Umwelt und Sicherheit - Die globale anthropogene Umweltzerstörung und deren sicherheitspolitische Dimension

Eine Herausforderung für das 21. Jahrhundert?


Doktorarbeit / Dissertation, 1999

306 Seiten, Note: cum laude


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Bewertungs- und Erfassungsprobleme

3. Beschreibung des Untersuchungsgegenstands

I. Die Dimensionen der globalen anthropogenen Umweltzerstörung
1. Der Wandel des Mensch-Natur-Verhältnisses von der Frühzeit bis
zur Schwelle des 21. Jahrhunderts
2. Die Umweltverschmutzung aus historischer Perspektive
3. Die Dimensionen der Umweltkrise in den Ländern der nördlichen Hemisphäre
3.1 Die industrielle Produktionsweise
3.1.1 Die Formen der Bodendegradierung
3.1.2 Das Waldsterben
3.1.3 Die Verschmutzung des Trinkwassers
3.1.4 Die Verschmutzung der Gewässer
3.1.5 Die Überfischung der Weltmeere
3.1.6 Die Zerstörung der Ozonschicht
3.1.7 Der Treibhauseffekt
3.2 Die Dimensionen der Umweltkrise in den Ländern der nördlichen Hemisphäre
- Eine Bilanz -
4. Die Dimensionen der Umweltkrise in den Ländern der südlichen Hemisphäre
4.1 Das Bevölkerungswachstum
4.1.1 Die Formen der Bodendegradierung
4.1.2 Der Schwund der Tropischen Wälder
4.1.3 Der Rückgang der Biodiversität
4.1.4 Die Verknappung des Süßwassers
4.1.5 Der Prozess der Verstädterung
4.1.6 Von der Binnenmigration zur internationalen Migration
4.2 Die Dimensionen der Umweltkrise in der Ländern der südlichen Hemisphäre
- Eine Bilanz -
5. Die Dimensionen der globalen anthropogenen Umweltzerstörung
- Abschließende Zusammenfassung und Bewertung -

II. Die globalen Lösungsstrategien zur Vermeidung der fortschreitenden
anthropogenen Umweltzerstörung
1. Die Genese und Evolution der internationalen Umweltpolitik von
bis 1980
2. Die Konferenz der Vereinten Nationen über die Umwelt des Menschen
3. Die internationale Umweltpolitik von 1980 bis 1990
3.1 Der Brundtland-Bericht
3.2 Der Nyerère-Bericht
3.3 Die internationale Umweltpolitik von 1960 bis 1990 - Eine Bilanz -
4. Die Verabschiedung des Wiener Abkommens zum Schutz der Ozonschicht
4.1 Das Montrealer Protokoll
4.2 Das Wiener Abkommen zum Schutz der Ozonschicht - Eine Bilanz -
5. Die internationale Umweltpolitik von Rio bis New York
5.1 Die Entstehung der Walderklärung
5.1.1 Die Walderklärung
5.2 Die Walderklärung - Eine Bilanz -
5.3 Die Entstehung der Konvention über Biologische Vielfalt
5.3.1 Die Konvention über Biologische Vielfalt
5.4 Die Konvention über Biologische Vielfalt - Eine Bilanz -
5.5 Die Entstehung der Klimakonvention
5.5.1 Die Klimakonvention
5.6 Die Klimakonvention - Eine Bilanz -
6. Die internationale Umweltpolitik - Abschließende Zusammenfassung und
Bewertung -

III. Die Formen der Verknüpfung von Umwelt und Sicherheit
1. Die ersten Diskussionen über Umwelt und Sicherheit
2. Das traditionelle Konzept von nationaler Sicherheit
3. Die ersten Ansätze einer Erweiterung des Sicherheitsbegriffs
3.1 Die Ansätze der Security Community zur Erweiterung des
Sicherheitsbegriffs
3.2 Die Haltung der Friedens- und Konfliktforschung zur Erweiterung des
Sicherheitsbegriffs
3.3 Die Ansätze einer Erweiterung des Sicherheitsbegriffs auf internationalem
Niveau
3.4 Die Auseinandersetzungen über den erweiterten Sicherheitsbegriff
- Eine Bilanz -
4. Die Dimensionen der ökologischen Sicherheit in der nördlichen
Hemisphäre
4.1 Der Begriff der ökologischen Sicherheit
4.1.1 Die Zerstörung der Umwelt als Folge militärischer Aktivitäten
4.1.2 Die Zerstörung der Umwelt als Mittel zur Kriegsführung
4.1.3 Die regionale Umweltkooperation als ein Beitrag zur ökologischen
Sicherheit
4.1.4 Die Zerstörung der Umwelt als Folge industrieller Aktivitäten Europa
4.1.5 Die Zerstörung der Umwelt als Folge industrieller Aktivitäten in Rußland
4.1.6 Fischereikonflikte in der nördlichen Hemisphäre
4.1.7 Internationale Konflikte über Umweltfragen
4.2 Die Dimensionen der ökologischen Sicherheit in der nördlichen
Hemisphäre - Eine Bilanz -
5. Die Dimensionen ökologisch induzierter Konflikte in der südlichen
Hemisphäre
5.1 Der Begriff des ökologischen Konflikts
5.1.1 Die Formen von innerstaatlichen ökologischen Konflikten
5.1.1.1 Der ethno-ökologische Konflikt
5.1.1.2 Der sozio-ökologische Konflikt
5.1.1.3 Der umsiedlungsbedingte ökologische Konflikt
5.1.2 Der grenzüberschreitende (internationale) ökologische Konflikt
5.1.2.1 Die demographische Dimension
5.1.3 Der internationale ökologische Konflikt
5.1.4 Fischereikonflikte in der südlichen Hemisphäre
5.2 Die Dimensionen ökologisch induzierter Konflikte in der südlichen
Hemisphäre - Eine Bilanz -
6. Die Zunahme von Umweltkatastrophen
6.1 Die Überschwemmungskatastrophe im polnisch-tschechisch-deutschen
Grenzraum
6.2 Die Brandkatastrophe in Indonesien
7. Die Formen der Verknüpfung von Umwelt und Sicherheit
- Abschließende Zusammenfassung und Bewertung -

IV Der Beitrag der Vereinten Nationen, der NATO und der KSZE/OSZE für
eine neue globale Umweltordnung
1. Die Vereinten Nationen
1.1 Die Genese und Evolution der Vereinten Nationen als universelles
System kollektiver Sicherheit und der Stellenwert der Umwelt
1.1.1 Die Ziele und Prinzipien der Charta der Vereinten Nationen
1.1.2 Die Instrumente der Charta der Vereinten Nationen
1.1.3 Das friedenssichernde Potential der Vereinten Nationen bis 1992
1.2 Die Agenda für den Frieden und die Rolle der globalen Umwelt
1.2.1 Die Diskussionen über die Errichtung eines Umweltsicherheitsrats
1.2.2 Die Diskussionen über die Errichtung von Grünhelm-Einheiten
1.3 Die Vereinten Nationen als System der kollektiven Sicherheit an der Schwelle
zum 21. Jahrhundert und der Stellenwert der globalen Umwelt
- Eine Bilanz -
2. Die NATO
2.1 Die Genese und Evolution der NATO als regionales System kollektiver
Verteidigung und kollektiver Sicherheit und der Stellenwert der Umwelt
2.1.1 Das Prinzip der kollektiven Verteidigung
2.1.2 Die Umwelt im neuen Strategischen Konzept der NATO von 1991
2.1.2.1 Das Prinzip der kollektiven Sicherheit als Rahmen für die NATO-Umwelt-
kooperation
2.2 Die dritte Dimension der NATO - Die Umweltkooperation
2.2.1 Der NATO-Wissenschaftsausschuss
2.2.1.1 Die Gründung des NATO-Wissenschaftsausschusses
2.2.1.2 Die Zusammensetzung des NATO-Wissenschaftsausschusses
2.2.1.3 Die Konzeption des NATO-Wissenschaftsausschusses
2.2.1.4 Die Prinzipien des NATO-Wissenschaftsausschusses
2.2.1.5 Die Umweltkooperation des NATO-Wissenschaftsausschusses von
bis 1991
2.2.1.6 Die Stärkung der Umweltkooperation des NATO-Wissenschaftsausschusses
im Zuge der Verabschiedung des neuen Strategischen Konzepts von 1991
2.2.2 Die Gründung des NATO-Umweltausschusses
2.2.2.1 Die Zusammensetzung des NATO-Umweltausschusses
2.2.2.2 Die Konzeption des NATO-Umweltausschusses
2.2.2.3 Die Prinzipien des NATO-Umweltausschusses
2.2.2.4 Die sonstigen Aktivitäten des NATO-Umweltausschusses
2.2.2.5 Die Leitstudien des NATO-Umweltausschusses
2.2.2.6 Die Stärkung des NATO-Umweltausschusses im Zuge der
Verabschiedung des neuen Strategischen Konzepts von 1991
2.2.2.7 Der Ausschuss für zivile Notstandsplanung
2.3 Die NATO als regionales System der kollektiven Verteidigung und
kollektiven Sicherheit und der Stellenwert der Umwelt - Eine Bilanz -
3. Die OSZE
3.1 Die Genese und Evolution der OSZE als regionales System kollektiver
Sicherheit und der Stellenwert der Umwelt
3.1.1 Die Prinzipien und Verpflichtungen der KSZE
3.2 Die Umweltpolitik der KSZE in der Schlußakte von Helsinki
3.2.1 Die Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa als Forum
für die KSZE-Umweltkooperation
3.2.2 Die Luftreinhaltepolitik der UN-ECE
3.2.2.1 Die Konvention über weitreichende grenzüberschreitende
Luftverunreinigung
3.2.2.2 Das Protokoll über die Zusammenarbeit bei der Messung und Bewertung der
weiträumigen Übertragung von luftverunreinigenden Stoffen in Europa
3.2.2.3 Das Protokoll zur Reduzierung von Stickoxid-Emissionen
3.2.2.4 Das Protokoll zur Reduzierung der flüchtigen organischen Verbindungen
3.2.2.5 Die Konvention zur grenzüberschreitenden Umweltverträglichkeitsprüfung
3.2.2.6 Die Konvention über die grenzüberschreitenden Auswirkungen von Industrie-
unfällen
3.2.2.7 Der Umwelt für Europa Prozess
3.3 Die UN-ECE-Umweltpolitik und der Stellenwert der Umwelt im
OSZE-Prozeß - Eine Bilanz -
4. Der Beitrag der Vereinten Nationen, der NATO und der OSZE für eine neue
globale Umweltordnung - Abschließende Zusammenfassung und Bewertung

V. Ausblick

Verzeichnis der Abbildungen

Abbildung I: Typology of environmentally induced conflicts

Abbildung II: Schematische Erläuterung zum syndromanalytisch-konflikttheoretischen

Ansatz

Abbildung III: Profil von Ressourcenkonflikten

Abbildung IV: Kritische Oberlieger-Unterlieger-Interessenlagen

Abbildung V: Intensität des Sahel-Syndroms

Abbildung VI: Agenda für den Frieden

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Seit 1950 schreitet infolge der Zunahme der industriellen Produktion in den Industrienationen und des anhaltenden Bevölkerungswachstums in den Entwicklungs- und Schwellenländern die weltweite Degradierung und Verschmutzung der natürlichen erneuerbaren Ressourcen, das heißt der Böden, der Wälder/Vegetation, des Süßwassers, der Oberflächengewässer und der Luft/Atmosphäre, unaufhaltsam voran. Obwohl die Industrieländer für das Gros der Boden-, Gewässer- und Luftverschmutzung verantwortlich zeichnen, versuchten die Vereinten Nationen (VN) bereits im Jahre 1972 anlässlich der ersten internationalen Umweltkonferenz in Stockholm auch die Entwicklungsländer zur Durchführung gemeinsamer Lösungsstrategien zwischen Nord und Süd zu bewegen. Die Motive hierfür lagen darin begründet, dass zu diesem Zeitpunkt bereits absehbar war, dass die natürlichen erneuerbaren Ressourcen der Erde über kurz oder lang verbraucht sein würden, wenn die exponentiell ansteigende Bevölkerung der südlichen Hemisphäre den Wachstumspfaden des Nordens folgen würde. Da die Entwicklungsländer im Zuge ihrer nachholenden Entwicklung einmütig die Durchführung sämtlicher Maßnahmen zum Schutz ihrer Umwelt mit dem Hinweis auf die diesbezügliche Verantwortung der Industrieländer ablehnten, entzündeten sich in der darauf folgenden Dekade heftige Auseinandersetzungen zwischen Nord und Süd über mögliche Strategien künftiger Maßnahmen zum Schutz des Planeten.

Bereits während dieser Debatten wurde indessen deutlich, dass die Folgen der umweltzerstörerischen Aktivitäten der Menschen in Nord und Süd immer bedrohlichere Ausmaße annahmen. Während sich in den Ländern der nördlichen Hemisphäre Mitte der 80er Jahre Umweltkatastrophen mit weitreichenden grenzübergreifenden Folgen häuften wie etwa der Basler Giftskandal, die Dioxinverseuchung in Seveso und das Reaktorunglück von Tschernobyl, wechselten sich in den Ländern der südlichen Hemisphäre Überschwemmungen und Dürreperioden von zunehmend größerem Umfang ab. Zur gleichen Zeit wurden die armuts-demographischen Folgen der Umweltzerstörung durch die negativen Umwelteffekte einer allzu raschen Industrialisierung einiger Schwellenländer (Südost-)Asiens und Lateinamerikas erneut verschärft. Nicht zuletzt belegten bis Anfang der 90er Jahre alle einschlägigen Untersuchungen, dass der Süden in erster Linie von den Folgen der Schadstoffemissionen der Industrienationen, die das atmosphärische Ozon zum Schwinden und das klimatische System ins Wanken brachten, betroffen sein würde.

Getragen von der Sorge über das unaufhaltsame Fortschreiten der Umweltzerstörung und ihrer Auswirkungen auf die menschlichen Gesellschaften beschlossen die VN im Jahre 1989 die zweite große Umweltkonferenz seit Stockholm, die Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung (UNCED), einzuberufen. Sie fand 1992 in Rio de Janeiro statt. Dort sollte die Umwelt- und Wirtschaftspolitik so miteinander verzahnt werden, dass die Bewahrung der gemeinsamen Ressourcen der Menschheit künftig gewährleistet ist.

Obwohl zu diesem Zeitpunkt keine abschließende Beurteilung über den Erfolg der in Rio errichteten Umweltregime zum Schutz der Naturgüter erfolgen kann, deutet alles darauf hin, dass das Beharren der Staaten auf ihren jeweiligen nationalen - wirtschaftlichen - Egoismen die dringend erforderlichen Maßnahmen zum Schutz des Planeten nachhaltig vereiteln wird. Bis heute gelang es in keiner der seit Rio veranstalteten Folgekonferenzen, wirksame Maßnahmen zum nachhaltigen Schutz der Naturgüter zu verabschieden.

Während bereits seit den 50er Jahren Umweltexperten wiederholt auf das politische Konfliktpotential des ungehemmten menschlichen Raubbaus mit der Natur verwiesen, erschienen zu Beginn der 90er Jahre die ersten empirischen Studien, die die weltweite Zunahme von ökologisch induzierten Problemen und Konflikten bis hin zu gewalttätigen Auseinandersetzungen in den Ländern der südlichen Hemisphäre belegten. Ungeachtet der Tatsache, dass der Süden am gravierendsten von den Auswirkungen der Umweltvernichtung betroffen sein würde, waren sich die Industrienationen jedoch durchaus bewusst, dass sie mittel- bis langfristig von den negativen Effekten der Umweltzerstörung, wie beispielsweise von extremen Wetterlagen als Folge des Treibhauseffekts, betroffen sein würden. Zudem dürfen die in der nördlichen Hemisphäre gelegenen Länder damit rechnen, dass sich durch den gravierenden Ressourcenabbau und der hierdurch verstärkten sozialen Desintegration der Gesellschaften in der südlichen Hemisphäre, nicht nur die Zahl der flüchtenden Menschen in Richtung Norden erhöhen, sondern auch die Notwendigkeit humanitärer Hilfsmaßnahmen anwachsen werden.

Schließlich führte die Vielzahl der zu erwartenden negativen Umwelteffekte bei den mit Sicherheitspolitik befassten Wissenschaftlern und Forschern zu einer verstärkten Beschäftigung mit der Frage, wie wohl künftig das Wohl des Individuums, von Gesellschaften, von Staaten und schließlich das der gesamten Menschheit angesichts der ihre soziale und wirtschaftliche Sicherheit bedrohenden Folgen der Umweltzerstörung zu schützen sei. Bis heute gelang es der Forschung jedoch nicht, die sämtliche Bereiche des gesellschaftlichen Zusammenlebens berührende Frage der ökologischen Sicherheit einer befriedigenden Lösung zuzuführen.

Nicht zuletzt hat das Versagen der Politik, der globalen anthropogenen Umweltzerstörung präventiv zu begegnen, und die unaufhaltsame Zunahme ökologisch induzierter Konflikte zu Forderungen geführt, künftig dem politischen Management von Auswirkungen, die aus der Umweltzerstörung resultieren, größeres Gewicht zu verleihen. Konkret wurde in diesem Zusammenhang die Frage diskutiert, ob und inwiefern die eigens mit Fragen der Konfliktverhütung und -vermeidung betrauten Organisationen, das heißt die VN, die Nordatlantikpakt-Organisation (NATO) und die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE)[1] in Europa ihr Aufgabenspektrum um die konflikthaften beziehungsweise sicherheitsrelevanten Dimensionen der Umweltzerstörung erweitern sollten. Während sich diese Institutionen zu Zeiten des Ost-West-Konflikts und der damit einseitigen Ausrichtung auf eine dominante Bedrohung nur wenig um die Folgen der Umweltzerstörung gesorgt haben, ist zwar festzustellen, dass die VN, die NATO und die OSZE ihre Umweltkooperation seit dem Beginn der 90er Jahre verstärkt haben. Inwieweit diese Institutionen jedoch tatsächlich dazu geeignet sind, den zahlreichen direkten und indirekten sicherheitsgefährdenden Effekten der Umweltzerstörung zu begegnen, wird in der vorliegenden Analyse zu klären sein.

2. Bewertungs- und Erfassungsprobleme

Aufgrund der Komplexität des Themas ergeben sich zahlreiche Erfassungs-, Bewertungs- und Abgrenzungsprobleme grundsätzlicher Art, die im Folgenden genannt seien, da aus ihnen die spezifische Eingrenzung der vorliegenden Arbeit resultiert.

Zunächst ist festzuhalten, dass die natürlichen erneuerbaren Ressourcen[2] vernetzte Systeme mit zahlreichen nichtlinearen und rückgekoppelten Beziehungen bilden, die ein einfaches Ursache-Wirkungsschema bei der Beschreibung der ökologischen- und gesellschaftlich-sozialen Folgewirkungen der vielfältigen Umweltbeeinträchtigungen zu einem unmöglichen Unterfangen werden lassen.

Darüber hinaus sind naturwissenschaftlich gesicherte Kenntnisse über die Prozesse innerhalb und zwischen den einzelnen Ökosystemen noch äußerst lückenhaft, so dass sich die quantitative und qualitative Erfassung der Wechselwirkungen zwischen der Umweltzerstörung und den einzelnen Ökosystemen als außerordentlich schwierig erweist: Wegen der langsamen Reaktion von Böden wird die Bedeutung ihrer Organismengesellschaften für andere Prozesse noch wenig verstanden, die Disziplin der Meeresforschung ist sehr jung und über die Anzahl der in den tropischen Regenwäldern existierenden Arten gibt es keine gesicherten Aussagen, geschweige denn, über die Zahl der gefährdeten oder bereits ausgerotteten Arten.

Ferner fehlt es der Wissenschaft an adäquater Technologie (z.B. umfassende Rechnersysteme), so dass derzeit eine umfassende und präzise Informationsgewinnung und -auswertung von Umweltdaten noch nicht möglich ist. Auch existieren aufgrund unterschiedlicher Berechnungsmethoden und Modellannahmen große Differenzen unter den Wissenschaftlern über die zu erwartenden negativen Umweltphänomene. Nach wie vor besteht große Uneinigkeit über das Ausmaß der durch den Treibhauseffekt verursachten Schäden oder den Zeitrahmen der prognostizierten Klimaveränderungen innerhalb der mit der Klimaforschung befassten Wissenschaftsgemeinde. Außerdem werden die quantitativen Erhebungen über die Ressourcendegradierung (z.B. Biodiversität, Wälder, Wasser, Böden) nicht im Jahresrhythmus durchgeführt, sondern finden oftmals nur alle zwei bis fünf Jahre statt, so dass den Beschreibungen über das Ausmaß der Umweltzerstörung häufig unterschiedliche Jahreszahlen zugrunde liegen.

