Aggression bei Kindern

Arten, Ursachen, Intervention


Examensarbeit, 2006

68 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definitionsversuche von Aggression

3.Ursachen
3.1 Triebtheorien
3.1.1 Triebtheorie nach Sigmund Freud (1920)
3.1.2 Instinkt – Modell von Konrad Lorenz (1937)
3.2 Frustrations – Aggressions – Hypothese nach Dollar und Miller (1939)
3.3 Lerntheorie nach Bandura (1959)
3.3.1 Lernen am Modell
3.3.2 Lernen am Effekt
3.4 Andere Ursachen
3.5 Fazit

4. Entwicklung aggressiven Verhaltens

5. Arten von Aggression
5.1 Aggression in Abhängigkeit der Intention der Handlung
5.1.1 Die konstruktive Aggression
5.1.2 Die destruktive Aggression
5.1.3 Die instrumentelle Aggression
5.2 Aggression bei Jungen und Mädchen
5.3 Äußerungsformen der Aggression
5.3.1 Autoaggressionen
5.3.2 Hyperaktivitätssyndrom
5.4 Fazit

6. Intervention
6.1 Verhaltenstraining nach Petermann und Petermann
6.2 Motopädagogisches Programm nach Kiphard (1993) als Intervention bei Hyperaktivität
6.3 Streitschlichtung
6.4 Andere Interventionsmöglichkeiten
6.4.1 Wiedergutmachung
6.4.2 Auszeitmethode
6.4.3 Verstärkung
6.4.4 Ignorieren
6.4.5 Die Technik des Festhaltens und die „Kunst“ des Redens
6.5 Fazit

7. Abschließende Bemerkung

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Wer kennt es nicht - das Gefühl, welches in einem aufsteigt, wenn etwas nicht so klappt, wie man es gern möchte. Im schlimmsten Fall hat man gerade dann Zeitnot, wenn der PC sich wieder einmal „aufhängt“ oder die Kinder nicht hören, wenn man sagt: „Zieht euch an, wir müssen los!“. Man sitzt im Auto und hat es eilig, aber der Fahrer vor einem scheint erst gestern seinen Führerschein bekommen zu haben. Man möchte laut schreien, die Brust schnürt sich langsam zu und man kann kaum noch klar denken. Im Supermarkt sind eine Mutter und ihr Kind zu beobachten. Der Sprössling wirft sich auf den Boden und schreit laut, weil die Mutter ihm keine Schokolade kaufen möchte. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird ein Mensch, der auf diese Weise handelt und/oder solche Gefühle hat, als wütend bzw. aggressiv bezeichnet. Es stellt sich die Frage wo diese Aggressionen herrühren. Wie entstehen sie und wieso entstehen sie? Aus welchen Gründen schmeißt sich das Kind im Supermarkt auf den Boden? Was hat das mit der Schokolade zu tun?

Greifen wir das Beispiel des wütenden Autofahrers noch einmal auf. Dieser würde am liebsten an der nächsten roten Ampel aussteigen und zu dem ihn behindernden Auto laufen. Er möchte die Fahrertür aufreißen und den Fahrer nach allen Regeln der Kunst anschreien, im schlimmsten Fall sogar schlagen. Damit würden all die angestauten Gefühle wahrscheinlich abgebaut werden. Im seltensten Fall würde der aufgebrachte Autofahrer dies jedoch tun, weil psychische und physische Verletzungen anderer Personen gesetzlich verboten sind. Aggressionen werden durch Gesetze eingedämmt, denn wenn jeder Mensch seinem aggressiven Gefühl immer nachgeben würde, wäre ein absolutes Chaos vorprogrammiert. Die menschliche Gesellschaft würde ihr soziales Gefüge nicht aufrechterhalten können. Geringfügige Konflikte wären Grund genug, um einen Mord zu begehen.

In der Entwicklung der Menschheit nahmen die Aggressionen ein immer stärkeres Ausmaß an, wobei sie heutzutage in jedem gesellschaftlichen Bereich zu finden sind. Die Richtigkeit dieser Aussage soll im Zuge der Examensarbeit überprüft werden. Obwohl Aggressionen durch die Gesellschaft sehr stark unterbunden werden, sind doch viele Menschen aufzufinden, die ihre Aggressionen nicht im Zaum halten können. Dazu gehören zum Beispiel jähzornige Menschen. Um bei ihnen Aggressionen auszulösen, bedarf es nur sehr kleiner Reize. Von einer Sekunde auf die Andere kommt es zu einem akuten Wutausbruch, der nicht nur durch lautes Schreien, sondern auch oft auch durch aggressive Handlungen charakterisiert ist.

Jedes Individuum lebt seine Aggressionen anders aus. Entweder geschieht dies aus verschiedenen Beweggründen heraus oder in verschiedenen Äußerungsformen. Auch bei Kindern ist dieses Phänomen der Aggression anzutreffen. Sie wissen nicht um die längerfristigen Auswirkungen ihrer Handlungen. Es stellt sich die Frage, inwieweit Aggressionen bei Kindern „normal“ und ab wann sie bedenklich sind. Auch ist es im Zuge der Arbeit mit vor allem verhaltensauffälligen Kindern wichtig zu wissen wie man in akuten Situationen eingreifen bzw. reagieren kann.

