Englische Reisende in Spanien. Reiseberichte und Reiseführer im 18. und 19. Jahrhundert


Bachelorarbeit, 2007

70 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Englische Reisende im 18. Jahrhundert

2.1. Spanien und die Grand Tour

2.2. Spanien und die touristische Reise

3. Englische Reiseberichte im 18. Jahrhundert

3.1. Englische Reiseberichte über Spanien

3.2. Henry Swinburne und seine „Travels through Spain”

3.2.1. Die Reiseumstände in Spanien

3.2.2. Das Bild des englischen Spanienreisenden

3.2.2.1. Die Reisemanier der englischen Oberschicht

3.2.2.2. Die Sicherheit auf Reisen

3.2.2.3. Die Präsenz Englands im Reisetext

3.2.2.4. Das Fortschreiten der Grand Tour

3.2.2.5. Der Katholizismus

3.2.2.6. Der Spanier

4. Englische Reisende im 19. Jahrhundert

4.1. Spanien und die touristische Reise

4.2. Reisende englische Frauen im 19. Jahrhundert

4.3. Reisende englische Frauen in Spanien

5. Englische Reiseführer im 19. Jahrhundert

5.1. Reiseführer über Spanien

5.2. Richard Ford und sein „Handbook for Travellers in Spain”

5.2.1. Reiseumstände in Spanien

5.2.2. Das Bild des englischen Spanienreisenden

5.2.2.1. Das Reisegepäck

5.2.2.2. Die Reiseinteressen

5.2.2.3. Der Spracherwerb

5.2.2.4. Die Angst auf Reisen

5.2.2.5. Die Voreingenommenheit englischer Reisender

5.2.2.6. Der Katholizismus

5.2.2.7. Der Spanier

6. Englische Reiseberichte im 19. Jahrhundert

6.1. Englische Reiseberichte von Frauen

6.2. Englische Reiseberichte über Spanien

6.3. Frances Elliot und ihr „Diary of an Idle Woman in Spain”

6.3.1. Die Reiseumstände in Spanien

6.3.2. Das Bild des englischen Spanienreisenden

6.3.2.1. Frauen auf Reisen

6.3.2.2. Die komfortable Städtereise

6.3.2.3. Die Angst auf Reisen

6.3.2.4. Die Präsenz Englands im Reisetext

6.3.2.5. Die Entwicklung des englischen Tourismus

6.3.2.6. Der Spanier

7. Schlussbetrachtung

8. Abbildungen

9. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Spanien hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem der populärsten Reiseziele der Engländer entwickelt und stand im Jahr 2003 schließlich auf Rang Eins der Beliebtheitsskala (vgl. Office for National Statistics 2002 / 2005[1] ). Die Vielzahl an Kultur-, Sport- und Freizeitangeboten, das warme Klima, die weiten Strände und nicht zuletzt die günstigen Angebote von Reiseveranstaltern und Fluggesellschaften hatten immer mehr Engländer nach Spanien gelockt.

Diese Entwicklung zurückverfolgend, findet man sich im 18. Jahrhundert wieder. Eine Zeit, in der sich die Engländer bereits als „notorische Reisenation” (Korte 1994: 367) im europäischen Raum etabliert hatten und Spanien noch eine „terra incognita” (Opitz 1983: 188) auf der Landkarte der englischen Reiseziele darstellte. Im Gegensatz zu Frankreich und Italien war Spanien im 18. Jahrhundert kein klassisches Reiseland der Engländer, sondern lag abseits der von ihnen frequentierten Routen auf dem Kontinent. Nur wenige Reisende bahnten sich ihren Weg über die Pyrenäen, so dass sich in einer älteren Publikation über die Reiseaktivität der Engländer im 18. Jahrhundert folgendes Zitat finden lässt: „It is, then, needless for our purpose to follow the few eighteenth-century travelers who ventured into Spain. Our business is with the average tourist who kept to the ordinary routes” (Mead 1914: 254).

Gegenstand dieser Arbeit ist es, den Spuren einiger jener Engländer zu folgen, die sich von den herkömmlichen Reisewegen Europas abwandten und Spanien als ihr Reiseziel wählten. Der hier zu behandelnde Zeitrahmen beginnt mit dem Höhepunkt der englischen Bildungsreise im 18. Jahrhundert und endet mit der ersten Blütezeit der touristischen Reise in Spanien am Ende des 19. Jahrhunderts.[2] In einleitenden Kapiteln zum jeweiligen Jahrhundert werden Ausprägung und Fortentwicklung dieser beiden Reiseformen sowie die vorherrschenden Reiseumstände in Spanien dargelegt. Da für das 19. Jahrhundert ein Anstieg weiblicher englischer Reisender zu verzeichnen ist, soll auch diese Entwicklung hier berücksichtigt werden. Im Anschluss soll anhand von ausgewählten Reisedarstellungen zum einen die subjektive Schilderung der Reisemodalitäten Beachtung finden und zum anderen der Versuch unternommen werden, ein Bild des englischen Reisenden, basierend auf seinen persönlichen und kulturspezifischen Beobachtungen, zu konstruieren. In diesem Zusammenhang schien es sinnvoll, zunächst biografische Informationen der Reisenden anzuführen und die ihren Werken zugrunde liegenden Schreibkonventionen zu betrachten.

Mit dem Begriff Reiseliteratur[3] sind im Folgenden Reisedarstellungen gemeint, denen eine tatsächliche Reise zugrunde liegt. Alle zu betrachtenden Autoren entstammen dem kulturellen Kontext Englands und ihre Werke wurden sowohl in Englisch verfasst als auch in England publiziert. Eine weitere Einschränkung besteht darin, dass hier Werke von Vergnügungsreisenden im Vordergrund stehen, die, anders als Missionare, Soldaten, Seeleute, Kaufmänner und Gesandte, aus freiem Entschluss und aus persönlichem Interesse reisten. Das Motiv einer Vergnügungsreise soll dabei eine schriftstellerische Tätigkeit im Ausland nicht ausschließen.

Die hier zur Untersuchung vorliegenden Werke sind der 1779 erschienene Reisebericht „Travels through Spain, in the Years 1775 and 1776” von Henry Swinburne, Richard Fords Reiseführer „A Handbook for Travellers in Spain”, der 1845 vom Verlagshaus John Murray veröffentlicht wurde, sowie der 1884 erschienene Reisebericht „Diary of an Idle Woman in Spain” von Frances Elliot. Die Wahl dieser drei Werke und ihre Nebeneinanderstellung beruht zum einen auf der Affinität der Autoren und ihren Spanienreisen. Die Verfasser stammten aus der englischen Oberschicht, ihre Reisedauer in Spanien betrug mehr als sieben Monate und alle drei legten eine extensive Reiseroute durch das Land zurück. Zum anderen lässt sich anhand ihrer Publikationen, die Jahrzehnte auseinander liegen und in ihrer schriftlichen Umsetzung der Reiserlebnisse höchst unterschiedlich sind, die Entwicklung hin zur touristischen englischen Reise in Spanien nachvollziehen.

Zur hier vorliegenden Sekundärliteratur ist anzumerken, dass eine Vielzahl an Publikationen über die englische Reiseliteratur und auch über englische Reiseaktivitäten im 18. und 19. Jahrhundert erschienen sind, diese aber häufig wenig spanienspezifische Ausprägungen aufweisen. Im Folgenden sollen daher die Werke Erwähnung finden, die das Reiseland Spanien in ihre Analyse aufgenommen haben und somit für diese Arbeit vermehrt herangezogen werden.

Meine Untersuchung zu den Reiseumständen im 18. und 19. Jahrhundert ist maßgeblich geprägt von den Büchern Jeremy Blacks und John Pembles. Blacks „The British Abroad. The Grand Tour in the Eighteenth Century” befasst sich mit den Ausprägungen der Bildungsreise im 18. Jahrhundert und Pembles „The Mediterranean Passion. Victorians and Edwardians in the South” setzt sich mit der englischen Reiseaktivität im mediterranen Raum im 19. Jahrhundert auseinander. Beide Werke liefern detaillierte Informationen zu Reiserouten, Transportwesen, Unterkünften und anderen reisetechnischen Details sowie zu Reisemotiven und zur gesellschaftlichen Ausgangssituation der Reisenden.

Eines der wenigen Werke, dass sich speziell mit der Reiseliteratur über Spanien beschäftigt ist Frank Graues „Schönes Land: Verderbtes Volk. Das Spanienbild britischer Reisender zwischen 1750 und 1850”. Graue liefert nicht nur eine methodische Einordnung der Gattung Reisebericht, sondern untersucht Formen und Inhalte von Spanienberichten und die Wahrnehmungs- und Beurteilungsformen der Reisenden.

Letztlich sollen hier die Werke der spanischen Autoren hervorgehoben werden. Consol Freixas „Los ingleses y el arte de viajar. Una visión de las ciudades españolas en el siglo XVIII” und Anna Clara Guerreros „Viajeros británicos en la España del siglo XVIII” haben biografische Daten und eine detailreiche Schilderung der Routen einzelner englischer Reisender zum Gegenstand und geben einen ausführlichen Überblick zur Spanienreise im 18. Jahrhundert.

2. Englische Reisende im 18. Jahrhundert

Die Reiseaktivität der Engländer im 18. Jahrhundert stand ganz im Sinne der Grand Tour, einer institutionalisierten Reise durch bestimmte Länder des europäischen Kontinents. Im 16. Jahrhundert war das Reisen bereits zu einem entscheidenden Instrument der Bildung erhoben worden (vgl. Kalb 1981: 7) und folglich wurden Söhne aus englischen Oberschichtfamilien im Rahmen ihrer Erziehung und Ausbildung ins europäische Ausland geschickt. Diese Art von Reise, die „von einem bloßen Experiment bald zu einer allgemeinen Sitte und schließlich zu einem ausgefeilten System” (Leed 1993: 199) wurde, fand im 18. Jahrhundert ihren Höhepunkt (vgl. McVeagh 1990: 12). Ausgestattet mit einem Tutor, Empfehlungs- und Einführungsschreiben begab sich der junge Engländer zur „Vorbereitung auf eine Karriere in politischen und diplomatischen Ämtern” (Korte 1996: 60) auf eine, oftmals jahrelange, Europareise. Er gewann Einblicke in das Leben ausländischer Oberschichten, knüpfte Kontakte zu bedeutsamen Persönlichkeiten und widmete sich dem Studium von Regierungsformen, Sprachen und Kulturen (vgl. Korte 1996: 60).

