Bankensteuerung mit dem RAROC


Seminararbeit, 2007

21 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Variablenverzeichnis

1. Einleitung

2. Risiken einer Bank
2.1. Risikoarten
2.2. Bedeutung des ökonomischen Kapitals
2.3. Verfahren zur Bestimmung des ökonomischen Kapitals
2.4. Beispiel: Ökonomisches Kapital der Deutsche Bank AG

3. Risikoadjustierte Performancemaße
3.1. RAPM-Kennzahlen
3.2. Return on Riskadjusted Capital (RORAC)
3.3. Risk Adjusted Return on Risk Adjusted Capital (RARORAC)
3.4. Beispiel zur Berechnung von RORAC, RAROC und EVA
3.5. Verwendung von RAPM und damit einhergehende Probleme
3.5.1. Verwendung risikoadjustierter Performancemessung
3.5.2. Problematische Bestimmung der Hurdle Rate
3.5.3. Problematische Anreizsysteme für Mitarbeiter

4. Ausblick

Mathematischer Anhang
Anhang A: Mertons Modell

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Unterteilung der Risikoarten

Abb. 2: Zusammenhang von VaR und ökonomischem Kapital

Abb. 3: Gesamtrisikoposition der Deutsche Bank AG vom 31.12.2005

Abb. 4: Berechnung des RORAC, RAROC und EVA

Variablenverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Banken sind heutzutage an einer wert- und risikoorientierten Unternehmensführung ausgerichtet. Da die Aktivitäten einer Bank mit Marktrisiken, Kreditrisiken und operationellen Risiken verbunden sind und diese aufgrund betriebswirtschaftlicher Überlegungen und gesetzlicher Vorschriften eine wichtige Rolle spielen, sind Entscheidungsträger von Banken meist mit einer Relation zwischen Risiko und Rendite konfrontiert. Die Grundlage der Rendite- und Risikosteuerung ist die risikoadjustierte Performancemessung (RAPM), die am Ende der siebziger Jahre von dem amerikanischen Investmentbank Bankers Trust eingeführt wurde, um die risikoadjustierte Performance des Handelsgeschäfts der Bank zu messen. Ziel dieser Arbeit ist es einen Überblick über ausgewählte risikoadjustierte Performancemaße in Banken zu erhalten und die Untersuchung wie RAPM von Banken genutzt werden um eine gezielte optimale Risikosteuerung durchzuführen.

Darauf aufbauend gliedert sich die vorliegende Arbeit in zwei Schwerpunkte. Nach einer kurzen Charakterisierung der bestehenden Risikoarten und der Bedeutung des Risikokapitals werden Methoden der Risikoaggregation erläutern, welche sich grob in bottom-up und top-down Ansätze einteilen lassen. Bottom-up Ansätze lassen detaillierte Analysen zu, bringen jedoch einen weitaus größeren Arbeitsaufwand mit sich, während top-down Ansätze von aggregierten Daten, nämlich Verlustverteilungen ausgehen, was letztlich in der Praxis häufiger Anwendung findet. Kapital 2 schließt mit einem Beispiel der Deutsche Bank AG zur Berechnung des ökonomischen Kapitals ab.

Der zweite Schwerpunkt der wissenschaftlichen Darstellung wird von Kapital 3 gebildet und beginnt mit einer kurzen Einführung allgemeiner RAPM-Kennzahlen. Ferner werden die ausgewählten Beispiele Return-on-Risk-Adjusted-Capital (RORAC) und Risk-Adjusted-Return-on-Capital (RAROC) näher beleuchtet. Gefolgt von einem Berechnungsbeispiel der Kennzahlen, wird auf die Verwendung des Kennzahlensystems eingegangen bzw. darauf, wie mithilfe von RAPM eine Bank gesteuert werden kann und welche Probleme dabei auftreten können. Zuletzt ist eine Zusammenfassung formuliert, welche die Betrachtung abrunden soll und Verbesserungsmöglichkeiten andeutet.

2. Risiken einer Bank

2.1. Risikoarten

Das Risikomanagement soll innerhalb eines Finanzdienstleistungsunternehmens verhindern, dass Gewinn und Rentabilität durch Eingehen nicht überwachungsfähiger Risiken gefährdet werden. Die bedeutendsten Risiken, denen Banken ausgesetzt sind, lassen sich in zwei Kategorien einteilen, wie durch Abbildung 1 ersichtlich wird: zum Einen sind bankenbetriebliche Risiken zu nennen, die das Kreditrisiko, Marktrisiko und das operationelle Risiko umfassen, zum Anderen gehören Risiken aus strategischen Entscheidungen und Reputationsrisiken zu den geschäftlichen Risiken.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Unterteilung der Risikoarten[1]

