Kaiser Friedrich I. Barbarossa

Tod und Mythos


Seminararbeit, 2005

20 Seiten, Note: gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. EINLEITUNG

2. Kurze Einführung

3. Der Tod Kaiser Friedrichs I. Barbarossa auf dem dritten Kreuzzug
3.1 Die Schlacht bei Ikonium
3.2 Des Kaisers Tod
3.3 Entsetzen und Ratlosigkeit
3.4 Weiterreise
3.5 Aufteilung des Leichnams
3.6 Das Ende des Kreuzzuges

4. Legendenbildung
4.1 Friedrich II.
4.2 Das „Volksbuch“
4.3 Legenden
4.4 Instrument der Reformation
4.5 Wiederentdeckung Friedrichs im 19. Jahrhundert
4.6 Die Legenden werden Kulturgut
4.7 Die Rückkehr des Königs
4.8 Von den Hohenstaufern zu den Hohenzollern
4.9 Barbarossa im 20. Jahrhundert

5. Schlussbetrachtung

6. Literaturverzeichnis
6.1 Quellenverzeichnis

7. Anhang

1. Einleitung

Es gibt Menschen, die ihren Tod überdauern. Es gibt Menschen, die kraft ihrer Grösse und Stärke sich auch noch nach ihrem Ableben weiter zu entwickeln vermögen. Und es gibt Menschen, die sich in der Überlieferung von der historischen Persönlichkeit zu einem Begriff wandeln - sie werden zum Symbol.

Kaiser Friedrich I. Barbarossa gehört zu diesen Menschen, mit denen sich die Menschen auch noch viele Jahrhunderte nach deren Tod befassen. Sein Wirken und die Zeit verliehen ihm eine solche Grösse, dass die Persönlichkeit in der heutigen Betrachtung selbst ihre Zeit zu überragen vermag.

Dies glorreiche Leben eines grossen Menschen fand jedoch einen Abschluss, der vielen Betrachtern – ob Zeitgenossen oder nicht – etwas gar unwürdig erschien. Hat ihn nun das Schicksal im schöpferischen Element von Mutter Natur aufgehen lassen; einem Element das für Wandel und Stärke steht und die Kraft hat, Leben zu spenden - oder ist er einfach wie ein Stück Vieh in einem Bach ersoffen?

Es ist eine Frage der Betrachtungsweise, wie viel Glorie und Kraft man einem Moment zusprechen will, oder eben auch nicht - wie folgenreich er auch immer sein mag.

Ich werde folgend der Frage nachgehen ob sich denn nun die genauen Umstände des Todes von Kaiser Friedrich I. Barbarossa noch klären lassen und welche Auswirkungen dieses Ereignis auf den weiteren Verlauf des dritten Kreuzzuges gehabt hat.

Ich werde versuchen nachzuzeichnen wie dieser Kaiser zu Tode gekommen ist und dann werde ich mich auf sein Nachleben konzentrieren. Wie vermochte Friedrich auch noch nach seinem Tod Wirkung zu entfalten und wurde sein Name für Absichten verwendet die den seinen sicher nicht entsprochen hätten? Hielt die doktrinäre Instrumentalisierung aller Jahrhunderte auch vor dieser grossen Gestalt nicht ein?

Auch die Legenden die sich um seinen Namen ranken haben ihren Ursprung nicht nur in blosser Phantasie – sie spiegeln die Ängste und Hoffnungen der Menschen wieder, die sie weitergegeben haben. Ich werde versuchen diese volkstümlichen Überlieferungen richtig zu lesen und zu deuten, auf das sich mir ein Bild Friedrichs erschliesse, das ihm - und der Figur die ihn überdauerte - gerecht werden kann.

