Der Philhellenismus in Deutschland

Philhellenische Bekundungen der Deutschen am Anfang des 19. Jahrhunderts bis zur Gründung des griechischen Staates


Magisterarbeit, 2007

117 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

0. Ziel und Methoden der Arbeit

1. Eine Einführung in den Philhellenismus

2. Der griechische Unabhängigkeitskrieg
2.1 Die günstigen Umstände für das Griechentum
im Laufe des 18. Jahrhunderts
2.2 Die ökonomische Lage Griechenlands vor
2.3 Die Philike und die Philomusi Hetairia
2.4 Bedeutende Ereignisse des Freiheitskampfes

3. Der europäische Philhellenismus am Beispiel ausgewählter Nationen
3.1 Die Entwicklung des Philhellenismus im Laufe der Zeit
3.2 Die philhellenischen Aktivitäten im westlichen Europa
3.2.1 Frankreich, das Zentrum des politischen Philhellenismus
3.2.2 Der Philhellenismus in Großbritannien
3.2.3 Die Rolle des Schweizer Philhellenismus
3.3 Die Entwicklung des Philhellenismus in den deutschen Staaten
3.3.1 Die deutsch-griechischen Beziehungen
vor der griechischen Revolution
3.3.2 Die Reaktionen des deutschen Volkes auf die Nachricht über die Griechischen Revolution

4. Die Griechenvereine
4.1 Die Entwicklung des Vereinwesens in den deutschen Staaten
4.2 Die Struktur der deutschen Griechenvereine
4.2.1 Die soziale und innere Struktur der Philhellenenvereine
4.2.2 Die lokalen Vereine
4.2.3 Die Filialvereine
4.2.4 Die Hauptvereine
4.3 Die externen Kommunikationsformen der Griechenbewegung

5. Philhellenische Hilfs- und Militärprojekte
5.1 Die materiellen Spenden
5.1.1 Die soziale Struktur der Spenderschaft
5.1.2 Geographische Zuordnung der Geldspenden
5.2 Die Spendensammlungen vor
5.3 Die Spendensammlungen nach
5.4 Die philhellenischen Militärprojekte
5.4.1 Die Militärprojekte in der ersten Phase des Befreiungskampfes
5.4.2 Die Reaktion der Griechen auf die angebotene Freiwilligenhilfe
5.4.3 Das böse Erwachen in Griechenland
5.5 Die Militärprojekte in der zweiten Phase des Befreiungskampfes
5.6 Zusammenfassung: Deutsche philhellenische Hilfs- und Militärprojekte

6. Die deutsche Presse und der griechische Freiheitskampf
6.1 Die wichtigsten deutschen Zeitungen im Kurzüberblick
6.2 Der Inhalt der Zeitungen
6.2.1 Die Aufrufe für Freiwillige und Spenden
6.2.2 Die Vereine im Spiegel der Presse
6.2.3 Kritische Äußerungen der Presse
6.3 Die staatlich auferlegte Zensur
6.4 Zusammenfassung: Die deutsche Presse und der griechische Freiheitskampf

7. Resümee

Anhang

Bibliographie
a) Deutschsprachige Bibliographie
b) Fremdsprachige Bibliographie
c) Zeitungen
d) Internet

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abb. 01: Die Gründer der Filike Hetairia.

Abb. 02: Theodoros P. Vryzakis: Ausfall der Belagerten von Messolongi, 1855 (Athen, Nationalgalerie)

Abb. 03: Carneray: Seeschlacht von Navarino

Abb. 04: Friedrich Thiersch, gestochen nach einem Gemälde von Ludwig Thiersch, In: Heinrich Thiersch: Friedrich Thiersch’ Leben

Abb. 05: Unterstützung für die südwestdeutschen Griechenvereine aus dem Bereich des Deutschen Bundes 1821-1826

Abb. 06: Routen und Versorgungsstationen für reisende Freiwillige Herbst 1821 – Winter 1822

Abb. 07: D. Tsokou: Der Schwur, Ölgemälde (1849)

Abb. 08: E. de Lunsac: Scene from the sortie

Abb. 09: Eugène Delacroix: Griechenland auf den Ruinen von Messolongi (1827)

Abb. 10: Entwurf eines Passes für die Freiwilligen der Deutschen Legion in Griechenland (1822)

Tab. 01: Tabelle des griechischen Handels während der
Türkenherrschaft (1787-1797)

Tab. 02: Schichtungsmodell der Spenderschaft

Tab. 03: Spenden aus dem Bereich des Deutschen Bundes 1821-1826

Tab. 04: Spenden aus dem Bereich des Deutschen Bundes 1826-1828

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

0. Ziel und Methoden der Arbeit

Das Ende des 18. Jahrhundert war von der Französischen Revolution gekennzeichnet und bedeutete den Anfang einer neuen Ära in Europa. Vierzig Jahre später waren es die Griechen, die mit ihrem Mut und ihrem Verlangen nach Freiheit den Liberalen in ganz Europa den Atem raubten. Der Philhellenismus ist jedoch kein modernes Phänomen, das erst im 19. Jahrhundert entstand. Seine Wurzeln liegen viel tiefer, doch die Griechenbegeisterung als motivierende Macht von religiösen, humanitären und kulturellen Äußerungen trat erstmals in dieser Epoche besonders hervor.

Die Deutschen, aber auch andere europäische Nationen, sahen die Neugriechen als Nachfahren der Altgriechen, denen sie Werte wie Kultur, Demokratie und Kunst zu verdanken hatten. Die uralte Liebe und Bewunderung der Deutschen für das antike Griechenland führte zu einer Dankesschuld, die aus ihrer Sicht nur mit einer aktiven Hilfe zu begleichen war. Außerdem war auch die religiöse Verantwortung ein fester Bestandteil der Griechenhilfe, wobei die religiösen Appelle vor allem diejenigen überzeugen sollten, die politische Einwände gegen den Philhellenismus hatten.

Der Philhellenismus war und ist als Forschungsobjekt immer noch sehr beliebt, vor allem die Wirkung der philhellenischen Bewegung auf die internationale Politik und die kämpfenden Griechen. Dabei stützen sich die meisten Forscher auf Freiwilligenberichte, Zeitungsartikel und Aufrufe, um ein einheitliches Bild über die Beteiligung der deutschen Staaten zu gewinnen. Diese Arbeit befasst sich ebenfalls mit der Philhellenenbewegung in den deutschen Staaten, jedoch umfasst diese nicht nur die Zeit der griechischen Revolution sondern eine Periode von 30 Jahren. Zwar liegt der Schwerpunkt entsprechend der Themenstellung dieser Arbeit auf der Befreiungsbewegung der Griechen, jedoch wird diese aus der Sicht der deutschen Staaten und nicht aus der Sicht der Griechen dargestellt.

