Der historische Publizist Joachim Fest

Ein werksbiographischer Versuch


Magisterarbeit, 2007

79 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Themenwahl und Fragestellung

2 Lamento ohne Unterlass - Joachim Fests Verhältnis zur Geschichtswissenschaft

3 Die Hitler-Biographie
3.1 Entschluss und Entstehung
3.2 Gesellschaftlicher Hintergrund - Die Schatten der Vergangenheit und die deutsche Studentenbewegung
3.3 Merkmale und Besonderheiten
3.3.1 Aufbau der Hitler-Biographie
3.3.2 Stilistik
3.4 Deutungsansätze
3.4.1 Hitler als Verkörperung von Zeittendenzen
3.4.2 Künstlerische Vorbilder - Hitler und Wagner
3.4.3 Die intentionalistische Sichtweise - Hitlers Rolle im NS-System
3.4.4 Hitler als Revolutionär - Zwischen Rückwärtsgewandtheit und Modernität
3.5 „Hitler größer gemacht als er war“? - Kritisches zur Hitler-Biographie

4 Staatsstreich: Der lange Weg zum 20.Juli
4.1 Der ‚vergessene Widerstand’?
4.2 Der Aufstand des Gewissens
4.3 Eine symbolische Tat - Zur Bedeutung des Attentatsversuchs

5 Die Speer-Biographie
5.1 Exkurs: Zur Person
5.2 Prolog: Die technizistische Unmoral - Speers Portrait im „Gesicht des Dritten Reiches“
5.3 Der ‚vernehmende Lektor’
5.4 In der Kritik.
5.5 Albert Speer als Schlüsselfigur.
5.6 Anziehungspunkt Hitler
5.7. „Kardinalsfragen“

6 Ausblick posthum

7 Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Joachim Fest, der zu den bedeutenden zeitgeschichtlichen Autoren in Deutschland gerechnet wurde, hat wie kein anderer das Verständnis vom Dritten Reich geprägt. Der zwischen Wissenschaft und Journalismus schwankende Grenzgänger Fest erreichte mit seinen Publikationen ein Millionenpublikum und war auf Grund seiner medialen Präsenz einer der meinungsbildenden ‚Historiker’ der Bundesrepublik. Die Spanne seiner Interessen und Neigungen war überaus vielfältig und somit auch seine Veröffentlichungen. So hat er eine Vielzahl von Werken zu den unterschiedlichsten Themen herausgebracht: Essays über Thomas und Heinrich Mann, („Die unwissenden Magier“), in denen er den beiden Schriftstellern jeglichen politischen Sachverstand absprach, das Buch „Im Gegenlicht“, in dem er Eindrücke, Wahrnehmungen und Beschreibungen des südlichen Italien zusammenfasste oder seine Portraitskizzen von Weggefährten und Zeitgenossen wie Hannah Arendt, Sebastian Haffner, Ulrike Meinhof und anderen in den „Begegnungen“.

Die deutsche Öffentlichkeit begleitete er anfangs mit seinen Hörfunkbeiträgen beim RIAS historiographisch durch den Ersten Weltkrieg und die Weimarer Republik. Aus einer Art Vorstudie unter dem Titel „Das Gesicht des Dritten Reiches“ (1963) entstand dann Anfang der siebziger Jahre Fests grundlegende Hitler-Biographie mit der ihm eine Bilanz der Ursachen und Folgen der NS-Diktatur gelang. Hitler hatte er „analytisch geröntgt“ wie Frank Schirrmacher das einmal bezeichnete und den komplexen Gegenstand mit enormem Stilvermögen erzählbar und auf diese Weise auch rationalisierbar gemacht.

1973 trat Fest als Leiter des Kulturteils in das Gremium der Herausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ ein und verhalf dem Feuilleton zu neuer Blüte. Er engagierte Marcel Reich-Ranicki und konnte Romanciers wie Heinrich Böll oder Erich Fried als Autoren gewinnen. Als Herausgeber, politischer Feuilletonist und konservativer Intellektueller hat er publizistische und wissenschaftliche Debatten maßgeblich mitbestimmt und war so beispielsweise Mitte der achtziger Jahre im „Historikerstreit“ um die Bewertung der nationalsozialistischen Verbrechen engagiert, der im FAZ-Feuilleton seinen Ausgang nahm.

Nachdem Fest Anfang der neunziger Jahre bei der FAZ ausgeschieden war, widmete er sich wieder verstärkt seinen Buchprojekten, schrieb anlässlich des fünfzigsten Jahrestages, die so lange aufgeschobene Darstellung über den deutschen Widerstand und verließ damit erstmals die Fokussierung auf die Täterperspektive. Mit der Speer-Biographie von 1999 versuchte er erneut dem ‚Rätsel’ der Person näher zu kommen. Das Buch wurde die Summe der langjährigen Beschäftigung Fests mit dem Architekten und Rüstungsminister, den er bei der Entstehung seiner Memoiren unterstützt hatte. Zuletzt war er durch seine Mitarbeit an dem Film „Der Untergang“ - zu dem er die Buchvorlage gab - und seine Jugenderinnerungen in Erscheinung getreten.

1.1 Themenwahl und Fragestellung

Die vorliegende Magisterarbeit setzt sich dem intellektuellen Œuvre Joachim Fests auseinander und versucht mit einem ausdrücklich werksbiographischen Ansatz, wesentliche Publikationen hervorzuheben und deren Besonderheiten und kennzeichnende Merkmale (Kontur) herauszuarbeiten. Dazu sind exemplarisch drei Werke ausgewählt worden, die sowohl für die breite Öffentlichkeit, als auch für die Geschichtswissenschaft eine gewisse Relevanz aufzuweisen haben. Zum einen wäre dies, die Hitler-Biographie aus dem Jahr 1973, zum anderen die Darstellung „Staatsstreich: Der lange Weg zum 20. Juli“ und schließlich aus dem Jahr 1999 die Biographie zu Albert Speer. In allen drei Abschnitten wurden individuelle, auf das jeweilige Werk bezogene Kategorien angefertigt. So liegt der Schwerpunkt im Kapitel zu Hitler, auf Fests Interpretationen und Sichtweisen, bei Speer widerum erschien es dem Verfasser sinnvoll, die persönlichen Bezüge und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen stärker zu gewichten, da diese erheblichen Einfluss auf das Buch und die Rezeption hatten. Die Kapitel, sind dem zeitlichen Verlauf der Veröffentlichung nach, angeordnet. Demnach ist der Aufbau wie folgt: einleitend wird eine Standortbestimmung Joachim Fest in Hinblick auf die Geschichts- wissenschaft vorgenommen, wobei Positionen sowohl der einen, als auch der anderen Seite aufgezeigt werden. Dem Verfasser erscheint dies sinnvoll, da das Verhältnis Fests zur ‚Zunft’, ein nicht unerheblichen Stellenwert in seinem Leben und vor allem auch in seinen Publikationen einnahm. Seine Person ist darüber hinaus stellvertretend ein gutes Beispiel für die Vermittlungsschwierigkeiten zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit.

