Gaetano Chiaveri und die katholische Hofkirche


Seminar Paper, 2006

13 Pages, Grade: 2,0


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Historischer Hintergrund

3. Gaetano Chiaveri

4. Die Katholische Hofkirche
4.1. Vorbereitungen
4.2. Äußere Baugestalt
4.3. Matiellis Heiligenfiguren
4.4. Innenraum
4.4.1. Innengestaltung
4.4.2. Hochaltarbild
4.4.3. Silbermannorgel
4.4.4. Die Gruft
4.5. Die Katholische Hofkirche seit 1945

5. Hofkirche vs. Frauenkirche

6. Schlussbetrachtungen

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Das Gebiet zwischen Saale und Elbe ist in sehr hohem Maße von interkulturellen Beziehungen geprägt [...] Italien, das auf die sächsische Hofkultur und Architektur sowie das Musikleben und den Handel wesentlichen Einfluß ausübte [...] Sachsens Identität als Durchmischungszone in einem multikonfessionellen und multikulturellen deutschen Territorienverband wurde durch die vielfältigen Beziehungen zu nichtdeutschen Territorien verstärkt und kam in ihnen zum Ausdruck.“ (Middell 1995: 19)[1]

In diesem Zitat wird schon deutlich, dass die sächsische Geschichte immer durch kulturelle oder politische Fremdeinflüsse bestimmt worden ist. Insbesondere zur Zeit des Barocks prägten italienische Künstler, Architekten, Handwerker und Musiker das Bild Dresdens.

Die vorliegende Hausarbeit geht speziell auf den italienischen Einfluss in der Sakralarchitektur Sachsens ein. Die Katholische Hofkirche ist eines der umstrittensten Bauwerke Sachsens gewesen. 1753 wurde sie eingeweiht, doch erst 1806 formal durch den Frieden von Posen anerkannt.

Wie konnte es zum Bau einer katholischen Hofkirche im protestantischen Sachsen kommen? Warum wurde ein italienischer Architekt mit dem Bau beauftragt? Das sind Fragen, die ich in dieser Arbeit zu beantworten versuche.

2. Historischer Hintergrund

In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts entfaltete sich der Barock in Sachsen sowohl in der Kunst als auch in der Kultur. Viele Katholiken, u. a. Handwerker, Musiker, Händler, Sänger und andere, kamen aus Italien, Frankreich und Böhmen nach Dresden. Für sie gab es in Dresden keine Möglichkeit, einem katholischen Gottesdienst beizuwohnen. Erst nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) fanden Gottesdienste in den kaiserlichen und französischen Gesandtschaften statt. Diese waren jedoch für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

