Franz Josef von Stein

Bischof von Würzburg (1879 - 1897) und Erzbischof von München und Freising (1897 - 1909)


Seminararbeit, 2007

15 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort

2. Kindheit, Jugend und Schulzeit

3. Tätigkeit als Priester und an der Universität Würzburg

4. Stein als Bischof von Würzburg
4.1. Die Situation des Bistums bis zur Konsekration Steins
4.2. Auswirkungen von Steins Würzburger Episkopates

5. Von Stein und das Erzbistum München und Freising
5.1. Zum Hergang seiner Ernennung zum Erzbischof
5.2. Franz Josef von Stein als Erzbischof von München und Freising
5.3. Steins Rolle in der Kirchenpolitik
5.3.1. Der Konflikt um die Kirchengemeindeordnung von 1913
5.3.2. Die Plazetierung der Enzyklika "Pascendi dominici gregis"

6. Zusammenfassende Würdigung

7. Literaturverzeichnis

1. Vorwort

Das Verhältnis zwischen der Katholischen Kirche und dem Freistaat Bayern war gegen Ende des neunzehnten und Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts oftmals geprägt von Auseinander-setzungen und Uneinigkeiten. Eine Person, dessen Amtszeit in diese Zeitspanne fällt und nicht unerheblich für die Entwicklung dieser Vorfälle war, ist die des Franz Josef von Stein. Die vorliegende Arbeit will sich mit seinem Leben und Wirken, in Auszügen auch im Hinblick auf kirchenpolitische Umstände, beschäftigen.

2. Kindheit, Jugend und Schulzeit

Franz Josef Stein wurde am 4. April 1832 in dem 54 Kilometer südwestlich von Würzburg gelegen Amorbach geboren, als dritter Sohn des fürstlichen Herrschaftsgeschichtsschreibers Joseph Anton Stein und dessen Ehefrau Helene Stein, geborene Appel. Im Alter von elf Jahren wurde er Schüler der Lateinschule in Amorbach. Da Stein inzwischen beide Eltern verloren hatte, zog er 1846 zu einer Tante nach Würzburg, wo er durch die Hilfe eines Stipendiums von Fürst Karl von Leiningen seine schulische Ausbildung am dortigen Gymnasium fortsetzen konnte. Nachdem Franz Josef Stein im Jahre 1851 eine sehr gute Abiturprüfung abgelegt hatte, begann er an der Universität Würzburg Philosophie und Theologie zu studieren, wobei er dort unter anderem Vorlesungen der bekannten Vertreter der Neuscholastik Heinrich Joseph Denzinger[1] und Joseph Hergenröther[2] besuchte. Im November 1853 entschied sich Stein, dem bischöflichen Priesterseminar beizutreten, wo er vom damaligen Subregens Franz Hettinger[3] ausgebildet und unterrichtet wurde.