Während meiner Praktika, im Rahmen meines Studiums der Förderschullehrerin, stieß ich des Öfteren auf so genannte verhaltensauffällige und aggressive Kinder, die in vielen Situationen keinen anderen Ausweg, als den der Aggression sahen. Ich wälzte Schülerakten und versuchte anhand ihres Lebenslaufes Anhaltspunkte für die stark destruktiven Neigungen zu finden. Der Großteil der Kinder, die die Förderschule für soziale und emotionale Entwicklung besuchten, hatte einen schwierigen, manchmal sogar grausamen Lebensweg hinter sich. Konnten ihre Verhaltensauffälligkeiten vielleicht daher rühren? Nicht selten kam es im Unterricht zu Wutausbrüchen und „Ausrastern“ der Kinder. Ich war geschockt und gelähmt, nicht fähig einen klaren Gedanken zu fassen. Wie kann man als LehrerIn in Situationen reagieren, in denen sich ein Kind in einem Zustand höchster Erregung befindet? Welche Möglichkeiten sind gegeben? Die steigende Aggressivität im schulischen Alltag, Konzentrationsschwierigkeiten und Bewegungsarmut sind nur einige herausgegriffene Probleme, mit denen sich die LehrerInnen in der heutigen Zeit konfrontiert sehen. Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Schwierigkeiten und Probleme in den Schulen, sollen im Rahmen dieser Examensarbeit sollen Antworten auf all diese Fragen gefunden werden, die hier in der Einleitung aufgeworfen worden sind.

2. Definitionsversuche von Aggression

Das Wort Aggression leitet sich aus dem lateinischen Wort „aggredior-aggredi“ ab. Dort bedeutet es soviel wie „sich an jemanden wenden“, „jemanden angehen“, „zu gewinnen suchen“. Der Begriff Aggression hat für die Menschen der heutigen Zeit eine stark negative Bedeutung, weil er immer mit Handlungen verbunden ist, die sich gegen eine Person oder Gegenstände richten. Das Wort „gegen“ muss hier besonders betont werden, weil die aggressiven Handlungen immer negativer Natur sind. In diesem Zusammenhang spielt es keine Rolle aus welchen Beweggründen heraus aggressive Handlungen ausgeführt werden, da sie immer eine physische oder psychische Verletzung zum Ziel hat und somit negativ ist (vgl. Internet: http://www.fundus.org/pdf.asp?ID=7576 [Stand März 2006]).

Jeder Mensch versteht unter Aggression etwas anderes. Die Vorstellungen sind sehr divergent und gehen von verbalen oder körperlichen Angriffen, über Missachtung und mangelnde Hilfeleistung bis hin zu Handlungen aus kühler Berechnung oder aus intensiven Erregungsgefühlen, wie Wut bzw. Zorn. In den meisten Definitionen wird der Schwerpunkt auf die Intention der Handlung gelegt. „Aggression besteht in einem gegen einen Organismus oder ein Organismussurrogat gerichteten Austeilen schädigender Reize“ (Selg u.a. 1998, S. 14, In: Nolting 1998, S. 23). Als Ziel der Aggression wird hier die explizite Schädigung von Personen oder Gegenständen angeführt. Durch die Fixierung auf die Intention werden auch Handlungen als aggressiv bezeichnet, die ihr Ziel der Störung nicht erreichen, jedoch aus dem Grund heraus ausgeführt werden dies zu tun (vgl. Nolting 1978, S. 21). Dollard und seine Kollegen (1939) betonen in ihrer Definition, dass Aggression nur dann vorliegt, wenn eine Schädigung Anderer beabsichtigt ist: „Aggression ist eine Verhaltenssequenz, deren Zielreaktion die Verletzung einer Person ist, gegen die sie gerichtet ist“ (Bierhoff/Wagner 1998, S. 5). Zillmann (1979) erfasst den Begriff noch exakter. Nach ihm „ist eine Aktivität dann als Aggression zu definieren, wenn von der handelnden Person versucht wird einer anderen Person, körperlichen Schaden oder physischen Schmerz zuzufügen, und wenn das Opfer gleichzeitig danach strebt, eine solche Behandlung zu vermeiden“ (Bierhoff/Wagner 1998, S. 6). Er bringt in seine Definition die Perspektive des Opfers ein. Demnach ist eine destruktive Handlung also nur dann eine Aggression, wenn es ein Opfer gibt und dieses versucht, den Angriff zu vermeiden. Allerdings wird die Aggression gegen Objekte von Zillmann und Dollard völlig außer Acht gelassen, beispielsweise das Zertrümmern von öffentlichen Papierkörben (vgl. Bierhoff/Wagner 1998, S. 5f.). Will das Opfer einen Angriff durch destruktives Handeln abwehren, kann es dann auch als aggressiv bezeichnet werden? Das ist abhängig von der Sichtweise des Beobachters, da auch dieser Aspekt an die subjektive Meinung eines Menschen gebunden ist. Aber eine destruktive Handlung, die einen Selbstschutz des Menschen zum Ziel hat, wird im Allgemeinen eher selten als Aggression bezeichnet. Lischke (1973) differenziert bei dem Verfassen einer Definition von Aggression zwischen der Sicht des Täters und der Sicht des Opfers. So liegt bei einer Definition aus Opfersicht der Schwerpunkt auf dem Erlebnis der Verletzung. Der Betroffene wird physisch oder psychisch angegangen, zumeist gegen seinen Willen. Eine Definition aus Opfersicht ist diese, dass Aggression „ein Verhalten des anderen [ist], durch das wir in dem, was wir erstreben, sowie in dem davon bestimmten Verhalten eine Störung erfahren.“ (Lischke 1973, S. 26). Hier wird festgehalten, was das Opfer für Nachteile aus einem Erlebnis mit einem aggressiven Verhalten erfährt. Es wird in seinem Streben nach einem bestimmten Ziel gestört. Dadurch wird das Opfer daran gehindert, sein Ziel zu erreichen. Aus der Sicht des Täters legt Lischke (1973) den Schwerpunkt auf den Willen zu verletzen. Der Aggressor handelt nach dem Wunsch eine andere Person vorsätzlich zu schädigen (vgl. Lischke 1973, S. 25f.). Der Definitionsversuch nach Lischke (1973) ist vergleichbar mit denen von Zillmann (1979) und Dollard (1939). Alle drei Autoren betonen die feste Absicht der Verletzung einer anderen Person.

