Süskinds Roman "Das Parfum" und dessen Verfilmung


Hausarbeit, 2007

26 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Vergleich des Anfangs
2.1 Der Anfang des Buches
2.2 Der Anfang des Films

3. Der Erzähler
3.1 Süskinds Erzähler im Buch
3.2 Tykwers Erzähler im Film

4. Die Welt der Düfte
4.1 Darstellung der Düfte im Buch
4.2 Darstellung der Düfte im Film

5. Figur des Grenouilles
5.1 Charakterisierung durch das Buch
5.2 Charakterisierung durch den Film

6. Vergleich des Endes

7. Allgemeine Unterschiede zwischen Buch und Film

8. Rezeption

9. Schluss

10. Literaturverzeichnis

11. andere verwendete Medien

1. Einleitung

Im Jahre 1985 erschien der Roman „Das Parfum“ von Patrick Süskind. Von der Presse hoch gelobt, war er jahrelang auf Bestsellerlisten (nicht nur in Deutschland) zu finden. Er wurde in 46 Sprachen übersetzt und mit über 15 Millionen Exemplaren verkauft.

Solch ein erfolgreiches Buch schrie förmlich danach verfilmt zu werden. Doch eigentlich entspricht Grenouille so gar nicht dem typischen Kinohelden.

Süskind wehrte sich lange Zeit sein Drehbuch frei zu geben.[1] Ridley Scott, Tim Burton, Steven Spielberg zeigten neben Bernd Eichinger Interesse an der Verfilmung. Allerdings hoffte der Autor, Gerüchten zufolge darauf, dass Stanley Kubrick seinen Roman verfilmen würde.

2001 erhält Eichinger endlich die Rechte an „Das Parfum“. Es heißt sie haben ihn 10 Millionen Euro gekostet.

Aufgrund der Beliebtheit des Romans, wurde die Verfilmung des Stoffes ungeduldig erwartet.

Ich werde nun im Folgenden die Romanvorlage in einigen Punkten mit der Verfilmung vergleichen[2] und auf Schwierigkeiten bei der Umsetzung des Buches eingehen (Darstellung der Gerüche, des Protagonisten usw.). Des Weiteren möchte ich mich mit einigen Filmrezensionen beschäftigen, um am Ende ein eigenes Resümee bezüglich der filmischen Welt des Grenouille aus den gewonnen Erkenntnissen ziehen zu können.

„Genie und Wahnsinn sind eng verbunden.“

(Edgar Allen Poe)

2. Vergleich des Anfangs

2.1 Der Anfang des Buches

Süskind lässt seinen Roman mit der Beschreibung des Ortes beginnen, laut der sich der Leser im Frankreich des 18. Jahrhunderts befindet. Und genau an diesem Schauplatz spielte sich die Geschichte des Jean-Baptiste Grenouille ab, der gleich zu Beginn eingeführt wird als eines der genialen Scheusale dieser Zeit. Vergessen geraten sei seine Name nur, weil er keine Spuren hinterlassen habe, da dieser sich mit dem flüchtigen „Reich der Gerüche“[3] befasst habe.

Nachdem der Erzähler dies geklärt hat, lässt er eine ausführliche sowohl bildliche als auch olfaktorische Beschreibung des Paris’ in beschriebener Zeit folgen. Somit lässt sich der Anfang des ersten Kapitels des Buches als Vorgeschichte und Ouvertüre zugleich charakterisieren[4].

Filmphilologisch gesehen, verwendet der Erzähler hier zur Einführung eine Totale, die auf jenes Land gerichtet ist, um danach mit dem zooming zu beginnen[5]. Als erstes wird somit der Handlungsort eingegrenzt, bevor die Kamera nun ein einzelnes Motiv näher heranholt und es genauer schildert, sodass sich der Leser mit einem Mal mitten im Gestank von Paris’ Markt befindet. Ist dieser Teil abgeschlossen, kehrt der Erzähler wieder zur Hauptfigur seiner Erzählung zurück, genauer gesagt zu dessen Geburt und den Folgen davon, so dass die Geschichte bereits ihren Lauf nimmt.

2.2 Der Anfang des Films

Der Film hingegen beginnt medias in res und zwar ziemlich am Ende der Handlung. Dem Zuschauer wird zuerst gezeigt, wie Grenouille sich in einem Verlies befindet und die tobende Menschenmenge außen, dessen Tod fordert. Erst danach wird der „eigentliche“ Anfang, wie er im Buch zu finden ist, dargestellt.

Das erste was der Zuschauer dargeboten bekommt ist ein Vorspann mit Musik. Als diese verstummt, erscheint ein ganz und gar schwarzes Bild, in dem man nach und nach Umrisse zu erahnen scheint. Die Sekunden lange Stille wird kurz darauf durch ein Riechgeräusch einer Nase unterbrochen, die nun auch zu sehen ist, da ein Lichtstrahl allein auf ihr ruht.

