Medien und Gewalt


Hausarbeit, 2004

25 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Was ist Gewalt?
2.1 Typologie der Gewalt nach Galtung
2.2 Struktur von Gewaltdarstellungen
2.3 Wahrnehmung von Gewalt in den Medien

3. Medienwirkungsthesen
3.1 Katharsis- und Inhibitionsthese
3.2 Lerntheorien
3.3 Suggestionsthese
3.4 Stimulations- und Erregungsthese
3.5 Habitualisierungsthese
3.6 Wirkungslosigkeit

4. Medienwirkungsforschung
4.1 Aufgaben und Ziele
4.2 Wenn Gewalt zur Unterhaltung wird

5. Reale Gewalt in den Massenmedien
5.1 Entstehung einer Nachricht
5.2 Reality-TV
5.3 Verantwortung der Medien und der öffentlichen Instanzen

6. Schlussbemerkung

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Im Rahmen des Seminars „Medienpädagogik“ möchte ich mich hier in dieser Hausarbeit, mit dem Thema „Medien und Gewalt“ auseinandersetzen.

Um einen ersten Überblick über das Thema zu verschaffen, werde ich zunächst auf die Definition des Begriffes „Gewalt“ eingehen.

Danach möchte ich den Gewaltbegriff auf die Medien beziehen.

Beiträge aus der Medienwirkungsforschung und die geläufigsten Medienwirkungsthesen, sollen die möglichen Auswirkungen und die allgemeinen Bedenken gegen Gewalt in den Medien aufzeigen und erläutern.

Abschließend möchte ich mich mit realer Gewalt in den Medien befassen, und auf die Verantwortung der Medien und öffentlicher Instanzen eingehen.

Im Zusammenhang dieser Hausarbeit, will ich untersuchen, ob aktuelle Forschungsergebnisse und alte Ängste übereinstimmen.

Dieses Thema bietet vielerlei Kontroversen: Warum wird Gewalt in den Medien vor allem von jungen Menschen konsumiert? Sind Nachahmungstaten die Konsequenz des medialen Gewaltkonsums oder unabhängig davon zu betrachten? Was macht reale Gewalt so interessant für den Zuschauer? Wird Gewalt gezeigt, weil sie begangen wurde, oder wird Gewalttätigkeit durch die Medien geschürt? Wie wirkt sich hoher Konsum medialer Gewalt auf den Konsumenten aus? Haben sich die Menschen in ihrer Gewaltbereitschaft überhaupt verändert, oder ist alles nur „Panikmache“?

Soll der Fernsehzuschauer vor fiktiven Gewalttätigkeiten geschützt werden?

Ein Konsens wurde bei all diesen Fragen trotz empirischer Studien, unterschiedlicher Thesen und internationaler Vergleiche selten erreicht. Vielmehr entstanden eine Vielzahl unterschiedlicher Positionen und Ansätzen, die sich in einigen Punkten annähern. Genau diese Ansätze und Diskussionen machen dieses Thema, meiner Meinung nach, so spannend und interessant.

Um all diese Fragen beantworten zu können, muss man sich erst einmal darüber im Klaren sein, was Gewalt eigentlich ist, und wie sie in den Medien dargestellt und vom Rezipienten aufgenommen wird. Deswegen möchte ich im Folgenden auf den Begriff „Gewalt“ genauer eingehen.

2. Was ist Gewalt?

In den zahlreichen Studien über Gewalt, wird oftmals davon ausgegangen, dass die Begriffe „Gewalt“ oder „Aggression“ dem Leser klar erscheinen. Dadurch kann es leicht zu Fehlinterpretationen bezüglich der Effekte von Gewaltdarstellungen kommen. Gewalt ist individuell zu betrachten, denn jeder Forscher oder Leser stellt sich unterschiedliche Phänomene darunter vor (vgl. Kunczik 1994, S. 10). Brutalisierungstendenzen sind unter diesen Umständen leicht nachweisbar, aber mangeln jeder Objektivität.

Die Gewaltkommission (unabhängige Regierungskommission zur Verhinderung und Bekämpfung der Gewalt) lehnt Gewaltdarstellungen generell ab, es sei denn, sie verdeutlichen eine gewisse Wertorientierung (Notwehrrechte, legitime staatliche Gewalt).

Laut Kepplinger und Dahlem wird Mediengewalt in natürliche und künstliche, sowie reale und fiktive Gewalt unterschieden (vgl. Kunczik, 11)

Natürliche Gewaltdarstellung wird lebensecht präsentiert (Realfilm). Künstliche Gewaltdarstellung ist durch eine artifizielle Darstellung (z. B. Zeichentrickfilm) gekennzeichnet. Reale Gewalt bedeutet die Präsentation jemandem physische und psychische Schädigungen zufügen zu wollen, und fiktive Gewalt gibt vor jemandem schädigen zu wollen. Gewalt im Spielfilm entspricht nach dieser Definition, natürlicher fiktiver Gewalt.

2.1 Typologie der Gewalt nach Galtung

Der Friedens- und Konfliktforscher Johan Galtung fasst den Gewaltbegriff weiter. Seine Definition von Gewalt lautet wie folgt:

„Gewalt liegt dann vor, wenn Menschen so beeinflusst werden, dass ihre aktuelle somatische und geistige Verwirklichung geringer ist als ihre potentielle Verwirklichung.“ (Galtung 1975, S. 9)

Wenn der potentielle Zustand eines Individuums besser wäre, wenn das Aktuelle nicht in der Form bestünde und das Aktuelle aber vermeidbar wäre, so liegt Gewalt vor.