Schließlich ist die Darstellung, unabhängig von der „natürlichen“ Komplexität des Forschungsgegenstands und den Defiziten der natur- und technikwissenschaftlichen Forschung, auch in Bezug auf die in der Arbeit vorgenommene Orientierung am Nord-Süd-Schema in vielfacher Hinsicht problematisch: Nicht alle Entwicklungsländer liegen im Süden (z.B. Mongolei) oder Industrieländer im Norden (z.B. Australien). Auch gibt es Armut in den Industrieländern sowie moderne Produktions- und Konsumzentren in den Entwicklungsländern mit den typischen Verschmutzungsproblemen von Industriegesellschaften. Ebenso zeichnen sich die Erfolgsökonomien China, Indien, Indonesien, Singapur, Taiwan, Malaysia, Hongkong, Südkorea, Argentinien, Brasilien und Mexiko durch die Koexistenz von High-Tech-Industrien und einem modernen Bankenwesen in den Städten sowie durch landlose, von extremer Armut betroffene Kleinbauern in den ländlichen Gegenden aus. Zugleich kann die Gruppe der brennstoffexportierenden Länder nach bevölkerungsarmen- (Golfstaaten) und bevölkerungsreichen Ländern (Nigeria) unterschieden werden. Schließlich weisen Russland, die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) und die süd- und mittelosteuropäischen Länder spezifische Umweltprobleme sowohl der Industrienationen als auch der Entwicklungsländer auf, wobei derzeit eine umfassende Darstellung der Umweltsituation in Osteuropa kaum möglich ist, da Umweltdaten nur punktuell erhoben worden sind. Nach wie vor konzentriert sich die diesbezügliche Literatur auf einzelne, spektakuläre Umweltprobleme mit hoher politischer Brisanz.[3]

Trotz dieser Einschränkungen hält die Verfasserin am Nord-Süd-Schema fest, da auf der einen Seite als die Hauptdeterminanten der Umweltkrise das anhaltende Bevölkerungswachstum und die Armut im Süden und auf der anderen Seite die Zunahme der industriellen Produktion und das Konsumverhalten im Norden gelten und sich die zahlreichen Effekte der anthropogenen Umweltvernichtung sehr gut auf dieser Basis beschreiben und entwickeln lassen. Demnach werden die Länder, die zur OECD gehören (außer Mexiko) unter den Begriffen „der Norden“, „die Länder der nördlichen Hemisphäre“, „die Industrieländer“, die „Industrienationen“ oder die „OECD-Länder“ beziehungsweise die „OECD-Welt“ zusammengefasst. Die Länder der tropischen- und subtropischen Breiten und die Mitgliedstaaten der OPEC werden als „die Gruppe-77“, „G-77“, „der Süden“, „die Länder der südlichen Hemisphäre“, „die Länder südlich des Äquators“, „die Länder der Dritten Welt“ oder als „Entwicklungs- und Schwellenländer“ bezeichnet. Schließlich werden Russland, die GUS und Süd- und Mittelosteuropa zwar zu den Ländern der nördlichen Hemisphäre gezählt, da sich dort jedoch typische Umweltprobleme sowohl der Industrieländer als auch der Entwicklungsnationen feststellen lassen, ergibt sich ihre Unterteilung jeweils nach spezifischen, sich aus dem Inhalt der Arbeit ergebenden Erfordernissen. Darüber hinaus werden sie als „Länder im Übergang zur Marktwirtschaft“ subsumiert oder als „Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion“ oder „die Länder auf dem Territorium oder dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion“ bezeichnet.

Nicht zuletzt ist auch die Darstellung über die politischen Folgen der umweltzerstörerischen Aktivitäten in den unterschiedlichen Gesellschaften nur in fragmentarischer Weise zu beschreiben, was im Wesentlichen daran liegt, dass es lange Zeit an sorgfältig und systematisch erhobenen Befunden über den Zusammenhang der anthropogenen Umweltvernichtung und Konflikten fehlte. Um dem abzuhelfen, wurde im Rahmen der Projekte „Environmental Changes and Acute Conflict“[4] und „Environment and Conflicts Project“[5] die aus der Umweltzerstörung resultierenden latenten und virulenten Konfliktformen untersucht, deren Ergebnisse erstmals im Jahre 1995 publiziert wurden.[6] Vor diesem Hintergrund versteht es sich von selbst, dass auch die Ausführungen über die Ursachen und Formen ökologisch induzierter Krisen und Konflikte, die sich im Wesentlichen auf die vorgenannten Forschungsprojekte stützen, nicht den Anspruch auf Vollständigkeit oder gar Allgemeingültigkeit erheben. Hierfür ist das Forschungsgebiet zu jung und es bedarf weiterer empirischer Forschungsanstrengungen, um zu einer exakteren Analyse und Theoriebildung zu gelangen.

Ungeachtet der dargestellten Eingrenzungsprobleme werden im Folgenden eine Analyse der vielschichtigen und weltumspannenden Umweltproblematik und die Identifizierung ihrer grundsätzlichen und ineinandergreifenden Problembereiche durchgeführt. Die inhaltliche Gewichtung der Arbeit wurde wie folgt vorgenommen.

3. Beschreibung des Untersuchungsgegenstands

Das erste Kapitel beginnt mit einem knappen, zusammenfassenden historischen Rückblick über das Mensch-Natur-Verhältnis von der Frühzeit bis zur Moderne des 20. Jahrhunderts. Hierbei wird insbesondere auf den gesellschaftlich-philosophischen Einstellungswandel über die Einbindung des Menschen in die Natur eingegangen, der sich mit dem Aufkommen der Naturwissenschaften vollzogen hat und den Ursprung des heutigen Umgangs der Menschheit mit der Natur offenlegt.

Im Anschluss an eine ebenso kurze Darstellung über die historischen Dimensionen der anthropogenen Umweltzerstörung erfolgt eine empirische Bestandsaufnahme über die Ursachen der regionalen/weltweiten beschleunigten globalen Transformation der Umweltmedien Böden/Vegeta-tion, Wälder, Süßwasser/Oberflächengewässer, Luft/Atmosphäre und deren materiellen Güter von 1950 bis 1997. Hierbei beschränkt sich die Autorin auf eine Beschreibung der globalen Gefährdungen, wobei die Ursache-Wirkungsrichtung insofern offen gelassen wird, als die Darstellung über das Ausmaß der Umweltzerstörung der zunächst isoliert betrachteten Teilökosysteme zwar jeweils eine Ursachenanalyse beinhaltet, jedoch das Verhältnis zwischen den Teilökosystemen im Mittelpunkt der Ausführungen steht. Da als die Hauptdeterminanten der Umweltzerstörung die industrielle Produktion in den Ländern der nördlichen Hemisphäre und das anhaltende Bevölkerungswachstum in den Ländern der südlichen Hemisphäre gelten, sollen auf der Grundlage dieser Bestimmungsgründe, die Effekte der fortschreitenden Umweltvernichtung sowie deren wechselseitige Abhängigkeit und Rückkopplungsprozesse sowohl auf ökologischer als auch auf (weltweiter) gesellschaftlich-sozialer Ebene beschrieben werden.

Im ersten Kapitel werden dementsprechend in einem ersten Schritt das Ausmaß und die Folgen der Umweltzerstörung in den Industrienationen und in einem zweiten Schritt der Umfang und die Effekte der Umweltdegradierung in den Entwicklungs- und Schwellenländern behandelt. Im dritten Schritt erfolgt eine Zusammenfassung, Bewertung und Gewichtung über die - zu erwartenden - Auswirkungen der anthropogenen Umweltzerstörungen in Nord und Süd.

Im zweiten Kapitel werden die Lösungsansätze der internationalen Staatengemeinschaft, Maßnahmen zum Schutze der globalen Umwelt zu ergreifen, nachgezeichnet. Zunächst wird die Genese und Evolution der internationalen Umweltpolitik dargestellt. Da das bereits 1985 errichtete Wiener Abkommen zum Schutz der Ozonschicht in der Literatur oftmals als ein gelungenes Beispiel für ein international abgestimmtes Vorgehen zur Lösung globaler Umweltprobleme genannt wird, erfolgt dann eine Beschreibung über das Ozonregime, wobei schwerpunktmäßig der Frage nachgegangen wird, inwiefern es tatsächlich ein wirksames Schutzinstrumentarium zur Lösung globaler Umweltprobleme darstellt. Schließlich erfolgt eine Analyse der seit Beginn der 90er Jahre etablierten internationalen Umweltregime zum Schutz der natürlichen erneuerbaren Ressourcen, der sogenannten „global commons“. Da es den Rahmen der Arbeit sprengen würde, sämtliche, im Zuge des Rio-Prozesses etablierten Regime zu untersuchen, werden allein die Nicht rechtsverbindliche, maßgebliche Darlegung von Grundsätzen eines weltweiten Konsenses über Bewirtschaftung, Erhaltung und nachhaltige Entwicklung aller Waldarten (Walderklärung) und die beiden einzigen völkerrechtlich verbindlichen Rahmenübereinkommen, das Übereinkommen über die Biologische Vielfalt (Konvention über Biologische Vielfalt, Biodiversitätskonvention) und das Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (Klimakonvention) näher beleuchtet. Im Mittelpunkt der Analyse stehen hierbei die Interessendivergenzen und die Darstellung der maßgeblichen Konfliktlinien, die während der Verhandlungen zur Etablierung der Konventionen zum Schutz der Umwelt innerhalb der internationalen Staatenwelt zutage getreten sind. Am Schluss erfolgt eine Bewertung darüber, ob die an der Errichtung der internationalen Umweltregime beteiligten Akteure problemadäquat mit den Umweltbelastungen umzugehen vermochten.

Die Unzulänglichkeiten internationaler Umweltregime, die fortschreitende Ressourcendegradierung aufzuhalten und deren vielfältigen negativen sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Weltgemeinschaft, führen im dritten Kapitel zu den hieraus resultierenden Diskussionen über Umwelt und Sicherheit. In diesem Zusammenhang werden die konzeptionellen Versuche der mit Sicherheitsfragen befassten Wissenschaftsgemeinde dargestellt, die möglichen sicherheitsrelevanten Probleme der Umweltzerstörung in die nationale beziehungsweise internationale Sicherheitsarchitektur zu integrieren.

Im dritten Kapitel werden in einem ersten Schritt die Bestimmungsgründe untersucht, die zu einer Eingliederung von Umweltproblemen in die Sicherheitspolitik geführt haben. Anknüpfend an den erstmals von der strategischen Forschung formulierten Begriff der „environmental security“, soll in einem zweiten Schritt das von den Vertretern der Friedens- und Konfliktforschung entwickelte „Konzept“ der „ökologischen Sicherheit“, das in Ablehnung der environmental security, das heißt des erweiterten Sicherheitsbegriffes, formuliert wurde, näher beleuchtet werden. Vor dem Hintergrund der Auseinandersetzungen zwischen der „strategic community“ und den Vertretern der Friedens- und Konfliktforschung über das, was environmental security beziehungsweise ökologische Sicherheit beinhalten soll, erfolgt in einem dritten Schritt eine Bewertung darüber, ob es den Wissenschaftlern gelang, die sicherheitsrelevanten Fragen der Umweltzerstörung in ein schlüssiges Konzept einzubinden und neue Instrumente zur Lösung dieser spezifischen Problematik zu entwickeln.

Da als Ergebnis des dritten Kapitels nachgewiesen wird, dass bis heute weder ein tragfähiges Konzept der ökologischen Sicherheit existiert, noch neue Instrumente zur Lösung der fortschreitenden Umweltzerstörung konzipiert wurden, ist absehbar, dass sich die aus der Umweltzerstörung resultierenden negativen Auswirkungen verstärken werden. So könnten sich die Konflikte auf dem Territorium der ehemaligen UdSSR, die im Zusammenhang mit der Luftverschmutzung stehen, verschärfen. Darüber hinaus dürfte ebenso mit der Zunahme von Boden- und Wasserkonflikten in den Ländern der südlichen Hemisphäre zu rechnen sein. Nicht zuletzt dürfte die beschleunigte Degradierung der natürlichen erneuerbaren Ressourcen weltweit die Probleme, die im Zusammenhang mit dem vermehrten Auftreten von Naturkatastrophen als Folge extremer Wetterlagen stehen, begünstigen, wodurch die negativen sozialen und wirtschaftlichen Effekte der Umweltzerstörung erneut verschlimmert werden.

Diese Erkenntnis führt zu der im vierten Kapitel zu behandelnden Fragestellung, ob und inwiefern die Organisationen, die in der Vergangenheit eigens für das politische Management von Konflikten geschaffen worden sind, das heißt die VN, die NATO und die OSZE, diesen „modernen“ gesellschaftlichen Anforderungen hinreichend Aufmerksamkeit schenken und zugleich auch geeignet sind, den konflikthaften und sicherheitsgefährdenden Effekten der Umweltzerstörung zu begegnen. So wurde auf OSZE- oder UN-Ebene die Schaffung von Umweltagenturen gefordert, die Umweltstandards auf höchstem Niveau festlegen sollten und die bei Nichterfüllung der fixierten Standards auch Zwangsmaßnahmen für deren Durchsetzung anwenden könnten.

Im vierten Kapitel werden daher in einem ersten Schritt die Umweltpolitik der VN, in einem zweiten Schritt die der NATO und in einem dritten Schritt die der OSZE unter Einschluss der diesen Institutionen zugrundeliegenden Konzeptionen, Prinzipien, Normen, verfügbaren Strategien und Instrumente zur Wahrung des Weltfriedens dargestellt. Zum Schluss soll vor dem Hintergrund der seit 1989 erfolgten Reformbemühungen der VN, der NATO und der OSZE eine Bewertung darüber erfolgen, inwiefern die sicherheitsrelevanten Probleme der Umweltzerstörung Eingang in die neuen Konzepte fanden und welcher Handlungsspielraum den Sicherheitsregimen tatsächlich bleibt, den sicherheitsgefährdenden Aspekten der fortschreitenden Umweltdegradierung zu begegnen.

„Nun, da die Welt zu einer interdependenten Welt geworden ist, gibt es keine größere Aufgabe, als herauszufinden - bevor wir uns selbst zerstören - wie wir unser Leben so gestalten können, dass wir uns nicht ständig selbst verletzen und trotzdem soviel vergnügliche Aufregung und Befriedigung gewinnen, wie wir nur können.“

(Norbert Elias)

I. Die Dimensionen der globalen anthropogenen Umweltzerstörung

1. Der Wandel des Mensch-Natur-Verhältnisses von der Frühzeit bis zur Schwelle des 21. Jahrhunderts

Die Auffassung von einer Wechselbeziehung zwischen Mensch und Natur ist so alt wie die Menschheit selbst. Ein Blick in die Frühzeit zeigt, dass das damalige Mensch-Natur-Verhältnis von den unmittelbar erlebten Naturerfahrungen abhing. Die Natur wurde als ein überwältigender, verwirrend vielfältiger und dauernden Veränderungen unterworfener Organismus betrachtet, in dessen Abläufe der Mensch schicksalhaft eingebunden war. Das Überleben der Menschen gelang nur, wenn Ackerbau und Viehzucht in Einklang mit den natürlichen Zyklen der Natur, mit Ebbe und Flut, mit Tag und Nacht, dem Wechsel der Jahreszeiten und den Sternbildern in Einklang gebracht werden konnten. Gleichwohl umfasste die Einheit von Mensch und Natur die Einheit von Schuld, Unglück und Buße. Galten doch die großen Naturkatastrophen als gottverhängte Folge eines von Menschen begangenen Unrechts, die nur durch Buße und Opfergaben verhindert oder abgewendet werden konnte.[7]

Eine Abkehr von der Schicksalhaftigkeit des Naturgeschehens begann sich in der Antike, mit dem Beginn der abendländischen Naturphilosophie, zu vollziehen. Es war insbesondere Aristoteles‘ universale Teleologie, die Idee von der „wunderbaren Zweckmäßigkeit“[8] der Natur, die die frühzeitlichen Vorstellungen über die Natur ablöste. Die großen Zyklen der Natur wurden nunmehr als harmonische, nach Vollkommenheit strebende Ordnungsprinzipien (kosmos= Ordnung) betrachtet, denen eine göttliche Grundstruktur innewohnte. Der mit Geist und Vernunft ausgestattete Mensch, als Teil dieses „wohlgegliederten und lebendigen Ganzen“,[9] war diesen Bewegungsprinzipien jedoch nicht mehr länger ausgeliefert, sondern die verschiedenen Erscheinungsformen der Natur, als göttliche (=vernünftige) Ordnung, konnten vom Menschen betrachtet und erkannt werden. Allerdings galt für den Menschen, wollte er sich nicht selbst zerstören, die Einsicht in das rechte Maß beim alltäglichen Handeln.[10]

Die scholastische Philosophie des Mittelalters übernahm im Wesentlichen die von Aristoteles geprägte Naturvorstellung, und von der Antike bis zur Renaissance existierte

„kein Künstler, kein Wissenschaftler, kein Arzt, dessen Handeln nicht im letzten von Vorstellungen der Natur als ästhetische Ordnung, d.h. wohlgestalteter (=göttlicher) Vernunft ... geleitet war, ...die mitten im Schoß der Materie die Spuren des Göttlichen trägt“.[11]

Tatsächlich wurde die Idee von der Einheit von Mensch und Natur weder durch die Astronomie verdrängt noch von Johannes Kepler (1571-1630), einem der Begründer der neuzeitlichen mathematischen Naturwissenschaften, oder von Galilei (1564-1642), der faktisch die Ablösung der Physik von der aristotelisch-mittelalterlichen Naturphilosophie einleitete, in Frage gestellt.

Das Ende dieser „großartigen Periode der Naturphilosophie“[12] nahm vielmehr seinen Anfang, als die Vielgestaltigkeit der Naturphänomene nicht mehr durch Betrachtung erkannt, sondern durch mathematische Gesetze erklärt werden konnte. Dieser Prozess setzte etwa mit Galileis Einführung der messenden Methode in der Mechanik, als erster Teil der modernen Naturwissenschaften, ein und ist bei René Descartes (1596-1650), „dessen Erkenntnislehre ... den ersten voll durchreflektierten Schritt des neuzeitlichen Denkens ... reflektiert“,[13] abgeschlossen. „Der moderne Mechanismus begann mit der epochalen Feststellung Descartes‘, dass die Gesetze der Natur dieselben wie die der Mechanik“[14] seien und mit seiner Trennung von der Seele, als das denkende Subjekt (res cogitans) und dem Körper, als das räumliche Objekt (res extensa) wurde „die menschlich denkende Substanz aus der materiellen Natur ausgegliedert und ihr an Rang übergeordnet“.[15]

Der bislang vorherrschende normativ-metaphysische Begriff von der Natur wurde nunmehr in einen analytisch-deskriptiven Begriff umgewandelt, da Erkenntnisse über die Natur einzig und allein durch Messungen und Berechnungen vom Menschen erkennbar gemacht werden konnten. Mit Hilfe der messenden Methode schien es, dass die menschliche Beherrschung aller Seinsgebiete in greifbare Nähe rückte und die Wissenschaftler glaubten, dass die Menschen prinzipiell in der Lage seien, die künftigen Ereignisse „in der großen Weltmaschine“[16] vorausberechnen zu können. „Nicht mehr Gott lenkte das Universum, sondern das Universum ist ein Mechanismus geworden“.[17] In dem Maße wie der Mensch aus der Natur heraustrat und die Gesetze der Natur erkennen konnte, gewann er auch Macht über sie. Eine Ansicht, die sich in dem Satz des englischen Philosophen und Staatsmannes Francis Bacon (1561-1626) „Wissen ist Macht“[18] widerspiegelte. Damit war das neuzeitliche mechanistisch-anthropozentrische Weltbild - der Mensch als das Maß aller Dinge - geboren.

Als Reaktion einer sich beschleunigenden Entwicklung der Naturwissenschaften versuchten zwar führende Naturphilosophen, wie Georg Friedrich Hegel (1770-1831) oder Friedrich Wilhelm Josef Schelling (1775-1854), das Mensch-Natur-Beziehungsgefüge wieder als einen einheitlichen geistigen Organismus aufleben zu lassen. Ihre Bemühungen waren jedoch zum Scheitern verurteilt. Der Mensch hatte sich unwiderruflich aus der Ganzheit des universellen Naturgeschehens herausgelöst, und nur noch „Gesichertes und Bewiesenes“[19] wurde von ihm akzeptiert. Beobachtungen über die Natur wurden fortan in einzelne Teildisziplinen der Naturwissenschaften aufgegliedert und die Gegenstände der Natur richteten sich nach dem Stand der Erkenntnis. „Es gibt nicht die Natur, wie sie wirklich ist. Sie ist immer so, wie wir fragen“.[20]

Geprägt von den bahnbrechenden Erfindungen in der Physik, der Chemie und der Biologie, die die technisch-wissenschaftliche und die industrielle Entwicklung vorantrieben, herrschte in weiten Teilen der Gesellschaft eine ungebrochene Fortschritts- und Technikgläubigkeit vor, wobei das wichtigste Kriterium für den Fortschritt die stetige Steigerung der Produktion war.[21] Es schien, dass die Ressourcen der Erde schier unerschöpflich seien und sich der Mensch ihrer nur zu bedienen brauchte, um sich seinen Wohlstand durch Wachstum für alle Zeiten sichern zu können.

Tatsächlich sollte es jedoch nur bis zum Ende des 20. Jahrhunderts dauern, bis die sich im Schatten der wissenschaftlichen und industriellen Revolution entfalteten, zerstörerischen Kräfte der westlichen Zivilisationen weltweit Besorgnis erregten: So waren bis zu diesem Zeitpunkt infolge des sogenannten „50er Jahre-Syndroms“[22] die natürlichen erneuerbaren Ressourcen der Erde in einem solchen Maße verunreinigt und degradiert, dass allmählich die Vermutung um sich griff, dass „die im kartesianischen Weltbild gepriesene Naturkontrolle der wissenschaftlich fortgeschrittenen Industrienationen an ihre Grenzen gestoßen“[23] war und sich der „Herrscher über die Natur“, einem Parasiten gleich, aufgrund des Raubbaus an seinem Wirt, der Erde, selber zugrunde richten werde.[24]

Getragen von der Sorge über die zerstörerischen Auswirkungen der anthropogenen Aktivitäten erlebte die in Vergessenheit geratene Naturphilosophie eine Renaissance, und vielerorts wurde gar behauptet, „dass wir uns der vierten großen Epoche der Naturphilosophie nähern.“[25] Diese kühne Hoffnung resultierte zunächst aus der Tatsache, dass sich weltweit - zumindest der Rhetorik nach - eine Abkehr vom anthropozentrischen Weltbild zu vollziehen schien, da die alles beherrschende Frage bei der Beschäftigung mit dem künftigen Verhältnis von Mensch und Natur darin bestand, wie das Wohl der Menschheit und der Erhalt der Natur, als gleichwertig anzuerkennende Ziele, für die künftigen Generationen bewahrt werden können.

