Das Leben Heinrich des Löwen im Hinblick auf die Ostkolonisation und die Städtegründungen am konkreten Beispiel der Stadtneugründung Lübecks


Seminararbeit, 2003

28 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Einleitung
1.1 Lebensdaten Heinrich des Löwen – Zeittafel zur Geschichte

2. Heinrich der Löwe in seiner Zeit – Kolonisation und Ostsiedlung
2.1 Städtegründungen durch Heinrich den Löwen
2.2 Stadtneugründung Lübeck
Drei Siedlungen – drei Gründungen
Gründungstheorien
Die räumliche Entwicklung und die Bürger Lübecks
Der Handel
Die Kirche
Rechte
Das Ende der Macht Heinrich des Löwen in Lübeck

3. Die Bedeutung der Stadtneugründung, Ostsiedlung und Kolonisation Heinrichs des Löwen aus heutiger Sicht
3.1 Wertung – und ein Blick in die Zukunft

Literaturverzeichnis

Anmerkungen

Vorwort

Diese Hausarbeit bezieht sich auf das Proseminar „Einführung in das Studium der Geschichte, Teil I Antike/Mittelalter: Ostsiedlung und Deutscher Orden“.

Innerhalb dieses Seminars wurden Heinrich der Löwe sowie die Stadtneugründungen Lübeck, Berlin und Stettin behandelt.

Ich habe mich für das Leben Heinrich des Löwen insbesondere in Verbindung zur Stadtneugründung Lübecks entschieden, weil die Ostsiedlung des Herzogs von Sachsen und besonders die Stadtneugründung Lübecks ein Beispiel ist für die Verbindung von Machterweiterung und wirtschaftlicher Entwicklung des Bürgertums.

Es wird in vorliegender Arbeit das Leben Heinrich des Löwen behandelt, unter Berücksichtigung der Ostkolonisation.

Am konkreten Beispiel Lübecks wird eine der Stadtneugründungen Heinrichs des Löwen beschrieben.

1. Einleitung

Während Kaiser Friedrichs I. (Barbarossa) Italienfeldzüge häufig als unrealistischer, staufischer Trieb in die Ferne interpretiert wurden, sind Herzog Heinrich von Sachsens (Heinrich der Löwe) Eroberungen im Osten dem welfischen Wirklichkeitssinn zugeschrieben.[i]

Im Gegensatz zu Interpretationen bis 1945 sieht der Biograf Hiller durchaus die ernste Gefahr, die durch eine Expansion sowohl des byzantinischen als auch des süditalienischen normannischen Reiches nach Norden bestand.

Es gab eine sich gegenseitig bedingende Verquickung des Kaisers Barbarossa und Heinrich des Löwen. Der Kaiser hätte sein Ziel der Wiederherstellung des Reiches und der Reichsmacht ebenso wenig verfolgen können, wie der Löwe das der Expansion seines Herrschaftsbereiches, wenn nicht jeweils der andere Beistand und Unterstützung geleistet hätte.

Heinrich, Herzog von Sachsen und Bayern, legte sein Schwergewicht in den Norden, weil er in Bayern nur geringe Eigengüter besaß. Die vielen Eigengüter, die der Welfe vor allem zwischen Weser und Elbe aus den verschiedenen Erbschaften besaß, spornten ihn dazu an, das Fehlende auch noch zu gewinnen.

Im 12. und 13. Jahrhundert erreichte die Neulandgewinnung ihren Höhepunkt. In Deutschland setzte die Ausdehnung der Bodenflächen in den westlichen Teilen ein. Jenseits der Elbe, in den seit dem zweiten Viertel des 12. Jahrhunderts unterworfenen slawischen Gebieten folgte die Kultivierung der Eroberung oder ging mit ihr Hand in Hand.

Eine entscheidende Rolle in der Kultivierung der jenseits der Elbe unterworfenen Gebiete spielten im 12. und 13. Jahrhundert die neuen Orden, die Prämonstratenser und in noch höherem Maße die Zisterzienser.[ii]

In Deutschland förderten geistliche wie weltliche Fürsten Landleute für Kultivierungsarbeiten. Die Neulandgewinnung war die Folge des steten Anwachsens der Bevölkerung.

Um die neuen Bewohner heranzuziehen, gewährte man ihnen eine Rechtsordnung, die ihnen besonders förderlich war. In Deutschland, vor allem jenseits der Elbe, vertraute der Fürst oder Grundherr seit Mitte des 12. Jahrhunderts oft die Sesshaftmachung neuer Ansiedler einem Locator an.

Im nördlichen und ostelbischen Deutschland war die Schaffung neuer Siedlungen verbunden mit der Anlage von sogenannten Kolonialdörfern. Auch gab es zu dieser Zeit ein Aufblühen des städtischen Lebens. Dies zeigte sich durch wachsende Aktivität alter Zentren, in neuen Siedlungen oder Neugründungen mit städtischem Charakter. Diese Gründungen gingen auf die Initiative eines Herrschers, Fürsten oder Grundherren zurück, der in eigenem Interesse die Kolonisten ansiedelte. Entscheidend wurde hier die Entwicklung von Handel und Industrie.

Mit dieser Bewegung hängt die Anlage neuer Gründungsstädte eng zusammen. Vor allen Dingen sind die ostelbischen Städte zu nennen. Sie waren zum Teil an der Stelle einer früheren slawischen Siedlung angelegt, die schon einige wirtschaftliche Funktionen ausgefüllt hatte. Das beste Beispiel dafür ist Lübeck in der Nähe der Travemündung, das von Adolf II. von Holstein 1143 und von neuem 1158 vom Sachsenherzog Heinrich dem Löwen gegründet wurde.

1.1 Lebensdaten Heinrich des Löwen – Zeittafel zur Geschichte

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2. Heinrich der Löwe in seiner Zeit – Kolonisation und Ostsiedlung

Heinrich der Löwe wurde vermutlich 1129 in Ravensburg geboren. Er war der Sohn Heinrichs des Stolzen aus der Linie der bayrischen Welfen und Gertrud von Sachsen-Supplinburg (Erbtochter Kaiser Lothars III.)

Zur Zeit von Heinrich des Löwen Geburt und Kindheit regierte in Deutschland Kaiser Lothar II., in England Stephan von Blois, in Frankreich besteigt Ludwig VII. den Thron, 1138 wird der Staufer Konrad III. zum deutschen König gewählt.

1130 wurden die Päpste Innozenz II. und Anaklet aufgestellt. Papst Innozenz II. leitet 1139 das 10. ökumenische Konzil im Lateran, die Gegenpäpste werden verurteilt, die Simoniebestimmungen verschärft; die Lehren Arnolds von Brescia, eines Schülers Abaelards werden als Irrlehren verdammt.

Bereits Lothar III. richtete sein Augenmerk auf die Organisation der Länder jenseits der Elbe und die Beziehungen zu den östlichen Staaten.

Der Schauenburger Adolf II. (1128-64) wurde mit der Grafschaft Holstein belehnt, kolonisierte das östliche Holstein und gründete 1143 die Stadt Lübeck. Lothar überließ Albrecht dem Bären die Nordmark, 1137 eroberte dieser die Prignitz, das Land zwischen der Elbe und Mecklenburg..[iv]

Heinrich der Löwe war nach Adolf II. und Albrecht dem Bären der dritte große Vorkämpfer der Ostpolitik. Er erhielt im Mai 1142 das Herzogtum Sachsen, 1152 erhielt er Goslar als Lehen, erst 1156 erfolgte die Belehnung mit Bayern. Heinrich strebte nach Landerwerb und materiellem Gewinn ebenso wie nach dem Zugang Sachsens zur Ostsee.

