Die Asienkrise 1997/98 am Beispiel Thailands


Seminararbeit, 2007

19 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einführung

2. Die Asienkrise von 1997/1998
2.1. Situation vor der Krise
2.1.1. Die Boom-Ära
2.1.2. Ausgewählte Warnindikatoren
2.2. Ausbruch und Verlauf der Asienkrise

3. Ursachen der Währungs- und Finanzkrise Ostasiens
3.1. Liberalisierungsprozess und strukturelle Schwächen im Finanzsystem
3.1.1. Der Liberalisierungsprozess
3.1.2. Schwache Bankensysteme
3.2. Theoretische Modelle von Finanzkrisen
3.2.1. Modelle der ersten Generation
3.2.2. Modelle der zweiten Generation
3.2.3. Modelle der dritten Generation
3.3. Alternative Erklärungsansätze
3.3.1. Der Moral-Hazard-Ansatz
3.3.2. Finanzmarktpanik und Herdenverhalten

4. Die Asienkrise: Maßnahmen, Auswirkungen und Lehren
4.1. Getroffene Maßnahmen zur Überwindung der Asienkrise
4.2. Wirtschaftliche Auswirkungen
4.3. Lehren aus der Asienkrise
4.3.1. Kapitalverkehrskontrollen
4.3.2. Gebundene Wechselkurse

5. Fazit

Anhang

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Jährliche Wachstumsraten des realen BIP einiger asiatischer Schwellenländer (1991 bis 1996) in %

Abbildung 2: Chronologie der Ereignisse in Thailand

1. Einführung

Heute vor genau zehn Jahren brach die südostasiatische Währungs- und Finanzkrise aus und sorgte weltweit in den Medien und in wirtschaftswissenschaftlichen Diskussionen für hohe Aufmerksamkeit. Auch nach einem Jahrzehnt liefert die Asienkrise sowohl in politischen als auch in akademischen Kreisen weiterhin Stoff für interessante Auseinandersetzungen. Unter der Asienkrise versteht man die Währungs- und Finanzkrise des ostasiatischen Raums der Jahre 1997 und 1998, die im Frühjahr 1997 von Thailand ausging. Eine Krise hängt von unterschiedlichen Hintergründen ab, welche von Land zu Land stark variieren, und wird deshalb nicht einheitlich definiert. Der Internationale Währungsfonds [vgl. IWF (1998b), S. 74] sieht die Illiquidität eines Finanzsektors als möglichen Auslöser einer Bankenkrise[1] und definiert eine Bankenkrise als eine Situation „in which actual or potential bank runs or failures induce banks to suspend the internal convertibility of their liabilities.“

Eine Währungskrise hingegen wird meistens als die spekulative Attacke auf eine inländische Währung definiert, welche zu einer starken Abwertung führt [vgl. IWF (1998b), S. 74]. Eine solche Abwertung erfordert einen Devisenverkauf (zur Verteidigung der Währung) oder einen starken Anstieg des inländischen Zinsniveaus (zur Verhinderung von Kapitalabflüssen). Nach massiven spekulativen Attacken auf den Baht konnte Thailand die Abwertung seiner Währung nicht mehr verhindern und musste am 02. Juli 1997 die Dollarbindung aufgeben und zu einem System flexibler Wechselkurse übergehen. Die in Thailand angefangene Währungskrise weitete sich zu einer Finanzkrise aus und entwickelte sich zu einem riesigen ökonomischen Flächenbrand. Die Krise breitete sich sehr rasch über andere ostasiatische Staaten wie Südkorea, die Philippinen, Indonesien und Malaysia aus und hinterließ böse realwirtschaftliche Auswirkungen in dieser Region.

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Asienkrise, mit Thailand als Schwerpunkt. Dabei wird zunächst neben einer Analyse der schnellen Entwicklung Ostasiens vor Ausbruch der Krise auf die möglichen Hintergründe und Ursachen dieser Krise eingegangen. Des Weiteren werden die Folgen der Währungs- und Finanzkrise, die getroffenen Maßnahmen sowie die Lehren aus der Krise diskutiert. Abschließend werden die gewonnenen Erkenntnisse zusammenfassend gewürdigt.

