Der Weg Konrads III. zum Königtum


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

20 Seiten, Note: gut (2,0)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Konrads Gegenkönigtum

3. Die Wahl Konrads III. in Koblenz

4. Regierungsanfänge
4.1. Konrad und der Reichsepiskopat
4.2. Konrad und die weltlichen Großen

5. Zusammenfassung

6. Quellen

7. Literatur

1. Einleitung

Nach dem Tod Kaiser Lothars III. (1125 – 1137) wurde der jüngere Bruder des Herzogs von Schwaben, Konrad, zum König gekrönt (1138 – 1152). Die vierzehnjährige Regierung des Königs wurde in der älteren Mediävistik überwiegend negativ beurteilt, erst die neuere Forschung betont die positiven Aspekte seiner Regierung und die Fundamente, auf die sein Neffe und Nachfolger Friedrich I. Barbarossa (1152 – 1190) seine Konzeption des Römischen Kaisertums aufbauen konnte. Aber bis in die letzte Zeit, wird die Wahl Konrads negativ eingeschätzt. Man sah darin ein Hoc volo, sic iubeo[1] des Papstes Innozenz II., warum Konrad auch hin und wieder als „Pfaffenkönig“ abqualifiziert wurde.

In dieser Hausarbeit soll Konrads Weg zum Königtum von seiner ersten Erhebung zum Gegenkönig im Jahre 1127 bis zu seiner Anerkennung durch die meisten Reichsfürsten im Juni 1138 in Regensburg dargestellt werden. Ob die Königserhebung Konrads unrechtmäßig war, das heißt, ob die damaligen Historiographen die Wahl als unzulässig betrachteten, soll ebenfalls untersucht werden. Die ersten Hoftage des neuen Königs werden hier mit behandelt, weil erst auf diesen der neue König allgemein bestätigt wurde und erst im Rahmen dieser Hoftage Heinrich der Stolze seine Machtmittel verlor. Sie waren also ein auffällig wichtiger Teil der Herrschaftssicherung König Konrads III.

Das Hauptaugenmerk soll dabei vor allem auf den verschieden Meinungen in der Literatur liegen und weniger auf den Quellen, die nur zur Bestätigung oder Widerlegung einzelner Forschungsmeinungen herangezogen werden sollen.

2. Konrads Gegenkönigtum

Obwohl 1125 Herzog Friedrich II. nach der Wahl in Mainz Lothar III. als König huldigte[2], entstand doch bald zwischen ihnen Streit. Lothar forderte das von dem Staufer nach dem Tode Heinrichs V. okkupierte Reichsgut zurück, Friedrich hatte sich vermutlich bei der Erbschaft etwas zu reichlich bedient und auch eindeutiges Königsgut besetzt[3], was dieser allerdings zurückwies. Engels Meinung, dass die Salier Eigen- und Königsgut so eng verzahnt hatten, dass die Trennung eine „Entwertung seiner [Friedrichs] Hausmachtposition in Franken bedeutet“, kann ein Grund für die Weigerung sein[4], allerdings hätte man die umstrittenen Gebiete ja auch weiträumig austauschen können. So verhängte König Lothar über den widerspenstigen Herzog die Acht und zog mit seinen Parteigängern gegen Friedrich von Schwaben und seine Getreuen in den Krieg[5]. Die ersten Jahre verliefen die Kämpfe ergebnislos. Allerdings musste sich der König im Sommer 1127 wohl fluchtartig von Nürnberg zurückziehen und auch der neue Herzog Bayerns, Heinrich X. der Stolze, der Schwiegersohn Königs Lothars III., hatte kein Kriegsglück[6]. Nach diesen offenkundigen Erfolgen wurde der im Sommer 1127 von einer Pilgerreise aus Palästina heimkommende Bruder Herzog Friedrichs II., Konrad, am 18. Dezember 1127 zum Gegenkönig gekrönt[7]. Schmidt nennt folgende Gründe, warum der jüngere Konrad und nicht sein Bruder zum Gegenkönig erhoben wurde[8]: Konrads Temperament[9], was allerdings als Erklärung recht dürftig ist, Friedrichs eventuelle Einäugigkeit, der Treueid des Herzogs, den er in Mainz geleistet hatte, die Vermeidung einer Machtkumulation in den Händen Friedrichs die potentielle Verbündete abschrecken könnte oder auch persönliche Gründe, was immer Schmidt darunter verstanden wissen wollte. Lubich verwirft für das Jahr 1127 viele dieser Gründe, allerdings ist seine Erklärung nur gültig, wenn man die neuesten Forschungen ignoriert: Friedrich hatte sich im Dienste Heinrichs V. und bei der Mainzer Wahl bei den meisten Fürsten so unbeliebt gemacht, dass nur sein weniger exponierter Bruder reelle Chancen hatte, weiträumige Unterstützung zu finden[10]. Es könnte allerdings vielleicht auch nur aus rein taktischen Gründen erfolgt sein, zum Beispiel um den Kampf gegen Lothar auch von Italien aus zu führen, wo Konrad als „König“ eher Unterstützung finden würde, als wenn er als „Bruder eines aufständischen deutschen Herzogs“ aufgetreten wäre[11]. Diesen letzten Grund sollte man wohl als ausschlaggebend betrachten, um Lothar die Königskrone effektiv streitig machen zu können, fehlten den Staufern einfach die Machtmittel und 1127 konnten sie neue Unterstützung nur noch in Norditalien finden[12]. Welchen Grund man auch annimmt, man kann wohl zustimmen, dass Friedrich die beherrschende Gestalt des Kampfes gegen König Lothar III war und lediglich seinen Bruder vorgeschoben hatte[13].

Aber ab dem Jahr 1128 endeten die Erfolge der Staufer. Lothar und seine Anhänger schnürten sie langsam von ihren Ressourcen ab[14]. Konrad ging 1128 nach Italien, wo er auch am 29. Juni in Monza mit der Krone Italiens gekrönt wurde, aber effektive Hilfe konnte er seinem bedrängten Bruder nicht leisten[15]. Wann er ins Reich zurückkehrte ist aufgrund mangelhafter Überlieferung nicht eindeutig geklärt, Engels geht von 1130 aus, Niederkorn plädiert für 1132, kurz bevor König Lothar III. einen militärisch bescheidenen aber politisch erfolgreichen Romzug antreten konnte, in dessen Verlauf er von Papst Innozenz II. zum Kaiser gekrönt wurde[16]. Nach der Kaiserkrönung Lothars und erneuten Vorstößen seiner Truppen, war die Lage der Staufer aussichtslos, ihre wenigen Anhänger suchten die Gnade des Königs wieder zu gewinnen[17]. Im Oktober 1134 unterwarf sich Herzog Friedrich II., dem ein halbes Jahr später vollständige Verzeihung gewährt wurde, während Konrad bis in den Herbst 1135 dem König Widerstand leistete, um dann ebenfalls wieder in Gnaden aufgenommen zu werden[18]. Der Grund der Rebellion, das mit dem rechtmäßigen Erbe widerrechtlich angeeignete Reichsgut, wurde zu gewissen Teilen den Staufern als Lehen übergeben, aber mangels Quellen sollte man nicht von einem allzu weiten Entgegenkommen Lothars in dieser Sache ausgehen, zu sehr hatte die Königserhebung Konrads seiner Autorität geschadet[19].

Welchen Rang Konrad am Hofe seines Onkels Kaiser Heinrich V. einnahm ist umstritten[20], aber er bemühte sich nach 1135, eine seiner Herkunft gebührende Ehrenstellung wieder zurückzuerlangen. Er stieg wieder im Reichsdienst auf, unter anderem war er bei Lothars zweitem Italienzug Bannerträger und Zeuge in vielen Urkunden[21]. Vielleicht machte er sich Hoffnungen auf eine erneute Erhebung zum Herzog, die Königserhebung wird er aber wohl nach den Niederlagen seiner Zeit als Gegenkönig für sich persönlich als illusorisch betrachtet haben. Nichtsdestotrotz zeigte er sich mit den Großen des Reiches und auch mit der Kurie Kooperationswillig und –fähig. Bernhardi hat die Anpassungsfähigkeit und Beliebtheit Konrads bei der päpstlichen Kurie als Hauptgrund für dessen spätere Krönung ausgemacht[22].

