Das System Metternich in Bayern


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

24 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Gliederung

I. Einleitung

II. Biographische und geschichtliche Hintergründe
1. Biographie Metternichs
2. Historisch-politische Hintergründe
3. „Das System“

III. Das System Metternichs in Bayern
1. Die Zeit bis zur Konstitution 1818
a) Gebietsunstimmigkeiten
b) Die Konstitution von 1818
2. Die Restaurationszeit (1815-1830)
A) Die Karlbader Beschlüsse 1819
b) Ludwigs Regierungsantritt 1825
3. Der Vormärz (1830-1848)
a) Die französische Julirevolution und der Studententumult in München
B) Regierungsverständnis Ludwigs I
c) Bundes- und Außenpolitik und das Verhältnis zu den Großmächten
d) Das Hambacher Fest und Die Frankfurter Erlasse
e) Die vorrevolutionären Landtage

IV. Schluss

I. Einleitung

Clemens Wenzel Lothar Metternich war einer der größten Staatsmänner Europas. Er schaffte es, in der Hochzeit seiner Karriere, die meisten Europäischen Staaten unter seiner Kontrolle zu haben oder zumindest in ihren Handlungen zu beeinflussen.

Es handelt sich um die Zeit vom Wiener Kongress 1815, dem Höhepunkt seines Wirkens, bis zum Ausbruch der Revolution 1848, bei der er sich am Ende, genauso wie Ludwig I. von Bayern, geschlagen geben musste.

Nach den französischen Befreiungskriegen war zwar äußerlich Frieden geschlossen worden, jedoch waren liberale Ideen immer noch vorhanden und machten sich in ständigen inneren Unruhen bemerkbar. Metternichs Ziel war es, den Zustand von vor der französischen Revolution wiederherzustellen. Das Bürgertum forderte jedoch erstens immer mehr Machtteilhabe und zweitens die Gründung eines deutschen Nationalstaates. Die konservative Seite rang also mit der des Liberalismus und bis zur Revolution 1848 kann man ein spannendes Ringen zwischen diesen beiden Kräften beobachten.

In meinen folgenden Ausführungen werde ich dieses Ringen speziell in Bezug auf Bayern verfolgen und untersuchen, wie Metternich auf die Entwicklung im Königreich einwirkte.

In einem ersten Abschnitt wird es sich um Metternichs Leben und Wirken und um die Erklärung des Begriffes „System Metternichs zur Erhaltung der Ruhe und Ordnung“ drehen. Daraufhin möchte ich in die bayerische Thematik einsteigen und die Zeit von vor der Konstitution von 1818 bis zum letzten vorrevolutionären Landtag in Bezug auf Metternichs Einfluss in Bayern beleuchten und mit Quellen unterlegen. Schließen werde ich mit einer Bewertung der Zeit Ludwigs und Metternichs, sowie dessen System der Ruhe und Ordnung.

II. Biographische und geschichtliche Hintergründe

1. Biographie Metternichs

Clemens Wenzel Lothar Metternich wurde am 15.5.1773 in Koblenz geboren. Schon im Alter von 15 Jahren begann er in Straßburg zu studieren, um später in Mainz das Studium der Rechts- und Staatswissenschaften fortzuführen. Einen Vorteil brachte für ihn 1795 die Heirat mit Marie-Eleonore von Kaunitz-Rietberg, der Enkelin des Staatskanzlers Wenzels Anton Graf von Kaunitz-Rietberg, da ihm diese die Tür zum Hochadel öffnete.[1]

Am Anfang seiner Karriere wirkte er als Gesandter in Dresden, Berlin und auf Wunsch Napoleons auch in Paris, wobei Metternich immer wieder versuchte, Österreich und Frankreich einander anzunähern. Als späterer Außenminister plante er auch die Heirat von Napoleon mit der Erzherzogin Marie-Louise und konnte so Österreich’s Bedeutung verstärken. Als sich abzeichnete, dass Napoleon der Übermacht seiner Gegner erliegen würde, wechselte Metternich die Seiten und schloss sich 1813 den Verbündeten gegen Napoleon an.[2] Nach den Befreiungskriegen machte er sich stark für eine gesicherte Position der süddeutschen Fürsten und sprach sich mit Franz II., der ja 1806 die Kaiserkrone niedergelegt hatte, gegen eine Wiedereinrichtung des Kaisertums in Deutschland aus.[3]