2. Die Umweltverschmutzung aus historischer Perspektive

Bevor nunmehr die heutigen Dimensionen der fortschreitenden Umweltzerstörung dargestellt werden, sei an dieser Stelle festzuhalten, dass die über die Jahrhunderte reichenden philosophischen Vorstellungen über die Einheit von Mensch und Natur den Blick nicht dafür versperren dürfen, dass die Natur zu allen Zeiten Degradierungen infolge menschlicher Aktivitäten unterlag.

Ausgehend von einer Aufteilung von fünf großen gesellschaftlichen Perioden,[26] in denen sich die Notwendigkeit der Kontrolle des Menschen über seine natürliche Umwelt aufgrund demographischer und sozio-ökonomischer Entwicklungen jeweils verstärkte, setzten in der vierten Periode (1300 v. Chr.) auf dem westlichen Teil des Peleponnes die ersten größeren Bodenerosionen infolge rigoroser Rodungen ein.[27] In der Antike führte die Nutzung von Holz zum Schiffs- und Gebäudebau zur Vernichtung großflächiger Waldbestände im Mittelmeerraum. Im Mittelalter sickerten Abwässer aus Fäkalien verschmutzten Jauchegruben in das Grundwasser und verunreinigten die Hausbrunnen so stark, dass Tausende von Menschen infolge von Typhus- und Choleraepidemien ihr Leben lassen mussten.[28] Das Verbrennen verunreinigter Steinkohle verursachte im 16. und 17. Jahrhundert von London die ersten Ferntransporte von verunreinigter Luft.[29]

Qualitativ größere Umweltschäden zeigten sich schließlich in der fünften und jüngsten gesellschaftlichen Epoche, als durch die Auswirkungen der Industrialisierung, die Ausweitung des Kohlebergbaus und der Schwerindustrie, die Luft-, Boden- und Gewässerverschmutzung immer größere Ausmaße annahm[30] und durch Moorkultivierungen, Nadelholzaufforstungen, Sumpftrockenlegungen und Flußkorrekturen die Areale zahlreicher Arten eingeschränkt wurden. Vor diesem Hintergrund bildeten sich in den industrialisierten Zentren Europas und Nordamerikas zahlreiche Natur- und Heimatschutzorganisationen,[31] die sich für den Schutz von Kulturdenkmälern, historisch geprägten Landschaftsbildern und von Naturschutzgebieten einsetzten oder für vermehrten Artenschutz eintraten. In Deutschland wurde beispielsweise der Deutsche Verein zum Schutz der Vogelwelt von Ernst Rudorff ins Leben gerufen,[32] und eine Reihe führender Biologen gründeten im Jahre 1877 den Internationalen Verein gegen die Verunreinigung der Flüsse, des Bodens und der Luft.[33]

Aus umweltpolitischer Perspektive waren jedoch weder die Bestrebungen der Heimat- und Naturschutzbewegung noch die Beiträge der Biologen bedeutsam. Die Natur- und Umweltdebatten blieben auf einen kleinen Kreis von Experten, Betroffenen und Wissenschaftlern beschränkt und stießen in der breiten Öffentlichkeit auf wenig Resonanz. Die Ursachen hierfür lagen wohl einerseits darin begründet, dass gegen Ende des 19. Jahrhunderts durch die Einführung von Trinkwasserver- und Abwässerentsorgungssystemen entscheidende Verbesserungen in der Hygiene erreicht,[34] der Gestank in den Städten beseitigt und durch den Bau von höheren Schornsteinen die Gas- und Rauchbelastung lokal reduziert und unsichtbar gemacht wurde.[35] Andererseits hatten sich die Umweltschäden nur in einzelnen ökologischen Subsystemen gezeigt, so dass die Natur den anthropogenen Beeinträchtigungen noch selbstregulierend begegnen konnte.

Dass indessen die Art, das Ausmaß und die Beschleunigung der heutigen fortschreitenden anthropogenen Ressourcendegradierung ein Novum in der Geschichte der Menschheit darstellt, das die Weltgemeinschaft mit den vielfältigsten Effekten und kaum überschaubaren Rückkopplungsprozessen sowohl auf ökologischer als auch auf gesellschaftlich-sozialer Ebene konfrontiert, soll im Folgenden zunächst am Beispiel der Industriegesellschaften dargestellt werden.

3. Die Dimensionen der Umweltkrise in den Ländern der nördlichen Hemisphäre

3.1 Die industrielle Produktionsweise

Zwischen 1950 und 1990 hat sich infolge der beschleunigten Industrialisierung der weltweite Pro-Kopf-Verbrauch an Kohle um 136 Prozent, der Ölverbrauch um 470 Prozent und der Gasverbrauch um das 12-fache erhöht.[36] Die Hauptverursacher sind Kraft- und Fernheizwerke, Industriefeuerungen, die Zementindustrie, der Verkehr sowie private und kleingewerbliche Feuerungsanlagen.[37] Von den energiebedingten CO2-Emissionen entfielen dabei rund 50 Prozent auf die USA (23%) und die EU-Mitgliedstaaten (27%), weitere 22 Prozent auf die Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion, 12 Prozent auf China, fünf Prozent auf Japan, drei Prozent auf Indien und der Rest auf die übrigen Entwicklungsländer.[38]

Darüber hinaus entstehen durch Verbrennungsprozesse und nichtverbrennungsbedingte Emissionen ebenso die anorganischen Gase Kohlenmonoxid (CO), Kohlendioxid (CO2), Stickstoffoxid (NOX, berechnet als NO2),[39] Schwefeldioxid (SO2) und Ammoniak (NH3) sowie das organische Gas Methan (CH4) und die Gruppe der nichtmethanhaltigen flüchtigen Verbindungen (NMVOC) und schließlich Stäube, die, ebenso wie das CO2, zur Luft- und Atmosphärenverschmutzung beitragen. Aufgeschlüsselt nach Industriesektoren gehen die NO2- und CO-Emissionen auf den Verkehr, den Betrieb von Kraftwerken und Industriefeuerungen zurück, wobei die beiden letztgenannten Betriebe auch für die hohen SO2-Emissionen verantwortlich sind. Die Freisetzung von NH3 wird zu fast 100 Prozent durch landwirtschaftliche Aktivitäten wie die Anwendung mineralischer Düngemittel, durch Viehhaltung bedingte Stallemissionen und durch die Mist- und Güllelagerung verursacht. Das CH4 entsteht durch Aktivitäten in der Landwirtschaft (Reisanbau, Rinderhaltung, Einsatz von Düngemitteln), durch die Abfallwirtschaft (Ausgasung von Deponien, Abwasserreinigung) und durch die Gewinnung, Förderung und Verteilung von Brennstoffen (Kohleminen, Öl- und Gasgewinnung). Die NMVOC-Emissionen gehen auf die Lösemittelverwendung im Bereich der Mineralöl- und Nahrungsmittelindustrie und der Chemie sowie auf den Verkehr durch Undichtigkeiten am Vergaser oder die Verteilung des leichtflüchtigen Otto-Kraftstoffes (Lagerung, Umschlag, Betankung) zurück. Für die Stäube ist die Industrie in den Bereichen Eisen, Stahl, Steine und Erden verantwortlich.

Außerdem sind bei einigen Spurengasen die Schadstoffemissionen nicht die einzige Quelle, sondern sie entstehen durch chemische Reaktionen aus Vorläufersubstanzen. So führen zum einen die landwirtschaftlich bedingten Ammoniak-Emissionen (NH3) im Bereich von einigen Prozenten des eingetragenen Stickstoffes (NOX) in Böden zur Bildung von Distickstoffoxid (N2O).[40] Zum anderen entsteht das bodennahe Ozon (O3) bei höheren Temperaturen unter dem Einfluß ultravioletter Sonneneinstrahlung durch die Vermittlung von Stickoxiden (NOX), flüchtigen Kohlenwasserstoffen (NMVOC), Methan (CH4) und Kohlenmonoxid (CO). Das troposphärische Ozon (O3) hat in den letzten 20 Jahren um ein Prozent zugenommen und übersteigt damit den vorindustriellen Wert (1850) um das Doppelte. Sein Hauptverursacher ist der Straßenverkehr.[41]

Zusätzlich zu den industriell bedingten Spurengasemissionen werden der Umwelt auf allen Stufen der Rohstoffgewinnung und -verarbeitung, des Transports, der Weiterverwendung und der Abfallbehandlung von Produkten - direkt oder über den atmosphärischen Pfad - die unterschiedlichsten Schadstoffe zugeführt. Weltweit sollen mehr als 100 000 verschiedene Stoffe im Einsatz sein und jährlich werden mehr als 250 Millionen Tonnen chemische Stoffe produziert.[42] Nach Japan hat die Bundesrepublik Deutschland die zweithöchste „Chemiedichte“.[43] Zu den gefährlichsten umweltbelastenden organischen Substanzen gehören die phosphathaltigen Mehrnährstoffdünger und Pestizide (Herbizide, Insektizide, Fungizide), die in der landwirtschaftlichen Produktion eingesetzt werden.[44] Ebenso gefährden eine Vielzahl chlororganischer Substanzen, wie Hexachlorcyclohexan und polychlorierte Biphenyle, durch ihre Verwendung als Agrarchemikalien die Umwelt. Durch mehrere spektakuläre Unfälle wurde in den letzten Jahren die Schädlichkeit von Dioxinen und Furanen bekannt, deren Hauptquellen metallverarbeitende Firmen und Recyclingbetriebe, private Haushalte mit Holzfeuerung und gewerbliche Holzverbrennungsanlagen sind.[45] Weitere belastende Stoffe sind die in den gewerblich und privat genutzten Wasch- und Reinigungsmitteln vorkommenden Polyphosphate (insbes. Pentanatriumphosphat) und Tenside. Darüber hinaus stellt die Kontamination durch - stillgelegte - Abfallentsorgungsanlagen oder sonstiger Standorte wie etwa Tankstellen, Tanklager, Flugplätze, Wasch- und Wartungsrampen, die Mineralölkohlenwasserstoffe oder aromatische- und chlorierte Kohlenwasserstoffe freisetzen, einen weiteren, die Umwelt belastenden Komplex dar.[46]

Ebenso verursachen die schwer abbaubaren Schwermetalle, die etwa bei der Erzverarbeitung, bei der Abfallverbrennung und der Verbrennung fossiler Brennstoffe in Kraftwerken freigesetzt oder als Insektizide (Arsen) zur Bekämpfung von Pilzerkrankungen bei Pflanzen (Quecksilberverbindungen), zum Gerben von Leder (Chromverbindungen) oder für die Herstellung von Holzschutzmitteln (Chromverbindungen) eingesetzt werden, weitreichende Umweltschäden.[47]

Wie im Folgenden gezeigt gelangen die Gase, die organischen- und anorganischen Substanzen und Schwermetalle entweder allein für sich oder in Kombination miteinander über private und gewerbliche Abwässer und in Form von nasser und trockener Deposition in die Umwelt und versauern die Böden, verursachen das „Waldsterben“ und verseuchen und vergiften das gesamte aquatische System. Da die Biosphäre Erde ein Kreislaufsystem darstellt, verstärken sich die negativen Folgewirkungen der anthropogenen Beeinträchtigungen innerhalb der vorgenannten Teil- ökosysteme gegenseitig und erreichen am Ende die Menschen, die Tier- und Pflanzenwelt, wo sie sich in zahlreichen umweltbedingten Erkrankungen manifestieren.

3.1.1 Die Formen der Bodendegradierung

Aufgrund der genannten industriellen Prozesse haben in den USA, in Japan und in Europa der Schwefeldioxidausstoß (SO2) aus Kraftwerken, in jüngerer Zeit jedoch in erster Linie die Inten-sivlandwirtschaft und die Zunahme des Verkehrs, die Emissionen der Spurengase Ammoniak (NH3) und Stickoxide (NOx) in die Höhe getrieben. Da die Schwefel enthaltenden Spurengase in der Luft zu Schwefelsäure (H2SO4) und die Stickstoff enthaltenden Gase zu Salpetersäure (HNO3) oxidieren, werden sie in Form von „Saurem Regen“ ausgetragen. Durch die hierdurch bedingte Anreicherung von Schadstoffen kommt es zunächst zur Veränderung der Stoffgehalte, dann zur Beeinträchtigung der natürlichen Puffer- und Sorptionsfähigkeit der Böden. Wenn der Boden pH-Wert unter 4,2 sinkt, werden Kupfer, Zink, Cadmium, Mangan und Blei mobilisiert, das heißt die entsprechenden Ionen, die vorher in gebundener Form vorlagen, werden „gelöst“ und im wässrigen Medium frei beweglich. Schreitet die anthropogene Belastung der Böden weiter fort, so kommt es zur Verlagerung und Auswaschung von Nährstoffen und dem natürlich vorkommenden Mangan, Eisen und Aluminium, was schließlich zu einer Anreicherung von Silicium in den Oberböden führt und die irreversible Versauerung der Böden zur Folge hat.[48]

Weitere Faktoren, die zur Zerstörung der Böden beitragen, beruhen auf der Anwendung schwerer land- und forstwirtschaftlicher Maschinen, die die Hohlräume der Böden reduzieren und ihre Durchwurzelbarkeit und Durchlüftung vermindern, so dass irreparable Oberflächenverkrustungen entstehen. Darüber hinaus schränkt die Bodenverdichtung die Lebenstätigkeit der Bodenorganismen ein, die für das Regeln vieler abiotischer und biotischer Prozesse wie den Ausgleich von Temperaturschwankungen, das Filtern von Säuren und Schwermetallen, die Detoxifikation von Schadstoffen, das Speichern von Wasser und damit letztendlich für die Versorgung und Aufrechterhaltung der Vegetationsdecke zuständig sind.[49] Nicht zuletzt werden die Böden durch den Bau von städtisch-industriellen Zentren, Wohnsiedlungen, Straßen, Eisenbahnanlagen, Flugplätzen und Kanälen all ihrer natürlichen Funktionen irreversibel beraubt.

Eine Bestandsaufnahme hat ergeben, dass durch die Säureeinträge der vergangenen 20 Jahre die Aufnahmekapazitäten der Böden Nordamerikas, Nord- und Südchinas sowie Japans weitgehend erschöpft sind. In Europa sind 23 Prozent der Böden infolge chemischer und physikalischer Degradierung, Verdichtung und Versiegelung nachhaltig geschädigt.[50] Trotz der lückenhaften Bestandsaufnahme der Umweltsituation auf dem Territorium der ehemaligen Sowjetunion, enthüllte der Bericht zur Lage der Tschechischen Republik aus dem Jahre 1990, dass dort 55 Prozent der Landwirtschaftsböden erodiert, 50 Prozent übersäuert und chemisch oberhalb jeder Norm belastet sind.[51]

3.1.2 Das Waldsterben

Nach den Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) bedeckten die Wälder der gemäßigten Breiten, mit Laubwald, Gras- und Weideland sowie subpolaren Nadelwäldern, durchbrochen von gemischten und sensitiven Hochwald- und Bergsystemen, im Jahre 1995 eine Landfläche von 1,493 Milliarden Hektar. Davon entfielen 457 Millionen Hektar Wald auf Nordamerika (13,2%), 146 Millionen Hektar auf Europa (4,2%) und weitere 816 Millionen Hektar Wald auf die Länder der ehemaligen Sowjetunion (23,5%).[52] Neben Finnland, Schweden und Norwegen befinden sich in den USA, Kanada und Russland die größten zusammenhängenden Primärwälder, von denen derzeit 36 Millionen Hektar unter Schutz gestellt sind.[53]

Neben der genetischen Veranlagung und natürlichen äußeren Einflüssen wie beispielsweise Wind, Wassermangel, Schädlingsbefall, Brandkatastrophen,[54] dem menschlichen Waldeinschlag für wirtschaftliche Zwecke[55] und dem anthropogen verursachten Sauren Regen spielen bei den „Neuartigen Waldschäden“,[56] das heißt dem Anstieg der Kronenverlichtung, die Emissionen aus dem Verkehr (O3) und der Landwirtschaft (N2O) eine Schlüsselrolle. So wird vermutet, dass das deutliche Wachstum der Wälder in den letzten 20 Jahren, unter Nichtberücksichtigung der zahlreichen Wiederaufforstungsmaßnahmen,[57] in erster Linie auf die wachstumsfördernde Wirkung der aus den Stickoxiden (NOx) entstandenen Nitrate und möglicherweise auch auf den Anstieg des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) zurückgeht. Da jedoch infolge der skizzierten Prozesse des Sauren Regens ein Viertel der Waldböden in Europa so stark versauert ist, dass der Baumbestand in die Nähe von Schwellenwerten gerät, jenseits derer ein Waldökosystem nicht mehr funktionieren kann,[58] werden die bereits vorhandenen Nährstoffverluste in der Nadel- und Blattoberfläche von Bäumen, im reich verzweigten Wurzelwerk und in den Waldböden durch das beschleunigte Wachstum der Bäume erneut verstärkt. Dies führt zu einer erhöhten Anfälligkeit der Bäume für Stressfaktoren wie Trockenheit, Frost, Pilze oder Schädlinge, die die Vitalität der ohnehin geschwächten Wälder wiederum beeinträchtigt und schließlich die „Neuartigen Waldschäden“ bewirkt.[59] Folglich kann, obwohl die Biomasse der Wälder der Industrienationen augenblicklich wächst, für den Prozess des Waldsterbens keine Entwarnung gegeben werden.

Im Jahre 1995 wiesen innerhalb Europas rund 25 Prozent der Bäume deutliche Schäden (Schadstufe 2-4) auf, wobei der Anteil der Bäume mit deutlichen Schäden in den osteuropäischen Ländern besonders hoch ist. In Tschechien waren 53 Prozent, in Moldawien 51 Prozent[60] und in Polen 53 Prozent der Bäume deutlich geschädigt.[61] Darüber hinaus stellten die Folgen der Atomreaktor-Katastrophe von Tschernobyl (1986) noch 1995 eine große Belastung dar. In Russland und der Ukraine sind mehr als sieben Millionen Hektar Wald belastet und die Radioaktivität breitet sich wegen der Waldbrände auch heute noch weiter aus.[62]

3.1.3 Die Verschmutzung des Trinkwassers

Aufgrund der Erschöpfung der Puffer- und Filterkapazitäten der Böden in den Industrienationen ist der vermehrte Stickstoffeintrag mit seinen verschiedenen Verbindungen (Ammonium NH4+; Nitrat, NO3-, Nitrit NO2-) der problematischste Nährstoff, da er in Abhängigkeit von Faktoren wie Sickerwassermenge, Nitratkonzentrationen, Bodenart und Bodennutzung zur Auswaschung von Stickstoffverbindungen führt, die in das Grundwasser gelangen und hierdurch das Trinkwasser belasten. Nitrate und Pestizide aus der Landwirtschaft, toxische Substanzen aufgrund von Leckagen aus städtischen und industriellen Wasser- und Abwassersystemen, aus Kläranlagen oder Mülldeponien führen immer wieder dazu, dass die Trinkwasserqualität in vielen Regionen Europas und Nordamerikas Werte erreicht, die nicht den vorgegebenen Trinkwasserrichtlinien entspricht.[63]

Ungeachtet der ohnehin bereits durch das Waldsterben verursachten Beeinträchtigung des (Grund-)Wasserhaushalts der betroffenen Ökoregion, leiden auch die übrigen aquatischen Systeme unter den Folgen der ungehemmten industriellen Expansion.

3.1.4 Die Verschmutzung der Gewässer

So geraten die industriell bedingten Einträge von Nähr- und Schadstoffen auch in die großen Flüsse Europas (z.B. Rhein, Elbe, Weichsel, Donau), in die Binnenmeere (Ost- und Nordsee, das Schwarze Meer) und schließlich in die Weltmeere. Um ein Beispiel zu nennen: Für den Zeitraum von 1990 bis 1995 konnte festgestellt werden, dass die Stickstoffeinträge und der Gehalt an Schwermetallen wie Quecksilber, Cadmium, Kupfer, Zink und Blei erheblich gestiegen sind.[64] Im globalen Maßstab gehen 33 Prozent der Schadstoffe in den Oberflächengewässern auf Luftverunreinigungen durch Schwermetalle und organische Verbindungen zurück und ca. 10 Prozent des Öls, das in die Meere dringt, stammt aus der Luft. Des Weiteren gelangen etwa 44 Prozent der Nährstoffe mit den Abwässern aus privaten Haushalten, der Land- und Forstwirtschaft, dem Bergbau und der Industrie in die Meere. Weitere 12 Prozent der Meeresverschmutzung gehen auf die Schifffahrt und Schifffahrtsunfälle, der Rest auf Verkippung, Verklappung, Versenken und Verbrennen von Industriemüll zurück. Trotz internationaler Verbote nutzen manche Länder das Meer als Endlager für radioaktive Abfälle.[65]

Schließlich fördern die Einträge von Schweb- und Sinkstoffen das Wachstum der Algenblüte, die zunächst die Ausbreitung zahlreicher Krankheitserreger und Giftstoffe begünstigt und am Ende zum Fischsterben führt, da die Algen das Sonnenlicht abhalten und beim Absterben durch Zersetzung ihrer Biomasse den Fischen den lebensnotwendigen Sauerstoff entziehen. Nicht zuletzt bilden die eingetragenen Giftstoffe auch eine Gefahr für die Menschen, die in den verschmutzten Gewässern baden oder über die Nahrungskette Meeresfrüchte zu sich nehmen.

