Pop oder Propaganda?

Eine Untersuchung der Einflussnahme des RIAS auf die Bevölkerung der SBZ/DDR für den Zeitraum von 1948-52


Hausarbeit, 2008

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Hauptteil
2.1 Vorikonografische Beschreibung
2.1.1 Ikonografische Bildanalyse
2.1.2 Ikonologische Bildinterpretation

3 Zusammenfassung

4 Quellenverzeichnis, alphabetisch geordnet

1 Einleitung

Am 25. April 1945 trafen Russland und die Vereinigten Staaten in Form von Einheiten der 1. US-Armee und der russischen 5.Armee in Torgau an der Elbe aufeinander und besiegelten so den nahenden Untergang des Naziregimes. Obwohl es nicht das reale erste Zusammentreffen der beiden Parteien zeigt, ging das nachgestellte Bild der sich freundlich die Hände schüttelnden Soldaten um die Welt. Doch nur drei Jahre später sollte Deutschland und Berlin in zwei politische Lager geteilt sein und der beginnende Kalte Krieg zwischen den beiden ehemaligen Kriegspartnern mit dem Beginn der Berlin-Blockade 1948 seinem ersten Höhepunkt entgegensteuern.

Just hier möchte ich den Beginn meiner Untersuchungen über die Rolle des Radio im amerikanischen Sektor (RIAS) von 1948 bis 1952 setzen. Der RIAS war ein von den Amerikanern gegründeter, finanzierter und verwalteter Radiosender der in einer Zeit entstand in welcher Radiosender, anders als heute oft, hauptsächlich der Zerstreuung dienen, und der in einer Stadt seinen Sitz hatte in welcher sich die Westmächte und die UdSSR zunehmend feindseliger gegenüberstanden.

Eben diese zunehmende Feindseligkeit stellt ein spannendes Thema dar, denn es lässt die Frage aufkommen mit welchen Mitteln sich die beiden Machtblöcke, in diesem Fall die USA und die UdSSR bekämpften, ob die jeweiligen Rundfunkstationen die zur Verfügung standen Verwendung fanden und wenn ja, welchen Anteil an der Auseinandersetzung sie genau hatten. Doch direkt beeinflussen kann man natürlich nicht die Machthaber oder Parteiführer der Gegenseite.

Meine zentrale Fragestellung lautet deshalb: Versuchten die Amerikaner durch den Radiosender RIAS Einfluss auf die Bevölkerung der SBZ/DDR zu nehmen oder zeichnete er sich durch neutrales Verhalten aus? Versuchte der Sender ferner die Ostdeutschen gegen ihre Regierung oder die russischen Besatzer aufzuwiegeln und zum Aufstand zu bewegen oder waren das nur leere Anschuldigungen von Seiten der SED?

Meine Arbeit soll ausgehend von der intendierten Botschaft des beigefügten Plakates auf die Fragestellung eingehen, einen Überblick über das aufs ostdeutsche Publikum ausgerichtete Programm, die Motive der Verantwortlichen und die verwendeten Mittel eingehen.

Dazu habe ich als Fachliteratur überwiegend Petra Galles Buch über die Rolle von RIAS und des Berliner Rundfunks von 1945-1949 und Herbert Kundlers umfangreiche Beschreibung der Radiostation in einer geteilten Stadt verwendet. Auch Schanett Rillers Dissertation über die US-amerikanische Informationspolitik gegenüber der DDR von 1953-1963 lieferte trotz des späteren Untersuchungszeitraumes wertvolle Informationen, da die Autorin über 500 Einzelsendungen des RIAS ausgewertet hat.

An direkten Quellen stand zum einen die Bildquelle und die dazugehörigen Daten auf der Website des Deutschen Historischen Museums in Berlin, die Erinnerungen des RIAS-Reporters Peter Schultze sowie schließlich ein Interview mit dem damaligen RIAS-Direktor William Heimlich auf der Website der George Washington University in Washington D.C. zur Verfügung.

Meine Arbeit geht nicht auf die aufs westdeutsche Publikum ausgerichteten Sendungen, die Rolle des Berliner Rundfunks sowie auf die umfangreiche Rolle des RIAS im Aufstand des 17.Juni.1953 ein.

Die Hausarbeit ist nach dem dreistufigen Analyseschema des Kunsthistorikers Erwin Panof-sky mit besonderem Schwerpunkt auf der dritten Stufe der Bildinterpretation im historischen Kontext aufgebaut.