Man hegte die Erwartung, der Reisende werde als auf allen Gebieten gesellschaftlichen und kulturellen Lebens bewanderter Mensch mit einem ausgeprägten Sinn für guten Geschmack, mit vollendeten Umgangsformen, politischem Weitblick und gefestigtem Charakter zurückkehren [...]. (Kalb 1981: 166)

Im Laufe der Jahrhunderte hatte sich die Grand Tour mehr und mehr zu einer Institution mit vorgeschriebenen „Routen, Verhaltensweisen, Wahrnehmungs- und Bewertungsschemata, Interessenschwerpunkte[n] und Sehenswürdigkeiten” (Pfister 1993: 114) entwickelt. Die wichtigsten Reiseziele, ohne die eine Grand Tour ihre Bedeutung verloren hätte, waren Paris und Italien. Paris galt als das Zentrum distinguierter Manier und Italien als Vorbild klassischer Kultiviertheit (Buzard 2002: 39). Die Hin- beziehungsweise Rückreise zu diesen auserwählten Bildungsstätten gestaltete sich wie folgt:

After crossing the Channel, the Tourist, having acquired a coach in Calais, would often proceed to the Loire Valley, where the purest French accent was supposed to have its home, and where the young Briton could spend some time preparing his tongue and his manners for the rigours of Paris society. A lengthy stay in the French capital might be followed by a visit to Geneva (and even, if one had the right connections, to Voltaire at his villa in the outskirts). One would then cross the Alps, as expeditiously as possible, proceeding via Turin or Milan down to Florence, to stay probably for some months. Venice might be next, then Rome, or vice versa. The Tourist might go as far as Naples. The return journey northward might include stays in Austria, the German university towns, Berlin, and Amsterdam. Sometimes the trip went the other way round, this latter arrangement having the advantage of saving what were seen as the more challenging parts of the travelling education - Italy and socially brilliant Paris - until later in the process. (Buzard 2002: 39)

Die gesellschaftlichen Erwartungen, die an die Grand Tour und somit an den jungen reisenden Engländer gestellt wurden, waren hoch und wurden oftmals nicht erfüllt. Folglich geriet die Bildungsreise immer mehr in Verruf. Kritik an der Grand Tour war kein Phänomen des 18. Jahrhunderts. Seit ihrer Ausformung im 16. Jahrhundert war die Bildungsreise sowohl öffentlich als auch privat diskutiert und beanstandet worden (vgl. Korte 1996: 61). Wiederkehrende Argumente gegen eine Europareise waren zum einen die horrenden Geldsummen, die reisende Engländer im Ausland ausgaben (vgl. Black 1999: 287; Turner 2001: 45, 60)[4] und zum anderen die Gefahr kultureller Entlehnungen, wie beispielsweise die Aneignung von fremdländischen Mode- und Musikgeschmäckern (vgl. Black 1990: 186; Black 1999: 287) und besonders die Übernahme politischer und religiöser Anschauungen (vgl. Black 1999: 220; Dolan 2001: 168; Korte 1996: 61). Zunehmend wurde jedoch das lasterhafte Verhalten junger Engländer im Ausland Gegenstand der Kritik, da sich diese vermehrt in Wirtshäusern, Spielstuben und Bordellen aufzuhalten schienen, statt ihre Bildungsziele zu verfolgen (vgl. Black 1999: 209). „Die Tour geriet so zunehmend ins Zwielicht, bis sie sogar mehr als sittengefährdendes denn als bildendes Erlebnis galt” (Korte 1996: 72). Die Kritik an der Grand Tour schmälerte jedoch nicht „das soziale Prestige, das dem Reisen beigemessen wurde” (Kalb 1981: 166).

2.1. Spanien und die Grand Tour

Spanien gehörte nicht zur klassischen Route der Grand Tour und nur wenige Engländer bereisten das Land in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts (vgl. Freixa 1993: 23).[5] Zurückzuführen ist dies zum einen auf das in Europa vorherrschende negative Spanienbild.[6] Spanien war als die unbewegliche Region der Inquisition abgestempelt, als Hort des Aberglaubens und als Land ohne Aufklärung (vgl. Ford Bacigalupo a1978: 116). Zum anderen standen England und Spanien seit Jahrhunderten in politischen Hegemoniekämpfen und seit der Revolution von 1688 erschien Spanien den protestantisch-aufgeklärten Engländern „als Inbegriff dessen, was sie politisch und gesellschaftlich am meisten verabscheuten: Katholizismus und Absolutismus” (Engel 1996: 131). Des weiteren sollte die Grand Tour den jungen Engländer „in europäische Zivilisationen” führen und nicht in „unbekanntes Gebiet” (Korte 1996: 64) ohne absehbaren Bildungseffekt. Spaniens Universitäten galten als rückständig, es existierten keine berühmten wissenschaftlichen Gesellschaften wie die Royal Society in London und das Land konnte nicht mit interessanten Persönlichkeiten aufwarten, wie Frankreich mit Voltaire oder die Schweiz mit Rousseau (vgl. Guerrero 1990: 92). Madrid sowie dem spanischen Umland mangelte es an Unterhaltungswert und stellte sich den englischen Reisenden als reizlos und unattraktiv dar (vgl. Crozier Shaw 2003: 58).