Schon jetzt wird erkennbar, dass sich das Finden einer einheitlichen Definition von Aggression als sehr schwierig erweist. Dies ist deswegen problematisch, weil jede Form der Aggression, sowie die Beweggründe dieser, in eine Definition eingebunden sein sollten. Da aber jeder Mensch eine andere Auffassung dieses Phänomens verinnerlicht hat, gibt es dementsprechend zahllose Vorstellungen. Es ist nahezu aussichtslos eine Definition zu finden, die alle Vorstellungen einbeziehen kann. Auch ein weitgefasster Definitionsversuch, der mit Aggression jedes Verhalten meint, „das im wesentlichen das Gegenteil von Passivität und Zurückhaltung darstellt“ (Bach und Goldberg 1974 S. 14, In: Nolting 1998, S. 24), ist eher unbrauchbar. Hiernach wäre Aggression jede Aktion des Menschen, da diese das Gegenteil von Passivität darstellt. Trägt ein Mann seinen Müll von der Wohnung in den Müllcontainer vor dem Haus, müsste man ihn nach der Definition von Bach und Goldberg als aggressiv bezeichnen. Schließlich verhält er sich alles andere als passiv. Er wird aktiv. Nach dieser Definition wären die Menschen immer aggressiv, egal was sie tun.

Um das Phänomen der Aggression so eng wie möglich zu erfassen, sollte eine klare Trennung von Sachverhalt und Wertung vorgenommen werden. Nolting (1998) spricht in diesem Zusammenhang von einem wertneutralen Aggressionsbegriff. Um den Sachverhalt einzugrenzen, müssen gemeinsame Merkmale der Handlungen gesammelt und im Zuge einer Definition zusammengefasst werden. Ob ein konkretes Verhalten als angebracht oder unangebracht, als konstruktiv oder destruktiv aufgefasst wird, ist subjektiv von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Aus diesem Grund sollten solche Wertungen aus einer Definition von Aggression herausgehalten werden. Es ist ebenfalls unangebracht Spekulationen bezüglich der Intention einer destruktiven Handlung in einer Definition zu verarbeiten. Das hat zur Folge, dass unzählige Definitionen entstehen, da unzählige Deutungen destruktiver Handlungen existieren. Dieselbe aggressive Handlung kann sowohl negativ als auch positiv bewertet werden. Dies ist abhängig von der Sicht des Beobachters. Zum Beispiel werden Schüsse der Polizei bei der Errettung von Geiseln gesellschaftlich als eine Form der positiven Aggression angesehen, ein Schuss eines Bankräubers dagegen als negativ. Beide Sachverhalte beschreiben eine Aggression. Diese werden jedoch aus unterschiedlichen Gründen ausgeführt. Die Konzentration muss sich auf die Handlung selbst richten, wobei die Intention keine Rolle spielt (vgl. Nolting 1998, S. 24ff.). Ein Beispiel für eine wertneutrale Definition wäre die Folgende: „Aggression ist ein Verhalten des Menschen, welches sich zum Ziel setzt, seine Umwelt physisch (körperlich) oder psychisch (seelisch) zu verletzen, Besitztümer zu beschädigen oder zu zerstören.“ (Internet: http://www.fundus.org/pdf.asp?ID=7576 [Stand März 2006]). Diese Definition beinhaltet ausschließlich Merkmale der Handlung, verzichtet gänzlich auf Deutungen derselben und kommt damit wohl am nächsten an die allgemeine Vorstellung von Aggression heran. Allerdings kann auch hier nicht von der Definition von Aggression gesprochen werden, weil erneut nicht alle Aspekte bezüglich des Sachverhaltes involviert sind. Die von Lischke (1973) und Zillmann (1979) angesprochene Sicht des Opfers wird beispielsweise völlig außer Acht gelassen.

