Chlodwigs Übergang zum Christentum in der Darstellung Gregors von Tour


Seminararbeit, 2007

24 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung

2 Personen
2.1 Gregor von Tours
2.2 Chlodwig

3 Inhalt des Berichts Gregors

4 Chlodwigs Übergang zum Christentum
4.1 Beweggründe für die Konversion
4.2 Ablauf der Taufe
4.3 Folgen der Taufe

5 Glaubwürdigkeit und Wahrheitsgehalt von Gregors Bericht

6 Resümee

7 Quellenverzeichnis:

8 Literaturverzeichnis:

1 Einleitung

Die Taufe Chlodwigs im späten fünften, bzw. beginnenden sechsten Jahrhundert[1] kann vielleicht als das „Hauptereignis der Geschichte des Frühmittelalters“[2] bezeichnet werden. Chlodwig schaffte es, das fränkische Gebiet zu einem großen Reich zu vereinen, welches u. a. in Folge seiner Taufe größtenteils christianisiert wurde. Die Folgen seiner Herrschaft und Taufe reichen somit bis in die Gegenwart.

Sowohl über den Taufhergang, als auch über Chlodwigs Beweggründe sowie die allgemeinen Umstände, welche zur Taufe führten, sind in der Geschichtswissenschaft in zahlreichen Publikationen verschiedenste Positionen kundgetan wurden. Insbesondere die Frage nach der genauen Datierung der Taufe spielte dabei oftmals eine übergeordnete Rolle. Als schriftliche Quellengrundlage dienten dabei hauptsächlich drei unterschiedliche schriftliche Überlieferungen: Zum einen ein Brief des Bischofs Avitus von Vienne an Chlodwig[3], in welchem er diesem zur Taufe gratuliert. Der Brief wird dementsprechend in der Regel auf die Jahre 498, bzw. 500 datiert.[4] Ein anderer Brief stammt von Nicetius[5], damaliger Bischof von Trier, und wird auf die Jahre 563 bis 565 datiert.[6] Er ist an die Langobardenkönigin Chlodosvinde gerichtet und beinhaltet einen Anleitung, wie sie ihren Mann Alboin vom Arianismus abbringen und zum katholischen Glauben führen könne. Die ausführlichste Quelle stammt von Gregor von Tour und ist ein Bericht über die Taufe aus dem zweiten Buch seiner „Decem libri historiarum“ (Zehn Bücher Geschichte)[7], welches er vermutlich innerhalb der Jahre 576 und 580 geschrieben hat.[8] Erweitert werden kann diese Quellenauswahl um die spätere Vita Chrodechildes, Königin und Ehefrau Chlodwigs, welche inhaltlich jedoch nur sehr kurz auf die Taufe eingeht und sich dabei sehr stark an der Darstellung Gregors zu orientieren scheint. Sie stammt aus dem späten neunten, bzw. zehnten Jahrhundert.[9]

Was die Publikationen und den Forschungsstand zu Chlodwigs Taufe betrifft, so können wir uns heute aus einem reichhaltigerem Bestand bedienen. Als eine der grundlegenden Aufsätze für diese Arbeit dient eine bereits 1933 erschienen Studie von Wolfram von den Steinen.[10] Diese sehr ausführliche Arbeit setzt sich äußerst intensiv mit den vorhandenen Quellen, insbesondere Gregors Bericht, auseinander und versucht dabei im Speziellen die hinter Gregors Erzählungen stehenden Quellen ausfindig zu machen. Auch wenn von den Steinen nicht alle selbst aufgeworfenen Fragen zufriedenstellend beantworten kann und einige seiner Thesen heute widerlegt worden sind, so ist es dennoch eine bemerkenswert akribisch ausgearbeiteter Studie.

In dem Jahr 1996 jährte sich die für die Taufe bedeutende „Schlacht von Zülpich“ zum 1500. Mal. Dies gab Anlass zu diversen Chlodwig-Ausstellungen und Kolloquien[11], in dessen Rahmen auch einige gute und neuere Aufsätze entstanden. Zu nennen wären da z. B. zwei Aufsätze von Alan Dierkens[12] und Michel Rouche[13], welche sich insbesondere die Taufe, bzw. die zur Taufe führenden Sachverhalte sowie die Folgen und Bedeutung der Taufe zum Thema machen. Einen vollständigeren und ausführlicheren Überblick, auch über hintergründige Aspekte, bietet in deutscher Sprache Rolf Weiss,[14] wobei sich hier jedoch sämtliche Ausführungen sehr stark an dem Versuch orientieren, den damaligen Ereignissen eine genaue zeitliche Abfolge zuzuschreiben. Des Weiteren finden sich in verschiedensten Werken, welche sich umfangreicheren Themeneingrenzungen widmen, zahlreiche kurze, aber dennoch informative Artikel, bzw. Abschnitte zu Chlodwigs Taufe.[15] Als wichtiger englischsprachiger Autor bleibt Ian Wood zu nennen, der in vielen Artikeln und eigenen Werken zu Chlodwig und dessen Taufe publiziert hat. Auch zu dem Autor der ausführlichsten Quelle, dem Bericht des Gregors vor Tour, existieren verschiedene Überblickswerke. In deutscher Sprache gibt Martin Heinzelmann einen gelungen Überblick über Gregor und dessen Hauptwerkes, die „decem libir historiarum“.[16]