Im Anschluss daran, erfolgt eine knappe Betrachtung der Vorgeschichte zur HitlerBiographie, in der die Beweggründe Fests eine derartige Aufgabe anzugehen, konturiert werden sollen. Dem hinzugefügt wurde ein Abschnitt, der den gesellschaftlichen Kontext mit einbezieht und die Bedingungen der Zeit erläutert. In den verbleibenden Unterpunkten geht der Verfasser dann der Frage nach, zu welchen Deutungsansätzen Fest gelangt ist, was die Besonderheiten bei der Arbeit sind und inwieweit es zu Kritik gegeben hat.

Die Analyse zu der Publikation „Staatsstreich“ ist vom Unfang her vergleichsweise gering ausgefallen, was mit sowohl mit der geringeren Bedeutung des Werkes für die Wissenschaft zu tun hat, als auch mit dem Stellenwert, den es in der öffentlichen Betrachtung erfahren hat. Zudem ist die Relevanz der anderen beiden Werke höher zu veranschlagen, was zu einer stärkeren Gewichtung zu ihren Gunsten geführt hat.

Das letzte Kapitel widmet sich schließlich eingehend mit der Person Albert Speers, die Joachim Fest über vierzig Jahre lang begleitet hat. Um die vielfältige und teilweise komplexe Thematik überschaubar und verständlicher zu gestalten, hat der Verfasser sich dazu entschieden, einleitend einen kurzen Abriss zur Vita Speers hinzuzufügen und anschließend die wesentlichen Stationen und Berührungspunkte zwischen ihm und Fest aufzuzeigen, bevor die Merkmale der Biographie herausgearbeitet werden.

Den Abschluss bildet ein kurzer Ausblick, der mit einer ‚Was wäre wenn’ - Fragestellung ein paar Gedankenspielen nachgeht.

Bei der Abgrenzung der Arbeit sind einige Schwierigkeiten aufgetreten: So musst Ansätze zu sehr ins Biographische abzugleiten und somit den werksbiographischen roten Faden zu verlieren, fortlaufend korrigiert werden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt in dieser Hinsicht, liegt in dem zur Verfügung stehenden Material. Der Forschungsstand zur Person Joachim Fests muss als noch brach liegend bezeichnet werden. Dem Verfasser ist keine, von Rezensionen einmal abgesehen, Sekundärliteratur zur Person oder zu den Werken bekannt, was sicherlich, zumindest in Hinsicht auf eine Biographie, dem erst sehr geringen zeitlichen Abstand zu Fests Ableben geschuldet ist.

2 Lamento ohne Unterlass - Joachim Fests Verhältnis zur Geschichtswissenschaft

Joachim Fest galt unter den historischen Publizisten als ein Vertreter der literarisch erzählenden Geschichtsschreibung und brachte sein bekanntestes Werk, die Hitler- Biographie heraus, als die Darstellungsform der Biographie als Möglichkeit historischer Erkenntnis geradezu verneint wurde.1 Seine Vorbilder sind bei Historikern wie Droysen, Mommsen2, Ranke, Treitschke oder Jacob Burckhardt, für die Historiographie noch als wesentlicher Teil der deutschen Literatur galt, zu ver- orten. Für ihn war der Beruf des Geschichtswissenschaftlers eng mit der Kunst verwoben und somit (…) „weit näher an der Literatur als an der Wissenschaft.“3

Seine Arbeiten waren niemals ausschließlich an die Zunft der Historiker gerichtet, sondern hatten beinahe gegenteilig als Adressaten das allgemeine Publikum. Es verwundert daher nicht, dass zur aktuellen Geschichtsschreibung ein sehr gespaltenes Verhältnis bestand.

So hat Fest gegenüber der Historie, vor allem sozial- und strukturgeschichtlicher Provenienz, immer wieder die mangelnde Fähigkeit zu stilistischem, literarischem Schreiben beklagt. Die Entfremdung zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit resultiere nicht zuletzt aus eben jener Sprachlosigkeit der Historiker.4

Fest ist der Überzeugung, dass ein Vermittlungsproblem zwischen der breiten Masse und der Wissenschaft zu erkennen sei: Inhalte und Themengebiete der Geschichtswissenschaft würden nicht ausreichend kommuniziert bzw. transparent gemacht werden. Es hat Fest immens beunruhigt, dass die Öffentlichkeit nicht mehr erreicht wird und von Historikern nicht mehr erreicht werden will:

„Vielmehr hat die Geschichtswissenschaft die deutsche Öffentlichkeit aus ihrer Vorstellung verabschiedet und gibt sich selbstvergessen ihren akademischen Lüsten und Glasperlenspielen hin. Sie weiß nicht, dass sie ein Publikum hat und lässt dessen Erwartungen immer mehr ins Leere laufen. Dem engen Zirkel der Fachleute zugewendet, in ihre entrückten Nachdenklichkeiten vertieft, hegt sie einen heimlichen, wenn auch bemüht wirkenden Stolz für exklusive Auflagen und hält sich einiges auf den Staub der Bibliotheken zugute.“5

Durch die analytische Denk- und Sprechweise gewänne der Geschichtswissenschaftler zwar an Einsicht, aber die Verständlichkeit und Breitenwirkung ginge verloren. Zusammenfassend ließen sich seine Vorwürfe in einer Verzunftung der Wissenschaft beschreiben; Historiker schreiben für Historiker. Das Schreiben für das gebildete Publikum würde demnach von der akademischen Historiographie als standeswidrige Zumutung oder Angriff auf die Standesethik aufgefasst. Fest weist ferner noch auf eine Reihe von Kritikpunkten hin, die aber nur kurz angerissen werden sollen.

