Erziehung und Bildung der Mädchen und Frauen im Nationalsozialismus


Seminararbeit, 2004

23 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Geschichtlicher Überblick
2.1 Bildungschancen und Arbeitsmöglichkeiten für Frauen und Mädchen in der Weimarer Republik
2.2 Machtübernahme durch Adolf Hitler

3 Das NS-Frauenbild und dessen Auswirkungen auf die Frauen
3.1 Glorifizierung der Mutterschaft im Nationalsozialismus
3.2 Arbeitsbereiche der Frau

4 Erziehung und Bildung der Mädchen
4.1 Schulsystem und Bildung der Mädchen
4.2 Bund Deutscher Mädel

5 Frauenwiderstand

6 Schlussbemerkungen

7 Bibliographie

1 Einleitung

Die Bildung und Erziehung eines Landes spiegelt das Verhältnis zwischen Staat und Volk vortrefflich wider. Die Erziehung und Bildung der Jugendlichen und Erwachsenen im Nationalsozialismus war Hitler einer der wichtigsten Punkte in der Umgestaltung des Denkens und Verhaltens des deutschen Volkes.

In meiner Hausarbeit möchte ich mich näher mit dem Thema der Erziehung und Bildung im „Dritten Reich“ auseinandersetzen, im Besonderen mit der Erziehung der Mädchen und Frauen in dieser Zeit. Wichtige Fragen dabei werden die Rolle der Frau, der Zweck der Frauen und Mädchen und ihr Verhältnis zu Hitler und seiner Politik sein.

An den Anfang möchte ich einige Fakten über den Nationalsozialismus und seine Entwicklung in Deutschland stellen, dabei werde ich auch auf die Entwicklung der Jugendgruppen und Frauenverbände eingehen. Des Weiteren sind auch die Schulpolitik und das Bildungswesen ein großer Teil dieser Hausarbeit.

2 Geschichtlicher Überblick

Um die Unterschiede in Politik, Bildung und Geschichte beurteilen und vergleichen zu können, sollte man die Ausgangsposition des Nationalsozialismus in der Weimarer Republik nicht vergessen. Dafür werden hier kurz die Fakten der Weimarer Republik näher erläutert.

2.1 Bildungschancen und Arbeitsmöglichkeiten für Frauen und Mädchen in der Weimarer Republik

Im ersten Weltkrieg haben Frauen, da die Männer als Soldaten an der Front waren, in Fabriken gearbeitet und die Arbeit der Männer erledigt. Das war nach dem ersten Weltkrieg schnell beendet. Bis 1919 wurden Frauen aus dem öffentlichen Dienst entlassen und auch private Unternehmer waren zur Kündigung von Frauen durch die vorherrschende Politik mehr oder weniger gezwungen.

Ab 1924 erlebte die Frauenarbeit einen erneuten Aufschwung. Es entwickelten sich neue Industriezweige, dadurch entstand ein Bedarf an ungelernten oder billigen, angelernten Arbeitskräften, die größtenteils von Frauen gestellt wurden (vgl. Perchinig, S. 6). Die häufigsten Frauenberufe und –tätigkeiten waren Büroangestellte, Verkäuferin, Krankenschwester und Lehrerin. Doch die meisten beruftätigen Frauen waren als mithelfende Angehörige in den landwirtschaftlichen Betrieben ihrer Männer oder anderer männlicher Familienmitgliedern tätig.

Im Schulwesen änderte sich in der Weimarer Republik kaum etwas. 1920 wurde durch die Reichsschulkonferenz das Mädchenschulwesen dem Jungen-schulwesen gleichgestellt, dennoch gab es Unterschiede in der Gewichtung der einzelnen Fächer. Bei den Mädchen wurde Deutsch, Musik und Handarbeit betont und Mathematik, Naturwissenschaft vernachlässigt (vgl. Perchinig, S. 28). Des Weiteren wurden in der Schule spezielle Mädchenthemen in Geschichte und dem Rechtswesen gelehrt.

Einer der größten Unterschiede der Mädchen zu den Jungen gleichen Alters war die Fortbildungsschulpflicht, das heißt nach der Volksschule bestand für Jungen eine Fortbildungsschulpflicht, für die Mädchen jedoch nicht.

Damit besuchte auch der Großteil der Mädchen keine höhere Schule. Es gab zwar in Fabriken und Vereinen kleinere private Fortbildungsschulen, doch deren Zweck bestand darin, die Mädchen in hauswirtschaftlichen und familienbezogenen Themen weiterzubilden.

Aus diesem Schulwesen ergibt sich die sehr geringe Anzahl der Studentinnen. Erst um die Jahrhundertwende hatten Frauen uneingeschränkt die Möglichkeit ein Studium an allen deutschen Universitäten aufzunehmen (vgl. Perchinig, S. 20). Bevorzugt wurde das Studium der Medizin, dagegen das Studium der Theologie und der Rechts- und Staatswissenschaften eher gemieden (vgl. Perchinig, S. 21). Die Berufsaussichten waren dennoch sehr gering, auch das Klima in den Universitäten war das alte, das heisst Professoren und Studenten standen dem Studium der Frauen eher negativ gegenüber.