3.1.5 Die Überfischung der Weltmeere

Neben der Verschmutzung bedrohen die hochsubventionierten Fangflotten der Industrienationen das Überleben der wichtigsten Fischarten (z.B. Kabeljau, Roter Seehecht, Schellfisch, Garnelen und Seebrassen) in den Weltmeeren. Seit 1950 konnte der Jahresfischfang durch mechanisierte Fangmethoden, größere Netze oder den Einsatz elektronischer Aufspürgeräte verfünffacht werden[66], um 1989 die Obergrenze der Fangmengen (ohne Aquakulturen) von 82 Millionen Tonnen zu erreichen. Seit 1989 sind allerdings die Erträge aus der Hochseefischerei kontinuierlich zurückgegangen und können nach Angaben der FAO auch künftig nicht mehr gesteigert werden, da bereits 70 Prozent der Bestände der wichtigsten Fischgründe der Welt ihre zur Aufrechterhaltung der Art notwendigen Minimalgrenzen erreicht oder sogar unterschritten haben.[67]

Die anthropogene Überfischung der Flüsse und Weltmeere führt schließlich zum Niedergang zahlreicher vom Fluss- und Meeresleben abhängiger Wirtschaftszweige, wodurch in küstennahen Gebieten das Problem der Arbeitslosigkeit verstärkt wird. Darüber hinaus ist mit der Verteuerung von Fisch und Meeresfrüchten zu rechnen, was die armen Menschen besonders trifft, da sie in der Regel nicht in der Lage sind, viel Geld für Nahrungsmittel auszugeben.[68]

Neben den vorgenannten regionalen Effekten der Umweltverschmutzung der Industrienationen ergeben sich allerdings die größten Umweltrisiken durch die von ihnen verursachte Zerstörung der Ozonschicht und die Zunahme der Treibhausgase.

3.1.6 Die Zerstörung der Ozonschicht

Abgesehen von natürlichen Ursachen wie unterschiedliche Sonnenaktivität, Vulkanismus oder allgemeine Zirkulationsänderungen in der Atmosphäre, stellen die emittierten chlor- und bromhaltigen Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) und Halone die Hauptursachen für den Ozonabbau dar. Diese wurden seit Beginn der 60er Jahre bis etwa 1990 „fast ausschließlich in den Industrieländern unter quasi monopolartigen Marktverhältnissen“[69] in großen Mengen hergestellt. Die FCKW wurden als Treibgase in Spraydosen, als Lösungs- und Reinigungsmittel in der Chemie, als Kühlmittel in Kühlschränken und Klimaanlagen, bei der Verschäumung von Kunststoffen und der Produktion von Schaumstoffen und Verpackungsmaterial eingesetzt. Demgegenüber fanden die chemisch verwandten Halone als Feuerschutzmittel Verwendung. Da sich diese Stoffe weder in Wasser noch durch Sonneneinstrahlung in der Troposphäre auflösen, gelangen sie langsam in die höher gelegene Stratosphäre und bauen die dort befindliche Ozonschicht ab, die das ultraviolette Licht der Sonne immer weniger absorbieren kann, so dass die UV-Strahlung auf der Erde intensiver einwirkt.[70]

Darüber hinaus legen jüngste Erkenntnisse von Atmosphärenforschern den Schluss nahe, dass zudem Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), Lachgas (N2O) und Methylbromid (CH3Br)[71] durch ihren Einfluss auf die Luftzirkulationen in der Atmosphäre bis zu 80 Prozent für den Abbau der Ozonschicht über Europa verantwortlich sind.[72]

Trotz erheblicher Ungewissheiten über die im einzelnen wirkenden Effekte des stratosphärischen Ozonabbaus konnte zwischenzeitlich belegt werden, dass die hierdurch verursachte intensivere UV-Einstrahlung auf der Erde beim Menschen zu Augenerkrankungen, zur Schwächung des Immunsystems und zu einem verstärkten Hautkrebsrisiko führt. In Australien, wo der Ozonabbau am stärksten ist, lassen sich derzeit die höchsten Hautkrebsraten verzeichnen. Obwohl australische Rundfunksender seit Jahren Hautkrebswarnungen wie hierzulande Verkehrsmeldungen verbreiten, sterben jährlich mehr als 1 100 Australier an den Folgen dieser Krebsart.[73] Darüber hinaus prognostizieren niederländische Dermatologen bis zum Jahr 2100 eine weltweite Vervierfachung von Krebserkrankungen.

Überdies zeigen neuere Untersuchungen, dass die Erhöhung der UV-Strahlung die Photosynthese von rund 70 Prozent von 200 untersuchten Kulturpflanzen reduziert. In diesem Zusammenhang ist auch der Rückgang der Produktion von Phytoplankton und der Schwund zahlreicher mehrzelliger Algen und Seegräser, die die Basis der marinen Nahrungskette bilden, besorgniserregend, da hierdurch der bereits beobachtbare Schwund von Meeresleben erneut verstärkt wird.[74] Bei anhaltendem Ozonabbau könnte mittel- bis langfristig die globale Nahrungsmittelversorgung eingeschränkt werden.[75]

3.1.7 Der Treibhauseffekt

Die Ursachen für die Erwärmung der Erde, die im Allgemeinen als der Treibhauseffekt[76] bezeichnet wird, gehen nach dem derzeitigen Kenntnisstand zu 50 Prozent auf die Erhöhung der energiebedingten CO2-Emissionen, zu 20 Prozent auf den Einsatz von FCKW und Halone, zu 15 Prozent auf die Erhöhung von CO2-Emissionen durch die Urbarmachung von Wald und Grasland und schließlich zu 15 Prozent auf die O3-, CH4- und N2O-Emissionen aus der Intensivlandschaft zurück.[77]

Bei den absoluten Emissionen der wichtigsten Treibhausgase (CO2, CH4, FCKW) lagen in den 90er Jahren die USA und Russland an der Spitze, gefolgt von Brasilien, China, Indien, Japan, Deutschland und Großbritannien vor Indonesien und Frankreich.[78] Damit lag nach Angaben des 14. Jahresberichts des Washingtoner Worldwatch Institute über Die Lage der Welt (State of the World, 1997) der umweltpolitische Zustand der Erde in den Händen von nur acht Nationen. So leben in den USA, Russland, Japan, China, Indien und Brasilien 56 Prozent der Weltbevölkerung, die für 58 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich sind. Ebenso befinden sich in diesen Staaten rund 53 Prozent des globalen Waldbestandes.[79]

Da das Zwischenstaatliche Gremium für Klimaänderungen (IPCC), unter der Voraussetzung konstanter Emissionen, bis zum Jahr 2100 eine um 2,5 Grad Celsius höhere Temperatur prognostiziert, könnte der Meeresspiegel als Folge des Schmelzens der kontinentalen Gletscher[80] um 22-100 cm[81] ansteigen. Obwohl in Bezug auf das Ausmaß und die Auswirkungen des Treibhauseffektes noch große Unsicherheiten bestehen,[82] wird mit Folgenden Effekten gerechnet:

- Infolge der Wärmeausdehnung des Ozeanwassers, des Abschmelzens der Gebirgsgletscher und des Grönländischen Eisschildes würden zahlreiche Küsten-, Fluss- und Deltagebiete in Afrika (z.B. Ägypten, Gambia, Mozambique, Senegal), in Asien (z.B. Indien, Bangladesh, Indonesien, Thailand), in Europa (z.B. Teile der norddeutschen Tiefebene Hollands und Belgiens) und Amerika überschwemmt werden, was weltweit schätzungsweise mehr als 150 Millionen Menschen in Bewegung setzen könnte.[83] Eine weitere Folge der Überschwemmungen könnte darüber hinaus die großflächige Versalzung der terrestrischen und aquatischen Ökosysteme sein.
- Bereits geringfügige Veränderungen in der Atmosphäre könnten die Tiefenwasserbildung im Nordatlantik abschwächen, so dass es in Europa kälter werden würde.[84]
- Eine Erwärmung des Meerwassers in den Tropen würde aus physikalischen Gründen die Sturmflutgefahr rapide erhöhen.[85]
- Ebenso könnte der Treibhauseffekt eine Zunahme der durch Insekten und Tiere übertragenen Krankheiten bewirken.
- Neben der Erhöhung von Malariafällen in den Ländern der Dritten Welt müsste auch mit der Ausbreitung von Malaria in den wärmer werdenden gemäßigten Breiten gerechnet werden.[86]
- Viele Pflanzenarten könnten sich den ändernden Klimabedingungen nicht anpassen und aussterben. Zudem würde die Verlagerung der Zugbahnen und Nahrungsquellen zur Ausrottung zahlreicher Vogelarten führen.[87]
- Durch die Veränderungen der Niederschlagsmuster könnte es zur Destabilisierung zahlreicher Ökosysteme kommen. So würden beispielsweise die ariden und semi-ariden Gebiete in der südlichen Hemisphäre noch heißer werden und bestehende Probleme wie Dürren, Verwüstung und Wasserknappheit verstärken. Durch die Verschiebung der landwirtschaftlichen Anbaugebiete im Weltmaßstab könnten die heutigen Kornkammern der Welt, der mittlere Westen der USA und die Ukraine ihre Funktion verlieren. Demgegenüber könnte sich wahrscheinlich Osteuropa infolge größerer Niederschlagsmengen höherer Ernteerträge erfreuen.

3.2 Die Dimensionen der Umweltkrise in den Ländern der nördlichen Hemisphäre - Eine Bilanz -

Zusammenfassend lässt sich für die Länder der nördlichen Hemisphäre feststellen, dass die industriell bedingte Freisetzung von Spurengasen und Schadstoffen in allen Bereichen der Wirtschaft, der Industrie und der Landwirtschaft nachhaltig in den natürlichen Stoffkreislauf der Erde eingegriffen und grenzüberschreitend die Regenerationsfähigkeit von Böden, Wäldern und Gewässern überbeansprucht hat, was schließlich zur großflächigen Versauerung, Verseuchung und Vergiftung der Ökosysteme geführt hat. Darüber hinaus hat der Umsatz der Industrienationen an organischen und anorganischen Stoffen das chemische Gleichgewicht der Stratosphäre und das der Atmosphäre nachhaltig gestört, deren gravierendsten Auswirkungen in der südlichen Hemisphäre erwartet werden. Da die per trockener oder nasser Deposition eingeleiteten Schadstoffe, Schwermetalle und Säuren Jahrzehnte bis Jahrhunderte stabil bleiben, ist langfristig - selbst wenn es den Industrienationen gelänge, ihre Spurengasemissionen substantiell zu verringern - mit der Fortschreibung der dargestellten negativen Umweltauswirkungen auf die Ökosysteme, die Tier- und Pflanzenwelt und auf die Menschen zu rechnen. Nicht zuletzt versteht es sich von selbst, dass, wirtschaftlich betrachtet, der Niedergang der Ökosysteme Produktivitätseinbußen und in der Folge Arbeitsplatzverluste nach sich zieht.

Um hierfür einige Beispiele zu nennen: In den letzten Jahren hat die Anreicherung von Quecksilber in schwedischen Seen in einigen Regionen zu derart hohen Konzentrationen geführt, dass der Verzehr von Fisch nicht mehr empfohlen werden kann.[88] In Polen ist die atmosphärische Verschmutzung so gravierend, dass in der Region um Danzig, Krakau und im oberschlesischen Industrierevier allein 60 Prozent der Landwirtschaftsproduktion für den menschlichen Verzehr als ungeeignet bezeichnet werden. Ebenso wird die Zunahme zahlreicher Krankheiten wie Allergien, Hautkrankheiten und einige Formen von Krebserkrankungen auf die erhöhten Spurengas-emissionen zurückgeführt, wobei insbesondere das bodennahe Ozon (O3) in den Sommermonaten immer wieder in die Schlagzeilen gerät, da es in hohen Konzentrationen eine starke Reizwirkung auf die Schleimhäute, Atemwege und die Augen von Menschen und Tieren ausübt.[89] Allerdings vermuten neuere Untersuchungen, dass im Zusammenhang mit der chemischen Produktion die wohl schwerste Hypothek für die nachfolgenden Generationen der hohe Einsatz von hormonartig wirkenden Substanzen (z.B. Pestizide, Dioxine, PBS)[90] sein dürfte. Während bislang die von ihnen verursachte Zunahme von Missbildungen und Tumoren im Vordergrund stand, erhielt in den letzten Jahren ihr möglicher Einfluss auf die Fortpflanzungsfähigkeit von Menschen (und Tieren) ein stärkeres Gewicht. Nicht zuletzt deuten viele Untersuchungen darauf hin, dass die Umwelt-Östrogene zahlreiche negative Einflüsse auf hormonabhängige Intelligenzleistungen und Verhaltensweisen ausüben und damit auch für die an Kindern zu beobachtende sinkende Lernfähigkeit, abnehmende Toleranz gegen Stress und steigende Aggressivität verantwortlich sein könnten.[91]

Im Jahre 1997 hat die französische Umweltministerin Dominique Voynet erstmals eine Studie vorgelegt, wonach in Frankreich Krankheiten im Zusammenhang mit der Luftverschmutzung jährlich Milliardenschäden verursachen, die vor allem in der defizitären Sozialversicherung zu Buche schlagen. Zudem sollen die Autoabgase jährlich tausend Franzosen vorzeitig „ins Grab“ bringen.[92] In Westdeutschland haben bereits im Jahre 1990 die Luft- und Gewässerverschmutzung und andere Umweltschäden das Bruttosozialprodukt um bis zu 4,2 Prozent verringert.[93]

Obwohl die Regierungen in den Industrienationen seit dem Beginn der 60er Jahre eine Fülle von Umweltgesetzen erlassen haben, kam eine Untersuchung des National Center for Economic Alternatives (NCEA) im Jahre 1995 zu dem Schluss, dass sich die Umweltbedingungen trotz Fortschritten auf einzelnen Gebieten in neun westlichen Industrieländern in den vergangenen 25 Jahren weiter verschlechtert hätten.[94] Negative Trends waren insbesondere in Hinblick auf den Verlust von Feucht- und Marschgebieten, den Verkehr, die Pestizidbelastung in der Landwirtschaft sowie den Nitratgehalt in Gewässern auszumachen. Zugleich war feststellbar, dass selbst die wenigen Erfolge, einzelne Stoffgruppen (z.B. SO2) zu reduzieren,[95] auf Dauer durch den sprunghaften Anstieg einer anderen Stoffgruppe oder durch Mengeneffekte der reduzierten Stoffgruppe relativiert oder sogar zunichte gemacht wurden. So sind heute Automotoren zwar weniger schadstoffintensiv als noch vor 20 Jahren, jedoch haben der Zuwachs an Kraftfahrzeugen und der Bau größerer Motoren die in den letzten Jahren erzielten Stickoxid-Einsparungen vollständig kompensiert. Die Tatsache, dass sich der Zustand der Umwelt in den Ländern der nördlichen Hemisphäre insgesamt verschlechtert hat, ist wohl in erster Linie auf den fehlenden Willen der nationalen Regierungen zurückzuführen, eine adäquate nationale Umweltgesetzgebung durchzusetzen.

Im Gegensatz zu der industriell- und konsumbedingten Umweltzerstörung in den Industrieländern, wurde in den Entwicklungs- und Schwellenländern die Degradierung der natürlichen erneuerbaren Ressourcen durch ihr exorbitantes Bevölkerungswachstum ausgelöst, zu der sich in jüngerer Zeit aufgrund einer allzu raschen Industrialisierung die typischen Umweltprobleme der Industrienationen addieren. Vor diesem Hintergrund werden im Folgenden die ökologischen, sozialen und gesellschaftlichen Effekte und Rückkopplungsprozesse von Bevölkerungswachstum, Armut und Industrialisierung auf die natürlichen erneuerbaren Ressourcen in den Ländern der südlichen Hemisphäre behandelt.

4. Die Dimensionen der Umweltkrise in den Ländern der südlichen Hemisphäre

4.1 Das Bevölkerungswachstum

Lebten vor 10 000 Jahren zwischen fünf und 10 Millionen Menschen auf diesem Planeten, so waren es um Christi Geburt 200 bis 400 Millionen Erdenbürger, deren Zahl sich bis zum 18. Jahrhundert auf eine Milliarde erhöhte. Das sich bis zu diesem Zeitpunkt nahezu unmerklich vollzogene Bevölkerungswachstum stieg von nun an exponentiell an.[96] Im Jahr 1950 bevölkerten bereits 2,52 Milliarden Menschen die Erde, deren Zahl sich bis 1987 auf fünf Milliarden fast verdoppelte. Mitte 1997 kletterte die Bevölkerungszahl auf 5,85 Milliarden Menschen, von denen 1,03 Milliarden in den Ländern der nördlichen Hemisphäre (Europa: 729,2 Millionen; Kanada und die USA: 301,7 Millionen) lebten.

Damit vollzog sich der spektakuläre Bevölkerungszuwachs der letzten 40 Jahre nahezu ausschließlich in den Entwicklungs- und Schwellenländern: Während von 1950 bis 1997 die Anzahl der Menschen in Europa, den USA und Kanada von 832 Millionen auf 1,03 Milliarden anstieg, erhöhte sich die Bevölkerung in Lateinamerika und in der Karibik von 165 Millionen auf 491 Millionen, in Asien von 1,38 Milliarden auf 3,51 Milliarden - wovon allein auf China 1,2 Milliarden und auf Indien 960 Millionen entfielen - und in Afrika von 222 Millionen auf 758 Millionen Menschen. Im Jahre 1997 stieg die Weltbevölkerung jährlich um 81 Millionen Menschen an, wobei die Bevölkerungszunahme zu 95 Prozent auf die Länder der südlichen Hemisphäre entfiel.[97]

Die maßgeblichen Ursachen für diese Disproportionalität liegen in der Ungleichzeitigkeit der Entwicklung zwischen Nord und Süd begründet. Vollzog sich der Bevölkerungszuwachs bis zum 19. Jahrhundert vornehmlich in der nördlichen Hemisphäre, so wurden infolge der Einführung der gesetzlichen Rentenversicherung und der verbesserten medizinischen Versorgung Kinder als soziale Absicherung überflüssig und viele Geburten als Kindersterblichkeitsvorsorge unnötig. In dem Maße wie sich im Laufe des 20. Jahrhunderts das Einkommen, der allgemeine Lebensstandard und das Bildungsniveau erhöhten, die Gleichstellung der Frau voranschritt, eine exaktere Familienplanung durch die Einführung der Antibabypille möglich wurde, sich Alternativen zum traditionellen Lebensstil eröffneten und nicht zuletzt Kinder zu einem Zeit- und Kostenfaktor für die Eltern wurden, verringerte sich auch die Anzahl der Geburten in der nördlichen Hemisphäre.[98]

Demgegenüber waren die Ursachen für die Bevölkerungsexplosion in den Ländern der südlichen Hemisphäre auf die zwischen 1960 und 1990 gestiegene Lebenserwartung von 46 auf 62 Jahre und die gleichzeitige Halbierung der Säuglingssterblichkeit infolge einer besseren Ernährung und (importierten) medizinischen Versorgung im gleichen Zeitraum zurückzuführen.[99] Ebenso zeigen jüngste Studien über den Status der Frau unmissverständlich auf, dass hohe Fertilitätsraten und Analphabetismus, der geringe Anteil der Frauen an der Lohnarbeit sowie der hohe Prozentsatz unbezahlter Hausarbeit miteinander zusammenhängen. Darüber hinaus dürften insbesondere in den ländlichen Gegenden kulturelle (Ahnenkult), traditionelle, gesellschaftliche und religiöse Normen den Druck auf Frauen und Familien erhöhen, viele Kinder zu gebären. Allerdings liegt das wesentliche Fortpflanzungsmotiv in den dort noch häufig vorherrschenden Subsistenzwirtschaften darin begründet, dass Kinder als Arbeitskräfte und Garant für die familiäre Versorgung und Alterssicherung benötigt werden. So erfordert das Besorgen lebensnotwendiger Güter, wie Feuerholz und Wasser, sehr viel Zeit, weil diese oft in der Nähe nicht verfügbar sind. Gleichzeitig werden aber auch Arbeitskräfte für das Hüten von Vieh, die Erledigung von Feldarbeit, das Sammeln pflanzlicher und tierischer Produkte oder die Herstellung einfacher Waren benötigt. Die fehlende gesetzliche Kranken- und Altersversorgung tut schließlich ihr übriges, es erst einmal für die Familien als sinnvoll erscheinen zu lassen, zur Existenzsicherung und Altersvorsorge, so viele Haushaltsmitglieder wie möglich auf sich zu vereinen.[100]

Tatsächlich hat dieser „Geburtenüberschuss aufgrund vermeintlich niedriger Kosten und großer Vorteile“[101] jedoch nicht nur sämtliche „bescheidenen Entwicklungsfortschritte“[102] der letzten 40 Jahre buchstäblich aufgefressen und hierdurch die Lösung des Armutsproblems in weite Ferne rücken lassen, sondern ebenso zu irreversiblen ökologischen Schäden geführt. Diese haben wiederum einen Teufelskreis zwischen Geburtenüberschuss und Ressourcendegradierung in Gang gesetzt, da mit zunehmender Entfernung der lebensnotwendigen Güter der Nutzen eines jeden zusätzlichen Kindes zur Existenzsicherung wieder anstieg. Die aus dem Bevölkerungswachstum resultierenden ökologischen, ökonomischen und sozialen Wirkungsketten sind Gegenstand der Folgenden Ausführungen.

4.1.1 Die Formen der Bodendegradierung

Von der insgesamt 130,69 Millionen km2 großen eisfreien Landfläche der Erde sind lediglich 11 Prozent ackerfähig.[103] Zusätzlich zu dieser natürlichen Knappheit an fruchtbaren Flächen zeichnen sich die Böden der Tropen, mit Ausnahme einiger Vulkan- und Überschwemmungsgebiete in den ariden- und semi-ariden Trockenzonen[104] und den Bergregionen[105] durch eine hohe Sensibilität und eine außerordentlich verwundbare Vegetation aus. Sie lassen grundsätzlich weder eine intensive Nutzung der Weideflächen noch eine nachhaltige Landwirtschaft zu.