Kaiser Friedrich I. Barbarossa, Staufer und Vetter Heinrichs ließ den Sachsen in den neuen Bistümern im Nordosten (Oldenburg, Ratheburg und Mecklenburg) walten und verlieh ihm das Recht, Bischofsstühle zu besetzen, das weltliche Investiturrecht. Überhaupt liess Barbarossa Heinrich völlig freie Hand im Nordosten, da er selbst sehr stark seine Italienpolitik verfolgte und vielmehr Interesse am Süden als am Norden hatte. Als einzige Aktivität des Kaisers im Osten ist die Bekriegung des Königs von Polen zu nennen, die er gemeinsam mit Heinrich unternahm.

Heinrich der Löwe gründet die Löwenstadt, nachdem Verhandlungen mit Adolf bezüglich der Teilung der Lübecker Erträge gescheitert waren. Am Ufer der Wakenitz wollte Heinrich sich sein eigenes Lübeck schaffen, welches misslang, da die Wakenitz zu wenig Wasser führte, als dass größere Schiffe von der Ostsee her in den Hafen hätten kommen können. Die Löwenstadt wurde zum Fehlschlag. Die Abtretung Lübecks, die Heinrich von Adolf II. (1157) erzwungen hatte, öffnete dem Herzog dann den Zugang zum Meer.

1159 gründete Heinrich der Löwe Lübeck neu. Heinrich wurde zum Kolonisator, als er sich anschickte, die Territorien jenseits der Elbe nach den Wendenkriegen seinem Machtbereich einzuverleiben. Man hatte die einheimische Bevölkerung nicht vertrieben und auch nicht ausgerottet. Auch unter Heinrich dem Löwen konnte sie existieren. Obwohl Heinrich die Slawen vor die Wahl „Taufe oder Vertreibung“ gestellt hatte, waren die meisten geblieben und ließen die Taufe über sich ergehen. Mehr als Anderes trägt diese Christianisierung dazu bei, dass sich die Grenze zwischen ihnen und den deutschen Siedlern verwischte und ein Assimilationsprozeß einsetzte.

Heinrich sah die materiellen Vorteile der Kolonisation: „in seinem Reich kann leben wer will, solange er gehorcht – und zahlt“.[v]

Paul Barz will den „Kolonisator“ dabei ebenso differenziert verstanden wissen, wie das Wort vom „Städtegründer“. Die eigentlichen Kolonisatoren seien die Siedler, die mit dem Herzog verhandeln.

Heinrich der Löwe besaß die Gabe, die richtigen Leute an den richtigen Ort zu stellen. Dieser Aufgabe wurde er gerecht: er hat die Grafen Adolf von Schauenburg und Heinrich von Badewide in ihre Würden eingesetzt und Bischof von Evermod berufen, welcher schon als Prämonstratenser an der Mittelelbe kolonisatorische Arbeit geleistet hatte.

Eine der größten Leistungen Heinrichs war, das neu gewonnene Land zwischen Elbe und Peene der sächsischen Wirtschaft angeschlossen und damit Sachsens Handel das „Tor zum Osten“ geöffnet zu haben.[vi]

Die Ostpolitik mit den erfolgreichen Feldzügen gegen die Polen und die Wenden wurde Heinrichs größter Erfolg, nicht zuletzt weil, wie die Slawenchronik klagt „Heinrich der Löwe immer nur das Geld wichtig ist“. Ungeheuer seien seine Einnahmen aus den Gebieten jenseits der Elbe, aber auch sein Ansehen.[vii]

Obwohl Heinrich der Löwe keinem Größenwahn verfiel so liegt für die späteren Fehleinschätzungen seiner realen Macht der Grund auch im Osten, wo ihm der größte seiner Erfolge gelungen ist. [viii]

Zunächst aber trafen sich Barbarossa und der Löwe gegen Ende 1164 auf einem Hoftag in Bamberg. Barbarossa ging es um die Aussöhnung mit England und Heinrich war dazu bereit, hierfür das Seinige zu tun. Er verlobte sich mit der Tochter Heinrichs II. von England, Mathilde, die er dann 1168 heiratete. In den darauffolgenden 70er Jahren unternahm Heinrich eine Pilgerfahrt ins Heilige Land und wurde in Byzanz und Jerusalem wie ein König empfangen.