Diese Arbeit macht es sich zur Aufgabe, den Übergang Chlodwigs zum Christentum zu beschreiben. Dabei wird nicht ausschließlich die Taufe im Mittelpunkt stehen, sondern darüber hinaus werden auch die Vorraussetzungen, Ereignisse und Chlodwigs Motive, welche zu eben jener Taufe führten, Beachtung finden. Ausgangspunkt für diese Darstellung wird der Bericht Gregors sein. Die anderen genannten Quellen werden jedoch teilweise für bestimmte Aspekte ergänzend hinzugezogen werden, um bestimmte Sachverhalte so umfassender interpretieren und erläutern zu können.

Um das Ereignis von Chlodwigs Konversion sowie die Darstellung Gregors richtig einordnen zu können, halte ich es für wichtig, sowohl mit Gregors Werk, als auch mit der politischen und persönlichen Situation Chlodwigs vertraut zu sein. Daher werden beide Personen zu Beginn der Arbeit kurz vorgestellt werden. Darauf wird eine kurze inhaltliche Zusammenfassung von Gregors Quelle folgen, ehe dieselbe unter den Gesichtspunkten der Beweggründe für Chlodwigs Konversion, dem Ablauf sowie den Folgen der Taufe analysiert und interpretiert wird. Dabei müssen natürlich auch grundlegende Überlegungen zum Wahrheitsgehalt und zur Glaubwürdigkeit der Quelle angestellt werden.

2 Personen

An dieser Stelle soll zunächst einmal eine einleitende Beschreibung der für diese Arbeit relevanten Personen stehen. Das ist zunächst einmal der Autor der Hauptquelle dieser Arbeit, der Bischof Gregor von Tours und dessen Werk, die „Decem libri historiarum“. Zum andren natürlich Chlodwig selbst mit seiner politischen und privaten Ausgangssituation vor der Taufe, bei der insbesondere seiner Frau Chrodechilde eine entscheidende Rolle zukommt.[17]

2.1 Gregor von Tours

Gregor (538/539 – 594) stammte aus einem galloromanischen Senatorenadel. Nach dem frühen Tod seines Vaters wurde er von seinem Onkel, dem Bischof von Clermont, äußerst christlich erzogen. Im Jahre 573 wurde er Bischof von Tours und gilt heute als äußerst einflussreicher Mann auf kirchlicher wie auch auf politischer Ebene der damaligen Zeit.[18] Neben seinem Bischofsamt widmete er sich in großem Umfang der Geschichtsschreibung. Sein Hauptwerk sind die „Decem libri historiarum“ („Zehn Bücher Geschichte“). Die frühere Bezeichnung „Historia francorum“ (Frankengeschichte) gilt inzwischen als unzutreffend.[19] Dieses Werk umfasst die gesamte Geschichte von der Entstehung der Welt nach dem Alten Testament bis zu den Jahren 593/594. Die Bücher zwei bis vier beziehen sich jedoch ausschließlich auf das gallische Territorium. Am Ende des zehnten Bandes findet sich zudem eine kurze Autobiographie. Problematisch gestalten sich die Quellenlage und damit die Frage nach der Authentizität der Darstellung der Ereignisse, da Gregor keine Quellen nennt.[20] Heinzelmann gibt zudem zu bedenken, dass Gregors Darstellung eine „auf episkopaler Autorität beruhendeInterpretation von Geschichte“[21] ist, sie also in erster Line aus kirchlicher Sicht geschrieben wurde. Dennoch gilt sie als wichtigste Quelle für die Merowingerzeit und Gregor wird, entgegen einigen anderen, insbesondere früheren Urteilen, nach neuester Forschung als zuverlässiger Historiograph bewertet.[22]

2.2 Chlodwig

Chlodwig (466-511) entstammt dem Geschlecht der Merowinger und gilt als Begründer des fränkischen Großreiches. Zunächst Kleinkönig von Tournai (ab 481 oder 482), weitete er seinen Herrschaftseinfluss innerhalb der kommenden 25 Jahre durch erfolgreiche Kriege und geschickte Politik immer weiter aus, bis er schließlich zum bedeutendsten und einflussreichsten Herrscher des gallischen Gebietes aufgestiegen war.[23] Dies umfasste die Gebiete um Tournai im Norden, Alamannien im Osten und reichte bis Aquitanien im Süden.[24] Dabei verfolgte er stets das Ziel der Anerkennung seiner Macht durch den oströmischen Kaiser, welche er erst im Jahre 508 erhielt.[25]

[...]


[1] Die genaue Datierung ist bis heute äußerst umstritten.

