Lehrerbildung in Deutschland

Welche Anforderungen muss der Lehrer erfüllen und welche Probleme hindern ihn daran?


Hausarbeit, 2007

18 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einführung

2. Bildung und Wirken des Lehrers von der Antike bis Heute

3. Probleme der Lehrerbildung
3.1. die aktuelle Situation der Lehrerbildung
3.2. Die Verzahnung der Phasen der Lehrerbildung
3.3 Lehrerbildung im internationalen Vergleich
3.4. Die Probleme des „guten“ Lehrers in Deutschland

Literaturverzeichnis

1. Einführung

Das Bild der Schule in Deutschland ist nach wie vor gebrandmarkt durch verschiedene Studien, welche belegen, die Ausbildung der Schüler sei ungenügend und könne im internationalen Vergleich nicht mithalten. Die Leidtragenden sind hierbei stets dieselben: Die Lehrer. Öffentlichen Meinungen zufolge liegt es an ihnen, dass die Schule sich nicht weiterentwickelt habe und somit den Schüler von heute falsch behandele. Des Weiteren sei schon die Lehrerbildung schuld an dem Versagen der Lehrer, da sie nicht ausreichend auf den Berufsalltag vorbereite.

In meiner Hausarbeit untersuche ich die Rolle des Lehrers und zeige mögliche Probleme der Lehrerbildung, welche zu solch einem Bild des Lehrkörpers geführt haben könnten.

Zu Beginn schaue ich auf die Geschichte des Lehrers und seiner Bildung. Ich möchte den Entwicklungsprozess der individuellen Lehrkörper und ihren sozialen Stellenwert im historischen Kontext darstellen: Angefangen als Diener der Kirche geht er einen mühevollen Weg zum Staatsdiener und erlebt bis zu dem heutigen Lehrerbild nicht nur während der Zeiten der Weltkriege starke Rückschläge.

Im zweiten Teil betrachte ich speziell den Lehrer von heute und versuche Probleme der Lehrerbildung aufzuführen. Dabei zerlege ich die Lehrerbildung in die verschiedenen Phasen und Orte. Jede der Phasen:

1. an den Universitäten und Pädagogischen Hochschulen,
2. an Studienseminaren und Schulen,
3. an Einrichtungen der Lehrerfortbildung

werde ich zunächst einzeln betrachten und im Anschluss feststellen, ob sie miteinander verbunden sind bzw. aufeinander aufbauen. Danach vergleiche ich die deutsche Lehrerbildung mit der Bildung der Vereinigten Staaten und verschiedener europäischer Länder, um Reformideen für die Lehrerbildung in Deutschland herauszuarbeiten.

Schließlich versuche ich, ausgehend von der Geschichte und den heutigen Anforderungen an den Lehrer, Merkmale eines „guten“ Lehrers aufzuzeigen und zu überprüfen inwiefern dieses Bild den Erwartungen der öffentlichen Meinung entspricht.

2. Bildung und Wirken des Lehrers von der Antike bis Heute

Im frühen Mittelalter nahm die Kirche die Aufgabe der Erziehung und Bildung auf sich. Die Pädagogik war Teil der Theologie und die Schule eine kirchliche Institution. Mönche übernahmen die Erziehung von Ordensbrüdern und mit Genehmigung auch von Laien, welche jedoch hauptsächlich aus dem Adelsstand kamen. Die erste Hofschule wurde von Karl dem Großen eingerichtet und genoss während seiner Amtszeit noch großes Ansehen. Doch sein Sohn, Ludwig der Fromme, zeigte weniger Interesse an höfischen Schulen und so wurden sie mit der Zeit wieder zurückgedrängt. Ende des 8. Jahrhunderts entwickelten sich unter Ludwig aber aus einem Kreis einzelner gelehrter Bischöfe und Mönche die Klosterschulen. Der Lerninhalt war auf die heilige Messe ausgerichtet: Sprechen und Singen von Psalmen, die kanonischen Gebete und die Kirchenzeitrechnung; alles in lateinischer Sprache. Neben den lehrenden Mönchen gab es in den Frauenklöstern bereits Nonnen, die als Lehrerinnen tätig waren[1].

Da der Bedarf an Geistigen ständig wuchs, entstanden im 12. Jahrhundert viele Dom- und Stiftschulen, welche sich von der inhaltlichen Zielsetzung nicht wesentlich von denen der Klosterschulen unterschieden. Parallel dazu entwickelten sich neue Klosterschulen, an denen der lehrende Mönch nun unter anderem auch in Grammatik, Geometrie und Astronomie ausgebildet sein musste. Insgesamt blieben die geistlichen Schulen jedoch ohne Konkurrenz. Eine allmähliche Änderung trat erst ein, als zu Beginn des 13. Jahrhunderts die Schreibschulen und die Rats- und Stadtschulen für Bürger entstanden, welche nicht das Priesteramt anstrebten. Sie wurden von Schreibmeistern, welche private Unternehmer waren, die mit einer Genehmigung lehren durften, im Schreiben und Lesen unterrichtet. Diese Schreibmeister kann man jedoch noch nicht als Lehrer im heutigen Sinn bezeichnen; sie hielten keinen regelmäßigen Unterricht und hatten zum Teil schlechte oder keine pädagogischen Fähigkeiten.[2]

