Die mediterranen Einflüsse auf der Heuneburg


Hausarbeit, 2007

15 Seiten, Note: 2,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

2. Die Heuneburg

3. Die mediterranen Funde
3.1. Die Innenbebauung
3.2. Die Lehmziegelmauer
3.3. Die Keramik
3.4. Fibeln und Kleinfunde

4. Mediterrane Kontakte und Handel anhand der Funde

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einführung

Ein Fürstensitz, gelegen in den keltischen Gebieten nördlich der Alpen, unterscheidet sich doch sehr von den adligen Hochburgen anderer Zeiten und Gegenden. Während sich begüterte Menschen der mediterranen Welt palastartige Gebäude in großen und reichen Städten als Wohnsitz wählten, suchten die Adligen des Mittelalters Unterkunft in Schlössern und Burgen.

Die keltische Welt hingegen lässt eine solche Definition kaum zu. Städte finden sich dort erst in den letzten Jahrhunderten v. Chr. in Form von Oppida. Ein Fürstensitz behauptet sich ab dem 7. Jahrhundert also erst mal durch andere Eigenschaften.

Gelegen an einem Knotenpunkt für Verkehr und Handel, verfügt er selbst über einen Markt und Handwerker, diente also als Umschlagplatz und Treffpunkt für Handelnde aller Art. Dabei muss der „Fürst“, das Oberhaupt über eine Region - keineswegs als König zu verstehen, sondern als Machthaber, der nicht auf adlige Abkunft reduziert wird - keineswegs auf diesem Sitz selbst wohnen. Ein Sitz im Umland, den nahegelegenen Siedlungen, ist ebenso möglich. Ach diese sind charakteristisch für einen Fürstensitz. Sammeln sich doch in seiner Nähe die Menschen, um dem Geschehen nahe, ja sogar Teil davon zu sein.

In der Frühzeit ist also noch keine Trennung von wirtschaftlichem und politischem Zentrum möglich, beides ist in der Definition des Fürstensitzes vereint.

Wegen seiner Bedeutung als überregionaler Handelsplatz erwartet man hier einen Austausch von Gütern und von Ideen. Dazu gehören Waren aus entfernten Gebieten und auch Neuerungen, Fortschritt, der über dem Niveau des Umlandes steht.

Das die Heuneburg an der Donau an einem Knotenpunkt des Handels zu finden ist und auch die Außensiedlungen lassen also auf einen solchen Fürstensitz schließen. Ob ihre Funktion auch durch Fortschritt bestätigt werden kann, soll auf den nächsten Seiten untersucht werden.

2. Die Heuneburg

Das Bergplateau der Heuneburg liegt an der oberen Donau. Ursprünglich von Bäumen bewachsen, fand bereits im 2. vorchristlichen Jahrtausend die erste Rodung statt.

Schon die frühesten Siedler sahen den Vorteil einer Plateausiedlung in Schutz und zentraler Lage und umgaben das Areal mit einer Rundumbefestigung.

Während den Grabungen zwischen 1950 und 1979 wurden erste Informationen über das Areal bekannt, wobei bis heute nur ca. 40% des Gebietes gegraben wurden.[1]

Ab dem 7. Jahrhundert begann die Nutzung als frühkeltische Höhensiedlung, auf welcher hier der Schwerpunkt liegen soll. Während dieser Zeit wurden auch eine Nekropole mit Grabhügeln und Außensiedlungen angelegt. Die Kelten siedelten auf der Heuneburg bis zum 5. Jahrhundert. Ihr kultureller Höhepunkt endete, wie anhand von Grabungen nachgewiesen werden konnte, durch eine Zerstörung.

Erst im 6. Jahrhundert n. Chr. fand die Heuneburg wieder Bedeutung und wurde von der Zeit der Merowinger bis zum Hochmittelalter nochmals als befestigte Siedlung und Burg genutzt. Im 11. Jahrhundert fand sie zu ihrer ursprünglichen und ersten Nutzung als Ackerland zurück.

Als keltische Siedlung sind drei Bebauungsphase nachweisbar, die uns Aufschwung und Niedergang des Fürstensitzes demonstrieren.

Die ersten keltischen Siedler lebten in einer dorfähnlichen Gemeinschaft auf dem Plateau. Pfostenlose Schwellenbauten und durch Flechtwerkzäune abgesteckte Grundstücksgrenzen sind die typischen Bauten dieser ersten Phase. Die einfachen Wohn- und Wirtschaftsgebäude in regelloser Anordnung ohne Wege charakterisieren zudem eine einfache Lebensweise. Umgeben von einer Kastenmauer fanden Bauern mit ihren Familien hier Schutz. Auf ortsansässiges Handwerk oder überkulturellen Austausch finden sich keinerlei Hinweise.