Madrid fehlte der großstädtische Glanz von Paris, Adel und Hof empfand man als dumpf und dekadent, die Antiken waren weitgehend unbekannt, und auch sonst mangelte es an interessanten Sehenswürdigkeiten, die dem klassisch geschulten Geschmack des Grand Tourist entsprachen. (Engel 1996: 131; Hervorhebung im Original[7] )

Eine Reise nach Spanien glich im 18. Jahrhundert mehr einer Expedition (vgl. Black 1999: 147; McVeagh 1990: 15; Mead 1914: 252) als einem touristischen Vergnügen. Der englische Reisende konnte entweder den Ärmelkanal überqueren und durch Frankreich reisen oder den Seeweg nach Lissabon wählen, um von dort nach Spanien zu gelangen. Erstere Route wählten nur wenige Reisende (vgl. Black 1999: 129). In Abwesenheit von Passagierschiffen waren Handels- und Kriegsschiffe ohne angemessene Unterbringung die einzigen Transportmöglichkeiten (vgl. Black 1999: 129). Weiterhin war eine Schifffahrt abhängig von Windstärke und -stille und häufig begleitet von Seekrankheit (vgl. McVeagh 1990: 13) sowie Gefahren der Piraterie (vgl. Black 1999: 129). Die Mehrheit der Reisenden wählte daher den kürzeren Seeweg mit einem Postboot von Dover nach Calais (vgl. Black 1999: 14) und nahm den langen und beschwerlichen Landweg über die Pyrenäen nach Spanien auf sich (vgl. Black 1999: 77).

Die Fortbewegung innerhalb Spaniens schien im 18. Jahrhundert nicht weniger abenteuerlich. Straßen und Brücken waren in einem schlechten oder gar unpassierbaren Zustand (vgl. Black 1999: 120; Mead 1914: 254; Crozier Shaw 2003: 58). Das Risiko von Unfällen (vgl. Black 1999: 173) und auch Überfällen (vgl. Black 1999: 176; Crozier Shaw 2003: 58) war hoch. Das Reisen mit der eigenen Kutsche war eine langsame und anstrengende Angelegenheit[8], mehr noch mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

For the traveller compelled to rely on public transport the journey to the South in these early years was something akin to torment. He took his place in a diligence, a vehicle with the dimensions of a loaded haywaggon carrying between fifteen and thirty passengers and weighing up to five tons. These monstrous conveyances plied the length and breadth of […] Spain at little more than walking pace, their axles hot and screaming and their passengers prostrate from successive days and nights of relentless motion and tight confinement. (Pemble 1988: 20)

Unterkünfte außerhalb der spanischen Städte waren nur schwer aufzufinden. „There was no network of inns or hotels to match the post-roads” (Black 1999: 137). Die wenigen vorhandenen Unterkunftsmöglichkeiten waren von bemängelnswerter Qualität und präsentierten sich den Reisenden als ärmlich, unkomfortabel und schmutzig (vgl. Guerrero 1990: 100, 379). Guerrero bezeichnet die damalige Situation im ländlichen Spanien als einen Teufelskreis: Primitive Unterkünfte trieben mögliche Gäste fort und das Ausbleiben der Gäste verhinderte wiederum eine Verbesserung der Unterkünfte (vgl. 1990: 104).[9] Aufgrund einer Vielzahl von Unterkunftsmöglichkeiten in den spanischen Städten war die Situation, wenn auch nur geringfügig, besser als auf dem Land (vgl. Black 1999: 142). Nur wenige englische Reisende der Oberschicht verweilten jedoch in städtischen Hotels oder Pensionen, da sie zumeist auf den Anwesen der spanischen Oberschicht untergebracht waren.

Ein weiterer Faktor, der Spanien aus der klassischen Route der Grand Tour ausgrenzte, war die finanzielle Organisation der Reise. Nur wenige Engländer reisten mit Bargeld, sondern führten vorwiegend Kreditbriefe oder Reiseschecks eines Londoner Bankiers mit sich, die im Ausland gegen die dortige Währung eingetauscht werden konnten. Ein solches Finanzierungssystem setzte eine regelmäßige Korrespondenz und Zusammenarbeit mit ausländischen Bankiers oder auch Kaufmännern voraus und hatte sich im 18. Jahrhundert in vielbereisten Ländern, wie Frankreich und Italien, zu einer gängigen Vorgehensweise etabliert. Da sich bedeutend weniger Reisende in Spanien aufhielten, war diese Methode der Finanzierung jedoch nur unzureichend oder stellenweise gar nicht gegeben (vgl. Black 1999: 87, 89).

2.2. Spanien und die touristische Reise

Das negative Spanienbild, die vorherrschenden Reiseumstände und der nachgesagte spärliche Bildungsgehalt eines Aufenthaltes in Spanien erklären das Ausbleiben der jungen Engländer und dennoch lässt sich für die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts ein Anstieg englischer Spanienreisender verzeichnen (vgl. Ford a1978: 117; Black 1990: 200; Freixa 1993: 31; Guerrero 1990: 94; Korte 1996: 72).[10] Diese Zunahme ist sowohl auf das Ende des Siebenjährigen Krieges (1756-1763)[11] als auch auf eine allgemeine Fortentwicklung der Tourismusbewegung in England zurückführen (vgl. Black 1999: 3). Zu dem Reisemotiv der Erziehung und Ausbildung trat das Motiv der touristischen Reise und folglich waren es nicht mehr nur junge Aristokraten, die nach Europa aufbrachen, sondern „auch Engländer, die das jugendliche Erziehungsalter schon längst überschritten hatten, begaben sich in großer Zahl auf die ‘Grand Tour’” (Kalb 1981: 8).

