Segregation und Ausgrenzungstendenzen in Städten

Wanderungsbewegungen und Segregation am Beispiel Berlins


Hausarbeit, 2007

14 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Segregation
2.1 Dimensionen der Ausgrenzung
2.2 Polarisierungstendenzen in Städten
2.3 Sozialökonomische Segregation
2.3.1 Strategien des Umgangs mit Armutssituationen
2.4 Ethnische Segregation
2.5 Zusammenhang von ethnischer und sozioökonomischer Segregation

3. Feministische Stadtkritik

4. Wohnungssituation und Wanderungsbewegungen in Berlin
4.1 Soziale Selektivität der Wanderungsbewegungen
4.2 Ethnische Segregation in Berlin

5. Resümee

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit den stadtsoziologischen Phänomenen der Segregation und der Ausgrenzung und verdeutlicht diese Entwicklungstendenzen am Beispiel der Stadt Berlin.

Nach einer kurzen Einführung sollen vor allem die Mechanismen identifiziert werden, die eine räumliche Segregation verfestigen. In diesem Kontext soll vor allem die ethnische und die sozialökonomische Segregation illustriert werden.

Im weiteren Verlauf sollen die Benachteiligungen erörtert werden, denen Frauen in Städten ausgesetzt sind und die im Rahmen der feministischen Stadtkritik neuerdings in verstärktem Maße thematisiert werden.

Anschließend sollen die Wohnsituation und die Wanderungsbewegungen in Berlin skizziert werden. Das Hauptaugenmerk liegt hierbei auf der sozialen Selektivität von Wanderungsbewegungen sowie auf der ethnischen Segregation in Berlin.

2. Segregation

Innerhalb der stadtsoziologischen Forschung spielt die Untersuchung der räumlichen Segregation nach sozialstrukturellen oder ethnischen Kriterien eine wichtige Rolle. Das Segregationskonzept wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts

In den USA entwickelt. Die sogenannte Chicagoer Schule vertritt hierbei die Ansicht, dass sich „soziale Distanzen in räumliche Distanzen übersetzen [...] und dass dementsprechend die soziale Segregation im Sinne von Distinktion zu, nach Sozialstruktur und Baustruktur, nahezu homogenen städtischen Teilgebieten führt“[1].

2.1 Dimensionen der Ausgrenzung

Häußermann / Kronauer / Siebel (2004) identifizieren vier verschiedene

Dimensionen von Ausgrenzung, nämlich die ökonomische, institutionelle, soziale

und kulturelle Ausgrenzung. Die ökonomische Ausgrenzung steht häufig in direktem Zusammenhang mit dem Verlust des Zugangs zum Arbeitsmarkt. Durch den Einkommensverlust und durch die Verringerung des sozialen Ansehens sinken in vielen Fällen auch die Kontaktmöglichkeiten. Unter der institutionellen Ausgrenzung wird der Verlust von sozialen Schutzrechten und Möglichkeiten der Interessenvertretung verstanden. Betroffene Personen sind bei der institutionellen Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen benachteiligt oder sogar ausgeschlossen. Die soziale Ausgrenzung ist durch soziale Isolation infolge einer Verringerung der sozialen Kontakte definiert. Betroffene Personen erleben hierbei eine Einengung der sozialen Beziehungen auf ein homogenes Milieu, das eine geringe soziale Reichweite aufweist. Bei einer kulturellen Ausgrenzung werden kulturelle und ethnische Eigenarten diskriminiert. Hierbei werden betroffene Personen aufgrund ihrer abweichenden normativen Orientierung stigmatisiert (vgl. Häußermann / Kronauer / Siebel 2004: 24 f).

2.2 Polarisierungstendenzen in Städten

Generell haben die zunehmenden Polarisierungstendenzen innerhalb der Sozialstruktur zur Folge, dass es zu einem Auseinanderdriften der Möglichkeiten der Raumaneignung von sozialen Gruppen kommt. Dementsprechend haben sich in den letzten Jahren die sozial-räumlichen Unterschiede zwischen einzelnen Stadtgebieten verschärft. Die Entwicklung geht in vielen deutschen Städten dahingehend, dass Gebiete, in denen Menschen mit hohem Einkommen wohnen, zunehmend wohlhabender werden, während Stadtgebiete, deren Bewohner nur über geringe finanzielle Mittel verfügen, zunehmend ärmer werden und sich darüber hinaus in der Fläche ausweiten. Diese Tendenz des „Absinkens benachteiligter Stadteile bezüglich des sozialen Status ihrer Wohnbevölkerung und die Zunahme des Wohlstands in den reichen Vierteln ist als ‚Teilung der Stadt’ bezeichnet worden“[2]. So entstehen Stadtgebiete, die massive soziale Probleme aufweisen. In diesen Gebieten wohnen Menschen, die verstärkt ausgegrenzt werden und darüber hinaus nimmt in diesen Gebieten die staatliche Kontrolle zu (vgl. Friedrich 1999: 264 ff).

Häußermann / Kronauer / Siebel (2004) verdeutlichen unter Bezugnahme auf den Sozialwissenschaftler William J. Wilson die Mechanismen, wie sich die räumliche Segregation verfestigt. Schlechte Wohnverhältnisse und unzureichende Infrastrukturen führen dazu, dass ein Gebiet als „schlechte Adresse“ negativ etikettiert wird. Darüber hinaus weisen solche Gebiete fehlende positive und integrationsfördernde Vorbilder für die Heranwachsenden auf, sind durch instabile soziale Netze und durch eine hohe Gewaltkriminalität gekennzeichnet. Diese Phänomene verstärken sich gegenseitig, so dass von einem Teufelskreis gesprochen werden kann. Einmal in Gang gekommen, werden „durch den vicious circle selektive Wanderungen ausgelöst, die zur weiteren Homogenisierung des Milieus beitragen, das sich schließlich auch über die Sozialisation der Heranwachsenden reproduziert“[3].

2.3 Sozialökonomische Segregation

Generell hat das Ausmaß der sozialökonomische Segregation in Großstädten gegenüber dem 19. Jahrhundert abgenommen. Nichtsdestotrotz gibt es in allen deutschen Großstädten nach wie vor sogenannte Arbeiterviertel. In diesen segregierten Bereichen liegt der Arbeiteranteil unter den Haushaltsvorständen mitunter bei 70 %. In diesen Vierteln gab es über Jahrzehnte hinweg keinen übermäßigen Wohlstand, allerdings auch keine übermäßige Armut. Die ökonomischen Strukturveränderungen in den Großstädten, die mit einer sprunghaft angestiegenen Arbeitslosenquote bei (Industrie-) Arbeitern einherging, sorgte allerdings dafür, dass diese Viertel zu – überspitzt formuliert – Arbeitslosenvierteln wurden. Die betreffenden Stadtteile fielen in ihrem „ökonomischen Niveau gleichsam eine Stufe nach unten, die Kaufkraft ließ nach, und gleichzeitig nahmen die Konflikte im Quartier zu; man kann von einem Fahrstuhleffekt nach unten sprechen“[4].

2.3.1 Strategien des Umgangs mit Armutssituationen

Es ist davon auszugehen, dass die Bewohner von benachteiligten Stadtvierteln Strategien des Umgangs mit Armutssituationen entwickeln, die in subkulturelle Lebensformen umgesetzt werden. Die subkulturellen Lebensweisen haben zur Folge, dass diese Menschen eine eigenständige Kultur der Armut herausbilden. Diese Strategien, die sich beispielsweise auch in der Veränderung von familiären Strukturen niederschlagen, werden bewusst oder unbewusst auch an Kinder und Jugendliche weitergegeben. Das Wohnen in benachteiligten Stadtvierteln und die Zugehörigkeit zur Kultur der Armut verhindern häufig die Integration (z.B. über den Arbeitsmarkt) dieser sozial benachteiligten Menschen in die städtische Gesellschaft. Die subkulturellen Alltagspraktiken „können folglich die Erwerbs-, Handlungs- und Partizipationsmöglichkeiten einschränken und daher zur Verfestigung von Armutssituationen im Lebensverlauf führen“[5].

[...]


[1] Manderscheid (2004: 111)

[2] Friedrich (1999: 265)

[3] Häußermann / Kronauer / Siebel (2004: 26)

[4] Häußermann / Siebel (2004: 160)

[5] Schacht (1999: 304)

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Segregation und Ausgrenzungstendenzen in Städten
Untertitel
Wanderungsbewegungen und Segregation am Beispiel Berlins
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Note
2
Autor
Jahr
2007
Seiten
14
Katalognummer
V87831
ISBN (eBook)
9783638033893
ISBN (Buch)
9783640256297
Dateigröße
382 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Segregation, Ausgrenzungstendenzen, Städten
Arbeit zitieren
Diplom-Soziologe / PR-Berater (DPRG) Tilmann Wörner (Autor:in), 2007, Segregation und Ausgrenzungstendenzen in Städten , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87831

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