2.2 Machtübernahme durch Adolf Hitler

Der Nationalsozialismus drängte sich in der Weimarer Republik sehr schleichend an die Macht.

Im Februar 1925 gründete Hitler die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) neu. Im November des gleichen Jahres entstand die Schutzstaffel (SS). Ein Jahr später wurde die Hitlerjugend (HJ) als Jugendvereinigung unter der NSDAP gegründet.

Die NSDAP wird 1930 die zweitstärkste Fraktion im Reichstag und bei den Präsidentschaftswahlen im März 1932 erhält Hitler im ersten Wahlgang 30,2 Prozent aller Stimmen und im zweiten Wahlgang sogar 36,7 Prozent der Stimmen. Im Juli desselben Jahres erhält die NSDAP bei den Reichstagswahlen 37 Prozent der Stimmen und Hermann Göring wird Reichstagspräsident. Im November folgen erneut Reichstagswahlen, bei diesen Wahlen erhielt die NSDAP nur noch 31,1 Prozent der Stimmen (vgl. Bernlocher 1995, S. 310), bleibt dennoch stärkste Partei.

Ab 1933 findet die eigentliche Machtübernahme durch die Person Hitler statt. Anfang Februar wird die Versammlungs- und Pressefreiheit aufgehoben und am 28. Februar 1933 werden die Grundrechtsartikel der Weimarer Verfassung auf-gehoben.

Bei den Reichstagswahlen am 05. März 1933 erhält die NSDAP 43,9 Prozent aller Stimmen. Zehn Tage später entsteht das „Ministerium für Propaganda und Volksaufklärung“ unter der Leitung Joseph Göbels. Und schon Ende Februar wird in Dachau das erste Konzentrationslager eröffnet.

Am 23. März 1933 geht durch das Ermächtigungsgesetz die Gesetzgebung auf die Exekutive über. Einen Monat später nimmt die Geheime Staatspolizei (Gestapo) ihre Arbeit auf. Im Mai 1933 wird die Deutsche Arbeitsfront (DAF) gegründet. Im Juni desselben Jahres wird die NSDAP zu Staatspartei erklärt. Im September 1933 entsteht die Reichskulturkammer.

Der wichtigste Tag in der Machtübernahme ist der 02. August 1933, denn durch den Tod Hindenburgs vereinigt Hitler das Amt des Präsidenten und des Reichskanzlers auf seine Person.

3 Das NS-Frauenbild und dessen Auswirkungen auf die Frauen

„SA-Scharführer, Anfang 30, Blutordensträger, blonder Vollgermane, kernig und erbgesund, sucht auf diesem Wege die Mutter seiner kommenden Kinder und Wahrerin seines Hortes. Selbe muss Garantin rassischer Vollwertigkeit kommender Geschlechter sein. Stattliche Blondine bevorzugt, nachgedunkelte Schrumpf-Germanin unerwünscht. Eigenes Heim vorhanden. Vermögen Nebensache.“ (Völkischer Beobachter, 12.August 1934)

„Deutsche Minne, blondes BDM-Mädel, gottgläubig, aus bäuerlicher Sippe, artbewusst, kinderlieb, mit starken Hüften, möchte einem deutschen Jungmann Verwalterin seines Stammes sein. (Niedere Absätze – kein Lippenstift) Nur Neigungsehe mit zackigem Uniformträger.“ (Völkischer Beobachter, 12.August 1934)

Diese beiden Heiratsannoncen stellen den Inbegriff des gewünschten Frauen- und Männerbildes wider. Die arische blonde Frau, mit „gebärfreudigem“ Becken und den starken, uniformierten Mann, der Vollgermane. Wie dieses Frauenbild entstand und bestehen konnte, das soll näher erörtert werden.

Das Frauenbild im Nationalsozialismus änderte sich nicht so stark, wie man es vielleicht vermutet hätte, sondern das konservative Frauenbild aus der Weimarer Republik wurde zum größten Teil übernommen und ausgebaut. Auch in der Weimarer Republik galt die Frau traditionell als zweites, dem Mann untergeordnetes Geschlecht. In der abendländischen Geschichte gilt die Frau weniger, schon in der Bibel wird Eva aus und nach Adam geschaffen. „In allen Epochen abendländischer Geschichte waren Frauen nicht nur das zu spät gekommene, sondern auch das zurückgesetzte, das unterworfene Geschlecht.“ (Frevert 1998, S. 220). Diese Symbolik zieht sich durch die Geschichte Deutschlands und die Wirkung derer gilt auf für die Nationalsozialisten. Sie erzeugten diese soziale Ungleichheit nicht, aber sie setzten ihr auch keine Ende (vgl. Frevert 1198, S. 220). Der Nationalsozialismus war ein streng hierarchisch gegliedertes System.