Travel for pleasure increased in the eighteenth century. There is no relevant reliable statistical series, but all contemporary commentators were certain of a marked increase, particularly after the end of the Seven Years’ War in 1763. […] Across most of Europe there are indications that increasing numbers of the social elite traveled for pleasure, their tours being far from short. (Black 1990: 185)

Einige Reisende verließen jedoch die bereits ausgetretenen Pfade der klassischen Route und erkundeten die abseits der Grand Tour gelegenen Gebiete Europas, wie beispielsweise Spanien (Korte 1996: 72; Turner 2001: 37).

Auch Angehörige der englischen Mittelklasse begannen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vermehrt den europäischen Kontinent zu erkunden (vgl. Black 1999: 10; Black 1990 194; Kalb 1981: 166; McVeagh 1990: 7). Dieser soziale Umbruch ließ zum einen ein verändertes Bild von der zuvor homogenen Gruppe englischer Reisender entstehen, da Männer zunehmend von ihren Ehefrauen und Kindern begleitet wurden (vgl. Buzard 2002: 42; Turner 2001: 26), und drängte zum anderen die Bildung als Reisemotiv weiter in den Hintergrund.

In the first half of the century the perception of tourism was dominated by the classical Grand Tour – young men travelling with tutors for several years to Paris and Italy in order to finish their education. In the second half of the century, many still travelled in this manner, but there were also larger numbers of other tourists: […] older tourists, families, those of the ‘middling sort’ who tended to make short visits. These groups, usually unaccompanied by any guide, except in major cities where they might hire a laquais de place, did not stress education as the prime motive for travel. Instead enjoyment and amusement came increasingly to the fore. […] There was a growing acceptance by tourists that the purposes of travel were not primarily educational. (Black 1999: 300)

Den Spuren der Grand Tour folgend, bevorzugten Reisende der Mittelklasse kürzere und weniger kostspielige Aufenthalte in Europa (vgl. Black 1999: 10; Turner 2001: 3) und Spanien blieb, wie Turner hier verdeutlicht, vorerst den Reisenden der englischen Oberschicht vorbehalten:

On a practical level, travel on the Continent became increasingly comfortable in the second half of the century, with improving roads, inns, and means of transport. Ordinary travellers, as well as aristocratic owners of private vehicles, could now travel with reasonable ease and safety, at least in the better-known parts of Europe (Eastern Europe, Iberia and Russia remained dangerous and arduous itineraries, travelled mainly by the well-connected, in possession of letters of introduction to courts along the way). (2001: 25)

3. Englische Reiseberichte im 18. Jahrhundert

Die Reiseaktivität der Engländer fand ihren Niederschlag in einer Vielzahl von Reiseberichten. Das 18. Jahrhundert stellte somit nicht nur den Höhepunkt der Grand Tour dar, sondern auch die Blütezeit des Genres Reiseliteratur.

Bei der Ausformung des klassischen Grand Tour Berichts spielten sowohl die methodischen Anweisungen der Apodemiken[12] als auch die Erwartungen der Leserschaft und Rezensenten[13] eine entscheidende Rolle (vgl. Graue 1991: 34; Kalb 1981: 9). Maßgebliches Kriterium war zum einen die wahrheitsgetreue Schilderung der ausländischen Gegebenheiten und zum anderen ein möglichst monate- wenn nicht jahrelanger Aufenthalt in der Fremde, um sich mit dieser intensiv auseinanderzusetzen. Der Reisebericht sollte die im Ausland gesammelten Eindrücke und Informationen in wissenschaftlicher Manier wieder- und weitergeben und somit „zur Wissensakkumulation im Heimatland” (Graue 1991: 48) beitragen. „To most materiall use therefore of Forreine Travel is to find out something that may bee applyable to the publique utility of one’s own Countrey [...]” (Howell 1895: 73). Objektive Angaben zu politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen waren dabei ebenso wichtig wie sachliche Ausführungen zu Geschichte und Kultur des besuchten Landes (vgl. Korte 1996: 60; Turner 2001: 49). Folglich wiesen die Grand Tour Berichte der sogenannten „patriotic traveller” (Graue 1991: 30; Korte 1996: 60) im 18. Jahrhundert, ähnlich wie die Bildungsreise selbst, ein stark schematisiertes Format auf.

3.1. Englische Reiseberichte über Spanien

Im 18. Jahrhundert was das Interesse der englischen Leserschaft vornehmlich auf die klassischen Reiseländer der Grand Tour gerichtet, so dass Berichte über Spanien nicht nur wenig Beachtung fanden, sondern auch in geringerem Maße veröffentlicht wurden. Zum Ende des Jahrhunderts, laut Turner besonders in den Jahren 1778-1783 (vgl. 2001: 30), lässt sich jedoch ein Anstieg der Publikationen zu Spanien verzeichnen. Zurückzuführen ist dies zum einen auf die sich ausweitende Reiseaktivität der Engländer und zum anderen auf den zunehmenden „Mangel an neuem Material” (Kalb 1981: 34). Reiseberichte über die einschlägigen Länder der Grand Tour existierten in beträchtlicher Anzahl und das Lesepublikum begann ihrer überdrüssig zu werden. Ein Reisebericht über Spanien hingegen versprach Abwechslung und neuartige Informationen (vgl. Kalb 1981: 171; Turner 2001: 31).[14]

3.2. Henry Swinburne und seine „Travels through Spain”

Henry Swinburne (1743-1803), in Bristol geboren und aus einer altenglischen katholischen Adelsfamilie stammend, verbrachte den Großteil seiner Jugend auf dem europäischen Kontinent. Er studierte Kunst und Literatur in Paris, Bordeaux und Turin. Nach seiner Heirat mit einer Französin hielt er sich einige Jahre in England auf, bevor er 1774, begleitet von seiner Frau, erneut ins Ausland reiste. Frankreich war ihr erstes Ziel und sie verbrachten fast ein Jahr in Bordeaux. Von dort brach Swinburne, zusammen mit Sir Thomas Gascoigne, im Oktober 1775 zu seiner Spanienreise auf. Seine Intention war es, einen Reisebericht über das Land zu veröffentlichen, der sich von bisherigen Publikationen unterschied (vgl. Swinburne 1787: iv). Swinburnes Frau hingegen blieb auf Grund der beschwerlichen Reiseumstände in Frankreich zurück (vgl. Freixa 193: 38; Guerrero 1990: 65-66; Robertson 1975: 110-128).

Im Verlauf von acht Monaten reisten die beiden Männer von Barcelona über Valencia, Alicante, Murcia, Granada, Málaga, Gibraltar, Cádiz und Sevilla nach Madrid, bevor sie im Juni 1776 nach Frankreich zurückkehrten.[15] Anschließend verbrachte Swinburne drei Jahre mit seiner Frau in Italien, bevor sie 1779 über Österreich, Deutschland und Belgien zurück nach England reisten (vgl. Guerrero 1990: 66).

Im Jahr 1779 erschien Swinburnes Reisebericht in London unter dem Titel „Travels through Spain, in the Years 1775 and 1776. In which Several Monuments of Roman and Moorish Architecture are Illustrated by Accurate Drawings on the Spot”.[16] Swinburnes Bericht bestand aus knapp 700 Seiten und enthielt neben seinen Briefen zwölf von ihm selbst angefertigte Zeichnungen sowie eine chronologische Auflistung der Könige Spaniens und Tabellen zu spanischen Münzwährungen und Maßeinheiten. Des Weiteren hatte Swinburne eine Übersicht seiner Reiseroute beigefügt, die Angaben zu zeitlichen Entfernungen zwischen zwei Orten und eine Bewertung der spanischen Unterkünfte aufzeigte.[17] Acht Jahre nach der Erstveröffentlichung wurden Swinburnes „Travels” erneut aufgelegt und 1794 letztlich als Zusammenfassung unter dem Titel „Views in Spain” veröffentlicht (vgl. Robertson 1975: 110).

Vordergründig war Swinburne auf Grund seines Alters und der Wahl Spaniens als sein Reiseziel kein Bildungsreisender im herkömmlichen Sinne. Jedoch wird bereits im Vorwort seines Reiseberichts deutlich, dass dieser sich stark an die Tradition des klassischen Grand Tour Berichts anlehnte. Zum einen wirkt Swinburne dem Vorwurf der Eile und somit dem einer oberflächlichen Art des Reisens entgegen:

The travels through Spain that have appeared in print, are either old or obsolete, consequently in many respects unfit to convey a proper idea of its present state; or only relations of a passage through particular provinces, where the authors had neither time nor opportunity to procure much information.

Not being under any restraint in point of time […] I had some reason to hope I might accomplish my purpose, with satisfaction to myself, and utility to the public. (1787: iv-v)

Zum anderen unterstreicht er die Wahrhaftigkeit seiner Ausführungen:

There is but one merit I insist upon, that of a steady adherence to Veracity, as far as I was able to discern Truth from Falsehood. I may be detected in many mistakes […] but I shall never be detected in a wilful perversion of the truth. (1787: vi)

Des Weiteren sind Swinburnes „Travels”, ganz im Sinne der Apodemiken und im Interesse der Leserschaft, stark objektorientiert. Als distanzierter Vermittler liefert er ausführliche Erklärungen zu Politik, Landwirtschaft und Handel in Spanien und präsentiert historische sowie demographische Fakten, wie hier zur Bevölkerung Valencias:

The number of inhabitants is computed at one hundred thousand; but, to speak more exactly, according to the last authentic enumeration, made in 1768, with allows four persons to each vecino[18], at twenty thousand vecinos, or fathers of families; which makes the number to be eighty thousand inhabitants. The population of the whole kingdom of Valencia amounts to one hundred and seventy-nine thousand two hundred and twenty-one vecinos, or seven hundred and sixteen thousand eight hundred and eighty-four souls, resident in five hundred and seventy towns and villages. (1787: 157-158)

Darüber hinaus beschreibt er ausführlich das äußere Erscheinungsbild und die Kleidung der Spanier in den verschiedenen Regionen des Landes und liefert Erläuterungen zum Stierkampf und zu spanischen Tänzen. Er erstellt Listen von Sehenswürdigkeiten und konzentriert sich auf architektonische Details spanischer Städte. Sein besonderes Interesse gilt allerdings, wie der Titel und auch das Vorwort seines Reiseberichts erkennen lassen, den maurischen Bauwerken.