Die Marktrisiken resultieren aus der Unsicherheit über Veränderungen von Marktpreisen (z.B. Wechselkurse, Aktienkurse, Zinsen), den zwischen ihnen bestehenden Korrelationen und ihren Volatilitäten[2].[3] Durch den teilweisen bzw. vollständigen Ausfall oder die Bonitätsverschlechterung eines Geschäftspartners, Schuldners oder Kreditnehmers kann ein potentieller Verlust entstehen, der als Kreditrisiko bezeichnet wird. Unter operationellen Risiken versteht man im Rahmen von Basel II "die Gefahr von Verlusten, die infolge der Unangemessenheit oder des Versagens von internen Verfahren, Menschen und Systemen oder von externen Ereignissen eintreten. Diese Definition schließt Rechtsrisiken mit ein."[4] Veränderte Rahmenbedingungen, wie beispielsweise das Marktumfeld, Kundenverhalten und der technische Fortschritt beschreiben das allgemeine Geschäftsrisiko, welches, wenn es nicht rechtzeitig erkannt wird, die Ertragslage des Unternehmens stark beeinträchtigen kann.[5] Reputationsrisiken bestehen in der Gefahr einer negativen und der Chance einer positiven Abweichung der Reputation einer Bank vom erwarteten Niveau.

2.2. Bedeutung des ökonomischen Kapitals

In den letzten Jahren lag der Schwerpunkt der Entwicklung von Risikomanagement-Systemen auf den Marktrisiken, die heute jedoch weitgehend in die Risikoüberwachung integriert sind. Der Basler Ausschuss vertritt die Ansicht, dass der Nutzen eines Systems, in dem sich das Eigenkapital stärker an die Risiken anlehnt, wesentlich größer ist als der Aufwand und dazu führen wird, dass das Bankensystem an Sicherheit, Solidität und Effizienz gewinnt. Eine risikoadäquate Eigenkapitalausstattung - so wichtig diese auch ist - kann die Solvenz einer Bank und die Stabilität des Bankensystems allein nicht gewährleisten. Entscheidend ist letztlich das von der Geschäftsleitung bestimmte Risiko- und Ertragsprofil einer Bank in Verbindung mit der Fähigkeit, die eingegangenen Risiken zu steuern und dauerhaft zu tragen. Daher will der Ausschuss darauf hinwirken, dass die bankeneigenen Risikosteuerungssysteme optimiert und durch die zuständigen Aufsichtsinstanzen überprüft werden.[6] Infolgedessen ist es für Kreditinstitute unvermeidlich das ökonomische Kapital als Grundlage zur Bestimmung von Risiken zu berechnen. Es ist eine interne Schätzung seitens der Bank wie viel Kapital benötigt wird um bestehende Gefahren abzuwenden. Das ökonomische Eigenkapital bildet demnach die Basis für Gesamtbankensteuerung mittels risikoadjustierter Kennzahlen mit der Zielsetzung einer kontinuierlichen Steigerung des Unternehmenswertes, wodurch eine zunehmende Transparenz über das gesamte Risikoprofil geschaffen wird.

Das ökonomische Eigenkapital wird bestimmt, indem man alle Risiken, und dies sind in der Regel neben den Markt-, Kredit- und operationellen Risiken auch die Geschäftsrisiken, so gut wie möglich und weitgehend konsistent misst, was bedeutet, dass das Value-at-Risk-Konzept (VaR) verwendet wird, der Zeithorizont für alle Risikoarten identisch ist, ein einheitliches Konfidenzniveau zur Anwendung kommt sowie die Korrelationseffekte Berücksichtigung finden. Hierbei gilt es die Korrelation zwischen verschiedenen Geschäftsfeldern und verschiedenen Portfolios richtig zu messen. Folgende Gründe sind hierbei zu nennen:

- Die Addition der VaR-Werten von einzelnen Geschäften ist ausschließlich bei einer Korrelation von 1 zulässig. Im Fall Korrelation ungleich 1 wird der Risikogehalt des Portfolios unter- oder überschätzt.
- Erst wenn die Korrelation tatsächlich bekannt ist, kann die Auswirkung auf das Gesamtportfolio wirklich beurteilt werden.
- Die Berücksichtigung von Korrelationen fördert die Diversifikation.[7]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Zusammenhang von VaR und ökonomischem Kapital

Ökonomisches Kapital wird demnach als eine Messgröße zur Ermittlung der Höhe des Eigenkapitals definiert, welches eine Bank benötigt um extreme unerwartete Verluste im Rahmen auffangen zu können. Extrem bedeutet hier, dass das berechnete ökonomische Kapital beispielsweise mit einer Wahrscheinlichkeit von Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten(z.B. Konfidenzniveau Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten entspricht einer Wahrscheinlichkeit von 99,97%) die innerhalb eines Jahres aggregierten unerwarteten Verluste abdeckt. Unerwarteter Verlust wird unabhängig von der Risikoart als die Differenz zwischen dem VaR und dem Erwartungswert der Verlustverteilung (erwartete Verluste) definiert (vgl. hierzu Abbildung 2). Eine Bank sollte demnach in die Bewertung seiner Produkte erwartete Verluste mit einberechnen, damit letztlich nur unerwartete Verluste Kapital erfordern.

Die Verwendung historischer Daten als Grundlage für die Abschätzung zukünftiger Ereignisse kann jedoch ebenfalls dazu führen, dass nicht alle potenziellen Ereignisse erfasst werden, insbesondere solche, die ihrer Natur nach extrem sind. Die Annahme, dass Änderungen in den Risikofaktoren einer Normalverteilung oder logarithmischen Normalverteilung folgen, kann sich im konkreten Fall als nicht zutreffend erweisen und zu einer Unterschätzung der Wahrscheinlichkeit von extremen Marktbewegungen führen. Die Verwendung einer Haltedauer von einem Tag (beziehungsweise zehn Tagen für aufsichtsrechtliche VaR-Berechnungen) unterstellt, dass alle Positionen in dem entsprechenden Zeitraum geschlossen oder abgesichert werden können. Diese Annahme führt zu einer unvollständigen Erfassung des Marktrisikos während illiquider Zeitperioden, in denen ein Schließen oder Absichern der Positionen unter Umständen nicht möglich ist, was insbesondere für die Verwendung einer Haltedauer von einem Tag gilt. Bei einem Konfidenzniveau von 0,01 (entspricht einer Wahrscheinlichkeit von 99%) werden Verluste, die über dieses Niveau hinaus auftreten können, weder berücksichtigt noch wird über solche Verluste eine Aussage getroffen. Des Weiteren erfasst der VaR nicht alle komplexen Einflüsse der Risikofaktoren auf die Werte von Positionen und Portfolios und kann demzufolge zu einer Unterschätzung potenzieller Verluste führen.

2.3. Verfahren zur Bestimmung des ökonomischen Kapitals

Es werden zwei umfassende Methoden zum Messen des ökonomischen Kapitals unterschieden: der top-down und bottom-up-Ansatz. Bei der top-down-Methode wird zunächst die Gesamtkapitalvolatilität der Bank geschätzt, während diese Schätzung Grundlage für die Berechnung der Wahrscheinlichkeit bildet, ob die Vermögenswerte den Wert der Verbindlichkeiten am Ende des Zeithorizonts unterschreiten. Robert Merton schlug 1974 ein Modell vor[8], welches auf folgender Annahme beruht: Die Schulden eines Unternehmens sind ZeroBonds, welche alle dieselbe Fälligkeit T haben. Merton sagt, dass der Ausfall eines Unternehmens zu dem Fall äquivalent ist, dass der Gesamtwert des Gesamtkapitals geringer ist als die Verpflichtungen zum Zeitpunkt der Fälligkeit T. In diesem Fall wird der Eigentümer den Betrieb eher an die Gläubiger übergeben als die Schulden zurückzuzahlen. Die Ausfallwahrscheinlichkeiten, die mit dem Merton-Modell berechnet werden sind in der Theorie risikoneutral und folglich gleich der beobachteten Wahrscheinlichkeit im angegebenen Fall.[9] Dennoch kann das Ergebnis des Modells so abgestimmt werden, dass entweder risikoneutrale oder reale Wahrscheinlichkeiten produziert werden. Reale Wahrscheinlichkeiten sollten für Szenario-Analysen oder Kredit-VaR-Berechnung verwendet werden, wobei anzumerken ist, dass risikoneutrale Ausfallwahrscheinlichkeiten meist viel höher sind als reale Wahrscheinlichkeiten.

Beim häufiger genutzten bottom-up-Ansatz werden Verlustverteilungen für verschiedene Risikoarten und Geschäftseinheiten abgeschätzt und anschließend aggregiert. Zunächst werden also Wahrscheinlichkeitsverteilungen für den Gesamtverlust einer Risikoart oder einer Geschäftseinheit bestimmt. Ferner führt die Aggregation zu einer Wahrscheinlichkeitsverteilung für den Gesamtverlust des gesamten Finanzinstituts.

[...]


[1] Vgl. J. Hull (2007), S. 367.

[2] Vgl. http://www.risknet.de: Volatilität ist eine Maßzahl zur Variabilität der Schwankungen allgemein und speziell von Wertpapierkursen, Zinssätzen und Derivaten. Sie ist eine mathematische Größe (Standardabweichung) für das Maß des Risikos einer Kapitalanlage.

[3] Vgl. Finanzbericht 2006 der Dresdner Bank, S. 67.

[4] Vgl. Solvabilitätsverordnung §269 Abs. 1.

[5] Vgl. Finanzbericht 2006 der Dresdner Bank, S. 75.

[6] Guthoff, A./Rüter, F. (2001), S. 499

[7] Vgl. Guthoff, A./Homölle, S./Pfingsten, A. (2002), S. 374 ff.

[8] Vgl. R. Merton (1974)

[9] Vgl. J. Hull (2007), S. 270.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Bankensteuerung mit dem RAROC
Hochschule
Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig  (Institut für Finanzwirtschaft)
Veranstaltung
Risikomanagement
Note
2,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
21
Katalognummer
V88394
ISBN (eBook)
9783638024471
Dateigröße
556 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bankensteuerung, RAROC, Risikomanagement
Arbeit zitieren
Undine Kempe (Autor:in), 2007, Bankensteuerung mit dem RAROC, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88394

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