Es fällt schwer, dass einfach so hinzunehmen, andererseits war der Schwiegersohn Kaiser Lothars III. für kaum einen Großen des Reiches ein geeigneter Kandidat: Zu mächtig, zu reich und zu unabhängig war Herzog Heinrich X. von Bayern mit dem bezeichnenden Epitheton „der Stolze“[23]. Ob er wirklich so hochmütig war, ut omnes despiciens nulli pro regno supplicare dignaretur[24], hat zwar bereits Bernhardi bezweifelt, aber dass nicht wenige weltliche und geistliche Große es ablehnten seine Machtstellung, Herzog von Bayern, vielleicht seit 1126[25], mit Sicherheit seit dem Tode Lothars 1137 Herzog von Sachsen[26], seit 1136/37 Markgraf von Tuszien[27], außerdem mit riesigen Eigengüter ausgestattet, mit einer Königskrone zu zementieren, liegt auf der Hand. Wollte man ihm die Krone noch aus der Hand reißen, musste man schnell handeln, vor allem, weil Kaiser Lothar ihn bereits durch die Übergabe der Reichsinsignien am Totenbett als seinen Nachfolger empfohlen hatte[28]. Ob die Übergaben der Insignien wirklich immer eine Willenserklärung der sterbenden Könige waren oder nur einen Reichsverweser bis zu einer neuen Königsweihe bestimmen sollten, ist neuerdings umstritten[29]. Andererseits wurde Herzog Heinrich von Kaiser Lothar III. so oft bevorzugt behandelt, dass die Designation zum Königtum vorstellbar ist.

3. Die Wahl Konrads III. in Koblenz

Die Gründe für Konrads Königserhebung gegen Lothar III. 1127 wurden bereits oben angesprochen, der wichtigste Grund, der 1138 für ihn statt seines Bruders sprach, war seine ebenfalls angesprochene Kooperationsfähigkeit. Mit großer Sicherheit hatte sich Konrad III. zwischen 1135 und 1137 bei vielen Großen des Reiches bekannt und auch beliebt gemacht[30]. Man kann wohl sogar sagen, dass Heinrich die Güter und Konrad die Freunde Kaiser Lothars erbte. Konrads Griff nach der Krone 1127 wird wohl von den meisten noch nicht vergessen gewesen sein, allerdings sprach das Verhalten, das er am Hofe Lothars III. an den Tag legte für ihn. Sein Bruder Friedrich ist nach seiner Unterwerfung und Aufnahme nicht mehr am Hof Lothars anzutreffen[31].

[...]


[1] Bernhardi: Konrad III. S. 16.

[2] Haverkamp: Zwölftes Jahrhundert. S. 57.

[3] RI, PETKE. Nr. 98, 106, 115. Haverkamp: Zwölftes Jahrhundert. S. 58.

[4] Engels: Staufer. S. 26.

[5] Engels: Staufer. S. 27. RI, PETKE. Nr. 106; 115; 132.

[6] Engels: Staufer. S. 27. RI, PETKE. Nr. 141.

[7] Quellen dazu: Boehme: Königserhebungen 2. Nr. 39 – 46; 73; Schmidt: Königswahl. S. 60 A4. Die Quellen nennen außer Konrads Bruder keine Anwesenden und schweigen auch über die Wahlmodalitäten oder die Krönungszeremonie. Schmidt: Königswahl. S. 60 – 68. Reuling: Kur. S. 174f. Haverkamp: Zwölftes Jahrhundert. S. 58. RI, PETKE. Nr. 150; 151.

[8] Schmidt: Königswahl. S. 62.

[9] Vergl. Engels: Staufer. S. 28: „zu impulsiven und waghalsigen Entschlüssen neigenden Temperaments Konrads“.

[10] Lubich: Beobachtungen. S. 312. Dagegen: Dendorfer: Fidi milites. S. 253 – 263 ist der Meinung, dass Friedrich sich als stabilisierender Faktor, auch gegen Heinrich V., im Reich einen Namen gemacht hatte und die besten Erfolgsaussichten bei der Wahl 1125 in Mainz hatte. Ähnlich Engels: Staufer. S. 26.