Zum einen stellt er eine Detailversessenheit und spezialistische Verengung fest - ohne allerdings die thematisch begrenzte Monographie oder einsichtsvermittelnde Detailuntersuchung6 in Frage stellen zu wollen -, die sich darin äußert, dass eine Unmenge an Daten und Fakten auf den Leser einströmt, ohne dass diese in die bestimmenden Bezugspunkte eingeordnet würden.7 So versuche die Wissenschaft sich derartig von den Methoden her zu bestimmen und ergehe sich in „Fußnotenseligkeit“8, dass der Blick fürs große Ganze verloren scheint. Die umfassenden, interpretierenden Arbeiten, welche die Einzelstudien professionell verarbeiten, blieben aus.9 Ein Kritikpunkt, der durchaus nicht neu ist. Fest zieht dazu Theodor Mommsen heran: „Wir versperren uns und anderen mit unseren Baugerüsten mehr und mehr die Fassade, und es tut einmal not, die Sachen selbst in dem ganzen und großen Zusammenhang wirken zu lassen.“10

Zum anderen sei gegenwärtig die humane Neugier verloren gegangen, die Historiographie eine Art Mengenlehre, der Mensch gewissermaßen als Subjekt in den Hintergrund gedrängt und „Strukturen, Gruppen, oder anonyme Schubkräfte in den Mittelpunkt gerückt.“11 Seiner Einschätzung nach lässt sich individuelles Handeln nicht allein aus den gesellschaftlichen Bedingungen12 ableiten, auch wenn diese als bedingende Faktoren miteinbezogen sein wollen, - zuwenig würde die Wirkungsmacht des Einzelnen berücksichtigt.13

Er insistiert darauf, dass die vergangene Welt kein System ist, die bedeutenden Persönlichkeiten somit keine Charaktermasken der Klassen oder Kräfte, sondern letztlich Individuen, die vor einem offenen Horizont agieren, gestalten, sich irren, häufig auch scheitern.

Fest zeigte Misstrauen gegenüber dem Entwicklungsdenken und lehnte alle Versuche ab, der Geschichte ein Ziel oder eine Richtung zu geben. Es fehle der Historiographie: „…überhaupt die Verwandlung aller Wirklichkeit in Literatur. Statt- dessen herrschen nur Gesinnungen vor.“14

Gleichwohl stellt er den Wert sozialgeschichtlicher Fragestellungen nicht in Frage. Für ihn sind sie indes eher Mittel zum Zweck, um neue Zugänge zu eröffnen - eine weitere Möglichkeit zusätzliches Material zu gewinnen und die historische Darstellung zu erweitern.15

Überdies wird der Fachwissenschaft eine gewisse Scheu sensiblen Themen gegenüber konstatiert. Die großen Fragen würden nicht angegangen und man verlöre sich in sozioökonomischen, den Menschen vernachlässigenden Untersuchungen.16 So fehle es beispielsweise nach wie vor an einer umfassenden Arbeit über das NS-Regime, die die Einzelstudien aufgreift und entsprechend verarbeitet.

Große Zusammenhänge wurden, so unterstellt Fest, nur von Außenseitern (beispielsweise Manns „Wallenstein -Biographie“ oder Sebastian Haffners „Anmerkungen zu Hitler“), die dem Wissenschaftsbetrieb nicht angehörten, versucht. Generell ermögliche die Biographie dem Antwortenwerk erst zusammenhalt, zeige die schrittweise Prozesse Hineingezogenwerdens, der Selbstüberredung und der Gewissensberuhigung.17 Theodor Schieder vermerkte indirekt dazu in seiner Rezension zur Hitler-Biographie: „Es bleibt allerdings ein ernst zu nehmender Vorwurf an die Geschichtswissenschaft, dass sie etwas Vergleichbares wie die Leistung von Fest bisher nicht hervorgebracht hat (…)“18

Unabhängig von der Einschätzung wie wertvoll der biographische Ansatz nun sein mag, bleibt festzuhalten, dass er wissenschaftlich wieder als ernstzunehmende Alternative in Betracht gezogen wird.19

Umgekehrt war Fest immer wieder ein „Gegenstand“, an dem sich die Zunft rieb und harsche Kritik übte. Seine personalisierte Geschichtsbetrachtung galt als hoffnungslos antiquiert - er als einer der letzten Vertreter des Historismus bzw. der traditionellen, personalisierenden Geschichtsschreibung. „Geschichte in Biographie aufzulösen“ sei eine problembehaftete, vertiefter historischer Erkenntnis oft eher hinderliche Neigung.20 Durch den Paradigmenwechsel in den sechziger und siebziger Jahren verlor die Politikgeschichte ihren Führungsanspruch und die Sozial- und Strukturgeschichte wurde elementarer Bestandteil der allgemeinen Geschichte. Das Interesse galt den historischen Strukturen und Prozessen, weniger den herkömmlich behandelten Ereignissen, Personen und Handlungen. Es ging darum Handlungsspielräume zu erkennen, die Geschichte von der Gesellschaft her aufzuschlüsseln und nicht nur Handlungen zu verstehen. Man versprach sich dadurch einen „(…) Zuwachs an analytischer Kraft.“21 Den Darstellungsmitteln und- formen, derer sich Fest bedient hat und die auf den ersten Blick dem historisch kritischen Instrumentarium des Geschichtswissenschaftlers entsprachen, wurde vorgeworfen in der Dialektik von Einzelpersönlichkeit und überpersönlichen Kräften das Gewicht zu stark auf das große Individuum zu verlagern. Zunehmend erschien jetzt die Biographie als wissenschaftlich zweifelhaft, bestenfalls ein angelsächsisches Genre zur Erinnerungspflege. Fest selbst meinte dazu noch 1987: In einer Zeit, „in der sozialhistorische und strukturgeschichtliche Ansätze das Feld beherrschen, müsse das „große Individuum“, von dem Jacob Burckhardt einstmals geschrieben habe, „als eine Art Störfall erscheinen.“22

Dem wissenschaftlichen Außenseiter attestierte man einen Mangel an Akten-, Quellen- und Theoriekenntnis und sprach von souveränem Ausblenden des Forschungstandes.23 Beim näheren Betrachten seiner Publikationen, lassen sich diesbezüglich auch einige Punkte finden, die kritikwürdig erscheinen. So war, um nur eine Publikation hervorzuheben, vereinzelt die Quellen- und Literaturauswahl24 und deren Interpretation in der Hitler-Biographie nicht den wissenschaftlichen Standards entsprechend.

