Tugenden - Von der griechischen Antike bis heute


Seminararbeit, 2006

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Was ist Tugend?

II. Die Tugend von Platon

III. Die Tugend von Aristoteles

IV. Die Tugend von Thomas von Aquin

V. Bürgerliche Tugenden

VI. Preußische Tugenden

VII. Die Tugend von Kant

VIII. Die Tugend heute

IX. Literaturverzeichnis

X. Internet

I. Was ist Tugend?

Was Tugend ist, weiß ein jeder im alltäglichen Leben. Wo wir über unser eigenes Verhalten nachdenken, wo wir das Verhalten anderer beurteilen, überall orientieren wir uns an bestimmten Vorstellungen von dem, wie der Mensch sein soll.[1] Der Begriff der Tugend ist seit Platon und Aristoteles als einer der Grundbegriffe der Ethik anzusehen. Aber um ihn richtig zu verstehen muss man diesen Begriff umfassend betrachten und erläutern. Vom griechischen Wort „aretè“ und vom lateinischen „virtus“ abgeleitet, kann der Grundbegriff entweder mit „Vortrefflichkeit“ oder auch mit „Bestheit“ übersetzt werden und setzt auch beim Menschen meist eine sittliche Haltung voraus.[2] Daher nahm die Tugend in Annährung an den lateinischen Begriff mehr und mehr diese Bedeutung an. Ebenso ist Tugend die durch beständige Übung und Selbsterziehung gewonnene gute sittliche Eigenschaft und Grundhaltung eines Menschen, die in seinem Denken und Handeln als echte Menschlichkeit zum Ausdruck kommt. Des Weiteren ist Tugend die durch beständige Übung erworbene körperliche und geistige Fähigkeit, das, was in einer Gesellschaft als gut und wertvoll angesehen wird, mit Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit zu tun. Laut der Enzyklopädie der Philosophie ist Tugend die Gesamtheit der sittlich guten Eigenschaften, die sich vom Verhalten des Menschen aussagen lassen. Weitere verschieden Definitionen und Ansichten des Begriffes werden immer wieder in der Seminararbeit aufgeführt, da der Begriff sich in der Zeit von der Antike bis heute in einigen Punkten wandelte. Aber im Allgemeinen betrachtet beinhaltet die Tugend die Kraft, das sittlich Gute zu verwirklichen und zu erfüllen, und dies freudig wie auch beharrlich zu tun. Dies kann auch gegen innere und äußere Widerstände und unter Erbringung von Opfern geschehen. Von einer Tugend ist auszugehen, wenn die Verfolgung des sittlichen Guten nicht aus Zufall, Gewohnheit oder sozialem Zwang sondern aus Freiheit vollzogen wird. Dabei wird vorausgesetzt, dass die sittlich gebildete Persönlichkeit weder Werkzeug ihrer Treibkräfte ist, noch von sozialen Rollenerwartungen angetrieben wird. Vielmehr ist es nötig, dem kritisch gegenüberzustehen und aus Verantwortung für sich und seine Mitmenschen ein Leben zu führen, dass der Selbstverwirklichung dient und mit einer eigenen, der höchsten Form von Freude verbindet. In der Tugend werden im Menschen angelegte Möglichkeiten und Fähigkeiten entwickelt und vollendet. Die Schwierigkeit besteht in der rechtzeitigen und situationsbedingten Bestimmung des sittlich Guten gegenüber ideologischen Täuschungen und auch Selbsttäuschungen. Eine kritische Haltung und Realitätssinn stellen deshalb die Voraussetzung für tugendhaftes Verhalten und Handeln des Menschen dar. Die Unterscheidung von primären und sekundären Tugenden geht davon aus, dass manche Handlungen erst zu Tugenden werden, wenn sie in einen ethisch guten Zusammenhang gestellt werden. Was meint es also? Es meint, dass jeweils die Motive, die Kräfte, das Handeln und Sein des Menschen von einem bestimmenden sittlichen Wert, einer ethischen Dominante, zu einem charakteristischen Ganzen zusammengefasst werden.[3]

