Die Idee der Just Community als realisierte Alternativschulen

Ein Ansatz nach Lawrence Kohlberg


Hausarbeit, 2006

18 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Exkurs- Ziele des Rahmenlehrplans Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde

3. Der Kohlbergsche Ansatz der Just Community
3.1 Zur Person Lawrence Kohlberg
3.2 Die Idee der Just Community
3.2.1 Just Community als Kern der Kohlbergschen Moralerziehung
3.2.2 Just Community in der Schule oder die Schule „der gerechten Gemeinschaft“
3.2.3 Umsetzung der Idee der Just Community in deutschen Schulen
3.2.4 Grenzen des Just Community-Ansatzes

4. Zusammenfassung

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Das deutsche Schulsystem steht besonders seit dem schlechten Abschneiden in der weltweiten PISA-Studie im Jahre 2000 in der Kritik. Doch neben der Tatsache, dass die Schüler über unzureichendes Wissen verfügen, nahm gerade in den vergangenen Monaten eine weitere Problematik drastisch zu. So konnte man in den Medien verstärkt von gewalttätigen Angriffen in Schulen auf Lehrer und Mitschüler lesen bzw. hören. Die Vermutung liegt nahe, dass diese Übergriffe in staatlichen Einrichtungen durch eine stetig zunehmende Perspektivlosigkeit und somit durch eine gewisse Frustration verursacht wird.

Mit Sicherheit sind die Gründe für diesen unbefriedigenden Zustand vielfältig. Probleme wie mangelnde Perspektiven nach der Schule aufgrund von fehlenden Ausbildungsplätzen, soziale Benachteiligungen und die viel diskutierte Frage nach einer gelingenden Integration von Migrantenkindern zählen unter anderem dazu, sollen allerdings in dieser Arbeit nicht analysiert werden.

Thema der Arbeit ist vielmehr die Suche nach einer Möglichkeit, die einen Beitrag leistet, das Klima an den staatlichen Schulen zu entspannen. In vielen Schulen wird nach wie vor beinahe ausschließlich der so genannte Frontalunterricht praktiziert. Dazu wird den Schülern in der Praxis Eigenverantwortung und Mitbestimmung von Anfang an abgesprochen. Um dieses System im späteren eigenen Unterricht aufzulockern bzw. zu durchbrechen, ist es wichtig, alternative Unterrichtsideen kennen zu lernen und sie zu analysieren. Alternativen existieren in einer großen Zahl. In dieser Arbeit soll eine von ihnen, nämlich der Ansatz der Just Community von Lawrence Kohlberg (1927-1987), vorgestellt werden. Neben den Vorteilen dieses Ansatzes müssen natürlich auch seine Grenzen aufgezeigt werden.

Die Idee der Just Community, die bereits – wie anhand der aufgezeigten Beispiele sichtbar werden wird – in einigen deutschen Schulen umgesetzt wurde, bietet sich vor allem durch Einbeziehung mehrerer Disziplinen wie der Moralpsychologie, der Soziologie und der Philosophie an. Außerdem ist es ihr Anliegen, dem Schüler die häufig fehlende Eigenverantwortung und das Recht auf Mitbestimmung zurückgegeben.

Ziel der vorliegenden Arbeit soll kein Plädoyer gegen das staatliche Schulsystem sein, sondern durch eine kritische Auseinandersetzung mit der alternativen Schulform neue Ideen und Anregungen für den eigenen Unterricht kennen zu lernen und umsetzen zu können.

2. Exkurs – Ziele des Rahmenlehrplans Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde

Auch wenn die in der Einleitung angesprochenen Probleme der „normalen“ staatlichen Schulen existieren, bedeutet dies nicht, dass sie in den zuständigen Behörden nicht bekannt sind.

So begründen sich die Mängel von fehlender Eigenverantwortung und zu geringerem Mitbestimmungsrecht nicht durch ihre Nicht-Erwähnung in den Lehrplänen, sondern häufig durch die Unmöglichkeit sie durchzusetzen. Lehrer mit jahrelanger Praxis kennen diesen Missstand und haben bereits auf Grund von Zeitmangel für die Umsetzung des eigentlichen Unterrichtsstoffes und zu hohen bürokratischen Aufwand für jede Änderung im schulischen Alltag resigniert.