Wenige Zeit später stürzen mehrere Männer eilig auf das Verlies zu, das sich nun erst als solches zu erkennen gibt, und holen den Gefangen, von dem man bis jetzt nur seine Nase und eine Rückansicht erkannt hat, heraus und zerren ihn einen Gang entlang, so dass er stürzt. Doch es wird weiterhin heftig an ihm gezogen, so dass er wieder aufstehen und mit seinen Eisenfesseln um Hals, Hände und Füße weiterlaufen muss.

Nach dieser Sequenz erfolgt ein Schnitt, so dass man wahrnimmt, was sich vor den Toren des Gebäudes ereignet. Es lässt sich eine wild tobende und an die Pforten schlagende Meute unschwer erahnen.

Der Gefangene wird eine Treppe hinauf zu weiteren Männern gebracht, die vermutlich der Vorstand dieser Stadt oder sehr einflussreiche Leute sind, was man an ihrer Kleidung unschwer erkennen kann. Der Zuschauer vernimmt aus ihren Mündern die Worte „keine Gnade“, so dass er schon einen groben Einblick über das Geschehen hat. Es scheint als spiele die Geschichte ca. im 18. Jahrhundert. Die Hauptperson hat etwas getan, weshalb sie eingesperrt ist und der ein Verfahren droht, das ohne jegliche Gnade vonstatten gehen wird.

Im nächsten Moment wird sie hinaus auf einen großen Balkon des Gebäudes gebracht, um sie der tobenden Menge vorzuführen, die nach deren Tod verlangt.

Während all diesen Geschehnissen hat man den Protagonisten nur von hinten zu sehen bekommen. Als er sich nun an besagtem Punkt befindet, wechselt die Kameraposition. Sie hat nun ein Bild des Balkons in einer weiten Einstellung einfangen, als würde von einem anderen Gebäude aus direkt auf diese Situation geblickt werden. Die Kamera zoomt jetzt immer näher heran, so dass wir nun zum ersten Mal das Gesicht des vermutlichen Protagonisten erkennen können.

Da wird auch schon das Urteil über ihn verkündet, wodurch der Zuschauer erfährt, dass es sich um einen Mann namens Jean Baptiste Grenouille handelt, der Parfumeurgeselle ist. Doch nun soll er binnen zwei Tagen auf grausame Art und Weise hingerichtet werden, worauf die Menschenmenge freudig tobt.

Dieser erste Teil des Anfangs, der an dieser Stelle im Buch nicht auftaucht, wurde im Film wahrscheinlich aus Gründung des Spannungsaufbaus und der Steigerung von Interesse auf Seiten des Zuschauers vorangestellt. Nach diesem Beginn muss der Betrachter einfach unbedingt wissen, was dort geschehen ist und wie die ganze Situation endet. Vielleicht ist dieser junge Mann zu Unrecht verurteilt worden, für etwas, das er gar nicht getan hat? All solche Fragen sind in diesem ersten Abschnitt für den Zuschauer unsichtbar mit in die Handlung eingeflochten. Doch schon gleich wird er mehr über die Person des Grenouille erfahren.

Immer noch auf dem Balkon stehend, wird dessen Gesicht von der Kamera immer näher heran gezoomt bis es das ganze Bild ausfüllt. Genau in diesem Moment setzt eine Erzählerstimme ein, die im Folgenden über ihn berichtet. Die Kamera fährt währenddessen immer näher an seine Nase heran, bis sie ein kleinen Schwenker in Richtung der Nasenlöcher tätigt und das Bild schwarz enden lässt, so dass man das Gefühl bekommt von der Nase aufgesogen zu werden.

Inhaltlich ist das, was der Erzähler nun berichtet, das, was wir in Süskinds Roman zu Beginn erfahren. Allerdings wurden an dieser Stelle einige Details, die den Protagonisten Grenouille zum Beispiel als abscheulich deklarieren, weggelassen, genauso wie der Vergleich zu anderen genialen Scheusalen dieser Zeit (näheres zur Anlegung der Hauptfigur siehe in Kapitel 5).

Nun erscheint der Haupttitel auf schwarzem Grund.

Schon wenige Sekunden später setzt der Erzähler seine Geschichte fort und wir als Zuschauer befinden uns mitten im Paris des 18. Jahrhunderts auf einem Markt, wo wir all den Gestank dieser Zeit bildhaft vorgeführt bekommen. Dies geschieht mittels mehrerer Totalen, Halbtotalen und Nahaufnahmen. Geführt wird die Kamera so, dass das Publikum das Gefühl bekommt, selbst durch diese Menschenmenge zu laufen und dies alles selbst zu erleben. Außerdem erfahren wir durch den Erzähler, dass Grenouille genau an diesem Ort auf die Welt gekommen ist.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass man hier also eine spätere Szene des Buches nach vorne gezogen hat, um Spannung und Neugier aufzubauen, um dann den Anfang von Süskind relativ nah am Text zu inszenieren und so den Protagonisten der Geschichte und die Zeit, in der er lebte, einzuführen.