In my plan of inquiry, an investigation of the soil, cultivation, government, commerce, and manners of that kingdom, was to be the grand primary object; but what I was more confident of my strength in, and what I own I found more suitable to my inclinations, was the study of its antiquities, especially the Moorish: in that line, my own eye and labour were sufficient helps to enable me to collect interesting materials for a publication. (1787: iv)

Besonders die Alhambra in Granada, aber auch den Alcázar in Sevilla und die Mezquita in Córdoba unterzog Swinburne einer genauen Untersuchung. „[Er] sammelte Quellenmaterial, fertigte Beschreibungen, Vermessungen und Zeichnungen vor Ort an und überprüfte dabei die Angaben in der älteren Literatur” (Engel 1996: 136). Seine sachlichen Ausführungen und akkuraten Illustrationen übertrafen nicht nur jegliche vorausgegangenen Darstellungen der maurischen Altertümer (vgl. Engel 1996: 140), sondern lieferten der anspruchsvollen Leserschaft zugleich eine Thematik, die bislang in Reiseberichten wenig behandelt worden war.

3.2.1. Die Reiseumstände in Spanien

Obgleich Swinburne in seinen „Travels” den äußeren Umständen seiner Reise wenig Platz einräumt, lässt sich anhand einiger Passagen die Beschwerlichkeit einer Spanienreise im 18. Jahrhundert erkennen. An den Leser gerichtet, äußert Swinburne sich folgendermaßen: „[…] certain it is that no man has as yet undertaken this tour a second time for pleasure, and if my advice be listened to, nobody will ever attempt it once” (1787: 148). Welche Umstände Swinburne zu einer solchen Aussage veranlassten, soll in diesem Abschnitt näher dargelegt werden.

Eine erste Verzögerung Swinburnes Reise stellte das Passieren der Grenze von Frankreich nach Spanien dar. Spanische Zollbeamte waren im 18. Jahrhundert renommiert für ihre pedantische Arbeitsweise und hielten Reisende häufig stundenlang fest, während ihr Gepäck inspiziert wurde (vgl. Guerrero 1990: 96). Swinburne zeigte sich jedoch wenig geduldig: „At La Junquiera, the first Spanish town, an officer of the customs made a shew of examining our baggage; but a piece of money soon put an end to his search” (1787: 6).

Swinburne und Gascoigne reisten mit fünf Bediensteten (vgl. Swinburne 1787: 181, 364), mit eigenen Pferden und eigener Kutsche. Auf Grund des schlechten Zustandes von Wegen und Straßen wechselten sie ihr Gespann kurz nach ihrer Ankunft in Spanien gegen Maultiere aus und behielten lediglich zwei Pferde als Reittiere für sich selbst (vgl. Swinburne 1787: 92). Die Fortbewegung mit Maultieren gestaltete sich langsam und anhand von Swinburnes Routenübersicht wird deutlich, dass sie bis zu 14 Stunden benötigten, um an ihr Tagesziel zu gelangen. Im Durchschnitt legten sie jedoch täglich sieben bis acht Wegstunden zurück: „[…] till the dawn of day calls us up, to our usual task of four or five leagues before dinner, and about three in the afternoon” (Swinburne 1787: 181-182).

Swinburnes Bewertungen der spanischen Unterkünfte verdeutlichen, dass nur wenige seinen Ansprüchen bezogen auf Sauberkeit, Komfort und Service genügten. Von den 73 genannten Häusern beurteilt er 26 als „clean” und „good” und lediglich drei als „excellent”. Die Unterbringung in Cartagena hebt er besonders hervor: „We are lodged at the Golden Eagle, kept by a Frenchman, the best cook, in the best inn we have met with in Spain” (1787: 187-188).[19] Der Großteil der Unterkünfte erhält jedoch die Wertung „poor”, „bad”, beziehungsweise „very bad” und „dirty” (Swinburne 1787: xiii-xvii). In seinen Ausführungen bemängelt Swinburne zusätzlich die hohen Preise der Unterbringung auf dem Land und deren unzureichende Beschaffenheit, die ihn veranlasste, mit umfangreichem Gepäck zu reisen.

[We are] travelling with such a wagon-load of things […]: we are obliged to carry, not only our beds, but bread, wine, meat, oil, and salt, from one great town to another; for we seldom meet with any thing in the inns but the bare walls, perhaps a few eggs, which are sold at an unconscionable price. If we chance to find a few unbroken chairs, we esteem ourselves uncommonly fortunate; yet it is astonishing how dear travelling is in the country. As much is asked for giving you house-room […] as would purchase a good supper and lodgings in the best inns, in most other parts of Europe. (1787: 179-180)

[...]


[1] Hierbei handelt es sich um Textstellen aus dem Internet. Die genaue Literaturangabe findet sich in Bibliographie: Internetquellen.

[2] Die von mir vorgenommene Aufteilung der Arbeit in Abschnitte zum 18. und 19. Jahrhundert soll der Orientierung und groben Einordnung dienen und nicht eine Trennung der mitunter fortlaufenden gesellschaftlichen und literarischen Entwicklungen suggerieren.

[3] Eine nähere Klassifizierung, sowie auch eine Darstellung der Problematik der genauen Klassifizierung der Gattung Reiseliteratur und Reisebericht liefert Korte (1996: 9-22).

[4] Einer Pressemitteilung aus dem Jahr 1786 zur Folge, beliefen sich die jährlichen Ausgaben englischer Reisender in Paris auf über eine Million Pfund (vgl. Black 1999: 86). Des weiteren merkt Langford an, dass keine Nation mehr Geld im Ausland ausgab als die Engländer (vgl. 2000: 24).

[5] Es existieren keine Statistiken zu den Reiseaktivitäten der Engländer in Europa im 18. Jahrhundert. Angaben beruhen auf Aussagen englischer Diplomaten und Kaufleute in Spanien sowie anderer Reisender (vgl. Black 1999: 7).

[6] Vorurteile gegenüber Spanien wurzelten in der seit Mitte des 16. Jahrhunderts verbreiteten leyenda negra, der Schwarzen Legende. Diese antispanische Propaganda basierte auf den Regierungsmethoden Philipps II., dem Verhalten der Konquistadores in Mittel- und Südamerika und den Inquisitionspraktiken der katholischen Kirche. Detaillierte Ausführungen hierzu liefert Maltby (1971).

[7] Wenn nicht anders gekennzeichnet, handelt es sich bei Hervorhebungen in nachfolgenden Zitaten stets um Hervorhebungen des zitierten Autors.

[8] Pemble schätzt die täglich zurückgelegte Wegstrecke mit Pferd und Kutsche im 18. Jahrhundert auf höchstens 35 Meilen (vgl. 1988: 19). Aufgrund des unwegsamen Terrains wurden in Spanien jedoch häufig Maultiere anstelle von Pferden vor die Kutsche gespannt. Auf Grund dessen verlangsamte sich die Reisegeschwindigkeit auf circa 3 Meilen pro Stunde (vgl. Black 1999: 132).

[9] Auch wenn der Zustand von Straßen und Unterkünften abseits frequentierter Routen in anderen europäischen Ländern, wie Frankreich, Italien und auch in England selbst, für den Reisenden unzureichend war, finden sich vielfach Verweise, dass die Gegebenheiten in Spanien noch unter deren Niveau lagen (vgl. Black 1999: 120; Crozier Shaw 2003: 57).

[10] Guerrero legt den Zeitraum des Anstiegs der englischen Reisenden in Spanien genauer fest: Eine erste Phase beginnt ab Mitte der sechziger Jahre bis 1779 als Spanien auf Seiten der Amerikaner in den Krieg gegen England eintritt. Eine zweite Phase erfolgt nach dem Friede von Versailles 1783 bis zu den Anfängen der französischen Revolution (vgl. 1990: 94-95).

[11] Mehr zum Einfluss von Bürgerkriegen und internationalen politischen Konflikten auf den englischen Reisenden im 18. Jahrhundert findet sich in den Artikeln Ford Bacigalupos sowie in Blacks Kapitel „War, Disputes, Accidents and Crime” (1999: 159-180).

[12] Ziel der Apodemiken war weniger die Vermittlung von Reiseinformationen, sondern die Vorgabe genauer Anleitungen bezüglich des Reisens und der methodischen Reiseaufzeichnung. Detaillierte Ausführungen hierzu liefern Kutter (1996: 116-236; 1999: 38-47) und Stagl (1980: 131-204; 2002: 94-106). Eines der einflussreichsten Werke bis in das 18. Jahrhundert hinein waren die 1642 von James Howell veröffentlichten „Introductions for Forreine Travell” (vgl. Korte 1996: 65).

[13] Zu den einflussreichsten Rezensenten zählten der Monthly Review, der Critical Review und der Analytical Review, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wesentlich zu einer Kanonbildung des Reiseberichts beitrugen. Die Zeitschriften erreichten eine breite Leserschaft und enthielten nicht nur anleitende Artikel zum ‘richtigen’ Reisen und Schreiben, sondern widmeten sich ausführlich der Besprechung von Reiseberichten (vgl. Guerrero 1990: 25; Turner 2001: 11-12).

[14] Mit dem aufkommenden Interesse am Pittoresken und Romantischen kam die faktisch-wissenschaftliche Beschreibung der „patriotic traveller” gegen Ende des 18. Jahrhunderts allmählich zum Abschluss. Diese Wende vom neutralen Beobachter hin zu subjektorientierten Beobachtungsformen kann hier jedoch nicht Gegenstand der Untersuchung sein. Einen Überblick bietet Kalbs Kapitel „Die Wende zur Romantik” (1981: 88-102) sowie Kuczynski (1992: 35-46).

[15] Auf Grund der ausgedehnten Reiseroute, laut Guerrero eine der extensivsten von einem Engländer im 18. Jahrhundert unternommenen (vgl. 1990: 65), wurden hier lediglich Swinburnes Aufenthalte in größeren Städten vermerkt. Zum exakten Verlauf seiner Reise siehe Robertson (1975: 110).

[16] Im Folgenden wird der Titel des Berichts mit „Travels” verkürzt wiedergegeben.

[17] Einen Ausschnitt aus der in „Travels” angegebenen Reiseroute zeigt Abbildung 1 auf Seite 54.

[18] Meine Übersetzung: Nachbar, Einwohner; hier: Familienoberhaupt.

[19] Freixa, Guerrero und Crozier Shaw bestätigen, dass reisende Engländer häufig die hochwertige Qualität von Unterkünften unter ausländischer, besonders französischer, italienischer und schweizerischer, Leitung hervorhoben (vgl. Freixa 1993: 75; Guerrero 1990: 104-105; Crozier Shaw 2003: 62).

Ende der Leseprobe aus 70 Seiten

Details

Titel
Englische Reisende in Spanien. Reiseberichte und Reiseführer im 18. und 19. Jahrhundert
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg  (Anglistik)
Note
1,7
Autor
Jahr
2007
Seiten
70
Katalognummer
V86440
ISBN (eBook)
9783668323896
Dateigröße
3826 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Englische, Reisende, Spanien
Arbeit zitieren
Nina Probst (Autor:in), 2007, Englische Reisende in Spanien. Reiseberichte und Reiseführer im 18. und 19. Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86440

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