Die Ästhetik von „Wetten, dass...?“ Eine Analyse der Sendung und ihrer spezifischen Wirkungsästhetik


Hausarbeit, 2007

16 Seiten, Note: 12 Punkte


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Erfolgsgeheimnis der Sendung – Geschichte, Konzept und Rezeption

3. „Wetten, dass…?“ - Dramaturgie des Formates
3.1 Die Wetten
3.2 Talk und Showacts
3.3 Der Moderator

4. Die Ästhetik von „Wetten, dass…?“
4.1 Kamerabildsprache
4.2 Lichtgestaltung
4.3 Ton
4.4 Bühnenbild
4.5 Thomas Gottschalk und seine ästhetische Funktion
4.5.1 Die Ästhetik der Rede
4.5.2 Extraordinanz der Kleidung

5. Fazit

6. Bibliographie

1. Einleitung

„Wetten, dass…?“ ist schon seit über 25 Jahren Quotenbringer Nr.1. Ein Flaggschiff der ZDF Fernsehunterhaltung, das die ganze Familie vor den Fernseher zieht. Die sechs pro Jahr produzierten Ausgaben bescheren in erstaunlicher Regelmäßigkeit Traumquoten von knapp 13 Millionen Zuschauern (vgl. Zubayr/Gerhard 2007:196). Die Gründe dieser überdominanten Präsenz liegen sicher in der klugen Verbindung von Talk, Musik und Spiel. Doch dies kann nicht der alleinige Grund für die Erfolgsgeschichte der Unterhaltungsshow sein.

Diese Hausarbeit setzt sich zum Ziel, die spezielle Umsetzung und Kombination der drei Hauptkomponenten herauszuarbeiten und in der Einzelanalyse nach den Gründen zu suchen, wie Thomas Gottschalk es schafft, 90 Minuten sein Millionenpublikum vor dem Fernseher zu binden. Ist es obskurantistischer Mythos[1], Tradition oder doch geniale Umsetzung, die die Quotenwirksamkeit der Show ausmachen? Im ersten Teil der Arbeit soll das Format allgemein vorgestellt werden. Im zweiten Teil wird dann spezifisch auf den Aspekt der Ästhetik, der Umsetzung der Show eingegangen. Immer soll die Analyse dabei auf das Charakteristikum der Quotenwirksamkeit bezogen werden.

2. Das Erfolgsgeheimnis der Sendung – Geschichte, Konzept und Rezeption

„Wetten, dass…?“ ist eine Erfindung von Frank Elstner. Die Sendung fand ihre Erstausstrahlung am 14.02.1981 in einer Gemeinschaftsproduktion von ORF, SF und ZDF. 39mal präsentierte Frank Elstner die Show, bevor Thomas Gottschalk die Sendung übernahm und - unterbrochen von einer kurzen Periode der Moderation Wolfgang Lipperts - bis heute moderiert.

Als Unterhaltungsshow der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten bedient „Wetten, dass...?“ einen Teil des Grundversorgungsauftrages. Das Konzept basiert auf einer Idee, die Frank Elstner nach eigener Aussage im Schlaf kam. Und noch heute besteht diese fixe Idee in ihren Grundzügen und ist wesentlicher Bestandteil der Sendung. Zwar gab es einige Variationen, das Grundkonzept aber blieb bestehen. Dies ist nach Bischoff auch das Geheimnis der Sendung, an deren grundsätzliche Idee immer wieder neue Variationen „angedockt“ werden könnten, ohne dass die eigentliche Idee Schaden nehme. (vgl. Bischoff 1995:7). So orientiert sich die Sendungsstruktur am Erfolgsmodell des „High Concept“ (nach Krützen 2004). Am Anfang stand eine herausragende Idee, die in der Sendungsfassung einfach zu erklären ist und dem Trend des Mitfieberns und -ratens in den 80ern voll entgegenkam. Daraus entwickelte sich eine treue Anhängerschaft zur Sendung. Es wurde zur Tradition in der Familie „Wetten, dass...?“ zu schauen. Die Sendung bietet Anknüpfungspunkte für ein weites Zielgruppenspektrum und findet somit innerhalb unterschiedlicher Altersgruppen Anklang.

„Wetten, dass...?“ ist Familien-, aber auch Gesellschaftsfernsehen. Regelmäßig liefert die Sendung Argumente, die zu oftmals kontroversen Anschlussdiskussionen führen.

Sie schafft Raum für eine intergenerationelle Rezeption, die Milieugrenzen durchbricht und das Gemeinschafts-Wir in den Vordergrund rückt.

3. „Wetten, dass…?“ - Dramaturgie des Formates

Die Sendung lässt sich in drei Hauptsäulen auflösen, die geschickt verknüpft werden. „Wetten, dass...?“ ist Talk-, Musik- und Spielshow. Diese drei Bereiche sind die Fundamente der Show. Sie bieten trotz Simplizität in ihrer Einzeldramaturgie ein erhöhtes Maß an Abwechslung, auch wenn der Aufbau jeder Sendung immer gleich bleibt: Nach Begrüßung der Prominenz durch Thomas Gottschalk folgt ein kurzer Talk, an den dann die Wette anschließt, bis ein weltberühmter Star auf der „Wetten, dass...?“-Bühne auftritt. Und dieses Muster wird fromm 90 Minuten lang wiederholt. Eine der vielen Konstanten, die den Wiedererkennungswert der Sendung erhöhen. „Wetten, dass...?“ verbindet geschickt ein Serialitätskonzept mit einem Kontinuitätskonzept, das Orientierung im beschleunigten Wandel der Fernsehlandschaft bietet.