Das angesprochene Thema und das Gesamtbild des deutschen Philhellenismus werden anhand von zwei Quellengruppen ausgearbeitet und dargestellt. Dabei spielen Publikationen von Universitätsprofessoren und Forschern eine tragende Rolle. Im Rahmen einer zweiten Quellengruppe werden auch Aufrufe, Artikel und Zitate aus Zeitungen und Zeitschriften einbezogen, die die Untersuchung glaubhafter und gleichzeitig ansprechender gestalten sollen.

Die Einbeziehung derartiger Quellen ist zwar wegen ihres Umfangs sowohl zeit- als auch arbeitsaufwändig, man bedenke nur wie viele Zeitungen und Zeitschriften in der oben angegebenen Zeit erschienen. Jedoch verkörpern gerade diese Quellen die einzigen, bis jetzt noch existierenden Zeitzeugen. Weiterhin repräsentieren Zeitungen tendenziell die subjektive Meinung einer Gruppe von Menschen, sie sind in hohem Maße an den zeitgenössischen Ereignissen orientiert und von diesen beeinflusst. Doch gerade diese Tatsache gestaltet sie zu „selbst sprechenden Quellen“, und sie sollten eher wie Tagebucheinträge behandelt werden.[1]

Dabei wird die Abhandlung in einzelne Kapitel gegliedert, die für das Verständnis des Themas relevante Eckpunkte darstellen. Die Magisterarbeit ist in fünf Teile gegliedert. In einem ersten Teil, der Kapitel 1 und 2 umfasst, werden vor allem die Definitionen und die Hauptmerkmale des modernen Philhellenismus geklärt und ausführlich vorgestellt. Weiterhin soll in diesem ersten Teil auch der Frage nachgegangen werden, welche Tatsachen die Griechen zu einem Unabhängigkeitskrieg motiviert hatten und welche Ereignisse die griechische Revolution überhaupt ermöglichten. Ferner soll die systematische Schilderung der beachtenswertesten Ereignisse der Revolution dabei behilflich sein, eine zeitliche Orientierung zu schaffen.

Anschließend wird in einem zweiten Teil eine kurze zusammenfassende historische Betrachtung des Philhellenismus bis Ende des 18. Jahrhunderts präsentiert. Dabei wird gleichzeitig auch ein erster genereller Überblick über die philhellenischen Tendenzen in Europa aufgezeigt. Parallel soll die Haltung Europas gegenüber der Griechischen Sache im Kurzüberblick aufgezeigt werden. Den grundlegenden Teil der Arbeit bildet schwerpunktmäßig die ausführliche Darstellung des deutschen Philhellenismus in der oben genannten Zeit. Das methodische Vorgehen besteht in der Herausarbeitung der deutsch-griechischen Beziehungen vor dem Beginn des griechischen Befreiungskampfes. Gegen Ende des zweiten Teils soll eine ausführliche und detaillierte Darstellung der Reaktion des deutschen Volkes auf die Nachricht des griechischen Aufstandes präsentiert werden.

Die allgemeine Vorstellung der Griechenvereine erfolgt in einem dritten Teil. Der Schwerpunkt liegt dabei in der näheren Betrachtung der Funktion, Struktur und der geleisteten Arbeit der Vereine. Außerdem wird dargestellt wie die Vereine mit der Bevölkerung kommunizierten um für den Griechischen Befreiungskampf Freiwillige zu gewinnen und finanzielle Mittel zu beschaffen.

Im folgenden vierten Teil werden andere ausgewählte Formen der Griechenhilfe, wie zum Beispiel Militärprojekte und Geldspenden, kategorisiert und analysiert. Dabei wird natürlich auf eine detaillierte Auflistung und geografische Zuordnung zur Herkunft der Spendengelder nicht verzichtet. Schließlich wird über das „Zerbrechen“ der Illusion der Freiwilligen in Griechenland berichtet, und es werden daraus resultierende Auswirkungen auf den weiteren Verlauf des Philhellenismus in den deutschen Staaten aufgezeigt. Der vierte Teil endet mit einer kurzen Zusammenfassung der thematischen Schwerpunkte.

Zeitungsartikel, veröffentliche Aufrufe, Zitate und Bemerkungen der deutschen philhellenischen Presse werden in einem fünften Teil systematisch aufgeführt und analysiert. Darüber hinaus werden Themen wie Spenden- und Freiwilligenaufrufe, Vereinswesen und Kritik an der internationalen Politik und der geleisteten Griechenhilfe behandelt. Ein spezieller Absatz wird der staatlichen Zensur gewidmet. Dies soll zum besseren Verständnis der in den deutschen Staaten herrschenden politischen Lage beitragen, die durch den Spiegel der Presse reflektiert wird. Das Ende der Magisterarbeit bildet ein resümierendes Ergebnis über die bisher betrachteten Punkte.

1. Eine Einführung in den Philhellenismus

Philhellenismus war und ist immer noch ein faszinierendes Phänomen. Doch was ist so ergreifend an den Griechen und Griechenland selbst, das Hunderte von Wissenschaftlern dazu ermutigte, sich mit dieser Bewegung auseinanderzusetzen und anschließend ihre umfangreichen Arbeiten zu veröffentlichen? Die Antwort darauf wird uns mit der Klärung der Begriffe Philhellenismus und Antiphilhellenismus gegeben.

Der Philhellenismus ist der Begriff für die international übergreifende Erscheinung, eine neuhumanistische geistige Strömung, wobei keine spezifisch nationalen Ausprägungen im Vordergrund standen.[2] Am Anfang des 19. Jahrhunderts setzte sich der Philhellenismus aus einer idealisierenden Antikenrezeption und religiösen Motiven zusammen, die während des griechischen Freiheitskampfes (1821-1829) mit demokratisch-nationalen Sehnsüchten kombiniert wurden. Die öffentliche Sympathie Europas gegenüber den Griechen äußerte sich mit solcher Intensität, dass diese die engen politischen Grenzen der österreichischen Politik und des Status quo, aufgedrängt auf das ganze Gebiet Europas, weitläufig gefährdete.[3] Im Rahmen des Befreiungskampfes gewann der Begriff „Philhellen“ eine neue Bedeutung. Laut Dünki wurden als Philhellen einerseits diejenigen charakterisiert, die den Philhellenismus im Allgemeinen vertraten, und andererseits „ die nach Griechenland fahrenden Freiwilligen, die die Aufständischen in ihrem Kampf direkt oder indirekt unterstützten “.[4]

Der Antiphilhellenismus hingegen war das Gegengewicht zum Philhellenismus. Zwar bedeutet der Begriff keineswegs eine positive Einstellung gegenüber den Türken, aber er wendete sich auch nicht offen gegen das griechische Volk oder Griechenland. Dennoch war der Antiphilhellenismus, mit den ständigen Bemühungen seiner Anhänger für die Beibehaltung der politischen Lage auf dem Gebiet des Osmanischen Reiches, eine Erscheinung die den griechischen Freiheitskampf definitiv behindern wollte. Die Antiphilhellenen handelten nicht aus Hass gegenüber den Griechen sondern viel mehr aus Angst, dass die beim Wiener Kongress (1814/1815) erstellte gesetzliche Ordnung umstürzen und eine neue Ära von revolutionären Ereignissen ihren Anfang nehmen könnte.[5] Nichtsdestoweniger blieb die Griechische Revolution als ein Ereignis in Erinnerung, das Begeisterung und Hilfsbereitschaft auslöste und immer noch mit dem Begriff des Philhellenismus fest verbunden ist.