Bedingt durch das rasche Bevölkerungswachstum waren sowohl die nomadisierenden Stämme in den ariden Weidezonen als auch die autochthonen Bauern in den Bergregionen und Hügelländern in zunehmender Weise gezwungen, ihre traditionellen bodenschonenden Bewirtschaftungsmethoden aufzugeben, da sie infolge des enger werdenden Raumes ihre Aufenthaltsdauer an einem Ort nach und nach erhöhen mussten. Als Folge führte die Sesshaftmachung der nomadisierenden Stämme und die hieraus resultierende Verlängerung der Verweilzeiten ihrer Viehherden zur Überweidung der Böden. Da auch die Kleinbauern ihre „shifting-cultivation“ aufgeben mussten, was die Verkürzung der erforderlichen Brachzeiten der Böden von üblicherweise bis zu 25 Jahren auf zwei bis drei Jahre bedeutete, waren auch die landwirtschaftlich genutzten humusarmen Böden rasch übernutzt. Gleichzeitig wurde die Bodendegradierung durch die großflächige Abholzung der Boden(-Vegetation) aufgrund des zunehmenden Brennholzbedarfs einer anwachsenden Bevölkerung zum Heizen und Kochen verschärft.[106]

Neben den internen, armuts-demographischen Ursachen trugen als zusätzliche Verstärker externe Faktoren wie der verstärkte Abbau von Metallen und Mineralien für die Exportwirtschaft zu irreversiblen Bodenschädigungen bei. Die großflächigsten Bodenschädigungen gehen jedoch auf die sogenannte „Grüne Revolution“ zurück. So waren die Viehhirten und Bauern nur all zu gern bereit, die gestiegene Nachfrage der Industrienationen nach Gütern durch die Vergrößerung ihrer Viehherden, die Einführung stationärer Viehbestände und den Anbau von Monokulturen für ertragreiche Hybridsorten wie Reis, Weizen oder Baumwolle,[107] zu befriedigen, weil sie hofften, auf diesem Wege die so dringend benötigten Devisen zu erhalten.

Da die Umstellung der traditionellen Landwirtschaft auf riesige Monokulturen nicht nur eine kontinuierliche Ausweitung der ackerfähigen Flächen,[108] sondern auch den Einsatz immenser Mengen an synthetischem Dünger, den Bau riesiger Bewässerungsanlagen[109] und den verstärkten Einsatz von Maschinen erforderte, sank im Laufe der Jahre die Bodenfruchtbarkeit infolge von Übernutzung, Versalzung und Verdichtung. Ebenso wurde durch den hierdurch bedingten Schwund der Biodiversität ein Circulus vitiosus in Gang gesetzt, der schließlich zu irreversiblen Bodenschädigungen führte, da die Resistenz von Schädlingen bzw. die erhöhte Anfälligkeit der Kulturen für Sekundärschädlinge wiederum durch einen verstärkten Pestizideinsatz - mit den bekannten Bodeneffekten - bekämpft wurde. Die auf diese Weise verursachten Verluste an Kultur-, Weide- und Ackerland versuchte die Bevölkerung nunmehr durch die kontinuierliche (Brand-)Rodung der tropischen Wälder auszugleichen. Zwischen 1965 und 1980 wurden die Anbauflächen um ca. 20 Prozent ausgedehnt.[110]

Demgegenüber nahm die Ackerfläche zwischen 1980 und 1990 nur noch um zwei Prozent zu, da der größte Teil der ackerfähigen Fläche der Erde bis zu diesem Zeitpunkt erschlossen war. Die weltweite Erhöhung der Ernteerträge im letzten Jahrzehnt ist damit fast vollständig auf die Steigerung des Düngemittel- und Pestizideinsatzes sowie die Anwendung neuer Verfahren der Biotechnologie zurückzuführen.[111]

4.1.2 Der Schwund der Tropischen Wälder

Wälder sind nach wie vor die dominierende Vegetationsform der Erde. Von den zu Beginn der ackerbaulichen Tätigkeit vor rund 10 000 Jahren vorhandenen 6,2 Milliarden Hektar großen Waldflächen verblieben bis 1995 ganze 3,454 Milliarden Hektar. Dies sind 26,5 Prozent der weltweiten Landoberfläche. Hiervon sind 1,9 Milliarden Hektar tropische Regen-, Feucht- und Tropenwälder, von denen etwa 1,2 Milliarden Hektar als geschlossene und 800 Millionen Hektar als offene Wälder gelten. Aufgeschlüsselt nach Regionen entfallen 950 Millionen Hektar der Waldfläche auf Lateinamerika und die Karibik, 520 Millionen Hektar auf Afrika und schließlich 565 Millionen Hektar Wald auf Asien und Ozeanien.

Während zwischen 1980 und 1990 die jährlichen Totalverluste rund 15,5 Millionen Hektar betrugen, hat sich die Geschwindigkeit des Rückgangs der tropischen Wälder zwischen 1990 und 1995 auf 13,7 Millionen Hektar jährlich verlangsamt. Regional betrachtet schreitet die Entwaldung am schnellsten im asiatisch-ozeanischen Raum (allein 45 Prozent der Rodungen entfallen auf Brasilien und Indonesien) voran.[112]

Nach Angaben der FAO gingen in den 90er Jahren zwei Drittel der Verluste der tropischen Wälder auf die Ausdehnung der landwirtschaftlichen Nutzfläche zurück. Davon entfielen etwa 40 Prozent auf den Wanderfeldbau (in Afrika sogar bis zu 70 %)[113] und rund 50 Prozent auf die Errichtung von Plantagen für Monokulturen, den Bau von Stauseen zur Energiegewinnung, die Erschließung und Verarbeitung von Bodenschätzen oder auf direkt mit Waldschädigung verbundene Siedlungsprogramme. Beispielhaft genannt seien hier die durch Subventionen und Steuervergünstigungen forcierten Erschließungs- und Besiedlungsprojekte im brasilianischen Amazonasgebiet und in Indonesien. Die verbleibenden 10 Prozent der Verluste gingen schließlich auf den Nutzholzeinschlag zurück, der vielfach in den Entwicklungsländern selbst durch die Vergabe von preiswerten, die Waldvernichtung begünstigenden Konzessionen etwa in Form niedriger Steuer- und Abgabensysteme für Abholzungsrechte stark begünstigt wurde. Von diesen 10 Prozent wurden Anfang der 90er Jahre durchschnittlich etwa ein Drittel der Hölzer exportiert. Der Rest verblieb für die interne Energieversorgung und industrielle Zwecke in den Entwicklungsländern selbst.[114] Besondere Beachtung verdienen in jüngster Zeit die sogenannten „land-hungry-migrants“,[115] die sich an den Straßenrändern ansiedeln und mangels Land, Nahrung und Brennholz brandrodend in die Wälder eindringen, wo sie die indigenen Waldbewohner verdrängen, um sich schließlich selbst dort niederzulassen.[116] Wegen der schnell einsetzenden Degradation der gerodeten Flächen waren die landlosen Kleinbauern in den 90er Jahren für die Zerstörung von jährlich rund fünf Millionen Hektar der tropischen Wälder verantwortlich.[117]

Als Folge der großflächigen Zerstörung der (Wald-)Böden brach in den trockenen Weidearealen und halbtrockenen landwirtschaftlichen Zonen zunächst die schützende Pflanzendecke auf, wodurch dem Boden schrittweise durch den nunmehr möglich gewordenen Humusabtrag durch den Wind wichtige Nährstoffe entzogen wurden. Da den (Wald-)Böden weiterhin nicht die erforderlichen Regenerationsphasen zugestanden wurden, wiederholten sich diese Prozesse so lange bis die Bodenschäden zu anhaltenden Dürreperioden und im schlimmsten Fall zur Wüstenbildung führten. Nach den letzten Erhebungen der UNEP waren 1990 rund ein Sechstel der Weltbevölkerung und 70 Prozent aller Trockengebiete, dies ist ein Viertel der gesamten Bodenfläche der Erde, von Wüstenbildung betroffen und weitere 135 Millionen Menschen laufen Gefahr, ihren Lebensraum verlassen zu müssen.[118] Zu den von der Wüstenausbreitung geschädigten Gebieten zählt vor allem Afrika (die Sahelzone), wo zwei Drittel der Landfläche ökologisch gefährdete Trockengebiete oder Wüsten sind.[119] Darüber hinaus leiden auch der Mittelmeeraum (Spanien, Marokko, Tunesien, Libyen, Türkei), Indien, China, Pakistan, Südostasien und Australien unter der fortschreitenden Wüstenbildung.[120]

Demgegenüber überwogen in den fruchtbareren Bergregionen oder Hanglagen, wo die Böden ihre Wasserspeicherfähigkeit einbüßten, die Bodenerosionen durch Wasser. Sie ließen das Kulturland veröden und ganze Hänge in Bewegung geraten, wobei durch das von den Erdmassen verschüttete Unterland Tausende von Menschen zu Obdachlosen wurden.[121]

Nicht zuletzt gehen durch den Rückgang der Wälder, ökonomisch betrachtet, zahlreiche Rohstoffe für industrielle Zwecke, Nahrungsmittel und viele pflanzliche und tierische Arten verloren. Aus ökologischer Perspektive dürften die gravierendsten Folgen der sinkenden Waldbestände jedoch ihre Effekte auf die lokale und globale Klimaregulation darstellen: Da es zunehmend weniger Pflanzen, Wurzeln und Blattflächen gibt, die größere Mengen Wasser speichern können, wird es infolge des fehlenden Verdunstungsprozesses weniger regnen und zum Schaden der regionalen Landwirtschaft trockener und heißer werden, was zur erneuten Beschleunigung der Bodendegradierung beitragen wird. Darüber hinaus geht mit dem Rückgang des Regenwaldes, global betrachtet, auch seine gewichtige Funktion als CO2-Senke verloren.[122]

Aufgrund von Bodenschädigungen und dem Rückgang der Wälder waren im Jahre 1990 in Afrika 25 Prozent, in Südamerika 12 Prozent und in Asien 39 Prozent der fruchtbaren Landfläche degradiert. Daran hat die Erosion durch Wasser (Afrika: 46 %; Südamerika: 51 %; Asien: 58 %) den größten Anteil, gefolgt von der Winderosion (Afrika: 38 %; Südamerika: 17 %; Asien: 30 %) und der chemischen Degradation (Afrika: 12 %; Südamerika: 29 %; Asien: 10 %).[123]

Während das Problem der Zerstörung der tropischen Regenwälder im öffentlichen Bewusstsein einen großen Stellenwert einnimmt, bleibt die Bedeutung des Rückgangs der Arten in der öffentlichen Wahrnehmung deutlich hinter der Regenwaldproblematik zurück. Nichtsdestoweniger ist der Schwund der Biodiversität, der in engem Zusammenhang mit der Degradierung und Fragmentierung der Böden und der Abnahme der Wälder steht, nicht weniger bedenklich.

4.1.3 Der Rückgang der Biodiversität

Obwohl bezüglich der zahlenmäßigen Verteilung und wissenschaftlichen Beschreibung der auf der Erde vorkommenden Arten nur bruchstückhaftes Wissen existiert ist festzuhalten, dass der Artenreichtum exponentiell zum Äquator hin ansteigt.[124] Das bedeutet, dass die tropischen Regenwälder zwar nur sieben Prozent der Landfläche bedecken, jedoch 50 bis 90 Prozent der schätzungsweise weltweiten fünf bis über 80 Millionen Arten beherbergen.[125] Damit ist das dortige Artensterben am besorgniserregendsten. Zwar ist in allen geologischen Epochen das Aussterben von Arten belegt, dennoch gingen in 65 Millionen Jahren der Erde nicht so schnell so viele Arten verloren wie zwischen 1950 und 1995. Derzeit sterben jährlich mehr als 50 000 Arten aus. Damit liegen die anthropogen verursachten Artenverluste täglich um den Faktor 1 000 bis 10 000 über der „normalen“ erdgeschichtlichen Aussterberate.[126]

Während die biologische Vielfalt eine Grundvoraussetzung für die Stabilität von Ökosystemen darstellt,[127] liegt ihr wesentlicher Nutzen in der Aufrechterhaltung der Nahrungssicherheit, da mehr als 90 Prozent der weltweiten Produktion der 20 wichtigsten landwirtschaftlichen Pflanzenarten auf genetischem Material aus Entwicklungsländern gründen. So decken beispielsweise fünf Getreidearten (Weizen, Mais, Gerste, Reis und Hirse) rund 50 Prozent der pflanzlichen Ernährung des Menschen.[128] Darüber hinaus avancierte die genetische Vielfalt durch die Entwicklung der modernen Biotechnologie, die es erlaubt, auch grundsätzlich fremde Gene in das Erbgut der Pflanze einzuschleusen, in jüngster Zeit zu einem zentralen Rohstoff in der Saatgutindustrie.[129] Ferner bilden die im Laufe der Jahrmillionen entstandenen komplexen biochemischen Substanzen wildlebender Pflanzen und Tiere eine unermessliche Vielfalt an chemischen Verbindungen, die weltweit als Rohstoffe zur Nutzung industrieller Prozesse oder als Grundstoffe für die Gewinnung wirksamer Arzneimittel und Medikamente eingesetzt werden.[130]

Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge sind für etwa 80 Prozent der Weltbevölkerung die traditionelle Medizin, Hausrezepte und einheimische Heilpflanzen die wichtigste Quelle der Gesundheitsfürsorge. Allein die chinesische Medizin nutzt ca. 5000 Pflanzenarten für therapeutische Zwecke. Mit dem Verlust von Arten geht den Menschen in der südlichen Hemisphäre nicht nur die Basis für ihre medizinische Versorgung verloren. Da bekanntlich der größte Teil der biologischen Vielfalt im industrialisierten Norden zur wirtschaftlichen Nutzung gelangt, wäre mit erheblichen Artenverlusten schließlich auch der Rückgang eines enormen ökonomischen Potentials für die Industrienationen zu beklagen. Allein in den USA werden jährlich 15,5 Milliarden US-Dollar und in den übrigen Industrieländern mehr als 40 Milliarden US-Dollar durch die Nutzung pharmazeutisch wirksamer Pflanzen (-extrakte) eingenommen.[131]

4.1.4 Die Verknappung des Süßwassers

Schließlich dürfte der gestiegene Wasserbedarf in den ariden- und semi-ariden Zonen der Tropen zu einem kritischen Faktor werden. Leiden diese Gebiete bereits aufgrund natürlicher Bedingungen wie geringer Niederschläge im Verhältnis zum Verdunstungsbedarf, Schwankungen der Niederschläge und ungleich verteilter wasserreicher Regionen[132] unter gravierendem Wassermangel, so hat sich zwischen 1950 und 1995 der Wasserverbrauch durch die anwachsende Bevölkerung, ein verschwenderisches Wassermanagement[133] und übermäßige Wasserentnahmen für die fortschreitende Urbanisierung, die wachsende Industrialisierung und schließlich zum größten Teil für landwirtschaftliche Zwecke vervierfacht.[134] Allein in Ägypten und Pakistan gehen beispielsweise bis zu 90 Prozent des Wasserverbrauchs auf landwirtschaftliche Bewässerung zurück. Nach einer aktuellen Studie des Worldwatch Institutes haben vorgenannte Verbrauchsmuster zwischen 1990 und 1995 die für jeden Einwohner Asiens verfügbaren Wasserreserven um 40 bis 60 Prozent schrumpfen lassen.[135]

Länderspezifisch betrachtet, verfügen bereits heute in Nordafrika Ägypten, Libyien und Tunesien, in Westafrika Mauretanien, in der Karibik Barbados, in Südostasien Singapur, Jakarata und Bangkok, im Nahen Osten Bahrein, Israel, der Jemen, Jordanien, Kuwait, Quatar, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate und schließlich in Südeuropa Malta nicht mehr über ein jährliches pro-Kopf-Angebot von mindestens 1 000 m3 Wasser, das von allen internationalen Organisationen als Mindestbedarf einer Volkswirtschaft angegeben wird.[136]

Darüber hinaus sind mehr als zwei Drittel der Stadtbevölkerung in Entwicklungsländern von Wassermangel betroffen und der Generalsekretär N’Dow prognostizierte anlässlich der Habitat-Konferenz in Istanbul,[137] dass „Wasser in Städten wie Kairo, Peking, Shanghai, Tel Aviv, Bombay, Jakarta, Bangkok und Mexiko-Stadt bald wichtiger als Öl“[138] werde. Die Weltbank befürchtet, dass bereits im nächsten Jahrhundert „der Zugang zu Wasser zu Kriegen zwischen benachbarten Völkern führen“[139] werde.

4.1.5 Der Prozess der Verstädterung

Infolge des skizzierten Teufelskreises von Bevölkerungswachstum und Ressourcendegradierung einschließlich seiner vielfältigen und komplexen Folgen setzte schließlich ein Verdrängungsprozess ein, der zu einem ungeregelten Zustrom in die Städte führte. Nicht zuletzt übte die zunehmende Industrialisierung in den Ländern der südlichen Hemisphäre, die sich derzeit noch auf wenige Enklaven mit einer starken Konzentration in und um die Hauptstädte beschränkt, eine beträchtliche Sogwirkung aus, da die immer zahlreicher werdenden Landlosen hofften, in den Städten eine Arbeit zu finden. Zwischen 1950 und 1995 hat die städtische Bevölkerung in der Dritten Welt mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von drei bis vier Prozent von 300 Millionen auf 1,3 Milliarden zugenommen. Seit dem Beginn der 90er Jahre finden zwei Drittel des Bevölkerungswachstums in den Städten der südlichen Hemisphäre statt.

Da der ungeregelte Zuzug von Menschen die wirtschaftlichen und sozialen Aufnahmekapazitäten der Städte um ein vielfaches überstieg, kam es auch dort zu einem Anstieg von sozialen Problemen aufgrund von Arbeitslosigkeit und wachsender Armut. In jüngster Zeit bildet das Anwachsen sogenannter „Squatter-Siedlungen“ oder „Favelas“ (Mexiko-City, Lagos, Bombay), das heißt der massenhafte Zuzug von arbeits- und landlosen Menschen in die Randregionen der Städte ein besonderes Problem, da hierdurch das Elend in Form von Bettelei, Kriminalität und Prostitution stark zugenommen hat.[140]

Schließlich haben der Bevölkerungszuwachs und die Industrialisierung auch die Umwelt in den städtischen Regionen über Gebühr belastet, so dass die Luft-, Gewässer- und Trinkwasserverschmutzung vielerorts besorgniserregende Ausmaße angenommen hat. In vielen Städten Südostasiens zählen die Kohlendioxid-Emissionen einzelner Kraftwerke und Fabriken wegen der zügigen Industrialisierung sowie des Einsatzes veralteter Technologien und schlecht gewarteter Industrieanlagen zu den höchsten der Welt.[141] Als der größte Luftverschmutzer gilt jedoch der Transportsektor, da der Bestand an den umweltbelastenden Diesel- und Zweitakterfahrzeugen dramatisch angestiegen ist und darüber hinaus einige der „dreckigsten“ Kraftstoffe der Welt benutzt werden.[142] Weltbankstudien schätzen, dass die Luftverschmutzung allein in Bangkok und Jakarta für 1 000 bis 2 000 Todesfälle und für 10 000 bis 25 000 Krankheitsfälle pro Jahr verantwortlich ist.[143] Die jährlichen Folgekosten der Luftverschmutzung sollen in Bangkok 1,3 bis 3,1 Milliarden US-Dollar, in Kuala Lumpur 1,0 bis 1,6 Milliarden und in Jakarta 400 bis 800 Millionen US-Dollar betragen.[144]

Darüber hinaus geht mit dem städtischen Bevölkerungszuwachs, der Urbanisierung und der Industrialisierung auch der Anstieg von Haus- und Sondermüll einher. In Singapur vervierfachte sich zwischen 1972 und 1992 das gesamte Volumen an Haushaltsmüll von 0,6 Millionen Tonnen auf 2,3 Millionen Tonnen,[145] und in Thailand stieg der Anteil der gefährlichen Industrieabfälle zwischen 1979 und 1989 von 6 600 Tonnen auf mehr als eine Million Tonnen an. Da in den meisten Ländern weder der gesamte Müll gesammelt wird noch in Bezug auf die diversen giftigen Abfallprodukte ein funktionierendes Entsorgungssystem existiert - in Thailand steht lediglich eine Anlage zur Aufbereitung des Industriemülls mit einer Jahreskapazität von 40 000 Tonnen/Jahr zur Verfügung[146] - , verrottet der nicht entsorgte Müll schließlich gerade dort, wo er abgeladen wird, verpestet die Luft und vergiftet die Böden sowie das Grund- und Trinkwasser.

Da die Städte in der südlichen Hemisphäre aufgrund wirtschaftlicher Erwägungen, etwa wegen ihres Zugangs zum Meer, in Küstennähe ausgebaut worden sind[147] - in den 90er Jahren lebten mehr als 70 Prozent der südostasiatischen Bevölkerung, dies sind schätzungsweise rund 300 Millionen Menschen, in den dortigen Küstenregionen[148] -, verschwanden nicht nur ein Großteil der Seegras- und Mangrovenwälder sowie Korallenriffe, sondern der Mangel einer Kanalisation sowie fehlende und nicht benutzte Kläranlagen privater Haushalte und zahlreicher industrieller Betriebe bewirkten darüber hinaus, dass sich innerhalb und außerhalb der Städte die Kloake und die Abwässer in zahlreichen Kanälen und Flüsschen oberirdisch in Richtung Ozean bewegen und die Küstenregionen über Gebühr verschmutzen. Gerade im Zusammenhang mit der Verschmutzung des Meeres schreibt Peter Weber:

„Müßten wir den Ozeanen den Krieg erklären, würde die wirkungsvollste Angriffsstrategie auf die Küsten abzielen, wo das Leben in höchster Dichte versammelt ist. Tragischerweise folgen die Aktivitäten des Menschen genau dieser Strategie - natürlich nicht in Form planvoller Angriffe, sondern durch das vorherrschende Muster der wirtschaftlichen Erschließung.“[149]

Da sich in den Küsteneinzugsgebieten 90 Prozent des Weltfischbestandes regenerieren und gleichzeitig der Großteil der dort lebenden Bevölkerung ökonomisch direkt oder indirekt vom Fischfang abhängig ist, bewirkt der dramatische Schwund des essbaren Meereslebens wiederum Knappheit an Nahrungsmitteln und eine erhöhte Arbeitslosigkeit.

Dass es von der Verstädterung zur Binnenmigration bis hin zur internationalen Migration nur noch ein kleiner Schritt ist, soll die nachstehende Darstellung verdeutlichen.

4.1.6 Von der Binnenmigration zur internationalen Migration

In der Fachliteratur werden eine ganze Reihe sogenannter push- und pull-Faktoren als Ursachen für die Zunahme der internationalen Migration genannt.[150] Tatsächlich spielen jedoch auch ökologische Degradierungsprozesse ein zunehmende Rolle für die sich seit Jahren beschleunigenden grenzüberschreitenden Flucht- und Migrationsprozesse in den Ländern der südlichen Hemisphäre. Norman Myers geht in seiner Studie „Environmental Exodus“ von derzeit rund 25 Millionen Umweltflüchtlingen aus und schätzt, dass bis zum Jahr 2010 mehr als 50 Millionen Menschen aus ökologischen Gründen ihre Heimat verlassen müssen.[151] Wenngleich zum heutigen Zeitpunkt Umweltflüchtlinge noch nicht statistisch exakt erfasst werden, zeigt die folgende Beschreibung über das derzeitige Ausmaß und die Folgen der weltweiten Flüchtlingsbewegungen, mit welchen Problemen die internationale Staatengemeinschaft, kommt es zu tatsächlich zu einer Verstärkung von umweltbedingten Fluchtbewegungen, konfrontiert sein wird.

Wiesen Anfang der 60er Jahre die Statistiken des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) weltweit 1,3 Millionen Flüchtlinge auf,[152] so erhöhte sich deren Anzahl im Jahre 1997 auf rund 13 Millionen Menschen, die im engeren, völkerrechtlichen Sinn als Flüchtlinge, gemäß der Genfer Flüchtlingskonvention gelten. Zusätzlich ist mit derzeit rund 10 Millionen Menschen die Zahl der Binnenvertriebenen, dies sind die Menschen, die ihre Landesgrenzen nicht überschritten haben, so hoch wie noch nie. Weiterhin addieren sich zu diesen Flüchtenden weitere 30 Millionen Menschen, die Opfer von Flucht und Vertreibung geworden sind[153] und schätzungsweise weit über 100 Millionen Menschen, die sich aus anderen, etwa ökologischen Gründen in flüchtlingsähnlicher Situation befinden.[154]

Geographisch betrachtet fanden 1996 rund 65 Prozent der Fluchtbewegungen, die der Zuständigkeit des UNHCR unterlagen, innerhalb der südlichen Hemisphäre statt. Davon entfielen 34,5 Prozent auf Afrika südlich der Sahara, 23,2 Prozent auf Südwestasien, Nordafrika und den Nahen Osten und 6,9 Prozent auf Asien/Pazifik. Die restlichen rund 35 Prozent verteilten sich mit 31,1 Prozent auf Europa (davon 9,5 % auf das frühere Jugoslawien) und Amerika/Karibik mit (3,9 %). Zu den drei Ländern, die mehr als eine Million Menschen aufnahmen, gehören Iran (2 Millionen) sowie Deutschland und Pakistan mit jeweils 1,2 Millionen Menschen.[155]

Infolge der Flüchtlingsbewegungen und nicht zuletzt durch den gezielten Aufbau von Flüchtlingslagern nach größeren Konflikten gehen, aus ökologischer Sicht, den ärmsten und am meisten vom anthropogenen Raubbau betroffenen Staaten nicht nur riesige Siedlungsräume und Weideland verloren, sondern der Brennstoffbedarf der Flüchtlinge zum Kochen und Heizen führt zu einer beschleunigten Abholzung der Wälder und der gestiegene Wasserbedarf hat nicht selten eine akute Wasserverknappung in der gesamten Region zur Folge. In dieser Situation kommt es häufig zu scharfen Auseinandersetzungen zwischen den Flüchtlingen und den Einheimischen, da sich für letztere die Lebensbedingungen verschlechtern. Oftmals setzen sich die Konflikte, die zu den Fluchtbewegungen geführt haben, auch in den Aufnahmelagern fort, so dass gewaltsame Auseinandersetzungen unter den Flüchtenden an der Tagesordnung sind.[156]

Wenngleich auch nur ein kleiner Teil der weltweiten Flüchtlinge in die reichen Industrienationen wandert, dürften sich mit der Verstärkung ökologisch motivierter Fluchtbewegungen auch dort die Probleme, denen die meisten OECD-Staaten infolge des erhöhten Migrationsdrucks bereits in der letzten Dekade ausgesetzt waren wie etwa die Zunahme von Ausländerkriminalität (Drogenschmuggel, Schlepperwesen, organisiertes Verbrechen), politisch motivierte Gewalttaten ausländischer Extremisten und des Importes ethnischer Konflikte aller Wahrscheinlichkeit nach verstärken. Über die genannten Auswirkungen hinaus wird die OECD-Welt im Zuge dieser Entwicklung ebenso mit der Zunahme von Ausländerfeindlichkeit und der Verbreitung von rechtsradikalem Gedankengut bis hin zu offenen Gewalttaten gegen Ausländer bei der inländischen Bevölkerung konfrontiert werden.[157]

4.2 Die Dimensionen der Umweltkrise in der Ländern der südlichen Hemisphäre – Eine Bilanz -

Zusammenfassend ergibt sich in den Ländern der Dritten Welt folgende Situation: Einerseits ist zur Versorgung der exponentiell anwachsenden Bevölkerung eine ertragreiche und nachhaltige Landwirtschaft vonnöten, wobei sich jedoch andererseits die Böden aufgrund ihrer dünnen Humusschicht als ungeeignet für eine dauerhafte Bewirtschaftung erweisen. Weiterhin wird die durch den Bevölkerungszuwachs bedingte Übernutzung der Böden durch die Anwendung unangepasster landwirtschaftlicher Methoden für die Exportwirtschaft zur Erwirtschaftung der notwendigen Devisen erneut verstärkt. Da den armen, stark wachsenden Bevölkerungsschichten jedoch kein anderer Ausweg als die expansive Nutzung der Böden übrig bleibt, kommt es zu irreversiblen Bodendegradationen, die durch die kontinuierliche Umwandlung der Tropenwälder in landwirtschaftliche Nutzfläche ausgeglichen werden. Da die Wälder gleichwohl auf Böden stocken, die eine nachhaltige Landwirtschaft nicht zulassen, führt die fehlende Bodenruhe, wie in einem Circulus vitiosus, zu Bodenerosionen, Überschwemmungen, Dürren, Wüstenbildung, Bevölkerungswachstum und wiederum Bodenerosion etc. Gleichzeitig wird die Abholzung der Wälder durch forstwirtschaftliche Maßnahmen, Siedlungsprojekte und eine immer größer werdende Schar von landlosen Menschen, die in die Wälder eindringen, nochmals verstärkt. Dieser Verdrängungsprozess findet seine Fortsetzung in einer erhöhten Abwanderung in die wuchernden Städte, deren Infrastruktur unter der Last des ungeregelten Zustroms von Menschen zusammenbricht. Die allzu rasche Industrialisierung mit der hohen Konzentration auf einige Ballungszentren tut schließlich ihr übriges, um die armuts-demographischen Folgen der Umweltzerstörung durch industriell bedingte Umwelteffekte zu verschärfen. Am Ende wird der Raum für die wachsende Anzahl von landlos und arbeitslos gewordenen Menschen so knapp, dass aufgrund der sozialen Desintegration kein anderer Ausweg als die Flucht in das Nachbarland oder in die reichen Industrienationen bleibt.

Neben den etablierten weltwirtschaftlichen Strukturen, das heißt der von den wohlhabenden Industrienationen vollzogenen Abschottung ihrer Märkte und ihres Know-hows gegenüber den ärmeren Ländern des Südens, dürfte die Hauptursache für diese Entwicklung auf das Versagen der jeweiligen Regierungen zurückzuführen sein. So ist es bis heute, trotz der wirtschaftlichen Erfolge einiger (südost-)asiatischer, lateinamerikanischer oder afrikanischer Länder, kaum einem dieser Länder wirklich gelungen, die politische Korruption seiner Eliten zu beenden, hinreichende Wirtschafts- und Sozialreformen (gerechtere Land- und Einkommensverteilung, Einführung eines funktionierenden Sozialversicherungswesens und der allgemeinen Schulpflicht) durchzuführen und die notwendigen Demokratisierungsprozesse einzuleiten, die unabdingbar sind, um das Bevölkerungswachstum zu bremsen und gleichzeitig die entsprechenden finanziellen, technologischen und intellektuellen Kapazitäten aufzubauen, um die armuts-demographisch bedingte Spirale von Umweltzerstörung und Elend zum Stillstand zu bringen. Zugleich ist kein Land in der südlichen Hemisphäre bereit, eine wirksame Umweltschutzpolitik einzuführen.[158] Obwohl in nahezu allen Ländern des Südens eine nationale Umweltgesetzgebung existiert und regionale Umweltvereinbarungen geschlossen wurden, fehlt auch den Regierungen in den Entwicklungs- und Schwellenländern der Wille, politische Maßnahmen zum Schutze der Umwelt durchzuführen.

5. Die Dimensionen der globalen anthropogenen Umweltzerstörung - Abschließende Zusammenfassung und Bewertung -

Vor dem Hintergrund der dargestellten Umweltsituation in Nord und Süd ergibt sich zweifelsohne, dass die ärmeren, agrarisch geprägten Länder der südlichen Hemisphäre - stärker als die Länder der nördlichen Hemisphäre - sowohl von den Folgen ihrer hausgemachten Umweltzerstörung als auch von den globalen Effekten der vom Norden verursachten Umweltdegradierung betroffen sein werden. Da jedoch weder damit zu rechnen ist, dass die Regierungen der Entwicklungs- und Schwellenländer die zum Schutz ihrer natürlichen Ressourcen erforderliche Politik vollziehen werden noch dass sie mittelfristig in der Lage sein werden, aus eigener Kraft die notwendigen finanziellen Mittel, die erforderlichen Technologien und das mit ihrem Einsatz verbundene Know-how zu mobilisieren, um die globalen Umweltprobleme abzuwehren, die etwa in der rechtzeitigen Durchführung von Anpassungsstrategien, Maßnahmen zur Küstensicherung, Damm- und Deichbauten oder in Umsiedlungsaktionen in höher gelegene Regionen bestehen könnten,[159] muss bei einer Fortschreibung des globalen anthropogenen Raubbaus mit der Natur damit gerechnet werden, dass in absehbarer Zukunft weite Teile der in der südlichen Hemisphäre lebenden Bevölkerung tiefe Existenzkrisen durchleben leben.

Allerdings werden auch die in weitaus geringerem Maße agrarisch geprägten und rohstoffabhängigen reichen Industrienationen von den Auswirkungen ihres Raubbaus an der Natur nicht verschont bleiben. So werden sich auch dort die sozialen Folgen der Luftverschmutzungen, wie beispielsweise die Zunahme von umweltbedingten Erkrankungen, verstärken. Trotz neuer Verfahren der Biotechnologie werden auch dort die Lebensmittelpreise teurer werden. Schließlich wird sich der Norden ebenso wie der Süden infolge der Zunahme des Auftretens extremer Wetterlagen aufgrund der anthropogenen Klimaänderung auf die Zunahme von Katastrophen vorbereiten müssen. Nicht zuletzt wird die OECD-Welt aber auch von den Folgen der Desintegrationstendenzen des Südens nicht verschont werden, da diese die Notwendigkeit verstärkter humanitärer Hilfsleistungen nach sich ziehen oder sich in Form von zunehmender Einwanderung - mit den bekannten innenpolitischen Folgen - äußern werden.

Aufgrund der rasanten Zunahme der globalen ökologischen Gefährdungen waren sich zahlreiche Staaten bereits seit dem Beginn der 70er Jahre einig, dass die weltweiten Umweltprobleme auf internationaler Ebene einer Lösung zugeführt werden müssen. Folgerichtig geht es im zweiten Kapitel darum, das Ringen der Staats- und Regierungschefs zur Aufrechterhaltung der sogenannten „global commons“,[160] deren Schutz im internationalen Rahmen durch Konferenzen und schließlich durch die Errichtung internationaler Umweltregime[161] verwirklicht werden sollten, nachzuzeichnen. Dabei sollen schwerpunktmäßig die unterschiedlichen Standpunkte und Interessen der beteiligten Staaten sowie die hierdurch entstandenen Konfliktlinien einer näheren Betrachtung unterzogen werden, die sich wie ein roter Faden durch den gesamten Problemlösungsprozess der internationalen Umweltpolitik, von Stockholm (1971) über Rio (1992) bis nach New York (1997) ziehen und deren Berücksichtigung und Ausgleich letztendlich den Erfolg von Maßnahmen zum Schutze der Umwelt bestimmen.

[...]


[1] Bis 31.12.1994 Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE).

[2] Das Süßwasser, die Oberflächengewässer, die Böden, die Wälder/Vegetation und die Luft/Atmosphäre gelten deshalb als natürliche erneuerbare Ressourcen, da sie in ein rückgekoppeltes vernetztes Ökosystem integriert sind, das ihre Erneuerung und ihren Erhalt gewährleistet. Demgegenüber sind Mineralien und fossile Energieträger nicht in ein solches System eingebettet. Sie können zwar anthropogen erschöpft, jedoch nicht degradiert werden. Zugleich hat ihr Versiegen keine Auswirkungen auf das planetarische Ökosystem. Vgl. Libiszewski, Stephan (1992a): What is an environmental conflict? S. 5. Environment and Conflicts Project (ENCOP). Occasional Paper. (July 1992)1. Schweizerische Friedensstiftung Bern/Forschungsstelle für Sicherheitspolitik und Konfliktanalyse der ETH Zürich. S. 1-13. Bern/Zürich.

[3] Vgl. Matthes, Felix Christian (1993): Ökologie in Osteuropa: Erste Bilanz und Perspektiven. In: Altner, Günter u.a. (Hg.): Jahrbuch Ökologie 1993. S. 41-53. München.

[4] Dieses Projekt wurde von der Universität Toronto und der American Academy of Arts and Sciences durchgeführt. Vgl. Homer-Dixon F./Boutwell Jeffrey H./Rathjens, George W. (1996): Politische Konflikte durch verschärfte Umweltprobleme. S. 119. In: Spektrum der Wissenschaft. Dossier (3): Dritte Welt. S. 112-119. Heidelberg.

[5] An diesem Projekt war die Schweizerische Friedensstiftung in Bern (Ltg. Günther Bächler), die Forschungsstelle für Sicherheitspolitik und Konfliktanalyse der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich (Ltg. Kurt Spillmann), die Forschungsstelle Kriege, Rüstung und Entwicklung der Universität Hamburg (Ltg. Klaus Jürgen Gantzel), das Institute for African Alternatives in London (Ltg. Mohamed Suliman), das African Peace Research Institute in Lagos (Ltg. Peter Okoh) und das Centre for Development Research in Dhaka (Ltg. Abdul Hafiz) beteiligt. Vgl. Spillmann, Kurt R./Bächler, Günther (1995): Environmental Crisis: Regional Conflicts and Ways of Cooperation. Report on the International Conference at Monte Verità. Ascona. Switzerland. 3. - 7. October 1994. Environment and Conflicts Project (ENCOP). Occasional Paper. 14. September 1995. S. 138-148. Schweizerische Friedensstiftung Bern/Forschungsstelle für Sicherheitspolitik und Konfliktanalyse der ETH Zürich. Bern/Zürich.

[6] Ebd.

[7] Vgl. Mainzer, Klaus (1989): Von der Naturphilosophie zur Naturwissenschaft. Zum neuzeitlichen Wandel des Naturbegriffes. S. 13. In: Weber, Heinz-Dieter (Hg.): Vom Wandel des neuzeitlichen Naturbegriffes. S. 11-32. Konstanz.

[8] Reiche, Jürgen/Fülgraff, Georges (1987): Eigenrechte der Natur und praktische Umweltpolitik. Ein Diskurs anthroposophischer und ökozentrischer Umweltethik. S. 232. In: Zeitschrift für Umweltpolitik und Umweltrecht. (1987)3. S. 231-250. Frankfurt/a.M.

[9] Meyer-Abich, Klaus Michael (1988): Wissenschaft für die Zukunft. Holistisches Denken in ökologischer und gesellschaftlicher Verantwortung. S. 83. München.

[10] Vgl. Mayer-Tasch, Peter Cornelius (1991): Natur denken. Eine Genealogie der ökologischen Idee. Bd. 1. S. 27ff. Frankfurt/a.M.

[11] Böhme, Hartmut (1988): Natur und Subjekt. S. 13. Frankfurt/a.M.

[12] Ebd. S. 29.

[13] Hennemann, Gerhard (1959): Naturphilosophie im 19. Jahrhundert. S. 20. Freiburg/München.

[14] Meyer-Abich, Klaus Michael (1989): Der Holismus im 20. Jahrhundert. S. 316. In: Böhme, Gernot (Hg.): Klassiker der Naturphilosophie. Von den Vorsokratikern bis zur Kopenhagener Schule. S. 313-329. München.

[15] Oldemeyer, Ernst (1983): Entwurf einer Typologie des menschlichen Verhältnisses zur Natur. S. 31. In: Großklaus, Götz/Oldemeyer, Ernst (Hg.): Natur als Gegenwelt. Beiträge zur Kulturgeschichte der Natur. S. 15-43. Karlsruhe.

[16] Mainzer (1989). S. 23.

[17] Ebd. S. 28.

[18] Henkenborg, Peter (1989): Zwischen Mensch und Natur: Ökonomie, Politik und Gesellschaft. S. 10. Stuttgart.

[19] Mayer-Tasch, Peter Cornelius (1991): Natur denken. Eine Genealogie der ökologischen Idee. Bd. 2. S. 129ff. Frankfurt/a.M.

[20] Reiche/Fülgraff (1987). S. 233.

[21] Es soll an dieser Stelle jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass sich mit dem aufklärerischen Szientismus der Neuzeit nicht nur das Bewußtsein über die Innovationsfähigkeit des Menschen entwickelte, das die Erweiterung technischer Kompetenz und die Verringerung von Mühsal, Krankheit und Gefahren bedeutete, sondern auch soziologisch gesehen „der kritische wissenschaftliche Geist die mächtigste Sprengkraft ist (...), die die Gesellschaft je hervorgebracht hat“. Zilsel, Edgar (1976): Die sozialen Ursprünge der neuzeitlichen Wissenschaft. S. 51. In: Krohn, Wolfgang (Hg.): Die sozialen Ursprünge der neuzeitlichen Wissenschaft. Berlin. Denn mit dem wissenschaftlich-rationalen Weltbild, in dem der Mensch allein seinen konkreten Beobachtungen vertraut, ging auch die Unabhängigkeit des Menschen vom Glauben und an Autoritäten einher, die es ihm erlaubte, sich aus der traditionellen, als einengend empfundenen Feudalordnung zu befreien. So wurde die neuzeitliche Wissenschaft auch „zum Mittel der Emanzipation gegen Vorurteile, zum Widersacher gegen die traditionellen Mächte des Aberglaubens, des Staates und der Kirche... (Die Wissenschaft) ... erlaubt die moralische Entwicklung der Menschen, indem sie bürgerliche Freiheiten, dauerhaften Frieden, einen Ausgleich sozialer Gerechtigkeit und (schließlich) wirtschaftliches Wachstum ermöglicht...“. Henkenborg (1989). S. 10.

[22] Dieser Begriff wurde von der Forschungsstelle für Regional- und Umweltgeschichte des Historischen Instituts der Universität Bern geprägt. Dort werden die 50er Jahre als Epochenschwelle in den Mensch-Umweltbeziehungen betrachtet, da von diesem Zeitpunkt an billiges Öl die Kohle als Hauptenergieträger ablöste und von 1950 bis 1990 der Energieverbrauch um 750% anstieg, was zu einer beschleunigten chemischen und physikalischen Transformation der Biosphäre führte. Vgl. Pfister, Ch. (1992): Das 1950er Syndrom. Der Energieverbrauch unserer Zivilisation in historischer Perspektive. In: Natur und Mensch. S. 1. Blätter für Natur- und Heimatschutz. 1/92. Schweiz. Zitiert nach Klötzli, Stefan (1992): Ökologische Degradation als Ursache und Gegenstand von Konflikten im internationalen System. S. 5. In: Bächler, Günther/Böge, Volker/Klötzli, Stefan/Libiszewski, Stephan (Hg.): Gewaltkonflikte, Sicherheitspolitik und Kooperation vor dem Hintergrund der weltweiten Umweltzerstörung. S. 4-26. Bonn.

[23] Bächler, Günther (1993): Konflikt und Kooperation im Lichte globaler Humanökologischer Transformation. S. 29. Environment and Conflicts Project (ENCOP). Occasional Paper. (February 1993)5. Schweizerische Friedensstiftung Bern/Forschungsstelle für Sicherheitspolitik und Konfliktanalyse der ETH Zürich. Bern/Zürich.

[24] Vgl. Eisenbart, Constanze (1979): Humanökologie und Frieden. S. 9. Stuttgart.

