Vincent Van Goghs Werke. Spiegelbild seiner Seele


Facharbeit (Schule), 2016

18 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe


Inhalt

I. Einleitung

II. Biografie

III. Künstlerische Epoche
1. Impressionismus
2. Expressionismus
3. Einordnung der Werke von van Gogh in eine Kunstepoche

IV. Selbstportrait
1. „Selbstbildnis mit grauen Filzhut“, 1887/88
2. Selbstbildnis, September 1889
3. Vergleich beider Portraits

V. Van Goghs Gemälde im Bezug zu seinem seelischen Zustand

VI. War die Gesellschaft reif für van Gogh?

VII. Fazit

VIII. Quellenverzeichnis

I. Einleitung

Vor einigen Monaten habe ich mit meiner Familie das Museum „van Gogh“ in Amsterdam besucht, da meine Mutter sich für seine Kunst interessiert. Obwohl ich mich vor dem Museumsbesuch kaum für Vincent van Gogh interessierte, fand ich seine Arbeiten aufgrund der Ausdrucksstärke und Intensität der Farben sehr beeindruckend. Es war interessant zu sehen, dass van Gogh in seinen Gemälden die Farben teilweise sehr dick auftrug, so dass ich instinktiv das Gefühl verspürte den Pinselstrich mit den Fingern nachzuführen. Auch sein Leben und psychischer Zustand - mit dem seine Werke in Zusammenhang stehen - hat mein Interesse geweckt.

In mir keimten viele Fragen auf - Sind die Kunstwerke van Gogh das Spiegelbild seiner inneren Empfindungen? Sind seine Gemälde nur deshalb so beeindruckend, weil er so verwirrt und verletzlich war? Welchen Einfluss hatte sein seelischer Zustand auf seinen künstlerischen Werdegang? War van Gogh der Gesellschaft, vielleicht künstlerisch schon weit voraus und die Gesellschaft deshalb noch nicht reif für seine Kunst?

Um einige dieser Fragen beantworten zu können, habe ich mich entschlossen etwas mehr über van Gogh zu erfahren und widme ich seinen Werken meine Facharbeit. Insbesondere möchte ich mich mit den Fragen befassen, ob Vincent van Goghs Werke das Spiegelbild seiner Seele waren und ob die damalige Gesellschaft überhaupt reif für Arbeiten war. Außerdem werde ich anhand von zwei Selbstbildnissen van Goghs künstlerische Entwicklung vom impressionistischen in den expressionistischen Malstil beschreiben.

II. Biografie

Vincent Willem van Gogh wird am 30. März 1853 als Sohn eines Pfarrers in dem niederländischen Dorf Groot - Zundert als ältestes von sechs Geschwistern geboren.1 1868 bricht er die Schule ab2 und fängt 1869 als Lehrling in der Kunstgalerie Goupil in Den Haag an.3 Nach dem Ende seiner Ausbildung arbeitet er in Kunsthandlungen in London und Paris.4 1876 kündigt er seine Anstellung und versucht sich erfolglos in unterschiedlichen Berufen, unter anderem als Hilfslehrer und Hilfsprediger.5

Im Jahr 1880 entscheidet sich van Gogh Künstler zu werden.6 Er erhält Unterricht von Anton Mauve7 und besucht Kunstkurse.8 1886 begibt sich Vincent van Gogh nach Paris zu seinem Bruder Theo, wo er Bekanntschaft mit zahlreichen Malern macht und den damals aktuellen Kunststil, den Impressionismus, kennenlernt.9 In dieser Zeit hellt sich seine vormals dunkle Farbpalette auf und er experimentiert mit verschiedenen Maltechniken.10 1888 reist er nach Arles.11 Noch im selben Jahr mietet er den Flügel eines Hauses in Arles an und gründet dort eine Künstlergemeinschaft mit Paul Gauguin12, die bereits zwei Monate nach ihrer Gründung scheitert.13

Ab 1888 erleidet Vincent van Gogh mehrere Anfälle, leidet unter Halluzinationen, durchlebt Wahnvorstellungen und steht mehrere Nervenzusammenbrüche durch.14 Aufgrund dessen geht er 1889 in die Heilanstalt von Saint-Paul-de-Mausole in Saint-Remy.15 Ein Jahr später verlässt er die Heilanstalt in Saint-Remy und begibt sich in die Obhut von Dr. Gachet in Auvers-sur-Oise.16 Am 27. Juli 1890 schießt sich Vincent van Gogh bei einem Spaziergang eine Kugel in die Brust und stirbt zwei Tage später an seiner Verletzung.17

III. Künstlerische Epoche

Zu Beginn der künstlerischen Laufbahn von Vincent van Gogh war in der Künstlerszene der Impressionismus. Zum Ende des 19. Jahrhunderts gab es jedoch schon in Gemälden mehrerer Künstler expressionistische Merkmale. Aus diesem Grund beschreibe ich im Folgenden die beiden Kunststile und werde anschließend die Einordnung von van Goghs Werken vornehmen.

