Ist die ökonomische Selbstständigkeit der Frau die Hauptursache für den aktuellen Geburtenrückgang und den Wegfall der Familie?


Hausarbeit, 2007

27 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltverzeichnis

1. Einleitung

2. Eine Bestandsaufnahme

3. Mögliche Ursachen für den 2. Geburtenrückgang
3.1. Mögliche Ursachen für den zweiten Geburtenrückgänge
3.2. Auswirkungen des Geburtenrückganges
3.3. Gegenmaßnahmen als Anreiz für höhere Geburtenraten

4. Politische und gesellschaftliche Änderungen der gegebenen Situation
4.1. Erhöhung der Fertilität nach Franz – Xaver Kaufmann
4.2. Einfluss des Landescharakters auf die Fertilität
4.3. Sonderfall: Deutschland

5. Lösungsvorschläge und Perspektiven für die Zukunft

7. Literaturverzeichnis

8. Internetquellen

9. Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

Die emanzipierte Frau von heute ist allein stehend und verdient ihr eigenes Geld in dem Beruf, für den sie sich selbst berufen fühlt. Ihre Freizeit verbringt sie mit Freunden, die ein ähnliches Leben führen wie sie selbst und vor allem bleibt sie in den meisten Fällen kinderlos. Dieses neue Rollenverständnis der Frau verringert den Anteil der Familien in Deutschland enorm. Die klassische Institution „Familie“ stellt für die deutsche Gesellschaft einen sehr großen Nutzen dar. Die Familien gebären den Nachwuchs und versorgen ihn, damit dieser später als Arbeitskräfte- und Wissensträgerpotential der Wirtschaft und der Gesellschaft zur Verfügung steht. Gleichzeitig unterstützen und garantieren die Eltern mit ihren Kindern die Aufrechterhaltung der sozialen Sicherungssysteme, besonders hervorgehoben sei in diesem Zusammenhang das umlagefinanzierte Rentensystems für die deutsche Bevölkerung. Somit sind Kinder für den deutschen Staat, als Human- und Sozialkapital[1] fungierend, wichtig, und bedeutende Säulen für die Stabilität.

Die aktuelle politische und gesellschaftliche Debatte behandelt im Zusammenhang mit „Familie“ verstärkt das Thema des Geburtenrückganges. Rein statistisch ist ein Rückgang der Geburtenzahlen nachgewiesen worden, wobei sich die Wissenschaften noch über seine unterschiedlichen Auswirkungen unschlüssig ist. Sollte sich diese negative Entwicklung weiter fortsetzen, können gravierende Probleme innerhalb der sozialen Absicherung auftreten oder zu einem Kollaps führen. Eine Kultur der Kinderlosigkeit wird durch Demographen und Politiker heraufbeschworen. Sie behaupten, dass die Vorläufer dieser Entwicklung jetzt schon an dem negativen Geburtenverlauf abzulesen ist. Demographen, wie Herwig Birg[2] stellen insbesondere bei Akademikerinnen einen geringen Kindernachwuchs fest. Die aktuellen Geburtenzahlen plädieren für eine schnelle Steigerung der Geburtenentwicklung, um die Sicherung der Wirtschaft und die gesellschaftliche Absicherung zu gewährleisten. Sollten sich die sinkenden Kinderzahlen weiter fortsetzen, stellen gerade sie, das deutsche Sozialsystem, laut Expertenmeinung, auf eine harte Probe. Hinzu kommt der stetig wachsende Anteil der älteren Bundesbürger, der ohne einen parallel verlaufenden Jungendausgleich verläuft und sich folglich weiter verstärken wird. Diese gegenläufige Entwicklung wird zu einer noch höheren Belastung innerhalb Deutschlands werden. Die Komplexität des Themas wird noch einmal zusätzlich erhöht, wenn die Zuwanderungszahlen mit in den Kontext einbezogen werden. Für die direkte Analyse in dieser Arbeit übernehmen sie kein gewichtendes Maß. Zudem lässt sich die Gegenbewegung der Abwanderung, der gut gebildeten Arbeitskräfte, hervorheben. Die Frage die sich in diesem Zusammenhang in den Vordergrund drängt, basiert nicht allein auf der klassischen Familie. Viel wichtiger als die Rettung der Institution Familie ist eine geeignete Förderung des Kinderkriegens egal in welcher Lebenslage und in welchem Stand sich die Frauen oder die Partner gemeinsam befinden.

Welche Faktoren die Entwicklung für Kinder hemmen und welche Erfolge Maßnahmen schaffen könnten, wird in dieser Arbeit im Mittelpunkt stehen. Eine aktuelle Datenanalyse der zurückgehenden Geburtenzahlen soll als Basis der weiterführenden Handlungsoptionen dienen. Die unterschiedlichen Entwicklungen der Altersstrukturen werden ins Verhältnis gesetzt und mit neuen Ansätzen der Familienfördernden Strukturen verglichen. Ob es einen Geburtenrückgang mit negativen Auswirkungen für die gesamte deutsche Gesellschaft gibt, welche Ursachen, sowie Gegenmaßahmen es in diesem Zusammenhang gibt und welche Maßnahmen von Bedeutung sind, soll diese Arbeit diskutieren. Mögliche Änderungen und Perspektiven werden für die zukünftigen Jahre abschließend angeführt.

2. Eine Bestandsaufnahme

In der aktuellen politischen Debatte wird der Geburtenrückgang in Deutschland als sehr präsent dargestellt und vehement diskutiert. Talkrunden und der Feuilleton scheinen aus den statistischen Entwicklungen ein unausweichliches Ereignis zu machen, dass mit einen einmaligen Charakter ausgestattet zu sein scheint. Die geschichtlichen Aufzeichnungen verzeichnen hingegen unterschiedlich begründete Geburtenrückgänge. In Deutschland und Frankreich[3] lassen sie sich bereits um das 20.Jh. belegen und liefern somit einen eindeutigen Beweis, dass die Veränderungen der Geburtenziffern zyklisch und nicht linear verlaufen.

Der deutsche Demograph Herwig Birg veröffentlichte 2006 aktuelle Zahlen der Geburtenreduktion im Vergleich mit 1946, in dem noch 920000 Kinder geboren wurden und 2005 eine Abnahme auf 686000 Geburten zu verzeichnen ist. Entsprechend seiner demographischen Berechnungen werden 2030 nur noch 532000 Kinder das Licht der Welt erblicken, während 2050 die Zahl der Geburten auf 438000 abfällt[4]. Das Ausmaß des erwarteten Kinderverlustes bedingt in den kommenden Jahren eine automatische Schrumpfung der deutschen Bevölkerung. Frank Schirrmacher[5] geht wie Herwig Birg bis 2050 von einem Einwohnerrückgang, in Deutschland, ohne Zuwanderungsausgleich von 23 Millionen Menschen aus[6]. Der gewollte Ausgleich der Bevölkerungsabnahme wird nur schwer erreichbar sein, weil die älteren Menschen der später versterbenden Generation angehören und sich die jungen Frauen ohne ihre Mutterrolle sehr wohl fühlen.

In der gegenwärtigen Diskussion stehen meist die absoluten Geburtenzahlen im Vordergrund ohne in einen größeren Kontext eingeordnet zu werden. Nur wenige Studien thematisieren Ländervergleiche mit dem Schwerpunkt der gesellschaftlichen Voraussetzungen für die Geburt von Kindern. In den meisten Fällen der öffentlichen Debatte werden Frauen angeprangert, weil sie sich selbst zu sehr verwirklichen wollen und sich folglich dem Kinderkriegen verweigern. Andere beeinflussende Aspekte wie z.B. die institutionellen Schwächen Deutschlands fokussiert die Öffentlichkeit selten, damit die Vielschichtigkeit des Problems vereinfacht wird. Das westdeutsche Modell der Hausfrauenehe steht immer noch an erster Stelle der traditionellen Kinderbetreuung. Das ostdeutsche Gesamtbetreuungsangebot büßte nach der Wende an Kapazitäten und Image ein. Alternative Möglichkeiten, die durch Eltern selbst initiiert werden, finden sich vereinzelt in Städten, jedoch zeigt sich, dass es keine flächendeckende Kinderbetreuung in Deutschland gibt.

Einführend sollen die von Demographen publizierten Statistikzahlen geprüft und relativiert werden, um eine Ausgangssituation für die weiterführende Analyse zu gewährleisten:

Abbildung 1

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In der Fachliteratur finden sich unterschiedliche Annahmen über die Zahlen des Geburten- rückganges. Die genauere Betrachtung der unterschiedlichen Quellen gibt kein einheitliches Bild wieder. Eine Datenbasis, die die gegebenen Entwicklungen objektiv abbildet, soll als Grundlage dieser Arbeit dienen, um anschließende Maßnahmen besser gewichten zu können.

Die beiden Datensätze der Untersuchungen in der Abbildung 1 stellen die Kinderlosenquoten deutscher Frauen in Prozent dar. Die beiden Datensätze des Mikrozensus und des Deutschen Institutes für Wirtschaft bilden unterschiedlich

niedrige und hohe Kinderlosenquoten ab. Eine Erklärung lässt sich wahrscheinlich bei den Auftraggebern der Studien selbst finden. Die beiden unabhängigen Forschungseinrichtungen Mikrozensus und das DIW sind zu unterschiedlichen Forschungsergebnissen gekommen. Die Abweichungen der Ergebnisse basieren auf den unterschiedlichen Erhebungsmethoden der Daten. Die Messungen beider Institute beruhen auf Schätzungen[7] und nicht auf Berechnungen, weil die statistischen Erhebungen nur auf einem kurzen Zeitraum fokussiert sind und ein Berechnungsrahmen zu eng gefasst wäre. Mit diesem Vorgehen in der Datenerhebung lässt sich nie eine abgeschlossene Entwicklung der Geburten pro Frau innerhalb einer Generation feststellen. Die Daten des Mikrozensus werden nach einer genauen Eingruppierung eines Sachverhaltes erhoben. Im Falle der Analyse des Geburtenrückganges wurde nach Müttern mit Kindern gefragt. Jedoch treten gerade in diesem Punkt der Befragung die Schwachstellen zutage. Viele Frauen sortiert die Statistik als potentielle Mütter aus. Eine Frau gilt in der Definition des Mikrozensus beispielsweise nicht als Mutter, wenn ihre Kinder schon ausgezogen sind oder geheiratet haben[8]. Die Studie des Deutschen Institutes für Wirtschaft setzt bei seinen Schätzungen zum Geburtenrückgang niedrigere Zahlen an. Jedoch sind diese Zahlen schnell erreicht, wenn die Aussortierungen der Mütter des Mikrozensus mit in Statistik einfließen. Die Schlussfolgerung könnte tendenziell für eine genauere Auswertung des DIW ausfallen. Bei dem Vergleich der Studien drängt sich die Frage in den Vordergrund, welche Vorteile die Wirtschaft von höheren statistischen Geburtenzahlen hätte. Vielleicht liegt der politische Fokus stärker auf dem Geburtenrückgang, weil sind die Folgen des demographischen Wandels primär auf den Staat und die Gesellschaft auswirkt. Die Folgen, die die Wirtschaft betrifft, können anfängliche Personalengpässe sein, die sich mit Hilfe von ausländischem Personal ausgleichen lassen. Somit nutzen die Firmen das jetzige weibliche Potential zusätzlich, dass mobil, unabhängig und gut ausgebildet ist.

3. Mögliche Ursachen für den 2. Geburtenrückgang

Der gegenwärtige Geburtenrückgang ist kein neues und akut aufgetretenes Problem, sondern ein länger fortschreitender Prozess. In der jüngeren Vergangenheit Deutschlands lassen sich zwei unterschiedliche Geburtenrückgänge feststellen. Der erste Geburtenrückgang soll hier nur kurz erwähnt werden und in die Thematik einleiten:

Aufgetreten ist die erste Geburtenabnahme zwischen 1908 und 1933. Eine derartige Veränderung wird durch zwei mögliche Erklärungen gestützt: Ältere Soziologen nehmen die zunehmende Rationalisierung aller Lebensverhältnisse und die mögliche Wohlstandssteigerung[9] als Hauptursache an. Hingegen vertritt der jüngere Vertreter Caldwell (1982) die Meinung, dass die zentrale Veränderung im Verhältnis der Generationen zu einander liegt. Angeführt werden die Vorteile einer großen Kinderanzahl. Die Macht des Clans wächst mit seiner Größe, Kinder dienen als Arbeitskraft und sie gewährleisten Unterstützung im Alter.[10]

