Das Leben und Werk des Dichters Jorge Manrique


Hausarbeit, 2007

20 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Historischer Kontext

3. Der Lebenslauf von Jorge Manrique

4. Das Werk von Jorge Manrique
4.1. Poesía amorosa
4.2. Poesía burlesca
4.3 Poesía moral

5. Besonderheiten von Jorge Manriques Werk

6. Schlußwort

Literaraturverzeichnis

1. Einleitung

Einer der bedeutendsten spanischen Dichter des ausgehenden Mittelalters war Jorge Manrique. Dieser adelige Krieger gelangte durch sein Werk coplas a la muerte de su padre zu Weltruhm. Dieses Gedicht wird bis zum heutigen Tage im spanischen Schulunterricht rezitiert und fehlt in keiner Anthologie. Es gilt als das abschließende Meisterwerk der spätmittelalterlichen spanischen Lyrik. Tietz weist darauf hin, dass bestimmte sprachliche Wendungen aus den coplas formelhaft in die spanische Sprache eingegangen seien; so zum Beispiel die Formulierungen „[que viene] tan callando“ -wenn vom Tod als einer Gestalt gesprochen werde- und „cómo a nuesto parescer / cualquiera tiempo pasado / fue mejor“. Diese Formulierungen werden jeweils in der ersten Strophe benutzt.[1]

Die folgenden Ausführungen knüpfen an das Seminar Cancionero-Lyrik an und beziehen sich auf das Leben und Werk des spanischen Autors Jorge Manrique.

Zunächst wird kurz auf den historischen Kontext seines Lebens eingegangen, um vor diesem Hintergrund zu einem besseren Verständnis seines Werkes zu gelangen.

Das darauf folgende Kapitel beschreibt die Biografie von Jorge Manrique.

Hieran schließt sich der Hauptteil an, der auf sein Werk eingeht. Weil das Werk Coplas a la muerte de su padre Jorge Manriques Ruhm bis zum heutigen Tage begründet, wird hierauf explizit eingegangen.

Es erfolgt ein Vergleich zu anderen Werken dieses Autors.

Anschließend werden die Besonderheiten von Manriques Werk dargestellt.

2. Historischer Kontext

Das 15. Jahrhundert in Spanien war von bürgerkriegsähnlichen militärischen Auseinandersetzungen geprägt.[2] In diesen politischen Wirren gab es einerseits vielfältige Besitz- und Familienstreitigkeiten. Andererseits drängte die Grundfrage, inwieweit der Adel in dem sich neu bildenden Nationalstaat an der Macht teilhaben dürfe.

Die Könige Juan II. und Enrique IV. versuchten während ihrer Herrschaftszeiten im 15. Jahrhundert, die bis dahin existierenden Königreiche auf der iberischen Halbinsel in eine merkantilistische Monarchie umzubauen. Um dieses Ziel zu erreichen, mussten sie die Rechte des Adels und der großen Ritterorden beschneiden. Sie wurden dabei vom niederen Beamtenadel unterstützt, dessen Repräsentant Álvaro de Luna war.

Auf der gegnerischen Seite stand Rodrigo Manrique, Vater von Jorge Manrique. Er bekleidete das Amt des Ordensmeisters der Santiago-Ritter und war einer der Hauptvertreter der oppositionellen Adelsgruppen, die gegen die Könige Juan II. und Enrique IV. kämpften. Gemeinsam schafften diese Gruppen es im Jahr 1465, Enrique IV. in einer symbolischen, erniedrigenden Aktion abzusetzen: Dies geschah, indem sie ihn öffentlich wegen Machtmissbrauchs, Irrlehre und Ketzerei, Homosexualität und der Unfähigkeit, einen legitimen Erben zu zeugen für abgesetzt erklärten. Als Gegenkönig wurde Alfonso XII. vom Adel ausgerufen. Dieser starb jedoch 1468 an der Pest. Hieraufhin zerfiel das Lager der adeligen Oppositionellen.