Der Wiener Kongress 1815 markierte das wichtigste Ereignis seiner Karriere, da er sich sehr dafür einsetzte, den Befreiungsgedanken zu Gunsten der Ideen der Restauration umzuwandeln. Mit sehr viel Taktik, gelang es ihm, Deutschland, gleich wie Polen und Italien, so zu zersplittern, dass lange Zeit das aufkommende Nationalgefühl unterdrückt werden konnte, und sicherte gleichzeitig seine Vormachtstellung im Deutschen Bund.[4] Auch durch sein starkes Auftreten in der Heiligen Allianz, konnte er in vielen anderen Ländern freiheitliche und nationale Gedanken in Schranken halten, beziehungsweise deren Herrscher von der Notwendigkeit einer autokratischen Führung überzeugen. Lange Zeit schaffte er es, in vielen Staaten, wie in Italien, Spanien, Portugal und Polen, Verfassungen zu unterbinden und Volksbewegungen zu unterdrücken. 1821 machte ihn Franz II. zum Staatskanzler, eine große Ehre, da dieser Titel seit Kaunitz nicht mehr verliehen worden war.[5] Österreich selbst wurde durch ihn zu einem Polizeistaat mit Spitzelwesen, das gegen Keime der Demokratie und des Liberalismus vorgehen sollte und Metternich versuchte auch im Rest des Reiches, seine Ideen durchzusetzen. Sein Ziel war das Gleichgewicht der Völker und die Aufrechterhaltung des Status Quo, ein Gedanke, der den Frieden in Europa durch die Solidarität der Monarchen erhalten sollte, was im über Jahre hinweg auch mit seinem „System“ gelingen sollte.[6]

Einen wirtschaftlichen Nachteil erlangte Österreich dadurch, dass es nicht im Deutschen Zollverein vertreten war und sich damit aus dem Handelsverband der Deutschen Staaten selbst ausschloss, was einen gewissen Verlust des Führungsanspruches bedeutete.[7]

Aber auch in seinem eigenen Land konnte er Volksbewegungen und liberale Ideen kaum mehr aufhalten und wegen seines harten Kampfes gegen Liberalismus wurde er im Vormärz zum verhassten Sinnbild von Unterdrückung und Reaktion. Als dann 1848 die Revolution um sich griff und auch in Österreich mit der Wiener Märzrevolution einschlug, wurde sein Rücktritt erzwungen und er musste nach England fliehen. 1851 kehrte er wieder nach Wien zurück und lebte bis zu seinem Tod 1859, zwar weg vom unmittelbaren politischen Geschehen, aber immer noch als Berater der Regierung, in seinem Palais in Wien.[8]

2. Historisch-politische Hintergründe

Der Wiener Kongress brachte zwar Metternich seinem Ziel näher, erstens die Mächte im Deutschen Bund zu balancieren, und zweitens auch noch die Vorherrschaft in diesem Bund zu haben. Jedoch waren nach den Befreiungskämpfen gegen Napoleon immer wieder nachebbende Freiheitsbewegungen im deutschen Volk zu spüren. Die Jugend, die Burschenschaften und einige sonstige Vereine waren vom Nationalgedanken erfüllt und voller revolutionärer Energie. Sie hielten geheime Versammlungen ab und feierten Feste mit revolutionären Reden, die die Herrscher der einzelnen Staaten immer mehr einen Umsturz fürchten ließen. Deswegen hatte Metternich auch leichtes Spiel, zum Beispiel König Friedrich Wilhelm III. von Preußen davon abzuhalten, die seinem Volk versprochene Konstitution wirklich einzuführen, nachdem es auch noch zu Studentenaufruhren kam und einige Attentate verübt wurden.[9]