3. Tätigkeit als Priester und an der Universität Würzburg

Nachdem er sein Studium mit Erfolg abgeschlossen hatte, erhielt Franz Joseph Stein am 10. August 1855 durch Bischof Georg Anton von Stahl[4] die Priesterweihe, worauf er fünf Tage später in der Marienkapelle zu Würzburg seine Primiz feiert. Nach einer kurzen seelsorgerischen Tätigkeit seit Herbst 1855 als Kaplan in Hilders wurde Stein nach Heidingsfeld[5] versetzt, wo sein Wirken bis zum Mai 1858 andauerte. Doch noch im selben Jahr wechselte er abermals die Gemeinde, auch seine Tätigkeit als Priester wurde um die eines Pädagogen erweitert; Stein wurde Kaplan von Schweinfurt und zugleich Religionslehrer der dortigen Latein- und Gewerbeschule. In dieser Zeit verfasste er auch eine Dissertation mit dem Thema "Eusebius von Caesarea", was die Theologische Fakultät der Universität Würzburg dazu veranlasste, ihn zum Doktor der Theologie zu promovieren. Im Herbst 1860 siedelte er als Religions- und Geschichtslehrer an das Würzburger Gymnasium über, wo er fünf Jahre lang tätig war. 1864 publizierte er seine "Kurzgefaßte Geschichte Deutschlands auf geographischer Grundlage nebst einem kurzen Abriß der besonderen Geschichte Bayerns" und studierte außerdem seit Beginn seiner Würzburger Lehrertätigkeit orientalische Sprachen, um die Grundlage für seinen Wunsch nach einer Habilitation in alttestamentlicher Exegese zu schaffen. Dieses Vorhaben wurde allerdings unterbunden, als Franz Josef Stein 1865 als außerordentlicher Professor für Moral- und Pastoraltheologie eingesetzt wurde. Somit trat er in die "einzige deutsche Universitätsfakultät ein, in der während des 19. Jh. in Rom ausgebildete Theologen (Germaniker) Fuß fassen konnten"[6]. Grund für diese außerordentliche Professur war, dass die eigentlichen Professoren Franz Hettinger und Joseph Hergenröther zu Konsultoren des bevorstehenden I. Vatikanischen Konzils berufen worden waren und in Folge dessen des Öfteren nach Rom reisen mussten. Nachdem Stein 1868 dann in den Rat der Fakultät aufgenommen worden war, wurde er am 3. Februar 1871 zum Ordinarius ernannt, allerdings "gegen den Widerstand Hettingers und Hergenröthers, die einen weiteren Germaniker in die Fakultät haben wollten"[7]. In den Jahren 1875/76 fand Steins universitäre Karriere schließlich ihren Höhepunkt, als er zudem Rektor der Universität war. Seine folgende Forschungszeit endete 1879, als "die Würde und Bürde eines Bischofs zu Würzburg"[8] Steins neue Aufgabe werden sollte.

4. Stein als Bischof von Würzburg

4.1. Die Situation des Bistums bis zur Konsekration Steins

Nach dem Tod des bisherigen Bischofs Johann Valentin von Reißmann[9] am 17. November 1875 blieb der Stuhl des heiligen Kilian drei Jahre vakant, was auf die Uneinigkeit über die Wiederbesetzung zwischen der bayerischen Regierung und der römischen Kurie zurück zu führen war. Der damalige Kultusminister Lutz[10] hatte am 17. August 1876 den Prior des Würzburger Karmelitenklosters, Pater Ambrosius Käß, vorgeschlagen, den König Ludwig II. neun Tage später ohne Rücksprache mit der päpstlichen Kurie nominierte. Zwar war Käß dem Minister ein " 'anerkannte[r] und wohl unterrichtete[r] Theologe' "[11], doch entsprach der Kandidat keineswegs den Vorstellungen Papst Pius IX., nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass er sich "gegen die Unfehlbarkeitsdefinition gewandt hatte"[12]. Als schließlich der Münchener Nuntius Bianchi die Nachricht, dass "der Papst seine Ernennung nicht akzeptieren werde"[13] an Käß weitergeleitet hat, bat dieser König Ludwig II., die Nomination zurück zu nehmen. Entmutigt von dieser Niederlage, ließ Kultusminister Lutz davon ab, weitere Kandidaten vorzuschlagen, als schließlich fast zwei Jahre später, am 19. Oktober 1878, der König selbst den Doktor der Theologie Franz Josef Stein nominierte, abermals ohne vorherige Verständigung mit Rom, woraufhin dieser am 28. Februar 1879 durch Papst Leo XIII. präkonisiert und am 18. Mai vom damaligen Bamberger Erzbischof Friedrich von Schreiber[14] konsekriert wurde.

[...]


[1] DENZINGER, Heinrich, kath. Theologe, * 10.10. 1819 in Lüttich als Sohn eines Professors der Philosophie, † 19.6. 1883 in Würzburg. - D. studierte Philosophie und Theologie in Würzburg und an der Gregoriana in Rom und empfing 1844 die Priesterweihe. Er wurde 1845 Kaplan in Haßfurt (Bayern) und 1848 in Würzburg. Ao. Professor für neutestamentliche Exegese und 1854 o. Professor für Dogmatik. D. war Konsultor der Propaganda pro rebus orientalium und neben Franz Hettinger und Josef Hergenröther einer der Hauptträger des wissenschaftlichen Rufes der Würzburger Theologischen Fakultät. Er ist Vertreter der positiven Richtung in der neueren Theol. und streng kirchlichgesinnter Lehre und wurde vor allem bekannt durch seine Quellensammlung dogmatischer Entscheidungen, die als Arbeitsgrundlage zu den Standardwerken der gesamten christlichen Theologie gehört.