1694 wird August I. (August der Starke) Kurfürst von Sachsen. Sein politisches Ziel war die Ernennung zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. Um dieses Ziel zu realisieren, wollte er zu seiner Kurwürde die Königskrone von Polen hinzufügen. Aus zwei Gründen bot sich der polnische Thron an, erstens: der polnische König Johann Sobieski hatte keine Erben hinterlassen und zweitens: Polen war eine Wahlmonarchie gewesen. August I. schickte seinen Unterhändler General von Flemming nach Polen, der viel Geld bei sich hatte, um die polnischen Magnaten bei der Wahl gnädig zu stimmen. Nach geraumer Zeit signalisierte Flemming den Erfolg der Mission, der jedoch an eine Konzession gebunden war. Polen war katholisch, somit musste auch der Thronfolger ein Katholik sein. Am 2. Juni 1697 konvertierte August der Starke zum Katholizismus. Dies geschah allerdings nicht aus religiöser Überzeugung, sondern war ein opportunistischer Schritt. Als der Glaubenswechsel in Sachsen bekannt wurde, gab es einen Aufschrei in der Bevölkerung, da sie eine Katholisierung des Landes befürchtete. Deshalb ließ August der Starke am 26. Juni 1697 eine „Religionsversicherung“ an alle Kirchentüren heften, in der zu lesen war, dass Sachsen protestantisch bleibt und nur das Königshaus zum Katholizismus konvertiert. Dies wurde bis zum Ende der sächsischen Monarchie 1918 eingehalten. Nun hoffte Papst Innozenz XII., dass August I. eine katholische Kirche in Sachsen bauen lässt. Wie schon vorhin erwähnt, konvertierte August I. nicht aus religiöser Überzeugung, dies ist auch die Erklärung, weshalb er keine neue Kirche in Dresden baute, sondern die Kappelle im Schloss von Moritzburg zu einer katholischen umgestalten ließ.[2] Der erste katholische Gottesdienst wurde nicht in Dresden, sondern zu Weihnachten 1699 in der Schlosskappelle zu Moritzburg gehalten. August I. versuchte, den Katholiken in Sachsen so wenig Zugeständnisse zu machen wie möglich. Nur wenn er die Hilfe des Papstes brauchte, gewährte er einige, so z. B. im Nordischen Krieg, in dem er gegen den schwedischen König Karl XII. kämpfte. Durch den Friedensvertrag von Altranstädt am 24. September 1706 verlor er für kurze Zeit die polnische Krone. Durch die protestantischen Schweden war kein katholisches Leben in Sachsen mehr möglich. Erst 1708, als die Schweden Sachsen verließen, um gegen Zar Peter I. zu kämpfen, konnten die Katholiken ihren Glauben praktizieren. 1709 verloren die Schweden ihre Vormachtstellung in Polen. Mit Hilfe des Papstes und der Russen gelang es August I. die polnische Krone zurück zu gewinnen und den Vertrag von Altranstädt für ungültig zu erklären. Um den Papst gegen seine politischen Gegner zu gewinnen, richtete er in Dresden eine katholische Kirche ein.

Da es im lutherischen Sachsen schwer war, eine katholische Kirche neu bauen zu lassen, entschied August I., das italienische Opernhaus in eine katholische Kirche umzugestalten. 1708 wurde diese durch den Vikar P. Karl Moritz Vota eingeweiht, somit bestand für die Katholiken in Sachsen zum ersten Mal die Möglichkeit, einen öffentlichen Gottesdienst zu besuchen.

Um den zurückerhaltenen polnischen Thron zu sichern, entschied sich August I., Polen in eine Erbmonarchie umzuwandeln. Des weiteren bestand er darauf, dass sein Sohn ebenfalls zum Katholizismus konvertierte, was er im November 1712 in Bologna vollzog, dies jedoch aus religiöser Überzeugung. Um den Katholizismus im sächsischen Königshaus zu festigen, wurde die Heirat des Kurprinzen mit der österreichischen Erzherzogin Maria Josepha (älteste Tochter von Kaiser Franz Joseph I.) beschlossen, die 1719 stattfand.[3] 1733 starb August I. und sein Sohn August II. wird Kurfürst von Sachsen. Bei der Hochzeit zwischen Prinzessin Maria von Sachsen und dem König Karl III. von Spanien erwies sich die Hofkappelle als unzureichend. Damit wurde der Bau einer neuen katholischen Kirche beschlossen.

3. Gaetano Chiaveri

Gaetano Chiaveri wurde 1689 in Rom geboren. Nach seiner Ausbildung verließ er 1708 Italien, da er vom Grafen Peter Andrejewitsch Tolstoi im Auftrag Peters des Großen nach St. Petersburg berufen worden ist.[4] Zu jener Zeit fand in Russland die Ablösung der Holz- durch Steinbauten statt. Er arbeitet unter Niccola Michetti am Bau des Schlosses Strejelne und in Kronstadt mit und half Domenico Trezzini beim Umbau des Winterpalais. Großen Eindruck auf Chiaveri machte das Modell für die Kirche des Alexander-Newskij-Klosters. Die turmüberhöhte Eingangsfront wendet sich dem Fluss zu, obwohl sich nach Vorschrift der griechisch-orthodoxen Kirche die Chorpartie mit dem Altar nach Osten (Flussseite) hätte kehren müssen.[5] Er findet die Gunst der späteren Zarin Katharina I. (1684 – 1727) und kann in deren Auftrag 1722 die Kirche von Korostino bauen. Bis 1726 leitet er den Bau der Bibliothek und der Kunstkammer der St. Petersburger Akademie der Wissenschaften. Nach dem Tod der Zarin verlässt er St. Petersburg und geht nach Warschau. Ein Vikar der Theatiner in Warschau schrieb an Jakob Buzzi, dem Sekretär des Generalfeldmarschalls Heinrich Grafen von Flemming, dass Chiaveri in Warschau eintreffen und eine Anstellung annehmen würde. Dort fiel er August II. auf, da Chiaveri 1733 den Trauerkatafalk für August den Starken geschaffen hatte.