Metternich, der selbst so große Furcht vor Verschwörungen und einer Revolution hatte, meinte, in ganz Europa intervenieren zu müssen, um die einzelnen Monarchen davon abzuhalten, einer Konstitution zuzustimmen. In Neapel, Spanien und Piemont zum Beispiel gelang es ihm, mit Hilfe der anderen Staaten der Pentarchie, so einzugreifen, dass die Könige die oft schon beschworene Verfassung wieder zurücknehmen mussten. Die Legitimität für diese Interventionen nahm er aus seinem Grundsatz der Schaffung von Ruhe und Ordnung, und solange er seine Verbündeten von diesem guten Zweck überzeugen konnte und auch in ihnen die Revolutionsangst zu schüren vermochte, konnte auch niemand gegen ihn vorgehen. Von allen Staaten war er wegen seines Eifers gefeiert, sogar der russische Zar Alexander gab seine liberale Gesinnung auf, da auch ihm die überhand nehmenden revolutionären Strömungen in den anderen europäischen Ländern Angst einjagten.[10]

Allerdings waren Frankreich und England irgendwann nicht mehr von der Politik Metternichs begeistert. Dieser versuchte sie dazu zu bewegen, ihn auch bei Griechenland, Polen und Portugal zu unterstützen. Die Griechenlandfrage wurde bald zu einem unüberbrückbaren Gegensatz zwischen Österreich und den westeuropäischen Staaten. Überall, auch in Deutschland, erwachte Sympathie für Griechenland, das unter dem Joch der Türken sehr zu leiden hatte. England sprach sich also bald für ein unabhängiges Griechenland aus und konnte Frankreich für sich gewinnen. Im folgenden Krieg wurden die Türken aus Griechenland vertrieben und das Land für unabhängig erklärt. Ludwigs Sohn Otto ließ sich darauf zum König von Griechenland krönen. Griechenland und Belgien waren die einzigen Staatsgründungen, die Metternich nicht verhindern konnte, er musste sie schmerzlich hinnehmen. Da Frankreich und England Österreichs Interessen nicht mehr teilten, bestand fortan nur noch das so genannte „Zwingherrenbündnis“ der Heiligen Allianz zwischen Österreich, Preußen und Russland, also der liberale Westen gegenüber dem autokratischen Osten.[11]

Die Heilige Allianz hatte allerhand zu tun, um überall revolutionäre Erhebungen niederzuhalten, wie es auch zum Beispiel in Polen und seinen Nachbarländern der Fall war. Mit der Okkupation Krakaus und der darauf folgenden Annektion Polens verscherzte er es sich vollständig mit dem liberalen Westen.[12]

In Bezug auf die Bundespolitik konnte Metternich jedoch noch bis zur Revolution 1848 kräftig seinen Einfluss walten lassen. Er setzte fast immer seinen Willen durch, was das Vorgehen gegen die Strömungen seiner Zeit anging, und wenn er das nicht konnte, wartete er einfach ab, bis bestimmte Ereignisse die jeweiligen Monarchen am Schluss doch noch überzeugten, auf seine Linie umzuschwenken. Er war mit seinem Rat immer an Ort und Stelle. Sei es nach der Pariser Julirevolution oder nach dem Hambacher Fest, seine allgegenwärtige Polizei war immer zur Stelle, um Abhilfe zu schaffen. Seine rege Überwachungstätigkeit hatte nicht unerwünschte Folgen für Österreich, nämlich eine gewisse Vormachtstellung im Deutschen Bund.[13] Dies war jedoch nicht sein prinzipielles Ziel. Er versuchte allein, das bestehende Gesellschaftssystem zu erhalten und nach Napoleon jegliche revolutionäre Ideen zu bekämpfen.

3. „Das System“

In seiner Rechtfertigungsschrift argumentiert Metternich, dass für einen neuen österreichischen Kaiserstaat ein neues System benötigt werde. Diesen Ausdruck, das „System Metternich“, habe er selbst immer abgelehnt. Seiner Auffassung nach handle es sich nicht um ein System, sondern um Prinzipien, die der Herrschaft jedes Monarchen in Europa zugrunde liegen sollten, um Ruhe und Ordnung zu sichern. Wenn Ruhe und Ordnung gesichert waren, konnte Metternichs größtes Ziel verwirklicht werden, nämlich, das Gleichgewicht unter den Mächten Europas zu erhalten. Außerdem wollte er mit seinen bundesübergreifenden Maßnahmen Solidarität unter den Herrschern und Fürsten schaffen und das monarchische Prinzip legitimieren, das heißt die Herrschaft des Monarchen neu betonen und rechtfertigen. Alle Macht liegt dem Herrscher zu Grunde, da seiner Meinung nach es zerstörende Kräfte auslösen würde, wenn unreife Kräfte an der Macht wären. Er hielt also das Volk noch nicht für reif genug, um an der Regierung mitzuwirken. Auch legitimiert er das System mit dem Argument, dass mit den Befreiungskriegen nicht nur die äußere Gewalt der französischen Revolution abgeschüttelt werden soll, sondern auch ihre Prinzipien. Daher müsse jedes Eindringen ihres Gedankenguts, wie das Verlangen nach einer Konstitution, unterdrückt werden.[14]

