Militärherrschaften in Afrika. Entstehen und Zerfall von Militärregimen im postkolonialen Afrika


Seminararbeit, 2007

22 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Methodische Vorgehensweise und Erkenntnisinteresse

3. Regierungsbildung im postkolonialen Afrika
3.1 Erblasten des Kolonialismus
3.2 Herrschaftsformen
3.3 Militärherrschaften

4. Ursachen für das Entstehen von Militärherrschaften in Afrika 4
4.1 Befürwortung personaler Herrschaftsformen
4.2 Politischer Despotismus
4.3 Rolle des Militärs
4.4 Fehlen einer Mittelschicht
4.5 Signalwirkung anderer Militärputsche
4.6 Länderbeispiel Nigeria
4.7 Länderbeispiel Zaire / Demokratische Republik Kongo

5. Ursachen für den Zerfall von Militärherrschaften in Afrika
5.1 Politische Ursachen
5.2 Ökonomische Zusammenbrüche
5.3 Korruption der Militärregierungen
5.4 Länderbeispiel Zaire

6.Chancen und Grenzen von Militärregimen

7. Resümee

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die vorliegende Hausarbeit thematisiert die Ursachen für das Entstehen und den Zerfall von Militärregimen im postkolonialen Afrika.

Nachdem die Kolonialzeit nach dem Zweiten Weltkrieg de facto beendet war, erlangten viele afrikanische Staaten um 1960 herum formell ihre Unabhängigkeit. Die Hoffnung, dass sich die nun unabhängigen Staaten zu funktionierenden Demokratien nach westlichem Vorbild entwickeln würden, wurde dabei jäh enttäuscht. Viele Staaten stürzten – nicht zuletzt aufgrund der „zurückgelassenen“ politischen und sozialen Strukturen der Kolonialmächte - nach wenigen Jahren in ein Chaos. Schon Mitte der 60er Jahre kamen in Afrika zahlreiche Militärherrschaften auf, nachdem die Streitkräfte gegen die bisherigen Regierungen geputscht hatten.

2. Methodische Vorgehensweise und Erkenntnisinteresse

Zunächst wird die Regierungsbildung im postkolonialen Afrika dargestellt, wobei zuerst auf die Erblasten des Kolonialismus eingegangen wird, bevor die verschie-denen Herrschaftsformen im postkolonialen Afrika und hierbei insbesondere die Herrschaftsform der Militärdiktatur untersucht werden. Anschließend werden die Ursachen für die Herausbildung von Militärdiktaturen erörtert. In diesem Kontext sollen vor allem die generelle Neigung afrikanischer Staaten zu charismatischen Herrschern sowie die Rolle des Militärs verdeutlicht werden. Anhand der empirischen Länderbeispiele Nigeria und Zaire / Demokratische Republik Kongo sollen die Faktoren identifiziert werden, die in diesen Ländern zur Bildung von Militärdiktaturen beigetragen haben.[1] Im weiteren Verlauf der Arbeit werden die politischen und ökonomischen Ursachen für den Zerfall von Militärregierungen dargelegt. Auch hierbei wird das prototypische Beispiel Zaire / Demokratische Republik Kongo thematisiert. Zum Schluss der Arbeit werden die Chancen und Grenzen militärischer Herrschaftsformen diskutiert.

3. Regierungsbildung im postkolonialen Afrika

3.1 Erblasten des Kolonialismus

Die afrikanischen Staatsgebilde, die durch koloniale Willkür geschaffen wurden, zeichneten sich dadurch aus, dass größere Völker zerstückelt wurden und verschiedene Ethnien und Sprachgruppen zusammengefasst wurden. Nachdem die Kolonialbeamten die jeweiligen Länder verlassen hatten, hatten die afrikanischen Staaten keine funktionsfähige Verwaltung in allen Bereichen des staatlichen Handelns. Neben dem Mangel an ausgebildetem Personal mangelte es auch an Verkehrs- und Telefonverbindungen sowie häufig an einer allgemeinverständlichen Verwaltungssprache, so dass elementare Voraussetzungen für das Regieren und Verwalten nicht gegeben waren. Die von den Kolonialmächten hinterlassenen Verfassungsmodelle waren nicht in der Lage, die schweren Integrations- und Legitimationskrisen zu lösen (Vgl. Meyns / Nuscheler 1993: 34).

Nach der Erlangung der Unabhängigkeit der afrikanischen Länder waren die ehemaligen Kolonialmächte weiterhin danach bestrebt, Einfluss auf die neuen Staaten zu behalten und von einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit zu profitieren. Die USA dagegen hatten das Anliegen, dass die Sowjetunion ihr sozialistisches Staatsmodell nicht in die Staaten Afrikas exportieren kann. Die Sowjetunion versuchte dies ihrerseits, jedoch ohne allzu große Anstrengungen (Vgl. Molt 2003b: 4).

3.2 Herrschaftsformen

Bratton / van de Walle (1997) identifizieren fünf verschiedene Regierungsformen im südsaharischen Afrika nach der politischen Unabhängigkeit dieser Länder. Dazu gehören ein plebiszitär orientiertes Ein-Parteien-System (plebiscitary one-party system), die Militäroligarchie (military oligarchy), das wettbewerbsorientierte Ein-Parteiensystem (competitive one-party-system) und das Mehrparteiensystem (multi-party system). Als Sonderfall gelten Südafrika und das lange Zeit von Südafrika besetzte Namibia, in denen es zu einer Oligarchie von weißen Siedlern (settler oligarchy) kam (Vgl. Bratton / van de Wille 1997: 77).