Er unterscheidet zwischen direkter (personaler) Gewalt und indirekter (struktureller) Gewalt. Die Form der Gewalt die von einem Akteur (ein handelndes Subjekt) ausgeübt wird, ist personale Gewalt.

Finden sich Ungleichheiten der Ressourcen oder der Machtverhältnisse, und daraus resultierende ungleiche Lebenschancen in einem System, so spricht er von struktureller Gewalt.

Intendierte und nicht-intendierte Gewalt ist relevant für die Schuldfrage. Intendierte Gewalt schließt beabsichtigte Konsequenzen ein.

Manifeste Gewalt wird als Aktion sichtbar. Nicht nur in Form personaler Gewalt (z. B. A schlägt B), sondern auch in struktureller Form (z. B. alle As haben bessere Lebenschancen als alle Bs). Latente Gewalt dagegen ist noch nicht vorhanden, kann aber leicht zum Vorschein treten (labiler Zustand).

Gewalt kann sowohl gegen Objekte gerichtet (Personen, Dinge) als auch objektlos sein, d. h. eine Drohung einer Person muss sich nicht direkt auf eine andere beziehen, aber sobald sie ausgesprochen wurde, wurde Gewalt ausgeübt.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass strukturelle Gewalt eine gewisse Stabilität zeigt, dagegen die personale Gewalt starken Schwankungen unterliegt. Auch wenn die Auswirkungen der strukturellen Gewalt auf eine Gesellschaft durchaus größer sein können, ist es die personale Gewalt die normalerweise in den Medien dargestellt wird.

Um die Dimensionen der Gewalt leichter überblicken zu können, habe ich folgende Veranschaulichung erstellt:

Typologie der Gewalt nach Galtung (1975)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Gewalt liegt dann vor, „wenn Menschen so beeinflusst werden, dass ihre aktuelle somatische und geistige Verwirklichung geringer ist als Ihre potentielle Verwirklichung“ (Galtung, 1975)

- physisch – psychisch

- Negative – positive Einflussnahme (Konsumgesellschaft übt Konsumzwang aus und belohnt bestimmte Verhaltensweisen)

- Existenz eines Objekts (Atomtests, Umweltverschmutzung, Gewalt gegen Sachen)

- Existenz eines Subjekts (personale, direkte oder strukturelle, indirekte Gewalt)

- intendiert – nicht-intendiert (wichtig für die Schuldfrage; Moralkodizes, die sich auf intendierte Gewalt beziehen vernachlässigen die strukturelle Gewalt)

- manifest – latent (Latente Gewalt ist vor direkter Ausübung bereits vorhanden; z. B. im Fall von Diskriminierung)

2.2 Struktur von Gewaltdarstellungen

Im deutschen Fernsehen werden auf allen Kanälen pro Woche ungefähr 500 Mal Tötungen von Menschen gezeigt, 2000 gewaltbezogene kriminelle Handlungen, einschließlich 100 Vergewaltigungen bzw. sexuellen Nötigungen (vgl. Weiler, 1996).

Laut Kunczik (1994, S. 40 ff.), der auf inhaltanalytische Studien in der BRD, Großbritannien, USA, Israel und Japan verweist, treten dabei folgende Punkte in der Struktur von Gewaltdarstellungen wiederholt auf:

1. Gewalt wird hauptsächlich in Verbindung mit Einzelschicksalen präsentiert, strukturelle Gewalt ist in den Unterhaltungssendungen von untergeordneter Bedeutung.
2. Die gewalttätigsten Protagonisten sind unverheiratete Männer mittleren Alters.
Frauen werden meist passiv und verführerisch dargestellt.
3. Gewaltakte in den Fernsehsendungen ereignen sich typischerweise zwischen
einander fremden Protagonisten, die in Sprechweite voneinander entfernt sind.
Diese Form der fiktiven Gewaltdarstellung ist nicht realistisch, da Gewalt in Wirklichkeit selten rein zufällig auftritt, sondern das zugespitzte Resultat von Aktion und Reaktion zwischen zwei einander bekannten Individuen ist.
4. Die Leiden des Opfers, Blut und Wunden werden selten gezeigt. Das Opfer wird
nur kurz präsentiert.
5. Gewalt wird als effizientes Instrument zur Erreichung von Zielen oder zur
Konfliktlösung gezeigt.
6. Gewalt wird nicht nur von „negativen“ Protagonisten, sondern auch von
Gesetzesvertretern angewandt. Kriminalitätsbekämpfung wird dabei als Spezialistentätigkeit dargestellt. Die gesellschaftliche Mitverantwortung für die Verminderung von Kriminalität wird dabei nicht thematisiert.
7. Anwesende Zeugen von Gewaltakten verhalten sich meist passiv. Auch friedliche Personen werden angegriffen, wobei Frauen, Arme und alte Menschen am häufigsten in der Opferrolle zu sehen sind.

Davon heben sich japanische Produktionen ab, die wesentlich violenter sind als U.S.- amerikanische Programme, was die Brutalitäten angeht. Dabei werden oft die positiven Helden Opfer von Gewalt, wobei Blut und Wunden in größerem Umfang gezeigt werden. Diese Handlungsmuster begünstigen aus lerntheoretischer Sicht nicht die Nachahmung von Gewalt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Medien und Gewalt
Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Note
1,0
Autoren
Jahr
2004
Seiten
25
Katalognummer
V86006
ISBN (eBook)
9783638046503
Dateigröße
625 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Medien, Gewalt
Arbeit zitieren
Ursula Ebenhöh (Autor:in)Tina Bieberbach (Autor:in), 2004, Medien und Gewalt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86006

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