1177 zog Heinrich der Löwe mit den Dänen gemeinsam noch einmal gegen die Wenden.

Heinrich der Löwe war ein Fürst, der neue Räume erschließen wollte. Er war von dem Gedanken beherrscht, Flamen, Holländer, Westfalen und Niedersachsen im östlichen Holstein und in Niedersachsen anzusiedeln. Wichtig war ihm, dass der neu erschlossene Teil Sachsens eine Domäne des Herzogs wurde und nicht etwa ein Reichslehen.[ix]

Zwangsläufig mussten diese Unternehmungen den Rahmen des Reiches sprengen. Der Staat des Herzogs von Sachsen („ein Staat im Staat“[x]), der sich nun von Bayern bis zur Ostsee ausdehnte, war zu groß, um nicht Anstoß zu erregen. Der Kaiser musste den Löwen stürzen.

So kam es aufgrund der Furcht Friedrichs vor Heinrichs Machtwillen zum Prozeß wegen Landfriedenbruchs, dem der Beklagte jedoch fern blieb, und zur Verbannung des Löwen sowie der Einziehung seiner Lehen.

Auf dem Reichstag von Gelnhausen (13.April 1180) wurde das Herzogtum Sachsen geteilt: den westlichen Teil, Westfalen, erhielt der Erzbischof von Köln, Philipp, der östliche Teil ging an Bernhard von Anhalt, den Sohn Albrechts des Bären, des alten Widersachers des Löwen; Otto von Wittelsbach wurde etwas später mit Bayern belehnt.

[...]


[i] Hiller, Helmut: „Heinrich der Löwe – Herzog und Rebell“, Eine Chronik, Insel Verlag, Frankfurt/Main, 1985,
1. Auflage

[ii]Higounet, Charles: „Die deutsche Ostsiedlung im Mittelalter“, Siedler Verlag, Berlin, 1986

[iii] Jordan, Karl: „Heinrich der Löwe“, Eine Biografie“, Verlag C. H. Beck, München, 1979, Seite 291

[iv] siehe 2, Seite 73-76

[v] Barz, Paul: „Heinrich der Löwe – Ein Welfe bewegt die Geschichte“, dtv Biografie, München, 1980, Seite 195,196

[vi] siehe 5, Seite 197, 198

[vii] Cronica Slavorum des Helmold von Bosau, hg. von B. Schmeidler, MG. SS.rer.Germ in Jordan, Karl: „Heinrich der Löwe“, Eine Biografie, Verlag C.H. Beck, München, 1979

[viii] siehe 5, Seite 199

[ix] siehe 2, Seite 78

[x] siehe 5, Seite 251

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Das Leben Heinrich des Löwen im Hinblick auf die Ostkolonisation und die Städtegründungen am konkreten Beispiel der Stadtneugründung Lübecks
Hochschule
Universität Hildesheim (Stiftung)  (Institut für Geschichte)
Veranstaltung
Seminar Einführung in das Studium der Geschichte, Teil I Antike/Mittelalter: Ostsiedlung und Deutscher Orden
Note
1,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
28
Katalognummer
V89567
ISBN (eBook)
9783638036184
Dateigröße
477 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Kommentar des Dozenten: "Sehr gute Ausarbeitung, die Ihr historisches Verständnis beweist."
Schlagworte
Leben, Heinrich, Löwen, Hinblick, Ostkolonisation, Städtegründungen, Beispiel, Stadtneugründung, Lübecks, Seminar, Einführung, Studium, Geschichte, Teil, Antike/Mittelalter, Ostsiedlung, Deutscher, Orden
Arbeit zitieren
Cristina R. Hirschochs-Villanueva (Autor:in), 2003, Das Leben Heinrich des Löwen im Hinblick auf die Ostkolonisation und die Städtegründungen am konkreten Beispiel der Stadtneugründung Lübecks, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89567

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