Nach Nolting (1978) existiert keine allgemeine Definition von Aggression, die auf alle destruktiven Handlungen und Angriffe zutrifft. Diese These beweisen die zahllosen Definitionsversuche verschiedenster Autoren. Es fallen die feinen Unterscheide bei den Definitionen von Aggression auf, die jeweils einen anderen Aspekt der aggressiven Handlung hervorheben. Menschen sind unterschiedlich und somit auch ihre Vorstellungen, Werte und Beurteilungen. Gerade diese Tatsache beweist sich durch die zahlreichen Definitionen in der Literatur. Schon bei den Autoren ist zu erkennen, dass jeder das Phänomen der Aggression etwas anders sieht. Definitionen können deswegen nur Anhaltspunkte bieten, aber keinen maßgeblichen Grundsatz (vgl. Nolting 1998, S. ff.).

Die Begriffe Gewalt und Aggression werden heutzutage oft bedeutungsgleich verwendet. Das gründet sich auf der Tatsache, dass sie nur schwer voneinander zu trennen sind. Bierhoff und Wagner (1998) nehmen eine grobe Unterscheidung durch vier Aspekte vor. Gewalthandlungen führen demnach zu schweren Schädigungen mit erheblichen Konsequenzen und sind gesetzlich verboten. Aggressionen ziehen dagegen unerhebliche Schäden nach sich und verstoßen gegen konventionell festgelegte Normen. Gewalt erfolgt berechnend, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, ist also instrumentell. Handeln Menschen feindselig und aus einer emotionalen Erregung heraus, wird dies als aggressiv bezeichnet. Man kann aus diesen Überlegungen schließen, dass Gewalt eine stärkere Form der Aggression ist. Auf die Realität übertragen würde ein Bankräuber gewalttätig handeln, weil er durch sein Agieren das Ziel verfolgt, Gewinn zu erzielen. Dieses Ziel versucht er mit Mitteln durchzusetzen, die gegen Gesetze verstoßen. Es ist ihm egal, wie sich die Bankangestellten, also seine Opfer, dabei fühlen. Als aggressiv kann dagegen ein Kind bezeichnet werden, das sich durch Schimpfen und Treten gegen eine ungerechte Ermahnung der Mutter wehrt. Es verstößt damit keinesfalls gegen Gesetze, jedoch gegen gesellschaftliche Normen. Außerdem beginnt das Kind aus dem Grunde seine Mutter zu schlagen, weil es sich wehren möchte. Es reagiert auf subjektiv empfundene Ungerechtigkeit. Mit dieser Unterscheidung von Gewalt und Aggression versuchen die Autoren eine Trennungslinie zu schaffen. Allerdings gibt es diese nicht in klarer Form (vgl. Bierhoff/Wagner 1998, S. 48f.). Auch in diesem Fall wird die Differenzierung der Begriffe von der Gesellschaft subjektiv vorgenommen, das Ergebnis ist dabei individuell unterschiedlich.

3.Ursachen

3.1 Triebtheorien

3.1.1 Triebtheorie nach Sigmund Freud (1920)

Als Erklärung für das Auftreten aggressiven Verhaltens hat Freud die Triebtheorie entwickelt. Als Psychoanalytiker war er daran interessiert den Begriff Aggression in Zusammenhang mit seelischen Vorgängen und der Gesamtpersönlichkeit des Menschen zu bringen. Nach seiner Auffassung setzt sich die Gesamtpersönlichkeit aus dem Es, dem Ich und dem Über – Ich zusammen. Das Es vertritt die Triebimpulse. Das Ich fungiert als Vermittler zwischen den Trieben und der Realität, währen das Über – Ich die Funktion des Gewissens übernimmt.

Zunächst stellt sich hier die Frage, was ein Trieb ist. Nach Freud ist ein Trieb ein Drang im Organismus. Dieser Drang strebt nach der Wiederherstellung eines früheren Zustandes, den der Organismus aufgrund des Einflusses verschiedener äußerer Störkräfte aufgeben musste (vgl. Lischke 1973, S. 41). Freud geht von einer angeborenen Neigung des Menschen zum „Bösen“, zur Destruktion aus. Diese Neigung führt er zurück auf einen angeborenen Grundtrieb im Menschen – den Todestrieb, auch Thanatos oder Destruktionstrieb genannt. In seinem Wirken arbeitet Thanatos darauf hin den früheren passiven, spannungslosen Zustand wiederherzustellen. Er hat den Wunsch alles Organische in Anorganisches zurückzuführen. Das bedeutet, dass der Destruktionstrieb auf den Tod des Menschen hinarbeitet (vgl. Nolting 1978, S. 52f.). Das eigentliche Ziel des Destruktionstriebes ist also die Selbstvernichtung und somit der Sieg über das Ich (vgl. Bierhoff/Wagner 1998, S. 7). Wie kann der Mensch mit einem solchen Todestrieb überhaupt leben? Nach der Triebtheorie von Freud wirkt Thanatos nie für sich allein, denn neben ihm arbeitet ein zweiter Trieb: Eros. Das Ziel dieses Triebes ist es Leben zu erhalten. Aus diesem Grund leitet er die aggressiven Strebungen und Energien des Thanatos über die Muskulatur des Menschen weg von der Selbstzerstörung auf andere Objekte. Das wird dann als Aggression sichtbar

(vgl. Nolting 1978, S. 53f.) (vgl. Internet: http://www.schule bw.de/unterricht/paedagogik/gewaltpraevention/aktiv/reader/03_TypischeUrsachen.pdf [Stand März 2006]). Der Mensch bewahrt sein eigenes Leben demzufolge dadurch, dass er seine aggressiven Gefühle auf andere Menschen, Tiere oder leblose Gegenstände ableitet. Alle Aggressionen, die der Organismus aufgrund der Grenzen, die ihm die menschliche Gesellschaft setzt, nicht gegen andere Objekte richten kann, wenden sich auf den betroffenen Menschen zurück. Genauer gesagt, werden die Aggressionen vom Über – Ich übernommen. Dieses übt nun als „Gewissen“ dieselbe Aggressionsbereitschaft im eigenen Organismus aus, die das Ich gern an fremden Individuen befriedigt hätte. Das drückt sich in Form von Schuldgefühlen, Autoaggressionen (auf die später noch genauer eingegangen wird), bis hin zum Selbstmord aus. Begeht ein Mensch Selbstmord, hat Thanatos über Eros gesiegt.

Es besteht eine Dualität von Eros (aufbauender Trieb) und Thanatos (zerstörender Trieb) im Organismus, in der sich diese zwei Triebe in einem ständigen „Kampf“ miteinander befinden. Thanatos wurde durch die Kultur (Gesetze und Normen) allerdings so weit gebändigt, dass er innerhalb einer Gesellschaft nicht vernichtend wirkt (vgl. Lischke 1973, S. 42f.).

Die Existenz der beiden Triebe lässt sich empirisch nur sehr schwer belegen. Dies erweist deswegen als sehr schwierig, weil Triebe unbewusst ablaufen. Was sich aber überprüfen lässt ist der Aspekt, dass Thanatos den Menschen nach Spannungslosigkeit streben lässt. Aufgrund zahlreicher Untersuchungen kann als gesichert gelten, dass der Organismus nicht nur Spannung meidet, sondern diese sogar sucht. Denken wir nur an die zahlreichen Achterbahnen, auf denen die Menschen regelrecht nach Nervenkitzel trachten.

Triebtheoretische Annahmen lassen sich nach Nolting (1978) im Grunde weder beweisen noch widerlegen, da man den Aggressionsbegriff nur weit genug fassen muss, um in allen Situationen, bei denen Aggression im Spiel ist, Thanatos erkennen zu können (vgl. Nolting 1978, S. 54f.).

3.1.2 Instinkt – Modell von Konrad Lorenz (1937)

Das Instinkt – Modell geht aus der Ethologie hervor. Im Zuge dieser Forschung wird das angeborene Verhalten der Tiere und im immer größeren Umfang auch das des Menschen erforscht.

Für Lorenz ist die Aggression ein angeborener Kampftrieb. Allerdings schränkt er diese Aussage soweit ein, dass nur dann von Aggression gesprochen werden kann, wenn sie auf einen Artgenossen gerichtet ist. Der Aggressionstrieb ist ein Instinktverhalten, das durch Schlüsselreize ausgelöst wird und spontan zum Vorschein kommt (vgl. Lischke 1973, S. 35ff.). In einem speziellen, inneren Aggressionsreservoir sammelt sich unaufhörlich Energie. Wenn eine bestimmte Schwelle überschritten ist, drängen sich diese Energien eruptiv in Form einer aggressiven Handlung nach außen. Der Mensch ist demnach nicht aggressiv, weil er sich ärgert, sondern weil der spontane Trieb sich entladen muss. Je länger diese Entladung aufgeschoben wird, weil bestimmte äußere Faktoren die aggressiven Handlungen nicht zulassen, desto größer wird der Triebstau. Je größer der Triebstau wird, desto kleiner wird der Anlass, der für einen aggressiven Ausbruch nötig ist. Diese innerartliche Aggression erfüllt den biologischen Zweck der Arterhaltung, weil nur die Besten und Stärksten zur Fortpflanzung und zur Nahrungsaufnahme kommen (vgl. Nolting 1978, S. 59ff.).