Tabelle: Regierungsformen im subsaharischen Afrika im Jahr 1989

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Darstellung auf Grundlage von Bratton / van de Walle (1997: 79)

Zahlreiche Staaten in Afrika zeichneten sich durch einen Neopatrimonialismus aus, der in Anlehnung an Max Webers Herrschaftstypologie eine Mischform aus patrimonialer und legal-rationaler Herrschaft angesehen werden kann. Patrimonialismus stellt eine Herrschaftsform dar, deren Legitimiationsgrundlage traditionelle Loyalitäten und materielle Leistungen sind. Charakteristisch für das politische System ist ein Herrscher, der sämtliche politische Entscheidungen mit Hilfe eines Netzes personaler Beziehungen lenkt, so dass die führenden Politiker und Beamten mehr oder minder von der Person des Herrschers abhängig sind (Vgl. Wildenauer 2006: 150). In der Definition Max Webers werden patrimonialische Systeme durch den rein persönlichen Verwaltungs- und Militärstab des Herrschers gekennzeichnet (Vgl. Molt 2003a: 7). Bei neopatrimonialen Systemen fehlt es dagegen an traditionellen Loyalitäten und im Mittelpunkt des Interesses steht die Vorteilsmaximierung der Machthaber (Vgl. Wildenauer 2006: 151).

3.3 Militärherrschaften

Militärherrschaften wurden in Afrika fast immer durch Militärputsche eingeleitet. Hierbei kann zwischen vier verschiedenen Putschformen unterschieden werden, nämlich dem „governmental/guardian coup“, dem „veto coup“, dem „anticipatory coup“ und dem „reforming coup“. Beim Typus des „governmental/guardian coup“ löst das Militär die bisherige Regierung ab, verändert aber nicht das politische, ökonomische und soziale System des Landes. Die Militärregierung verfolgt dabei die Absicht, so lange das Land zu regieren, bis sich eine akzeptable Regierung gebildet hat. Der „veto coup“ stellt einen militärischen Putsch dar, bei dem das Militär die bisherige Regierung aufgrund der Tatsache verdrängt, dass die bisherige Regierung radikale wirtschaftliche und soziale Reformen eingeleitet hat, die zu Lasten der wohlhabenden Bevölkerung gehen. Eine Unterform des „veto coup“ ist der „anticipatory coup“, „when the military intervence to pre-empt power passing to a revolutionary or radical government as distinct from the overthrow of an existing progressive and reformist government“ (Smith 1996: 178).

Unter “reforming coup” werden Militärputsche verstanden, bei denen das Militär den Staat und die Sozialordnung mit einer neuen ideologischen Grundlage überziehen will (Vgl. Smith: 1996: 178 f).

Die Militärherrschaften sind in der Regel dadurch gekennzeichnet, dass es kaum oder sogar gar keine Wahlen gibt und die politischen Entscheidungen hinter verschlossenen Türen vollzogen werden. Auch wenn es in der Regel einen zentralen Machthaber im Vordergrund gibt, werden die Entscheidungen kollektiv in einer Art Komitee getroffen (Vgl. Bratton / van de Walle 1997: 79 f).

4. Ursachen für das Entstehen von Militärherrschaften in Afrika

4.1 Befürwortung personaler Herrschaftsformen

In vielen Ländern Afrikas zeigte sich das Phänomen, dass in Umbruchzeiten die Stunde für starke und ehrgeizige Menschen schlägt, welche Macht um ihrer selbst willen anstreben. So zeigt sich, dass in Phasen der Schwäche, des Werteumbruchs und der Bedrohung von außen charismatische Herrscher bevorzugt werden. Die postkoloniale Zeit in Afrika war dadurch charakterisiert, dass die Menschen den Glauben an einen sakralen oder traditionalen Ursprung der Herrschaft infolge des Kolonialismus verloren hatten. Somit konnten sich personale Regime herausbilden, in denen es keine institutionellen Sicherungen gegen Machtmissbrauch gab (Vgl. Molt 2003a: 5).

[...]


[1] Nigeria wurde als Länderbeispiel ausgewählt, weil Nigeria das mit Abstand bevölkerungsreichste Land Afrikas ist und zudem durch starke ethnische Konflikte gekennzeichnet ist. Das Länderbeispiel Zaire / Demokratische Republik Kongo bietet sich vor allem deshalb an, weil die dortige Militärdiktatur als längste und grausamste in Afrika gilt und sich zudem der Einfluss westlicher Staaten zeigt.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Militärherrschaften in Afrika. Entstehen und Zerfall von Militärregimen im postkolonialen Afrika
Hochschule
Universität Duisburg-Essen
Veranstaltung
Seminar
Note
2,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
22
Katalognummer
V86077
ISBN (eBook)
9783638010412
ISBN (Buch)
9783656520177
Dateigröße
413 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Militärherrschaften, Afrika, Ursachen, Entstehen, Zerfall, Militärregimen, Afrika, Seminar
Arbeit zitieren
Dennis Marvin aus der Wieschen (Autor:in), 2007, Militärherrschaften in Afrika. Entstehen und Zerfall von Militärregimen im postkolonialen Afrika, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86077

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