3. Der Erzähler

3.1 Süskinds Erzähler im Buch

Der Erzähler beginnt seine Geschichte im Imperfekt zu schildern und wischt sogleich mögliche Zweifel an der Wahrheit derer weg, indem er andere heute noch sehr bekannte Namen anderer „Scheusale“ nennt und dem Leser eine Erklärung anbietet, warum wir den Protagonisten seiner Geschichte nicht mehr kennen. Dies alles deutet auf eine auktoriale Erzählsituation hin.

Doch um auf die Art und Weise dieser Einleitung zurückzukommen, muss gesagt werden, dass sich hier einem alten und doch wirksamen Stil bedient wird, den Leser an das Buch zu fesseln. Dies geschieht indem der Erzähler berichtet, dass der Leser in höchstem Maße ergriffen sein werde[6]. Er nimmt hier somit die Funktion einer Vertrauensperson für den Rezipienten ein.

Des Weiteren scheint der Erzähler ein historisch gebildeter Mann zu sein, da er aus zeitlicher Distanz sehr detailgetreu und mit einem Wissen um der damaligen Ereignisse berichtet. So präsentiert er sich gleich im ersten Satz ironisch („…dieser an genialen und abscheulichen Gestalten nicht armen Epoche“[7] ). Allerdings nimmt er nie eine beschreibbare Gestalt an, obwohl er im Verlaufe der Geschichte immer anwesend ist und seine Spuren des Erzählens für den Leser sichtbar hinterlässt[8]. Zudem mischt er sich nur sehr selten in das Geschehen ein und auch die Technik, den Leser direkt anzusprechen, wie es in traditioneller Weise zum Beispiel E.T.A. Hoffmann tut, verwendet er nicht. Reflexiert oder mischt er sich doch einmal in intentionale Situationen ein, gebraucht er dazu nie das erzählerische „Ich“, sondern greift auf das Passiv oder das „wir“ zurück („Zu der Zeit, von der wir reden…“[9]).

Für Grenouille nimmt er manchmal die Rolle des Übersetzers[10] ein, da dieser nur rudimentäre sprachliche Fähigkeiten besitzt und der Leser jedoch verstehen soll, was er von sich gibt.

Außerdem beschreibt der Erzähler des öfteren das Innenleben seiner Figuren. Seine Erzählung bleibt somit immer monoperspektivisch und die Handlung dadurch einsträngig. Als Folge davon sieht Frizen epische Distanz[11], sodass der Leser manchmal das Gefühl eines Panormablicks bekommt.

Da der Erzähler vorhat, eine komplette Biografie wiederzugeben, werden häufig Zeitsprünge und Zeitraffer verwendet. Zeitdeckung kommt nur in wenigen Szenen zustande, nämlich dort, wo Dialog auftaucht oder eine besonders „dramatische“ Szene im Mittelpunkt steht.

Anhand all dieser Punkte lässt sich mutmaßen, dass wir es hier vermutlich mit einem allwissenden (oder zumindest annähernd allwissenden) Erzähler zu tun haben.

Über den gesamten Roman hinweg hat man das Gefühl, zwischen dem Glauben an die Wahrhaftigkeit dieser Geschichte und natürlicher sowie moderner Skepsis hin und her geworfen zu werden. Passend beschreibt Frizen die Situation des Erzählers: „Er steht mit dem einen Bein in jenem, mit dem anderen in unserem Jahrhundert, lässt Wunder zu und tut doch wissenschaftlich.“[12]

[...]


[1] Informationen zu nachfolgenden Details wurden dem Artikel „Ein Frosch, der nach Millionen riecht“ von Sandro Tiefenbrunner, erschienen in Bücher Magazin Ausgabe 5/2006, entnommen.

[2] Grundlage für die filmphilologische Analyse ist das Werk: Gast, Wolfgang: Film und Literatur, Grundbuch, Frankfurt am Main 1993.

[3] Süskind, Patrick: Das Parfum, Die Geschichte eines Mörders, Zürich 1994, S.5.

[4] Vgl. Frizen, Werner und Spancken, Marilies: Das Parfum, Interpretation, München 1998, S.116.

[5] Vgl. Frizen, 1998, S.116.

[6] Vgl. Frizen, 1998, S.121.

[7] Süskind, 1994, S.5.

[8] Vgl. Frizen, 1998, S.121.

[9] Süskind, 1994, S.5.

[10] Vgl. Reisner, Hanns-Peter: Lektürehilfen, Patrick Süskind „Das Parfum“, Stuttgart 2005, S.83.

[11] Vgl. Frizen, 1998, S.121.

[12] Frizen, 1998, S.124.

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Süskinds Roman "Das Parfum" und dessen Verfilmung
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen
Veranstaltung
Intermedialität
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
26
Katalognummer
V87636
ISBN (eBook)
9783638013000
Dateigröße
414 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Süskinds, Roman, Parfum, Verfilmung, Intermedialität, Thema Das Parfum
Arbeit zitieren
Nadine Klein (Autor:in), 2007, Süskinds Roman "Das Parfum" und dessen Verfilmung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87636

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