Qualitative Sozialforschung nach Anselm L. Strauss - Genese und Fundament der Grounded Theory


Seminararbeit, 2007

15 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1 Grounded Theory mit metaphysischem Blick

2 Anselm Strauss und seine Grounded Theory
2.1 Anselm Strauss
2.2 Lebenspunkte
2.3 Schritte zur Grounded Theory
2.4 Strauss` Grounded Theory

3 Einige Punkte über Arbeitsschritte
3.1 Generative Fragen
3.2 Das Kodieren führt zu einer konzeptuell dichten Theorie
3.3 Theorie-Memos
3.4 Temporaler und relationaler Aspekt
3.5 Integration

4 Strauss’ Gedanken zur Qualitativen Datenanalyse
4.1 Komplexität
4.2 Kontextwissen – Theoretische Sensibilität
4.3 Induktion, Deduktion und Verifikation

5 Grounded Theory mit metaphysischem Blick - Fazit

Literaturverzeichnis

„In einer Zeit, in der quantitative Methoden
in den US-amerikanischen Sozialwissenschaften
an Dominanz gewannen, [versuchten Strauss und Glaser]
entgegen diesem Trend […] eine Theoriebildung zu etablieren,
die von Daten ausgeht und somit Theorien schafft,
die in den Daten „verankert“ sind. […] Sie wendet sich damit
gegen das blosse Ableiten überprüfbarer Hypothesen
von bereits bestehenden Theorien.“
(Krüger/Meyer 2007)

Einleitung

Inhalt dieser Arbeit ist der Soziologe Anselm Strauss und die Genese seiner Grounded Theory, die er zusammen mit Barney Glaser, auch ein US-Soziologe aus der Tradition der verhaltenstheoretischen Forschung, entwickelte.

Anselm Strauss war ein jüdischer Emigrant, der an der Chicagoer Universität studierte, lehrte und forschte. Dies ist jene Universität, die stets mit G. H. Mead, Herbert Blumer (symbolischer Interaktionismus[1] ) und John Dewey (amerikanischer Pragmatismus[2] ) in Verbindung gebracht wird und eine lange qualitative Forschungstradition hat. Strauss war ein Schüler von Herbert Blumer. Nicht zufälligerweise basiert daher seine Grounded Theory auf der Theorie des Symbolischen Interaktionismus und des Denkstils des amerikanischen Pragmatismus.

Die Grounded Theory ist keine Theorie an sich, sondern eher ein Paradigma bzw. Forschungsstil oder eine Perspektive mit Methodenpluralität oder anders gesagt eine Methodologie und wesentliches Instrument der qualitativen Sozialforschung.

Studierenden sowie Interessierten soll hier ein Einblick in die Entstehung der Grounded Theory gegeben werden - ein Blick aus der Sicht des Begründers, um das Wesen und den Kern der Grounded Theory zu erfassen, welche den Einstieg in die Theorie und das methodische Vorgehen der Grounded Theory erleichtern.

So wird als erstes erklärt, was die Grounded Theory ist und was sie nicht ist, aus welchen Gründen und Nöten sie geschaffen wurde und auf was ihre Existenzberechtigung baut. Im zweiten Kapitel wird die Entstehungsgeschichte der Grounded Theory erzählt und aufgezeigt, welche Gedanken und Motive die ‚Väter’ dazu trieben, die Grounded Theory zu entwickeln. Im dritten Kapitel werden Anselms Grundgedanken zu den einzelnen Arbeitsschritten der Grounded Theory erläutert, um das Denken, die Struktur und den Grundcharakter der Grounded Theory zu verstehen. Im Anschluss werden die Gedanken des ‚Vaters’ Anselm Strauss zur Qualitativen Datenanalyse allgemein gezeigt, die seine Grundhaltung dazu aufzeigt und den Grundbausteinen der Grounded Theory die Existenzberechtigung verleiht. Abschluss bildet die Vertiefung der anfangs erklärten metaphysischen Erklärung der Grounded Theory.

1 Grounded Theory mit metaphysischem Blick

Nach Auffassung von Strauss besteht die Hauptaufgabe der Soziologen in der Entdeckung und Entwicklung von Hypothesen, Konzepten und Theorien und nicht die Überprüfungen von Hypothesen bereits bestehender Theorien. Spezifisches Ziel der Grounded Theory ist die Theoriegewinnung. Das Anliegen der Grounded Theory ist „… die Soziologen an ihre Aufgabe zu erinnern, die nur Soziologen vollbringen können, nämlich soziologische Theorien aufzustellen“ (Lamnek 2005, S. 101).

Am Anfang und im Zentrum dieser Methodologie steht der Forschungsprozess, nicht eine Hypothese. Die Grounded Theory ist eine forschungsmethodische Analyse von Daten und dient zur Auswertung von Interviews, Beobachtungen, Protokollen usw. Sie ist ein Regelsystem zur Auswertung von qualitativen Daten mit der Zielsetzung, diesen Prozess methodisch zu lenken und damit nachvollziehbar und überprüfbar zu machen (vgl. König E./Zedler P. 2002, S. 166).

Im Gegensatz zu den Theorien des logisch-deduktiven Typs werden die Grounded Theories direkt in dem Forschungsprozess aus dem empirischen Datenmaterial heraus entwickelt und nicht deduktiv abgeleitet. Im Laufe des Forschungsprozesses wird die soziale Wirklichkeit nicht nur erhellt, sondern es wird eine Theorie zu dem untersuchten Gegenstand entwickelt. Sie will nicht bloss einen Fall der sozialen Wirklichkeit erhellen, sondern will theoretische Erkenntnis sein. Im Mittelpunkt bleibt aber stets der Forschungsprozess (vgl. Strauss/Corbin 1996, S. 9). Das Ziel der Grounded Theory ist neues theoretisches Wissen zu generieren, indem sie sich intensiv mit der empirischen Forschung auseinandersetzt.

Aus diesem Grund entwickelte Strauss, zusammen mit Glaser, die Grounded Theory aus dem Grundverständnis heraus, Theorien zu finden und somit die Wissenschaft voranzubringen. Theorien, die nicht abgehoben, sondern nah an der Realität sind. Damit wollen sie die grosse Lücke zwischen Theorie und empirischer Forschung schliessen, die trotz verschiedenster Ansätze und Versuche bisher nicht überbrückt werden konnten (vgl. Lamnek 2005, S. 101).

Grounded Theory oder ‚Gegenstandsverankerte Theoriebildung’, wie sie auf deutsch treffend genannt wird, stellt diese Brücke dar, da die Theorie direkt aus der empirischen Forschung heraus gebildet wird und somit nah der Realität ist. Ähnliches gilt bei Mertons Serendiptiy-Prinzip. Hier wird durch eine zufällige Beobachtung etwas entdeckt, welches gar nicht das ursprüngliche Ziel einer Untersuchung war. Dieses zufällig ‚Neue’ erweist sich bei einer genauen Analyse als überraschende Entdeckung. Die Grounded Theory will diese ‚Überraschungen’ nicht zufällig sondern methodisch entdecken. Um genau dieses nicht-zufällige Entdecken von ‚theorie-kreierenden’ Gegebenheiten geht es in der Methode der Grounded Theory.

[...]


[1] Symbolischer Interaktionismus, Herbert Blumer prägte diesen Begriff, geht davon aus, dass soziale Realität das Resultat von Interaktion und Kommunikation ist. In der Interaktion werden Handlungen zu Symbolen gemeinsamer Deutungsschemata, durch die weiteres Handeln orientiert wird. Menschen handeln „Dingen“ gegenüber der Bedeutung, die diese für sie besitzen.

[2] Pragmatismus steht generell für einen Vorrang von Praxis vor rein theoretischen Überlegungen. Als wichtiger amerikanischer Vertreter des amerikanischen Pragmatismus gilt John Dewey. Für ihn heisst „Pragmatismus“ vor allem praktische Bewährung. Somit sind philosophische Positionen gemäss ihrer Bewährung im Handeln zu bewerten. In Bezug auf Wahrheit heisst dies, dass Wahrheit mit langfristiger praktischer Bewährung gleichgesetzt wird (vgl. Esfeld 2001, S. 24)

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Qualitative Sozialforschung nach Anselm L. Strauss - Genese und Fundament der Grounded Theory
Hochschule
Universität Zürich
Note
1
Autor
Jahr
2007
Seiten
15
Katalognummer
V86375
ISBN (eBook)
9783638018906
Dateigröße
510 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Qualitative, Sozialforschung, Anselm, Strauss, Genese, Fundament, Grounded, Theory
Arbeit zitieren
Marco Wille (Autor:in), 2007, Qualitative Sozialforschung nach Anselm L. Strauss - Genese und Fundament der Grounded Theory, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86375

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