Isidor von Sevillas 'bellum' in den 'Etymologiae' als Handlungsanleitung für den weltlichen Herrscher im Vergleich zu Vegetius´'epitoma res militaris'


Hausarbeit (Hauptseminar), 2007

26 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Die Zeit Isidors – das gotische Spanien

3 Biographischer Abriss Isidors

4 Die Zeit Vegetius´

5 Biografischer Abriss Vegetius´

6 Aufbau und Absicht der Etymologiae und epitoma res militaris

7 Etymologiae und epitoma res militaris als „Handlunganleitungen“ für den Herrscher - Vergleich
7.1 De Signis – Die Zeichen
7.2 De armis – Die Waffen
7.3 arma quibus percutimus - Die Trutzwaffen
7.3.1 De gladiis – Die Schwerter
7.3.2 De hastis – Die Speere und Lanzen
7.3.3 De sagittis – Die Pfeile
7.3.4 De faretris – Die Köcher
7.3.5 De fundis – Die Schleudern
7.3.6 De ariete – Der Widder (Mauerbrecher)
7.4 Arma quibus tegimur – Die Schutzwaffen
7.4.1 De clypeis - Die Schilde
7.4.2 De loricis – Die Brustpanzer
7.4.3 De galeis – Die Helme
7.5 De armis – Die Waffen - Fazit

8 Schluss

9 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Das Ende der Antike war mit den umherziehenden Germanenstämmen eingeläutet worden. Sie durchbrachen die Grenzen des römischen Reiches und fielen in dieses ein. Sie hinterließen eine Spur der Verwüstung. Rom war dem Ansturm nicht mehr gewachsen.

Es folgten viele Jahre geprägt durch Kämpfe und Krieg. Frieden, Sicherheit und Stabilität schienen ein unerreichbar ferner Zustand geworden zu sein.

In dieser Zeit, im gotischen Spanien, schrieb Isidor von Sevilla seine Etymologiae, in der er, in Zeiten des Niederganges, das Wissen der Antike erhalten wollte.

Der Verfasser vertritt die Ansicht, dass die Etymologiae, für den Gotenkönig Sisebut geplant, mit der Abhandlung De Bello im Buch XVIII, eben diesem König eine Handlungsanleitung für die Wiederherstellung friedlicher, sicherer Verhältnisse, wie vor der Völkerwanderung geben sollte. Dazu waren praktisch verwertbare Informationen notwendig, vor allem bei der Behandlung des Kriegsgerätes. Aber darüber hinaus lieferte Isidor auch Verhaltensempfehlungen für den Gotenherrscher, um dem Leben im Frieden wieder eine Ausgangsbasis zu schaffen.

In dieser Arbeit Analysiert der Verfasser das Buch XVIII, Abschnitt De Bello der Etymologiae hinsichtlich der praktisch verwertbaren Informationen für den König Sisebut als Handlungsanleitung. Zum Vergleich steht dem das Werk des römischen Autors Vegetius gegenüber, der ungefähr 200 Jahre vor Isidor ein reines Fachbuch zum Militär, aber mit der gleichen Absicht wie Isidor, Frieden, Sicherheit und Stabilität zu schaffen, geschrieben hatte.

Der Analyse sind Beschreibungen der Zustände zu Zeiten Isidors und Vegetius, sowie ein kurzer biographischer Abriss zum Leben der jeweiligen Autoren, zum besseren Verständnis, vorangestellt.

Der Gliederungspunkt 6 beschäftigt sich mit dem Aufbau und der Absicht der Etymologiae Isidors und der epitoma res militaris Vegetius´.

Ausgehend von Isidors Werk, das im Vordergrund steht, werden im Folgenden die Handlungsanleitungen für den jeweiligen Herrscher, vor allem in Hinsicht auf die konkreten, praktisch verwertbaren Informationen, im Vergleich untersucht.

Im Punkt 8 wird die Untersuchung zusammengefasst, die Ergebnisse werden präsentiert und der Rückschluss zur zentralen These, der Fragestellung der Arbeit gezogen.

Für die Arbeit verwendete der Verfasser Isidors Etymologiae [1] und Vegetius epitoma res militaris[2]. Die Übersetzungen in dieser Arbeit basieren auf den Angaben des „Stowasser“[3].

Aus dem Bereich der Sekundärliteratur sind die Werke von Justo Pérez de Urbel[4] und Hans-Joachim Diesner[5] zur Zeit, zum Leben und dem Wirken Isidors von Sevilla zu nennen. Über Vegetius berichtet Friedhelm L. Müller[6] in den ausführlichen Erläuterungen, die der Übersetzung der epitoma res militaris vorangestellt sind.

Aus dem breiten Spektrum der Militärwissenschaft und Militärhistorik griff der Verfasser auf die „Geschichte der Kriegswissenschaften“ von Max Jähns, den Vortrag von Reiner Leng und für die Betrachtung des römischen Militärwesens unerlässlich auf Kromayer / Veith und Delbrück zurück.

Der archäologische Forschungsstand floss durch Wolfgang Ebel-Zepezauer[7] in diesse Arbeit mit ein.

2 Die Zeit Isidors – das gotische Spanien

„Ein Jahrhundert des Schreckens und des Blutes hatte das tausendjährige Gebäude zerstört, das die Politiker und Feldherren Roms errichtet hatten. […] die Germanen durchzogen brennend und mordend das Imperium; die Nachkommen des Theodosius waren bloße Puppen in ihren Händen; die Provinzen verloren sie wie Fetzen von einem abgenutzten Mantel.“[8]

Mit diesen Sätzen beginnt Justo Pérez de Urbel seine Beschreibung von der Zeit, in die Isidor hineingeboren wurde. Anfang des 5. Jahrhunderts zogen alanische, suebische und wandalische Stämme durch Spanien. Nach ihrem Einfall auf der iberischen Halbinsel, den Urbel zusammenfasst mit:“sie dringen ein, morden, rauben, stecken in Brand und ziehen wieder ab“[9] versuchten sie in verschiedenen Gebieten Spaniens ihre Herrschaft aufzubauen. Sehr bald begannen sie gegeneinander zu kämpfen. Somit war die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts ausschließlich von Kämpfen und Krieg geprägt. Über die Germanen, die nun die Herrschaft in Spanien ausübten äußert Urbel:“sie erhalten nichts, bauen nichts auf, ordnen nichts.“[10]

Aber auch in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts herrschte keineswegs Ruhe und Entspannung, eine eventuelle Assimilation der Germanen an römische Lebensverhältnisse, somit die Rückkehr zu einem Leben wie vor dem „Germanensturm“, war zunächst nicht zu erwarten. Denn bereits unmittelbar nach 450 eroberten die Westgoten, aus ihrem in Südgallien gegründeten Reich mit der Hauptstadt Toulouse, Spanien. Aus den Kämpfen mit den Sueben gingen die Goten als Sieger hervor.

Während dieser ganzen Jahre des Krieges hatte die Kultur und Wissenschaft stark gelitten. „Die Bibliotheken waren verbrannt, die Schulen zerstört und die Schüler verjagd worden.“[11] Das Land lag in Trümmern mit Leichen bedeckt, die Felder waren unbestellt und die Bevölkerung fast auf ein Drittel reduziert.

Selbst als die Goten ihre Herrschaft nicht mehr im Namen des römischen Kaiserreiches, das lediglich noch ein Schatten seiner selbst darstellte, ausübten und die letzte hispano-romanische Opposition versiegte, war an einigermaßen geordnete Verhältnisse nicht zu denken. Die westgotischen Könige wechselten ständig. Entweder waren sie in der Schlacht gefallen, geflohen, vom Heer abgesetzt oder bei verschiedensten Anlässen vergiftet oder erdolcht worden. Von einer Stabilisierung des Westgotenreiches im Inneren war deshalb nicht auszugehen.

Es folgten in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts wieder Kämpfe mit äußeren Feinden. Den Franken waren die Westgoten unterlegen, sie wurden von Chlodwig I. und dessen Sohn, Childebert I. geschlagen und aus ihren gallischen Besitzungen gedrängt. Bald darauf standen die Byzantiner in Spanien. Sie herrschten in Nordafrika und hatten von dort aus übergesetzt.

Ein Riss tat sich in der spanischen Bevölkerung auf. Einige Hispano-Romanen sahen im Auftreten der byzantinischen Truppen der Wiederherstellung alter römischer Verhältnisse entgegen. Schließlich waren die Byzantiner katholische Glaubensbrüder, was die Sympathien für diese erklärt. Andere verließen lieber ihre Heimat, als wieder einer neuen ausländischen Macht unterworfen zu sein.[12] Auch wenn das ein Auskommen mit den arianischen Glauben der Goten bedeutete.

Zu der letzteren Gruppe gehörte auch die Familie von Isidor. Sie verließ Cartagena und siedelte nach Sevilla um. Das war kein Einzelschicksal. Die verschiedensten Komplikationen in der Konfrontation von Goten und Byzantinern, von Arianismus und Katholizismus waren vorbestimmt.[13]

Den Katholiken war unter dem Gotenkönig Leowigild kein angenehmes Leben beschieden. Unter seiner Regentschaft fanden sogar Verfolgungsmaßnahmen statt. Das änderte sich mit dem Tode Leowigilds 586. Die Herrschaft ging auf seinen Sohn Rekkared über, der bald zum Katholizismus übertrat und damit auf seine Untertanen, besonders den arianischen Klerus, einwirkte. In dem von ihm 589 einberufenen toledanischen Konzil bekannten die dort anwesenden arianischen Bischöfe, dass sie dem katholischen Glauben angehörten.[14]

3 Biographischer Abriss Isidors

Isidor wurde in Sevilla nach der Flucht seiner Familie aus Cartagena 556 geboren. Sein Vater entstammte einer mächtigen und einflussreichen hispano-romanischen Familie. Seine Mutter scheint eine Germanin arianischen Glaubens gewesen zu sein. Die Stellung des Vaters verdeutlicht, warum seine Kinder, der älteste Sohn Leander, Fulgentius und schließlich Isidor Bischofsämter bekleideten. Die Schwester Florentina wirkte als Nonne.[15]

Nach seiner Ausbildung als Mönch im Kloster leitete er später als Abt ein Kloster und folgte schließlich um 600 seinem Bruder Leander auf den Bischofsstuhl.

Die weltliche und geistliche Macht waren mit dem Amt des Bischofs eng verbunden, “denn die Kontrolle der iudices und anderer Beamter durch die Bischöfe war gesetzlich verankert.“[16] Somit ist ein häufiger Briefwechsel zwischen dem Königshof und dem Bischofspalast in Sevilla nicht verwunderlich. Dieser relativ enge Kontakt zu den Gotenkönigen zeigte sich auch in der Zueignung von Schriften. Isidor plante seine „Etymologiae“ für König Sisebut, schrieb für ihn aber dann „De natura rerum“ und für König Sisenand die „Historia Gothorum“.[17]

4 Die Zeit Vegetius´

Flavius Vegetius Renatus schrieb sein Werk fast 200 Jahre vor Isidor, in einer Zeit in der die Grenzen des römischen Kaiserreiches auf Dauer eingebrochen worden waren. Germanen ließen sich in Teilen des römischen Reiches nieder.

In der Schlacht von Adrianopel wurde den Römern durch die „Barbaren“ eine vernichtende Niederlage zugefügt.

Friedhelm L. Müller führt in seiner Einleitung, kurz angerissen, verschiedene Gründe für die Schwäche des römischen Reiches am Beginn der Völkerwanderung an. Er setzt den Niedergang, damit auch „die Verwahrlosung des Heeres“[18], bereits mit dem Ende des 4. Jahrhunderts an und nennt als Ursachen die Folgen aus wirtschaftlichen und sozialen Missständen sowie Aufnahme von „barbarischen Ausländern“ in die höchsten Staatsämter.[19]

Im Heer zeigte die Möglichkeit, durch Geldzahlung der Aushebung zu entgehen, seine Folgen. Die dabei entstehenden Lücken bei der Rekrutierung konnten zwar durch Anwerbungen von Söldnern geschlossen werden, aber der Preis, den Rom dafür zahlte, ging über die Kosten der Söldner hinaus.

„Aus der ehemals einheitlichen, durch römische Disziplin und strenge Schulung in sich geschlossenen und militärisch leistungsfähigen Armee [war] ein `bunt zusammengewürfelter Haufen´ geworden, bei dem nicht einmal mehr die sprachliche Verständigung gewährleistet war, von einheitlicher Ausrüstung, Schulung, Taktik, Manövrierfähigkeit gar nicht zu reden.“[20]

Die Leistungsfähigkeit der römischen Armee war ebenfalls nur noch ein Schatten vergangener Zeiten. „Pedites [armorum] constat esse nudatos.“[21] Diese Bemerkung schrieb Vegetius zum Eindringen von „Nachlässigkeit und Säumigkeit“[22] in die Feldübungen, weshalb den Soldaten bald die Waffen zu schwer schienen und sie trugen diese seltener und legten schließlich Panzer und Helme ab. Mit den ungeschützten Körpern zogen die Soldaten nach ruhigen Jahren in die Schlacht. Viele wurden bereits von Pfeilen der Plämkler verwundet oder getötet. „Jene aber, die die Mühe des Tragens der alten Schutzwaffen nicht aushalten können, müssen mit entblößten Körpern Wunden und Tod aushalten und, was noch schwerer wiegt entweder in Gefangenschaft geraten oder durch Flucht den Staat verraten.“[23]

In dieser Situation des Verfalls sah Vegetius, das im Niedergang begriffen, was sich Rom als unbedeutender Ort beginnend bis zur Weltmacht aufgebaut hatte.

[...]


[1] W. M. Lindsay (Hrsg.): Isidori Hispalensis Episcopi. Etymologiarum sive Originum, Bd.1/Bd.2, Oxford 1957

[2] Vegetius Renatus, Publius Flavius: epitoma res militaris in: Müller, Friedhelm L. (Hrsg.): Abriss des Militärwesens Stuttgart 1997

[3] Stowasser, Josef. M. / Petschenig, Michael / Skutsch, Franz.: Stowasser. Lateinisch-deutsches Schulwörterbuch, München 2006

[4] Urbel, Justo Pérez de: Isidor von Sevilla. Sein Leben, Sein Werk, Köln 1962

[5] Diesner, Hans-Joachim: Isidor von Sevilla und seine Zeit, Berlin 1973

[6] Vegetius Renatus, Publius Flavius: epitoma res militaris in: Müller, Friedhelm L. (Hrsg.): Abriss des Militärwesens Stuttgart 1997

[7] Ebel-Zepezauer, Wolfgang: Studien zur Archäologie der Westgoten vom 5.-7.Jh. n.Chr., Mainz 2000

[8] Urbel, Justo Pérez de: Isidor von Sevilla. Sein Leben, Sein Werk, Köln 1962, S. 13

[9] Ebd., S. 14

[10] Urbel, Justo Pérez de: Isidor von Sevilla. Sein Leben, Sein Werk, Köln 1962, S. 14

[11] Ebd., S. 16

[12] Vgl. Urbel, Justo Pérez de: Isidor von Sevilla. Sein Leben, Sein Werk, Köln 1962, S. 19; Ebenso Vgl. Diesner, Hans-Joachim: Isidor von Sevilla und seine Zeit, Berlin 1973, S. 10

[13] Vgl. Diesner, Hans-Joachim: Isidor von Sevilla und seine Zeit, Berlin 1973, S. 10

[14] Vgl. Ebd., S. 13

[15] Vgl. Urbel, Justo Pérez de: Isidor von Sevilla. Sein Leben, Sein Werk, Köln 1962, S. 21

[16] Diesner, Hans-Joachim: Isidor von Sevilla und seine Zeit, Berlin 1973, S. 16

[17] Vgl. Diesner, Hans-Joachim: Isidor von Sevilla und seine Zeit, Berlin 1973, S. 16

[18] Müller, Friedhelm L.: Vegetius. Abriß des Militärwesens, Stuttgart 1997, S.20

[19] Vgl. Ebd., S.20

[20] MüllerEbd., S. 20

[21] Vegetius epitoma res militaris, I, 20, 2

[22] Ebd., I, 20, 3

[23] Vegetius epitoma res militaris, I, 20, 9

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Isidor von Sevillas 'bellum' in den 'Etymologiae' als Handlungsanleitung für den weltlichen Herrscher im Vergleich zu Vegetius´'epitoma res militaris'
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Institut für Geschichte )
Veranstaltung
Grundzüge der mittelalterlichen Wissenskulturen
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
26
Katalognummer
V86983
ISBN (eBook)
9783638027700
Dateigröße
490 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Isidor, Sevillas, Etymologiae, Handlungsanleitung, Herrscher, Vergleich, Vegetius´, Grundzüge, Wissenskulturen
Arbeit zitieren
Peter Kögler (Autor:in), 2007, Isidor von Sevillas 'bellum' in den 'Etymologiae' als Handlungsanleitung für den weltlichen Herrscher im Vergleich zu Vegetius´'epitoma res militaris', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86983

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Isidor von Sevillas 'bellum' in den 'Etymologiae' als Handlungsanleitung für den weltlichen Herrscher im Vergleich zu Vegetius´'epitoma res militaris'



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden