Wie man einen Bestseller der Kriegsliteratur schreibt: "Im Westen nichts Neues" von Erich Maria Remarque


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

23 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Biographischer Hintergrund des Romans Im Westen nichts Neues

2. Entstehungs- und Druckgeschichte des Romans

3 . Eine Zusammenfassung des Inhalts des Romans

4. Nähere Beschäftigung mit dem Roman hinsichtlich der Faktoren seiner Attraktivität, seines sensationellen Stoffes und einiger Fragestellungen

5. Erzähltechnik

6. Eine Zusammenfassung der klischeehaften Voraussetzungen dieses Bestsellers

7. Rezeption:

8. Schlussbemerkung

Literaturverzeichnis

1. Biographischer Hintergrund des Romans Im Westen nichts Neues

Erich Paul Remark wird am 22 Juni 1898 in Osnabrück geboren. Mit dem Beginn seiner literarischen Arbeit nimmt er die Namensform seiner französischen Vorfahren an und nennt sich Erich Maria Remarque. Seine Vorfahren emigrieren im 18. Jh. aus Frankreich nach Deutschland. Sein Vater, Peter Franz Remark war von Beruf Buchbinder. Seine Mutter ist Anna Maria Remarque geborene Stahlknecht. Er hatte zwei Schwestern, Erna und Elfriede. Seine jüngere Schwester Elfriede Scholz wird 1943 wegen Wehrkraftzersetzung von den Behörden des Dritten Reiches zum Tode verurteilt und enthauptet. „Sie hatte in Gesprächen mit Freunden und Bekannten bezweifelt, dass das Dritte Reich den Krieg noch gewinnen könne.“ (Schneider, 1991: 84).

Die Familie Remark lebte in einfachen Verhältnissen und musste aus finanziellen Gründen häufig in billigere noch feuchte Neubauten umziehen, um diese trocken zu wohnen.

Remarque war künstlerisch vielseitig begabt. Er war sehr musikalisch und verdiente sein Taschengeld als Klavierlehrer und Orgelspieler, als er noch ein Schüler war. Er wollte eigentlich Pianist werden, aber er musste diesen Wunsch aufgeben, nachdem er im Krieg am Arm verwundet wurde.

Remarque wird streng katholisch erzogen. Er besucht katholische Bildungseinrichtungen und wird als Volksschullehrer in Osnabrück erfolgreich ausgebildet.

1915 freundet sich Remarque mit Fritz Hörstemeier (1982-1918) und anderen Künstlern und Freidenkern im „Traum-buden“-Kreis an. Hörstemeier wird für ihn eine geistige Vaterfigur.

Während des ersten Weltkrieges am 21 November 1916 wird Remarque zu einer militärischen Ausbildung (in der Caprivi-Kaserne Osnabrück und in Celle) einberufen. Am 12 Juni 1917 wird er als Schanzsoldat an die Westfront verlegt. Nach ca. 50 Tagen am 31 Juli 1917 wird er durch Granatsplitter am linken Bein, rechten Arm und am Hals verwundet und in ein Lazarett nach Duisburg gebracht. Nach der Verbesserung seines Gesundheitszustandes betätigt er sich im Lazarett als Schreibkraft und Privatlehrer der Tochter des Oberarztes, der dort praktizierte. Während dieser Zeit sterben seine an Krebs erkrankte Mutter und sein bester Freund, Hörstemeier.

Er wird Ende Oktober 1918 aus dem Lazarett entlassen und nach Osnabrück zum 1. Ersatz-Bataillon im Infanterie-Regiment 78 überstellt. Der Waffenstillstand und das Kriegsende im November 1918 verhindern, dass er erneut an die Front versetzt wird.

Im November 1918 wird Remarque mit dem Eisernen Kreuz I in Duisburg ausgezeichnet.

Nachdem Remarque aus der Armee entlassen wird, beschäftigt er sich mit seiner literarischen Arbeit. 1920 veröffentlicht er Die Traumbude. Ein Künstlerroman.