Lorenz trennt von der eigentlichen instinktiven Endhaltung das Appetenzverhalten ab. Der tatsächliche Instinktablauf ist starr, eine Erbkoordination. Das Appetenzverhalten dagegen ist flexibel, erlernt und reizsuchend. Das meint in diesem Zusammenhang, dass der Mensch sich auslösende Reize sucht, wenn diese nicht vorhanden sind und nach geraumer Zeit auch ähnliche Reize als Auslöser für Aggressionen akzeptiert.

Der Aggressionstrieb des Menschen ist ein Erbe aus der frühen Steinzeit. Konrad Lorenz ist der Meinung, dass das Unglück des Menschen in der Tatsache liegt, dass er sich in grauer Vorzeit in die Klasse der friedlichen Allesfresser einreihte. So konnte seine Aggressionshemmung nur schwach ausgeprägt werden, da er nur sehr selten in Situationen kam, in denen er hätte aggressiv reagieren müssen. Wenn nicht aggressiv gehandelt wird, kann auch keine Aggressionshemmung ausgebildet werden. Zu der niedrigen Aggressionshemmung kommt die Spontanität der Instinkthandlung Aggression. Das Gemisch aus diesen beiden Faktoren führt dazu, dass der Mensch heute ein derart aggressives Wesen ist. Lorenz meint, dass kein Tier ein Individuum der gleichen Art ohne arterhaltenden Grund tötet. Menschen dagegen tun dies sehr wohl, was folgendes Beispiel demonstrieren soll: Die „…Geschichte von den gutmütigen, psychisch gesunden Bomberpiloten, die es nicht übers Herz brächten, ihre eigenen Kinder zu schlagen, aber ohne Gewissenbisse Tausende von anderen Kindern durch einen Hebeldruck dem qualvollen Feuertod [ausliefern]..“ (Lischke 1973, S. 39). Dieses Beispiel ist gleichzeitig Beweis für den dritten Faktor für das „Verderben“ des Menschen. Die Erfindung weittragender Waffen lassen die Opfer und damit jegliche Auslöser für Aggressionshemmung völlig aus dem Blickfeld verschwinden. So handeln die Menschen vor allem in Kriegssituationen kalt und grausam. Sie töten unzählige Artgenossen ohne dabei Mitleid für ihr Opfer zu empfinden.

Dennoch können destruktive Handlungen bis zu einem gewissen Grad gehemmt werden, so zum Beispiel durch ein simples Lächeln oder durch eine persönliche Bekanntschaft. Ein Individuum handelt seltener aggressiv, wenn es sein Opfer kennt. Auch lassen sich Aggressionen durch sportliche Betätigung in unschädliche Bahnen lenken (vgl. Lischke 1973, S. 35ff.).

Nach Aussagen der Ethologen Wickler und Seibt (1977), können keine ernsthaften Belege für einen Aggressionstrieb im Menschen gefunden werden. Im Gegenteil - es sprechen zahlreiche Argumente dagegen. So ist der biologische Sinn einer spontanen Aggression schwer nachzuvollziehen, da sich ein Organismus damit in unnötige Gefahr begeben würde. Wenn Tiere ohne arterhaltenden Grund aggressiv gegen Organismen der eigenen Art agieren, würden sie dazu beitragen, ihre eigene Gattung zu vernichten (vgl. Nolting 1978, S. 63).

3.2 Frustrations – Aggressions – Hypothese nach Dollar und Miller (1939)

Die Grundannahme der Yale – Frustrations – Aggressions – Theorie ist die, dass Aggression immer die Folge einer Frustration ist und Frustration wiederum immer zu irgendeiner Form von Aggression führt. 1941 nahmen Miller und Dollard diese Grundaussage der Frustrations-Aggressions-Hypothese zurück und formulierten sie neu. Demnach ist jede Aggression die Folge einer Frustration. Jedoch können auf Frustration auch andere Reaktionen als Aggression folgen (zum Beispiel Resignation, Depression, u. a.) (vgl. Bierhoff/Wagner 1998, S. 8) (vgl. Bayer 1996, S. 8). Diese Abänderung erscheint plausibler, da nicht die Behinderung des Zieles Aggressionen veranlasst, sondern das auf Frustration folgende Verhalten abhängig ist von der subjektiven Interpretation des Betroffenen (Attribution). Somit führt Frustration nicht automatisch zu Aggression (vgl. Gratzer 1993, S. 13).

Nolting unterscheidet zwischen verschiedenen Typen von Aggression. Zum Einen benennt er die Hindernisfrustration. Diese entsteht, wenn eine erwartete Zielerreichung verhindert wird (Berkowitz). Dabei reicht der Wunsch nach einem Ziel für das Auftreten von Aggressionen nicht aus, sondern es muss eine Aktivität auf das Ziel in Gang gekommen sein.