2. Kurze Einführung

Am 2. Oktober 1187 gelang dem Sultan Salah ad Din, genannt Saladin, die Einnahme der Stadt Jerusalem, die seit dem ersten Kreuzzug von den Christen gehalten wurde. Sukzessive hatte dieser in den vorhergehenden Jahren Gebiete erobert und die Stadt eingekreist um sie dann in seine Hand zu bringen. Daraufhin riefen Papst Gregor VIII. und sein Nachfolger Papst Clemens III. die christlichen Herrscher des Abendlandes zur Rückeroberung der heiligen Stätten im heiligen Land auf. Zuvor hatte es zwischen dem König von Frankreich und dem König von England wie auch zwischen dem Kaisertum und dem Pontifikat erhebliche Differenzen gegeben. Doch alle diese Rivalitäten mussten jetzt im Rahmen dieser gemeinsamen Unternehmung - die alle Parteien gleichermassen in die Verantwortung nahm - in den Hintergrund treten. Die christlichen Fürsten nahmen unter der Führung von Kaiser Friedrich I. Barbarossa das Kreuz und zogen am 11. Mai 1189 gen Osten. Während die anderen beiden Herrscher zur See aufbrachen um in den Krieg zu ziehen, wählte Kaiser Friedrich den Landweg. Er brach mit dem grössten Heer, das jemals ein Herrscher in einen Kreuzzug geführt hatte auf, und führte dieses zu Beginn ohne Schwierigkeiten durch das Königreich Ungarn und das Grossfürstentum Serbien.[1] Doch der byzantinische Herrscher, der Komnene Isaak II. Angelos verweigerte seine Zustimmung zur Durchquerung seines Gebietes. Er betrachtete den Kreuzzug nur als einen Vorwand; eine Tarnung für eine gewaltsame Intervention des deutsch-römischen Kaisers in sein Herrschaftsgebiet. Doch auch der Komnene – erfolgreich unter Druck gesetzt - lenkte schliesslich ein und erklärte sich sogar bereit den Christen seine Schiffe zur Überquerung der Meerenge bei Gallipoli zur Verfügung zu stellen. Es folgte ein beschwerlicher Marsch in das innere Hochland Anatoliens; das ungewohnte Klima und zahlreiche Angriffe kleinerer Gruppen auf das Kreuzfahrerheer zehrten an den Kräften. Man war an der Ostgrenze des byzantinischen Reiches angelangt und trat in das Hoheitsgebiet der Seldschuken ein, ein Volk das den Kreuzfahrern eigentlich Sicherheit garantiert hatte.[2] Doch wie sich bald einmal zeigen sollte, waren nicht alle der Seldschuken den Kreuzrittern freundlich gesinnt.

3. Der Tod Kaiser Friedrichs I. Barbarossa auf dem dritten Kreuzzug

3.1 Die Schlacht bei Ikonium

Der Kampf um Konya – oder Ikonium – war nicht von langer Hand geplant worden. Der Kampf drängte sich auf nach dem man schon zuvor häufigen, kleinen Angriffen ausgesetzt war, deren Urheberschaft man in der seldschukischen Führung vermutete. Der Sultan der Seldschuken Kilidj Arslan versicherte dem Kaiser zwar sicheres Geleit durch sein Gebiet, doch war dessen Stellung im Reich längst nicht mehr unangefochten und seine Söhne, allen voran Kutb al-Din übten schon beträchtliche Macht aus. Zu den heimtückischen Angriffen kamen Hitze, Hunger und Durst die das Kreuzfahrerheer auf eine harte Probe stellten. Manche Männer sollen selbst ihren Urin und das Blut verendeter Pferde getrunken haben.[3]

Es kam dann am 14. Mai 1190 zu einer offenen Feldschlacht in der sich die Kreuzfahrer gegen eine feindliche Übermacht behaupten konnten. Ein deutliches Zeichen dafür, dass weder Mut noch Entschlossenheit der Kreuzfahrer unter der beschwerlichen Reise gelitten hatten. Doch auch dieser Sieg änderte natürlich nichts an den schwierigen klimatischen Verhältnissen. Erst am 17. Mai besserte sich die Lage, als man den wasser- und wildreichen Tierpark vor Ikonium, der Hauptstadt der Seldschuken erreichte. Gleich am nächsten Tag griffen die Kreuzfahrer die Stadt an. Der Kaiser selbst führte den Angriff aus. Obwohl ein Mann von 68 Jahren und obwohl er einen beschwerlichen Marsch hinter sich gebracht hatte, zeigte er keine Schwäche. Ganz im Gegenteil; wie die Berichte zu erzählen wissen, habe sich „wie ein Löwe“ auf die Feinde gestürzt.[4] Otto von Sankt Blasiens Bericht geht noch weiter, er schreibt „(…) er [der Kaiser] tötete zahllose beiderlei Geschlechts und Alters mit dem Schwert, (…)“.[5] Die Stadt selbst war dann schnell genommen, der Sultan und sein Sohn flüchteten in die Burg und entsandten ein Friedensangebot, welches bei Kaiser Friedrich Barbarossa auf Gehör stiess. Der Kaiser beanspruchte Pferde und Geiseln, die sich als nützlich erweisen sollten, denn die Angriffe auf das Heer hörten danach auf, und er liess seinem Heer noch einige Tage im Tierpark vor der Stadt zur Erholung.

Der Angriff auf die Stadt und die wenige Tage zuvor erfolgte Feldschlacht waren die ersten grossen Kampfhandlungen des Kreuzfahrerheeres auf der Reise nach Jerusalem. Eine Eroberung der seldschukischen Hauptstadt war von Kaiser Friedrich nicht geplant worden und hätten sich der Sultan und sein Sohn so kooperativ gezeigt wie zuvor etwa der König von Ungarn und der serbische Grossfürst, so wäre es wohl nicht so weit gekommen.

3.2 Des Kaisers Tod

Am 26. Mai brach das Heer Richtung Küste auf. Um ans Mittelmeer zu gelangen, musste man das Taurusgebirge überqueren. Dem Aufstieg folgte der Weg hinunter ins Tal zu einem Fluss der zu der Stadt Seleucia - die heute Silifke heisst – führen sollte. Der Fluss war ein kaltes, an seinem Oberlauf wildes Berggewässer dem die Griechen den Namen Kalykadnos und die Araber den Namen Saleph gaben.[6] Heute heisst der Fluss Gök-su und liegt in der Türkei.

Was genau an diesem folgenschweren Sonntag, dem 10. Juni 1190 an diesem Gebirgsfluss geschehen ist, bleibt bis heute bloss Gegenstand wahrscheinlicher oder unwahrscheinlicher Spekulation. Allerdings ist grundsätzlich davon auszugehen dass die Todesursache ein Unfall war, da anderweitige Hinweise nirgends Erwähnung finden.

Kaiser Friedrich hatte sich wohl mit einer kleinen Eskorte vom Gros des Heeres entfernt, um schneller in Seleucia an zu kommen, darin sind sich die meisten Berichte einig. Doch dann variieren die Schilderungen. Der Kaiser kann bei der Durchquerung des Flusses weggespült worden sein.[7] Es besteht auch die Möglichkeit dass der Kaiser vom Pferd gestiegen war, dieses ausglitt und den Herrscher in den Fluss riss, wo er unter der Last der Waffen und der Rüstung ertrunken ist.[8] Eine andere Version besagt dass der Kaiser freiwillig in den Fluss gestiegen war. Er hatte zuvor vielleicht noch eine kleine Rast eingelegt und etwas gegessen und entschied sich dann zu einem abkühlenden und reinigenden Bad.[9] Denn obwohl Barbarossa zuvor keine Schwierigkeiten bekundet hatte, war doch ein so heisser und staubiger Marsch über das Gebirge eine gewaltige Anstrengung für einen beinahe 70jährigen Mann. Diesen erhitzten Körper in das kalte Gebirgswasser zu tauchen, dürfte wohl einen Kälteschock oder einen Herzschlag oder ähnliches zur Folge gehabt haben, was zum Tode Kaiser Friedrichs I. Barbarossa führte.

[...]


[1] Cardini, Franco: Friedrich I. Barbarossa. Kaiser des Abendlandes. Graz 1990. S. 253.

[2] Wies, Ernst Wilhelm: Kaiser Friedrich Barbarossa. Mythos und Wirklichkeit. München 1990. S. 324.

[3] Opll, Ferdinand: Friedrich Barbarossa. Darmstadt 1990. S. 168.

[4] Opll, Ferdinand: Friedrich Barbarossa. Darmstadt 1990. S. 167.

[5] Die Chronik Ottos von Sankt Blasien und die Marbacher Annalen, in: Franz-Josef Schmale (Hg.). Darmstadt 1998. S. 99.

[6] Cardini, Franco: Friedrich I. Barbarossa. Kaiser des Abendlandes. Graz 1990. S. 255.

[7] Wies, Ernst Wilhelm: Kaiser Friedrich Barbarossa. Mythos und Wirklichkeit. München 1990. S. 327.

[8] Cardini, Franco: Friedrich I. Barbarossa. Kaiser des Abendlandes. Graz 1990. S. 255.

[9] Opll, Ferdinand: Friedrich Barbarossa. Darmstadt 1990. S. 169.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Kaiser Friedrich I. Barbarossa
Untertitel
Tod und Mythos
Hochschule
Université de Fribourg - Universität Freiburg (Schweiz)  (Mittelalterliche Geschichte)
Veranstaltung
Der dritte Kreuzzug
Note
gut
Autor
Jahr
2005
Seiten
20
Katalognummer
V90161
ISBN (eBook)
9783638044448
ISBN (Buch)
9783638940726
Dateigröße
443 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kaiser, Friedrich, Barbarossa, Kreuzzug
Arbeit zitieren
David Venetz (Autor:in), 2005, Kaiser Friedrich I. Barbarossa, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90161

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