Die zweite keltische Phase um die Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. stellt die Hauptphase dar. Hier findet sich eine geordnete Bebauung mit Wege- und Wassernetz, Häuserzeilen, Handwerkerviertel und einer ausgebauten Schutzanlage. Herrschaftliche Unterkünfte lassen sich hier nicht nachweisen, können jedoch ebenso in der Außensiedlung ansässig gewesen sein. Diese war Sitz der Bauern des Umlandes, die die Burg versorgten.[2]

Diese protourbane Phase kennzeichnet die Heuneburg als wirtschaftliches und politisches Zentrum. Dieses ging im Rahmen einer Brandkatastrophe unter, die auf die Zerstörung durch Feinde schließen lässt und damit ebenfalls Anzeichen für die Heuneburg als einen zentralen Punkt im regionalen Umfeld gibt. Mit dieser Phase scheint auch die herrschende Familie verschwunden zu sein. In der darauf folgenden Zeit wurde die Siedlung zwar weiter genutzt, jedoch in völlig anderen Strukturen, die auf eine neue Herrschaft schließen lassen.[3]

Als letzte Phase folgt eine wiederum einfachere Nutzung, alle Regelhaftigkeiten verschwinden und machen einer Siedlung Platz, die von Bauern genutzt wird. Im Gegensatz zur ersten Phase finden sich hier jedoch größere Pfostenbauten für Unterkunft und Bewirtschaftung der Oberschicht. Die Grundstücke sind durch Zäune und Gräben getrennt und das Gesamtbild scheint gereifter und ausgefeilter nach einer Phase höher entwickelter Wohnkultur. Bis zum Untergang der Heuneburg als keltische Höhensiedlung im 5. vorchristlichen Jahrhundert nehmen Bebauung und Bevölkerungsanzahl immer weiter ab, die nur noch unbedeutende Siedlung verschwindet schließlich ganz.

3. Die mediterranen Funde

3.1. Die Innenbebauung

Die Innenbebauung der Heuneburg in der zweiten Phase weist Ähnlichkeiten zu den Stadtstrukturen der griechischen Poleis auf, die wir weder in der früheren ersten Phase, noch in anderen Siedlungen der Zeit fassen können.

Die Griechen hatten bereits im 8. Jahrhundert damit begonnen, Kolonien im Westen zu gründen. Die ersten lagen dabei hauptsächlich auf Sizilien und rückten in den nächsten zweihundert Jahren immer weiter nördlich, bis in die Mitte Italiens.

Die neu angelegten Städte folgten dabei einem Bebauungsplan. Die so genannten Streifenstädte hatten sich rechtwinklig kreuzende Straßen, die das Stadtgebiet in gleich große Parzellen unterteilte und damit jedem Bürger ein einheitliches Stück Land sichern konnte.

Das garantierte nicht nur Gleichberechtigung, sondern verhinderte auch Konflikte und Verwirrung in einer „neuen Welt“. Außer der Abstammung hatte hier niemand einen Vorteil gegenüber dem anderen, Übermaß an Besitz oder Land gab es nicht.

Die Planung neuer Ortschaften folgte dabei einem festen Plan: nach den Bedürfnissen für eine funktionierende Stadt, wie die Anzahl der Bürger, Handwerker und ihre Viertel, Versammlungsplätze, Heiligtümer, wurde ein Modell angelegt und auf dem tatsächlichen Flecken Land geplant. Dabei folgte es der funktionalen und systematischen Aufteilung der Stadt in ihre Viertel, eine Gliederung nach Nützlichkeit und Nähe zum Zentrum bzw. zu den Feldern.

Zu den wichtigsten Gründungen gehören dabei Syrakus und Megara Hybleia im 8., sowie Poseidonia, Selinus und Metapont im 7. Jahrhundert v. Chr. Bis zur Hauptphase der Heuneburg in der Mitte des 6. Jahrhunderts verging genug Zeit, in der diese Städte wachsen, sich etablieren, Handel treiben und die griechische Kultur verbreiten konnten. So ist es leicht anzunehmen, der innere Aufbau der Höhensiedlung hätte sich an diesen neuen Zentren im Westen orientiert. Über die mathematischen Kenntnisse verfügten die Kelten selbst, und so genügte wohl ein ideeller Anstoß, um ihnen zu zeigen, dass für die Neubebauung ihres Zentrums ein solches Systems ebenfalls von Vorteil wäre.

Zum einen scheint es ein geplantes, wenn auch nicht ganz, aber annähernd orthogonales Straßensystem gegeben zu haben. Nach dem Untergang der ersten Bebauungsphase, den wir noch nicht begründen können, scheint die neue Siedlung nicht einfach entstanden, sondern geplant und angelegt worden zu sein. Die Häuserzeilen, sowie ein Wege- und Wassernetz bestätige dies. Feste Straßen gab es wohl nicht, doch das eine Siedlung durch gleichmäßige Aufteilung der Fläche am besten genutzt werden kann, scheint auch den Bewohnern der Heuneburg deutlich geworden zu sein.

[...]


[1] Gersbach, Heuneburg, S. 5

[2] Gersbach, Fürstensitze, S. 131

[3] Gersbach, Fürstensitze, S. 132

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Die mediterranen Einflüsse auf der Heuneburg
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Veranstaltung
Spätbronze- und vorrömische Eisenzeit
Note
2,3
Jahr
2007
Seiten
15
Katalognummer
V86568
ISBN (eBook)
9783638021326
Dateigröße
427 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Gelegen an einem Knotenpunkt für Verkehr und Handel, verfügt ein Fürstensitz selbst über einen Markt und Handwerker, diente also als Umschlagplatz und Treffpunkt für Handelnde aller Art. Wegen íhrer Bedeutung als überregionaler Handelsplatz erwartet auf der Heuneburg einen Austausch von Gütern und von Ideen. Dazu gehören Waren aus entfernten Gebieten und auch Neuerungen, Fortschritt, der über dem Niveau des Umlandes steht.
Schlagworte
Einflüsse, Heuneburg, Spätbronze-, Eisenzeit
Arbeit zitieren
Anonym, 2007, Die mediterranen Einflüsse auf der Heuneburg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86568

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die mediterranen Einflüsse auf der Heuneburg



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden