Praktikum an der Schule zur Erziehungshilfe

Wissenswertes für Studenten und Studentinnen


Seminararbeit, 1995

17 Seiten

Johannes Teichmann (Autor:in)


Leseprobe


Gliederung:

Vorwort

1. Bestimmungen nach der Lehramtspriifungsordnung I fur Studenten "Lehramt Sonderpadagogik"
1.1. Gliederung der Praktika
1.2. Inhalte und Ziele der vorgesehenen Praktika
1.3. Kritik

2. Allgemeine didaktische Vorkenntnisse fur die Unterrichtsvorbereitung - Vorgehen bei der planerischen Arbeit
2.1. Sache
2.2. Situation
2.3. Didaktische Analyse
2.4. Methode

3. Verhaltenseigenschaften erziehungsschwieriger Kinder

4. Praxis:
4.1. ... beobachtend-refelxiv
4.2. ... handelnd-aktiv

5. SchluBbemerkung

6. Literaturverzeichnis

7. Anhang

Vorwort

Jeder, der im Rahmen seiner Lehrerausbildung Praktika an einer Schule absolviert hat, kennt das zumindest anfangliche Gefiihl der Unsicherheit und Orientierungslosigkeit im Umgang mit Schtilern und Lehrern der Praktikumssehule. "Weder Fisch noch Fleisch" gerat mancher in eine unzufriedenstellende Gemiitsverfassung, die Krafte fiir Aufgaben des Praktikums abzieht, so daB wertvolle Erfahrungen verunmoglicht werden. Diese Seminararbeit hilft der vielbeklagten "Unwissenheit" des Praktikanten entgegenzuwirken. Dabei mdchte das hier Dargesteilte nicht die Praktikums- betreuung durch die Hochschule bzw. die Besprechungen mit dem Praktikumsiehrers erganzen. Vielmehr kann es der individuellen Vorbereitung des Praktikums dienen.

1. Bestimmungen zu den Praktika nach der Lehrantspriifungsordnung I Die Bestimmungen der LPO I sind fiir Praktikant und Praktikumslehrer verbindlich. Sie betreffen Gliederung, Inhalte und Ziele der praktischen Ausbildung des Studenten ( siehe Anhang S. 17 ).

1.1. Gliederung

- Sozialpraktikum
- Schulpadagogisches Blockpraktikum
- Sonderpadagogisches Blockpraktikum
- Fachdidaktisches Blockpraktikum
- Studienbegleitendes sonderpadagogisches Praktikum

1.2. Inhalte und Ziele der Praktika

Das vier Wochen dauernde Sozialpraktikum dient der Entscheidungshilfe fiir den Beruf des Sonderschullehrers. Es kann an verschiedenen Schulen und sozialen Einrichtungen absolviert werden.

Die Blockpraktika dauern jeweils 15 zusammenhangende Unterrichtstage. Sie zielen ausschnittsweise auf die praxisnahe theoretische Auseinandersetzung mit dem Lehrberuf ab. So sollen z. B. Kenntnisse der sonderpadagogischen

Aufgaben und Ziele des Lehrplans gewonnen und Unterrichtsbeobachtungen im Hinblick auf Erreichen von Lernzielen durchgefiihrt werden. Die Analyse von Lernschwierigkeiten, sowie die Kenntnis von diesbeziiglichen Kompensations- moglichkeiten sind weitere Schwerpzunkte der Blockpraktika.

Das studienbegleitende Praktikum betrifft die nicht vorlesungsfreie Zeit zweier Semester und dauert jeweils vier zusammenhangende Wochenstunden (pro Woche einmai vier Stunden). Hier sollen Kenntnisse iiber behinderten- spezifische und fachbezogene Arbeitsweisen gewonnen werden. Vorbereitung und Analyse von drei eigenen Lehrversuchen sind festgelegt.

Die Vergabe der Praktikumsplatze regelt das betreffende Praktikumsamt der Fakultat.