2. Die Asienkrise von 1997/1998

2.1. Situation vor der Krise

2.1.1. Die Boom-Ära

Wirft man einen Blick in die Vergangenheit, stellt man fest, dass zwischen Mitte der sechziger Jahre und 1995 sowohl Thailand als auch andere Schwellenländer Südostasiens eine schnelle und spektakuläre wirtschaftliche Entwicklung erlebt haben. Während zum Beispiel die Wachstumsraten der Industrieländer in den neunziger Jahren stagnierten, herrschte seitens der Länder Südostasiens ein beeindruckender Wirtschaftsboom (siehe Abbildung 1). Ein solcher Wirtschaftserfolg war zugleich mit einem deutlichen Rückgang der Armut gekoppelt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Jährliche Wachstumsraten des realen BIP einiger asiatischer Schwellenländer (1991 bis 1996) in % [Quelle: IWF (1999) ]

Jahrelang genossen die meisten ostasiatischen Staaten hohe Ersparnis- und Investitionsquoten, ein starkes Wachstum sowie moderate Inflationsraten. Zwischen 1986 und 1996 betrug die inländische Spar- und Investitionsquote durchschnittlich über 30% des BIP für Thailand, Indonesien, Korea und Malaysia sowie mehr als 20% des BIP für die Philippinen. Innerhalb von zehn Jahren (1986-1996) erreichte das jährliche BIP-Wachstum fast 8% für die fünf Länder. Ebenfalls zwischen 1986 und 1996 betrugen Nettokapitalzuflüsse der fünf Länder durchschnittlich mehr als 6% des BIP. Eine solche beeindruckende Liste von Wirtschaftserfolgen war einer der Gründe, warum die Asienkrise viele Beobachter so sehr überraschte. Betrachtet man diese Entwicklung, könnte man sich die Frage stellen, warum ein so gut funktionierendes System in Schwierigkeiten geraten konnte.

In der Tat waren in der Boom-Periode Ostasiens zahlreiche Warnindikatoren zu beobachten.

2.1.2. Ausgewählte Warnindikatoren

Leistungsbilanzdefizite

Die Entwicklung in den Leistungsbilanzen war in den fünf Staaten eher weniger positiv. Thailand vor allem wies sehr hohe Fehlbeträge in der Leistungsbilanz auf, 1995 und 1996 ein Defizit von ca. 9% des BIP [vgl. CORSETTI et al. (1998), S. 7]. Die Leistungsbilanzdefizite der betroffenen Länder (mit Ausnahme Thailands) bewegten sich eigentlich in einem akzeptablen Rahmen, daher besteht hier kein Grund, die Fehlbeträge in der Bilanz der laufenden Posten als entscheidenden Faktor für den Ausbruch der Krise zu sehen. Eine Bestätigung hierfür stellen Neuseeland und Australien dar, die in den neunziger Jahren trotz hoher Leistungsbilanzdefizite keine Turbulenzen erlebten, sowie Singapur und Taiwan, die von der Asienkrise leicht betroffen waren, obwohl sie Leistungsbilanzüberschüsse aufwiesen [vgl. DIETER(1998), S. 24].

Reale Aufwertung der Wechselkurse

Zwischen 1990 und 1997 erfuhren die fünf betroffenen Länder eine reale Aufwertung ihrer Wechselkurse. Eine solche Aufwertung des realen Wechselkurses führt in der Regel zu einer Gefährdung der Leistungsbilanz [vgl. CORSETTI et al. (1998), S. 19]. Eine große Rolle spielte hierbei die enge Bindung der nationalen Währungen an den US-Dollar sowie die massiven Kapitalzuflüsse.

Weitere Warnindikatoren wie der Rückgang der Exporte und die Vermögensinflation waren auch vor der Krise bemerkbar.

Die oben genannten Größen haben nämlich Ungleichgewichte im Finanzsektor signalisiert, waren aber nicht alarmierend genug, um eine so schwere Krise zu rechtfertigen. Vielmehr wiesen die zunehmende Auslandsverschuldung sowie der Kreditboom im privaten Sektor auf wachsende Risiken im Finanzsystem hin. Im Kapitel 3.1 erwähnen wir ebenfalls die Ursachen der wachsenden Anfälligkeit im Finanzsektor als besser geeignete Warnindikatoren.

Auslandsverschuldung

Vor Ausbruch der Krise kannten die ostasiatischen Schwellenländer eine Ausweitung ihrer Fremdwährungsverbindlichkeiten. Ein solches Kreditwachstum ging auf eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik sowie auf das Vertrauen in hohe Wachstumsraten[2] der betroffenen Länder zurück. Außerdem waren ausländische Investoren und einheimische Kreditnehmer durch die enge Bindung der jeweiligen Währung an den US-Dollar von Wechselkursrisiken abgeschirmt. In Thailand verdreifachten sich die ausländischen Kapitalzuflüsse von durchschnittlich 3,1% des BIP 1983 bis 1988 auf durchschnittlich 10,2% des BIP 1989 bis 1995 [vgl. BMF (2002), S. 52]. Die betroffenen Länder reagierten auf den enormen Kapitalzufluss mit einer restriktiven Geldpolitik, um eine exzessive inländische Nachfrageausweitung zu verhindern. Durch diese Geldpolitik stieg der inländische Zins. Eine höhere inländische Verzinsung impliziert einen niedrigeren Zins im Ausland, der eine Auslandsverschuldung attraktiver macht. So gesehen führt eine solche Politik zu einer Verstärkung der Auslandsverschuldung. Dazu führte die scheinbare Abwesenheit eines Währungsrisikos zu einem Verzicht auf eine Kurssicherung der Auslandsverschuldung.

Übermäßige Zunahme von inländischen Bankkrediten

Ein weiterer Warnindikator stellte die Kreditexpansion der ostasiatischen Banken an den privaten Sektor dar. In der Tat verschuldeten sich Finanzintermediäre zunehmend kurzfristig auf dem internationalen Kapitalmarkt, um langfristige Kredite an die Immobilienbranche und an risikoreiche Sektoren zu vergeben. Eine solche Situation führte ohne Zweifel zu einer wachsenden Verwundbarkeit des Bankensektors. Dadurch, dass sich Banken in Fremdwährungen verschuldeten, um Kredite in der inländischen Währung zu vergeben, waren sie dem Wechselkursverlustrisiko im Falle einer Abwertung ausgesetzt [vgl. RADELET/SACHS (1998), S. 17]. Außerdem war das Kreditausfallrisiko deswegen sehr hoch, weil sich die Banken und Finanzinstitute im Ausland kurzfristig verschuldeten, um aber langfristige Kredite im Inland zu vergeben

2.2. Ausbruch und Verlauf der Asienkrise

Während in den neunziger Jahren die ostasiatischen Volkswirtschaften ihren Erfolgsweg weiter gingen, waren die makroökonomische und die mikroökonomische Seite (Regulierung und Überwachung des Finanzsektors) von immer wachsenden Asymmetrien und strukturellen Schwächen geprägt. Der beeindruckende Wirtschaftserfolg der betroffenen Länder und die Finanzmarktliberalisierung der neunziger Jahre lockten immer mehr ausländisches Kapital in die Region [vgl. RADELET/SACHS (1998), S. 23]. Diese Kapitalzuflüsse führten wiederum sowohl zur Aufwertung des realen Wechselkurses [vgl. RADELET/SACHS (1998), S. 14] als auch zur Ausweitung der Kreditvergabe der inländischen Banken an den privaten Sektor. Daraus entstand eine Verwundbarkeit des Finanzsystems und folglich fand eine Umkehr der Kapitalströme statt.

[...]


[1] Eine Finanzkrise kann hierdurch entstehen, dass eine Bankenkrise erhebliche Proportionen annimmt.

[2] Diese hatten zwischen 1986 und 1996 einen Durchschnitt von über 7%.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Asienkrise 1997/98 am Beispiel Thailands
Hochschule
Technische Universität Dortmund  (Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät)
Veranstaltung
Aktuelle Fragen der Geld- und Währungspolitik
Note
2,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
19
Katalognummer
V86990
ISBN (eBook)
9783638030939
Dateigröße
467 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Asienkrise, Beispiel, Thailands, Aktuelle, Fragen, Geld-, Währungspolitik
Arbeit zitieren
Hoba Lota (Autor:in), 2007, Die Asienkrise 1997/98 am Beispiel Thailands, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86990

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