1736 erhielt Chiaveri von Graf Sulkowsky die Aufforderung, sich nach Dresden zu begeben, um den Bau der Katholischen Hofkirche zu übernehmen. Am 18. September 1738 wurde der Bau der Katholischen Hofkirche sanktioniert und Chiaveri zum persönlichen Architekten des Kurfürsten berufen.[6] Durch diese Berufung stand Chiaveri nicht unter der Leitung des sächsischen Oberlandbauamtes, in dem Johann Christoph Knöffel tätig war. Von 1738 bis 1748 leitete er den Bau an der Dresdner Hofkirche. Auf Grund von Streitigkeiten mit Knöffel verließ er 1748 Dresden und besuchte es nur noch zweimal. 1743 / 1744 gibt er zwei Bände mit dem Titel Ornamenti diversi di porte e finestre heraus, in denen er seinen Stil des römischen Barock zu rechtfertigen versucht. Chiaveri ist dem Dresdner Hof weiterhin nützlich, da er Bildankäufe vermittelt und dafür eine monatliche Besoldung vom Kurfürsten erhält. Am 5. März 1770 stirbt Chiaveri in Foligno.

[...]


[1] Middell, Matthias: „In Grenzen unbegrenzt“. Überlegungen zu Regionalisierung und Kulturtransfer, in: Espagne, Michel / Grandjonc, Jacques (Hrsg.): Transferts culturels et région

[2] Seifert, Siegfried / Ullmann, Klemens: Katholische Hofkirche Dresden. Kathedrale des Bistums

Dresden-Meißen (Leipzig: Benno-Verlag 2000) 11.

[3] Seifert, Siegfried / Ullmann, Klemens: Katholische Hofkirche Dresden. Kathedrale des Bistums

Dresden-Meißen (Leipzig: Benno-Verlag 2000) 16f.

[4] Heckmann, Hermann: Baumeister des Barock und Rokoko in Sachsen (Berlin: Verlag für

Bauwesen 1996) 282.

[5] Hempel, Eberhard: Gaetano Chiaveri – Der Architekt der katholischen Hofkirche zu Dresden

(Dresden: Wolfgang Jess Verlag 1955) 15.

[6] Rudert, Konstanze: Lorenzo Matielli – ein italienischer Bildhauer am Dresdner Hof, in: Marx,

Barbara: Elbflorenz – italienische Präsenz in Dresden 16. – 19. Jahrhundert

(Amsterdam / Dresden: Verlag der Kunst 2000) 204.

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Details

Title
Gaetano Chiaveri und die katholische Hofkirche
College
Dresden Technical University  (Institut für Romanistik)
Course
Dresden und Italien
Grade
2,0
Author
Year
2006
Pages
13
Catalog Number
V87397
ISBN (eBook)
9783638029254
File size
371 KB
Language
German
Notes
Diese Arbeit soll knapp die kulturellen Beziehungen zwischen Dresden und Italien darstellen. Insbesondere die Beeinflussung der italienischen Architekten in den Sakralbau.
Keywords
Gaetano, Chiaveri, Hofkirche, Dresden, Italien
Quote paper
Marcus Fellert (Author), 2006, Gaetano Chiaveri und die katholische Hofkirche, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87397

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