Von Seiten des Autors stand die Quellensituation anscheinend nicht im Vordergrund. Eine Äußerung in einem Interview mit der „Zeit“ anlässlich der Erstveröffentlichung des Buches macht dies deutlich: „Wenn es darum gegangen wäre, ein schon geschriebenes Buch breiter fundiert, auf neue Quellen gestützt, gleichsam noch einmal zu schreiben, hätte mich die Aufgabe sicherlich nicht gereizt. Natürlich enthält mein Buch auch einiges an neuem Material. Aber das hat mir niemals viel bedeutet. Es waren neue Fragestellungen, nicht neue Quellen, die meine Absicht bestärkten.“25 Eine der Grundfragestellungen, wie sich denn das gebildete, auf so viele Tugenden verpflichtende Bürgertum hatte so leicht zum willfährigen Helfer machen lassen, war denn auch schwerlich nur aus den Quellen erklärbar. Er versuchte mit seinem psychologischen Gespür, den Menschen auf den Grund zu gehen, sie analytisch zu röntgen, wie Frank Schirrmacher das einmal beschrieben hat.26 Im Falle von Albert Speer hatte der Instinkt, das Einfühlungsvermögen, das sich in die Person hineindenken, aber nicht ausgereicht oder versagt.

Als Erklärung könnte, zusätzlich zu obiger Aussage, die künstlerische Freiheit27 - und sicher auch die finanzielle - dienen, denn Fest war niemals dem Wissenschaftsbetrieb verhaftet, musste sich also nicht gegenüber den methodischen Bedenken der Geschichtswissenschaft rechtfertigen und genoss somit eine gewisse Unabhängigkeit.28 „Der Verfasser ist, wenn er seine Thesen vorträgt, frei von dem beengenden Zwang, den die professionelle Geschichtswissenschaft einer freien Darstellung infolge der begrenzten Aussagekraft der Quellen auferlegt (…)“29, so Karl Dietrich Bracher in seiner Buchbesprechung.

Gleichwohl hat Fest die Kritik an seiner Person und seinen Publikationen verfolgt und sich ihr gestellt. Die Briefkorrespondenzen und Feuilletondebatten zeugen davon.30 Allerdings bleibt festzuhalten, dass er nur selten von seinen Pauschalurteilen und Überzeugungen abgerückt ist. Einsicht oder Differenzierungsversuche blieben die Ausnahme. Hans Woller vom Institut für Zeitgeschichte in München beschrieb dies einmal mehr als treffend: „Immer Fest druff!“31 Warum der Streit gerade von dem sonst so nüchternen und distanzierten Fest mit einer derartig bemerkenswerten Vehemenz geführt wurde, ist mit rationalen Erwägungen kaum mehr erklärbar. Selten lässt er eine Gelegenheit verstreichen, ohne ein Lamento an die Geschichtswissenschaft zu richten. Das Ganze glich eher einer zur Gewohnheit gewordenen Obsession, denn einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung um die besseren Argumente. Er schien dauerhaft indigniert, sowie geistig und in der Sache verhärtet zu sein. Manches mag mit der verpassten Wissenschaftskarriere zu tun haben, - er hat mit Examen in Jura abgeschlossen und Geschichte, Kunstgeschichte, Germanistik, Soziologie interessehalber belegt - anderes mit der Suche nach Anerkennung und Akzeptanz. Sicherlich hat auch seine politische Haltung, sein konservatives Denken und das bürgerliche Selbstverständnis eine nicht geringfügige Rolle gespielt.

Fest hat gerne bekannt, dass seine eigentlichen Neigungen nicht der Zeitgeschichte, schon gar nicht der des „Dritten Reiches“, gehört hätten, sondern ganz anderen Epochen, zumal der Renaissance. Seine Jugenderinnerungen, voll von Bildungseindrücken, belegen das sehr eindrücklich.32 Beruflich wollte Fest anfangs eine Anstellung im Verlagswesen anstreben, was jedoch wegen der ständigen Autorentätigkeit nicht verwirklicht werden konnte. Vermutlich erwartete er für seine entsagungsvolle, national-pädagogische Kärnerarbeit33, für die er doch, seiner Aussage nach, so vieles aufgegeben hatte oder nicht vertiefen konnte, eine angemessene Würdigung; leichte Untertöne von Larmoyanz und Melancholie schwingen in seinen Texten - zumindest unterschwellig - immer mit.

3. Die Hitler-Biographie

3.1 Entschluss und Entstehung

In den 60er Jahren begann Fest seine berufliche Laufbahn beim RIAS34, bei dem er die Redaktion einer Senderreihe zur deutschen Geschichte übernahm, welche die Ursachen und Gründe der deutschen Katastrophe herausarbeiten und sich zeitlich im Rahmen von 1890 bis 1945 bewegen sollte.

Angedacht waren ungefähr achtzig Sendungen waren, was Fest, der mit einem weit geringerem Aufwand gerechnet hatte, zu einem Ausspruch gegenüber dem Intendanten trieb, der ungewollt vorausschauend war: „Sie machen mir ja aus der abscheulichen Zeitgeschichte eine Lebensaufgabe!“35

Fest übernahm anschließend die Redaktion für Zeitgeschichte, arbeitete dann als Künstleragent des RIAS-Jugendorchesters und ab 1961 für das Fernsehspiel als Hauptabteilungsleiter sowie kurz darauf als Chefdramaturg des Norddeutschen Rundfunks, bei dem er auch von 1966 bis 1968 zeitweilig als Chefredakteur und Leiter der zeitkritischen Sendung Panorama auftrat.36

Im Laufe dieser Zeit entstand die Publikation „Das Gesicht des Dritten Reiches“, das einige Portraits aus den zeitgeschichtlichen Rundfunksendungen37 aufgriff. Sie sind erste Anzeichen für den Arbeitsstil oder seine methodische Herangehensweise. Seine psychologisch-biographisch angelegten Skizzen der Führungsfiguren des Dritten Reiches versuchten, vom individuellen Hintergrund ausgehend, Rückschlüsse auf die zugehörigen sozialen Schichten und deren Verhaltensweisen, zu ziehen. Anhand mehr oder minder typischer Vertreter des nationalsozialistischen Regimes wird das Muster des totalitär anfälligen Menschen beschrieben.