1.3. Kritik

In Anbetracht der spateren beruflichen Aufgabe, aber auch in Anbetracht der Referndarzeit des werdenden Sonderschullehrers, sowie vor dem Hintergrund eines in der Regel zehn Semester andauernden Studiums, erscheint es sehr fragwvirdig, ob die Durchfiihrung von drei Lehrversuchen den Bediirfnissen eines Studierenden gerecht wird. Die amtlichen Bestimmungen erscheinen hier zu sehr (praxisnahe) theoretische Aspekte in den Vordergrund der praktischen Ausbildung zu riicken.

2. Allgemeine didaktische Vorkenntnisse fur die Unterrichtsvorbereitung - Vorgehen bei der planerischen Arbeit

Als Sonderschullehrer geht es im Alltag in erster Linie urn das Unterrichten. Mit Hilfe bestimmter Methoden sollen dabei iiber Unterrichtsinhalte Unter- richtsziele erreicht werden. Ziele, Inhalte und Methoden sind Gegenstande der didaktischen Diskussion. Sie finden ihre konkrete Anwendung im Unterricht. Fur einen Studenten erscheint es daher verniinftig, sich modellhaft vor dem Praktikumsantritt tiber die auf ihn zukommende planerische Arbeit beztiglich "Unterricht" Gedanken zu machen.

Ohne den Anspruch auf universelle Gviltigkeit zu erheben, kann das im folgenden dargestellte Vorgehen als eine praktikable Hilfe fur die Unterrichtsvorbreitung dienen:

Sachaspekt, situative Analyse, didaktische Analyse und methodische Aufbereitung sind die vier Stationen einer ausfiihrlichen Unterrichts- vorbereitung

2.1. Sachaspekt

Es gilt, sachliche Informationen iiber das zu gewinnen, was unterrichtet werden soli. Am Anfang steht haufig ein Brain-Stroming. Informationen konnen aus der Literatur oder von "Experten" bezogen werden. SchlieBlich miissen die Informationen systematisiert und geordnet werden urn spater eine Auswahl fur den Unterricht treffen zu konnen. Am SchluB konnte eine (kindgemaBe) Beschreibung des Lerngegenstandes stehen.

2.2. Situation

Hier werden Fragen der Voraussetzungen des Kindes und Bedingungen des Unterrichts erortert. Wichtig erscheinen tiberlegungen hinsichtlich der Voraussetzung im Wissen und Konnen, sowie beziiglich Motivation und Einstellungen der Kinder. Aber auch Fragen der Unterrichtsdauer, des Zeitpunktes der Unterrichtsstunde und der Arbeitsmaterialien und Medien spielen in dieser planerischen Phase ein Rolle.

Immer wieder beobachtet man, daB Berufsanfanger Kinder intellektuell iiberfordern; z. B. durch die verwendete Sprache. Das Sprechen in Bildern, Sprichwortern und Redewendungen oder der Gebrauch von Fremdwortern und Fiillwortern, sowie die Bildung langer Satze iiberfordern besonders Grundschuler der ersten beiden Jahrgangsstufen.

Entwicklungspsychologisch lassen sich nach PIAGET folgende Phasen der Entwicklung des Denkens ableiten: (au/» A4 R/4S 'FUSS t $ 4$k)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Hieraus wird ersichtlich, daB Sprache bei Grundschiilern ganz konkret gebraucht, und daB dem Kind zum Aufbau von Begriffen Arbeitsmaterial (Anschauung) an die Hnad gegeben werden muB.

Auch die nachfolgende trbersicht zu den Representationsformen von "Wissen" nach BRUNER mochte der Analyse der Unterrichtssituation Rechnung tragen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.2: Representationsebenen von Wissen (gekiirzt) nach BRUNER aus: MARAS 1988, S. 187

Begriffe und Operationen entwickeln sich auf verschiednen intelektuellen Ebenen, die wiederum vom Alter abhangen. Je jvinger Kinder sind, um so handlungsnaher und anschaulicher miissen Unterrichtziele erarbeitet werden.