[25] Koltermann, Rainer (1994): Grundzüge der modernen Naturphilosophie. S. 23. Frankfurt/a.M. Mit den drei großen Perioden der Naturphilosophie ist die antike Philosophie, die Renaissancephilosophie und die des deutschen Idealismus gemeint.

[26] Die erste Periode war der Übergang von der einfachen familialen Subsistenz zur organisierten Jagd, die zweite der Übergang vom organisierten nomadisierenden Jagen zum halbseßhaften Leben, die dritte der Übergang zum Garten- und Ackerbau mit Viehhaltung, verbunden mit etablierten Dorfstrukturen, die vierte die interkommunale Ausweitung des Handels und des Handwerks in den Städten und die fünfte Periode ist schließlich durch den modernen Staat gekennzeichnet. Vgl. Bennett, John W./Kenneth, Dahlberg A. (1990): Institutions, Social Organization and Cultural Values. S. 70. In: Turner, L.B. et al. (eds.): The Earth As Transformed by Human Action. Cambridge. Zitiert nach Bächler (1993). S. 11.

[27] Vgl. Sperlich, Waltraud (1996): Pioniergeist in Pylos. S. 30. In: Bild der Wissenschaft. (Juli 1996)7. S. 30-34. Stuttgart.

[28] Vgl. Hettwer, Roderich (1991): Ökologischer Frieden - Wege aus dem Chaos. S. 2. In: Humboldt-Journal zur Friedensforschung. (1991)7. S. 2-13. Frankfurt/a.M.

[29] Vgl. Te Brake, William (1988): Luftverschmutzung und Brennstoffkrisen in London (1250-1650). S. 42. In: Sieferle, Rolf Peter (Hg.): Fortschritte der Naturzerstörung. S. 31-60. Frankfurt/a.M.

[30] Vgl. Andersen, Arne/Brüggemeier, Franz-Josef (1987): Gase, Rauch und Saurer Regen. S. 64ff. In: Brüggemeier, Franz-Josef/Rommelspacher, Thomas: Besiegte Natur. Geschichte der Umwelt im 19. und 20. Jahrhundert. S. 64-86. München.

[31] Vgl. zu den einzelnen Bewegungen: Linse, Ulrich (1986): Ökopax und Anarchie. Eine Geschichte der ökologischen Bewegung in Deutschland. München.

[32] Ebd. S. 14ff. Es war auch Ernst Rudorff, der im Jahre 1888 den Begriff „Naturschutz"“ prägte. Vgl. Plachter, Harald (1992): Naturschutz. S. 16. Stuttgart.

[33] Vgl. Eichler, Horst (1993): Ökosystem Erde. Der Störfall Mensch. Eine Schadens- und Vernetzungsanalyse. S. 14f und S. 50. Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich.

[34] Vgl. Rommelspacher, Thomas (1987): Das natürliche Recht auf Wasserverschmutzung. S. 42ff. In: Brüggemeier/Rommelspacher (Hg.). S. 42-64.

[35] Vgl. Andersen/Brüggemeier (1987). S. 79ff.

[36] Vgl. Bach, Wilfried (1996): Weltbevölkerung, Energieverbrauch und Klimaschutz. S. 25ff. In: Spektrum der Wissenschaft. Dossier 5. Klima und Energie. S. 24-33. Heidelberg.

[37] Vgl. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, BMU (1995): Aktuell: Aktiv das Klima schützen. Stand Dezember 1995. S. 8f. Bonn.

[38] Vgl. Müller, Friedemann (1993): Internationale Konflikte durch Umweltgefährdung. S. 474f. In: Europa-Archiv. Folge 16/1993. S. 471-480. Bonn.

[39] Die Stickstoffoxide entstehen durch die Oxidation des im Brennstoff und der Verbrennungsluft enthaltenen Stickstoffs und werden überwiegend als Stickstoffmonoxid (NO) emittiert und anschließend atmosphärisch zu Stickstoffdioxid (NO2) oxidiert.

[40] Vgl. World Resources Institute (WRI)/United Nations Environment Programme (UNEP)/United Nations Development Programme (UNDP): Internationaler Umweltatlas 1994/1995. Jahrbuch der Welt-Ressourcen 6. Analysen - Berichte - Daten. S. 285ff. Landsberg/Lech.

[41] Vgl. Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung. Globale Umweltveränderungen, WGBU (1995) : Welt im Wandel: Wege zur Lösung globaler Umweltprobleme. Jahresgutachten 1995. S. 137f. Berlin/Heidelberg/New York/Santa Clara/Singapur/Tokio.

[42] Vgl. Plachter (1991). S. 32.

[43] Hierunter wird das Verhältnis von Umsatz der chemischen Industrie zur Bevölkerungsdichte verstanden. Vgl. Grießhammer, Rainer (1990): Hauptursache: Chemieproduktion. S. 25ff. In: Simonis, Udo Ernst (Hg.): Basiswissen Umweltpolitik. S. 25-35. Berlin.

[44] Vgl. Plachter (1991). S. 43.

[45] Vgl. Janositz, Paul (1996): Der deutsche Dioxin-Report. S. 39f. In: Bild der Wissenschaft. (Juli 1996)7. S. 38-41. Stuttgart.

[46] Vgl. Umweltbundesamt. Jahresbericht 1996. S. 115-122 und S. 185-205. Berlin.

[47] Vgl. WRI/UNEP/UNDP (1994/1995). S. 310.

[48] Vgl. Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, BML (1994): Waldzustandsbericht der Bundesregierung 1994. Ergebnisse der Waldschadenserhebung. S. 61ff. Bonn; Welt im Wandel: Die Gefährdung der Böden. Jahresgutachten 1994. Berlin/Heidelberg/New York/Santa Clara/Singapur/Tokio; Vgl. Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung. Globale Umweltveränderungen, WGBU (1994). S. 82ff.

[49] Vgl. BML (1994). S. 44f und S. 93.

[50] Vgl. WGBU (1994). S. 82ff, S. 93 und S. 169.

[51] Vgl. Oschlies, Wolf (1990): Unerklärte Öko-Kriege in Osteuropa. S. 141. In: Beiträge zur Konfliktforschung (1990)3. S. 117-146. Köln.

[52] Vgl. Food and Agriculture Organization of the United Nations, FAO (1997). State of the World’s Forests. S. 10. Rome.

[53] Vgl. Hönerbach, Frank (1996): Verhandlung einer Waldkonvention. Ihr Ansatz und Scheitern. S. 5. Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB). Berlin.

[54] Allein im Süden Europas gingen zwischen 1980 und 1990 etwa 6 Mill. Hektar Wald und Macchia durch Brände verloren. Ebd. S. 5.

[55] 90 % der weltweit gehandelten Hölzer stammen aus den waldreichen Ländern Kanada, Sibirien, den USA und Skandinavien. Ebd. S. 9.

[56] Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, BML (1996). Waldzustandsbericht der Bundesregierung 1996. Ergebnisse der Waldschadenserhebung. S. 4 und S. 50ff. Bonn.

[57] Von 1990-1995 ließ sich in den Industrieländern (Rußland nicht berücksichtigt) aufgrund zahlreicher Wiederaufforstungsmaßnahmen einen Zuwachs von rund 8,8 Millionen Hektar an Waldflächen verzeichnen. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 19. März 1997.

[58] Vgl. Enquete-Kommission „Schutz der Erdatmosphäre“. Deutscher Bundestag. 12. Wahlperiode. 1991. Drucksache 12 8350. S. 238. Bonn.

[59] Vgl. zu den vorgenannten Prozessen BML (1996). S. 50ff.

[60] Vgl. BML (1994). S. 47.

[61] In Polen sind die deutlichen Schäden von 20 % im Jahre 1988 auf 53 % im Jahre 1995 gestiegen. Vgl. BML (1996). S. 46.

[62] Vgl. FAO (1997). S. 149.

[63] Vgl. WGBU (1994). S. 95

[64] Im Jahre 1990 sind die Phosphateinträge aus deutschen Flüssen in die Ostsee von 1.030 Tonnen/Jahr auf 630 Tonnen gesunken, wohingegen sich die Zahl der Stickstoffeinträge von 15.560 Tonnen/Jahr auf 24.340 Tonnen/Jahr erhöht hat. Vgl. Umweltbundesamt (1996). S. 94.

[65] Vgl. Weber, Peter (1994): Der Schutz der Ozeane. S. 88. In: Worldwatch Institute Report (Hg.), in Zusammenarbeit mit der Deutschen Welthungerhilfe: Zur Lage der Welt 1994. Daten für das Überleben unseres Planeten. S. 79-112. Frankfurt/a.M.

[66] Da die Überfischung der Weltmeere maßgeblich auf die Industrienationen (insbes. Japan) zurückzuführen ist, werden sie auch unter diesem Kapitel zusammengefaßt. Allerdings erhöhten sich die Ausfuhren der Entwicklungsländer in den letzten Jahren fast doppelt so schnell wie die der Industrieländer, die fast siebenmal soviel Fisch einführen wie die Entwicklungsländer, obwohl die Menschen dort in besonderem Maße von dem aus dem Meeresleben stammenden tierischen Eiweiß abhängig sind. Ebd. S. 101.

[67] Vgl. Dieren, Wouter van (1995): Mit der Natur rechnen. Der neue Club-of-Rome-Bericht. S. 71. Basel; Vgl. Süddeutsche Zeitung vom 21. April 1994.

[68] Vgl. zu dem Problem der Verknappung von natürlichen Nahrungsmitteln Fußnote 105. Vgl. Dieren (1995). S. 71; Vgl. Weber (1994). S. 90ff.

[69] Simonis, Udo Ernst (1993): Komponenten einer Weltumweltpolitik. S. 142. In: Asit Datta (Hg.): Die neuen Mauern. S. 133-157. Wuppertal.

[70] Vgl. BMU (1995). S. 5.

[71] Das CH3BR entsteht u.a. durch das Verbrennen von Grasland. Vgl. WGBU (1994). S. 14.

[72] Vgl. Frankfurter Rundschau vom 20. November 1996.

[73] Vgl. Berliner Morgenpost vom 31. August 1997.

[74] Der Biologe Donat-Peter Häder von der Universität Erlangen hat durchgerechnet, dass bereits ein Rückgang der Phytoplankton-Produktion um nur 5 % den Fischern Ertragseinbußen von 7 Millionen Tonnen pro Jahr, dies sind 8 % der derzeitigen Weltjahresfänge, einbringen würde. Vgl. Jacob, Klaus (1997): Das Ozonloch. Irrtümer, Faktoren und Prognosen. S. 34ff. In: Bild der Wissenschaft. (September 1997)9. S. 30-34. Stuttgart.

[75] Vgl. Toon, Owen B./Turco, Richard P. (1996): Polare Stratosphärenwolken und Ozonloch. S. 52. In: Spektrum der Wissenschaft (1996). Dossier 5. Klima und Energie. S. 52-59.

[76] Vereinfacht dargestellt beruht der Treibhauseffekt darauf, dass die Spurengase Wasserdampf (H2O), Kohlendioxid (CO2), Ozon (O3), Distickstoffoxid (N2O) und Methan (CH4) die Bestandteile der oberen Atmosphärenschichten bilden, die Wärmestrahlung, die von der Erde in den Weltraum ausgestrahlt wird, absorbieren und teilweise wieder auf die Erde zurück emittieren. Durch die zusätzlichen anthropogenen Spurengasemissionen erhöht sich schließlich die Wärmestrahlung in Richtung Erde, die sich dadurch zunehmend erwärmt. Da sich seit 1860 etwa die mittlere globale Temperatur der Erde von 0,5 0 C auf 0,7 0C erhöht hat, hierfür keine natürlichen Auslöser gefunden wurden und die Erwärmung zeitgleich mit der Industrialisierung einsetzte, ist es nach Ansicht des IPCC äußerst wahrscheinlich, dass der Temperaturanstieg der letzten 100 Jahre anthropogen verursacht wurde. Vgl. BMU (1995). S. 6f.

[77] Ebd.

[78] Simonis, Udo Ernst (1996): Für eine globale Umverteilung aus ökologischen Gründen. S. 120. In: Spektrum der Wissenschaft. Dossier 3. Dritte Welt. S. 120-125.

[79] Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 13. Januar 1997.

[80] Vor 20 Jahren gab es in Spanien noch 27 Gletscher, heute sind es 13. In den vergangenen 100 Jahren büßten der größte Gletscher auf dem Mount Kenya in Afrika 92 % und die Gletscher des Kilimandscharo 73 % ihrer Masse ein. In den Alpen verloren die Eisströme etwa 50 % ihres Volumens. Ebenso schrumpften in Neuseeland, im Kaukasus und im Tien-Shan-Gebirge an der Nordgrenze Chinas viele Gletscher. Vgl. Berliner Zeitung vom 3. Juni 1998.

[81] Vgl. Bach, Wilfried (1995): Anthropogene Klimaveränderungen. Übersicht zum aktuellen Kenntnisstand. S. 66 und S. 71f. In: Blätter für deutsche und internationale Politik. 40(1995)1. S. 66-79. Bonn.

[82] Dass die natürlichen Pegelschwankungen der Natur erheblich größer sind als von Fachleuten vermutet, zeigen jüngste Forschungsergebnisse des GeoForschungsinstituts in Potsdam. So ist der Meeresspiegel von 1992 bis 1995 jährlich um durchschnittlich 2 Millimeter angestiegen, was bedeutet, dass bei gleichbleibender Tendenz die vom IPCC prognostizierten Werte bei weitem nicht erreicht würden. Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 19. März 1997.

[83] Ebd.; Vgl. Wilde, Jaap de (1995): The next Berlin Crisis? Environmental Security from an IR Perspektive. Centre for Peace and Conflict Research. S. 16. Copenhagen.

[84] Vgl. Kälke, Marion (1996): Klimaforschung in Deutschland. In: Spektrum der Wissenschaft. Dossier 5. Klima und Energie. S. 6. Heidelberg.

[85] So zeigten Berechnungen über die Entstehung von Wirbelstürmen, dass bei 27 oC ein Wirbelsturm eine Spitzengeschwindigkeit von 280 km/h erreicht, dagegen bei 34 oC schon 380 km/h. Bei einer Temperaturerhöhung von 2 oC könnten die das Festland heimsuchenden Hurrikane um 33 % zunehmen. Vgl. Bach (1995). S. 73.

[86] Vgl. Tenhagen, Hermann-Josef (1996): Reduktionsziele beim Klimaschutz weltweit. Operation am offenen Herzen der Industriegesellschaft. S. 2. In: Das Parlament. Die Woche im Bundeshaus. Aus Politik und Zeitgeschichte. 46 (12./19. Juli 1996.)30-31. Trier.

[87] Vgl. Jacobi, Henry D./Prinn, Ronald G. (1996): Unsicherheiten in der politischen Analyse von Klimaänderungen. S. 40. In: Spektrum der Wissenschaft. Dossier 5. Klima und Energie. S. 34-42. Heidelberg.

[88] Umwelt (1997a). Eine Information des Bundesumweltministeriums. Luftreinhaltung und Klimaschutz. S. 147. (1997)4. Bonn.

[89] Vgl. Der Tagesspiegel vom 2. Oktober 1997.

[90] In diese Liste gehören auch die wirksamen Hormone der „Pille“, die im menschlichen Körper kaum abgebaut werden und in immer höherem Maße in die Umwelt und über die Nahrungskette und das Trinkwasser zu den Menschen zurück gelangen. Die Auswirkungen sind noch nicht vollständig untersucht, doch besteht die Vermutung, dass die menschliche Fertilität allgemein betroffen ist.

[91] Vgl. Gärtner, Edgar (1997): Biowissenschaften. Tiefschlag der Hormone. In: Bild der Wissenschaft. (Februar 1997)2. S. 60-64. Stuttgart.

[92] Vgl. Der Tagesspiegel vom 2. Oktober 1997.

[93] Vgl. Frankfurter Rundschau vom 16. Januar 1995.

[94] Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 11. April 1995.

[95] Vgl. hierzu die Umweltpolitik der UN-ECE in Kapitel 4.

[96] Vgl. Münz, Rainer/Ulrich, Ralf (1995): Bevölkerungswachstum ein globales Problem. S. 35. In: Opitz, Peter J.: Weltprobleme. Globale Herausforderungen an der Schwelle zum 21. Jahrhundert. Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. S. 35-70. München.

[97] Vgl. Schmid, Josef (1996): Bevölkerungswachstum: Die Bürde des 21. Jahrhunderts. S. 19. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. B 24-25/96. (12. Juni 1996). S. 14-26. Bonn; Vgl. United Nations Population Fund (UNFPA)/Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN): Weltbevölkerungsbericht 1997. Das Recht zu wählen: Reproduktives Recht und reproduktive Gesundheit. S. 114ff. In: Handbuch für Internationale Zusammenarbeit. September 1997. S. 1-128. New York/Bonn.

[98] Vgl. Münz/Ulrich (1995). S. 44ff.

[99] Vgl. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung , BMZ (1996a): Zwischen globaler Strukturpolitik und Hilfe zur Selbsthilfe. Entwicklungsstrategien zur Zukunftssicherung. In: Spektrum der Wissenschaft (1996). Dossier 3. Dritte Welt. Anzeige. Heidelberg.

[100] Vgl. Dasgupta, Partha S. (1996): Bevölkerungswachstum, Armut und Umwelt. S. 52ff. In: Spektrum der Wissenschaft. Dossier 3. Dritte Welt. S. 50-55. Heidelberg.

[101] Ebd. S. 54.

[102] Schmid (1996). S. 21.

[103] Von der rd. 1.475 Mio. ha ackerfähigen Fläche entfallen ca. 950 000 ha. auf die Länder der südlichen Hemisphäre (Afrika, Asien, Südamerika, Zentralamerika, Ozeanien). Vgl. WGBU (1994). S. 52.

[104] Die ariden und semi-ariden Zonen befinden sich im in Afrika nördlich und südlich der Sahara, in Südafrika, dem Nahen und Mittleren Osten, in Zentralasien, Nordost-Brasilien und Zentralaustralien. In den ariden Zonen ist dauerhafter Ackerbau ohne künstliche Bewässerung nicht möglich. Die einzige Art der Bewirtschaftung ist daher die traditionelle Nutzung als saisonale Weide für die Herden von Nomaden. In den semi-ariden Zone ist Ackerfeldbau zwar möglich, jedoch durch die nur 3 bis 4 Monate währenden Niederschlagszeiten stark beschränkt. Vgl. Harborth, Hans-Jürgen (1992): Armut und Umweltzerstörung in Entwicklungsländern. S. 47f. In: Schriften des Vereins für Socialpolitik (Hg.). 215 (1992). S. 41-71. Berlin.

[105] Zu den ökologisch gefährdeten Berg- und Hügelländern zählen die Hochländer Äthiopiens, der Anden, des gesamten Himalajas, Zentralamerikas, Haitis und die Dominikanische Republik. In Nepal liegen über 80 % der landwirtschaftlich genutzten Böden im Hügel- und Bergland. Ebd. S. 51.

[106] Ebd. Vgl. Plachter (1991). S. 19ff.

[107] Ein besonders dramatisches Beispiel für die katastrophalen Folgen von landwirtschaftlichen Großprojekten für Exportzwecke liefert heute die Region um den Aralsee in Zentralasien. Dort ließen die sowjetischen Behörden in den 50er Jahren den längsten Bewässerungskanal der Welt schaffen, der das abgeleitete Wasser der beiden größten Flüsse Zentralasiens, des Amur Darja und des Syr Darja, die den Aralsee speisten, durch die turkmenische Wüste brachte um die weiten Flächen Kasachstans, Usbekistans und Turkmenistans, für den Baumwollanbau nutzbar zu machen. Infolge dieses Jahrhundertprojekts gehörten Anfang der 90er Jahre die mittelasiatischen Republiken zu dem drittgrößten Baumwollanbaugebiet der Welt. Gleichwohl sind die Folgen des seitdem sterbenden Aralsees höhere Durchschnittstemperaturen, weniger Regentage, geringere Luftfeuchtigkeit, ein sinkender Grundwasserspiegel und ein steigender Salzgehalt in Wasser und Boden. Darüber hinaus wehen von dem nunmehr freiliegenden Seeboden jedes Jahr mehrere Millionen Tonnen Pestizide und Salze über die Steppen und Felder der Region, setzen sich in Gemüse, in Früchten und Obst fest, gelangen in das Grundwasser und werden von den Menschen über die Luft und Nahrung aufgenommen. Die Folge sind Fälle von Tuberkulose, Hepatitis und Kehlkopfkrebs, deren Häufigkeit weit über dem landesweiten Durchschnitt liegt. Zwei Drittel der weiblichen Bevölkerung und fast die Hälfte der Kinder der Region leiden an Anämie. Ein Drittel aller Schwangerschaften endet mit Totgeburten und von den lebend zur Welt kommenden Kinder sind die meisten Frühgeburten. Vgl. Martens, Michael (1997): Die Hoffnung stirbt zuletzt. Hafenstädte in der Wüste: Seit der Aralsee die Baumwollplantagen Zentralasiens bewässert, ist nur noch die Hälfte von ihm übrig. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 13. November 1997.

[108] In Lateinamerika wurde die Anbaufläche für Hybridweizen und -reis zwischen 1970 und 1983 von 270 000 ha auf 9 600 000 ha. erweitert. Vgl. Rompczyk, Elmar (1995): Biologische Vielfalt ist die Nabelschnur des Südens. Wie sich die reichen Industrienationen des Nordens den Zugriff auf den Artenreichtum der Entwicklungsländer sichern wollen. In: Frankfurter Rundschau vom 10. September 1996.

[109] Rund ein Drittel aller Nahrung auf der Erde wird mit künstlicher Bewässerung auf nur 15 % der globalen Anbaufläche erzeugt. Die bewässerte Fläche wuchs zwischen 1950 und 1990 von 18 auf 240 Millionen Hektar. Vgl. Schütze, Christian (1995): Umweltprobleme: Klima - Wasser - Land. S. 204. In: Opitz (1995). S. 185-207.