In der Zeit der Reformation machte sich Martin Luther für den Ausbau der Schulen stark. Damit auch in ländlichen Schulen das Evangelium verbreitet werde, stellten die Pfarrer, welche keinen zusätzlichen Aufwand wollten, ihre Küster als Lehrer ein. Die Küsterlehrer hatten aber keine besondere Ausbildung und blieben in allen Aufgaben dem Ortspfarrer untergestellt. Ihre Bezahlung und die der Lehrkräfte im Allgemeinen war sehr schlecht, so dass viele Lehrer ständig umherzogen, in der Hoffnung in einer anderen Stadt mehr verdienen zu können. Zu der Not der Lehrer heißt es in der Braunschweigischen Schulordnung (1651), „daß derjenige, der sich entschlossen hat, die Jugend zu erziehen, kaum andere Erwartungen haben dürfte, als daß er bei seiner schweren Mühe und Arbeit ein entsagungsvolles Leben führen müsse und außerdem von jedermann verachtet und gedemütigt würde. Dabei werde es ihm am Notwendigsten fehlen und er müsse oft Hunger leiden.“[3] Um nicht völlig zu verarmen, bemühte sich ein Großteil um eine zweite, handwerkliche Arbeit als Schneider, Schuster, Tischler oder Bäcker.

Das Bild und das Leben der Lehrer verbesserten sich ein wenig als Friedrich Wilhelm I. 1717 in seinem Edikt zur Allgemeinen Schulpflicht allen Kindern eine Grundausbildung zusprach. Jedoch mussten die Lehrer häufig durch verschiedene Dörfer ziehen und in den Haushalten der Bürger unterrichten, da noch nicht genügend Schulen errichtet worden waren. Dies änderte sich 1736 durch neue Schulgesetze: Nun wurde jedem Lehrer ein fester Lohn und eine bauliche Verbesserung der Wohnungen zugesprochen. Zudem wurde bestimmt, dass nur die Lehrer und Küster eine Anstellung erhielten, die zuvor das Küster- und Schulseminar in Berlin besucht hatten. Dieser Fortschritt kann als erste geregelte Lehrerausbildung gesehen werden:[4] Die Teilnehmer des Seminars wurden zum ersten Mal in Unterrichtsmethoden unterrichtet und zum Abschluss ihres Seminars mussten sie eine Lehrprobe ablegen und außerdem ihre Fähigkeiten im Kirchengesang vorführen.

Die neuen Schulgesetzte wurden jedoch nicht ohne auftretende Probleme übernommen; so waren viele Dorflehrer weiterhin der Meinung, dass ihre Methoden wirkungsvoller seien und eine Ausbildung zum Lehrer daher überflüssig sei. Die Bauern und Bürger, deren Kinder die Schule nun regelmäßig besuchen mussten, konnten zudem nur schwer das Schulgeld für die Lehrer aufbringen und auch die Dorfgemeinden sahen sich in Anbetracht der vielen Schulneubauten in finanziellen Nöten. Folglich blieben viele Lehrer ohne feste Besoldung und konnten nur durch diverse Nebenjobs im handwerklichen Bereich überleben.

Anfang des 18. Jahrhunderts stieg die Zahl der Lehrerseminare und somit auch der ausgebildeten Lehrkörper. Zwischen diesen Seminarlehrern und den alten Küstenlehrern entstanden aber Spannungen, welche zu großen Vorurteilen auf beiden Seiten führten. Dieser Streit wiederum führte zu einem negativen Image beider Lehrergruppen. Aus den zwei unterschiedlichen Parteien bildeten sich im Laufe der Jahre die höheren und die niederen Lehrer. Der höhere Lehrer genoss eine Ausbildung im Lehrerseminar und später ein philologisches Studium an einer Universität. Daher sah er sich von nun an nicht mehr als „frommer Gelehrter“, sondern als „gebildeter Akademiker“, welcher von der Öffentlichkeit mehr Anerkennung und Respekt erwartete. Da sich der neue Status der höheren Lehrer aber noch nicht auf ihr Gehalt auswirkte, gaben viele Lehrer Privatstunden oder wurden Hauslehrer in wohlhabenden Familien. Die niederen Lehrer, zumeist Küsterlehrer, hatten keine gleichwertige Ausbildung und unterrichteten meist arme Bauernfamilien in kleinen Dörfern. Es herrschte eine eindeutige Trennung zwischen den zwei beruflichen Laufbahnen und eine einheitliche Berufsorganisation war noch nicht entstanden.[5]

[...]


[1] Ofenbach, Birgit. Geschichte des pädagogischen Berufsethos – Realbedingungen für Lehrerhandeln von der Antike bis zum 21. Jh. Würzburg: Könighausen & Neumann, 2006 S.32ff

[2] Walz, Ursula. Die Geschichte des Lehrers – Eselsarbeit für Zeisigfutter. Frankfurt am Main: Athenäum Verlag, 1988 S.24ff

[3] Walz, Ursula. Die Geschichte des Lehrers – Eselsarbeit für Zeisigfutter. Frankfurt am Main: Athenäum Verlag, 1988 S.35ff

[4] Ofenbach, Birgit. Geschichte des pädagogischen Berufsethos – Realbedingungen für Lehrerhandeln von der Antike bis zum 21. Jh. Würzburg: Könighausen & Neumann, 2006 S.114ff

[5] Reinhold, Peter / Blömecke, Sigrid. Handbuch Lehrerbildung. Kempten: Westermann, 2004 S.13ff

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Lehrerbildung in Deutschland
Untertitel
Welche Anforderungen muss der Lehrer erfüllen und welche Probleme hindern ihn daran?
Hochschule
Universität Osnabrück
Veranstaltung
Theorie der Schule
Note
2,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
18
Katalognummer
V88285
ISBN (eBook)
9783638023986
ISBN (Buch)
9783638931489
Dateigröße
441 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lehrerbildung, Deutschland, Theorie, Schule
Arbeit zitieren
Theo Tebbe (Autor:in), 2007, Lehrerbildung in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88285

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