Die Graecophilen betrachteten sich als Bewahrer und Vertreter der großen antiken griechischen Zivilisation. Gleichzeitig fühlten sie sich dazu berufen, den Nachkommen der Hellenen im Kampf um ihre Unabhängigkeit gegen das Osmanische Reich beizustehen. Mit dem Ausbruch des griechischen Freiheitskampfes im Jahre 1821 bot Europa den Griechen sofort seine aktive Unterstützung in unterschiedlicher Form an. Zeitungen veröffentlichten ausführliche Berichte, um die Öffentlichkeit zu mobilisieren, und die Aktivitäten zugunsten Griechenlands wurden immer umfangreicher.[6]

Bei den freiwilligen Philhellenen handelte es sich größtenteils um junge, gebildete Männer aristokratischer Herkunft mit einer guten militärischen Ausbildung, die sich entschlossen, den griechischen Befreiungskampf nicht nur finanziell zu unterstützen, sondern aus purem Idealismus an der Revolution teilzunehmen und selbst in die Schlacht zu ziehen.[7] Dennoch war der Philhellenismus trotz einer Dominanz der oberen sozialen Schichten durch die Beteiligung aller Volksschichten eine Bewegung des Volkes.[8] Die Gründe dafür werden in den anschließenden Kapiteln aufgeführt.

Obwohl weder alle Namen noch die genaue Zahl der Philhellenen, die an der Seite des griechischen Volkes kämpften, bekannt sind, schätzen Wissenschaftler, dass es mehr als 300 solcher Fälle gab. Die meisten freiwilligen verfügten über einen militärischen Hintergrund kombiniert mit liberalen Idealen und stammten aus Deutschland, Frankreich, Italien, der Schweiz, Großbritannien, Ungarn, Polen, Holland, Schweden, Ägypten und einige sogar aus Amerika.[9] Doch im Gegensatz zu den Freiwilligen spielte die Stärkung der griechischen Moral, die durch die Beeinflussung der in Griechenland herrschenden ideologischen Wellen erreicht wurde, eine viel bedeutsamere Rolle. Unterstützenden Einfluss hatte zum Beispiel die Gründung von zahlreichen Druckereien und die Ausgabe von diversen Zeitungen,[10] von denen die berühmteste in Messolongi produziert wurde und Τα Ελληνικά Χρονικά hieß.[11] Überdies waren die Philhellenen bei der Verfassung der ersten konstitutionellen Texte behilflich, meistens mit angloamerikanischen Grundlagen als Vorbild.[12] Schließlich wurden Krankenhäuser und andere gemeinnützige Einrichtungen errichtet.[13]

Gewiss hatte die Graecophilie auch ihre Schattenseiten. Zahlreiche Freiwillige betrachteten den griechischen Befreiungskampf als eine ausgezeichnete Möglichkeit, um Ruhm zu erlangen und sich zu bereichern. Die Tatsache, dass die Regierung Griechenlands die angebotene Hilfe mit der Zuteilung von Feldern zu belohnen versprach, führte dazu, dass Abenteuerlustige aus ganz Europa diese Chance ergriffen und aktiv am Freiheitskampf teilnahmen.[14] Mit dem Ziel ihre Pläne in die Tat umzusetzen nahmen diese die in Griechenland herrschenden bitteren Umstände in Kauf.[15] Der folgende Abschnitt, der aus dem Tagebuch einer solchen abenteuerlustigen Person stammt, belegt diese oben aufgeführte Tatsache:

Η ελληνική κυβέρνηση έχει πλέον πειστεί από τη μια πλευρά, ότι είναι μεγάλη η προσφορά, που οι έμπειροι αξιωματικοί και οι ειδικευμένοι στρατιώτες όλων των όπλων μεταφυτεύουν στην Ελλάδα […]. Από την άλλη πάλι πλευρά έχει πειστεί, ότι πρέπει να διασφαλίσει τα δικαιώματα όλων εκείνων, που θα μεταβούν, για να υποστηρίξουν την Ελλάδα […]. Κάθε εθελοντής […] θα έπαιρνε ένα μεγάλο αξίωμα στο στράτευμα, έναν κανονικό μισθό 25 PIASTER για τον απλό στρατιώτη, οι αξιωματικοί περισσότερα ανάλογα με τον βαθμό τους.
Επίσης θα είχε εξασφαλισμένο ρουχισμό και καθημερινό φαγητό, οπλισμό […].
Μετά την υπογραφή ειρήνης θα πάρει κάθε εθελοντής γη και πολιτικό δικαίωμα στην Ελλάδα, […].
[16]

Beim Lesen des Textes fallen dem Leser unmittelbar zwei Besonderheiten auf: erstens, dass die griechische Regierung die Teilnahme an dem Befreiungskampf attraktiver gestalten wollte, und zweitens, dass die versprochenen Gegenleistungen, wie zum Beispiel die Zuteilung von Feldern und Grundstücken, der hohe Monatslohn oder die Offizierstellen nicht zu realisieren gewesen wären, da die damalige ökonomische Lage Griechenlands dies nicht erlaubte. Es kam also nicht überraschend, dass die bestehende Situation eine generelle Enttäuschung bei den abenteuerlustigen Philhellenen auslöste.

In der Folge trug auch die Vermittlung eines falschen Bildes über Griechenland, in der Zeit des Neuhumanismus, zu der Enttäuschung vieler Philhellenen bei. Ihre Erwartungen an die griechische Kultur, Philosophie und Literatur wurden nicht erreicht, da sie die Tatsache außer Acht ließen, dass das Griechentum fast 400 Jahre lang unter der Herrschaft von Osmanen keine Möglichkeit auf Bildung hatte. Die Konfrontation mit der Realität zwang viele dazu, nach kurzer Zeit in ihre Heimat zurückzukehren.

[…]. Αμέσως από την πρώτη ματιά καταλάβαμε, ότι δε θα βρίσκαμε το ιδανικό, που πλάσαμε στις καρδιές μας για τις επιχειρήσεις στην Ελλάδα. Ελπίζαμε σε μια γενική αναγνώριση και ευγνωμοσύνη από το ελληνικό έθνος για κάθε ένα ξεχωριστά άτομο, […].