Das Buch wurde in den USA, England und Deutschland ein beachtlicher Erfolg. Fest hatte sich einen Namen gemacht. Einer von Fest erwähnten Umfrage zu Folge, bei der ein amerikanischer Verlag sechs namhafte Geisteswissenschaftler befragt haben soll, wer denn eine Hitler-Biographie schreiben könne (u.a. Hannah Arendt, Geoffrey Barraclough, Hugh Redwald, Hugh Trevor-Roper), fiel wohl des öfteren sein Name.38 Er schien den Anforderungen der angelsächsischen Verlage an einen Hitlerbiographen auch idealtypisch zu entsprechen: er war deutscher Herkunft und hatte die Zeit noch miterlebt, war also jemand der von der Zeit imprägniert war. Alsbald erreichten ihn dann vereinzelt Anfragen, ob seinerseits nicht Interesse bestünde, das Thema zu bearbeiten.

Doch zunächst, nach einigem Abwägen des Für und Wider, sagte er das Angebot des amerikanischen Verlages Harcourt Brace Jovanovich 1963 ab.39 Zu viele Vorbehalte konnte er gegenüber sich selbst ins Feld führen: „(…) die Aufgabe meines Berufes, den Schritt auf ein unerprobtes schriftstellerisches Gelände, wirtschaftliche Unsicherheit und anderes mehr.“40

Insbesondere der finanzielle Aspekt wog schwer, da Fest eine Familie mit drei Kindern zu versorgen hatte. In späteren Interviews fügte er dem noch hinzu, dass er seiner Ansicht nach zum damaligen Zeitpunkt seinen Beitrag zur Aufarbeitung der Vergangenheit geleistet hätte und sich anderen Dingen zuwenden wolle.41

Einwände äußerte auch sein der Vater; man dürfe Hitler und seine Spießgesellen durch stilistische Kunst keinesfalls zur Würde eines historischen Gegenstandes hinaufschreiben, sie literarisch aufbetten. Zudem seien Hitler und seine Herrschaft kein Gegenstand für einen ernst zu nehmenden Historiker, sondern schlechterdings ein Gossenthema.42 Ein Vorwurf dem Fest sich später nochmals stellen musste - gegenüber Golo Mann, der zur Hitler-Biographie bemerkte, ob Fest bedacht habe, dass alle stilistische Anstrengung Hitler doch in jene zivilisierte Welt zurückhole, aus der ihn das Buch im Ganzen so überzeugend ausschließe.43 Ein Punkt auf den noch zurückzukommen ist.

Der Entschluss, die Arbeit dennoch in Angriff zu nehmen, fiel 1968. Eine Rede44 des britischen Historikers Hugh Trevor-Roper und das ständige Drängen seines Umfelds gaben laut seinen Jugenderinnerungen den Ausschlag, sich doch noch einmal mit dem „widrigen Gegenstand“45 zu beschäftigen. Der britische Historiker vertrat die Auffassung, dass die endgültige Hitler-Biographie noch nicht geschrieben sei, trotz Alan Bullocks beachtlichen Versuches, der durch seine angelsächsische Distanziertheit und Nüchternheit hervorstach, aber eben auch Fragestellungen offen ließ und Fest dazu veranlassen sollten, eigene Überlegungen und Deutungen anzustellen. „Das ganze Buch ist falsch. In einem entscheidenden Punkt irrt Bullock und man muss das Buch im Grunde genommen neu schreiben.“46 Trevor-Roper widersprach Bullocks - an Hermann Rauschniggs47 orientierter - Auffassung, Hitler wäre ein prinzipienloser, nihilistischer Machtpolitiker gewesen und habe nur aus reinem Machtinteresse bzw. der Ideologie48 wegen gehandelt. Er sei eben nicht der prinzipienlose Opportunist gewesen, sondern hätte über eine völlig durchkonstruierte politische Philosophie verfügt.49 Roper stellte eine „ausnahmslos absolute Übereinstimmung und Folgerichtigkeit in Denken und Handeln“ Adolf Hitlers fest.50 Für ihn war der zentrale Kern in Hitlers Wesen die Eroberung von Lebensraum und die Vernichtung der Juden.

Der Essay „Der Führer persönlich“ Herbert Lüthys, persönliches Interesse an der Person Hitlers, die Überzeugung, dass es für seine Generation kein bedeutenderes Thema gäbe und die damalige berufliche Entwicklung haben dann wohl letzte Zweifel aus dem Weg geräumt. „Die Fragestellungen, die Herbert Lüthy dem Stoff abgewann, sowie die einfallsreichen Formulierungen, die er bei aller Abstoßung durch den Gegenstand fand, haben mich ungemein beschäftigt. (…) und nahezu jeder Satz warf eine Frage auf, die dem Biografen eine Antwort abverlangt.“51

Im Herbst 1967 beendete Fest seine Arbeit im Rahmen der Sendung Panorama.52 Ob die Kündigung von ihm selbst ausging, oder die Rundfunkanstalten den Vertrag auflösten ist unklar, zumal er selbst sich in seinen Aussagen widerspricht. So führt er in den „Begegnungen“ parteipolitische Querelen als Grund für seine Kündigung an: „Im Lauf der sechziger Jahre begannen die großen Parteien, die Rundfunkanstalten zusehens ungenierter als eine Art Beutegut zu betrachten, und im Herbst 1967 einigten sie sich darauf, die Sendung Panorama nicht länger einem Parteilosen zu

überlassen (…).“53 Anders lautend äußert er sich jedoch in einem Interview des Bayrischen Rundfunks: „Ich habe dort aufgehört, habe meinen Posten als Chefredakteur aufgegeben und mich in eine kleine Arbeitswohnung zurückgezogen.“54

Die sich auftuenden finanziellen Engpässe sollte Rudolf Augstein durch eine Anstellung als Berater des Spiegel-Verlages und als Verantwortlicher für den Spiegel- Essay beheben, was ihm den nötigen Spielraum gab, für die nächsten fünf Jahre ungestört an der Biographie arbeiten zu können.55 Ökonomisch entlastend wirkte zudem seine Tätigkeit als Berater für Albert Speer, der gegen Ende 1966 seine „Erinnerungen“ schrieb und sich Joachim Fest von seinem Verleger Wolf Jobst Siedler als Lektor und Berater erbeten hatte. Angesichts der Einzigartigkeit des Zeugen und der gerade begonnenen Recherchen für die Hitler-Biographie war dies eine Gelegenheit, die auch insbesondere dem eigenen Vorhaben nützlich erschien.

