Die Situation der Migranten in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg

Displaced Persons und Arbeitsmigranten


Hausarbeit, 2007

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffsdefinitionen
2.1 Displaced Persons
2.2 Repatriierungen
2.3 UNRRA / IRO
2.4 Fremdarbeiter – Gastarbeiter - Arbeitsmigranten

3. Migranten – Randgruppen in Deutschland nach 1945
3.1 Displaced Persons – Zwangsarbeiter
3.1.1 Fremdbestimmung
3.1.2 Randposition
3.1.3 Perspektivlosigkeit
3.1.4 Zwangsrepatriierungen
3.2 Arbeitsmigranten – Gastarbeiter
3.2.1 Anwerbung und Vermittlung ausländischer Arbeitskräfte
3.2.2 Ursachen und Folgen der Migration
3.2.3 Lebensumstände der Arbeitsmigranten in Deutschland
3.2.4 Rückkehr- und Verbleibeabsichten

4. Fazit

Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Seit mehreren Jahren beschäftigt sich die Politik intensiv mit dem Problem der Migranten in Deutschland. Viele der hierher geflüchteten Ausländer sind nur schlecht oder gar nicht in ihre neue Heimat integriert worden. Dazu gehört, dass sie z.B. kaum Kontakte zu Einheimischen pflegen, was nach Meinung vieler zu einem großen Teil auch Folge von geringen oder überhaupt nicht vorhandenen deutschen Sprachkenntnissen ist. In keiner Bevölkerungsgruppe der BRD ist der Arbeitslosenanteil höher.

Die Geschichte der Migranten und Migrantinnen in Deutschland ist lang, einen ihrer Höhepunkte erreichte sie aber wohl in der Zeit um 1945, mit Ende des zweiten Weltkriegs.

Da gab es zum Einen die aus dem Ausland Vertriebenen, z.B. die so genannten Sudetendeutschen, die in den als Sudetenland bezeichneten Gebieten der böhmischen Länder Böhmen, Mähren und Österreichisch Schlesien lebten und in nur wenigen Monaten fast vollständig vertrieben bzw. zwangsausgesiedelt, in der heutigen Umgangssprache „abgeschoben“, wurden. Der Vertreibung gingen in den meisten Fällen Ausplünderungen voraus. Die vielen Vertriebenen, darunter die Sudetendeutschen (2,8 Millionen), wurden von der heimischen Bevölkerung in der Nachkriegszeit häufig mit Argwohn betrachtet und abfällig als "Flüchtlinge" bezeichnet.[1]

Zum Anderen gab es dann natürlich auch die nach Deutschland verschleppten Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen, die zum größten Teil aus der damaligen Sowjetunion stammten.

Im Gegensatz dazu, so denkt man im ersten Augenblick, stehen die Arbeitsmigranten vor allem der 50er und 60er Jahre, die aufgrund von Arbeits plätze mangel und schlechter Bezahlung im Ausland und Arbeits kräfte mangel in den ländlichen Gebieten Deutschlands und im Rahmen des Wirtschaftswunders freiwillig ihre Heimat verließen, um ihrer Familie zu Hause ein besseres Leben bieten zu können. Denn zwar verdienten sie für deutsche Verhältnisse unangemessen wenig, doch übertraf es doch die von der Heimat gewohnten Standards.

Im Folgenden sollen nun verschiedene Gründe und Begrifflichkeiten von Migration erläutert und diskutiert werden. Der Schwerpunkt wird dabei auf die Ausdifferenzierung zweier spezieller Migranten-Gruppen, den unfreiwillig nach Deutschland gekommenen Zwangsarbeitern und den freiwillig eingereisten Arbeitsmigranten, gelegt.

Auch soll man sich im Laufe der Arbeit klar darüber werden, ob das heutige Migrations-Problem in Deutschland durch sofortige intensive Bemühungen der Politik um Integration hätte verhindert werden können und ob eine effektive Integration zur damaligen Zeit überhaupt möglich gewesen wäre.

2. Begriffsdefinitionen

2.1 Displaced Persons

Displaced Persons war nach 1945 eine Bezeichnung der Alliierten für:

"Zivilisten außerhalb der nationalen Grenzen ihres Landes aus kriegsbedingten Gründen, die nach

Hause zurückkehren wollen, aber dazu unfähig sind, oder die ohne Hilfe kein Zuhause finden oder die

in feindliches oder ehemals feindliches Territorium zurückgebracht werden müssen."[2]

Also Personen nichtdeutscher Staatsangehörigkeit, die im Zweiten Weltkrieg von den deutschen Besatzungsbehörden in das Gebiet des Deutschen Reiches als Zwangsarbeiter oder Kriegsgefangene verschleppt wurden oder dorthin flüchteten. Dies waren zu Beginn der Nachkriegszeit knapp zehn Millionen Menschen.[3] Sie wurden von Hilfsorganisationen betreut, die versuchten, sie entweder in ihr Heimatland oder in andere Staaten umzusiedeln.[4] Da eine wörtliche deutsche Übersetzung des Begriffs („Entwurzelte Personen“[5] ) recht oberflächlich erscheinen würde, bezeichnet man diese Menschen, die sich bis heute in der BRD aufhalten auch als „Heimatlose Ausländer“.[6]

Die sowjetischen Staatsbürger bildeten unter den Displaced Persons in Deutschland die größte Masse.[7]

Die vertriebenen deutschen Flüchtlinge wurden nicht zu den Displaced Persons gezählt.

2.2 Repatriierungen

Der aus dem Lateinischen stammende Begriff „Repatriierung“ wird für die Rückführung und Wiederaufnahme der Displaced Persons in ihr Heimatland verwendet.[8]

Die Displaced Persons, die sich nach Ende des zweiten Weltkriegs in Deutschland befanden, lebten, wie auch die Gesamtbevölkerung Deutschlands, zum größten Teil in Lagern. Jedoch nicht mehr in einer Gefängnis-Situation, sondern freiwillig oder auf Rat der Alliierten. Ihnen stand es auch frei, außerhalb der Lager zu wohnen, doch dies erwies sich in den meisten Fällen als sehr schwierig, da wegen der Kriegszerstörung nur wenig intakter Wohnraum zur Verfügung stand.

Das Vorhaben der Alliierten, sie zu repatriieren, gefiel allerdings vielen Displaced Persons nicht. Da die politische Situation in ihren Heimatländern unterschiedlich war, lässt sich auch erklären, warum einige weniger bereit waren als andere, zurückzukehren.[9]

Besonders drastisch lässt sich dieser Umstand am Beispiel von sowjetischen Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen erkennen, was unter Punkt 3.1.4 näher erläutert werden soll.

2.3 UNRRA / IRO

Die Abkürzung UNRRA steht für „United Nations Relief and Rehabilitation Administration“ und war eine Organisation, deren Aufgabe es war, Displaced Persons zu betreuen und dafür zu sorgen, dass sie repatriiert werden. Außerdem sollten sie sich darum kümmern, dass den ehemaligen Zwangsarbeitern ein menschengerechtes Leben ermöglicht wird.[10]

Doch trotz der angehörenden Fachleute und der Spezialisierung auf Displaced Persons, unterstand die UNRRA der Militärbehörde und war deshalb auf die Ausführung beschränkt „und ‚in nahezu jeder Hinsicht der Selbstbestimmung einer internationalen und damit vergleichsweise autonomen Organisation beraubt’.“[11] Während ihrer zwei Jahre dauernden Arbeit schaffte es die UNRRA dennoch, über sechs Millionen Displaced Persons zu repatriieren.

Als Nachfolger der UNRRA übernahm die IRO (International Refugees Organisation) am 1. Juni 1947 die Flüchtlingsbetreuung mit demselben Ziel, wie es schon die UNRRA verfolgte: „[…] den Flüchtlingen rechtlichen und politischen Schutz zu gewährleisten und eine Identifizierung und Registrierung zu ermöglichen.“[12]
Nach und nach bekamen die Displaced Persons so in vielen Bereichen weitgehend das gleiche Recht, wie die einheimische deutsche Bevölkerung. Dennoch wurden nicht alle durch die Arbeit der IRO unterstützt, denn „die Arbeit der IRO galt ihrer Satzung nach nur echten Flüchtlingen.“[13] Das bedeutete, dass manche Flüchtlinge ohne Hilfe auskommen mussten, wie z.B. Kriegsverbrecher, Kollaborateure[14], gewöhnliche Verbrecher und sonstige Minderheiten.[15]

2.4 Fremdarbeiter – Gastarbeiter - Arbeitsmigranten

Der Begriff Fremdarbeiter wurde im nationalsozialistischen Sprachgebrauch für die nach Ausbruch des zweiten Weltkriegs nach Deutschland verschleppten und als Arbeiter eingesetzten Nichtdeutschen verwendet. Dieser Begriff ist bis heute negativ besetzt, da durch ihn die Tatsache der Zwangsarbeit verharmlost wurde.[16]

So kam es erst im Juni 2005 zu einer heftigen Diskussion, als Oskar Lafontaine auf einer Demonstration in Chemnitz vor rund 1500 Zuhörern sagte, „weil der Staat verpflichtet sei, seine Bürger zu schützen, müsse er verhindern‚dass Familienväter und Frauen arbeitslos werden, weil Fremdarbeiter zu niedrigen Löhnen ihnen die Arbeitsplätze wegnehmen’.“[17]

Doch es gibt auch Stimmen, unter ihnen der Autor Ulrich Herbert, die diesen Begriff keineswegs als nationalsozialistisch einstufen:

„[Fremdarbeiter] ist ein traditioneller deutscher Begriff für ausländische Arbeiter und schon seit der

Wende zum zwanzigsten Jahrhundert in Gebrauch. In anderen deutschsprachigen Ländern, vor allem

in der Schweiz, ist er das bis heute. In der Bundesrepublik war er noch in den fünfziger Jahren üblich

für Ausländer - in bedenkenloser Aufnahme des Sprachgebrauchs der Zeit vor 1945. Es gab

Zeitungsartikel in den späten fünfziger, frühen sechziger Jahren, die titelten: ‚Erhard holt

Fremdarbeiter’. Sie meinten damit den Beginn der Gastarbeiterbeschäftigung.“[18]

So wurde also der Begriff Fremdarbeiter durch den der Gastarbeiter abgelöst. Doch auch dieser Begriff erscheint heute als nicht mehr angemessen, wenn man sich die damaligen Lebensbedingungen der sogenannten Gastarbeiter vor Augen führt. Da wird der Begriff sehr schnell zu einem Widerspruch in sich, denn mit einem Gast assoziiert man auch Gast freundschaft. Doch freundschaftlich wurden die so dringend benötigten Arbeiter aus dem Ausland nicht behandelt, worauf im Verlauf der Arbeit noch näher eingegangen werden soll.

Heutzutage hat sich der Begriff Arbeitsmigranten weitgehend durchgesetzt, da er verwendet werden kann, ohne dass man sich in irgendeiner Weise schuldig fühlen muss.

[...]


[1] Vgl. www.sudeten.de, Historie – Vertreibung 1945/46

[2] www.geschichtsatlas.de, Der Begriff ‘Displaced Person’, zit. n. “Outline Plan for Refugees and Displaced Person”, 3.6.1944

[3] Vgl. ebenda, UNRRA - die Repatriierung der ‚Heimatlosen Ausländer’

[4] Vgl. http://lexikon.meyers.de, Displaced Persons

[5] Anm. d. Verf.

[6] Vgl. www.geschichtsatlas.de, Der Begriff ‚Displaced Persons’

[7] Vgl. ebenda, Die Repatriierung der DPs im Überblick

[8] Vgl. http://lexikon.meyers.de, Repatriierung

[9] Vgl. www.geschichtsatlas.de, Die Repatriierung der DPs im Überblick

[10] Vgl. ebenda, UNRRA – die Repatriierung der ‚Heimatloser Ausländer’

[11] Jacobmeyer, in: Pegel, 1997, 27

[12] www.geschichtsatlas.de, IRO - Betreuung der DPs

[13] Ebenda

[14] Helfer des Feindes (Anm. d. Verf.)

[15] Vgl. www.geschichtsatlas.de, Betreuung der DPs

[16] Vgl. http://lexikon.meyers.de, Fremdarbeit

[17] Burger, 17.06.2005 zit. n. Oskar Lafontaine

[18] www.faz.net, Interview: `Wer sprach vom ‚Fremdarbeiter’?“, 04.07.2005

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die Situation der Migranten in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg
Untertitel
Displaced Persons und Arbeitsmigranten
Hochschule
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Veranstaltung
Migrationspolitik und Gender
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
18
Katalognummer
V86918
ISBN (eBook)
9783638022118
ISBN (Buch)
9783638925839
Dateigröße
435 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Situation, Migranten, Deutschland, Weltkrieg, Migrationspolitik, Gender
Arbeit zitieren
Sarah Suchy (Autor:in), 2007, Die Situation der Migranten in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86918

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