Der Einfluss von Wsewolod I. Pudowkins 'Über die Filmtechnik' auf Stanley Kubricks '2001 - A Space Odyssey'


Hausarbeit, 2002

19 Seiten, Note: 2+


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Pudowkin und Kubrick
2.1. Wsewolod I. Pudowkin
2.2. Stanley Kubrick
2.3. Kubrick über Pudowkin

3. Über die Film-Technik
3.1. Das Filmmanuskript
3.2. Spannung und Akteinteilung
3.3. Die Sprache
3.4. Der Rhythmus
3.5. Das Caché
3.6. Die aufbauende Montage
3.6.1. Der Match-Cut
3.6.2. Filmischer Raum und filmische Zeit
3.7 Die Montageformen
3.7.1. Die Kontrastmontage
3.7.2. Die Parallelmontage
3.7.3. Der Symbolismus
3.7.4. Die Gleichzeitigkeit
3.7.5. Das Leitmotiv
3.8. Die Rolle des Regisseurs
3.9. Der Ton

4. Zusammenfassung

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Ziel dieser Arbeit ist es, einen Einfluss des russischen Filmemachers Wsewolod I. Pudowkins auf Stanley Kubricks filmisches Schaffen nachzuweisen. Ausgehend von einem Interview, in dem sich Kubrick über Pudowkins Schrift Über die Filmtechnik äußert, soll anhand von Kubricks 2001 – A Space Odyssey überprüft werden, ob es mögliche Parallelitäten zwischen beiden gibt. Es sei darauf hingewiesen, das dies nur exemplarisch geschehen kann, da eine allgemeingültige Untersuchung in diesem Rahmen nicht möglich ist. Sie würde eine Analyse des gesamten filmischen und theoretischen Schaffens von Pudowkin und Kubrick voraussetzen. Möglicherweise ließen sich dazu hier interessante Ansätze finden.

2. Pudowkin und Kubrick

2.1. Wsewolod I. Pudowkin

In seinem filmtheoretischen Werk Über die Filmtechnik. Film-Manuskript und Film-Regie veröffentlichte Wsewolod I. Pudowkin (1893-1953) im Jahre 1928 (kurz vor dem Manifest zum Tonfilm) seine Ansprüche an das Medium Film als Kunst. Er beschreibt und benennt Montage-Techniken, definiert die Arbeitsfelder von Regisseur, Kameramann und Schauspieler und versucht somit das Idealbild eines künstlerischen Filmes zu installieren. Dies alles – wohlgemerkt – am Ende der Stummfilmzeit. Im folgenden wird darauf noch näher eingegangen.

2.2. Stanley Kubrick

Stanley Kubrick (1928-1999), ein Amerikaner in England, drehte seit 1950 Filme. Nach einigen wenig beachteten Werken, gelang es ihm Mitte der 50er die Aufmerksamkeit der Filmgesellschaften auf sich zu ziehen. Er dreht im Laufe seines Lebens 15 Filme, davon die meisten mit intensiver, jahrelanger Vorbereitung. 1968 erhielt er einen Oskar für die Spezial-Effekte des in diesem Jahr gestarteten 2001-A Space Odyssey. Er wurde von 1964 bis 1987 weitere neun mal nominiert.1 Seine Arbeitsweise, die er sich als Autodidakt angeeignet hat, ist eigenwillig und infolge dessen sind auch seine Filme sehr individuell. Von Interesse für diese Arbeit, sind nun die Anleihen, die er Pudowkins oben genannter Schrift entnommen und für sich verwendet hat.

2.3. Kubrick über Pudowkin

In einem Interview mit Joseph Gelmis aus den Jahren 1968/69 äußert sich Kubrick zu seinen theoretischen Vorbildern :

„I read Eisenstein’s books at the time, and to this day I still don’t really

understand them. The most instructive book on film aesthetics I came

across was Pudovkin’s Film Technique, which simply explained that editing was the aspect of the film art form which was completely unique, and which seperated it from all other art forms. The ability to show a simple action like a man cutting wheat from a number of angles in a brief moment, to be able to see it in a special way not possible except through film – that this is what it was all about. This is obvious, of course, but it’s so important it cannot be too strongly stressed. Pudovkin gives many clear examples of how good film editing enhances a scene, and I would recommend his book to anyone seriously interested in film technique.“2

Es spricht wohl für die Relevanz der Pudowkin’schen Schrift, dass sich Kubrick auch nach fast 20 Jahren noch an diese Lektüre erinnert und dazu Stellung nimmt. Da dies kurz nach der Veröffentlichung von 2001 geschah (Kubrick ist inzwischen ein bekannter Mann), liegt es nahe, einen Blick auf eben diesen Film zu werfen, um zu sehen, ob sich diese Äußerung auch in der Praxis bestätigen lässt.