Enrique IV musste seine Tocher Juana als unehelich erklären und erkannte Isabel la Católica, die Schwester von Alfonso XII, als einzig legitime Erbin an. Rodrigo Manrique stellte sich auf die Seite von Isabel. Im Jahre 1469 wurde durch die Heirat der späteren Königin Isabel I. von Kastilien und dem Erbprinzen Fernando II. von Áragon der Grundstein zur Einigung Spaniens gelegt. Unfreiwillig verhalf Rodrigo Manrique somit dem Zentralstaat - den er zuvor bekämpft hatte - nun zum Durchbruch und trug zur entscheidenden Schwächung der politischen Macht des Adels bei.

Das 15. Jahrhundert gilt jedoch trotz dieser politischen Ereignisse auch als Phase kultureller Blüte, in der dem Rittertum erneut eine bedeutende Rolle zukam. In den coplas zeigt sich dies in den Strophen XVI ff, welche auf das prunkvolle höfische Leben, auf Turniere und reale Schlachten anspielen. Tietz spricht daher von einer „Nachblüte des Rittertums“[3]. Diese Phase kultureller Blüte wird auch quantitativ an der großen Anzahl von Gedichten deutlich, die in jenem Jahrhundert entstanden: Aus dem 15. Jahrhundert sind über 7000 Gedichte von 700 Schriftstellern erhalten.[4]

3. Der Lebenslauf von Jorge Manrique

Das genaue Geburtsdatum sowie der Geburtsort von Jorge Manrique stehen nicht fest. Er wurde wahrscheinlich im Jahr 1440 in Paredes de la Nave (Palencia) oder Segura de la Sierra (Jaén) geboren.

Manrique stammte aus einem alten kastilischen Adelsgeschlecht. Er war der vierte Sohn don Rodrigo Manriques und doña Mencía Figueroas und hatte vier Brüder und zwei Schwestern.[5] Mütterlicherseits war er ein Großneffe des Marqués de Santillana, seine väterlichen Wurzeln reichen zu Fernán González, dem ersten Grafen von Kastilien.

Jorge Manrique war Zeitgenosse einer Reihe von Autoren: Unter anderen werden Alfonso de la Torre, Juan de Mena, Antonio de Nebrija und Juan Álvarez Gato, der mit Jorge Manrique befreundet war, genannt.[6]

Sein Vater dominierte Jorge Manriques Leben, was u. a. an der Brautwahl deutlich wurde, denn Jorge heiratete die Schwester der dritten Ehefrau von Rodrigo, doña Guiomar de Castañeda y Meneses, mit der er später zwei Kinder haben sollte.

Rodrigo Manrique war Vorbild und Held für seinen Sohn und hatte den Titel des „Maestre“ im berühmten Ritterorden von Santiago erlangt.[7]

Er setzte alles daran, seine Söhne militärisch zu schulen: „[…] Así, la enseñanza de la caballería era fundamentalmente para D. Rodrigo un modo de vida, una virtud de fortaleza:[…] Quería que todos los de su compañía fuesen escogidos para aquel exercicio,[...]”[8]

Die wirtschaftliche Situation von Jorge Manrique scheint sehr wechselhaft gewesen zu sein:

Einerseits gab es zahlreiche Einkünfte durch den Ritterorden von Santiago, der viele Einnahmen aus dem Verkauf von Holz und Kohle erzielte sowie Tribute und Pachten einnahm. Das Lehensgut der Manriques reichte im Norden bis Alcaraz, im Osten bis zum Reich Murcia, im Westen bis nach Jaén und im Süden bis ans Reich von Granada.[9]

Nichtsdestotrotz hinterließ don Rodrigo seinen Nachfahren nach seinem Ableben Schulden.

Jorge Manriques erster Besitz war der Orden von Montizón, dessen wirtschaftliche Stärke er steigern konnte und der seine Haupteinnahmequelle darstellte. Die Heirat mit der erwähnten doña Guiomar de Meneses vergrößerte sein Vermögen noch weiter, da diese eine hohe Mitgift von ihrem Vater, dem primer Conde de Fuensalida mit in die Ehe einbrachte.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Dichtern kämpfte Jorge Manrique aktiv an wechselnden Fronten der damals rivalisierenden Parteien. Caravaggi schreibt:

”[...] en su breve existencia logró un perfecto equilibrio entre las actividades militares y la contemplación poética [...]”[10].

Jorge Manrique hatte also Gelegenheit, persönliche und direkte Erfahrungen auf dem Schlachtfeld zu sammeln, meistens an der Seite seines Vaters oder seines älteren Bruders Pedro.

Nach dem Tod Rodrigos kam es zu einem Konflikt seiner Kinder mit den Katholischen Königen. Letztere übernahmen die Verwaltung des Ordens von Santiago und erklären die Wahl des erstgeborenen Nachkömmlings Rodrigos für ungültig. Jorge Manrique erzürnte sich mit den Königen und griff am 7. April 1477 Baeza an, um seinerseits den von den Königen bestimmten Gouverneur abzusetzen. Doch der Angriff scheiterte. Hieraufhin wurde er 1477 gefangen genommen. Ihm wurde vorgeworfen, er habe die königliche Macht missachtet. Es gelang ihm jedoch, sich zu rechtfertigen und ihm wurde verziehen. Später wurde er zum Befehlshaber einer neu gegründeten Polizeitruppe der Monarchie.[11]

[...]


[1] Vgl.Tietz, Manfred (1997), ” Jorge Manrique. Coplas Por La Muerte De Su Padre.” In: Manfred Tietz (Hg.): Die spanische Lyrik von den Anfängen bis 1870. Frankfurt a. M. S.169-207.

[2] Vgl. Zu diesem Kapitel: Tietz, Manfred (1997), ” Jorge Manrique. Coplas Por La Muerte De Su Padre.” In: Manfred Tietz (Hg.) . Die spanische Lyrik von den Anfängen bis 1870. Frankfurt a. M. S.169-207.

[3] Tietz, Manfred (1997), ”Jorge Manrique. Coplas Por La Muerte De Su Padre.” In: Manfred Tietz (Hg.): Die spanische Lyrik von den Anfängen bis 1870. Frankfurt a. M. S.184.

[4] Vgl. Duttun, Brian / López, Victoriano Roncero (2004), La poesía cancioneril del siglo XV: Antología y estudio., S.5.

[5] Vgl. Serrano De Haro, Antonio (1975), Personalidad y destino de Jorge Manrique, S. 61.

[6] Vgl. Caravaggi, Giovanni (1984), Poesia. Jorge Manrique, Madrid. S.164 ff.

[7] Vgl. Neuschäfer, Hans-Jörg (2006), Spanische Literaturgeschichte, Stuttgart. S.61 sowie Caravaggi, Giovanni (1984), Poesia. Jorge Marique, Madrid. S.11.

[8] Serrano De Haro, Antonio (1975), Personalidad y destino de Jorge Manrique, S. 79.

[9] Vgl. ebenda, S. 109.

[10] Vgl. Caravaggi, Giovanni (1984), Poesia. Jorge Marique, Madrid. S.7.

[11] Vgl. Serrano De Haro, Antonio (1986), Jorge Manrique. Obras, Madrid. S.7.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Das Leben und Werk des Dichters Jorge Manrique
Hochschule
Universität Paderborn  (Institut für Romanistik)
Note
2,7
Autor
Jahr
2007
Seiten
20
Katalognummer
V87883
ISBN (eBook)
9783638035675
Dateigröße
475 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Leben, Werk, Dichters, Jorge, Manrique
Arbeit zitieren
Diplomkaufmann (FH) Claas Riemer (Autor:in), 2007, Das Leben und Werk des Dichters Jorge Manrique, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87883

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