Lebensweltorientierung und ihr Einfluss auf die Profession der sozialen Arbeit


Hausarbeit, 2020

12 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Abschnitt I - Das Konzept
Lebenswelt und Alltag
Die Lebensweltorientierung
Entwicklung der Lebensweltorientierung
Maximen der Lebensweltorientierung

Abschnitt II - Soziale Arbeit
Gegenstand soziale Arbeit

Abschnitt III - Schlussteil
Ausgangspunkt soziale Arbeit & Lebensweltorientierung
Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

Jeder einzelne Mensch erlebt seinen eigenen individuellen Tag. Der Tag kann dabei aus verschiedenen Mustern, Abläufen und Ritualen bestehen, aus Hobbys, Aktivitäten und im Miteinander mit anderen Menschen. Tag ein Tag aus, so wird diese alltägliche Zeit die der Mensch am Tag verbringt zu seiner eigenen individuellen und persönlichen Lebenswelt. Die Lebenswelt des Menschen formt sich dabei durch die eigenen Erfahrungen und Gegebenheiten des Individuums. Doch in Phasen des Lebens können immer unvorhersehbare Schicksalsschläge oder andere Problemsituationen auftreten, die in die Lebenswelt des betroffenen Menschen eingreifen und die Struktur sowie das Gleichgewicht des Menschen ins Wanken bringen können. Wie stark der Betroffene von den Umständen getroffen ist, unterscheidet sich dabei nach individuellem Verhalten, kann aber manch einen so stark beeinflussen, dass dieser in seiner eigenen Lebenswelt nicht mehr zurecht findet. Um hier, bei diesem von Not betroffenen Menschen, in der Hilfe zur Neuorientierung anzusetzen, gibt das Konzept der Lebensweltorientierung, auf Ebene der Profession soziale Arbeit, eine Möglichkeit der Reflektion und Bewältigung der gegebenen Situation. Wie sich in der vorliegenden Arbeit zeigt, wirft die Konzeptidee der Lebensweltorientierung auf Ebene der Anforderung an der Umsetzung parallelen auf und spielt in der historischen Gegebenheit von sozialer Arbeit eine wichtige Rolle. Um den Zusammenhang zwischen der Lebensweltorientierung und sozialer Arbeit besser verstehen zu können, entwickelte sich für mich die Frage „Welchen Einfluss der Ansatz der Lebensweltorientierung für eine Profession der sozialen Arbeit gibt?“

Dabei folgt zunächst im ersten Teil der Arbeit die Annäherung an die Schlüsselbegriffe und Entstehung der Lebensweltorientierung. Im zweiten Teil soll der Gegenstand was soziale Arbeit ist oder sein soll erläutert werden, um im Abschließenden Teil der Arbeit einen Zusammenhang zwischen den Begriffen zu erkennen und Bezug auf die Forschungsfrage zu nehmen.

Abschnitt I - Das Konzept

Lebenswelt und Alltag

7 Uhr morgens. Der Wecker neben einem Bett, mit einem sich darin befindenden jungen Mann, klingelt lautstark aggressiv. Der junge Mann lässt ein lautes Gähnen von sich, stellt widerwillig den Wecker auf stumm und verlässt schleichend das Bett ins Badezimmer. Auf dem Weg dorthin stößt er mit seinem nackten großen Zeh gegen den Türrahmen, was ein lautes „Aaaautsch“ hervorbringt. Nach dem Badezimmer, wo er immer morgens nach dem Aufstehen duscht und sich anzieht, gibt’s in der Küche schnell einen aufgebrühten Kaffee. Dann verlässt er seine Wohnung, schnell die Treppen hinunter, um seinen Bus, der ihn zu seiner Arbeitsstelle fährt, pünktlich um 8:12 Uhr an der gegenüberliegenden Straßenecke, zu bekommen. Doch der Bus kommt nicht.