3. Über die Film-Technik

3.1. Das Filmmanuskript

Für Pudowkin beginnt die Arbeit am Film mit der Erstellung des Manuskriptes. Die Erarbeitung sollte jemand vornehmen, der die filmischen Techniken beherrscht, um das Manuskript nicht losgelöst vom Rest des noch zu erstellenden Filmes zu sehen.3 Er muss in der Lage sein, Bilder bereits theoretisch so zu konstruieren, dass sie für das spätere „Kunstwerk“ Film zu gebrauchen sind. Pudowkin gliedert die Erstellung des Manuskriptes in drei Punkte : „1. Stoff [,] 2. Bearbeitung des Stoffes [und] 3. Drehbuch“.4 Kubrick hat diesen Schritten eine Unmenge Zeit gewidmet. Bis auf wenige Ausnahmen hat er immer literarische Vorlagen benutzt, um sie auf seine Art und Weise zum Film zu machen. Die Bearbeitung des Stoffes, zog sich über einen weiten Zeitraum. Bis zur penibel genauen Erstellung des Drehbuches konnte es so (vor allem beim Spätwerk) schon mal drei bis sechs Jahre dauern.

Für Pudowkin ist die Einfachheit des Themas und auch die zeitliche Ausdehnung des Stoffes sehr wichtig, um schon in der frühen Phase der Produktion eine Vorauswahl des vorhandenen Materials abstecken zu können.5 Er schrieb dies 1928 und meint dazu : „Ich wiederhole, die Notwendigkeit, das Ausmaß des Stoffes zu beschränken, ist vielleicht nur vorübergehend, doch angesichts der Beschränktheit unserer heutigen filmtechnischen Erfahrung ist sie unvermeidlich.“6 Kubrick bedient sich für seine Werke riesiger Themenkomplexe, in 2001 sind dies zum Beispiel die Anwesenheit außerirdischer Intelligenz sowie die Evolution von Mensch und Technik. Vielleicht liegt auch darin der enorme Zeitaufwand begründet, den er für die Ausarbeitung seiner Drehbücher benötigte : die Erfassung einer riesigen Fülle an Materials und die genaue Auswahl dessen, was er für brauchbar hielt.

[...]


1 vgl. Jasper : (1)

2 Gelmis : S.46.

[ „Ich habe damals [gemeint ist der Anfang der 50er; K.B.] Eisensteins Bücher gelesen, und sie bis heute nicht wirklich verstanden. Das aufschlussreichste Buch über Film-Ästhetik auf das ich stieß, war Pudowkins „Über die Film-Technik“, welches einfach erklärte, dass die Montage der einzigartige Aspekt der Filmkunst ist, der sie von allen anderen Kunstformen unterscheidet. Die Möglichkeit der Darstellung einer einfachen Handlung (zum Beispiel eines Mannes, der Weizen mäht) von verschiedenen Blickpunkten innerhalb kürzester Zeit, die Möglichkeit, dies auf eine ganz eigene Art zu betrachten, die nur der Film bieten kann - da ist es, worum es (Pudowkin) geht. Das ist natürlich selbstverständlich, aber es ist so wichtig, dass man es gar nicht oft genug wiederholen kann. Pudowkin gibt viele anschauliche Beispiele, wie ein guter Schnitt eine Szene betonen kann. Ich würde jedem, der sich für Film-Technik interessiert, dieses Buch empfehlen.“ (eigene Übersetzung) ]

3 vgl. Pudowkin : S. 18.

4 ebd.: S.24.

5 ebd.: S.26 f.

6 ebd.: S.29.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Der Einfluss von Wsewolod I. Pudowkins 'Über die Filmtechnik' auf Stanley Kubricks '2001 - A Space Odyssey'
Hochschule
Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn Bartholdy" Leipzig  (Fachrichtung Dramaturgie)
Veranstaltung
Filmtheorie und -geschichte 1: Überblick
Note
2+
Autor
Jahr
2002
Seiten
19
Katalognummer
V9012
ISBN (eBook)
9783638158282
ISBN (Buch)
9783638787178
Dateigröße
547 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Stanley, Kubrick, Pudovkin, Pudowkin, Montage, Filmtechnik, Space-Odyssey, 2001
Arbeit zitieren
Karsten Barthold (Autor:in), 2002, Der Einfluss von Wsewolod I. Pudowkins 'Über die Filmtechnik' auf Stanley Kubricks '2001 - A Space Odyssey', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9012

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