[BBKL, Bd. 1, 1263]

[2] HERGENRÖTHER, Joseph, Kardinal, Kirchenhistoriker, * 15.9. 1824 in Würzburg als Sohn eines Professors der Medizin, † 3.10. 1890 in der Abtei Mehrerau bei Bregenz. - Nach dem Besuch des Gymnasiums in Würzburg studierte H. dort 1842-44 Philosophie und Theologie, trat im Herbst 1844 zur weiteren Ausbildung in das "Collegium Germanicum" in Rom ein und empfing 1848 die Priesterweihe. 1849 wurde er Kaplan in Zellingen. H. promovierte im Juli 1850 zum Dr. theol. und habilitierte sich im Mai 1851 an der Münchener Theologischen Fakultät als Privatdozent. Er wurde im November 1852 ao. Professor der Kirchengeschichte und des Kirchenrechts in Würzburg und Mai 1855 o. Professor. 1868 wurde er mit Franz Hettinger als Konsultor zur Vorbereitung des Konzils nach Rom berufen. 1877 ernannte ihn Pius IX. zum päpstlichen Hausprälaten. Leo XIII. ernannte ihn 1879 zum Kardinal. Auf der Rückreise von seinem letzten Besuch in Deutschland im Sommer 1890 starb H. in dem von ihm gern besuchten Zisterzienserstift Mehrerau und wurde in der dortigen Stiftskirche begraben. – Er war auf dem Vatikanischen Konzil ein Vorkämpfer und Verteidiger der päpstlichen Unfehlbarkeit. [BBKL, Bd. 2, 746-747]

[3] HETTINGER, Franz, kath. Theologe, * 13.1. 1819 in Aschaffenburg als Sohn eines Seilers, † 26.1. 1890 in Würzburg. - H. besuchte in Aschaffenburg das Gymnasium und die philosophisch-theologische Lehranstalt und setzte 1839 das Studium in Würzburg fort. Im Herbst 1841 trat er in das Collegium Germanicum in Rom ein, empfing dort 1843 die Priesterweihe und promovierte 1845 zum Dr. theol. H. wurde 1845 Kaplan in Alzenau, 1847 Assistent und 1852 Subregens am Priesterseminar in Würzburg, 1856 ao., 1857 o. Professor der Patrologie und Einleitungswissenschaft in Würzburg, 1867 Professor der Apologetik und Homiletik und 1884 Professor der Dogmatik. - H. ist bekannt als Apologet und Dogmatiker durch seine "Apologie des Christentums" und sein "Lehrbuch der Fundamentaltheologie".

[BBKL, Bd. 2, 794]

[4] STAHL, Georg Anton von, * 29. 03. 1805 in Stadtprozelten, 1821 Beginn des Philosophie- und Theologie-studiums in Aschaffenburg, 31. 10. 1825 Eintritt in das Würzburger Priesterseminar, 1827 Weihe zum Diakon und anschließender Wechsel an das Collegium Germanicum in Rom, 1830 Priesterweihe in der Lateranbasilika durch Kardinal Zurla, darauf Rückkehr nach Aschaffenburg als Dr. theol. und Kaplan in St. Agatha, 1834 Professor für Dogmatik an der Universität Würzburg, 1838 Subregens im Klerikalseminar, Vorlesungen für Religionsphilosophie, daraufhin Dr. phil., 1839 Regens und Domkapitular, einjähriger Rektor der Universität Würzburg, 1840 Bischof von Würzburg (Nomination durch König Ludwig I.). Machte sich um das Erstarken des Vereins- und Sozialkatechismus verdient, gründete 43 neue Pfarreien, führt Volksmissionen durch, veranlasst die Ansiedlung zahlreicher Orden. Wiederbelebung und Förderung traditioneller Frömmigkeitsformen. Treuer Anhänger des bayerischen Königshauses. Überzeugter Befürworter der dogmatischen Aussagen über die Unbefleckte Empfängnis Mariens und der päpstlichen Unfehlbarkeit. Stahl nahm an der Eröffnung des Ersten Vatikanischen Konzils am 8. 10. 1869 teil. Er stirbt am 13. 07. 1870 im Kolleg von Santa Maria dell' Anima in Rom, wird im Kiliansdom zu Würzburg beerdigt.

