Mikrofinanz als Instrument der Entwicklungshilfe


Term Paper, 2008

16 Pages, Grade: 1,3

Anonymous


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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definition Mikrofinanz

3. Ziele

4. Mechanismen
4.1 Gruppenbildung
4.2 Gruppenüberwachung
4.3 Dynamische Anreize
4.4 Feste Rückzahlungspläne

5. Mikrofinanz im Kontext der Armutsbekämpfung

6. Einordnung in die Politik von Weltbank und IWF

7. Auswirkungen
7.1 Armutsbekämpfung
7.2 Stärkung der Frauen

8. Schlussfolgerung

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In den vergangenen Jahren hat die Verbreitung von Mikrofinanzprogrammen stark zugenommen. Wo für das Jahr 2000 noch rund 13,8 Mio. Teilnehmer entsprechender Programmen gemeldet waren, hat sich diese Zahl bis ins Jahr 2007 auf ca. 92,9 Mio. Kunden vervielfacht. Ebenso hat sich die Anzahl der erfassten Mikrofinanzunternehmen im gleichen Zeitraum von 1567 auf 3316 Institutionen gesteigert.[1] Solche Angaben deuten darauf hin, dass Mikrofinanzprodukte für die Anbieter ein lohnendes Geschäft sind. Diese Arbeit möchte untersuchen, ob auch die Kunden solcher Produkte profitieren und darüber hinaus mit Mikrofinanz Beiträge zur Entwicklung sowie Armutsbekämpfung rückständiger Länder geleistet werden. Nach der Definition (2.) und der Beschreibung der Ziele von Mikrofinanz (3.) werden die Mechanismen (4.) erläutert. Anschließend werden Mikrofinanzprogramme sowohl in den Kontext der Armutsbekämpfung gestellt (5.), als auch in die Politik von Weltbank und IWF eingeordnet (6.). Schließlich werden mittels empirischen Materials die Auswirkungen (7.) betrachtet und eine Schlussfolgerung gezogen (8.). Bei der gesamten Vorgehensweise soll der Fokus auf dem am meisten verbreiteten Mikrofinanzprodukt, dem Mikrokredit, liegen.

2. Definition Mikrofinanz

Unter dem Begriff Mikrofinanz sind kommerzielle Finanzdienstleistungen für Personenkreise mit niedrigem Einkommen zu verstehen. Die Anbieter von Finanzdienstleistungen für Arme sind die Mikrofinanzinstitutionen. Mikrokredite sind charakterisiert als die temporäre Überlassung von Kaufkraft gegen einen Zins. Variationen davon sind Wagniskapital- oder Mikroleasingprodukte. Mikrofinanz beinhaltet aber auch Sparkonzepte und Mikroversicherungen, wobei Sparen typischerweise als Konsumverzicht bzw. der Überschuss des Einkommens über den Konsum definiert ist und Versicherungen in diesem Bereich etwa gegen Zahlungsunfähigkeit bei unerwarteten Ereignissen vorsorgen. Obwohl sich einige Formen der Mikrofinanz auch in den Industriestaaten etablieren, soll die Konzentration im Weiteren auf den Entwicklungsländern liegen.[2]

3. Ziele

Das übergeordnete Hauptanliegen von Mikrofinanzprogrammen ist die Bekämpfung von Armut. In Entwicklungsländern, und dort insbesondere in ländlichen Gegenden, haben die Menschen in der Regel keinen Zugang zum formalen Finanzsystem. Dadurch, dass sie keine Sicherheiten aufweisen können, werden Sie von Kreditanbietern als kreditunwürdig eingestuft. Mikrofinanzprogramme können diesem Personenkreis Zutritt zu Kleinstkrediten oder anderen Finanzprodukten verschaffen. Entsprechende Kredite können, eine sinnvolle Verwendung vorausgesetzt, Einkommen generieren. Der Mikrokredit kann etwa im Zuge der Existenzgründung das notwendige Kapital für Investitionen liefern. Die Beschaffung von Kapital auf informellem Wege (Nachbarn, Familienangehörige, Ladenbesitzer) kommt für solche Zwecke oftmals nicht in Betracht, da hier unverhältnismäßig hohe Zinssätze verlangt werden, die selten von der Rendite einer Investition übertroffen werden.[3]

Ein weiteres Ziel, dass sich indirekt aus der Armutsreduzierung ergibt, ist die Emanzipation und Stärkung von Frauen. Das resultiert daraus, dass der Frauenanteil unter den Armen besonders hoch ist. Die Ausstattung von Frauen mit finanziellen Mitteln aus Mikrofinanzprogrammen stärkt deren Unabhängigkeit. Zudem ist bei Frauen im Gegensatz zu Männern die Tendenz zu beobachten, dass mehr Geld im Haushalt und für das Wohl der Familie ausgegeben wird. Auch erweisen sich Frauen als finanziell verantwortungsbewusster, was sich in besseren Rückzahlungsquoten und einer effizienteren Verwendung des Kapitals äußert. Zur Zielgruppe vieler Mikrofinanzprogramme gehören deshalb explizit Frauen.[4]

Darüber hinaus muss ein Zielkonflikt berücksichtigt werden, vor dem Mikrofinanzinstitutionen stehen. Die Ziele Nachhaltigkeit der Finanzierung und Breitenwirkung stehen im Gegensatz zueinander. Die Informationsasymmetrien zwischen Kreditnehmer und –geber machen eine Kreditwürdigkeitsprüfung durch das Kreditinstitut notwendig. Da sich die Kreditsumme im Mikrobereich bewegt, sind die relativen Transaktionskosten besonders hoch. Zudem scheitern die Projekte von Kleinunternehmern überproportional oft. Vor diesem Hintergrund kann von operationaler Nachhaltigkeit gesprochen werden, wenn das Mikrofinanzunternehmen mit seinem Geschäft die Verwaltungskosten decken kann. Von finanzieller Nachhaltigkeit wird gesprochen, wenn die gesamten Kosten gedeckt werden können. Wird letzterer Fall nicht erreicht, muss das Mikrofinanzunternehmen staatlich subventioniert oder durch Spenden unterstützt werden. Eine andauernde Unterstützung gefährdet jedoch die Existenz der Bank, da sich Spender abwenden können. Außerdem können Subventionen Fehlanreize hinsichtlich der effizienten Verwendung des Budgets darstellen. Finanzielle Nachhaltigkeit wird angestrebt, indem das Mikrofinanzinstitut Kunden mit gutem Kreditrisiko wählt. Dies geht jedoch zu Lasten der Verbreitung von Mikrokrediten, weil dann tendenziell weniger Menschen erreicht werden. Im Umkehrschluss dazu muss angenommen werden, dass mit steigender Anzahl der Kreditnehmer die Wahrscheinlichkeit schlechter Kreditrisiken steigt und damit die laufenden Kosten zu Lasten der Nachhaltigkeit größer ausfallen.[5]

4. Mechanismen

Im Folgenden soll auf die für Mikrofinanz typischen Mechanismen eingegangen werden. Dabei handelt es sich um einen theoretischen Überblick über Gruppenbildung, Gruppenüberwachung, dynamische Anreize und feste Rückzahlungspläne. Alle Mechanismen haben gemeinsam, dass sie einen Ersatz für die sonst bei Standardkrediten üblichen Sicherheiten darstellen.[6]

4.1 Gruppenbildung

Vor dem Hintergrund unvollkommener Kreditmärkte bekommen gruppenbasierte Kreditmodelle eine wichtige Bedeutung. Dem Kreditgeber entstehen für die Einholung von Informationen über den Kreditnehmer bzw. dessen Projekts Kosten. Diese Informationen sind bei Mikrofinanzgeschäften insbesondere deshalb notwendig, weil Kreditnehmer in der Regel keine Sicherheiten haben. Bei Mikrokrediten stehen diese Kosten in einem Missverhältnis zur geringen Kreditsumme. Dieses Problem wird dadurch umgangen, dass eine Gruppe von Kreditnehmern die gemeinsame Verantwortung für die Rückzahlung trägt. Falls ein Gruppenmitglied nicht zurückzahlen kann, muss dies die Gruppe übernehmen. Bereits bei der Bildung der Gruppe kommt es zu einer Trennung von guten und schlechten Kreditrisiken, weil die Kreditnehmer im eigenen Interesse untereinander Informationen über sich sammeln. Dies geschieht recht unaufwändig, wenn es sich dabei um Menschen handelt, die nah in ihrer Gemeinschaft zusammen leben. Jemand mit einem guten Kreditrisiko ist daran interessiert, in seiner Gruppe ebenfalls nur gute Risiken zu versammeln. Bei diesem Gruppenbildungsprozess bleiben die schlechten Kreditrisiken übrig und müssen sich zu einer eigener Kreditgruppe zusammenschließen. Das Problem der adversen Selektion wird damit reduziert. Im Ergebnis führt das Übertragen der Verantwortung der Gruppenbildung auf die Kreditnehmer zu höheren Rückzahlungsraten, niedrigeren Zinssätzen und sozialer Wohlfahrt.[7]

[...]


[1] Vgl. S. Daley-Harris (2007), S. 21 f.

[2] Vgl. N. Felder-Kuzu (2004), S. 18 - 26; Vgl. S. Bainous Kargbo (2006), S. 39 – 41; Vgl. M. La Torre et al. (2006), S. 21 – 34; Prominente Vertreter von Mikrofinanzinstitutionen sind etwa die Grameen Bank (Bangladesh), Banco Sol (Bolivien) oder die Bank Rakyat (Indonesien).

[3] Vgl. A. Khawari (2004),

[4] Vgl. S. Cheston und L. Kuhn (2002), S. 4 – 8; Vgl. A. Khawari (2004), S. 6 f.

[5] Vgl. M. La Torre et al. (2006), S. 54 – 70; Vgl. A. Khawari (2004), S. 7 – 9; Vgl. UNCDF (1999), S. 12 f.

[6] Dass diese Mechanismen ein wirkungsvoller Ersatz für fehlende Sicherheiten sein können, zeigt das Beispiel Grameen Bank. Für den Zeitraum von 1985 – 1996 wurde eine durchschnittliche Rate für überfällige Rückzahlungen von lediglich 7,8 % berechnet (Vgl. J. Morduch (1999), S. 1589 f.).

[7] Vgl. A. Khawari (2004), S. 19 – 21; Vgl. J. Morduch (1999), S. 1580 f.; Vgl. N. Bhatt und S. Tang (2001), S. 1106 – 1108

Excerpt out of 16 pages

Details

Title
Mikrofinanz als Instrument der Entwicklungshilfe
College
University of Hamburg
Course
Entwicklungstheorie und -politik
Grade
1,3
Year
2008
Pages
16
Catalog Number
V87263
ISBN (eBook)
9783638016841
File size
372 KB
Language
German
Keywords
Mikrofinanz, Instrument, Entwicklungshilfe, Entwicklungstheorie
Quote paper
Anonymous, 2008, Mikrofinanz als Instrument der Entwicklungshilfe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87263

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