Des Weiteren spricht er von der Provokation. Damit sind Bedingungen gemeint, die die Zielaktivität nicht direkt stören. Stattdessen wirken sie aber indirekt durch andere Personen auf den Menschen ein, zum Beispiel durch verbale und körperliche Angriffe (Beleidigungen, Drohungen, Belästigung, u. a.). All diese Angriffe, ob physisch oder psychisch, stellen ein Fehlverhalten Anderer dar. Nolting zufolge ist dieses Fehlverhalten ein entscheidender Faktor für das Auslösen von Frustrationen. Der dritte Typ der Frustrationen sind die physischen Stressoren. Lärm, Hitze, schlechte Luft und Menschengedränge wären Beispiele für solche äußeren Stressoren. Diese werden von den meisten Menschen als unangenehm empfunden. Allerdings können diese Bedingungen aggressives Verhalten zwar erleichtern, aber sie nicht im gleichen Maß wie die Provokationen auslösen (vgl. Nolting 1978, S. 69ff.).

Durch Frustration wird eine starke Tendenz ausgelöst gegen den Verursacher der Frustration aggressiv zu handeln. Wenn von Frustration gesprochen wird, müssen zwei Voraussetzungen erfüllt sein: Erstens die Erwartung des Organismus, zu einem bestimmten Zeitpunkt bestimmte Handlungen auszuführen und zweitens die Behinderung des Organismus an der Ausführung dieser Handlung. Natürlich verursachen nicht alle frustrierenden Situationen offene Aggressionen, beispielsweise, wenn diese durch eine antizipierte Strafe gehemmt werden. Die Dimension der Aggressionshemmung hängt dann von der Stärke der Strafe ab, die der Mensch zu erwarten hat, sollte er aggressive Verhaltensweisen zeigen (vgl. Lischke 1973, S. 47ff.). Auch kann es durch die Androhung von Strafe zur Verschiebung der Aggression auf andere Ziele kommen. Dabei werden bevorzugt solche Ersatzziele ausgewählt, die dem ursprünglichen Ziel möglichst ähnlich sind. Die Aggressionstendenzen werden nach Dollard schwächer, je weniger diese Ersatzziele mit dem eigentlichen Ziel zu tun haben.

Eine weitere wichtige Grundaussage der Frustrations-Aggressions-Hypothese ist die, dass jede Verhinderung von Aggressionen wiederum eine Frustration darstellt, die den Anreiz für weitere Aggressionen erhöht. Wie schon erwähnt kann der Mensch aufgrund der Grenzen, die ihm die menschliche Kultur setzt, nicht immer offen aggressiv reagieren. Er muss seine feindseligen Neigungen unterdrücken und aufschieben. Somit wird das Individuum an seiner Zielreaktion, aggressiv zu agieren, gehindert. Das zieht wieder Frustration nach sich. Allerdings reduziert jede aggressive Handlung den Anreiz zu weiteren Aggressionen. Die Theoretiker sprechen in diesem Zusammenhang von Katharsis. Diese Überlegung wird durch spätere experimentelle Untersuchungen nicht gestützt, sie widersprechen der Katharsis-Hypothese sogar. Man fand heraus, dass durch aggressives Handeln die Intensität der nachfolgenden Aggression erhöht wird. Dies ist damit zu erklären, dass die Aggressionshemmung durch aggressives Agieren abgebaut wird, weil durch die Ausführung des destruktiven Verhaltens, die Standards verändert werden anhand derer das eigene Verhalten beurteilt wird. Die Katharsishypothese wurde im Zusammenhang mit Gewaltdarstellungen in den Medien diskutiert. Nach der ursprünglichen Überlegung von Dollard müsste schon das Betrachten von Gewalt zu einer Aggressionsminderung führen. Dies wurde empirisch widerlegt und festgestellt, dass bei der Betrachtung von Aggression eher ein Anstieg als ein Rückgang von Aggressionen zu beobachten ist (vgl. Bierhoff/Wagner 1998, S. 10f.).

3.3 Lerntheorie nach Bandura (1959)

Im Rahmen dieser Theorie sind Aggressionen komplexe soziale Verhaltensweisen, die genauso erlernt und verlernt werden können, wie andere Verhaltensweisen auch (vgl. Gratzer 1993, S. 15). „Lernen bedeutet die Veränderung personaler Dispositionen aufgrund von Erfahrungen.“ (Nolting 1978, S. 97). Die Breite dessen, was gelernt werden kann, ist sehr vielfältig (Fähigkeiten, Fertigkeiten, Kenntnisse, Motive, Vorlieben u. a.) (vgl. Nolting 1978, S. 97). Bandura unterscheidet zwei Wege der Aneignung von Aggressionen. Diese sollen im Folgenden näher erläutert werden.

3.3.1 Lernen am Modell

Das Modelllernen ist ein Lernprinzip, das mit der klassischen (Pawlow) und der operanten (Skinner) Konditionierung vergleichbar ist. Man spricht in diesem Zusammenhang auch vom Beobachtungslernen. Durch Beobachtung anderer Individuen kann der Mensch sich verschiedenste Verhaltensweisen aneignen, die er vorher nicht ausführen konnte. Beispiele dafür sind das Sprechen, das Aufbauen eines Regals, aber auch aggressive Handlungen. Mit der Übernahme der für die betreffende Person neuen Verhaltensweisen, erweitert diese ihr Verhaltensrepertoire und erhält eine gewisse Orientierung. Im täglichen Leben begegnen uns zahlreiche Modelle, die wir uns jedoch nicht alle aneignen können. Die Frage ist wovon es abhängt, ob ein Modell tatsächlich nachgeahmt wird. Bandura meint, dass folgende Bedingungen für ein Modelllernen gegeben sein müssen:

- eine Ähnlichkeit zwischen Modell und Beobachter
- eine emotionale Beziehung zwischen beiden
- die Konsequenzen des Verhaltens müssen für den Beobachter erfolgversprechend sein
- der soziale Status des Modells darf nicht unter dem des Beobachters liegen
- und/oder eine stellvertretende Verstärkung.