[2] Dierkens, Alain: Die Taufe Chlodwigs, in: Die Franken-Wegbereiter Europas, Katalog Handbuch in zwei Teilen, Mainz, 1996, erster Band, S.191

[3] Brief des Bischofs Avitus von Vienne an Chlodwig, MGH AA 6.2, (R. Peiper), Berlin 1983, Nachdruck, 1961. Deutsche Übersetzung in: Kaiser, Reinhold: Die Franken: Roms Erben und Wegbereiter Europas?, Idstein, 1997, S.87, 88

[4] Kaiser, Reinhold: Roms Erben und Wegbereiter Europas?, Idstein, 1997, S.87

[5] MGH Epp. 3, 1, Berlin 1892, S.119ff (W. Gundlach); der für die Taufe relevante Abschnitt sowie eine sinngemäße deutsche Überstzung findet sich auch bei: von den Steinen, S.472,473

[6] Bautz, Traugott (Hrsg.), Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Band 4, Herzberg, 1993, S. 656

[7] Bericht Gregors von Tours über Chlodwigs Taufe, Historiarum Libri Decem II 29-31, MGH SS rer. Mer.1.2, Hannover 1885, Nachdruck 1969 (B.Krusch). Deutsche Übersetzung in: Kaiser, Reinhold: Die Franken: Roms Erben und Wegbereiter Europas?, Idstein, 1997, S.110-114

[8] Dierkens, S.184

[9] Vita der Frankenkönigin Chrodechilde, MGH SS, rer. Mer.2, S.342-348 (B. Krusch), Hannover, 1888, Nachdruck 1956. Englische Übersetzung „Clothild, Queen of the Franks“, in: Jo Ann McNamara: Sainted Woman of the Dark Ages, Durham und London, 1992, S.38-50

[10] von den Steinen, Wolfram: Chlodwigs Übergang zum Christentum – Eine quellenkritische Studie, erschienen in: Mitteilungen des Österreichischen Instituts für Geschichtsforschung, Ergänzungsband 12, Innsbruck, 1933, S.417-501

[11] ein Überblick über die Ausstellungen und Kolloquien findet man bei: Geuenich, Dieter (Hrsg.): Die Franken und die Alemannen bis zur „Schlacht bei Zülpich“ (496/97), Berlin, New York, 1998, S.424

[12] Dierkens, S.183-191

[13] Rouche, Michel: Die Bedeutung der Taufe Chlodwigs, in: Franken-Wegebereiter Europas, 1996, erster Band, S.192-199

[14] Weiss, Rolf: Chlodwigs Taufe: Reims 508, Bern 1971

[15] z.B.: Ewig, Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich, Kohlhammer, 2001, S.18-30 und von Padberg, Lutz E.: Christianisierung im Mittelalter, Bad Vilbel, 2006, S.9-16

[16] Heinzelmann, Martin: Gregor von Tour (538-594), Darmstadt 1994

[17] Dieser Teil der Arbeit wird bewusst sehr knapp gehalten und erhebt nicht den Anspruch auf eine vollständige Darstellung des Leben Gregors, bzw. Chlodwigs. Er soll lediglich die für den weiteren Verlauf der Arbeit nützlichen Informationen enthalten. Ausführliche und gelungene Darstellungen des Lebens von Gregor und Chlodwig findet sich: für Gregor: u .a. bei: Heinzelmann, Martin: Gregor von Tour (538-594), Darmstadt 1994, 1. Kapitel, S. 7-31, für Chlodwig u. a. bei: Geary, Patrick J.: Die Merowinger - Europa vor Karl dem Großen, München, 1996, S.89-95 sowie: Kaiser, Reinhold: Das römische Erbe und das Merowinger-Reich, München 2004, S.15-24

[18] Bautz, Band 2, 1990, S.339

[19] Anton, Hans H., in: Lexikon des Mittelalters, Band 4, München, 1989, S. 1680

[20] Ebd.

[21] Heinzelmann, S.7

[22] Anton in: Lexikon des Mittlealters, Band 4, S.1681

[23] Ewig, Eugen, in: Lexikon des Mittelalters, Band 2, 1983, München, S.1863-1868

[24] Ebd.

[25] Dierkens, S.183, 188

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Chlodwigs Übergang zum Christentum in der Darstellung Gregors von Tour
Hochschule
Universität Bremen
Veranstaltung
Die Christianisierung Europas im Mittelalter
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
24
Katalognummer
V88259
ISBN (eBook)
9783638034241
ISBN (Buch)
9783638932677
Dateigröße
473 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Aus dem Gutachten der Dozentin: "Eine erfreuliche Arbeit: Der Einstieg ist gelungen, die Forschung ist hinreichend berücksichtigt, die Quellenbewertung wird mit gut begründeten, differenzierten und selbstständigen Urteilen verknüpft, der Aufbau ist klar strukturiert. (...)"
Schlagworte
Chlodwigs, Christentum, Darstellung, Gregors, Tour, Christianisierung, Europas, Mittelalter, Vita
Arbeit zitieren
Ingo Schultz (Autor:in), 2007, Chlodwigs Übergang zum Christentum in der Darstellung Gregors von Tour, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88259

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