2.3. Didaktische Analyse

Hier gilt es unter Berucksichtigung des bisher Erarbeiteten einen Sinnbezug zwischen Kind und "Stoff" herzustellen. Fragen nach der Lebensbedeutsamkeit, Forderung der Entwicklung des Kindes spiele ebenso eine wichtige Rolle, wie solche nach strukturellen Eigenheiten (exemplarischer Stoff, Zuganglichkeit, ortlicher Bezug, Notwendigkeit der Elementarisierung ...) und sachadaquaten Verfahren (Versuch, Gesprach, Beobachtung ...). Es muB Klarheit dariiber geschaffen werden, was das Ergebnis der Unterrichtsstunde sein soil.

Demzufolge miissen bei der didaktischen Analyse die Lernziele des Unterrichtsversuches festgelegt werden.

Letzteres setzt voraus, da£ der Praktikant liber "Qualitaten des Lernens" informiert ist. Diese sind (nach SCHAD):

- Einfiihrung von Arbeitstechniken
- iibung von Arbeitstechniken
- Kennenlernen von Tatsachen
- Verstehen von Zusammenhangen
- "neue Qualitaten eines verfiigbaren Bezugs"
- Kreativitat
- Klarung der Bereiche Denken-Sprechen-Handeln
- Sinn, Werte, Moral

Die Unterrichtsziele bzw. das Unterrichtsziel entspricht einem dieser acht Qualitaten des Lernens. Das einzelne Lernziel kann kognitiver, sozal-emo- tionaler oder instrumenteller Art sein. In der Planungsphase miissen sie ganz konkrte formuliert werden; z. B. " Die Schuler sollen anhand der jeweiligen Blattformen die Baume Linde, Birke, Eiche, Buche und Ahorn unterscheiden konnen."

2.4. Methodische Aufbereitung

Die Festlegung der Unterrichtsmethode ist nur ein Teil dieser Vorbereitungs- phase. Unterrichtsmethoden unterscheiden sich - vereinfacht bertachtet - durch das MaB der Lenkung durch den Lehrer, der Schiileraktivitat und dem Grad der Anschauung. Hier soil von einem schiilerzentrierten aber durch die Lehrkraft geleiteten Unterricht ausgegangen werden.

Sind die Lernziele der Unterrichtsstunde festgelegt, glit es Voraussetzungen fur den Unterricht zu schaffen, die deren Umsetzung hochstwahrscheinlich werden lassen. Eine wichtige Frage - insbesondere an der Schule zur Erziehungshilfe - ist die, wie der Unterricht, oder besser der LernprozeB dem Kind SpaB machen kann. Dazu muB geklart werden, welche Schuler- und Lehreraktivitaten dem Lernziel dienlich sind, welche Sozial- und Arbeitsformen eingesetzt werden, wie Unterrichtsergebnisse reprasentiert und fixiert werde und welche Lernmaterialien und -informationen organisiert werden mussen. Besonders wichtig erscheint die Planung eines reibungslos verlaufenden Unter- richts. Dazu gehort eine Art "Choreographie" des Unterrichts, d.h. die Struk- turierung des zu gestaltenden Unterrichtsablaufes. In der Literatur findet man haufig dafiir den Begriff der "Artikulation" des Unterrichts.

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Praktikum an der Schule zur Erziehungshilfe
Untertitel
Wissenswertes für Studenten und Studentinnen
Hochschule
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg  (Sonderpädagogik II)
Veranstaltung
Prüfungsbegleitendes Seminar
Autor
Jahr
1995
Seiten
17
Katalognummer
V89608
ISBN (eBook)
9783638050845
Dateigröße
1131 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit wurde gescannt - mit leichten optischen Beeinträchtigungen.
Schlagworte
Schule, Erziehungshilfe, Prüfungsbegleitendes, Seminar, Sonderpädagogik, Heilpädagogik, Lehramt
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Johannes Teichmann (Autor:in), 1995, Praktikum an der Schule zur Erziehungshilfe , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89608

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