Ήμαστε λυπημένοι και ρωτιόμαστε αναμεταξύ μας, αν ήταν αυτή η χώρα που εξύμνησαν τόσο πολύ οι παλιοί και νέοι ποιητές. […] δεν μπορούσε να μας πείσει , ότι άξιζε να υπερασπιστεί […].[17]

Die Gründe dieser Unzufriedenheit und die Auswirkung auf die in Deutschland gebliebenen Philhellenen werden im Kapitel 5.4.3 näher analysiert und dargestellt. Zunächst wird jedoch, zum besseren Verständnis der Kriterien, die den aktiven Philhellenismus des 19. Jahrhunderts auslösten, ein Überblick über die wichtigsten Punkte des griechischen Unabhängigkeitskrieges gegeben.

2. Der griechische Unabhängigkeitskrieg

Mit dem Verschwinden des politischen Griechentums, nach der Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453, gab es in den zum Osmanischen Reich gehörenden griechischen Provinzen immer wieder heftige Unruhen, die gegen die Eroberer gerichtet waren.[18] Dabei war die Periode von 1669 (Eroberung Kretas durch die Osmanen) bis 1821 eine der wichtigsten der neuen griechischen Geschichte. Eine Reihe von günstigen Zufällen führte Griechenland zur Aufklärung und zur Renaissance.[19]

Diese Tatsachen im Zusammenhang mit den herrschenden Unruhen innerhalb des Osmanischen Reiches erlaubten den unterworfenen Griechen ihre Lage deutlich zu verbessern. Dabei spielten auch die Phanariotes eine bemerkenswerte Rolle, die mit ihrem Beitrag das Entstehen der ersten Zentren griechischer politischer Macht ermöglichten.[20] Die Zusammensetzung dieser Faktoren brachte eine hellenische kulturelle Renaissance hervor, die zum Erwachen des griechischen Nationalbewusstseins führte. Dabei entwickelte sich die Megali Idea, also der Plan für die Wiederherstellung des griechisch-byzantinischen Reiches, deren Träger unter anderem die orthodoxe Kirche, die Phanariotes, die Griechen, die außerhalb der Grenzen des Osmanischen Reiches lebten, und die Klephtes waren.[21] Am Anfang des 19. Jahrhunderts waren dann alle Voraussetzungen für die Ausführung eines erfolgreichen Befreiungskampfs erfüllt.

2.1 Die günstigen Umstände für das Griechentum im Laufe des 18. Jahrhunderts

Eine der wichtigsten Auswirkungen der osmanischen Herrschaft war die Aberkennung der bürgerlichen und vor allem der politischen Rechte der unterlegenen Griechen, was wiederum zu dem systematischen Verschwinden der obersten Schichten, also der Aristokratie, führte.[22] Dennoch wurde im Laufe der Zeit das Osmanische Reich mit immer mehr Außenkonflikten konfrontiert - eine Tatsache, die einer kleinen Gruppe von Griechen, den sogenannten Phanariotes, erlaubte sich von der breiten Masse abzuheben und höhere Posten innerhalb der osmanischen Regierung einzunehmen. Da während dieser Zeit die osmanische Regierung schon geschwächt war, waren die diplomatischen Fähigkeiten der Griechen erwünscht und außerdem auch dringend notwendig.[23] Die Phanariotes waren unter anderem beauftragt als offizielle Übersetzer des Sultans tätig zu sein. In seltenen Fällen wirkten sie sogar als Hospodar, also als Prinzen in den an der Donau liegenden Hegemonien von Walachei und Moldawien.[24]

Die politische Unfähigkeit der Osmanen im Zusammenhang mit den zahlreichen Kriegen gegen Russland schwächte das Osmanische Reich fortlaufend. Grund der Kriege war der Wunsch Russlands einen Zugang zum Baltischen Meer zu erhalten.[25] Das Jahr 1774 stellte einen wichtigen Wendepunkt sowohl für den Verlauf der Kriege als auch für die unter osmanischer Herrschaft lebenden Griechen dar. In diesem Jahr wurde der Vertrag von Kioutsouk Kainartzi zwischen den Osmanen und den Russen unterschrieben.

Die Konditionen des Vertrages erlaubten Russland auf dem Gebiet des osmanischen Reiches unter den gleichen Voraussetzungen wie Frankreich und Großbritannien Handel zu treiben. Russische Handelschiffe durften sich sogar im Ägäischen Meer frei bewegen. Dieses Recht wurde aber sofort den unterdrückten Griechen übertragen, die langjährige Erfahrungen besaßen und die sich somit frei mit russischen Schiffen bewegen durften.[26] Zudem erhielten die Orthodoxen des Osmanischen Reiches das Recht die Heiligen Stätten zu besuchen und ihre Religion frei zu praktizieren. Weiterhin erhielten die Griechen die Möglichkeit Konsulate zu eröffnen wann und wo immer es ihnen beliebte.[27]

Die mit dem Vertrag von Kioutsouk Kainartzi gewonnenen Rechte wurden später von Russlands Seite so interpretiert, dass sich die Russen in die internen Angelegenheiten des Osmanischen Reiches einmischen und dabei als Beschützer den unterworfenen Orthodoxen zur Seite stehen konnten. Der zweite Krieg zwischen Russland und dem Osmanischen Reich wurde im Jahre 1792 mit dem Vertrag von Iasio beendet, der unmittelbar zur Gründung von Odessa in 1793 beitrug. Im Einklang mit dem Vertrag wurden die Russen unter anderem berechtigt neue Städte zu Gründen[28] - eine Tatsache von großer Bedeutung, wie wir später sehen werden.

Streng genommen stellten die aus dem Vertrag von Kioutsouk Kainartzi und die aus dem Vertrag von Iasio gewonnenen Rechte nur den Anfang der ökonomischen Entwicklung der Griechen dar. Mit dem Ausbruch der Französischen Revolution nahm diese Entwicklung mit rapider Geschwindigkeit zu, da es den Griechen gelang die gegen Frankreich errichtete Seeblockade der Briten zu durchbrechen und die Franzosen mit Lebensmitteln zu versorgen.[29] Dabei erhielten sie die Möglichkeit zum ersten Mal mit der Ideologie der Französischen Revolution in Kontakt zu treten. Somit konnten sie diese neuen Ideen der Aufklärung mit in das Osmanische Reich einbringen.[30] Auf diese Weise wurde der unterworfene Hellenismus direkt beeinflusst, was gleichzeitig auch zu der Entdeckung und Verstärkung der griechischen Nationalidentität diente. Um dies noch weiter voranzutreiben wurden zahlreiche Kirchen und Schulen errichtet.[31] Die Aufklärung und der Nationalismus spielten also eine unbestritten bedeutungsvolle Rolle für die weitere Entwicklung der griechischen Geschichte.

