilder seiner Lyrik


Seminararbeit, 2008

19 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die ideologische Entwicklung bei Unamuno

3. Unamunos Platz in der Literatur

4. Kastilien und Baskenland

5. „Castilla“
5.1. Entstehung
5.2. Form
5.3. Interpretation

6. „Vizcaya“
6.1 Entstehung
6.2 Form
6.3 Interpretation

7. Vergleich „Castilla“ – „Vizcaya“
7.1 Die äußere Landschaft: Vorstellung beim Rezipienten
7.2 Die innere Landschaft: Wirkung und Funktion
7.3 Transzendenz und Evasion:
7.4 Spanienbild

8. Schlussfolgerungen

9. Fazit

10. Resumen

11. Bibliographie

Quellen

Sekundärliteratur

1. Einleitung

Ästhetische Landschaftsbeschreibungen in der Literatur im Allgemeinen sind das Ergebnis einer Naturbetrachtung, die losgelöst ist von jedem praktischen Zweck. Sie wird weder von landwirtschaftlichen, nutzungsbezogenen noch von anderen strategischen Gesichtspunkten beeinflusst. Allein ihr ästhetischer Genuss, dem sie ihrem Betrachter verschafft und die Empfindungen, die sie in ihm auslöst, ist von Relevanz.[1]

Schon in der Romantik war die Beziehung zwischen Landschaft bzw. Natur[2] und lyrischem Ich von nicht selten leidenschaftlicher Natur, geprägt von Sehnsüchten und Verklärtheit. Oftmals diente sie als Heil versprechender Fluchtpunkt aus ungeliebten Lebensverhältnissen.

Im Zuge der Modernisierung und Industrialisierung erhielt und verstärkte sich dieses Bedürfnis nach Evasion in die Natur, wofür in Spanien der Costumbrismo[3]

Zeuge war. Mit der Generación 98, zu der auch Unamuno gehörte, gesellte sich ein weiterer Anspruch an die Landschaft, die nunmehr nicht nur unter ästhetischen Gesichtspunkten betrachtet wurde, sondern als Stütze für Ideologien und politische Ansichten diente.[4] Es wurden also Landschaften literarisch verarbeitet, die weit über sich selbst hinausdeuteten und Stellvertreter für das philosophische und politische Gedankengut des Autors waren.

Wie wichtig selbst die „paisaje“ für Unamuno war und wie wenig sie für ihn mit der ihr herkömmlichen Funktion als Rahmengebung für die eigentliche Handlung gemeinsam hatte, zeigt folgendes Zitat:

“El que lee una novela (…) está pendiente del progreso del argumento, del juego de las acciones y pasiones de los personajes, y se halla muy propenso a saltar las descripciones de paisajes por muy hermosas en sí sean, y como no sea que el campo sea un verdadero personaje, lo que ocurre pocas veces. Y, en cambio, el que gusta del paisaje literario, va a buscarlo en sí y por sí.”[5]

Unamuno wollte also die Landschaft nicht gefährdet wissen beim Leser in den Hintergrund zu rücken und vermied sie lieber ganz dort, wo sie nicht selbst im Mittelpunkt stand. Dafür widmete er ihr seine ganze Aufmerksamkeit in seinen essayistischen Werken, wie zum Beispiel Paisajes, De mi país, Por tierras de Portugal y de España, Andanzas y visiones españolas, Paisajes del Alma[6].

Doch auch in der Lyrik Unamunos haben Landschaften ihren Platz gefunden und an ausgewählten Beispielen soll in dieser Arbeit eine Deutung vorgenommen werden, in wieweit Dichtung und Ideologie Unamunos sich in seinen Landschaftsbildern vereinen.

Doch zunächst erscheint es ratsam, die ideologische Entwicklung Unamunos hinsichtlich seines Spanienbildes kurz nachzuzeichnen.

2. Die ideologische Entwicklung bei Unamuno

Die Ideolgie -oder besser Ideologien- Unamunos ist in ihrer Entstehung und Verlauf sehr komplex und von Widersprüchen geprägt. Da sich der Schwerpunkt dieser Arbeit auf seine Landschaftsbilder konzentriert, werden auch nur die Punkte seiner geistigen Vita aufgeführt, die für diesen Aspekt relevant sind und auch diese Ausführungen müssen, des gegebenen Rahmens wegen, vereinfacht wiedergegeben werden. Dass Unamuno zwar kein Politiker war, jedoch mit seiner Literatur durchaus politischen Einfluss üben wollte, sei versichert:

„ Nunca he rehusado llamarme político, sino que por tal me tengo, pues me tengo por ciudadano. Lo que rehuyo es ser politiquero o electorero. Hago política (…) y no mal que me pese, sino complaciéndome en ello, y sé (…) que aunque sea poco, influyo algo con mis predicaciones en la gobernación de mi pueblo.” [7]

Miguel de Unamuno y Yugo wurde 1864 in Bilbao als Baske geboren und verlebte eine glückliche und fromme Kindheit in einem sehr religiösen Rahmen. Als Jüngling empfand er vor allem Sympathien für die baskischen Nationalparteien, die eine Unabhängigkeit und die Wiederherstellung alter Rechte für die autonome Region des Baskenlandes forderten. Der heimatverliebte junge Unamuno war politisch nicht aktiv, sehnte sich jedoch nach dem „verlorenen Paradies“ eines ländlichen Baskenlandes und empfand eine Abneigung gegenüber der überhand nehmenden Zivilisation und Industrie Bilbaos.[8]

Im Alter von 16 Jahren verließ Unamuno 1880 seine Heimat um bis 1884 in Madrid Literatur und Philosophie zu studieren. In diesen Jahren kam er in Kontakt mit den modernen Wissenschaften und wurde stark vom Krausismo, Positivismus und Existenzialismus beeinflusst, was schon zu diesem Zeitpunkt negative Auswirkungen auf seine Religiosität hatte[9]. Wie wichtig ihm seine Heimat auch in der Fremde blieb, zeigt seine Abschlussarbeit, die von der Geschichte und Herkunft der baskischen Rasse und ihrer Sprache handelt.

1884 kehrte er als promovierter Doktor nach Bilbao zurück, wo er sich bis 1891 als Lateinlehrer verdingte und sich für Lehrstühle an Universitäten bewarb. Seine geistige Entwicklung vollzog sich weiterhin in eine positivistische Richtung und er entwickelte seine Idee, von einem determinierten, evolutionären Geschichtsverlauf, der unabwendbar und unvorhersehbar wäre.[10] Während dieser Zeit kümmerte er sich vor Allem um regionale Probleme seines Baskenlandes und plädierte dafür, den Geist des baskischen Volkes mit der Moderne und der Zukunft in Einklang zu bringen und sprach sich gegen eine Rückwendung zur Vergangenheit aus. In dieser Hinsicht hatte er seine Einstellung gegenüber zu seiner Jugend also deutlich, wenn auch nicht grundlegend, geändert. Des Weiteren sprach er sich für eine föderalistische Republik, den Regionalismus und gegen die Monarchie, den Traditionalismus und den Zentralismus aus. In dieser Zeit begann auch seine sozialistische Phase, wobei er den Sozialismus allerdings nicht als materielle Gemeinschaft verstand, sondern als eine soziale, also quasi als einen Sozialismus der Nächstenliebe, in dem das Individuum vor der Gemeinschaft steht.[11]

1891 bekam er schließlich einen Lehrstuhl in Salamanca angeboten und lehrte dort von nun an spanische Sprachgeschichte. Er nahm nun immer vermehrter am politischen Leben teil und manifestierte seine Theorie über die geschichtliche Evolution, die er nun

auch in Einklang zu bringen versuchte, mit dem Verlauf des Sozialismus - sozusagen als dessen evolutionärem Ursprung- und wurde zum starken Befürworter Marx.[12]

1897 jedoch wendete sich Unamuno enttäuscht vom Sozialismus ab, da er erkannt hatte, dass dieser nicht für die religiösen Verbesserungen stand, die er selbst forderte. Auch Unamunos Religiosität hatte, obwohl er der Religion eine große Wichtigkeit beimaß und auch persönlich an ihr hing, weiteren Schaden genommen. Er befand sich seit dem Beginn seiner akademischen Laufbahn in einer tiefen und ihn in seinem Innersten zerwühlenden Glaubenskrise, die durch seine Beschäftigung mit den oben genannten Wissenschaften entstanden war. Seine kindliche Frömmigkeit war ihm abhanden gekommen und er versuchte seinen Glauben wiederzuerlangen, was ihm nie ganz gelingen sollte und auf Grund dessen er sich starken Ängsten ausgesetzt sah, die sich vor allem auf den Tot und den Verlust der Unsterblichkeit gründeten.[13] Er beschloss dann, zu glauben nur um des Glaubens willen und um sich von seinen Ängsten zu befreien, obwohl er weiterhin nicht an eine wirkliche Existenz Gottes im Sinne der katholischen Kirche glaubte.[14]

[...]


[1] vgl. J. Ritter, 18

[2] Ich werde im weiteren Verlauf Landschaft und Natur als nahezu gleichbedeutende Begriffe verwenden, wobei Natur eher als Überbegriff zu verstehen ist. Dabei halte ich mich an Unamuno selbst, der die Begriffe „naturaleza“, „paisaje“, „campo“, und „tierra“ weitgehend als Synonyme einsetzte. (vgl. I. Stintzing, 111)

[3] Kennzeichen des Costumbrismo waren Lokalkolorit, ländliche Schauplätze und dörfliche Umgebungen. vgl. Hess/Siebenmann/Stegmann, 262

[4] vgl. I. Stintzing, 9

[5] M. Unamuno, Obras Completas I, 14

[6] alle in Unamuno, Obras Completas Band I

[7] Unamunoo, Obras Completas IX, 1424

[8] vgl. M. Urrutia, 315

[9] Auf Grund des rationalen Gedankenguts, gibt Unamuno den regelmäßigen Messebesuch auf. vgl. Granjel, 61

[10] vgl. M. Urrutia, 316

[11] vgl. B. Hörr, 48ff.

[12] vgl. M. Urrutia, 318f.

[13] Vgl. L. Granjel, 65

[14] Vgl. Ebd., 177

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Miguel de Unamuno y Yugo
Untertitel
Untersuchung zweier Landschaftsbilder seiner Lyrik
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg  (Romanisches Seminar)
Veranstaltung
La lírica modernista
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
19
Katalognummer
V90611
ISBN (eBook)
9783638048149
ISBN (Buch)
9783638944328
Dateigröße
446 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Der Dozent wird diese Arbeit als Modell aufnehmen, als Beispiel für Studenten, die noch keine Hausarbeit geschrieben haben.
Schlagworte
Miguel, Unamuno, Yugo
Arbeit zitieren
Nina Benig (Autor:in), 2008, Miguel de Unamuno y Yugo, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90611

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