Fast fünf Jahre lang währte die Arbeit an seinem Opus magnum. Er verzichtete bewusst darauf - von einigen Augenzeugeninterviews einmal abgesehen - durch eigene Quellenforschung, zusätzliche Informationen zusammenzutragen. Die gedruckte Literatur war seine Stütze, womit der Autor sich natürlich auch abhängig von den Recherchen anderer machte. Für Fest schien dies aber ohne Relevanz. Er war überzeugt, dass „keine Materialien mehr zu erwarten sind, die das Bild der Epoche und ihrer Akteure auch nur zu modifizieren vermögen."56 Vielmehr benötige man neue Fragestellungen und nicht neue Quellen.57

3.2 Gesellschaftlicher Hintergrund - Die Schatten der Vergangenheit und die deutsche Studentenbewegung

Rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse im Herbst 1973 konnte Fest sein Buch der Öffentlichkeit präsentieren. Bis heute sind etwa eine Million Exemplare gedruckt worden, übersetzt in 23 Sprachen. Auch wenn das Buch zu einem Zeitpunkt geplant und begonnen wurde, als noch nirgends Anzeichen der so genannten Hitler-Welle58 zu bemerken waren, schaffte er es dennoch, das Buch in einem Moment zu publizieren, zu dem in der Bundesrepublik das allgemeine Interesse an der Person Hitlers stark im Ansteigen war. Fest traf damit den Nerv einer deutungshungrigen Zeit. Eine Reihe von Ereignissen lenkt bereits in den sechziger Jahren den Blick verstärkt auf die nationalsozialistische Vergangenheit: der Eichmann-Prozess in Jerusalem, das Auschwitz-Verfahren in Frankfurt am Main und die heftige Debatte, die in der Bundesrepublik über die Verlängerung der Verjährungsfrist für NS- Verbrechen - für die sich eine breite parlamentarische Mehrheit ausspricht - geführt wird.

Ihre eigentliche Brisanz erhalten diese Vorgänge aber erst, als nicht zuletzt auf Grund der wirtschaftlichen Krisensituation die 1964 gegründete National- demokratische Partei überraschende Erfolge erzielen kann.

Ab 1967/68 findet dann in Bundesrepublik wie auch in anderen westlichen Ländern ein fundamentaler Wertewandel statt. Vorbereitet und begleitet durch eine vehemente Sozialkritik in der Literatur und in den Gesellschaftswissenschaften sowie durch das Aufkommen neuer Musikrichtungen wendet sich ein großer Teil der jüngeren Generation gegen die elterlichen Lebensformen und Verhaltensmuster: gegen Familienorientierung und die herrschende Sexualmoral, gegen alle Formen von Autorität und Traditionsbindung, gegen eine einseitige Leistungs- und Konsumorientierung, gegen die Verdrängung der nationalsozialistischen Vergangenheit, gegen den offiziellen Antikommunismus und die politischen Bindungen an die USA. Ausgehend von den Universitäten erreicht dieser Konflikt seinen Gipfel, verstärkt durch die Kritik an der Kriegsführung der USA in Vietnam und an der Politik der großen Koalition in einer Welle von Demonstrationen und zum Teil auch gewalttätigen Protesten, die erst nach dem Regierungswechsel von 1969 allmählich abklingen.59

Für die linken Erklärungsansätze der studentischen Protestbewegung hatte der konservative Joachim Fest nur wenig Verständnis und selten gab es Überschneidungen in den Auffassungen. Die literarisch/wissenschaftliche Linke der Frankfurter Schule (Habermas, Mabuse) und die politische Linke (so beispielsweise die APO), deren lärmende Dialogunfähigkeit, moralische Hysterie und Realitätsverachtung60 er vehement kritisierte, erschienen zutiefst suspekt. In ihnen erkannte er eine spiegelverkehrte und unverhohlene Rückkehr zu gerade Gewesenem - ein kulturpessimistischer Aufstand gegen die moderne Welt mit anstößiger Nähe zum Nationalsozialismus.61 Zu Ulrike Meinhof - mit der er eine, wenn auch distanzierte, Freundschaft führte - meinte er denn auch einmal während eines Gesprächs: „Das letzte Mal [habe] ich soviel energische Gewißheit über den Lauf und die Bestimmung der Welt während des Krieges von unserem so genannten NS-Führungsoffizier vernommen.“62 Fest sieht also durchaus Parallelen zur national- sozialistischen Bewegung: die Abneigung gegen die bürgerliche Konsenskultur, die Verachtung der tradierten politischen Formen, die antikapitalistischen Grundhaltung, die gesuchte Nähe zur Arbeiterschaft, in der Folge auch Gewaltbereitschaft, Antisemitismus und die immer radikaler werdenden politischen Mittel.63

So verwundert es auch nicht, dass er der 68er-Bewegung jegliches aufklärerisches Verdienst absprach. In einem Spiegel-Interview dazu befragt, äußerte er sich fast schon brüskiert:

„Während ich an meiner Hitler-Biographie schrieb, war ich an den Universitäten in Hamburg, Berlin und Tübingen zu Gast. Da bin ich von den Studenten als Reaktionär beschimpft worden, weil ich eine Hitler-Biographie schrieb. Da wurde mir gesagt, wir kämpfen für eine neue Welt, lass doch den halbtoten Fest - ich war damals 40 Jahre alt - den toten Hitler begraben. Das interessiert uns alles nicht.“64

[...]


1 Vgl. Hans-Ulrich Wehler, Literarische Erzählung oder kritischen Analyse? Ein Duell der gegenwärtigen Geschichtswissenschaft (Wiener Vorlesungen im Rathaus, Bd. 131), Hg. v. Hubert Christian Ehalt, Wien 2007, S. 44. (Anm. d. Verf.: Wehler konstatiert, dass die Biographie eine Gattung sei, in der sich erzählende Geschichtsschreibung bewährt hätte und diese von ihrem literarischen Glanz lebe.)