2.2 Die ökonomische Lage Griechenlands vor 1821

Unmittelbar nach der Eroberung Konstantinopels existierte der griechische Handel praktisch nicht, da die Inselbewohner weiterhin auf russischen, venezianischen und spanischen Schiffen als Söldner und Matrosen arbeiteten. Zudem mussten viele von ihnen als Besatzung bei der türkischen Flotte ihren Dienst absolvieren.[32] Nach dem Schließen des Vertrags von Kioutsouk Kainartzi wurde die Lage der Handelsleute und Seemänner deutlich verbessert[33] und immer mehr Handelszentren gegründet (Hydra, Psara, Mykonos usw.).[34]

Die folgende Tabelle zeigt die Handelstätigkeiten der Griechen während der osmanischen Eroberung (1787- 1797).

Η εικόνα του ελληνικού εμπορίου σε μια επίσημη έκθεση

ΕΚΘΕΣΗ ΕΙΚΟΣΤΗ ΤΡΙΤΗ

Θεσσαλονίκη, 30 Πλυβιόζ, χρόνος 6ος

Σ΄ αυτή την έκθεση θα σας δώσω τον πίνακα του ελληνικού εμπορίου. Θα μπορέσετε, ρίχνοντας μια ματιά, να εκτιμήσετε τους διάφορους κλάδους και θα βρείτε το ισοζύγιο στη διαφορά του συνόλου. Σας προτείνω, όμως, να μη στηρίζεστε στο ισοζύγιο αυτό, παρά μόνο σαν σε εύθραυστο καλάμι. Αν το παίρνετε σα μοναδική βάση των εμπορικών κερδών, θα κάνετε ψευδείς υπολογισμούς και θα οδηγήσετε την κυβέρνηση σε ολέθρια μέτρα.

ΓΕΝΙΚΟΣ ΠΙΝΑΚΑΣ

Ελληνικές Ελληνικές

εξαγωγές ΕΥΡΩΠΑΙΚΟ ΕΜΠΟΡΙΟ εισαγωγές

558,320π Αγγλικό εμπόριο 558,320π

4,663,000 Γερμανικό -//- 1,544 550

1.150,000 Ιταλικό -//- 644,400

140,000 Ολλανδικό -//- 100,400

1,000,000 Ρωσικό -//- 960,000

1,310,000 Γαλλικό -//- 1,163,000

8,821,320 13,691,920 πιάστρα 4,970,670π

Όταν συνοψίζουμε το συνολικό ποσό των ευρωπαϊκών εξαγωγών στο ελληνικό εμπόριο, βρίσκουμε πως φτάνει σχεδόν τα εννέα εκατομμύρια πιάστρα, τα οποία πληρώνονται εν μέρει σε χρήματα και εν μέρει σε εμπορεύματα. Μόνο οι Άγγλοι και οι Ρώσοι ανταλλάσσουν όλα, χωρίς χρήματα οι πρώτοι με τα είδη ωρολογοποιίας τους, τις μουσελίνες τους και τις εσάρπες τους και οι άλλοι με τα δερμάτινα είδη τους.

Tab. 01: Tabelle des griechischen Handels während der Türkenherrschaft (1787-1797)[35]

Nach den Angaben in der oben aufgeführten Tabelle kommt man beim Bilden der Gesamtsumme der Europäischen Exporte des griechischen Handels auf die Summe von fast 9 Millionen Piastra. Diese Summe wurde, mit Ausnahme Großbritanniens und Russlands, teils mit Bargeld und teils mit Produkten bezahlt.

Verantwortlich für die spektakuläre Entwicklung des griechischen Handels und der Wirtschaft waren zwei sehr wichtige Faktoren: erstens der Vertrag von Kioutsouk Kainartzi, der schon im vorigen Kapitel detailliert beschrieben wurde, und zweitens die internationalen politischen Geschehnisse im Mittelmeerraum. Nach dem Untergang von Venetien durch Napoleon und durch das Einschränken der Handelstätigkeiten von Österreich und Großbritannien erhielten die griechischen Handelsleute die einmalige Gelegenheit ein Monopol im Gebiet der Ägäis und des Mittelmeers aufzubauen. Sie waren zwar gezwungen unter russischer oder osmanischer Flagge zu segeln, aber sie spielten ungeachtet dessen eine entscheidende Rolle für die ökonomische Entwicklung des Griechentums. Diese Entwicklung trug dazu bei, dass sich eine neue soziale Klasse entwickelte, die offen für die europäische Aufklärung war und ein starkes Nationalbewusstsein besaß.[36]

Die größte Entwicklung des griechischen Seehandels wurde in den ersten 15 Jahren des 19. Jahrhunderts verzeichnet. Mit dem Beginn der Napoleonischen Kriege errichtete Großbritannien eine Seeblockade vor Frankreich und hielt somit die französische Wirtschaft fest in seinen Händen. Die Preise von Getreide und anderen Lebensmitteln erhöhten sich mit atemberaubender Geschwindigkeit, und der Schwarzhandel fing an zu blühen.[37] Dennoch folgte auf den wirtschaftlichen Zenit, nach dem Sturz Napoleons im Jahre 1815, ein Tiefpunkt. Die ökonomische Krise der kommenden Jahre verursachte hohe Arbeitslosigkeit in den gesellschaftlichen Kreisen, die ihr Geld mit Handel verdienten.[38] Dies erklärt auch den Grund, warum griechische Schiffsbesitzer sich schließlich doch bereit erklärten an der griechischen Revolution im Jahre 1821 teilzunehmen.[39]

2.3 Die Philike und die Philomusi Hetairia

Das gemeinsame Bewusstsein des Griechentums, nicht nur als sprachliche Gemeinschaft sondern als eine ethnische Einheit im Vielvölkerreich des Osmanischen Reiches, führte im Kreise des Phanarioten 1812-1813 zur Gründung des Bundes der Philomusen.[40] Die Gründung dieser Organisation wurde laut Mbrekis auch von den Briten unterstützt, die so auf die Stärkung ihres Einflusses auf das Griechentum und damit auch ihrer politischen Macht in der Region des Nahen Ostens hofften.[41] Die Aufgaben des neuen Bundes waren der Schutz der griechischen Kulturgüter, die Förderung des griechischen Nationalbewusstseins[42] und die Errichtung von Schulen, um das geistige Niveau der unterdrückten Griechen anzuheben.[43]

Die Leitung der Philomusi Hetairia wurde von Ioannis Kapodistrias übernommen, der zur damaligen Zeit Außenminister Russlands war und der den Zaren und andere europäische Fürsten dazu brachte, dem Bund beizutreten.[44] Dank Kapodistrias und dem richtigen Einsatz seiner internationalen politischen Verbindungen wurde die Philomusi Hetairia eine europaweite Organisation von Philhellenen. Ein Jahr später wurde, mit der Zustimmung und der finanziellen Unterstützung des damaligen Zaren Alexander I., auch die Philomusi Hetairia von Wien gegründet.[45] Die Tatsache, dass der Zar der Organisation beistand erklären jedoch viele Historiker damit, dass er dadurch den Ausgleich des britischen Einflusses auf die Griechen bezweckte.[46]

Im selben Jahr (1814) wurde in Odessa, Russland, von der dortigen griechischen Diaspora eine geheime Organisation mit dem Namen Philike Hetairia[47] gegründet, die, im Gegensatz zur Philomusi Hetairia, die Vertreibung der Osmanen aus Griechenland mit militärischen Mittel zum Ziel hatte.[48] Die idealen Bedingungen, unter anderem die innenpolitische Krise, mit der das Osmanische Reich konfrontiert war, die rebellische Atmosphäre, die durch die Aufklärung und der Französischen Revolution weitergegeben wurde und die ökonomische Entwicklung der Griechen[49] gestatteten daher die Gründung einer solchen geheimen Organisation.

Mit diesem politischen und ökonomischen Hintergrund wurde die Philike Hetairia am 14. September 1814 von Nikolaos Skoufas, Athanasios Tsakalof und Emmanuel Xanthos gegründet. Indirekter Plan der Organisation war die Planung und Vorbereitung des Freiheitskampfes. Der Bund führte ein kompliziertes Einweihungsritual für seine Mitglieder ein wobei sie Verschwiegenheit und Hingabe zum Befreiungskampf schwören mussten. (Für Text des Schwurs siehe Anhang.)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 01: Die Gründer der Filike Hetairia.
(Von links nach rechts: N. Skoufas, A. Tsakalof und E. Xanthos).[50]

Anfangs gab es vier verschiedene Ränge für die Mitglieder: 1) der Αδελφοποιτών für die Einfachen und Ungebildeten, 2) der Συστημένων für die untersten gesellschaftlichen Klassen, 3) der Ιερέων und Ποιμένων für die Gebildeten und schließlich 4) der Αρχιποιμένων, der oberste Rang in der Hierarchie. Mit der Verlegung der Zentrale der Philike Hetairia nach Konstantinopel wurden zwei zusätzliche Ränge geschaffen: der von Αφιερωμένων und der von Αρχηγών των Αφιερωμένων. Beide waren für Männer, die dem Militär angehörten. Am Gipfel der Hierarchie stand die sogenannte Αρχή, die bis zur Übernahme der Führung von Ypsilantis im April des Jahres 1820 noch nicht existierte.[51]

Innerhalb weniger Monaten wurde in Griechenland eine flächendeckende Organisation aufgebaut, und es wurden in zahlreichen Orten bereits Vorbereitungen für eine Revolution getroffen. Dies geschah, obwohl es am Anfang noch keine konkreten Pläne für die Durchführung einer Revolution gab.[52] Die Versuche Kapodistrias, der zu dieser Zeit Außenminister Russlands war, als Führer der Philike Hetairia zu gewinnen schlugen allerdings fehl, da er selbst der Meinung war, dass die Revolution nicht über die richtige Zielstellung verfügte. Er riet dennoch den Griechen auf den nächsten Krieg zwischen Russland und dem Osmanischen Reich zu warten, durch den ihre Chancen auf ein autonomes Regime besser stehen würden.[53]

Außerdem wurden auch im Ausland Versuche gestartet die Völker Europas zu sensibilisieren und zu Gunsten der griechischen Nationalbewegung zu mobilisieren. Zu jener Zeit kam es auch zu der Gründung eines Kontaktbüros in München.[54] Das Wissen der anderen Völker über die Philike Hetairia ist den folgenden Zeilen zu entnehmen:

Η εταιρία συνίσταται από καθ’ αυτό Έλληνας φιλοπάτριδας και ονομάζεται εταιρία των Φιλικών. Ο σκοπός των μελών αυτής είναι η καλυτέρευσις του Έθνους, και αν ο θεός το συγχωρέσει, η ελευθερία του.[55]

Die Organisation hatte mit der Aufnahme von neuen Mitgliedern in den Jahren 1819 - 1820 in Moskau, Odessa, Konstantinopel, aber auch in Kleinasien, Mazedonien, Peloponnes und auf Zypern große Erfolge.[56] Diese Aktionen resultierten in der Verstärkung des Philhellenismus in Europa, der im späteren Ablauf der Revolution eine wichtige Rolle spielte. Dennoch waren die Aufschwünge auf der unter britischer Herrschaft liegenden Inselgruppe Eptanisa nicht so spektakulär wie man es vielleicht erwartet hätte.[57]

In den folgenden Kapiteln werden die Bekundungen und die Äußerungsformen dieser graecophilen Politik Deutschlands unmittelbar vor und während der griechischen Revolution detailliert dargestellt. Für einen besseren Überblick über den Philhellenismus ist jedoch erst eine Anführung der wichtigsten Punkte der Griechischen Revolution erforderlich.

2.4 Bedeutende Ereignisse des Freiheitskampfes

Mit der Gründung der Philike Hetairia wurde die Griechische Revolution eingeleitet. Der Originalplan sah den Beginn der Revolution in Moldawien und in der Walachei vor, mit der Hoffnung, dass die russische Regierung die Pläne für eine Gesamtbalkanische Revolution unterstützen würde. Doch wegen der ungünstigen politischen Umstände, unter anderem durch den Verdacht der Serben, dass Ypsilantis ein griechisches Königreich auf dem Gebiet des Balkans gründen wolle,[58] fand der Befreiungskampf nur in zwei bzw. drei voneinander weit enternten Gebieten in Europa statt, nämlich in Moldawien, in der Walachei und in Griechenland.[59]

Der erste Kampf zwischen den Osmanen und den Griechen fand am 21. Februar 1821 in Galatsi statt und dauerte nur 9 Stunden. Er endete mit dem Sieg der Griechen. Einen Tag später durchquerte Ypsilantis den Fluss Pruth, den Grenzfluss zwischen Russland und der Walachei, und schloss sich mit der Kompanie von Michael Soutsos in Iaşi zu einer Einheit zusammen.[60] Am 25. Februar eroberte Ypsilantis mit seinem Ιερός Λόχος (Heilige Armee) Bukarest. Jedoch erhielten die Osmanen die Einwilligung Russlands die Hegemonie mit ihrer Armee zu durchqueren. Dabei wurde die Lage der Griechen erheblich erschwert.[61] Die Niederlage der Griechen in Dragasani im Juni 1821 war der Beweis dafür. Danach musste Ypsilantis Griechenland verlassen und flüchtete nach Österreich. Es gab keine weitere Fortsetzung für die geplante Panbalkanische Revolution.[62]

Während des Einsatzes von Ypsilantis in der Walachei bereiteten die Klephtes den Türken auf Peloponnes größere Probleme.[63] Obwohl es keine klare Verbindung zwischen den zwei Aufständen gab, breiteten sich die Unruhen in kurzer Zeit über das ganze griechische Festland aus.[64] Obgleich die aufständischen Griechen anfangs rasche militärische Erfolge erreichten, gerieten sie bald wegen ihrer Zwistigkeiten in die Defensive. Es gelang den Osmanen in den ersten zwei Jahren des Befreiungskrieges jedoch nicht die Griechen entscheidend zu schlagen.[65] Dabei erwies sich natürlich auch die von den Griechen angewandte Guerillataktik als sehr effizient.

