Schutzgebiete in Mittelamerika als entwicklungspolitisches Anliegen


Hausarbeit (Hauptseminar), 2007

34 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung
1.1 Naturräumliche Gliederung Mittelamerikas
1.2 Biodiversität
1.3 Bevölkerung und Wirtschaftsentwicklung

2 Schutzgebiete und Nationalparks
2.1 Übersicht Nationalparks in Mittelamerika
2.2 Allgemeine Problematik und Konfliktpotenzial

3 Der mittelamerikanische Biokorridor

4 Naturschutzpolitik und –gesetzgebung in Mittelamerika
4.1 Gesetzgebung in Costa Rica
4.2 Gesetzgebung in Nicaragua
4.3 Naturschutzpolitik in Mexiko
4.4 Förderinstrumente

5 Akteure der Entwicklungspolitik in Schutzgebieten

6 Nutzungskonflikte
6.1 Tourismus
6.1.1 Planung und Steuerung
6.1.2 Effekte
6.1.3 Förderinstrumente
6.1.4 Technische Maßnahmen
6.2 Landwirtschaft
6.2.1 Effekte der EZ in der Landwirtschaft

7 Belize

8 Zusammenfassung und Ausblick

9 Literatur

1 Einleitung

Mittelamerika hat weltweit eine der größten Konzentrationen von Arten und diversen Ökosystemen auf einer relative geringen Landmasse. Lediglich 0,5 % der Landoberfläche der Erde entfallen auf diese Region. Dennoch sind hier weit über 7 % der bekannten Tier- und Pflanzenarten in den unterschiedlichsten Lebensräumen beheimatet. Diese Biodiversität ist eines der bedeutendsten Entwicklungspotenziale der Region. Durch die weit verbreitete Armut, hohes Bevölkerungswachstum und nicht nachhaltige Bewirtschaftungsformen bedingt sind die Naturräume jedoch stark fragmentiert und von der Vernichtung bedroht. Es gibt zahlreiche Schutzgebiete und Schutzprojekte, mit denen aufgrund von Nutzungskonkurrenzen jedoch eine Vielzahl von Konflikten verbunden sind.

1.1 Naturräumliche Gliederung Mittelamerikas

Das politische Mittelamerika wird von den Staaten Belize, Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua, Costa Rica und Panama gebildet. Biogeografisch beginnt Mittelamerika jedoch bereits am Isthmus von Tehuantepec und umfasst somit auch die fünf südöstlichsten Bundesstaaten Mexikos (Tabasco, Chiapas, Yucatán, Campeche, Quintana Roo). Der Isthmus bildet die Westgrenze der Region. Die panamaisch-kolumbianische Grenze am Isthmus von Darién und dem Fluss Atrato wird als die Südgrenze Mittelamerikas betrachtet (Köhler 2000, 4).

Mittelamerika weist mit nur 542.750 km² eine geringe Fläche auf, die in etwa einem Drittel der Fläche Mexikos entspricht. Zu Mittelamerika gehören eine 2379 km lange Karibik- und eine 3287 km lange Pazifikküste. Die beiden Ozeane sind an der Stelle mit der breitesten Landmasse, die in der Nähe der Grenze zwischen Honduras und Nicaragua liegt, 280 km voneinander getrennt. An der Landenge von Panama, der schmalsten Stelle, beträgt der Abstand lediglich 60 km. Naturräumlich kann Mittelamerika in fünf Regionen gegliedert werden: die Halbinsel Yucatán, das Bergland des nördlichen Mittelamerikas, das mittelamerikanische Vulkangebiet, das Bergland des südlichen Mittelamerikas, sowie die Küstenebenen und Tiefländer (Weyl 1980, 73).

1.2 Biodiversität

Mittelamerika hat als Landbrücke eine wichtige Position zwischen Nord- und Südamerika. Mehr als 30 Ökoregionen sind hier anzutreffen. Dazu gehören Tieflandregenwälder, Savannen, Trockenwälder, Bergwälder, Mangroven, Grasländer und Küstenökosysteme. Mittelamerika beheimatet ca. 24.000 Pflanzenarten, wovon etwa 5000 endemisch sind. Von den Wirbeltierarten gibt es etwa 1200 Vogel-, über 500 Säugetier-, an die 700 Reptilien- und weit mehr als 400 Amphibienarten. Etwa 40 % dieser Arten sind endemisch. Viele dieser Arten sind bedroht, wie beispielsweise der Manatee, der Jaguar, der Tapir, der mittelamerikanische Spinnenaffe und der Brüllaffe, der Hornvogel, der Quetzal und das Morelet’s Krokodil (Bennett 2004, 28).