[110] Vgl. Römpczyk (1996).

[111] Vgl. Postel, Sandra (1994): Die Grenzen der Erde und ihre Tragfähigkeit. S. 22. In: Worldwatch Institute Report (Hg.), in Zusammenarbeit mit der Deutschen Welthungerhilfe. Zur Lage der Welt 1994. Daten für das Überleben unseres Planeten. S. 11-43. Frankfurt/a.M. Obwohl bis zum Jahr 2010 auf die Entwicklung der Gesamtbevölkerungszahl bezogen mit einer Verminderung des pro Kopf verfügbaren Agrarlandes um etwa 1/5 gerechnet wird, ist dennoch zu erwarten, dass durch innovative Biotechnologien, die weitere Erschließung von fruchtbarem Land in Afrika und Lateinamerika und die Erholung der landwirtschaftlichen Produktion in der früheren Sowjetunion die Nahrungsmittelproduktion weiter gesteigert werden kann, so dass das Pro-Kopf-Angebot in den meisten Regionen zunehmen wird. Da jedoch das fruchtbarste Land beackert ist und die Bewässerungssysteme an den günstigsten Stellen errichtet wurden, werden sich die ertragssteigernden Maßnahmen aufgrund dieser ökologischen Einschränkungen langsamer als in den letzten Jahren vollziehen. Auch muß durch die Expansion der Landwirtschaft weiterhin mit fortschreitender Entwaldung, erheblichen Artenverlusten und ausgelaugten und versalzten Böden gerechnet werden, wobei die Maßnahmen, dies zu verhüten, erhebliche Kosten verursachen werden. Diese Faktoren werden sich aller Voraussicht nach in einer Erhöhung der Preise für landwirtschaftliche Produkte niederschlagen. Während diese Preissteigerungen für die wohlhabenden Länder kein Problem darstellen, werden all diejenigen Länder, die sich infolge degradierter Ressourcen nicht mehr selbst ernähren können, denen es aufgrund der natürlichen Bedingungen an fruchtbaren Böden und ausreichenden Wasserreserven mangelt oder die keine Möglichkeiten haben, durch den Export von Rohstoffen oder durch Dienstleistungen (Tourismus) Devisen zu erwirtschaften, es sich nicht mehr leisen können, teure Nahrungsmittel zu importieren. Damit werden die ökologischen und ökonomischen Kosten, die mit den Ertragssteigerungen in der Nahrungsmittelproduktion einhergehen, insbesondere die ärmeren Bevölkerungsschichten treffen, die es sich nicht leisten können, mehr Geld für Nahrungsmittel auszugeben. Vgl. Bongaarts, John (1996): Genug Nahrung für zehn Milliarden Menschen? S. 65. In: Spektrum der Wissenschaft. Dossier 3. Dritte Welt. S. 62-67.

[112] Vgl. FAO (1997). S.17.

[113] Vgl. Diehl, Markus (1991): Holzwirtschaft in den tropischen Ländern. Ursache für die Zerstörung der Regenwälder oder Entwicklungsgrundlage. S. 213. In: Die Weltwirtschaft. (1991)1. S. 211-222. Tübingen.

[114] Von 1950 bis 1988 hat sich der Nutzholzeinschlag weltweit verdoppelt und in den tropischen Wäldern gar verfünftfacht . Bis 1970 wurden noch 60 % des Nutzholzeinschlags exportiert, wobei die ostasiatischen Länder Südkorea, Taiwan und Japan die größten Abnehmer von tropischen Hölzern darstellten. Seit Ende der 80er Jahre verringerte sich das Gesamtexportvolumen auf 30 % und die Deviseneinnahmen der meisten tropischen Länder - mit der Ausnahme der lateinamerikanischen Länder oder Nigeria, Thailand und den Philippinen, deren Holzvorräte gerade noch den Eigenbedarf decken - liegen heute bei etwa 10 %. Ebd. S. 215.

[115] Neben der exponentiell anwachsenden Bevölkerung, den ausgelaugten Böden und dem Waldschwund liegen weitere Ursachen für die zunehmende Landlosigkeit von Kleinbauern in der ungleichen Land- und Besitzverteilung begründet, die durch die „Grüne Revolution“ nochmals verschärft wurde. Durch den Anbau von Monokulturen waren die reichen Bauern gezwungen ihren Besitz durch den Aufkauf von weiterem Land von ärmeren Bauern auszuweiten, da die neuen Hochertragssorten nur dann lukrativ waren, wenn der Anbau im großen Maßstab erfolgte, der wiederum die weiträumige Mechanisierung der Landwirtschaft zur Voraussetzung hatte. Zudem erhöhten sich die Ertragsrisiken aufgrund der Empfindlichkeit der Monokulturen und der Abhängigkeit des finanziellen Ertrags der wenigen Produkte von Preisschwankungen auf dem Weltmarkt. Als Folge vergrößerten reiche Bauern ihren Landbesitz und die armen Bauern wurden aus ihrer Selbständigkeit in die Lohnarbeit und am Ende in die Arbeitslosigkeit gedrängt. Da diese Beschäftigungseinbußen nicht von der Industrie ausgeglichen werden konnten, sammelten sich die arbeits- und landlos gewordenen Menschen in den unfruchtbaren Rand- bzw. Hochlandregionen der Großstädte, deren Slum-Gürtel unaufhörlich anwachsen. Vgl. Bächler, Günther (1994/1995): Die globale humanökologische Transformation als Herausforderung an die Friedensforschung - Vier Hypothesen. S. 120f. In: Vogt, Wolfgang R. (Hg.): Frieden als Zivilisierungsprojekt - Neue Herausforderungen an die Friedens- und Konfliktforschung. S. 107-124. Baden-Baden. Ein besonderes Beispiel hierfür ist Brasilien, wo derzeit nur 1 % der Grundeigentümer über die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzfläche verfügt. Vgl. Die Zeit vom 11. April 1997.

[116] Vgl. BMZ (1996b). S. 30; Vgl. Klingebiel, Stephan (1994): Flucht und Vertreibung in Entwicklungsländern. S. 8ff. In: WeltTrends: Migration. Flucht und Wanderungen am Ende des 20. Jahrhunderts. (November1994)5. Politischer Club Potsdam e.V. und Instytut Zachodni. S. 8-17. Potsdam/Poznan. Vgl. Harborth. (1992). S. 56f.

[117] Vgl. Browder, John O. (1989): Development Alternatives for Tropical Rain Forest. S. 114. In: Jeffrey, Leonhard H. (ed.): Environment and the Poor. Development Strategies for a Common Agenda. S. 113-134. Oxford.

[118] Vgl. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, BMU (1992a): Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung im Juni 1992 in Rio de Janeiro. - Dokumente - Agenda 21. S. 90. Bonn.

[119] Vgl. Lucius, Robert von (1997): Steinwälle gegen die Wüste auf dem afrikanischen Kontinent. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 1. Oktober 1997.

[120] Vgl. Siebert, Horst (1990): Die vergeudete Umwelt. Steht die Dritte Welt vor dem ökologischen Bankrott. S. 49. Frankfurt/a.M.

[121] Vgl. Harborth (1992). S. 51.

[122] Vgl. Durning, Alan Thein (1994): Die Forstwirtschaft umgestalten. In: Worldwatch Institute Report (Hg.), in Zusammenarbeit mit der Deutschen Welthungerhilfe. Zur Lage der Welt. Daten für das Überleben unseres Planeten. S. 44-76. Frankfurt/a.M.

[123] Vgl. WGBU (1994). S. 59.

[124] Von den weltweit vorkommenden Arten sind rund 1,75 Millionen insgesamt und von der tropischen Fauna und Flora erst 20 % wissenschaftlich beschrieben. Vgl. Lerch, Achim (1995): Biologische Vielfalt - Ein ganz normaler Rohstoff? In: Mayer, Jörg (Hg.): Eine Welt - ein Natur? Der Zugriff auf die biologische Vielfalt und die Schwierigkeiten global gerecht mit ihrer Nutzung umzugehen. Dokumentation einer Tagung der evangelischen Akademie Loccum vom 14. - 18. Dezember 1994. (Loccumer Protokolle 66/95). S. 33-55. Rehburg-Loccum.

[125] Vgl. Barthlott, Wilhelm (1995): Biodiversität - von Reichtum und Armut in der belebten Natur. In: Mayer (Hg.). S. 15-32.

[126] Vgl. WGBU (1995). S.170.

[127] Trotz bestehender Unsicherheiten bei der Einschätzung der ökologischen Funktion oder des Wertes bestimmter genetischer Arten sind sich Populationswissenschaftler inzwischen einig, dass insbesondere das Verschwinden von Schlüsselarten mit ihren herausragenden Funktionen schwerwiegende Auswirkungen für die Stabilität des Ökosystems haben kann. Die Ausrottung einer bestimmten Baumart kann beispielsweise dazu führen, dass etwa ein Dutzend Vogelarten ausstirbt, weil ihre einzige Nahrungsgrundlage die Früchte eben dieses Baumes sind. Gleichwohl hängt die Existenz mancher Baumarten davon ab, dass spezialisierte Insekten ihre Blüten bestäuben und sterben diese Insekten, sterben mit ihnen auch die Bäume, die wiederum für die Regulierung des Wasserhaushalts ganzer Ökosysteme verantwortlich sind. Vgl. Bild der Wissenschaft (1996). Grenzen des Wissens. Wozu Artenvielfalt? Manche Passagiere im Flugzeug Erde scheinen überflüssig. (Januar 1996)1. S. 49. Stuttgart.

[128] Da diese Pflanzen maßgeblich für die Nahrungssicherheit der Menschen sind, müssen sie vor Krankheiten und negativen Umwelteinflüssen geschützt werden, was durch das immer wiederkehrende Einkreuzen von genetischem Material geschieht, das zumeist von den - rapide schwindenden - Wildtypen der jeweiligen Kulturpflanze stammt. Vgl. Lerch (1995). S. 35f.

[129] Ebd.

[130] Vgl. Brühl, Tanja (1995): Verlust der biologischen Vielfalt. Ein neues Problem der internationalen Beziehungen. S. 13ff. In: Brauch, Hans G. (Hg.). Arbeitsgruppe Friedensforschung und Europäische Sicherheitspolitik. (AFES-Press Report 54). Mosbach.

[131] Ebd. S. 18.

[132] So deckt der Amazonas 80 % des gesamten Trinkwasserbedarfs in Südamerika, der Congo (Zaire) 30 % in Afrika und der Ganges-Brahmaputtra und Mekong den größten Teil für Asien. Vgl. Wallensteen, Peter/Swain, Ashoc (1995): Internationale Fresh Water Systems as a Source of Conflict and Cooperation. S. 138f. In: Spillmann/Bächler (1995.). S. 138-148.

[133] Nur 1/3 der Haushalte in den Entwicklungsländern sind an Trinkwassersysteme angeschlossen, wobei die wenigen bestehenden Wasserleitungen vielfach so marode sind, dass zwischen 30 % und 50 % des Trinkwassers wegen schadhafter und veralteter Wasserrohre verloren gehen. Vgl. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, BMZ (1995): Entwicklungspolitik. Materialien. Überlebensfrage Wasser - eine Ressource wird knapp. (September 1995)94. S. 14. Bonn.

[134] In Afrika stieg der Wasserverbrauch von 1950-1990 von 56 km3 auf 232 km3 und in Südamerika von 59 km3 auf 150 km3. Vgl. Schütze (1995). S. 205.

[135] Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 13. November 1996.

[136] Diese Werte beziehen sich nur auf die internen erneuerbaren Ressourcen. Nicht enthalten ist in diesen Angaben das bedeutende Wasserangebot von Israel, Ägypten, Irak und Sudan, das aus den grenzüberschreitenden Flüssen stammt und dessen Nutzung einer vertraglichen Regelung zwischen den Anrainern bedarf. Vgl. BMZ (1995). S. 27.

[137] Vgl. BMZ (1996b).

[138] Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 12. Juni 1996.

[139] Frankfurter Rundschau, Silvester 1996.

[140] Vgl. zu den Gründen der Landlosigkeit Fußnote 109. Vgl. Harborth (1992). S. 61.

[141] Nord-Süd aktuell. Übersichten. S. 510. 4(4. Quartal 1990). Deutsches Übersee-Institut. Hamburg.

[142] Vgl. Michaelowa, Axel (1996): Economic Growth in South East Asia and its Consequences for the Environment. S. 308. In: Intereconomics 31(November/December 1996.)6. S. 307-312. Hamburg Institute for Economic Research.( HWWA). Baden-Baden. In Indonesien hat sich die Anzahl der Autos von 1983 bis 1993 fast verdreifacht, in den Philippinen ist sie im gleichen Zeitraum um 50 % angestiegen und in Thailand verdoppelt sie sich alle 3 Jahre. Ebd. Nach Angaben der WHO gehören Jakarta, Bangkok und Kuala Lumpur zu den 15 schmutzigsten Städten der Welt. Vgl. Brandon, Carter (1994): Verringerung der Umweltverschmutzung in Asien. S. 22. In: Finanzierung & Entwicklung. 31(Juni 1994)2. S. 21-23. Hamburg.

[143] Vgl. WGBU (1995). S. 170.

[144] Vgl. Brandon (1994). Ebd.

[145] Vgl. Michaelowa (1996). S. 309.

[146] Vgl. Wun'Gaeo, Chantana Banpairichote (1992): Industrialisierung in Thailand - ökologische Folgen auf dem Weg zur „Moderne“. S. 12. Dokumentation einer Tagung der Südostasien Informationsstelle vom 14. bis 16. Februar 1992 in Bochum. Umweltsituation und Demokratie in Südostasien. Südostasien Informationsstelle Bochum. S. 11-16. Bochum.

[147] Vgl. Weber (1994). S. 92f.

[148] Ebd.

[149] Ebd. S. 87.

[150] Als Schubfaktoren für die Auswanderung aus einem Land gelten im allgemeinen Bedingungen, die am Herkunftsort als unerträglich oder bedrohlich empfunden werden wie etwa Armut, Kriege, gesellschaftliche Gewalt, Terror, repressive Regierungen, Arbeitslosigkeit, persönliche Unfreiheit sowie der Wunsch Bindungen oder Verpflichtungen der Großfamilie zu entkommen. Als Sogfaktoren für die Einwanderung in ein Land gelten Anreize, die von den Zielländern ausgehen wie beispielsweise ein gesicherter Arbeitsplatz, persönliche, politische und religiöse Freiheiten oder soziale Aufstiegsmöglichkeiten. Schließlich werden die internationalen Wanderungsbewegungen durch die modernen Kommunikationstechnologien unterstützt, da durch sie Kenntnisse über das Wohlstandsgefälle zwischen Nord und Süd in die ganze Welt verbreitet werden und die modernen Transportmöglichkeiten tun schließlich ihr übriges, um den Menschen die Flucht in ein Land ihrer Wahl zu erleichtern. Vgl. Opitz, Peter J. (1995): Welten im Umbruch. Menschen im Aufbruch. Das Weltflüchtlingsproblem. S. 140ff. Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. S. 135-183. München.

[151] Vgl. Frankfurter Rundschau vom 11. März 1997.

[152] Vgl. Opitz (1996). S. 136.

[153] Vgl. Der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR): Zur Lage der Flüchtlinge in der Welt 1997. S. 2. Bonn.

[154] Vgl. Opitz (1995). S. 154.

[155] Vgl. UNHCR (1997). S. 2.

[156] Diese Aussage beruht auf den Erfahrungen, die die Autorin im Rahmen ihrer Tätigkeit als „relief-administrator“ für den Malteser Auslandsdienst in den Flüchtlingslagern um Bukavu/Zaire im Jahre 1994 gemacht hat. Vgl. Touché, Vera-Anna: Das Lager gleicht fast einem Dorf. In: Saarbrücker Zeitung vom 1./2. November 1994.

[157] Angenendt, Steffen (1995): Migration: Herausforderung deutscher und europäischer Politik. In: Kaiser, Karl/Maull, Hanns W.(Hg.) unter Mitarbeit von Gabriele Brenke: Deutschlands neue Außenpolitik. Herausforderungen. Bd.2. Schriftenreihe des Forschungsinstituts der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V., Bonn. Bd. 61. S. 175-199. München. Meissner, Doris M./Hormats, Robert D./Walker, Antonio Garrigues/Ogata, Shijuro (1993): Internationale Migration. Herausforderung einer neuen Ära. Politische Perspektiven und Prioritäten für Europa, Japan, Nordamerika und die internationale Gemeinschaft. S. 132. Ein Bericht an die Trilaterale Kommission. Forschungsinstitut der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V., Bonn. Arbeitspapiere zur Internationalen Politik. Nr. 80. Bonn.

[158] Vgl. etwa zur Umweltpolitik der ASEAN Touché, Vera-Anna (1998): Die Umweltpolitik der ASEAN vor dem Hintergrund der fortschreitenden Umweltzerstörung. In: ASIEN (April 1998)67. Deutsche Gesellschaft für Asienkunde e.V. Hamburg. S. 31-52. Hamburg.

[159] In Richtung dieser Anpassungsstrategien geht im Übrigen eine Studie der EG-Kommission vom 16. Januar 1989 (Nr. 656) mit dem Titel: Der Treibhauseffekt und die Gemeinschaft. Vgl. Strübel, Michael (1992). Internationale Umweltpolitik. Entwicklungen – Defizite – Aufgaben. S. 208. Opladen.

[160] Nach der ökonomischen Theorie der öffentlichen Güter (global commons) wird ein Umweltmedium dann als ein öffentliches Gut bezeichnet, wenn es nicht aufgeteilt, von seiner Nutzung niemand ausgeschlossen werden kann und die Kosten seiner Nutzung unteilbar sind. In diesem Sinne gehören auf globaler Ebene natürliche Senken wie Ozeane, Wälder und die (Boden-)Vegetation, einschließlich ihrer materiellen Ressourcen (Meeresleben, die Biodiversität) und zu guter Letzt ein für alle zuträgliches Klima zu den wichtigsten öffentlichen Gütern. Nun haben zwar alle Akteure (Nationalstaaten) ein Eigeninteresse an dem Erhalt der öffentlichen Umweltgüter, wobei jedoch die „tragedy of the commons“ darin besteht, dass die Gemeinschaftsgüter von rationalen Gewinnmaximierern genutzt werden und dass sich im Falle kollektiver Nutzungsbeschränkungen zum Schutze der Ressourcen, der zweckrationale Akteur nicht an diesen Maßnahmen beteiligt, da er als „Trittbrettfahrer“ (free rider) von den Schutzmaßnahmen der anderen profitieren kann, ohne seinen Teil der Kosten beizutragen. Da jedoch alle Beteiligten versuchen, zweckrational zu handeln, wächst die Gefahr, dass das Gemeinschaftsgut ruiniert wird. Auf der Ebene des internationalen Systems besteht ein Ausweg aus diesem Dilemma darin, dass die Errichtung multilateraler Regelsysteme, die sogenannten internationalen Regime, die Pflege der öffentlichen Güter sicherstellen. Vgl. Brock, Lothar (1992): Nord-Süd Kontroversen in der internationalen Umweltpolitik und Entwicklung. Von der taktischen Verknüpfung zur Integration von Umwelt und Entwicklung? S. 2 und S. 17ff. Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung. (HSFK-Report 7/1992). Frankfurt/a.M.; Vgl. Simonis, Georg (1994): Der Erdgipfel von Rio. Zu den Problemen der Institutionalisierung globaler Umweltprobleme. S. 463ff. In: Hein, Wolfgang (Hg.): Umbruch in der Weltgesellschaft. Schriften des Deutschen Übersee-Instituts.(1994)27. S. 459-487. Hamburg.

[161] Die Diskussionen über Regime als Analyseeinheit in der Politikwissenschaft entfalteten sich in den 70er Jahren in den USA und wurde seitdem in der Wirtschafts-, Sicherheits-, Menschenrechtspolitik und seit Mitte der 80er Jahre auch in der Umweltpolitik angewandt und weiterentwickelt. Obwohl es bislang nicht gelang, allgemeingültige und verbindliche Kriterien für die effektive Problemlösung internationaler (Umwelt-)Regime zu entwickeln, hat sich inzwischen die allgemeine Regimedefinition von Krasner durchgesetzt, wonach „Regimes can be defined as sets of implicit or explicit principles, norms, rules and decision-making procedures around which actors' expectations converge in a given area of international relations. Principles are beliefs of facts, causation and rectitude. Norms are standards of behaviour defined in terms of rights and obligations. Rules are specific prescriptions or proscriptions for action. Decision-making procedure are prevailing practices for making and implementing collective choice.“ Krasner, Stephen D. (1983): International Regimes. S. 2. Ithaka/London. Vgl. zu den Konzepten über die Effektivität internationaler Regime: Young, Oran (1994): International Governance. Protecting the Environment in a Stateless Society; London. Vgl. zur den Problemen der Effektivität internationaler Umweltregime. Levy, Marc/Young, Oran/Zürn, Michael (1994): The Study of International Regimes. International Institute for Applied System Analysis. (IIASA-Working Paper 94-113.) Laxenburg.

Ende der Leseprobe aus 306 Seiten

Details

Titel
Umwelt und Sicherheit - Die globale anthropogene Umweltzerstörung und deren sicherheitspolitische Dimension
Untertitel
Eine Herausforderung für das 21. Jahrhundert?
Hochschule
Universität Trier
Note
cum laude
Autor
Jahr
1999
Seiten
306
Katalognummer
V90113
ISBN (eBook)
9783638042307
Dateigröße
2502 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Umwelt, Sicherheit, Umweltzerstörung, Dimension
Arbeit zitieren
Dr. Vera Anna Touché (Autor:in), 1999, Umwelt und Sicherheit - Die globale anthropogene Umweltzerstörung und deren sicherheitspolitische Dimension, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/90113

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