2 Hauptteil

2.1 Vorikonografische Beschreibung

Auf diesem Plakat, welches 1952 vom Amt für Information der DDR veröffentlicht wurde[1], ist eine taghell erleuchtete Großstadt unter einem bedrohlich dunkel wirkenden lila Himmel liegend zu sehen.

Die vier- und fünfgeschossigen, langgestreckten Wohnhäuser säumen zwei Straßen, welche ihrerseits wiederum einzelne, in quadratische Abschnitte unterteilte Parkanlagen flankieren. Sie bilden eine Prachtstraße, welche einen Großteil der rechten Seite der Stadt dominiert und vom Betrachter wegführend geradeaus ins Bild hineinläuft.

Am unteren Bildrand sieht man eine schmalere Straße, welche im rechten Winkel von der Hauptstraße abzweigt und sich von dieser entfernend zum linken Bildrand hin verjüngt.

Die Wohnhäuser weisen kantige Formen und klare geometrische Muster auf, manche sehen von oben gesehen dunklen Buchstaben wie einem überdimensionalen E oder Y ähnlich.

Die vereinzelten Bäume welche im Stadtbild zu sehen sind, tragen grün-gelbes Laub und unter ihnen sieht man in den Parkanlagen Passanten flanieren. Am Horizont zeichnen sich vor einer dräuenden, weiß-grauen Wolkenwand die Schlote und Schornsteine der Stadt ab.

Knapp über den Gebäuden im mittleren Vordergrund der Stadt fällt eine Gruppe von vier nebeneinander angeordneten, giftgrünen und großkalibrig erscheinenden Bomben aus dem Himmel. Ihnen direkt folgend tropfen weitere, sich ebenfalls in grüne Bomben verwandelnde Tropfen aus dem handschriftlich gezeichneten, tropfenden Wort „Gift“. Sie lösen sich fädenziehend aus dem unteren Teil der Buchstaben.

In den Bombentropfen sind einzelne Buchstaben zu erkennen, sie bilden von oben nach unten gelesen die Worte „Hetze“, “Verleumdung“, „Lüge“ und „Misstrauen“. (von links nach rechts)

Über diesem Wort, mittig eingeschrieben, sind noch das vom linken zum rechten Bildrand reichende Wort „Vorsicht“ in gelber Farbe und darunter, in der gleichen Buchstabenhöhe, jedoch nicht so breit, das in den Farben der US-amerikanischen Flagge geschriebene Wort RIAS in einem anderen Schrifttyp und in Großbuchstaben zu lesen.

Das „G“ des Wortes „Gift“ scheint aus dem „I“ des „RIAS“ zu erwachsen und beschreibt dann einen Bogen, welcher hinter der linken oberen Ecke des Anfangsbuchstabens „R“ durchläuft.

Auf den ersten Blick wirkt das Bild auf den Betrachter durch den drohenden Bombenhagel, welcher von oben auf die friedlich daliegende Stadt herunterfällt, automatisch bedrohlich und angsteinflößend.

2.1.1 Ikonografische Bildanalyse

Das Plakat mit dem Original-Titel „Vorsicht-Rias-Gift“ wurde 1952 von einem gewissen Goralczyk in der Werkstatt „ Greif Graphischer Großbetrieb“ in Ost-Berlin (SBZ/DDR) entworfen und auch dort gedruckt. Es hat die Maße 84 x 59 cm (Höhe x Breite) und ist ein Offset- druck auf Papier.[2] Vom inhaltlichen Bildtypus handelt es sich um ein politisches Plakat.

[...]


[1] www.dhm.de/ausstellungen/kalter_krieg/bild/b_071.htm, 31.01.2008, 16:36

[2] www.dhm.de/datenbank/index.html?/datenbank/pl00/pl000841.html, 29.01.2008, 12:14

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Pop oder Propaganda?
Untertitel
Eine Untersuchung der Einflussnahme des RIAS auf die Bevölkerung der SBZ/DDR für den Zeitraum von 1948-52
Hochschule
Europa-Universität Flensburg (ehem. Universität Flensburg)
Veranstaltung
Deutsch-deutsche Gesellschaftsgeschichte 1945-89
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
18
Katalognummer
V88293
ISBN (eBook)
9783638024037
ISBN (Buch)
9783640330768
Dateigröße
598 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Propaganda, Deutsch-deutsche, Gesellschaftsgeschichte, RIAS, DDR, Berlin
Arbeit zitieren
Urs Endhardt (Autor:in), 2008, Pop oder Propaganda?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88293

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