Die Négritude - eine Antwort auf Kolonisation und Sklaverei


Hausarbeit, 2007

18 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Situation während der Sklaverei

3. Kreol

4. Die Négritude – eine Bewegung entsteht
4.1 Léopold S. Senghor
4.2 Aimé Césaire
4.3 Léon Gontran Damas
4.4 Frantz Fanon

5. Négritude als Antwort auf den Kolonialismus

6. Integrationsversuche

7. Kritik an der Négritude

8. Die Négritude aus heutiger Sicht

9. Zusammenfassung

Literatur

1. Einleitung

Négritude, Antillanité und Créolité sind gesellschaftliche Strömungen, die in Deutschland eher unbekannt sind und uns sehr fremdartig und exotisch vorkommen. In Frankreich sieht dies jedoch schon ganz anders aus, denn beispielsweise der Begriff „Négritude“ betrifft viele Völker, die nur aufgrund ihrer Hautfarbe zu „Schwarzen“ zusammengefasst werden.

In der vorliegenden Arbeit möchte ich versuchen, eine dieser Strömungen, die Négritude, näher vorzustellen. Diese Bewegung kann allerdings nicht losgelöst von ihrem historischen Hintergrund betrachtet werden, weshalb ich zunächst auf die Situation der Schwarzen während der Sklaverei und Kolonisation und in diesem Zusammenhang dann auf die Négritude eingehen werde.

Ich werde dabei die wichtigsten Persönlichkeiten kurz darstellen, die diese Bewegung entscheidend geprägt haben.

Dabei möchte ich aufzeigen, inwiefern die koloniale Vergangenheit Einfluss auf die Négritude hat, um mich anschließend kritisch mit der heutigen Bedeutung dieser Bewegung auseinanderzusetzen.

2. Situation während der Sklaverei

Um eine Entwicklung wie die Négritude verstehen zu können, muss man sich als heutiger Europäer zunächst in die Situation der Farbigen hineinversetzen, deren Leben und gesellschaftliche Situation stark durch die Sklaverei gekennzeichnet war und ist.

Nach der Entdeckung Amerikas Ende des 15. Jahrhunderts, begannen die Europäer, immer mehr Gebiete zu erkunden und zu kolonialisieren. Die einheimische Bevölkerung wurde dabei unterworfen, versklavt und oft schon nach wenigen Jahren ausgerottet (vgl. P.Stein,1).

Mit der zunehmenden Kolonialisierung ging allerdings ein wachsender Bedarf an Arbeitskräften einher, so dass Sklaven in der Folgezeit aus Afrika importiert wurden. Zwischen den Sklaven und den weißen Herren fehlte allerdings ein gemeinsames Kommunikationsmittel und gleiches galt in den meisten Fällen auch für die Sklaven untereinander (vgl. P.Stein, 1).

Die Sklaven kamen aus den verschiedensten Teilen Afrikas und konnten sich zumeist nicht untereinander verständigen. Getreu dem Motto „No Communication, No revolution“ (Singh, 5) wurde diese Trennung absichtlich herbeigeführt, um die Sklaven isoliert zu halten und Sklavenaufstände zu verhindern. Da sie sich nicht untereinander über ihre miserable Lage austauschen konnten, konnten sie auch nichts gemeinsam dagegen unternehmen.

Ohne ein gemeinsames Mittel der Kommunikation konnte es also auch keine Literatur und Literaturproduktion für die Schwarzen geben, in denen sie ihre Situation wieder finden und verarbeiten konnten. Dies lag sicherlich nicht ausschließlich an der fehlenden gemeinsamen Sprache, sondern vor allem auch am vorherrschenden und beabsichtigten Analphabetismus der Sklaven.

Dennoch gab es vielerlei Bemühungen der Schwarzen, die Erinnerung an ihre afrikanische Heimat zu erhalten. So wurden beispielsweise religiöse Riten gepflegt und Fabeln und Lieder als Formen einer oralen Tradition von Generation zu Generation weitervererbt.