Stellvertretende Verstärkung bedeutet, dass der Beobachter die Konsequenzen nach einem bestimmten Verhalten bei dem Modell sieht und sich dies auf sein Handeln auswirkt. Ist das Modell erfolgreich, wird das Verhalten sehr leicht nachgeahmt. Erfährt es dagegen unerfreuliche Folgen, ist dem nicht so.

Modellverhalten kann vorerst im Gedächtnis gespeichert werden, ohne dass es vom Beobachter gezeigt wird. Es kommt dann zu einem späteren Zeitpunkt, in einer passenden Situation, zur Anwendung. Dies konnte Bandura in einigen Untersuchungen aufzeigen (vgl. Nolting 1978, S. 97ff.).

Durch eine Belohnung kann der Lernprozess positiv beeinflusst werden. Das verdeutlicht folgende Untersuchung von Bandura, Ross und Ross (1961): Die Versuchspersonen waren Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren. Ihnen wurde gezeigt, wie eine erwachsene Person in aggressiver Weise mit einer Puppe umging, indem sie diese beispielsweise auf den Kopf schlug oder sie durch den Raum warf. Anschließend bekamen die Kinder die Gelegenheit mit der Puppe zu spielen. Dabei konnte eine spontane Imitation des Verhaltens des Erwachsenen durch die Kinder festgestellt werden. Diese Imitation war besonders deutlich, wenn das Modell eine Belohnung für sein aggressives Verhalten erhielt, war dagegen besonders niedrig, wenn das Modell bestraft worden war. Obwohl die Kinder selbst nicht belohnt wurden, ahmten sie das aggressive Verhalten des Modells nach, weil dieses für seine Handlungen eine Anerkennung bekam (vgl. Bierhoff/Wagner 1998, S. 12).

Bandura unterscheidet 4 Phasen des Erwerbs bestimmter Verhaltensweisen durch Nachahmung. Die erste Phase ist der Aufmerksamkeitsprozess. Hier richtet sich die Aufmerksamkeit des Beobachters auf ein bestimmtes Verhalten einer Person. Aus diesen zahlreichen Informationen, die das Verhalten des Modells enthält, wählt der Beobachter die für ihn wichtigsten aus und beobachtet sie genau. Welches Vorbild ausgewählt wird, hängt von den zu Beginn beschriebenen Bedingungen des Modelllernens ab. Ist dieser Aufmerksamkeitsprozess beendet, beginnt die zweite Phase - die Gedächtnisprozesse. Der Lerner nimmt die neuen Informationen auf und fügt sie in seinem Gedächtnis zusammen. Entweder erweitert er schon vorhandene Verhaltensmuster im Gedächtnis (Assimilation) oder er legt neue Schemata an (Akkomodation). Der Beobachter formt das Beobachtete in Gedächtnisstrukturen um. Die ersten zwei Phasen stellen die Aneignung der beobachteten Verhaltensweise dar. Die anschließend einsetzende dritte Phase im Erwerb der neuen Verhaltensweise ist die motorische Reproduktion. Hier versucht der Lerner das neue, ihm vorteilhaft erscheinende Verhalten zu reproduzieren. Von seiner Kreativität ist es abhängig, ob er beschränkt oder umfassend in der Lage ist, das neue Schema der jeweiligen Situation anzupassen. Der motorischen Reproduktion schließt sich die Motivation, als vierte Phase an. Der Beobachter reflektiert, ob der erzielte Erfolg mit seinen Erwartungen übereinstimmt. Ist dem so, wird er das neue Verhalten durch Wiederholung perfektionieren. Das bisher gewohnte Verhalten wird durch das Neue ersetzt. Kann der Beobachter durch seine neue Verhaltensweise keinen Erfolg verzeichnen, wird er es wieder löschen. In diesen letzten zwei Phasen kommt es zur Ausführung des neu Erworbenen

[...]

Ende der Leseprobe aus 68 Seiten

Details

Titel
Aggression bei Kindern
Untertitel
Arten, Ursachen, Intervention
Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover  (Fachbereich Erziehungswissenschaften)
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
68
Katalognummer
V88101
ISBN (eBook)
9783638023665
ISBN (Buch)
9783640386741
Dateigröße
651 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Aggression, Kindern
Arbeit zitieren
Romy Blume (Autor:in), 2006, Aggression bei Kindern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88101

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Aggression bei Kindern



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden