Sparta - Alles für den Krieg?


Hausarbeit, 2007

17 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Gliederung

Einleitung

Gesellschaft

Politik und Krieg

Kultur

Zusammenfassung

Literatur- und Quellenverzeichnis

Einleitung

Fragt man eine Person auf der Straße, was das Athen der Antike ausmachte, so wird man höchst wahrscheinlich als Antwort ungefähr folgendes erhalten. Athen war die Wiege der Demokratie und der Kunst. Volksherrschaft, Tragödien und andere bildende Künste haben in dieser Stadt den höchsten Grad der Vollendung erreicht.

Fragt man dieselbe Person aber nach dem Sparta der Antike, wird die Antwort ebenso verallgemeinert aber inhaltlich anders ausfallen. Sparta gilt gemeinhin als das Heereslager Griechenlands, wo Kunst und Kultur überhaupt nicht oder nur kümmerlich ausgeprägt waren. Beherrscht von einer dünnen Elite war ihr einziges Streben und Anliegen der Krieg.

Beide Ansichten sind untragbar undifferenziert. Athen war nicht ausschließlich das leuchtende Beispiel kultureller Blüte, sondern ebenfalls eine Militärmacht zur See mit durchaus imperialistischen Bestrebungen, wenn man nur an den Attisch-Delischen Seebund denkt. Solange dieser existent war, schreckte Athen auch nicht davor zurück, abgefallene Bündner mit Gewalt wieder in das System einzugliedern. Auch Sparta war keineswegs nur ein Soldatenstaat. Es mag zwar korrekt sein, dass Kunst und Kultur dort weniger ausgeprägt waren, nichts desto trotz waren sie vorhanden und konnten sogar einen durchaus eigenen Charme vorweisen.

Ich werde in den folgenden Ausführungen das spartanische Leben dahin gehend darstellen und untersuchen, ob wirklich das gesamte Leben eines Spartaners auf den Krieg ausgerichtet war. Dabei werde ich verschiedene Rubriken wie Politik, Gesellschaft und Kultur umreißen, wobei es zwischen diesen keine absoluten Trennungen geben kann und geben darf. Einen zeitlichen Rahmen will ich nicht explizit abstecken, denn viele Erscheinungen haben epochenübergreifende Ursachen und Auswirkungen. Es wird gezeigt werden, dass neben einem äußeren Zwang auch ein innerer Wille bestand, sich militärisch zu rüsten. Man kann dabei sogar so weit gehen, das vollendete Kriegertum als höchstes Ideal der Spartaner zu bezeichnen. Aber entspricht dies alles wirklich den Tatsachen? War der Bürgermangel wirklich der Grund für den Untergang der Stadt? Immerhin waren die Spartaner gezwungen, nach den Perserkriegen die Periöken stärker in ihr Heer einzubinden, da sie einfach zu hohe Verluste erlitten hatten. Doch eben derartige Verluste ließen es den Spartiaten deutlich vor Augen treten: nur striktes Festhalten an der lykurgischen Verfassung und der typisch spartanischen Erziehung konnte Hegemonialstellung auf dem Peloponnes sichern.

Mein Fazit bezüglich der Ausprägung des kriegerischen Willens werde ich dann in der Zusammenfassung geben.

Gesellschaft

Wie definierte sich in der Antike eine Polis? War es eine Ansammlung von Häusern, umschlossen von Mauern? Die gegenwärtige Literatur lässt den Schluss zu, dass dem nicht so war, sondern eine wesentlich höherwertige Definition Anwendung fand. Die Polis war keine Ansammlung lebloser oder nicht greifbarer Dinge wie eventuell vorhandenen Institutionen. Sie wurde vielmehr als Gemeinschaft aller Bürger gesehen.

Der „Wert“ eines Bürgers bestimmte sich anhand seiner Leistungsfähigkeit und –bereitschaft für die Polis. Welche Tugenden dabei als die erstrebenswertesten erachtet wurden, war weder eine einheitliche noch eine beständige Ansicht. In Sparta war man der Überzeugung, dass der verehrungswürdigste Dienst der militärische sei und diesen konnte man wiederum anhand der Ausrüstung eines Spartiaten ablesen. An dieser Stelle sei kurz auf die Diskussion in der Wissenschaft hingewiesen, ob der Staat seine Hopliten ausrüstete oder ob jeder Vollbürger dafür persönlich verantwortlich war. An einer späteren Stelle werde ich auf dieses Thema zurückkommen.

Nun habe ich bereits die Spartiaten erwähnt. Dabei handelte es sich um die wenn auch kleinste so doch einflussreichste soziale Gruppe des antiken Sparta, denn sie konnten als einzige die Vorzüge des Titels eines Vollbürgers genießen. Allerdings mussten dafür wie in jeder anderen griechischen Polis bestimmte Vorraussetzungen erfüllt gewesen sein. Man musste von zwei vollwertigen Bürgern abstammen[1]. Außerdem musste man von den älteren Generationen direkt nach seiner Geburt für lebensfähig erachtet werden. War ein Säugling das nicht, so wurde er in einem unzugänglichen Gebiet ausgesetzt und musste sterben. Hatte er die Prüfung bestanden, so wurde ihm ein Landlos zugewiesen, von dem seine zukünftige Frau genug Überschuss erwirtschaften musste, damit er seinen sozialen Verpflichtungen nachkommen konnte. Zusätzlich musste er als Junge die typisch spartanische Erziehung und Ausbildung durchlaufen (agogé) und auch bis an sein Lebensende am gesellschaftlichen, politischen und vor allem militärischen Leben teilnehmen. Die Tauglichkeitsprüfung und die agogé, auf die noch näher einzugehen sein wird, zeigen deutlich, dass man darauf abzielte, eine Art menschlicher Elite zu züchten, die sich vorrangig den Tugenden des Krieges widmen sollte.

Die Gemeinschaft der Spartiaten, die sich selbst als die Gleichen bezeichnete, verhinderte die Durchsetzung einer Adelsschicht, wie man sie heute aus späteren Zeiten kennt. Nun darf man aber darüber streiten, ob die Spartiaten selbst nicht so etwas wie einen Adel der Stadt dargestellt haben. Vordergründig war aber das gesamte soziale Leben auf die Idee der Gleichheit ausgerichtet. Wie war es möglich, diese Gleichheit umzusetzen?

Die Philosophie der Gleichheit der Spartiaten basierte auf der Arbeit von Heloten und anderen Sklaven auf den Gütern der Spartaner. Da ihnen außerdem die Teilnahme an Handel und die Ausübung eines Handwerks[2] verboten waren, blieb den Vollbürgern genügend Zeit, sich in den öffentlichen Bereichen des Lebens zu engagieren und so das Ideal der Gleichheit nach außen hin zu vertreten.

Nun habe ich zwei andere gesellschaftliche Gruppen erwähnt: die Periöken und die Heloten. Erstere waren Bewohner in Städten innerhalb des spartanischen Einflussbereiches, die Sparta Abgaben und Heerfolge zu leisten hatten. Dennoch regierten sie sich autonom, hatten aber keine Rechte innerhalb Spartas selbst und waren daher kein Bestandteil des Staatsverbands. Es drängt sich der Eindruck auf, dass die Periöken hauptsächlich als Bollwerke gegen äußere Feinde dienen sollten. Die Heloten, deren Namen übersetzt die Eroberten bedeutet, was an die militärische Unterwerfung durch die Spartiaten erinnern sollte, arbeiteten auf den Länderein der Spartiaten und hatten ihren Herren hohe Abgaben vom Ertrag abzuführen. Obwohl die Sklaverei in ganz Griechenland akzeptiert wurde, empfanden die meisten Nicht-Spartaner die Lebensverhältnisse der Heloten als besonders grausam und abstoßend. Unter anderem wurde ihnen jährlich durch die Ephoren der Krieg erklärt, damit junge Männer die Heloten zu Übungszwecken überfallen und töten konnten. Teilweise wurden die Heloten aber auch im Heer eingesetzt, was besonders in Zeiten des Bürgermangels vorkam. Wenn der Staat mit ihren Leistungen zufrieden war, konnte er sie durchaus frei lassen. Darin zeigt sich, dass die Heloten keinesfalls wie andere Sklaven Eigentum eines einzelnen sondern des Staates waren. Sollte es dazu kommen, dass ein Kind einer Verbindung zwischen einem Spartaner und einem Heloten entsprang, so wurde dieses nie als Vollbürger anerkannt. Aber dennoch durchlief es die agogé und wurde somit zu einem brauchbaren Soldaten geformt.

Gerade die Heloten und besonders deren zahlenmäßiges Übergewicht im Vergleich zu den Spartiaten waren eine enorme und dauerhafte Bedrohung. Viele Wissenschaftler sehen darin die Ursache der starken Militarisierung Spartas. Besonders die Messenischen Heloten akzeptierten ihr Schicksal als Unterworfene niemals und bereiteten so den Nährboden für ständige Aufstände. Das zeigte sich an den ersten beiden Messenischen Kriegen. Der erste diente zur Unterwerfung und war sehr langwierig und verlustreich; der zweite war ein Aufstand der Heloten, der Sparta bis in seine Existenz hinein bedrohte. In Bezug auf den ersten Krieg wirft Pausanias den Spartanern simple Eroberungslust vor: „[...] und die Spartaner begannen den Krieg, als sich ihnen, feindselig gesinnt und auf alle Fälle zum Krieg entschlossen, wie sie waren, ein Anlaß ergab [...]“[3]. Jedoch war das keinesfalls der einzige Grund für die Aggressionen. Landmangel ist eine weitere Erklärung dafür. Obwohl Pausanias hier den eindeutig kriegerischen Willen Sparta unterstreicht, schien auch Bestechung ein durchaus probates Mittel zu sein, einen Sieg zu erringen[4] und das erscheint aus heutiger Sicht nicht gerade kriegerisch. In den 2. Messenischen Krieg fiel wohl auch das Aufkommen der Hoplitenphalanx als primäre Schlachtanordnung, um den Feind mit der gesamten eigenen Masse zurückzudrängen. Aber die für diese Taktik benötigten Leute forderten dann politisches Mitbestimmungsrecht gegenüber den bis dahin noch vorhandenen Adligen. Aber dieser Adel, der bis zu diesem Zeitpunkt Schlachten durch ehrenhafte Einzelkämpfe entschieden hatte, musste sich der neuen Taktik unterordnen und verschwand daraufhin als Stand langsam aber sicher, indem er sich in die Reihen der Gleichen integrierte. So rechtfertigten die Spartiaten ihren politischen Einfluss durch militärische Leistungen, auf deren Aus- und Weiterbildung sie sich wiederum aufgrund der Helotenarbeit ausgiebig widmen konnten.

[...]


[1] Es gibt aber auch Beispiele dafür, dass diese Regelung umgangen werden konnte, unter anderem durch die Verleihung des Bürgerrechts an Periöken

[2] dafür waren die Periöken verantwortlich

[3] Pausanias: „Beschreibung Griechenlands“, Buch IV: Messenien, 4,4

[4] ebd. 17,2

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Sparta - Alles für den Krieg?
Hochschule
Technische Universität Chemnitz
Note
2,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
17
Katalognummer
V86778
ISBN (eBook)
9783638021838
ISBN (Buch)
9783638924689
Dateigröße
403 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sparta, Krieg, Antike, Kultur
Arbeit zitieren
Roy Seyfert (Autor:in), 2007, Sparta - Alles für den Krieg?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86778

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