Mann und Frau in der theologischen Anthropologie


Seminararbeit, 2007

13 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Mann und Frau in der theologischen Anthropologie – zur Fragestellung

2. Grundlagen der Argumentation zur Überlegenheit des Mannes
2.1 Verminderte Gottebenbildlichkeit der Frau
2.2 Schuld durch den Sündenfall

3. Kritische Analyse – Gen 1,2 und 3 im Blickpunkt

Schlussbemerkung

Literaturverzeichnis

Einleitung

In dieser Seminararbeit möchte ich ein Thema behandeln, welches schon lange diskutiert wird und dennoch nichts von seiner Brisanz verloren hat. Die Rechtfertigung der (subordinierten) Stellung der Frau in der Gesellschaft – im letzten Jahrhundert durch die Frauenbewegung brisant wie nie zuvor – gründet nicht zuletzt auf biblischen Texten, die diese jahretausendelang getragen hat.

Dabei möchte ich zunächst in Kapitel 1 die Fragestellung thematisieren, in Kapitel 2 die zwei wichtigsten Bezugspunkte einer frauenfeindlichen Argumentation beleuchten und in Kapitel 3 diese kritisch betrachten.

Über die Gründe einer kirchlich wie gesellschaftliche gewollten Überlegenheit des Mannes kann nur spekuliert werden, wenn sie nicht – durch die erworbene Machtposition – klar auf der Hand liegen, bedürfen sie einer genaueren Untersuchung, die im Rahmen unserer Problemstellung nicht geleistet werden kann.

1. Mann und Frau in der theologischen Anthropologie – zur Fragestellung

Wenn Gottfried Bachl sich in seiner Monographie „Der beschädigte Eros“[1] dem Diskussionsgegenstand der Rolle von Mann und Frau in der katholischen Kirche (genauer: „im christlichen Denken“[2] ) widmet, dann nimmt er mit dem Titellexem bereits eine bedeutende Gewichtung in der Fragestellung vor. Eros bedeutet nach John A. Lee die romantische Liebe in Verbindung mit sexueller Lust und steht neben Ludus, dem zweckfreien Spiel und Storge, der freundschaftlich-kameradschaftlichen Zuneigung als eines der drei Grundmotive, der „Colors of love“. Indem Bachl den Eros-Begriff auf den Umschlag seiner Veröffentlichung setzt, rückt er diesen in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und weist bereits auf den Kernpunkt seiner Fragestellung hin: Mann und Frau als zwei einander unähnliche Gottesgeschöpfe, die im Eros zueinander in Beziehung treten.

Wie viel Sprengkraft dieser Vorgang in sich birgt, ist längst bekannt. Allzu lang schon brennt der Streit über „die Rolle und Last bei der alltäglichen Arbeit, die Präsenz in der prestigeverleihenden und ruhmschenkenden Öffentlichkeit, die erotische Position, der Platz in der Nähe der Kinder, die Funktion im Heiligtum, das Weltwissen, das Wissen um Gott, die heilige Sprache.“[3] Und auch wenn Papst Johannes Paul II. einst sagte, es sei „traurig zu sehen, wie die Frau im Laufe der Jahrhunderte gedemütigt und erniedrigt wurde“[4], so fußen doch die wesentlichsten Argumente zur

Ungleichbehandlung der Geschlechter, im Besonderen zur Überlegenheit des Mannes gegenüber der Frau, auf biblischer Grundlage. Eine Thematisierung sollte somit zunächst und zuerst in der Theologie erfolgen!

„Muss nicht aus dem Blickwinkel Gottes schließlich und endlich alles ganz durchsichtig sein?“[5] fragt Gottfried Bachl und spricht damit den Verdacht aus, dass das Verhältnis von Mann und Frau in ihrem Geschöpfsein ursprünglich ganz deutlich einsehbar war. Dennoch fußen die wesentlichsten Ungereimtheiten, der Kern der Sprengkraft, um in diesem Bild zu bleiben, auf der Heiligen Schrift, dem „Gotteswort im Menschenwort“ nach dem Vatikanum II. Doch was ist hiervon alleiniges Menschenwort, ist nicht von Gott gewollt?

2. Grundlagen der Argumentation zur Überlegenheit des Mannes

Die Lehrbücher der jüngeren Vergangenheit sehen eine Behandlung unserer Fragestellung im Rahmen der Schöpfungstheologie vor, wenn die „>Urstandsgnade<“ und die Frage der „>Ursünde und Erbsünde<“ in der dogmatischen Anthropologie behandelt werden.[6] In ihrer Bedeutung nicht gering sind sie in der Tradition meist gleich in den Anschluss des „Leib-Seele-Problems“[7] gestellt, recherchierte Theodor Schneider, sie lassen bei der Lektüre jedoch keinerlei Brisanzbewusstsein erkennen.

Dabei lässt sich selbst den Worten Jesu schon Kritik entnehmen an der Handhabung des Themas zu seiner Zeit. So heißt es im gnostischen Thomas-Evangelium: „Jesus sagte ihnen: `Wenn ihr machen werdet aus zweien eins, wenn ihr machen werdet aus das Innere wie das Äußere und das Äußere wie das Innere und das, was oben ist, wie das, was unten ist, und wenn ihr, der Mann mit der Frau, eins machen werdet, so dass der Mann nicht mehr Mann und die Frau nicht mehr Frau ist... dann werdet ihr in das Reich Gottes kommen. ´“[8] Völlig richtig resümiert Bachl: „Der Ausblick auf die künftige Gestalt der Vollkommenheit setzt die negative Wertung der geschlechtlichen Bestimmung [im Moment] voraus.“[9] Und Karl Lehmann merkt an: „Das Bild, das sich einem jeweils darbietet, wenn man die einzelnen Beschreibungen des Grundverhältnisses der Geschlechter auf einen Nenner bringen möchte, ist oft recht diffus. Neben beträchtlichen Spannungen gibt es auch Überschneidungen der verschiedenen Ansätze. Umso notwendiger ist es, nach >Paradigmen< zu fragen, die so etwas wie eine Leitbildfunktion innehaben.“[10] In welcher Weise diese gefunden wurden, um eine Überlegenheit des Mannes zu rechtfertigen, davon soll dieses Kapitel handeln.

2.1 Verminderte Gottebenbildlichkeit der Frau

So weiß Franz Diekamp in seinem 1918 veröffentlichten Handbuch in nachtridentinisch-katholischer Argumentation aus einem Konglomerat von Gen 1,26 und 1 Kor 11,7 zu folgern: „>Dem Weibe kommt die Gottebenbildlichkeit ihrem Wesen nach ebenso wie dem Manne zu. Denn Gen 1,26f bezieht sich auf beide, und der hauptsächliche Grund der Gottebenbildlichkeit, die vernünftige Natur, ist auch dem Weibe eigen. Aber der Mann ist Ebenbild Gottes noch in einem besonderen und volleren Sinne, nach 1 Kor 11,7: Vir non debet velare caput suum, quoniam imago et gloria Dei est, mulier autem gloria viri est. Der Mann ist nämlich das `Haupt des Weibes´ (V.3) d.h. in ihm ist die göttliche Herrscherwürde besonders nachgebildet; er ist der Ursprung des Weibes (V. 8: mulier ex viro) und dessen Ziel (V. 9: mulier propter virum).<“[11] Dass der Mann das Abbild und der Ruhm Gottes, die Frau jedoch der Glanz des Mannes sei, findet sich in breiter Tradition in vielen Schriften, deutlich bestärkt durch die noch 1909 von der Päpstlichen Bibelkommission gefällten Entscheidung, „>formatio primae mulieris ex primo homine<“[12] sei ein Faktum. Der Ursprung der Frau aus dem Mann und eben nicht unmittelbar aus Gott sei bewiesen und nur folgerichtig sei die Feststellung, dass der Mann „>nicht bloß als Mensch, sondern auch als Mann in seinem positiven Verhältnisse zum Weibe, welches in einem Geben und Beherrschen besteht und darum ein aktives und dominirendes Verhältnis ist, Bild Gottes in dessen Verhältniß zur Creatur (...)[ist], während das Weib, obgleich es als Mensch ebenfalls Bild Gottes ist, doch als Weib in seinem positiven Verhältnis zum Manne, welches in einem Empfangen und Beherrschtwerden besteht und daher ein passives und unterwürfiges ist, gar nicht Bild Gottes (...) ist.“[13] Die Frau gilt hier aufgrund ihrer passiven, empfangenden Rolle, vermutlich abgeleitet aus dem Fortpflanzungsgeschehen, und aufgrund ihrer Abstammung aus der Rippe des Mannes als diesem untergeordnet und Gott nicht ebenbildlich. Interessanterweise wird differenziert zwischen der Frau als Mensch und dieser als „Weib“, denn während ersteres sie noch zur Gottebenbildlichkeit berechtigt, weist ihre Geschlechtsspezifikation ihr doch unweigerlich den zweiten Platz zu.

Folgt man der Analyse Karl Lehmanns, so zeigt dieser ein für unsere Frage klug geschaffenes Konstrukt der klassischen Theologie auf: Es „wird (...) die Gottebenbildlichkeit (vgl. Gen 1,27) als eine Qualität der Geistseele des Menschen betrachtet, wodurch die Frau dem Manne mindestens in dieser Hinsicht gleichwertig ist. In ihrer konkreten leiblich-geschlechtlichen Verfassung ist sie aus dem Mann und für den Mann geschaffen (vgl. Gen 2,18 ff). Darum wird die volle Gleichwertigkeit der Frau als Mensch erst bei der endgültigen Auferstehung verwirklicht.“[14]

[...]


[1] G. Bachl, Der beschädigte Eros, Freiburg i. Brsg. 1989.

[2] Ebd., S. 11.

[3] Ebd. S. 12.

[4] G. Bachl, Der beschädigte Eros, Freiburg i. Brsg. 1989, S. 17 nach: W. Beinert (Hg.), Frauenbefreiung und Kirche. Darstellung, Analyse, Dokumentation, Regensburg 1987, S. 178.

[5] Ebd., S. 14.

[6] Vgl. Th. Schneider, Mann und Frau – Grundproblem theologischer Anthropologie? Thematische Einführung, in: Th. Schneider (Hg.), Mann und Frau – Grundproblem theologischer Anthropologie, Freiburg i. Brsg., Basel, Wien 1989., S. 11-24, hier S. 12.

[7] Ebd., S. 12.

[8] G. Bachl, Der beschädigte Eros, Freiburg i. Brsg. 1989, S. 26 nach:

[9] Ebd., S. 26.

[10] K. Lehmann, Mann und Frau als Problem der theologischen Anthropologie. Systematische Erwägungen, in: Th. Schneider (Hg.), Mann und Frau – Grundproblem theologischer Anthropologie, Freiburg i. Brsg., Basel, Wien 1989 S. 53-72, hier S. 54f.

[11] Vgl. Th. Schneider, Mann und Frau – Grundproblem theologischer Anthropologie? Thematische Einführung in: Th. Schneider (Hg.), Mann und Frau – Grundproblem theologischer Anthropologie, Freiburg i. Brsg., Basel, Wien 1989 S. 11- 24, hier S. 14 nach: F. Diekamp, Katholische Dogmatik nach den Grundsätzen des heiligen Thomas, Bd. 2, Münster2 1918.

[12] Ebd., S. 13.

[13] Th. Schneider, Mann und Frau – Grundproblem theologischer Anthropologie? Thematische Einführung, in: Th. Schneider (Hg.), Mann und Frau – Grundproblem theologischer Anthropologie, Freiburg i. Brsg., Basel, Wien 1989 S. 11-24, hier S. 15 nach: M.J. Scheeben, Handbuch der katholischen Dogmatik, 3. Buch, Freiburg 1878, Nr. 366.

[14] K. Lehmann, Mann und Frau als Problem der theologischen Anthropologie. Systematische Erwägungen, in: Th. Schneider (Hg.), Mann und Frau – Grundproblem theologischer Anthropologie, Freiburg i. Brsg., Basel, Wien 1989 S. 53-72, hier S. 56.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Mann und Frau in der theologischen Anthropologie
Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover
Veranstaltung
Theologische Anthropologie
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
13
Katalognummer
V86946
ISBN (eBook)
9783638022125
Dateigröße
376 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Mann, Frau, Anthropologie, Theologische, Anthropologie
Arbeit zitieren
Carolin Althaus (Autor:in), 2007, Mann und Frau in der theologischen Anthropologie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86946

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