3.1 Die Wetten

In jeder Sendung werden sechs Wetten unterschiedlichen Formats dargeboten.

Man unterscheidet zwischen Standardwette, Außenwette, Kinderwette und Stadtwette. Meist gibt es drei Standardwetten pro Sendung, die in der Veranstaltungshalle stattfinden, eine Außenwette außerhalb des Saales und eine Stadtwette, bei der die Stadt sich in einer Wette präsentieren und beweisen muss. Hierbei steht Thomas Gottschalk in der Rolle eines Wettpaten, er wettet gegen die Stadt und muss einen Wetteinsatz leisten, sollte er verlieren. Zudem findet seit 2001 auch separat eine Kinderwette statt, die von der Wertung zum Wettkönig ausgenommen ist.

Als „fish out of water“ unternimmt der Wettdarbieter eine Heldenreise, die ihn hinaus aus seinem gewöhnlichen Alltag, seinem Mikrokosmos, in die utopische Scheinwelt der Show führt. Ein Höhenflug, der wohl lebenslang nicht in Vergessenheit gerät. Die Wetthandlungen sollten möglichst spektakulären Charakter sollten bereithalten, die Vorschläge reichen hier von athletischem Können bis zur perfektionierten Sinneswahrnehmung. Dieses oft außergewöhnliche Können führt man dann ganz Deutschland vor. Die prominenten Wettpaten geben ihre Prognose bezüglich des Wettausgangs bekannt, sowie ihren Wetteinsatz, den sie erfüllen müssen, sollten sie falsch liegen. Dabei erhebt sich der Wettdarbieter aus der Welt des Alltäglichen und vollbringt in den Augen der Gesellschaft kleine Wunder. Doch meist sind die Wetten zutiefst disfunktional. Als „Siege über das Nichts“ tituliert Seeßlen im Tagesspiegel[2] das Prozedere, das nichts weiter als symbolisches Spiel sein könne. Durch aufwendige Kulissen und Hintergrundmusik werden diese kleinen Wunder zusätzlich aufbereitet und der Spannungsgehalt erhöht. Zusätzlich fördert auch der Live-Effekt das Mitfiebern der Zuschauer (Weber 2001:102): durch das gegenwärtige und präsentische Handeln entwickeln die Wetten einen besonderen Flow. Hier ist nichts gefaked, nichts geschnitten oder zurechtgebogen. Der Held der Wette steht in der Minute seines Auftritts wahrhaft vor Fall oder Aufstieg. Und immer geht es dabei auch um Status. Zwischen dem Höchsten, der gewonnenen Wette, zum Niedrigsten, der missglückten Wette, wirkt dabei die Statuswippe. Sie ist dramatisches Element und entscheidet zwischen Sieg und Niederlage (nach Krützen 2004).

Dabei können sich auch die prominenten Gäste auf ein Niedrigstatus-Erlebnis begeben. Ist deren Wetteinschätzung falsch, so müssen sie als Wetteinsatz meist skurille, witzige und volksnahe Wetteinlösungen veranstalten. Diese Motivation innerhalb der Wetten unterhält den Zuschauer. Und gleichzeitig ist sie interaktives Moment der Sendung. Die Familie vor dem Fernseher fiebert und wettet mit, ist gespannt und diskutiert. Sie ist es, die am Schluss den Wettkönig per TED-Abstimmung wählt. Und noch am nächsten Morgen finden in der Gesellschaft Anschlussdiskussionen über die faszinierenden Wetteinsätze statt. Die Wetten sind damit gesellschaftsnahes sowie interaktives Element der Sendung.

Die Idee ist simpel, doch das Erfolgskonzept, das hinter den Wetten steht, ist komplex. So trägt das Konzept der Wetten erfolgreich dazu bei, dass „Wetten, dass...?“ schon seit über 25 Jahren Deutschlands Quotenbringer Nr.1 ist.

3.2 Talk und Showacts

„Die Mischung machts“ (Weber 2004[3]) – diese Devise gilt bei der Auswahl der Talk- und Showacts des Formates. Innerhalb der musikalischen Acts ist meist sowohl ein deutscher, als auch ein internationaler Act dabei, sowie ein Auszug aus einer Musical-Vorstellung. Auch die prominenten Talkgäste werden zu einer möglichst heterogenen Gruppierung zusammengesetzt, dabei wird darauf geachtet, dass Sympathieträger möglichst aller Altersgruppen berücksichtigt werden. Bei der Auswahl der Prominenz zählt vor allem der Bekanntheitsgrad und ihre Präsenz in der Öffentlichkeit.

[...]


[1] Vgl. den Mythos-Begriff in: Roland Barthes (2004): Mythen des Alltags

[2] http://www.tagesspiegel.de/medien-news/Medien;art290,2031833

[3] http://wettendass.zdf.de/ZDFde/inhalt/8/0,1872,2128616,00.html

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Ästhetik von „Wetten, dass...?“ Eine Analyse der Sendung und ihrer spezifischen Wirkungsästhetik
Hochschule
Philipps-Universität Marburg  (Institut für Medienwissenschaft)
Veranstaltung
"Quotenbringer". Zur Erfolgslogik populärer Fernsehformate
Note
12 Punkte
Autor
Jahr
2007
Seiten
16
Katalognummer
V86127
ISBN (eBook)
9783638016322
Dateigröße
527 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Eine, Analyse, Sendung, Wirkungsästhetik, Quotenbringer, Erfolgslogik, Fernsehformate
Arbeit zitieren
Ann-Kristin Röhrs (Autor:in), 2007, Die Ästhetik von „Wetten, dass...?“ Eine Analyse der Sendung und ihrer spezifischen Wirkungsästhetik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86127

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