[5] Stadtteil von Würzburg

[6] s. Gatz, Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder, 735

[7] s. Landersdorfer, Franz Josef von Stein, 188

[8] s. Ebd., 189

[9] Johann Valentin von Reißmann, Bischof von Würzburg, geboren am 12. November 1807 in Allersheim, zum Priester geweiht am 25. November 1803, zum Bischof ernannt von König Ludwig II. am 26. Oktober 1870, präkonisiert am 6. März, konsekriert am 9. Juli 1871, gestorben am 17. November 1875.

[10] Johann Freiherr von Lutz (* 4. Dezember 1826 in Münnerstadt; † 3. September 1890 in Niederpöcking) war ein bayerischer Politiker. Lutz studierte von 1843 bis 1848 an der Universität Würzburg Rechtswissenschaften. Er wirkte als bayerischer Delegierter an der Abfassung des Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuches mit. 1867 wurde er Justiz-, 1869 Kultusminister und betrieb als solcher den bayerischen Kulturkampf, um die Suprematie des Staates gegenüber der Kirche durchzusetzen. Nach dem von Bismarck 1880 erzwungenen Rücktritt des Ministerratsvorsitzenden Pfretzschner übernahm Lutz dessen Position. Lutz war maßgeblich am Sturz König Ludwigs II. beteiligt, er beauftragte im März 1886 Obermedizinalrat Dr. Bernhard von Gudden, Spezialist für Gehirnanatomie, ein Gutachten über Ludwigs Geisteszustand zu erstellen.

[11] s. Landersdorfer, Franz Josef von Stein, 189

[12] s. Gatz, Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder, 736

[13] s. Wendehorst, Das Bistum Würzburg, 66

[14] SCHREIBER, Joseph Friedrich (von), Erzbischof von Bamberg, * 23. Mai 1819 in Markt Bissingen (bei Donauwörth), † 23. Mai 1890 in Bamberg. […]. Folgend studierte Sch. Theologie in München und ab Ende Oktober 1841 in Dillingen/Donau. […] [A]m 10. Juni 1843, hatte er das heilige Sakrament der Priesterweihe im hohen Dom zu Augsburg empfangen. Nachdem er zehn Tage später in der Pfarrkirche zu Wallerstein seine Primiz gefeiert hatte, ging er in die praktische Seelsorge. Seine erste Anstellung erhielt Sch. durch "oberhirtliches Dekret", vom 9. Juni 1843, als Kaplan in Hohenwart (bei Schrobenhausen), und am 14. Oktober 1843 wurde er in gleicher Eigenschaft nach Ehingen (bei Wertingen) berufen. […] Von 1852 bis 1859 führte Sch. das Pfarramt Ried (bei Zusmarshausen), folgend bis 1870 die Pfarrei Penzing (bei Landsberg) und bis 1875 das Pfarramt in Engelbrechtsmünster (bei Ingolstadt). […] Am 31. Mai 1875 ernannte König Ludwig II. [Schreiber] zum Erzbischof von Bamberg. Papst Pius IX. akzeptierte letztlich die Entscheidung des bayerischen Königs und [präkonisierte Schreiber] am 5. Juli 1875 […]. Die feierliche Konsekration und Inthronisation in der Kathedralkirche zu Bamberg wurde am Sonntag den 5. September 1875 vorgenommen durch Gregorius von Scherr, Erzbischof von München-Freising, unter Assistenz der Hochwürdigsten Bischöfe von Eichstätt und Würzburg, Dr. Franz Leopold Freiherrn von Leonrod und Johann Valentin von Reißmann. […].

[BBKL, Bd. 26, Sp. unbekannt]

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Franz Josef von Stein
Untertitel
Bischof von Würzburg (1879 - 1897) und Erzbischof von München und Freising (1897 - 1909)
Hochschule
Universität Regensburg  (Lehrstuhl für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte)
Veranstaltung
Der deutsche Episkopat im 19. Jahrhundert
Note
2,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
15
Katalognummer
V90167
ISBN (eBook)
9783638044486
ISBN (Buch)
9783638940344
Dateigröße
435 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Franz, Josef, Stein, Episkopat, Jahrhundert
Arbeit zitieren
Josef Haslinger (Autor:in), 2007, Franz Josef von Stein, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90167

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