2 Anm. d. Verf.: Bedeutende deutsche Prosa im 19. Jahrhundert ging nicht selten von Historikern aus. Insbesondere Theodor Mommsen kann als prägend genannt werden. So erhielt er 1902 den Nobelpreis für Literatur für seine „Römische Geschichte“. Sich selbst zählte Mommsen eher zu den Künstlern als zu den Gelehrten.

3 Joachim Fest, Erinnerung zum schreibenden Umgang mit der Geschichte. Zur Verleihung der Wilhelm-Leuschner-Medaille, in: ders., Bürgerlichkeit als Lebensform. Späte Essays, Hamburg 2007, S. 27-37, 32. [künftig zit.: Bürgerlichkeit]

4 Joachim Fest, Zeitgenosse Hitler. Nachschrift, in: ders., Fremdheit und Nähe. Von der Gegenwart des Gewesenen, Berlin 1998, S. 130-146, 131. [künftig zit.: Fremdheit]

5 Joachim Fest, Noch einmal: Abschied von der Geschichte. Polemische Überlegungen zur Entfremdung von Geschichtswissenschaft und Öffentlichkeit, in: ders., Aufgehobene Vergangenheit. Portraits und Betrachtungen, Stuttgart 1981, 239-262, 243. [künftig zit.: Aufgehobene Vergangenheit]

6 Ebenda.

7 Anm. d. Verf.: Prominenter Vertreter dieses These war Golo Mann, der als erzählender Historiker, vehement allen deterministischen Vorstellungen vom geschichtlichen Ablauf widersprach und das Element des Zufälligen und Irrationalen betonte, sowie die Wahlfreiheit der Handelnden, ohne deswegen die Wirkungsmacht der "Strukturen" zu negieren. Man führe, mit einem Wort Golo Manns, den „Hamlet ohne den Prinzen von Dänemark“ auf. S. dazu: Golo Mann, Plädoyer für die historische Erzählung, in: Theorie und Erzählung in der Geschichte, Bd. 3 (Beiträge zur Historik), Hg. v. Jürgen Kocka, Thomas Nipperdey, München 1979, 40-57, 52.

8 Aufgehobene Vergangenheit, S. 246.

9 s. dazu: Ebenda, S. 245.

10 Joachim Fest, Pathetiker der Geschichte und Baumeister aus babylonischem Geist. Theodor Mommsen zwei Wege zur Geschichte, in: ders., Wege zur Geschichte. Über Theodor Mommsen, Jacob Burckhardt und Golo Mann. Zürich 1992, S. 27-71, 58.

11 Bürgerlichkeit, S. 33.

12 Fremdheit, S. 142

13 Ebenda, S. 140.

14 Zit.nach: Martin Walser, Anprall der Wahrheit, in: FAZ Nr. 222 vom 23.09.2006, S. 39.

15 Aufgehobene Vergangenheit, S. 248.

16 Vgl. Interview mit Fest im SPIEGEL vom 20.6.2005, S. 142-147.

17 Joachim Fest. Albert Speer. Eine Biographie, Berlin 1999, S. 9.

18 Theodor Schieder, Hitler vor dem Gericht der Weltgeschichte, in: FAZ, Nr. 251 vom 27.10. 1973, S.24. [künftig zit.: Schieder)

19 Anm. d. Verf.: So z.B. Lothar Gall mit seiner Bismarck-Biographie aus dem Jahr 1980 oder aus neuerer Zeit Hartmut Soell: Helmut Schmidt. Vernunft und Leidenschaft.2003, oder Peter Merseburger mit der Betrachtung von Willy Brandt von 2002.

20 Lothar Gall, Einleitung, in: ders.. (Hrsg.), Das Bismarck-Problem in der Geschichtsschreibung nach 1945. Köln/Berlin 1971, 9-24, hier S. 11.

21 Jürgen Kocka, Sozialgeschichte - gestern und heute, in: Paradigmen deutscher Geschichtswissenschaft. Ringvorlesung an der Humboldt-Universität zu Berlin, Hg. v. Ilko-Sascha Kowalczuk, Berlin 1994, S. 15-32, 23.

22 Joachim Fest, Das tragische und das wunderbare Schauspiel der Geschichte. Versuch über Jacob Burckhardt; in: ders., Wege zur Geschichte. Über Theodor Mommsen, Jacob Burckhardt und Golo Mann. Zürich 1992, S. 71-113, 103.

23 Zit. n.: http://www.netzeitung.de/voiceofgermany/340438.html

24 Anm. d. Verf.: Drei Werke seien dazu beispielhaft herausgegriffen: Pickers „Tischgespräche“, Shirers „Aufstieg und Fall des Dritten Reiches“ und Speers „Erinnerungen“.

25 Interview mit Joachim Fest: „Katastrophen waren das Element seines Lebens“ in: Die Zeit, Nr. 42 vom 12. Okt. 1973, S. 26. [künftig zit.: Zeit-Interview]

26 www.faz.net/s/RubF7538E273FAA4006925CC36BB8AFE338/Doc~EF8C56EF585384578B6 9051C443EEABDA~ATpl~Ecommon~Sspezial.html

27 Anm. d. Verf.: Mit jener Freiheit des Außenseiters nahm er dann auch an den Historikerdebatten der siebziger und achtziger Jahre teil.

28 Schieder, S. 24.

29 Ebenda.

30 S. dazu: Golo Mann, Briefe 1932-1992. Hg. v. Tilmann Lahme, Kathrin Lüssi. Göttingen 2006. (Veröffentlichungen der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt; 87). [künftig zit.: Briefe]

31 Hans Woller: Rezension von: Joachim Fest: Begegnungen. Über nahe und ferne Freunde, Reinbek: Rowohlt Verlag GmbH 2004, in: Sehepunkte 5 (2005), Nr. 1, URL:http://www.sehepunkte.de/2005/01/7432.html.

32 S. dazu: 1988 sollte dann doch ein Buch zu dem Thema erscheinen: Joachim Fest. Im Gegenlicht. Eine italienische Reise, Hamburg 1988.