1.3 Bevölkerung und Wirtschaftsentwicklung

Historisch gesehen verfügt Mittelamerika mit den Imperien der Olmeken, Maya und Azteken über ein langes und reiches kulturelles Erbe. Mit einer Gesamtbevölkerung von mehr als 45 Mio. Menschen auf 769.000 km² (CCAD 2002, 8), ist die Bevölkerungsdichte relativ hoch. Etwa ein Viertel der Bevölkerung sind indigener Abstammung und fast die Hälfte der gesamten Bevölkerung und 71 % der ländlichen Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. Ihnen fehlt meist der Zugang zu medizinischer Grundversorgung, sauberem Wasser und Bildung. Gleichzeitig liegt das Bevölkerungswachstum bei mehr als 2 % pro Jahr. Dadurch gerät der biologische Reichtum der Region mehr und mehr unter Druck. Diese Entwicklung wird durch unangemessene ökonomische Aktivitäten weiter verstärkt. Hierzu gehören etwa Abholzung oder die Umwandlung von Wäldern in Plantagen und Viehweiden.

Mit dem Ende vieler bewaffneter Konflikte in den späten 80er Jahren bot sich die Möglichkeit, eine einheitliche Strategie zu entwickeln, um den sozialen Problemen und den Umweltproblemen zu begegnen. So entstand auch die Idee eines mesoamerikanischen Biokorridors als Teil eines visionären Plans für eine nachhaltige Zukunftsplanung (Bennett 2004, 28f.).

Mit einer überwiegenden Abnahme des BIP verschlechterte sich die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Zentralamerika in den letzten Jahren. Gründe sind vor allem politische Instabilität, hohe Staatsdefizite, Inflation, interne und externe Verschuldung, instabile Geldpolitik, hohe Zinsraten und unrealistische Wechselkurse. Hinzu kommen externe Faktoren wie schwache Weltmarktnachfrage, niedrige Preise für Agrarprodukte, Verschlechterung der Terms of Trade, geringere Kreditangebote und wechselnde Zinsraten (CCAD 1991).

2 Schutzgebiete und Nationalparks

Gemäß IUCN-Definition ist ein Schutzgebiet eine bestimmte Landfläche oder ein Seegebiet, das speziell dem Schutz und der Erhaltung biologischer Diversität und natürlicher Ressourcen (auch verbunden mit kulturellen Ressourcen) dient und durch rechtliche oder andere wirksame Mittel geregelt ist (IUCN 2003, 2).

Es gibt 7 Kategorien für Schutzgebiete: Kategorie Ia ist ein hauptsächlich für die Wissenschaft geschütztes Gebiet. Gebiete der Kategorie Ib sind in erster Linie zum Erhalt der Wildnis geschützt und werden daher weitestgehend sich selbst überlassen. Nationalparks gehören zur Kategorie II und dienen hauptsächlich dem Ökosystemschutz und der Erholung. „Natural Monuments“ der Kategorie III sind zum Erhalt spezifischer natürlicher Merkmale geschützt. „Habitat/Species Management Areas“ (Kategorie IV) werden durch Eingriffe der jeweiligen Verwaltung geschützt. Zu den Kategorien V und VI gehören „Protected Landscape/Seascape Areas“ und „Managed Resource Protected Areas“, die mit dem Ziel der Landschaftserhaltung und der Erholung bzw. der nachhaltigen Nutzung von Ökosystemen geschützt werden (Abb. 1).

Nach Definition der IUCN ist ein Nationalpark ein natürliches Areal, das zum Schutz der ökologischen Unversehrtheit eines oder mehrerer Ökosysteme bestimmt ist. Ausbeutung oder andere Aktivitäten, die für das Gebiet schädlich sind, sollen verhindert werden, um so eine Grundlage für geistige, wissenschaftliche und pädagogische Zwecke, sowie zur Erholung und für Besucher zu bilden. Dies alles muss mit der Umwelt und kulturell im Einklang sein (IUCN 2006, 4).

Nationalparks können nur gemäß rechtsgültiger Bestimmungen, sowie den zu ihrer Errichtung erforderten Bedingungen und Vorschriften eingerichtet und verwaltet werden. Diese beinhalten Verbote und Einschränkungen und sorgen für die Durchsetzung rechtlicher Mittel. Desweiteren werden aufgrund ihrer Basis Verwaltungsinstanzen gegründet und deren Befugnisse und Aufgaben festgestellt. Gesetze sind daher unerlässliche Grundvoraussetzungen für jedes Schutzgebiet. Eine weitere wichtige Voraussetzung ist eine klare und genaue Feststellung der Grenzen des Schutzgebiets, einschließlich Bestimmungen über erlaubte und unerlaubte Nutzungsformen (De Souza Patu 2002, 15).