Obwohl Remarque die Ausbildung am Lehrerseminar abschließt, kommt er nach kurzer Beschäftigung als Lehrer zu dem Entschluss, dass diese Arbeit für ihn nicht geeignet ist. Er ist seelisch unabhängig. Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage der Nachkriegszeit gibt er seinen gelernten Beruf auf und nimmt verschiedene Gelegenheitsjobs an. Er arbeitet als kaufmännischer Angestellter, Buchhalter, Klavierlehrer, Orgelspieler, Grabsteinverkäufer, Fahrer, Theaterkritiker und macht viele unterschiedliche Erfahrungen, die für seine spätere schriftstellerische Tätigkeit sehr nützlich sind. Später arbeitet er auch als Werbetexter und Redakteur. Er schreibt auch Lyrik, Kurzgeschichten und Aufsätze für verschiedene Zeitschriften. Er arbeitet für Sport im Bild in Berlin als Journalist und Herausgeber. 1925 heiratet er die Tänzerin Ilse Jutta Zambona. 1927 tritt er zusammen mit Ilse Jutta Zambona aus der katholischen Kirche aus. Sein zweiter Roman Station am Horizont über das Leben der eleganten Gesellschaft der 20er Jahre erscheint 1927-28 als Fortsetzungsroman in Sport im Bild.

Remarques sensationeller Antikriegsroman Im Westen nichts Neues erscheint am 31 Januar 1929 und macht ihn über Nacht zu einem weltberühmten Schriftsteller und einem reichen Mann.

Im Westen nichts Neues wird 1930 mit bester Regie von Lewis Milestone in Hollywood verfilmt. Die deutsche Premiere dieses amerikanischen Spielfilms unter dem Titel All Quiet On The Western Front, die am 4 Dezember 1930 im Mozart-Saal in Berlin stattfindet, wird von den Nationalsozialisten unter der Führung von Josef Goebbels massiv gestört. Einen Tag nach der Premiere kommt es zu schweren Straßenkrawallen und Vorfällen: Der Film gefährde das deutsche Ansehen (Dörp, 1993: 45-46). Der Film wird vorübergehend und später, 1933 nach dem Machtwechsel endgültig in Deutschland verboten.

1931 kauft Remarque die Villa Casa Monte Tabor in Porto Ronco in der Schweiz und verlässt Deutschland rechtzeitig, bevor die Nationalsozialisten an die Macht kommen. Am 10 Mai 1933 werden Remarques Bücher in Berlin „Gegen literarischen Verrat am Soldaten des Weltkrieges, für Erziehung des Volkes im Geiste der Wehrhaftigkeit“ öffentlich verbrannt.

Remarque und seine geschiedene Frau Ilse Jutta Zambona werden 1938 aus dem Deutschen Reich ausgebürgert. Er heiratet sie zum zweiten Mal, damit sie in die Schweiz einreisen kann.

Remarque hat vielen Menschen, die von den Nationalsozialisten verfolgt wurden, in Porto Ronco Unterschlupf gewährt und ihnen finanziell geholfen. Anfang Mai 1933 wird der jüdische Journalist Felix Manuel Mendelssohn auf dem Grundstück der Villa Casa Monte Tabor ermordet (vermutlich von Nationalsozialisten). Remarque „rettete manchem Emigranten das Leben. Vielen von ihnen war er ein großzügiger Freund, ohne sich dessen zu rühmen“ (Poppe, 1998: 17).

Remarque war ein unpolitischer Mensch. Er mied auch intellektuelle Gespräche mit den Schriftstellerkollegen. Er liebte fröhliche Plaudereien und den Klatsch mit normalen Menschen. Remarque war ein Bonvivant und legte besonderen Wert auf eine gepflegte, auffallende und elegante Erscheinung. Sein Klassenkamerad Josef Witt erinnert sich an ihn: „Er sagte mir einmal, als ich sein Auftreten und seine Eleganz bewunderte: ,Wenn Du im Leben weiterkommen willst, musst Du größten Wert auf die Kleidung legen’“ (Baumer, 1976: 38).

Die deutsch-amerikanische Schauspielerin Marlene Dietrich, die mit Remarque eng befreundet war, nannte ihn bei einer Umfrage nach den attraktivsten Männern an erster Stelle. Viele andere Berühmtheiten, darunter Schauspieler, Regisseure, Schriftsteller und Politiker, waren mit ihm eng befreundet und nannten ihn Boni (=Bonaparte).

Im Westen nichts Neues wird in ca. 50 Sprachen übersetzt. Remarque bekommt viele Briefe aus aller Welt, die er versucht sorgfältig zu beantworten. Aber mit den internationalen Verhandlungen über Buch- und Filmrechte fühlt er sich überfordert und engagiert einen Literaturvermittler und Fachmann (Otto Klement), mit dem er befreundet ist.