II. Die Tugend von Platon

Platon (427 – 347 v. Chr.) befasste sich in seinem Hauptwerk der „Politeia“ mit Formen, Institutionen, Normen und Bedingungen der Verfassung und des Staates und auch mit dem Begriff der Tugend. Er versteht diese als eine Form des Guten. Er sieht das Gute als das höchste Prinzip der Erkenntnis und der Wirklichkeit. Das Gute ist für ihn dabei dasjenige, „das von allen angestrebt werden soll und ohne das wir nie zufrieden sein können und um dessentwillen wir alles tun“. Platon gründet seine Tugendlehre darauf, dass die Menschliche Persönlichkeit durch drei Elemente bestimmt wird, womit er die natürlichen Triebe eines jeden Menschen meint. Diese drei Elemente sind physische Begierden und Bedürfnisse, das Temperament sowie der Wunsch nach Verständnis und Vernunft. Jedoch besteht eine Gefahr des Konfliktes zwischen diesen Elementen natürlicher Bestrebungen. Um diesen Konflikt zu vermeiden, führt Platon als eine Art Leitschnur die Tuend ein, anhand derer sich die Menschen orientieren sollen und die Probleme des Lebens bekämpfen. Um dieser Herr zu werden, definiert er die Kardinaltugenden und gibt ihnen diese als Rüstzeug mit auf den Weg. Als oberste und wichtigste Tugend sieht er das Wissen (sophia), denn dies ist die Voraussetzung zur Unterscheidung von Gut und Böse. Sie ist notwendig, um zur Erkenntnis der richtigen Wege und Mittel zu gelangen und den Konsens zwischen den Extremen zu finden. Das Wissen, welches auch als Klugheit oder Einsicht beschrieben wird, ist als Verstandestugend aufzufassen, auf der alle anderen Tugenden aufbauen. Jedoch geht Platon bei seinen Überlegungen nicht darauf ein, woher der Mensch sein Wissen über Gut und Böse hat. Für den Leser erscheint dieses Wissen dem Menschen von Natur aus angeboren zu sein. Tugend besteht also nach Platon in der richtigen Einordnung und Überwachung der verschiedenen triebhaften Neigungen durch das Wissen. Dies steht im Gegensatz zu den anderen Kardinaltugenden, bei denen Platon eine sittliche Grundhaltung, also das Wissen um Gut und Böse, voraussetzt. Als weitere Kardinaltugend nennt er die Mäßigkeit (sophrosyne). Hierbei bezieht er sich vor allem auf die Einschränkung der bereits erwähnten physischen Bedürfnisse. Sie ist aber auch die harmonische Erfüllung der verschiedenen sinnlichen und nichtsinnlichen Freuden und Wünsche. Die dritte Kardinaltugend ist die Tapferkeit (andreia), dies ist vorhanden, wenn Individuen für ihr Leben und ihre Überzeugung eintreten. Sie soll den Menschen die Willensstärke zur Duschsetzung oder vom Ablassen von Bedürfnissen geben. Als letzte der vier Kardinaltugenden führt Platon die Gerechtigkeit (dikaiosyne) auf. Dabei ist zu beachten, dass man in der Antike unter der Gerechtigkeit etwas anderes verstand als heute. Man setzte Gerechtigkeit gleich mit den Pflichten gegenüber dem Nächsten sowie das richtige Benehmen gegenüber anderen Menschen. Sie beinhaltet also die Achtung der Würde seiner selbst und seiner Mitmenschen. Keine dieser Tugenden könne für sich, ohne alle anderen sein. Alle komplettieren sich im einzelnen Menschen zu einem Ganzen und stehen unter der strengen Kontrolle und Leitung der Vernunft (logos).[4] Die Abweichung von der heutigen Interpretation erkennt man deutlicher bei der Definition der antiken „Ungerechtigkeit“. Sie stellt einen allgemeinen Mangel an moralischen Hemmungen und an Rücksichtnahme auf die Interessen und Rechte anderer dar. Deshalb lag im antiken Griechenland eine besondere Betonung auf der Gerechtigkeit als Tugend. Als Beispiel hierfür kann man die Frage nach dem gerechten Staat sehen, dies ist über die Jahrhunderte hinweg ein „philosophischer Dauerbrenner“ gewesen. Für Platon ist die Einhaltung der vier Kardinaltugenden die existentielle Grundlage für das angemessene Handeln und somit für das tugendhafte Leben. Als Konsequenz ergeben sich hieraus auch die Grundlagen des funktionierenden Staates.

[...]


[1] Bollnow, Otto Friedrich: Wesen und Wandel der Tugenden. Ulm 1975. Seite 21.

[2] Mieth, Dietmar: Die neuen Tugenden. Ein ethischer Entwurf. Schriften der katholischen

Akademie in Bayern, Band 104. Düsseldorf 1984. Seite 19.

[3] Guardini, Romano: Tugenden – Meditation über Gastalten sittlichen Lebens. Würzburg 1967.

Seite 12.

[4] Massing, Peter; Breit, Gotthard (Hrsg.): Demokratie-Theorien, Von der Antike bis zur Gegenwart,

in Bundeszentrale für Politische Bildung, Band 424,. Bonn 2003. Seite 31.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Tugenden - Von der griechischen Antike bis heute
Hochschule
Universität der Bundeswehr München, Neubiberg
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
18
Katalognummer
V89018
ISBN (eBook)
9783638025188
ISBN (Buch)
9783656057789
Dateigröße
442 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Tugenden, Antike
Arbeit zitieren
Diplom-Staatswissenschaftler Rene Pehlemann (Autor:in), 2006, Tugenden - Von der griechischen Antike bis heute, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/89018

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