Politisch hatten die Frauen im Nationalsozialismus kaum etwas zu bestimmen, denn von Anfang an waren Frauen in der NSDAP als „minderwertige“ Mitglieder zwar zugelassen, dennoch waren sie von Führungspositionen innerhalb der Partei ausgeschlossen (vgl. Wagner 1996, S 120).

In Weimar fand 1926 der NSDAP-Parteitag statt, parallel dazu auch die erste nationalsozialistische Frauentagung unter der Leitung von Elsbeth Zander. Dies war der Versuch sich als offizielle NS-Frauenorganisation zu profilieren und von der NSDAP anerkannt zu werden (vgl. Wagner 1196, S.120). Zander sagt auf dieser Tagung, das die Frauen und Männer einen gemeinsamen Kampf führen und das gleiche Ziel haben, nur die Aufgaben der Geschlechter wären ver-schieden.

Eine kurze Rede Hitlers auf dieser Tagung zeigt das Frauenbild Hitlers doch sehr deutlich: „Nicht darauf kommt es mir an, dass Sie hier über große philosophische Probleme beraten, sondern es kommt bestimmt darauf an, dass hinter der Organisation des Mannes eine Organisation der Frau tritt, um ihre Mission neben und mit dem Manne zu erfüllen. In unserer Bewegung spielt die Arbeit der Frau eine große Rolle. So trat in die Geschichte oft, wenn die Vernunft zu versagen begann, das Gefühl des Weibes in Erscheinung und hat in irgendeiner schwierigen Lage den Weg erkannt, wodurch das Volk gerettet wurde. Wir brauchen deutsche Weiber, die in der Zeit der größten Not den Männern zur Seite treten und ergänzend zum Manne wirken und daran mithelfen, dass das große Werk gelingt.“ (zit. n. Wagner 1996, S. 43/44). Neben dem Manne wirken, Ergänzung sein und keine philosophischen Probleme beraten, diese Punkte zeigen den Wert der Frau für Hitler auf.

Die Frau ist Geschlechts- und Arbeitsgenossin des Mannes, sie soll das Ausführungsorgan für die Organisationen des deutschen Mannes und Soldaten sein. Die Frauen und Männer werden durch diese „politische“ Rolle im Privaten sehr entsexualisiert. Zwar ist die Aufteilung der Geschlechter nach ihren Rollen in der nationalsozialistischen Gesellschaft geprägt, doch es ist das soziale Geschlecht (gender) der immer wieder durch die Mutterrolle, den Soldaten etc. betont wird, doch das biologische Geschlecht (sex) wird außen vorgelassen. Das Körperliche und die Sexualität werden tabuisiert, leidenschaftliche und sinnliche Regungen sind für die Nationalsozialisten hinderlich zum Heranzüchten von Soldaten (vgl. Wagner 1996, S. 81), denn „Wo ein männliches Geschlecht heranwachsen soll, `flink wie Windhunde, zäh wie Leder, hart wie Kruppstahl`, sind zärtliche und sinnliche Regungen hinderlich. Die libidinösen Energien sollen nicht mehr auf die Geschlechterliebe gerichtet sein; die nazistische Sexualpolitik versucht, die erotischen Spannungen aus dem Geschlechterverhältnis zu tilgen, um die Energien für kriegerische Zwecke einzubinden“ (zit. n. Wagner 1996, S. 81/82). Die Ehe gilt zwar im Nazi-Deutschland zur Fortpflanzung, aber scheinbar ohne körperliche Annäherung und Sexualität.

Diese hier erläuterten Weiblichkeitsentwürfe des Hitlertums gelten aber nur für Frauen aus der Volksgemeinschaft, das heißt die Frauen müssen rassisch, politisch und die gesundheitlichen Kriterien der Nationalsozialisten entsprechen. Daraus ergibt sich auch die nationalsozialistische Feststellung, dass die Emanzipation der Frau ab 1900 nur die jüdischen und nichtarischen Frauen der Welt ins Leben gerufen haben können und somit der deutschen, arischen Frau falsche Ziele und Bedeutungen ihrer Weiblichkeit initiiert haben. Emanzipation und Gleichstellung ist im nationalsozialistischem Denken verpönt und einfach falsch, denn der „schrankenlose Individualismus, der Frauen in Konkurrenz und Konflikt zu Männern setze, anstatt eine neue, Volk und Rasse rettende Synthese der Geschlechter vorzubereiten“ (Frevert 1998, S. 222).

[...]

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Erziehung und Bildung der Mädchen und Frauen im Nationalsozialismus
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Institut Allgemeine Erziehungswissenschaft)
Veranstaltung
Geschlecht und Geschlechterverhältnisse
Note
2,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
23
Katalognummer
V88575
ISBN (eBook)
9783638025034
ISBN (Buch)
9783638924962
Dateigröße
448 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Erziehung, Bildung, Mädchen, Frauen, Nationalsozialismus, Geschlecht, Geschlechterverhältnisse
Arbeit zitieren
Doris Rämisch (Autor:in), 2004, Erziehung und Bildung der Mädchen und Frauen im Nationalsozialismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88575

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