[11] Niederkorn: Konrad III. S. 598.

[12] Engels: Staufer. S. 28. Haverkamp: Zwölftes Jahrhundert. S. 58f. Keupp: Interaktion. S. 301.

[13] Schmidt: Königswahl. S. 62.

[14] Engels: Staufer. S. 32f.

[15] Haverkamp: Zwölftes Jahrhundert. S. 59 f. Engels: Staufer. S. 28. Niederkorn: Konrad III. S. 589. Die Quellen gehen nicht auf eventuelle Verstärkungen ein.

[16] Niederkorn: Konrad III. S. 596. Haverkamp: Zwölftes Jahrhundert. S. 60f. RI, PETKE. Nr. 345.

[17] Keupp: Interaktion. S. 301.

[18] Engels: Staufer. S. 30 f., Haverkamp: Zwölftes Jahrhundert. S. 63 f. RI, PETKE. Nr. 415; 417; 429; 456.

[19] Lubich: Beobachtungen. S. 316f; 319.

[20] Dendorfer: Fidi milites. S. 224: Konrad wird nur dreimal in den Urkunden Heinrichs V. genannt, außerdem entzog ihm der Kaiser 1120 sein Herzogtum, man kann bei ihm also keineswegs von Königsnähe sprechen.

[21] Lubich: Beobachtungen. S. 320. RI, PETKE. Nr. 494; 495 u.a.

[22] Bernhardi: Konrad III. S. 7f. Vergl.: Gesta Alberonis. c. 15, S. 252.

[23] Bernhardi: Konrad III. S. 1 – 5. Vergl. Lubich: Beobachtungen. S. 315: Der Beiname ist allerdings nur in zwei Welfenfeindlichen Quellen nachweisbar: Otto von Freisings Gesta Friderici und Berthold von Zwiefaltens Chronik.

[24] Ottonis Chronica. Lib. VII, 24, S. 348: „...daß er auf alle herabsah und sich nicht dazu herabließ irgendjemanden um seine Wahl zum König zu bitten“

[25] RI, PETKE. Nr. 115.

[26] Partenheimer: Albrecht. S. 80. Boshof: Staufer. S. 324.

[27] Haverkamp: Zwölftes Jahrhundert. S. 66. RI, PETKE. Nr. 499.

[28] Schmidt: Königswahl. S. 77. Reuling: Kur. S. 175. RI, PETKE. Nr. 654.

[29] Pauler: Wahl. S. 158. Vergl. Dick: Königserhebung. S. 211: König Konrad III. übergab zwar 1152 auf dem Totenbett die Reichsinsignien seinem Neffen Herzog Friedrich III., aber dieser sollte vermutlich nur als Statthalter für den Sohn des Königs die Verwaltung übernehmen. Dagegen, dass Konrad seinem unmündigen Sohn die Regierung nicht zutraute und Barbarossa als seinen Erben einsetzen wollte, zuletzt: Engels: Staufer. S. 56. Haverkamp: Zwölftes Jahrhundert. S. 77. Rogge: Könige. S. 28.

[30] Lubich: Beobachtungen. S. 320. Keupp: Interaktion. S. 308 - 310.

[31] RI, PETKE. Nr. 417. Friedrich war trotz seines Versprechens nicht mit nach Italien gezogen.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Der Weg Konrads III. zum Königtum
Hochschule
Universität Leipzig  (Historisches Seminar, Fakultät für Geschichte, Kunst und Orientwissenschaften)
Veranstaltung
Hauptseminar: Wibald von Stablo und seine Zeit
Note
gut (2,0)
Autor
Jahr
2006
Seiten
20
Katalognummer
V89472
ISBN (eBook)
9783638033411
ISBN (Buch)
9783638931526
Dateigröße
465 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Note wurde mir nicht explizit vom Dozenten genannt. Er schrieb lediglich ein "gut" auf die letzte Seite.
Schlagworte
Konrads, Königtum, Hauptseminar, Wibald, Stablo, Zeit
Arbeit zitieren
Lutz Kirchner (Autor:in), 2006, Der Weg Konrads III. zum Königtum, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89472

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Der Weg Konrads III. zum Königtum



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden