Die Finanzmärkte und der Euro


Seminararbeit, 2007

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Entwicklung des europäischen Anleihemarktes
2.1 Der europäische Markt für Staatsanleihen
2.2 Der europäische Markt für Unternehmensanleihen

3. Die Entwicklung des europäischen Aktienmarktes

4. Die Entwicklung der europäischen Finanzdienstleistungsmärkte

5. Die internationale Rolle des Euro
5.1 Die internationale Bedeutung des Euro
5.2 Der Euro als potentielle Reservewährung

6. Schlussbemerkung

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Mit der Einführung einer gemeinsamen Währung im Jahre 1999 verfolgten die einzelnen europäischen Staaten nicht nur das Ziel, die innereuropäischen Handelsaktivitäten zu erhöhen, sondern auch einen einheitlichen, effizienten europäischen Finanzmarkt aufzubauen. Die Vorteile einer einheitlichen Währung liegen vor allem in der Beseitigung von Wechselkursrisiken, dem Wegfall von Umtauschkosten sowie in der Schaffung großer und liquider Finanzmärkte. Gerade der letzte Punkt ist für die Attraktivität eines Finanzplatzes von entscheidender Bedeutung, da unterschiedlichste Finanzmarkt-Instrumente nur an großen Märkten angeboten und zu vernünftigen Kursen gekauft oder verkauft werden können. Des Weiteren könnte ein offener europaweiter Bankenmarkt dafür sorgen, dass zum einen durch Konzentrationsprozesse die Stabilität des Bankensystems erhöht wird und zum anderen Skaleneffekte sowie ein verstärkter Wettbewerb zu günstigeren Preisen für Dienstleistungen führen.

Vor Einführung des Euro war vor allem die geringe Größe der einzelnen europäischen Währungsräume ein wesentlicher Wettbewerbsnachteil gegenüber den USA. So konnten bestimmte Finanzmarktinstrumente entweder gar nicht oder nur zu ungünstigen Bedingungen für den Emittenten platziert werden, da die Nachfrage solcher Wertpapiere in der jeweiligen Währung einfach zu gering war. Zugleich neigten private als auch institutionelle Investoren dazu, ihr Portfolio aufgrund des Währungsrisikos international nur schwach zu diversifizieren. Sie legten das zur Verfügung stehende Kapital vorzugsweise im Inland an, wodurch eine gewisse Anfälligkeit für lokale Schocks bestand.

Ziel dieser Seminararbeit ist es, den Nutzen und die Auswirkungen der Währungsunion auf die europäischen Finanzmärkte seit deren Einführung zu untersuchen. Dabei soll insbesondere die Entwicklung des europäischen Anleihe- und Aktienmarktes als auch der Fortschritt der europäischen Bankenmarktintegration näher beleuchtet werden. In einem zweiten Teil soll über die internationale Rolle des Euro eingegangen und über die Potentiale als mögliche Leit- und Reservewährung diskutiert werden.

2. Die Entwicklung des europäischen Anleihemarktes

Bei Anleihen handelt es sich um verbriefte Kredite, die börslich oder außerbörslich (OTC) gehandelt werden. Während Anleihen für staatliche Organisationen das bevorzugte Finanzierungsinstrument darstellen, wird diese Form der Fremdkapitalbeschaffung lediglich von größeren Unternehmen in Betracht gezogen. Für Unternehmen ist die Platzierung von Anleihen im Vergleich zu einem Kredit nicht uninteressant, weil die Zinskosten in der Regel günstiger sind und eine gewisse Unabhängigkeit zu Banken gewahrt bleibt. Da sich die Risikoeigenschaften von Staats- sowie von Unternehmensanleihen grundlegend unterscheiden, wird in der Finanzliteratur zwischen beiden Typen eine Trennung vorgenommen. Kapitel 2.1 widmet sich daher der Entwicklung europäischer Staatsanleihen, wohingegen sich Kapitel 2.2 mit dem Marktverlauf von Unternehmensanleihen befasst.

2.1 Der europäische Markt für Staatsanleihen

Für die Finanzmärkte spielen Staatsanleihen eine herausragende Rolle, da sie nicht nur als Finanzierungsquelle für staatliche Körperschaften, sondern auch als Benchmark für das Bepreisen anderer Anlageinstrumente sowie als Sicherheit für verschiedene Finanztransaktionen dienen.[1] Der Grund hierfür liegt in ihrem geringen Ausfallrisiko, weswegen die Rendite solcher Wertpapiere als risikofrei angesehen wird.[2]

Trotz des praktisch nicht vorhandenen Ausfallrisikos gab es vor Einführung des Euro signifikante Renditeunterschiede zwischen den Wertpapieren verschiedener Emittenten bei vergleichbaren Laufzeiten zu beobachten. Diese Preisdifferenzen ließen sich über das Währungsrisiko erklären:[3] Die einzelnen Währungen der Mitgliedsländer wurden von den Marktteilnehmern als verschieden stark eingeschätzt, wodurch Länder mit einer schwach wahrgenommenen Währung einen Renditeaufschlag im Vergleich zu Ländern mit einer stabil wahrgenommenen Währung zahlen mussten.[4] Ansonsten würde der Staat des schwach beurteilten Währungsraums bei der Emission der Wertpapiere nicht genügend Abnehmer finden, da die Anreize zum Kauf der Anleihe zu gering wären.

Mit dem zeitlichen Herannahen der Einführung des Euro setzte jedoch bei den Renditen ein Konvergenzprozess ein, da in Erwartung festgesetzter Wechselkurse das Währungsrisiko zunehmend irrelevant wurde und die Ausfallrisiken der Anleihen der teilnehmenden Länder ähnlich waren. Somit mussten nun Wertpapiere, die die gleichen Cashflows generieren, den selben Preis aufweisen (law of one price).[5] Infolge des Prozesses wurden Anleihen mit relativ hohen Renditen stärker nachgefragt, wohingegen Anleihen mit niedrigeren Renditen tendenziell gemieden wurden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Durchschnittliche Renditedifferenz einzelner Emittenten zur zehnjährigen Bundesanleihe von 1993 bis 2002[6]

Wie in Tabelle 1 ersichtlich, ist es jedoch bis heute nicht zu einem völligen Verschwinden der Renditedifferenzen gekommen, was zum einen an geringen Unterschieden im Ausfallrisiko, zum anderen im Vorhandensein von Liquiditätsrisiken liegen kann.[7] Liquiditätsrisiken kommen dann zum Tragen, wenn Investoren nicht mehr in der Lage sind, eine bestimmte Staatsanleihe zu vernünftigen Kursen kaufen oder verkaufen zu können. Treten solche Risiken auf, werden Marktteilnehmer die jeweiligen Anleihen als Entschädigung mit einem Renditeaufschlag versehen.[8]

[...]


[1] Vgl. Baele et al. (2004), S.34.

[2] Diese Sichtweise trifft zumindest auf die Teilnehmerländer der Währungsunion zu. Gerade Staatsanleihen von Emittenten aus der sog. Dritten Welt sind nicht als risikofrei einzustufen.

[3] Vgl. Baldwin, Wyplosz (2006), S.438.

[4] Wesentliche Determinanten für die Stabilität einer Währung können die Höhe der Inflationsrate, die Geld- und Fiskalpolitik des Landes, der Grad der Unabhängigkeit der Notenbank, das Handelsbilanzsaldo etc. sein.

[5] Vgl. Speyer (2006), S.4.

[6] Quelle: ECB, entnommen aus Baele et al. (2004), S.37.

[7] Vgl. Gjersem (2003), S.18.

[8] Hiervon sind insbesondere Länder mit kleineren Staatshaushalten betroffen, da bei diesen Staaten die Emissionsvolumina geringer ausfallen und somit auch von einer geringeren Marktliquidität auszugehen ist.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die Finanzmärkte und der Euro
Hochschule
Universität Kassel  (Institut für Volkswirtschaftslehre)
Veranstaltung
Die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
18
Katalognummer
V87750
ISBN (eBook)
9783638029933
ISBN (Buch)
9783638927642
Dateigröße
490 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Finanzmärkte, Euro, Währungsunion, European Integration, EWU
Arbeit zitieren
Diplom-Ökonom Florian Becker (Autor:in), 2007, Die Finanzmärkte und der Euro, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87750

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