Diese Kurzgeschichte nimmt Bezug auf den Ablauf eines Morgens eines jungen Mannes, der durch individuelle Handlungsfelder bestimmt wird. Die individuellen Handlungsfelder die in dieser Kurzgeschichte zum Vorschein kommen, sind das Aufstehen um 7 Uhr morgens, die Schmerzerfahrung mit seinem Zeh, das Duschen und Anziehen, Kaffee trinken und den Bus um 8:12 Uhr nehmen. Die Handlungen des individuellen Menschen gestalten sich täglich im individuellen Leben und gestalten die eigene Welt der Lebensgeschichte, durch individuelle Erfahrungen, Handlungsmuster, Kompetenzen, Erwartungen, Hoffnungen und Schicksalsschlägen, der Person (vgl. Thiersch, 1995: 47). Sie werden als Ausdruck des eigenen Selbst verstanden, formen den Tag und die Welt der individuellen Person und finden Alltäglich statt. Damit lassen sich unter dem Begriff, Lebenswelt, die vorhandenen Handlungen im Alltäglich von Raum und Zeit, in denen das Individuum lebt, verstehen (ebd.) und finden auf einer, für das Individuum, vertrauten Ebene statt (vgl. Schwietring, 2011: 114). Dabei bewegt sich das Individuum, im Sinne der individuellen Lebenswelt, in vier Dimensionen, die die Lebenswelt der individuellen Person bestimmen (vgl. Gut, 2014: 69):

Zeitliche Dimension: Lebensphase des Individuums Dimension des Raumes: Die verschiedenen Lebensorte in denen sich das Individuum aufhält Dimension soziale Beziehung: Thematisiert soziale Kontexte: Familie, Schule, Freundschaften, Arbeitsbeziehungen, Fremde- oder Öffentlichkeitspersonen Dimension Bewältigungsarbeit: Thematisiert Auseinandersetzungen in die das Individuum durch individuelle Lebensbedingungen gerät. (ebd.)

In der Annahme, dass diese Dimensionen den Alltag und die Lebenswelt des einzelnen Individuums bestimmen (vgl. Gut, 2014: 69), spricht Schwietring (2011) hier vom Horizont des Individuums, der sich auch beeinflussen und somit verändern lässt (vgl. Schwietring, 2011: 115).

Die Lebensweltorientierung

Mit Blick auf eine Möglichkeit der Einflussnahme und Veränderung der Lebenswelt in der sich das Individuum aufhält (Schwietring, 2011: 115), bezieht sich die Lebensweltorientierung auf eine Orientierung an die gegebenen Lebensverhältnisse von Individuen, die in ihrer Lebensbewältigung Hilfe benötigen. Die Lebensweltorientierung zielt dabei auf die individuellen sozialen- und politische Ressourcen des Betroffenen ab (vgl. Thiersch, 1995: 5), und stellt sich als ein Konzept sozialpädagogischen Handelns aus der Disziplin der sozialen Arbeit vor (Gut, 2014: 69). Die Entstehungswurzeln des Konzeptes der Lebensweltorientierung, lassen sich über den Gründer Hans Thiersch finden (vgl. Lambers, 2013: 103).

Entwicklung der Lebensweltorientierung

Unter Fortführung der Alltagswende in der Sozialen Arbeit und im Zusammenhang mit der Arbeit am achten Jugendbericht (Bericht über Bestrebung und Leistungen der Jugendhilfe, 1990) entwickelt sich in den 1970er Jahren, insbesondere durch den Sozialpädagogen Hans Thiersch, das Konzept der Lebensweltorientierung. Das Konzept der Lebensweltorientierung baut vor allem auf eine subjektive Sicht zu dem Adressaten auf, und bezieht sich theoretisch-, wie auch praktisch auf verschiedene Felder in der sozialen Arbeit, insbesondere aber auf das Generationsverhältnis zwischen Heranwachsenden und Erwachsenen, und gibt somit einen Beitrag zur Kinder- und Jugendhilfe, wie auch den Erziehungswissenschaften bei (Böllert, 2018: 1282). Vor allem zielt das Konzept der Lebensweltorientierung auf einen, zur Zeit der 70er Jahre, neuen Blickwinkel entgegen eines institutionalisierten Unterstützungs- und Hilfegedanken. So war und ist es üblich, dass Institutionen im Sinne ihrer professionellen institutionellen Ordnung, einen institutionsspezifischen Blick auf ihre Adressaten entwickeln und, im Sinne des Unterstützungs- und Hilfsauftrages der Einrichtung, die Adressaten in besondere Problemlagen und defizitäre Situationen einordnet (vgl. Thiersch, 1995: 18 f.). Diese Einordnung kann jedoch zu einer Verallgemeinerung und problemspezifischen Verengung der Betroffenen führen, wie Thiersch (1995) dies am Beispiel von alleinerziehenden Müttern, die im Konflikt zwischen Rechtsproblemen und ihrer wandelnden Lebensform sind, und Jugendliche als besondere Problemgruppe gesehen werden, benennt (ebd.). Um einer Verallgemeinerung und Verengung der institutionalisierten Unterstützungs- und Hilfsangeboten zu entgehen, bezieht sich die Lebensweltorientierung auf den spezifischen Kontext, der Lebenswelt des Adressaten, der durch individuelle Erfahrungen und gesellschaftliche Strukturen, in denen sich das Individuum bewegt, entsteht (siehe Kapitel Lebenswelt und Alltag). Probleme, Schwierigkeiten und Defizite die aus dem Kontext des Adressaten entstehen, werden im Sinne der Lebensweltorientierung, nun als Normalität der gegebenen Situation des einzelnen Individuums gesehen (vgl. Thiersch, 1995: 19f.). Daraus ergibt sich eine Orientierung und Wahrnehmung an die jeweils aktuelle Lebenswelt, mit all den Lebensmöglichkeiten und auch Schwierigkeiten, die im Alltag des Adressaten erfahren werden (vgl. Thiersch, 1995: 24 f.).

Maximen der Lebensweltorientierung

Für die Orientierung und Wahrnehmung der Lebenswelt am Adressaten, hält das Konzept der Lebensweltorientierung fünf Handlungsmaximen fest (Thiersch, 1995: 30). Diese sollen innerhalb der Konzeptionierung für eine Struktur und als Zielperspektive dienen (vgl. Gut, 2014: 74):

Prävention

Teilt sich auf in die „allgemeine“ und „spezielle“ Prävention. Während die Allgemeine Prävention für eine Stabilisierung und Inszenierung einer belastbaren und unterstützenden Infrastruktur wie auch Bildung vorgesehen ist, setzt die spezielle Prävention auf eine rechtzeitige Handlung, um es gar nicht erst zu ernsten Schwierigkeiten im Arbeitsfeld kommen zu lassen (Gut, 2014: 75). Dadurch sollen frühzeitige Hilfsmaßnahmen ausgebaut und stationäre Maßnahmen abgebaut werden, und sorgen für eine revolutionäre Umstrukturierung in der Jugendhilfe (vgl. Thiersch, 1995: 31).

Alltagsnähe

Die Maxime der Alltagsnähe steht für eine offene und zugängliche Form der Hilfen für Adressaten. Daraus ergibt sich, dass Hilfsangebote erreichbar und niedrigschwellig sein müssen. Durch die Alltagsnähe soll eine ganzheitliche Orientierung am Klienten ermöglicht werden. Dafür muss die Hilfe mit Respekt und „an den subjektiven Erfahrungen und Deutungen der Adressaten“ anknüpfen. Die Form der Hilfe darf sich nicht als Experte und Maßstab für richtige Problemlösungen sehen (Gut, 2014: 75).

Regionalisierung

Im Sinne der Handlungsmaxime der Alltagsnähe, dass die Hilfsangebote erreichbar sein sollen, steht im Kern der Regionalisierung, die erleichterte Zugänglichkeit für die Adressaten. Dies wird vor allem durch eine Vernetzung und Kooperationsbereitschaft der Angebote und Einrichtungen in der Region gestärkt, und soll für eine Dezentralisierung sorgen (vgl. Gut, 2014: 75).

[...]

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Lebensweltorientierung und ihr Einfluss auf die Profession der sozialen Arbeit
Hochschule
Hochschule Fresenius; Hamburg
Note
1,3
Autor
Jahr
2020
Seiten
12
Katalognummer
V902727
ISBN (eBook)
9783346237484
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lebensweltorientierung, Soziale Arbeit, Sozial, Profession
Arbeit zitieren
Fabian Kropla (Autor:in), 2020, Lebensweltorientierung und ihr Einfluss auf die Profession der sozialen Arbeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/902727

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