Ein Nationalpark ist typischerweise in drei Zonen gegliedert: Eine streng geschützte Kernzone, die nicht bewirtschaftet werden darf (75 % der Gesamtfläche), eine Pflege- bzw. Pufferzone („buffer zone“), in der Flächen mit unterschiedlichen Nutzformen zusammengefasst werden und eine Entwicklungs- oder Randzone (Klein 2005, 30).

Abb. 1 IUCN Schutzgebietskategorien

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(IUCN 2003, 12)

Es gibt eine Reihe von Kriterien, die Nationalparks erfüllen müssen. Sie betreffen in erster Linie die Auswahl des Gebiets, das Management und verwaltungsrechtlichen Bestimmungen. Das Gebiet muss repräsentative Naturregionen umfassen; Merkmale oder Landschaften, in denen Pflanzen- und Tierarten, Habitate und geomorphologische Schauplätze von spezieller geistiger, wissenschaftsrelevanter, pädagogischer, erholungsrelevanter und touristischer Bedeutung sind. Es muss Raum für ein oder mehrere Ökosysteme bieten und darf nicht durch menschlichen Besitz oder Nutzung verändert sein. Dabei müssen die Bedürfnisse der einheimischen Bevölkerung, einschließlich Ressourcennutzung zur Selbstversorgung, sofern dies nicht die anderen Kriterien beeinträchtigt, beachtet werden. Die Managementziele beinhalten den Schutz von Naturlandschaften von nationaler und internationaler Bedeutung für geistige-, touristische- und Erholungszwecke, sowie eine nachhaltige Sicherstellung ökologischer Stabilität und Diversität repräsentativer physiographischer Regionen, biotischer Gemeinschaften, genetischer Ressourcen und Arten. Die Lenkung der touristischen Nutzung für muss so erfolgen, dass die Aufrechterhaltung der natürlichen Gegebenheiten des Gebiets gewährleistet sind. Ein vorrangiges Ziel ist weiterhin die Aufrechterhaltung der ökologischen, geomorphologischen und landschaftstypischen Eigenschaften und Merkmalen, welche eine Einstufung als Nationalpark rechtfertigen. Die organisatorische Verantwortlichkeit (Besitz und Verwaltung) des Schutzgebietes sollte von der höchsten zuständigen Stelle des jeweiligen Landes ausgehen. Jedoch können auch andere Verwaltungsebenen, ein Einheimischenrat, eine Stiftung oder eine andere zulässige Körperschaft, welche sich der langfristigen Erhaltung widmet, zu diesen Aufgaben bevollmächtigt werden (IUCN 2006, 4).

In neuester Zeit wird statt der Nationalparks das Konzept der Biosphärenreservate bevorzugt, da sich totale Nutzungsverbote meist als unrealistisch erwiesen haben. In dem neuen Schutzgebietstypus sollen nachhaltige Nutzungen in bestimmten Zonen zugelassen werden und teilweise sogar als Basis für regionalwirtschaftliche Entwicklung in peripheren Regionen dienen (Sandoval Valverde 1998).

2.1 Übersicht Nationalparks in Mittelamerika

Die Errichtung der ersten Schutzgebiete war eine Antwort auf die fortschreitende Umweltzerstörung. So entstanden bis Ende der 70er Jahre an die 40 Schutzgebiete in Mittelamerika. Im Jahre 1987 wurde das Mittelamerikanische Schutzgebiet SICAP gegründet. Zu Beginn der 90er Jahre standen bereits 16 % der Fläche Mittelamerikas unter Schutz (CCAD 2002, 8).

Vor 10 Jahren waren in Mittelamerika insgesamt 384 Schutzgebiete mit einer Fläche von insgesamt 86.050 km² ausgewiesen, was einen Anteil an der Gesamtfläche von 15,85 % ausmachte. Flächenmäßig lagen die 78 Nationalparks mit 29.383 km² an erster Stelle vor den 81 Schutzgebieten der Kategorie VI (21.441 km²). Somit waren 34,15 % aller Schutzgebiete Mittelamerikas Nationalparks der Kategorie II (Davey 1998, 6). Mittlerweile stehen auf 22 % der Fläche Mittelamerikas fast 600 Gebiete unter Schutz (Abb. 2/Abb. 3) (CCAD 2002, 8).

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Ende der Leseprobe aus 34 Seiten

Details

Titel
Schutzgebiete in Mittelamerika als entwicklungspolitisches Anliegen
Hochschule
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen
Note
1,7
Autor
Jahr
2007
Seiten
34
Katalognummer
V87888
ISBN (eBook)
9783638071727
Dateigröße
793 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Schutzgebiete, Mittelamerika, Anliegen
Arbeit zitieren
Lars Wartenberg (Autor:in), 2007, Schutzgebiete in Mittelamerika als entwicklungspolitisches Anliegen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87888

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