Umstritten ist die Frage, ob für das System allein Metternich verantwortlich gemacht werden kann. Er selbst sagt, dass auch der Kaiser dafür eingetreten sei, da dieser die Aufklärungsphilosophie als Feinde von Thron und Altar erkannt, ihre Lehren gehasst und bekämpft habe. Dieser Hass schuf das System der gegenwärtigen, vormärzlichen Politik. Im ersten autobiographischen Fragment wird allerdings Metternich allein verantwortlich gemacht.[15]

Beider Bestreben, das des Kaisers und Metternichs, war, den Frieden in Europa durch die Ruhe in Österreich zu sichern. Dies wurde durch ein ausgefeiltes Polizei- und Spitzelsystem unternommen, das die Aufgabe hatte, gegen fremde und einheimische Agitatoren vorzugehen. Auch das Pressegesetz und die Zensur sollten das Volk in ihren Schranken halten. Die Zensur, so meinte Metternich, sei unbedingt notwenig, da die Erfahrung gezeigt habe, dass bei ihrer Aufhebung, zum Beispiel unter Joseph II., Übergriffe der Presse sich schädlich auf alle reformatorischen Bestrebungen auswirkten. Deshalb würden alle Kräfte, die gegen das Bestehende gerichtet waren, als revolutionäre Tendenzen identifiziert und als solche bekämpft werden.[16]

[...]


[1] vgl. Wikipedia, http://de.wikipedia.org/wiki/Klemens_Wenzel_Lothar_von_Metternich

[2] vgl. Wikipedia, http://de.wikipedia.org/wiki/Klemens_Wenzel_Lothar_von_Metternich

[3] vgl. Österreich Lexikon: http://www.aeiou.at/encyclop.m/m583439.htm

[4] vgl. Wikipedia, http://de.wikipedia.org/wiki/Klemens_Wenzel_Lothar_von_Metternich

[5] vgl. Österreich Lexikon: http://www.aeiou.at/encyclop.m/m583439.htm

[6] vgl. Wikipedia, http://de.wikipedia.org/wiki/Klemens_Wenzel_Lothar_von_Metternich

[7] vgl. Österreich Lexikon: http://www.aeiou.at/encyclop.m/m583439.htm

[8] vgl. Österreich Lexikon: http://www.aeiou.at/encyclop.m/m583439.htm

[9] vgl. Auernheimer: Metternich, Staatsmann und Kavalier, S. 215-219

[10] vgl. Auernheimer: Metternich, Staatsmann und Kavalier, S. 228

[11] vgl. Auernheimer: Metternich, Staatsmann und Kavalier, S. 228f.

[12] vgl. Auernheimer: Metternich, Staatsmann und Kavalier, S. 251

[13] vgl. Auernheimer: Metternich, Staatsmann und Kavalier, S. 246

[14] vgl. Zöllner: Memoiren Metternichs, S. 16

[15] vgl. Zöllner: Memoiren Metternichs, S. 14

[16] vgl. Zöllner: Memoiren Metternichs, S. 14-20

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Das System Metternich in Bayern
Hochschule
Universität Regensburg  (Geschichte)
Veranstaltung
Das Königreich Bayern 1806-1871
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
24
Katalognummer
V86581
ISBN (eBook)
9783638052580
ISBN (Buch)
9783638945486
Dateigröße
517 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
System, Metternich, Bayern, Königreich, Bayern
Arbeit zitieren
B.A. Maria Rieder (Autor:in), 2006, Das System Metternich in Bayern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86581

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