Vielleicht bringen die frisch studierten Lehrer am ehesten den Idealismus auf, Kraft in die Umsetzung der pädagogischen Ziele der Lehrpläne zu setzen. Doch prinzipiell ist es die Aufgabe jedes Lehrers diese zumindest minimal in den Unterricht zu integrieren.

Dass also Gemeinsamkeiten zwischen den Grundanliegen des Just Community-Ansatzes von Lawrence Kohlberg und den Zielen der aktuellen staatlichen Rahmenlehrplänen existieren, soll an dieser Stelle, wenn auch nicht analysiert, aber dennoch kurz vorgestellt werden.

Als Beispiel dient der brandenburgische Stufenplan für die Sekundarstufe I vom Ministerium für Bildung, Jugend und Sport aus dem Jahre 2004, der die Grundlage und die pädagogischen Orientierung für alle Fächer darstellt, und somit auch für den Rahmenlehrplan des Faches Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde gilt.

Die vier Ziele, die als „Eckpfeiler für die Bildung in der Sekundarstufe I“[1]gelten, sind wie folgt:

- Anschlussfähigkeit und lebenslanges Lernen
- Mitbestimmungs- und Teilhabefähigkeit
- Ausbildungsfähigkeit
- Stärkung der Persönlichkeit[2]

Alle vier Punkte stimmen mit den Grundanliegen Kohlbergs überein – wie in den nachfolgenden Erläuterungen unter Punkt 3 „Der Kohlbergsche Ansatz der Just Community“ ersichtlich werden wird. Die wichtigste Gemeinsamkeit liegt jedoch in dem Ziel der „Mitbestimmungs- und Teilhabefähigkeit“. So heißt es unter diesem Punkt des Rahmenlehrplans: „Es ist Aufgabe der Schule, Unterricht und Schulleben so zu gestalten, dass die Schülerinnen und Schüler die Bereitschaft und das Vermögen zur Mitgestaltung der Gesellschaft in der Schule erfahren, lernen und entwickeln können.“[3]– „[Die] Fähigkeit und Bereitschaft zur Selbstverantwortung und Selbstbestimmung [stellen] den unaufgebbaren Kern der Bildung [dar].“[4]Anhand dieser Aussagen kann eindeutig belegt werden, dass Ideen der Kohlbergschen Moralerziehung längst in staatlichen Lehrplänen wiederzufinden sind bzw. Gemeinsamkeiten zwischen beiden zu finden sind.

Es muss jedoch noch einmal unterstrichen werden, dass sich die Schulen, die „normalen“ Unterricht durchführen von den Schulen, die ihren Unterricht durch alternative Formen wie dem Just Community-Ansatz ergänzen, vor allem in der Umsetzung unterscheiden und eben gerade daran an ihre Grenzen stoßen.

3. Der Kohlbergsche Ansatz der Just Community

3.1 Zur Person Lawrence Kohlberg

Lawrence Kohlberg wird am 25. Oktober 1927 in Bronxville (New York) als viertes Kind einer assimilierten jüdischen Familie geboren. Nachdem er 1945 die Highschool beendet hat, wird Kohlberg zur Handelsmarine eingezogen. Nach einem Europa- und Palästina-Aufenthalt nimmt er in Chicago sein Psychologie-Studium auf. In den Jahren 1955 bis 1958 schreibt Kohlberg an seiner Dissertation, einer Untersuchung zu moralischen Urteilen bei Kindern und Jugendlichen. Dabei lässt er sich von John Dewey und Jean Piaget beeinflussen, deren These es gewesen ist, dass „Kinder nicht einfach nur lernen, sondern aktiv ihre eigene Entwicklung gestalten“.[5]Mit dieser wissenschaftlichen Behauptung entspricht Kohlberg Mitte der 50er Jahre nicht seiner US-amerikanischen Umgebung. Bis Ende der 60er Jahre begleiten Kohlbergs Theorien zur Moralentwicklung Schwierigkeiten bei deren Veröffentlichungen.

1968 erhält Kohlberg eine Professur in Cambridge. Dort gründet er im gleichen Jahr das „Zentrum für moralische Entwicklung und Erziehung“. Kohlbergs pädagogisches Programm, das in der Erziehung eine Anregung zur Entwicklung sieht, ist stets mit philosophischen Fragestellung verbunden.

Im Laufe der 70er Jahre nimmt das Interesse am Thema Moralentwicklung stark zu. Nach einer Viruserkrankung konzentriert Lawrence Kohlberg sich einerseits auf „die Verbesserung und Validierung seines Forschungsinstruments“[6](das Kohlbergsche Stufenmodell) und andererseits auf „die praktische Entwicklung von Schulprogrammen, die über Moralerziehung im Unterricht weit hinausgingen.“[7]Mit dieser entsteht auch die Idee der Schulen der Just Community, der Schulen „der gerechten Gemeinschaft“. Diese bilden schließlich auch den „Kern der Kohlbergschen Moralerziehung“[8].

Auch wenn Kohlberg sich der Grenzen seines Ansatzes bewusst ist, so arbeitet er in seinen letzten Jahren unermüdlich an Publikationen, aber auch an praktischen Schulprojekten.

Am 17. Januar 1987 setzt Lawrence Kohlberg seinem Leben selbst ein Ende.

3.2 Die Idee der Just Community

3.2.1 Just Community als Kern der Kohlbergschen Moralerziehung

Wie bereits beschrieben, befasst sich Lawrence Kohlberg seit den 50er Jahren mit der Moralpsychologie. Sein Forschungsschwerpunkt liegt dabei auf der Moralentwicklung bei Kindern und Jugendlichen. Bis dato betrachtete man in der US-amerikanischen Forschung den Mensch „als Produkt der Umstände.“[9]Was bedeutet, dass man annahm, das Individuum sei im Besitz von bestimmten Einstellungen und hielte sich an Normen, die sich allerdings beide durch Umweltbedingungen ständig ändern konnten. Doch Lawrence Kohlberg nimmt die Idee John Deweys und Jean Piagets auf, dass Kinder sich stets an ihrer eigenen Entwicklung aktiv beteiligen.

[...]


[1]Ministerium für Bildung, Jugend und Sport. Land Brandenburg (2004): Rahmenlehrplan. Lebensgestaltung – Ethik – Religionskunde, S. 7.

[2]Ebenda, S. 7f.

[3]Ministerium für Bildung, Jugend und Sport. Land Brandenburg (2004): Rahmenlehrplan. Lebensgestaltung – Ethik – Religionskunde, S. 8.

[4]Ebenda.

[5]Oser, Fritz; Althof, Wolfgang (1997): Moralische Selbstbestimmung. Modelle der Entwicklung und Erziehung im Wertebereich. Ein Lehrbuch. Stuttgart, S. 85.

[6]Ebenda, S. 86.

[7]Ebenda.

[8]Ebenda, S. 87.

[9]Oser, Fritz; Althof, Wolfgang (1997): Moralische Selbstbestimmung. Stuttgart, S. 85.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die Idee der Just Community als realisierte Alternativschulen
Untertitel
Ein Ansatz nach Lawrence Kohlberg
Hochschule
Universität Potsdam  (Institut für Philosophie)
Veranstaltung
Integrationskurs Fachdidaktik
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
18
Katalognummer
V85793
ISBN (eBook)
9783638008358
ISBN (Buch)
9783638914222
Dateigröße
431 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 2. Exkurs- Ziele des Rahmenlehrplans Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde.4 3. Der Kohlbergsche Ansatz der Just Community 3.1 Zur Person Lawrence Kohlberg 3.2 Die Idee der Just Community 3.2.1 Just Community als Kern der Kohlbergschen Moralerziehung 3.2.2 Just Community in der Schule oder die Schule „der gerechten Gemeinschaft 3.2.3 Umsetzung der Idee der Just Community in deutschen Schulen 3.2.4 Grenzen des Just Community-Ansatzes 4. Zusammenfassung
Schlagworte
Idee, Just, Community, Alternativschulen, Integrationskurs, Fachdidaktik, Hausarbeit, Essay, Wissenschaftliche Arbeit
Arbeit zitieren
Michael Dathe (Autor:in), 2006, Die Idee der Just Community als realisierte Alternativschulen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85793

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