Entwicklungsregulation im jungen Erwachsenenalter

Zusammenfassung Forschungsstand frühes Erwachsenenalter und kritische Betrachtung der Studie von Inge Seiffge-Krenke und Tim Gelhaar


Seminararbeit, 2007

23 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Forschungsstand Frühes Erwachsenenalter
2.1 Differentielle Entwicklung im frühen Erwachsenenalter und soziokulturelle Trends
2.2 Charakteristische Prozesse im jungen Erwachsenenalter
2.2.1 Ablösung
2.2.2 Berufseintritt
2.2.3 Partnerwahl, Partnerschaft und frühe Elternschaft
2.2.4 Weiter Aspekte des frühen Erwachsenenalters

3. Besprechung der Studie „Entwicklungsregulation im jungen Erwachsenenalter“ von Inge Seiffge-Krenke und Tim Gelhaar
3.1 Methode und Verfahren
3.2 Ergebnisse
3.3 Kritik

4. Literatur

1. Einleitung

Das frühe Erwachsenenalter ist ein relativ schwer abgrenzbarer Lebensabschnitt, der jedoch von enormer Bedeutung für die Entwicklung und das weitere Leben eines Menschen ist. Der junge Erwachsene sieht sich mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert, die es zu meistern gilt. Er muss mit dem Eintritt ins Erwachsenenalter ein viel größeres Maß an Verantwortung für sich, aber zunehmend auch für andere übernehmen, als er es aus Kindheit und Jugend gewohnt ist. Er muss weit reichende, teils unumkehrbare Entscheidungen treffen, deren Folgen ihn unter Umständen bis ans Ende seines Lebens begleiten werden, er muss sich seinen Platz in der Gesellschaft suchen und das Verhältnis zu den eigenen Eltern völlig neu ordnen.

Trotz dieser großen Bedeutung des frühen Erwachsenenalters, findet diese Phase in der entwicklungspsychologischen Forschung bisher viel zu wenig Beachtung – der wissenschaftliche Fokus liegt weiterhin auf den ersten Lebensabschnitten von der Geburt bis zum Ende des Jugendalters. Daran hat sich auch mit der Etablierung einer Entwicklungspsychologie der Lebensspanne nicht viel geändert.

Diese Arbeit beschäftigt sich nun zunächst mit dem bisherigen Forschungsstand zum frühen Erwachsenenalter und gibt einen Überblick typische Herausforderungen und charakteristische Entwicklungsprozesse, um anschließend eine aktuelle Studie von Inge Seiffge-Krenke und Tim Gelhaar zur Bedeutung von Entwicklungsaufgaben und Entwicklungsregulation in dieser wichtigen Lebensphase zu besprechen und kritisch zu beleuchten.

2. Forschungsstand Frühes Erwachsenenalter

Das frühe Erwachsenenalter stellt einen Zeitraum in der Lebensspanne dar, der von zahlreichen Veränderungen und zu bewältigenden Aufgaben gekennzeichnet ist. Besonders bedeutsam für diesen Entwicklungsabschnitt ist die gegenüber der Jugend deutlich zunehmende Übernahme von Verantwortung in ganz unterschiedlichen Lebensbereichen. Verantwortung wird übernommen im Bereich der Partnerschaft, indem gegenüber den ersten Sexualkontakten und Liebesbeziehungen im Jugendalter nun zunehmend langfristige Beziehungen bis hin zur Eheschließung etabliert werden. Verantwortung wird auch übernommen für das eigene ökonomische Auskommen durch Absolvieren einer (zum Teil universitären) Ausbildung und den Einstieg ins Berufsleben, sowie durch die Gründung eines eigenen Haushaltes. In zunehmendem Maße muss der junge Erwachsene seine Verantwortung als Staatsbürger und Teil der Gesellschaft wahrnehmen, indem er sich sozial engagiert, sich politisch bildet und zumindest als Wahlberechtigter auch Einfluss auf die Politik nimmt. In der Regel gegen Ende des frühen Erwachsenenalters kommt häufig die Geburt eines eigenen Kindes hinzu, was noch einmal eine ganz enorme Zunahme an Verantwortung bedeutet. Kurz gesagt: „Im Gegensatz zum relativen Schonraum der Adoleszenz sind die Anforderungen an den jungen Erwachsenen sehr ernst und die Folgen seiner Handlungen und Entscheidungen in der Regel schwerwiegend und weit reichend.“ (Faltermaier 2002, S. 94)

Das frühe Erwachsenenalter ist also ganz offensichtlich von enormer Bedeutung für das weitere Leben und stellt das Individuum vor schwierige Aufgaben, deren Bewältigung natürlich auch scheitern kann. „Insgesamt könnte man das frühe Erwachsenenalter als eine sensible Phase für die Bahnung des weiteren Lebenslaufs und für die Erwachsenenentwicklung verstehen. Junge Erwachsene investieren in der Regel viel Energien und Aktivitäten, um ihren Platz in der Gesellschaft zu finden.“ (ebd., S. 88) Trotzdem ist diese Phase in der entwicklungspsychologischen Forschung gegenüber Kindheit und Jugend absolut unterrepräsentiert: „Entwicklungsprozesse im frühen Erwachsenenalter sind auch in der modernen Entwicklungspsychologie, trotz ihrer programmatischen Ausweitung auf die gesamte Lebensspanne, ein Stiefkind der Forschung geblieben.“ (Krampen & Reichle 2002, S. 319)

Wie genau ist nun das so genannte frühe Erwachsenenalter einzugrenzen? Diese Frage lässt sich nicht genau beantworten, denn die Übergänge einerseits vom Jugendalter und andererseits zum mittleren Erwachsenenalter sind unscharf und fließend und verschiedene Autoren ziehen unterschiedliche Altersgrenzen. Ganz grob lässt sich dieser Lebensabschnitt zwischen dem Alter von 18 und 29 Jahren einordnen.

Für den Übergang von der Jugend zum frühen Erwachsenenalter können neben dem Lebensalter weitere Indikatoren herangezogen werden. Formale bzw. rechtliche Kriterien sind die Volljährigkeit und das aktive Wahlrecht, verhaltensnahe Kriterien sind etwa der Auszug aus dem Elternhaus, die finanzielle Unabhängigkeit, Heirat oder Geburt eines Kindes. Als psychologische Bedingungen für den Eintritt ins Erwachsenenalter gelten unter anderem die Ablösung aus der Herkunftsfamilie bzw. emotionale Autonomie und zu guter Letzt muss auch die Selbstklassifikation als subjektives Kriterium berücksichtigt werden (vgl. ebd., S. 319).

Diese Aufzählung unterstreicht noch einmal das oben genannte Problem der Abgrenzung. Sind formale Kriterien wie das aktive Wahlrecht noch eindeutig bestimmbar, so beginnen die Schwierigkeiten schon beim Auszug aus dem Elternhaus oder der finanziellen Unabhängigkeit. Wie genau hat ein eigener Haushalt auszusehen? Reicht eine eigene Wohnung im Haus der Eltern? Wann genau ist finanzielle Unabhängigkeit erreicht? Noch problematischer sind die psychologischen Aspekte. Ab wann kann von emotionaler Autonomie gesprochen werden? Ein relativ aufschlussreicher Indikator dürfte die Selbstklassifikation sein, schließlich können sich ein Student, der zwar noch auf die finanzielle Unterstützung der Eltern angewiesen ist, sonst aber ein selbstbestimmtes Leben inklusive eigenem Haushalt führt oder ein junger Arbeiter, der ökonomisch unabhängig ist, aus praktischen Erwägungen aber noch im Haushalt der Eltern wohnt, durchaus als Erwachsene sehen, während ein anderer Mensch in exakt der gleichen Situation sich selbst eher noch als Jugendlicher definieren würde. Aus wissenschaftlicher Sicht stellt sich hier natürlich die Frage, was ausschlaggebender für die Einordnung eines Individuum in die Gruppe der jungen Erwachsenen ist – das persönliche Selbstverständnis oder die Erfüllung fixer Kriterien.

Ein weiteres Kriterium für das Erreichen des Erwachsenenstatus, welches viele der eben genannten Punkte – vor allem die psychologischen Kriterien – mehr oder weniger enthält, ist die so genannte psychische Reife. Allerdings haben wir es bei der Reife mit einem Begriff zu tun, der kaum präzise zu definieren ist. Nach Rappaport handelt es sich dabei um die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen, logische Entscheidungen zu treffen, sich in andere einzufühlen, Enttäuschungen zu ertragen und seine soziale Rolle zu akzeptieren (vgl. Rappaport 1972, zit. in: Whitbourne & Weinstock 1982).