Der zweite Geburtenrückgang, der seinen Verlauf dreißig Jahr später beginnt, stellt für die aktuelle Darstellung der demographischen Debatte einen bedeutenderen Wert dar. Eine genauere Betrachtung der sinkenden Geburtenzahlen kann erste Aufschlüsse erbringen, aus welchen Gründen sich junge Menschen in zunehmendem Maß gegen den Gedanken eines Kindes entscheiden. Eine geradlinige Kausalkette lässt sich bei diesem Vorgehen nicht herausarbeiten. Die Besonderheit Deutschlands mit dem Charakter der geteilten Länder spaltet die Entwicklungen in zwei unterschiedliche Richtungen, weil sich die Geburtenzahlen durch fördernde und hemmende Maßnahmen des Staates unterschiedlich entwickelten. Selbst aus heutiger Sicht lassen sich die Daten nicht auf ein Gesamtdeutschland übertragen. Strukturelle Bedingungen, die das Leben mit Kindern in den jeweiligen Ländern prägten, sind heute noch größtenteils intakt, so dass eine getrennte Beobachtung weiterhin hilfreich scheint.

Abbildung 2

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die beiden dargestellten Graphiken in Abbildung 2 gehen direkt auf den 2. Geburtenrückgang ein. Deutlich erkennbar ist in der oberen Graphik die Geburtenabnahme ab dem Jahr 1962, die für West- und Ostdeutschland den gleichen anfänglichen Verlauf nimmt. In Westdeutschland setzt sich der abnehmende Geburtentrend konstant fort. Im Vergleich dazu ist in Ostdeutschland ab 1972 eine Steigerung der Geburtenziffern zu verzeichnen. Diese Umkehr der ostdeutschen Entwicklung basiert auf einer politisch inszenierten und unterstützten Kampagne zur Förderung des Nachwuchses in der ehemaligen DDR. Ab 1982 kehrt sich die positive Entwicklung um und die Geburtenanzahl nimmt wieder einen negativen Trend

[...]


[1] Dieter Nohlen/ Rainer- Olaf Schulzte: Lexikon der Politikwissenschaft. 2. Auflage 2004 München. s. Humankapital und Sozialkapital

[2] www.faz.net – 20.09.2006: Demographie – Ist Deutschland noch zu retten?

[3] Cornelie Usborne: Frauenkörper- Völkerkörper in Theorie und Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft von Heide Gerstenberger und Hans-Günter Thien. Band 7. Westfälisches Dampfboot

[4] Frankfurter Allgemeine: FAZ.NET. 20.09.2006 - Debatten: Demographie – Ist Deutschland noch zu retten? www.faz.net.de

[5] Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und Autor des Buches: Das Methusalemkomplott

[6] Frank Schirrmacher: Das Methusalem – Komplott, Karl Blessing Verlag, München (2004), S. 41

[7] Zeit online 06.06.2006: Überschätzung der Kinderlosigkeit

[8] Deutsche Bank Research: Die Antwort ist 40 – aber wie lautet die Frage unter: www.dbreserach.de

[9] Kaufmann, Franz – Xaver: Schrumpfende Gesellschaft – Vom Bevölkerungsrückgang und seinen Folgen. 1. Auflage 2005 Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag; S. 119

[10] Kaufmann, Franz – Xaver: Schrumpfende Gesellschaft – Vom Bevölkerungsrückgang und seinen Folgen. 1. Auflage 2005 Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag. S. 119f.

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Ist die ökonomische Selbstständigkeit der Frau die Hauptursache für den aktuellen Geburtenrückgang und den Wegfall der Familie?
Hochschule
Universität Potsdam
Note
2,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
27
Katalognummer
V90572
ISBN (eBook)
9783638046978
ISBN (Buch)
9783638942379
Dateigröße
578 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
19 Einträge im Literaturverzeichnis, davon 6 Internetquellen.
Schlagworte
Selbstständigkeit, Frau, Hauptursache, Geburtenrückgang, Wegfall, Familie
Arbeit zitieren
Franziska Reinold (Autor:in), 2007, Ist die ökonomische Selbstständigkeit der Frau die Hauptursache für den aktuellen Geburtenrückgang und den Wegfall der Familie?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90572

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