1948 erwirbt Remarque die amerikanische Staatsbürgerschaft. Nachdem er sich zum zweiten Mal von seiner Frau scheiden lässt, heiratet er 1958 die Schauspielerin Paulette Goddard.

Nach dem weltweiten Erfolg mit Im Westen nichts Neues setzt Remarque seine literarische Tätigkeit fort und schreibt weitere Romane: Der Weg Zurück, Drei Kameraden, Arc de Triomphe, Der Funke Leben, Zeit zu leben und Zeit zu sterben, Der schwarze Obelisk, Der Himmel kennt keine Günstlinge, Die Nacht von Lissabon und Schatten in Paradies usw. Obwohl diese weiteren Romane im Vergleich zu Im Westen nichts Neues nicht sehr berühmt werden, lassen sie sich aber sehr gut verkaufen. Viele seiner Romane werden verfilmt.

Von Remarque sind auch Essays, Schauspiele, Kurzprosa, Gedichte und Skizzen vorhanden.

Remarque wird am 20. Juni 1967 mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Remarque stirbt am 25 September 1970 in Locarno (Schweiz) an einer Herzkrankheit.

2. Entstehungs- und Druckgeschichte des Romans

Über die Entstehung des Buches sagt Remarque, er hätte innere Konflikte und Depressionen. Um sich von seinen qualvollen Erinnerungen zu befreien, habe er ganz spontan seine Kriegserlebnisse in Worte gefasst. Er habe das Buch innerhalb von sechs Wochen geschrieben. Das Buch sei ein persönliches Bekenntnis.

Aber die späteren Nachforschungen im Nachlass des Autors widersprechen dieser Aussage (Bekes, 1998: 21). 1946 sagt er selbst den amerikanischen Journalisten gegenüber: „It [Im Westen] was really simply a collection of the best stories that I told and that my friends told as we sat over drinks und relived the war.“(Rüter, 1980: 45). Es gibt Dokumente, die nachweisen, dass Remarque schon während seines Aufenthalts in dem Lazarett in Duisburg den Plan hatte, den Krieg für seine literarische Arbeit zu benutzen. Zu diesem Zweck sammelte er Informationen über die Kriegserlebnisse der Verwundeten im Lazarett. Während dieser Zeit gibt es auch Briefe von ihm an Hans-Gerd Rabe, in denen er ihn um Kriegsinformationen bittet. Das heißt, den Gedanken an diesen Roman und dessen Entwurf musste Remarque mindestens zehn Jahre lang im Kopf gehabt haben. Er verrät auch später seine überaus zeitraubende Schreibweise:

Man glaubt nicht, wie schwer ich es mir mache, so verständlich zu schreiben. Was sich am Ende so leicht und – hoffentlich! – mühelos liest, ist das Ergebnis langen Feilens, Vereinfachens und Korrigierens […]. (Baumer, 1976: 10).

Der Roman wird von mehreren Verlagen, darunter S. Fischer-Verlag, abgelehnt. Sie meinen, dass das Publikum kein Interesse mehr an dem Thema Krieg habe und dass der Roman nicht verkauft werden könne. Remarque schreibt an den Fischer-Verlag noch einen Brief und bittet ihn, seine Entscheidung noch einmal zu überdenken. Er bekommt aber keine Antwort darauf. Einige Monate später wird der Roman von Ullstein-Verlag angenommen.

Der Vorabdruck des Romans Im Westen nichts Neues erscheint 1928 in der Vossischen Zeitung mit einem Vorstellungsartikel, der den Eindruck erweckt, als ob das Buch kein Roman, sondern die Autobiographie des Autors wäre. Der Vorabdruck findet große Resonanz. Unter gewaltiger Werbekampagne des Verlags erscheint am 31 1. 1929 die Buchausgabe und wird zu einem der größten internationalen Bucherfolge überhaupt.