2.1 Differentielle Entwicklung im frühen Erwachsenenalter und soziokulturelle Trends

Die Schwierigkeiten bei der Eingrenzung des frühen Erwachsenenalters wurden eben beschrieben. Erschwerend bei der Beschreibung dieses Lebensabschnittes, seiner besonderen Herausforderungen und deren Bewältigung, kommt hinzu, dass sich in westlichen Industrienationen seit geraumer Zeit eine Destandardisierung und Individualisierung der Lebensläufe, insbesondere in der Phase des frühen Erwachsenenalters beobachten lässt (vgl. Krampen & Reichle 2002, S. 321). „Die Schwierigkeiten junger Erwachsener bestehen heute wohl […] in der Vielzahl und Unterschiedlichkeit von sozialen Erwartungen, die keine klare Orientierung für den Lebensweg, sondern eher ein buntes Muster von Angeboten ergeben.“ (Faltermaier 2002, S. 98) Auf gesellschaftlicher Ebene lassen sich dafür mehrere Gründe finden: Ganz generell hat die Mobilität in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen, sowohl in vertikaler, horizontaler als auch geographischer Hinsicht. Ein weiterer Punkt, der eng mit dem eben genannten zusammenhängt, ist der veränderte Arbeitsmarkt. Heute wird von Arbeitnehmern, aber auch von Selbständigen, eine viel größere Flexibilität erwartet, als noch vor 50 Jahren. Diese Flexibilität wiederum bezieht sich auf ganz unterschiedliche Dimensionen: Gerade von jungen Menschen wird erwartet, dass sie räumlich flexibel sind, also dahin gehen, wo die Arbeit ist. Zeitliche Flexibilität ist ohnehin Standard – einen geregelten Arbeitstag von 8 bis 16 Uhr können sich heute höchstens noch Beamte leisten. Aber auch was das Tätigkeitsfeld anbelangt ist eine hohe Anpassungsfähigkeit an den Stellenmarkt heute für viele eine Grundvoraussetzung, um überhaupt Arbeit zu finden. War es früher üblich, einen Beruf zu erlernen und in diesem bis zum Ruhestand tätig zu sein, so sind heute die Arbeitsbiografien typischerweise von wechselnden Tätigkeits- und Aufgabenfeldern gekennzeichnet. Ein dritter Grund für die starke Heterogenität heutiger Lebensläufe liegt im Wandel der Rolle der Frau in der Gesellschaft begründet. Der Anteil der Frauen mit höherer Bildung, mit Abitur oder Studienabschluss hat in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich zugenommen. Das heißt, dass gerade auch die Lebensläufe von jungen Frauen immer unterschiedlicher werden – dominierte früher in der BRD die Rolle der Hausfrau die ggf. Halbtags arbeitete und in der DDR die Rolle der berufstätigen Mutter, so verwirklichen sich Frauen heute in ganz unterschiedlichen Rollen und Lebensentwürfen von der Hausfrau über die dynamische Mutter, die nebenbei Karriere macht, bis hin zur kinderlosen Topmanagerin oder der habilitierten Wissenschaftlerin, ohne dass einer dieser Lebensläufe heute noch als herausragend exotisch anzusehen wäre (vgl. Krampen & Reichle 2002, S. 321).

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Details

Titel
Entwicklungsregulation im jungen Erwachsenenalter
Untertitel
Zusammenfassung Forschungsstand frühes Erwachsenenalter und kritische Betrachtung der Studie von Inge Seiffge-Krenke und Tim Gelhaar
Hochschule
Technische Universität Dresden
Note
1,7
Autor
Jahr
2007
Seiten
23
Katalognummer
V86396
ISBN (eBook)
9783638020787
ISBN (Buch)
9783638923132
Dateigröße
502 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Entwicklungsregulation, Erwachsenenalter
Arbeit zitieren
Herbert Flath (Autor:in), 2007, Entwicklungsregulation im jungen Erwachsenenalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86396

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