Elemente einer eigenen Identität und Herkunft, in Abgrenzung zu den Sklavenhaltern und Plantagenbesitzern, wurden so behauptet.

Allerdings wurde nie etwas verschriftlicht, was dazu führte, dass diese Traditionen mehr und mehr in Vergessenheit gerieten.

Erst mit der Entstehung des Kreolischen, einer damals neuen Sprache, entstand nun in der Folgezeit ein ganz neues Gemeinschaftsgefühl der Sklaven untereinander.

3. Kreol

Typisch für die kolonialisierten Völker war es, dass die einheimische Bevölkerung und die Kolonialisten zunächst eine Hilfssprache benutzen, um miteinander zu kommunizieren. Eine solche zweckgebundene Hilfssprache bezeichnet man als „Pidgin“. Der Großteil der Wörter dieses „Pidgins“ stammt aus der beteiligten europäischen Sprache, wird aber durch Lehnwörter aus der angestammten Bevölkerung bereichert (vgl. A.Stein, 146).

Unter den speziellen Bedingungen der auf Sklavenarbeit beruhenden Plantagengesellschaft kam es sehr schnell zum Entstehen solch neuer Sprachen, die zu Anfang jedoch nur als Zweitsprache gebraucht wurden (vgl. P.Stein, 1).

Doch schon sehr schnell wurde die Sprache immer häufiger benutzt und ging dann nach einer oder zwei Generationen als Muttersprache in den Sprachgebrauch ein, was dann als Kreolsprache bezeichnet wird (vgl. weikopf.de).

Damit hatten die Kreolsprachen ihren festen Platz in der Gesellschaft der Kolonien und wurden auch für die weiße Bevölkerung zur Zweitsprache, teilweise sogar zur Muttersprache (vgl. P.Stein, 1).

Pidgins und Kreolsprachen sind somit zwei Stadien eines sprachlichen Entwicklungsprozesses, der in der kreativen Anpassung zweier in Kontakt tretender Sprachen zu einem neuen, voll funktionsfähigen Kommunikationsmittel besteht (vgl. A.Stein, 147).

Die Entstehung und Verselbstständigung dieser Sprache trug zu einem neuen Selbstverständnis der Sklaven bei. Gleichzeitig wurde aber der Kontrast zur immer noch französisch sprechenden Elite der kolonialisierten Länder immer deutlicher.

Besonders am Beispiel der 1804 unabhängig gewordenen Republik Haiti lässt sich dieser Widerspruch sehr deutlich aufzeigen.

Die Verfassung, das politische Regime und das Bildungssystem der neuen Republik Haiti waren sehr stark an Frankreich orientiert. Die Unterrichtssprache in den Schulen war französisch, obwohl diese Sprache nur von einer Minderheit der Bevölkerung gesprochen wurde. Auch der Unterrichtsstoff war stark an Frankreich angelehnt. So wurde beispielsweise im Unterricht die französische Geschichte gelehrt, keineswegs aber die von Haiti.

Die extremen Gegensätze innerhalb des Landes konnten nicht überwunden werden und so entstand eine sehr schmale Schicht von Gebildeten, die sich gegenüber der breiten Masse der Bevölkerung, die beispielsweise noch dem Vodoo und oralen Traditionen verbunden blieb, abgrenzen ließ.

An diesem Beispiel lässt sich das Problem der kolonialisierten Völker aufzeigen. Die Schwarzen versuchten sich den Weißen anzupassen und europäische Ideale für Bildung und Kultur zu übernehmen, anstatt sich auf die eigenen Traditionen zu berufen. Das Problem der Assimilation bestand darin, dass die eigene Geschichte und der eigene Ursprung verdrängt wurden. Dadurch entstand eine neue Form von Entfremdung, in der die schwarze Bevölkerung unbewusst und unreflektiert lebt.

4. Die Négritude – eine Bewegung entsteht

Das politische Denken und Handeln herausragender afrikanischer Führungspersönlichkeiten hat die Entwicklung des südlichen Teils Afrikas schon bereits vor der Entkolonialisierung stark beeinflusst. Dieser Prozess der Entkolonialsierung wurde dabei zum größten Teil von Afrikanern getragen, die einen längeren Aufenthalt in europäischen Metropolen hinter sich hatten und danach voller Idealismus und Engagement in ihre Heimat zurückkehrten (vgl. Kopfmüller, 35).

Obwohl die Négritude sich als eine internationale Bewegung bezeichnete, tendierte sie nach Frankreich. Sie war überwiegend frankophon und hatte ihren Mittelpunkt in Paris, was in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts mehr als andere europäische Hauptstädte empfänglich für außereuropäische Einflusse war (vgl. Séphocle, 3).

Doch trotz der frankophonen Verwurzelung der Bewegung, gibt es einige nicht-frankophone Vorgängerentwicklungen, wie zum Beispiel auf Haiti (Indigenismus), auf Kuba (Negrismo) und in Amerika (Negro Renaissance) (vgl. Séphocle, 4).

So entstand dann die Négritude, als eine Bewegung afrikanischer Intellektueller, die durch ihre europäische Sozialisation einerseits ihrer ursprünglichen Kultur entfremdet waren, andererseits jedoch ein starkes politisches Bewusstsein entwickelt hatten. Neben der Suche nach einer eigenen Identität, war es ihr Bestreben, die noch vorhandenen kolonialen Strukturen aufzubrechen und als ungerecht und unmenschlich anzuprangern (vgl. Kopfmüller, 35).

Im Folgenden werde ich nur die wichtigsten Persönlichkeiten vorstellen, die aufgrund ihres politischen und schriftstellerischen Engagements zur Verbreitung dieser Bewegung beigetragen haben.

4.1 Léopold S. Senghor

Einer der einflussreichsten Schriftsteller der Négritude ist Léopold S. Senghor. Er wurde 1906 im Senegal geboren und genoss eine Ausbildung zum Studienrat für Griechisch, Latein und Französisch. Nach seiner Ausbildung blieb er zunächst noch in Frankreich und wurde von 1945 bis 1958 Abgeordneter in der französischen Nationalversammlung. Nach seiner Tätigkeit als beratender Minister für kulturelle Kolonialangelegenheiten unter Charles de Gaulle wurde Senghor 1960 erster Staatpräsident des unabhängigen Staates Senegal (vgl. Kopfmüller, 36).

Senghor bemühte sich stets um einen Dialog mit der Kolonialmacht Frankreich, was sich auch in seiner Philosophie der Négritude niederschlägt. Er unternimmt den Versuch, das negativ durch den Kolonialismus geprägte Verhältnis der afrikanischen zur europäischen Kultur zu klären. Senghor betont hierbei stets die spezielle Eigenart und Würde der Afrikaner (vgl. Kopfmüller, 36).

Er fordert eine Rückbesinnung auf die Werte der afrikanischen Kultur (Kopfmüller, 36), was einer emanzipatorischen Abgrenzung dienen soll. Für Senghor ist die Négritude „l´ensemble des valeurs culturelles de l´Afrique noire“ (wikipedia.fr1).

Gleichzeitig unterstreicht Senghor mit seinen Ideen aber auch immer wieder die Gleichheit von Europäern und Afrikanern und verfällt somit nicht in einen „umgekehrten Rassismus“ (Kopfmüller, 36).

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die Négritude - eine Antwort auf Kolonisation und Sklaverei
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen
Note
1,5
Autor
Jahr
2007
Seiten
18
Katalognummer
V87340
ISBN (eBook)
9783638018623
ISBN (Buch)
9783638952309
Dateigröße
439 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
17 Einträge im Literaturverzeichnis, davon 6 Internet-Quellen (Wikipedia u.a.).
Schlagworte
Négritude, Antwort, Kolonisation, Sklaverei
Arbeit zitieren
Franziska Hupe (Autor:in), 2007, Die Négritude - eine Antwort auf Kolonisation und Sklaverei, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87340

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