1. Impressionismus

Der Impressionismus (lat. impressio - Eindruck) ist eine Kunstrichtung, die sich Mitte des 19. Jahrhunderts in Frankreich entfaltet, bei der mit der künstlerischen Darstellung eine Wiedergabe versucht wird, die den Sinneseindruck des Künstlers möglichst genau erfasst.18 Die Künstler nutzten zum einen kräftige, leuchtende Farben, wie sie sich in der Natur vorfinden und zum anderen wenden sie das Gesetz des Komplementär-Kontrast an.19 Die Maltechnik der Impressionisten zeichnet sich dadurch aus, dass sie relativ grobe und eher kurze Pinselstriche machten oder Farbpunkte in reinen Farben nebeneinander setzten.20 Die Farben und die Umrisse vermischen sich, je weiter man sich von den Gemälden entfernt. So wirkte der dargestellte Gegenstand verschwommen, als wenn das Dargestellte sich bewege. Dadurch wird die Fantasie des Betrachters mit einbezogen und er nimmt aktiv an der Wirkung eines Bildes teil.21

2. Expressionismus

Expressionismus (lat. „expressio“ - Ausdruck) ist eine Stilrichtung der Kunst, die Ende des 19. Jahrhunderts entstanden ist.22 Den Künstlern ging es bei ihrer Arbeit nicht um die sachliche Wiedergabe eines Eindrucks, sondern um den gezielten Ausdruck der eigenen Gefühle.23 Sie wollten ihre Erlebnisse, sowie ihre Gefühle und Empfindungen, wie Enttäuschung, Trauer, Freude, Müdigkeit, Schmerz und Angst veranschaulichen und den Betrachter emotional bewegen.24 Die Expressionisten hatten eine spontane Pinselführung, wodurch die Gemälde vorwiegend durch grobe Formen geprägt waren. Die Wirklichkeit wurde nicht naturgetreu wiedergegeben, sondern als eine eigene abstrakte Interpretation.25

3. Einordnung der Werke von van Gogh in eine Kunstepoche

Als sich Vincent van Gogh im Alter von 27 Jahren entscheidet Maler zu werden, fertigt er zunächst Zeichnungen an. Seine Zeichenobjekte, oft Landschaften oder Menschen, malt er mit Bleistift, Feder, Kreide oder Kohle.26 Nach dem Unterricht von Anton Mauve fertigt er erste Bilder mit der Technik der Aquarellmalerei und Deckfarben an.27

Als er dann in Paris den impressionistischen Malstil für sich entdeckt, wird seine bis dahin eher dunkel gehaltene Farbpalette heller. Vincent van Gogh malt sowohl seine Gemälde im impressionistischen Stil wie auch seine Selbstportraits. Was ebenfalls für Einflüsse des Impressionismus auf van Gogh spricht ist, dass er immer vor dem Motiv malt.

Da dieser Malstil ihn jedoch nicht vollkommen zufrieden stellt,28 experimentiert er mit verschiedenen Maltechniken und Farben. Dazu setzt er sich auch mit der Farbenlehre von Delacroix auseinander29 und malt auch Bilder anderer Künstler nach.30 Er möchte das Wesentliche und Charakteristische seiner Motive zum Ausdruck bringen, sowie die Gefühle, die er ihnen gegenüber empfindet. Die Malerei ist für ihn das Absolute.31 Um seine Gemälde noch lebendiger und bewegter zu gestalten, beginnt er in Saint-Rémy, die Pinselstriche zu rhythmisieren und in Wellenlinien, Kreisen oder Spiralen anzuordnen.32 Damit entwickelt er nach langer Suche nach dem passenden Malstil seinen eigenen Malstil. Dieser kommt der Zielsetzung der Expressionisten, nämlich die Wiedergabe von subjektiven Empfindungen, am nächsten.