In dieser für die Osmanen schwierigen Lage eilten die Ägypter ihnen zu Hilfe. Im März des Jahres 1824 begann die ägyptische Armee, unter der Führung von Ibrahim Pascha, einen Vernichtungsfeldzug auf der Peloponnes.[66] Dabei rechneten sie jedoch nicht mit den tapferen Einwohnern der Stadt Messolongi, die sich zum Zentrum des Widerstands entwickelte.[67] Das paradigmatische Verhalten von Messolongis Einwohnern löste große Begeisterung bei vielen Europäern aus, die den Griechischen Freiheitskampf nicht nur finanziell sondern auch mit ihrem persönlichen Einsatz unterstützten. Dennoch wurde von England im Jahre 1825 eine offizielle Anfrage für britische Hilfe abgelehnt, da England nicht seine Vorteile auf dem Gebiet des Balkans aufs Spiel setzen wollte.[68] Nach einer zwölfmonatigen Belagerung von Messolongi durch die Türken waren die Bewohner entkräftet und ihre Möglichkeiten ausgeschöpft. Am Abend des 10. April 1826 kam es schließlich zum heroischen Ausbruch - ein Ereignis, das auch als Symbol für den Griechischen Freiheitskampf dient. (Entscheidungstext zum Verlassen der Stadt siehe Anhang.) Wer von den Verteidigern übrig blieb, sprengte sich selbst in die Luft. Als die Türken in die Stadt eindrangen, richteten sie ein entsetzliches Massaker an.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 02: Theodoros P. Vryzakis: Ausfall der Belagerten von Messolongi, 1855 (Athen, Nationalgalerie)[69]

Die Nachricht von dieser Katastrophe ging als Fanal um die Welt und löste eine weitere Welle von Philhellenismus aus. Außer den Spenden und der Bereitschaft von Freiwilligen nach Griechenland zu fahren und den Griechen Hilfe zu leisten äußerte sich diese neue Griechenbewegung in Form von Gemälden, gemalt unter dem frischen Eindruck der Katastrophe (siehe Anhang) und in literarischen Texten.

Am 4. April 1826 wurde von Großbritannien und Russland, später auch von Frankreich, das Petersburger Protokoll unterschrieben, das unter anderem vorsah, dass die Osmanen über die Hellenen weiterhin herrschen würden. Dennoch hatten die Griechen die Freiheit ihre eigene Religion zu praktizieren und Handel zu treiben. Außerdem würde danach Griechenland seine eigene selbstständige Regierung erhalten.[70] Da sich der Sultan weigerte, den Vertrag zu unterschreiben, sah sich Russland dazu gezwungen sich mit dem Osmanischen Reich militärisch auseinanderzusetzen.[71]

Im Oktober des Jahres 1827 wurde mit der Seeschlacht von Navarino über das weitere Schicksal Griechenlands entschieden. Die Mächte, bestehend aus Frankreich, Russland und Großbritannien, zerstörten, unter der Führung von Edward Codrington, die ägyptisch-türkische Flotte.[72] Die Seeschlacht von Navarino löste eine Welle der Begeisterung unter den Philhellenen in ganz Europa aus. Die französische Regierung unterstützte zusammen mit den deutschen Staaten die Griechen vor allem finanziell, sie schickten aber auch Expeditionskorps zur weiteren Hilfe. Russland war mit der herrschenden Lage zufrieden, da seine Haltung gegenüber dem Osmanischen Reich klar war und seine Flotte neben der britischen und französischen zum Einsatz kommen durfte.[73]

Dennoch war die Reaktion der Briten eher zurückhaltend. Sie waren der Meinung, dass der Sieg in Navarino ihrem politischen und ökonomischen Interesse geschadet hatte, da dieser den Russen den Zugang zum Mittelmeer gewährte. Die offizielle Meinung Österreichs war auch eher diplomatisch und gegen den großen Erfolg von Navarino gerichtet. Metternich fürchtete, dass der für die Griechen glückliche Ausgang der Revolution eventuell andere Völker Europas dazu ermutigen würde, selbst einen Aufstand zu wagen.[74]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 03: Carneray: Seeschlacht von Navarino [75]

Der Ausbruch des neuen russisch-türkischen Krieges und der anschließende Friedensvertrag von Adrianopel 1929 ebneten der Anerkennung und Souveränität Griechenlands im Londoner Protokoll von 1830 den Weg. Mit dieser Anerkennung des Protokolls durch das Osmanische Reich wurde Griechenland schließlich zum selbstständigen Staat erklärt.[76]

3. Der europäische Philhellenismus am Beispiel ausgewählter Nationen

Der Philhellenismus ist ohne Zweifel eine der weittragendsten gesellschaftlichen Bewegungen des 19. Jahrhunderts aus hauptsächlich drei Gründen: Erstens, weil dadurch die meisten Länder Europas beeinflusst wurden, zweitens, da alle gesellschaftlichen Klassen daran teil hatten und schließlich weil er in verschiedenen Ländern Europas eine Vielzahl von Ursachen hatte.[77] Laut Mygdalis begann der europäische Neohellenismus im Jahre 1770 mit dem ersten Befreiungskampf der Griechen gegen die Osmanen und mit der offiziellen Unterstützung der russischen Kaiserin Katharina II. Ziel Katarinas II. war die Verwirklichung des berühmten Griechischen Projekts,[78] laut dem ein unabhängiges griechisches Königreich entstehen sollte. Ihr Plan blieb ohne jeglichen Erfolg, und für die kommenden Jahrzehnte schien der Neophilhellenismus als Bewegung sehr begrenzt zu sein.

Aus dieser Periode, die auch als die Zeit des Neuhumanismus bekannt ist, wurden zahlreiche philhellenistische literarische Werke überliefert. Hauptvertreter dieser neuen Welle waren in Deutschland Friedrich Schiller (1759-1805), Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) und Friedrich Hölderlin (1770-1843). In England waren es Lord Byron (1788-1824) und Percy Shelley (1792-1822) und in Frankreich Alphonse de Lamartine (1790-1824) sowie Victor Hugo (1802-1885).[79] Lieder, Gedichte und Theaterstücke wurden über den Hellelenen geschrieben, die zwar nicht die zeitgenössischen Geschehnisse behandelten, aber von diesen inspiriert wurden. Außerdem befassten sich auch weitere Formen der bildenden Kunst mit dem Ereignis des griechischen Freiheitskampfes. Vor allem die Bildmalerei kann ausgezeichnete Werke vorweisen, die Kampfszenen aus der Revolution darstellen. Die vielleicht bekanntesten davon sind die Bilder von

[...]


[1] Spaenle (1990), S. 12.

[2] Vgl. Dünki (1984), S. 7.

[3] Vgl. Vukelič (1994), Das Bild der Griechen in der „Serbischen Zeitung“…
In: Konstantinou (1994), Europäischer Philhellenismus: Die europäische philhellenische Presse
bis zur 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts, S. 249.

[4] Dünki (1984), S. 7.

[5] Vgl. Dimakis (1994), Der politische Philhellenismus…

In: Konstantinou (1994), Europäischer Philhellenismus: Die europäische philhellenische
Presse bis zur 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts, S. 41.

[6] Vgl. Spaenle, (1990), S. 31.

[7] Vgl. ΔΟΜΗ (2005)a, S. 783.

[8] Vgl. Hauser (1990), S. 150.

[9] Vgl. ΔΟΜΗ (2005)a, S. 783.

[10] Vgl. Μπρέκης (2001), S. 58.

[11] Vgl. ebenda, S. 62.

[12] Vgl. ΔΟΜΗ (2005)a, S. 784.

[13] Vgl. Μπρέκης (2001), S. 67.

[14] Vgl. Παπανικολάου (1983), S. 48.

[15] Vgl. Μπρέκης (2001), S. 68.

[16] Παπανικολάου (1983), S. 49.

[17] Παπανικολάου (1983), S. 49.

[18] Vgl. Spaenle (1990), S. 22.

[19] Vgl. Σκουλάτου/ Δημακοπούλου/ Κόνδη (1994), S. 277.

[20] Vgl. ebenda.

[21] Vgl. Spaenle (1990), S. 22/ 23.

[22] Vgl. Diamandouros/ Anton/ Petropoulos (1976), S. 21.

[23] Vgl. Clogg (1992), S. 22.

[24] Vgl. ebenda, S. 22/ 23.

[25] Vgl. Σκουλάτου/ Δημακοπούλου/ Κόνδη (1994), S. 278.

[26] Vgl. Pappas (1985), S. 3.

[27] Vgl. ΔΟΜΗ (2005)b, S. 482.

[28] Vgl. ΔΟΜΗ (2005)c, S. 393.

[29] Vgl. Σκουλάτου/ Δημακοπούλου/ Κόνδη (1994), S. 278.

[30] Vgl. ebenda, S. 280.

[31] Vgl. Clogg (1992), S. 27.

[32] Vgl. Μπρέκης (2001), S. 19.

[33] Vgl. Σκουλάτου/ Δημακοπούλου/ Κόνδη (1994), S. 290.

[34] Vgl. Μπρέκης (2001), S. 19/ 20.

[35] Σκουλάτου/ Δημακοπούλου/ Κόνδη (1994), S. 291.

[36] Vgl. Μπρέκης (2001), S. 20/ 21.

[37] Vgl. ΔΟΜΗ (2005)c, S. 393.

[38] Vgl. Σκουλάτου/ Δημακοπούλου/ Κόνδη (1994), S. 291.

[39] Vgl. ΔΟΜΗ (2005)c, S. 393.

[40] Vgl. Spaenle (1990), S. 23.

[41] Vgl. Μπρέκης (2001), S. 22.

[42] Vgl. ΔΟΜΗ (2005)d, S. 64.

[43] Vgl. Μπρέκης (2001), S. 23.

[44] Vgl. Spaenle (1990), S. 23.

[45] Vgl. ΔΟΜΗ (2005)d, S. 65.

[46] Vgl. Μπρέκης (2001), S. 23.

[47] Vgl. Diamandouros / Anton/ Petropoulos (1976), S. 27.

[48] Vgl. Spaenle (1990), S. 23.

[49] Vgl. Σκουλάτου/ Δημακοπούλου/ Κόνδη (1994), S. 293/ 294.

[50] Vgl. ebenda, S. 294.

[51] Vgl. Μπρέκης (2001), S. 26.

[52] Vgl. Spaenle (1990), S. 24.

[53] Vgl. Clogg (1992), S. 43.

[54] Vgl. Spaenle (1990), S. 24.

[55] Σκουλάτου/ Δημακοπούλου/ Κόνδη (1994), S. 295.

[56] Vgl. ΔΟΜΗ (2005)a, S. 793.

[57] Vgl. ΔΟΜΗ (2005)a, S. 793.

[58] Vgl. Pappas (1985), S. 5.

[59] Vgl. Βακαλόπουλος/ Τσάτσος/ Ξυγγόπυλος (1975), S. 20.

[60] Vgl. Μπρέκης (2001), S. 32.

[61] Vgl. Μπρέκης (2001), S. 34.

[62] Vgl. Clogg (1992), S. 35.

[63] Vgl. Παπανικολάου (1983), S. 25.

[64] Vgl. Clogg (1992), S. 37.

[65] Vgl. Spaenle (1990), S. 25.

[66] Vgl. Clogg (1992), S. 43.

[67] Vgl. Spaenle (1990), S. 26.

[68] Vgl. Μπρέκης (2001), S. 73-77.

[69] ΔΟΜΗ (2005)c, S. 375.

[70] Vgl. Βακαλόπουλος/ Τσάτσος/ Ξυγγόπυλος (1975), S. 437.

[71] Vgl. Spaenle (1990), S. 26.

[72] Vgl. Clogg (1992), S. 44.

[73] Vgl. Μπρέκης (2001), S. 82/ 83.

[74] Vgl. ebenda, S. 83.

[75] http://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Navarino

[76] Vgl. Heydenreuter (1995), Die erträumte Nation. Griechenlands Staatswerdung…

In: Heydenreuter/ Murken/ Wünsche (1995), Die erträumte Nation. Griechenlands Wiedergeburt
im 19. Jahrhundert, S. 59.

[77] Vgl. Irmscher (1966), S. 3.

[78] Vgl. Mygdalis (1992), Der philhellenusmus in Deutschland

In: Konstantinou (1992), Europäischer Philhellenismus: Die europäische philhellenische
Literatur bis zur 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts, S. 65.

[79] Vgl. ebenda, S. 64/ 65.

Ende der Leseprobe aus 117 Seiten

Details

Titel
Der Philhellenismus in Deutschland
Untertitel
Philhellenische Bekundungen der Deutschen am Anfang des 19. Jahrhunderts bis zur Gründung des griechischen Staates
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Institut für Neogräzistik)
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
117
Katalognummer
V86056
ISBN (eBook)
9783638007153
ISBN (Buch)
9783638933452
Dateigröße
2906 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Philhellenismus, Deutschland, Griechenland, 19. Jahrhundert
Arbeit zitieren
Melina Philippou (Autor:in), 2007, Der Philhellenismus in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86056

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