33 Bürgerlichkeit, S. 27.

34 Anm.d.Verf.: Für die Anstellung beim RIAS wurde eine fast beendete Promotion aufgegeben. Laut Fests Schilderungen hätte nur noch das Rigorosum ausgestanden, was aber eher unglaubwürdig erscheint, denn der Sender hätte sicherlich noch den Abschluss abwarten können.

35 Joachim Fest, Ich nicht. Erinnerungen an eine Kindheit und Jugend, Hamburg 2006, S. 352. [künftig zit.: Ich nicht]

36 Ebenda, S. 354.

37 Ebenda.

38 Joachim Fest, Das Grauen und die Komik der Geschichte: Die Doppelwelt des Hugh R. TrevorRoper, in: ders., Begegnungen. Über nahe und ferne Freunde, Hamburg 2004, S. 329.

39 Zeit-Interview.

40 Bürgerlichkeit, S. 46

41 http://www.br-online.de/alpha/forum/vor0106/20010608_i.shtml

42 S. dazu: Bürgerlichkeit, S. 45; Ich nicht, S. 351.

43 S. dazu: Golo Mann, Hitler - zum letzten Mal? in: Süddeutsche Zeitung, Nr. 237 vom 13/14. Oktober 1973, S. 112-115. (künftig zit.: Rezension Golo Mann]

44 S. dazu: Hugh Redwald Trevor Roper, Hitlers Kriegsziele, in: Nationalsozialistische Außenpolitik, Hg. v. Wolfgang Michalka, Darmstadt 1978. S. 24-45. [künftig zit.: Kriegsziele]

45 Rezension Golo Mann, S. 112.

46 http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/zeitgenossen/- /id=660664/nid=660664/did=1633710/1scicrz/index.html

47 S. dazu: Die These von Hitler als nihilistischen Politiker geht vor allem auf Hermann Rauschnigg zurück. 1938 veröffentlichte er dazu sein Buch: Die Revolution des Nihilismus. Kulisse und Wirklichkeit im Dritten Reich, Zürich 1938, S. 52.

48 Anm. d. Verf.: Fest ging später sogar soweit zu behaupten, die Ideologie Hitlers wäre nur Beiwerk und er habe selber vermutlich nicht daran geglaubt. Für diese These zieht er stellvertretend eine Begebenheit zwischen Hitler und Speer heran. Demnach habe Speer in größerer Runde unter Beisein hochrangiger Nazis und unter großem Gelächter geäußert, dass dieses Germanen- und Thinggeraune alles Humbug sei. Auf Anfrage Hitlers, was denn Speer gerade gesagt hätte, erstarrte das Gelächter. Nachdem die Aussage wiederholt wurde, brach Hitler in Lachen aus. Er sehe das genauso.“ Zit. n.: Interview der Welt mit Joachim Fest:http://www.welt.de/printwelt/article339631/Mitleidlosigkeit_bis_zum_allerletzten_Punkt.html [künftig zit.: Welt-Interview]

49 Kriegziele, S. 33.

50 Ebenda, S. 32.

51 Bürgerlichkeit, S. 46

52 Anm. d. Verf.: Die Kündigung der Personalie Fest bei Panorama zog vereinzelten Protest nach sich. Unter den Demonstranten vor dem Funkhaus waren u.a Ulrike Meinhof , Stefan Aust und Peter Rühmkorf. S. dazu: Joachim Fest, Die Verzweiflung des Gedankens: Extempore über Ulrike Meinhof, in: ders., Begegnungen. Über nahe und ferne Freunde, Hamburg 2004, S. 249-271, 259. [künftig zit.: Begegnungen]

53 Ebenda.

54 http://www.br-online.de/alpha/forum/vor0106/20010608_i.shtml.

55 http://openpr.de/news/47293/Critic-n-im-Gespraech-mit-Joachim-Fest-Die-Deutschen-sehen-in- ihrem-Staat-am-liebsten-eine-Gluecksgenerierungsmaschine.html

56 Schieder, S.24.

57 Ebenda, S.24.

58 Anm. d. Verf.: Das Jahr 1973 war in Deutschland stark von Themen geprägt, die in Verbindung mit dem Nationalsozialismus standen. Es wurden zahlreiche Filme, Biographien, Hitler-Serien im Stern und Spiegel veröffentlicht. Einen skurrilen Spaß erlaubte sich dazu die satirische Monatszeitschrift „Pardon“: ein in voller Uniform verkleideter Adolf Hitler, in Begleitung von Trommlern und SS- Leibwache, fuhr mit offenem Wagen zur Frankfurter Buchmesse vor, wo er von jubelnden Anhängern mit wehenden Hakenkreuzfähnchen begrüßt wurde. Im Anschluss an dem Empfang begutachtete der „Führer“ dann „seine“ Bücher. S. dazu: Hitler-Happening in: FAZ vom 13. 10.1973, S. 21; zur Hitler- Welle generell siehe: Horst Krüger, Hitlers Wiederkehr. Eine Mode, NS-Nostalgie oder mehr? in: FAZ Nr. 114 vom 17.5.1973, S. 22.

59 Rudolf Morsey, Die Bundesrepublik Deutschland. Entstehung und Entwicklung bis 1969. München 1999 (Oldenbourg Grundriß der Geschichte, Bd. 19), S. 104-115.

60 S. dazu: Aufgehobene Vergangenheit, S. 119.

61 Begegnungen, S. 263.

62 Ebenda, S. 250.

63 Kai Diekmann, Propaganda der Schüsse, in: Cicero. Magazin für politische Literatur. Dezember/Januar 2007/2008, S. 23.

64 http://lumendelumine.blogspot.com/2005_06_01_archive.html (Anm. d. Verf.: die Quelle ist sicherlich nicht seriös zu nennen, aber das Originalzitat im Spiegel konnte wegen Zeitmangel leider nicht mehr beschafft werden)

Ende der Leseprobe aus 79 Seiten

Details

Titel
Der historische Publizist Joachim Fest
Untertitel
Ein werksbiographischer Versuch
Hochschule
Universität Karlsruhe (TH)  (Institut für Geschichte)
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
79
Katalognummer
V89753
ISBN (eBook)
9783638039611
ISBN (Buch)
9783638936217
Dateigröße
1134 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Publizist, Joachim, Fest
Arbeit zitieren
M.A. Norman Voigt (Autor:in), 2007, Der historische Publizist Joachim Fest , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89753

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