Aufgrund der obigen Beschreibung lässt sich meiner Meinung nach der Malstil von van Gogh nicht in eine bestimmte Stilepoche einordnen, denn er hat sich nie an eine bestimmte Kunstrichtung gehalten, sondern ist immer seiner Überzeugung und seinem Empfinden von Kunst gefolgt. Daher zählt er eindeutig zu den Vorreitern des Expressionismus.

IV. Selbstportrait

Wie bereits zuvor in der Biografie erwähnt, lebte Vincent van Gogh sehr bescheiden und auf Kosten seines Bruders. Deshalb konnte er sich kein Modell zum Malen leisten, so dass er oft sich selbst malte. Infolgedessen habe ich mir zwei Selbstporträts ausgesucht, die ich miteinander vergleiche und anhand deren ich die Entwicklung von van Goghs Maltechnik bzw. Malstil darstellen werde.

1. „Selbstbildnis mit grauen Filzhut“, 1887/88

Bei dem Porträt „Selbstbildnis mit grauen Filzhut“33 handelt es sich um ein Ölgemälde auf einer Leinwand, dass van Gogh 1887/88 in Paris von sich malte. Der Betrachter sieht im Vordergrund den Künstler mit roten Haaren und rotem Vollbart. Von den Haaren sieht man nur den Ansatz und der Rest wird durch einen grau-grünen Hut verdeckt. Der Portraitierte hat ein schmales, spitz zulaufendes Gesicht mit einer großen Nase. Die vom Betrachter aus gesehene linke Gesichtshälfte liegt im Schatten. Er schaut den Betrachter mit ernsten und traurigen Augen an. Die Mimik ist eher kalt - er lächelt nicht und strahlt auch keine Freude aus. Van Gogh trägt einen marineblauen Mantel mit einem blauumsäumten Kragen, der auf dem Bild fast schwarz wirkt, weil er eher im Schatten liegt. Unter dem Mantel schaut ein weißes Hemd hervor. Er trägt schlichte Kleidung, weshalb man nichts über seine soziale Stellung oder seinen Verdienst sagen kann. Betrachtet man die Kleidung, so könnte man denken es sei Herbst, vielleicht sogar Winter. Der Hintergrund ist ebenfalls wie der Mantel in einem blau-grauem Ton gehalten, der zu den Rändern hin fast schwarz wird. Zudem ist der Hintergrund mit rostbraunen Pinselpunkten versetzt. Der Hintergrund ist kreisförmig um den Kopf des Portraitierten gestrichelt.

Das Gemälde ist aus der Zentralperspektive gemalt. Im Mittelpunkt steht das Gesicht des Portraitierten, zu dessen Mitte sowohl die Pinselstriche des Hintergrundes als auch des Gesichtes zulaufen. Außerdem wird der hell-dunkel Kontrast, durch die Hervorhebung des Gesichtes erreicht. Das Gesicht ist überwiegend in den Farben gelb, orange und weiß dargestellt. Durch die Verwendung der hellen Farben, wird die Aufmerksamkeit des Betrachters auf das Gesicht gelenkt. Gleichzeitig rückt die linke Gesichtshälfte in den Hintergrund, da van Gogh für diese die Hintergrundfarbe dunkelgrün mit vereinzelnden gelben Strichen verwendet. Dadurch entsteht für den Betrachter der Eindruck, dass das Gesicht von der rechten Seite durch eine Lichtquelle angestrahlt wird. Hierzu bilden der dunkle Mantel und der Hintergrund einen Kontrast. Diese werden in den Farben dunkelblau, grün und schwarz dargestellt, wobei sowohl der Mantel als auch der Hintergrund zu den Rändern hin schwarz werden.

Der Pinselduktus des Selbstportraits ist impressionistisch. Der typische Tupfen bzw. Strichel Malstil ist hier eindeutig erkennbar. Außerdem verwendet van Gogh den Komplementär-Kontrast, durch den Einsatz der Farben blau-gelb. Sieht man sich das Gemälde vom Weiten an, so sieht man die Punkte und Striche nicht, sondern nur ein leicht verschwommenes Portrait. Erst, wenn man sich dem Bild nährt, erkennt man die für den Impressionismus typischen Tupfen. Die Farben sind wie auch bei vielen anderen Bildern von van Gogh pastos aufgetragen.

Mit diesem Selbstportrait scheint van Gogh sein Befinden einfangen zu wollen, seine Enttäuschung und Depression über seine Umwelt, sowie seine Verzweiflung aufgrund seines permanenten Scheiterns im Leben, besonders im Berufsleben.

2. Selbstbildnis, September 1889

Bei dem „Selbstporträt“34 handelt sich um ein Ölgemälde auf einer Leinwand, welches im Winter 1889 in Saint-Rémy-de-Provence, ein halbes Jahr vor van Goghs Tod, entstand.

Im Vordergrund sieht man den Porträtierten, mit grün-grau-orangenen Haaren und einem orange-grünen Vollbart. Er hat eine spitzzulaufende Gesichtsform und schaut den Betrachter direkt an. Van Gogh stellt sich auf dem Gemälde sehr ernst dar, mit einem kühlen Blick, der jedoch ruhig wirkt. Er trägt ein hellblaues Jackett und darunter ein weißes Hemd. Vom Kleidungsstil erkennt der Betrachter nicht, ob er ein wohlhabender Herr ist.

[...]


1 Koldenhoff, Stefan in Vincent van Gogh – Monographie, S. 10.

2 http://www.vincent-van-gogh.ws/biographie.html.

3 Koldenhoff, Stefan in Vincent van Gogh – Monographie, S. 14.

4 Field, D.M. in Van Gogh, S. 416.

5 http://www.vincent-van-gogh.ws/biographie.html.

6 Koldenhoff, Stefan in Vincent van Gogh – Monographie, S. 34 f.

7 Anton Mauve war ein führender niederländischer Landschaftsmaler zum Ende des 19. Jahrhunderts.

8 Field, D.M. in Van Gogh, S. 417 f.

9 http://de.wikipedia.org/wiki/Vincent_van_Gogh.

10 Koldenhoff, Stefan in Vincent van Gogh – Monographie, S. 80 ff.

11 Koldenhoff, Stefan in Vincent van Gogh – Monographie, S. 86 f.

12 Paul Gauguin – vollständiger Name Eugène Henri Paul Gauguin war ein französischer Maler und so wie van Vincent van Gogh ein Wegbereiter des Expressionismus.

13 http://de.wikipedia.org/wiki/Vincent_van_Gogh.

14 Field, D.M. in Van Gogh, S. 419.

15 Koldenhoff, Stefan in Vincent van Gogh – Monographie, S. 102 ff.

16 Field, D.M. in Van Gogh, S. 419.

17 Field, D.M. in Van Gogh, S. 419.

18 http://de.wikipedia.org/wiki/Impressionismus.

19 http://www.kunstwissen.de/fach/f-kuns/b_neu/impress/02.htm.

20 http://www.seilnacht.com/Lexikon/Impress.htm#merkmale.

21 http://www.seilnacht.com/Lexikon/Impress.htm#merkmale.

22 http://de.wikipedia.org/wiki/Expressionismus.

23 http://www.gogh.ch/definitionen.html.

24 http://www.kunst-zeiten.de/Expressionismus-Allgemein.

25 http://www.kunst-zeiten.de/Expressionismus-Allgemein.

26 http://de.wikipedia.org/wiki/Vincent_van_Gogh.

27 Koldenhoff, Stefan in Vincent van Gogh – Monographie, S. 35, S. 40.

28 Badt, Kurt in Die Farbenlehre Van Goghs, S. 51 f.

29 Badt, Kurt in Die Farbenlehre Van Goghs, S. 36 f.

30 Vincent van Gogh, Als Mensch unter Manschen – Band 2, Brief 607 an Bruder Theo, 19. September 1889 (S. 289 f.)

31 Bürger, Peter in Nach der Destruktion des ästhetischen Scheins - Van Gogh, Malewitsch, Duchamp, Van Gogh und die Moderne, S. 54.

32 http://de.wikipedia.org/wiki/Vincent_van_Gogh.

33 Anhang, S. 14

34 Anhang, Seite 15

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Vincent Van Goghs Werke. Spiegelbild seiner Seele
Note
1,0
Jahr
2016
Seiten
18
Katalognummer
V882611
ISBN (eBook)
9783346204332
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Van Gogh, Bildanalyse, Biografie, Impressionismus, Expressionismus, Kunstepoche, Selbstbildnis, Filzhut, Portraits, seelischer Zustand, Gesellschaft
Arbeit zitieren
Anonym, 2016, Vincent Van Goghs Werke. Spiegelbild seiner Seele, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/882611

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