3 . Eine Zusammenfassung des Inhalts des Romans

Es geht um eine kleine Gruppe von acht deutschen Soldaten, die während des ersten Weltkrieges in den Krieg ziehen. Der Roman wird erzählt vom Hauptprotagonisten, Paul Bäumer, 19 Jahre alt, sensibel und empfänglich für Literatur und Musik. Er spricht für sich selbst und für die Gruppe und beschreibt die grausamen Umstände, seine Gefühle und auch die Empfindungen seiner Kameraden in Bezug auf ihre Situation im Krieg. Sie hatten sich mit Begeisterung freiwillig zum Militär gemeldet und hatten keine Ahnung, dass Krieg so grausam sein könne. Paul, Kropp, Müller und Leer sind aus der selben Klasse, die direkt aus der Schulbank in den Krieg ziehen. Ihr Klassenlehrer Kantorek ermutigt sie dazu durch seine langen, schönen, Vorträge. Die ganze Klasse unter seiner Führung meldet sich freiwillig. Paul erinnert sich an Josef Behm, einen dicken, gemütlichen Knaben, der zögerte und sich nicht melden wollte. Aber er ließ sich auch von Kantorek überreden, vielleicht aus Angst – wie viele andere Schüler – mit dem Wort feige abgestempelt zu werden. Behm war einer der ersten, die fielen. Paul machte Kantorek für seinen Tod verantwortlich.

Während ihrer Ausbildung auf dem Kasernenhof werden die jungen Rekruten von dem sadistischen Unteroffizier Himmelstoss erbarmungslos schikaniert.

Die Soldaten befinden sich jetzt neun Kilometer hinter der Westfront. Paul Bäumer, Tjaden, Müller und Katczinsky (Kat genannt) gehören der 2. Kompanie an. Sie haben eine Pause. Siebzig Soldaten aus der 2. Kompanie sind inzwischen gefallen. Die Soldaten freuen sich ihres Überlebens. Sie rauchen, witzeln, bekommen eine extra Ration.

Einer der Kameraden, Kemmerich, ist verwundet. Ihm wurde ein Bein amputiert. Müller, Kropp und Paul besuchen ihn in der Krankenstation. Kemmerich ist todkrank. Deswegen redet Müller auf ihn ein, ihm seine Stiefel zu schenken, ehe sie in die Hände des Krankenhauspersonals fallen. Man müsse sachlich sein. Er habe mehr Anrecht darauf als ein Sanitäter. Diese Tatsache sei unabhängig vom Tod Kemmerichs. Er sei genauso traurig wie die anderen, dass Kemmerich sterben müsse. Es gelingt ihm die Stiefel zu erben.

Es gibt Neuankömmlinge, darunter sehr junge Rekruten, die fast wie Knaben aussehen. Der erfahrene Soldat, Kat (ca. 40 Jahre alt) kümmert sich um die jungen Neuankömmlinge.

Die Soldaten erfahren durch Tjaden, dass Himmelstoss an die Front versetzt worden sei. Sie erinnern sich an ihre schreckliche Ausbildungszeit auf dem Kasernenhof und beschließen sich an ihm zu rächen. Als er an einem Abend aus seiner Stammkneipe kommt, fallen sie über ihn her, ziehen seine Hose runter und peitschen ihn aus, worüber sie nachher viel witzeln.

Die Engländer greifen an. Kat meint, dass die Nacht schlimm werden könne. Es gibt fünf Tote und viele Verwundete. Paul wird durch einen Granatsplitter leicht verletzt. Ein Granatsplitter hat die Hüfte eines jungen Soldaten aufgerissen. Er leidet schwer darunter und ist nicht mehr zu retten. Kat schlägt vor, ihn durch einen Pistolenschuss von seinen schrecklichen Schmerzen zu befreien, aber bevor es dazu kommt, kommen dem Verwundeten sanitärische Kräfte zu Hilfe.

Die Soldaten wearden von Läusen befallen.

[...]

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Wie man einen Bestseller der Kriegsliteratur schreibt: "Im Westen nichts Neues" von Erich Maria Remarque
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  (Institut für Germanistik)
Veranstaltung
Neue Sachlichkeit am Beispiel der Frontromane über den 1. Weltkrieg
Note
2,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
23
Katalognummer
V87422
ISBN (eBook)
9783638029285
ISBN (Buch)
9783638927970
Dateigröße
458 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bestseller, Kriegsliteratur, Westen, Neues, Erich, Maria, Remarque, Neue, Sachlichkeit, Beispiel, Frontromane, Weltkrieg
Arbeit zitieren
M.A. Mahvash Dannhäuser (Autor:in), 2004, Wie man einen Bestseller der Kriegsliteratur schreibt: "Im Westen nichts Neues" von Erich Maria Remarque, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87422

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