Klima und Wintertourismus in Mitteleuropa - Stand und Perspektiven


Hausarbeit, 2007

40 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsübersicht

Abbildungsverzeichnis

Zusammenfassung

1. Klima und Wintertourismus
1.1 Die Entstehung der europäischen Winterwetterlagen
1.2 Klima als Standortfaktor im Tourismus
1.2.1 Klima-touristische Indizes
Physiologisch Äquivalente Temperatur PET
Bioklimadiagramm
Klima-Tourismus-Informations-Schema CTIS

2. Auswirkungen einer Klimaänderung
2.1 Schneesicherheit
Analyse der Schneesicherheit am Beispiel Engelberg
2.2 Schneedeckenmodellrechnung
2.3 Schneesicherheit von heute und morgen
2.4 Ökologische Auswirkungen
2.5 Auswirkungen auf den Tourismus

3. Anpassungsstrategien
3.1 Sicherung des Skisports
3.2 Alternativen zum Wintertourismus
3.3 Finanzielle Hilfeleistung
3.4 Fatalismus

4. Fazit

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Positiver Modus des NAOI

Abbildung 2: Negativen Modus des NAOI

Abbildung 3: Zeitreihe des NAOI

Abbildung 4: Wichtige/unwichtige Aspekte der Entscheidung für eine Urlaubsregion

Abbildung 5: Den Tourismus beeinflussende meteorologische Faktoren

Abbildung 6: Beurteilung des TCI-Wertes nach MIECZKOWSKI

Abbildung 7: Veränderlichkeit der PET durch variable Außenbedingungen

Abbildung 8: Häufigkeitsdarstellung von PET-Klassen (Bioklimadiagramm) für Fichtelberg

Abbildung 9: Klima-Tourismus-Informations-Schema für Heraklion

Abbildung 10: Schneehöhenverlauf in Engelberg-Dorf und Engelberg-Trübsee

Abbildung 11: Probability Calendar: Häufigkeit des Auftretens bestimmter Schneehöhen

Abbildung 12: Anzahl der Tage mit einer Schneebedeckung von 30cm in Engelberg-Dorf

Abbildung 13: Häufigkeiten der guten, mittleren und schlechten Winter in Engelberg-Dorf

Abbildung 14: Häufigkeiten der guten, mittleren und schlechten Winter in Engelberg-Trb.

Abbildung 15: Gemessene und modellierte Schneehöhe in Engelberg (BÜRKI 2000)

Abbildung 16: Modellierte Schneesicherheit ausgewählter Standorte in den Alpen

Abbildung 17: Relative Anzahl der schneesicheren Gebiete der Alpen

Abbildung 18: Mittlere Anzahl natürlicher Schneetage pro Jahr

Abbildung 19: Mittlere Anzahl der Tage pro Jahr mit Beschneiungspotential

Abbildung 20: Potentielle mittlere Andauer der Schneedecke

Abbildung 21: Potentielle mittlere Beschneibarkeit in 2025

Abbildung 22: Anpassungsformen von Tourismusorten (BÜRKI 2000)

Zusammenfassung

Wetter und Klima können auf vielfältige Art und Weise Einfluss auf den Tourismus nehmen. Sie sind sowohl limitierende Faktoren als auch Steuergrößen der touristischen Nachfrage. Unter Wetter und Klima versteht man aber nicht nur grundlegende Größen wie Lufttemperatur und Niederschlag, sondern das ganze Spektrum der meteorologischen Größen und Phänomene der atmosphärischen Umwelt (MATZARAKIS 2006). Die Beschreibung und Bewertung des aktuellen Wetters und der klimatischen Bedingungen sind Grundbestandteil der Tourismus-Klimatologie. Kenntnis dieser Bedingungen bildet die notwendige Grundlage für das Tourismuspotential einer Region, welche mit Hilfe der Touristischen-Klima-Indizes beschrieben und bewertet werden kann.

Die atmosphärischen Vorgänge in Mitteleuropa werden in den Wintermonaten wesentlich durch die Ausprägung der Nordatlantischen Oszillation beeinflusst, deren Variabilität neben der übergeordneten Klimaänderung die zukünftige Schneesicherheit in den Gebirgslagen Mitteleuropas bestimmt. Mit Hilfe von Schneemodellierungen auf der Basis von zwei unterschiedlichen Klimaszenarien (ECHAM und CCC) wird die Schneesicherheit am Beispiel des Skigebietes Engelberg analysiert und beschrieben. Unter veränderten Bedingungen, welche für den Zeitraum 2030-2050 erwartet werden, können nur noch Skigebiete oberhalb 1600 bis 2000 m NN als schneesicher bezeichnet werden.

Die Klimaänderung beschleunigt die aktuellen Entwicklungen im Wintertourismus. Wenig rentable Skigebiete werden aus dem Markt ausscheiden, während höher gelegene Gebiete vorerst profitieren können. Neben wirtschaftlichen Auswirkungen treten auch ökologische Auswirkungen immer mehr in den Vordergrund.

Um die Attraktivität von Tourismusdestinationen zu erhalten, müssen die Tourismusverantwortlichen das Angebot den neuen Bedingungen anpassen. Durch neue Konzepte oder eine entsprechende Verlagerung der Schwerpunkte kann die Attraktivität einer Destination erhalten werden.

1. Klima und Wintertourismus

Wetter, Klima und Tourismus sind auf vielfältige Art und Weise miteinander verknüpft. Es soll deshalb im Folgenden erläutert werden, wie die europäischen Winterwetterlagen entstehen und welche Bedeutung das Klima für die Entwicklung des Tourismus in Mitteleuropa hat.

1.1 Die Entstehung der europäischen Winterwetterlagen

Das winterliche Witterungsgeschehen in Mitteleuropa wird hauptsächlich durch die großen Wassermassen des Nordatlantiks, durch den warmen Golfstrom und die Nähe zu den arktischen Luftmassen beeinflusst. Über dem Nordatlantik bildet sich ein charakteristisches atmosphärisches Muster aus. Zwei wesentliche Bestandteile dieses Musters sind das auf mitteleuropäischen Druckkarten leicht erkennbare Tiefdruckgebiet über Island und das Hochdruckgebiet westlich der Iberischen Halbinsel, das Azorenhoch. Aus diesen Druckgegensätzen resultiert ein Ausgleichswind. Die in rotierenden Bezugssystemen auftretende Corioliskraft, deren Ursache in der Drehimpulserhaltung der Luftmassen liegt, stellt eine Beschleunigung senkrecht zur Bewegungsrichtung dar, die dazu führt, dass Bewegungen vom rotierenden Bezugssystem aus gekrümmt erscheinen. Für die Luftmassen des Nordatlantiks bedeutet dies eine Ablenkung in östlicher Richtung.

Luftmassen, die aus allen Richtungen zu dem Punkt des tiefsten Druckes strömen – also zum Islandtief – werden auf der Nordhalbkugel durch die Corioliskraft entgegen dem Uhrzeigersinn rotieren und bilden eine Zyklone. Luftmassen, die aus dem Azorenhoch strömen, rotieren dementsprechend im Uhrzeigersinn.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Konzeptionelle Darstellung von Meeresoberflächentemperatur, Meeresströmungen, Meereisverteilung, Luftdruck sowie Temperatur- und Niederschlagstendenz im Raum zwischen Nordamerika, Westeuropa und Nordafrika für den positiven Modus des NAOI (Geographisches Institut, Universität Bern 07/2007)

Wie zwei Schaufelräder schaufeln die beiden Drucksysteme die Luftmassen in östlicher Richtung über den Atlantik, wobei über den warmen Wassermassen des Golfstromes die Erwärmung sowie die Wassersättigung der Luft begünstigt werden. Für den Winter in Mitteleuropa bedeutet diese Konstellation relativ hohe Niederschlagsmengen und milde Lufttemperaturen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Konzeptionelle Darstellung von Meeresoberflächentemperatur, Meeresströmungen, Meereisverteilung, Luftdruck sowie Temperatur- und Niederschlagstendenz im Raum zwischen Nordamerika, Westeuropa und Nordafrika für den negativen Modus des NAOI (Geographisches Institut, Universität Bern 07/2007)

Ist das System von Islandtief und Azorenhoch im Hochwinter weniger stark ausgeprägt, dominiert der Einfluss der arktischen Luftmassen. Die nach Süden verlagerte Westströmung verliert an Intensität und bildet die Tiefdruckgebiete im mediterranen Raum. Das stabile winterliche Kältehoch mit Kern über Russland kann nun weit in südwestlicher Richtung vordringen und bewirkt eine äußerst stabile Wetterlage in Mitteleuropa, dessen kalte Luftmassen die Schneesicherheit in den europäischen Wintersportgebieten begünstigt.

Die Stärke der nordatlantischen Oszillation wird durch einen Index bewertet. Der NAO-Index ist definiert als die Differenz der Druckabweichung von den jeweiligen Mittelwerten an der Station Ponta Delgada (Azoren) und Stykkisholmur (Island). Eine Zeitreihe des NAO-Index von 1825 bis 2000 ist in Abbildung 3 dargestellt. Diese Abbildung verdeutlicht, dass der NAO-Index großen Schwankungen unterliegt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Zeitreihe des NAOI (IFM-GEOMAR 07/2007)

Die NAO ist hauptsächlich im Winter ausgeprägt, in den übrigen Jahreszeiten ist sie nur sehr schwach ausgebildet. Wie die Zeitreihe in Abbildung 3 zeigt, schwankt der NAO-Index zwar sehr stark, eine dominante Periodizität ist aber nicht zu erkennen. Häufig werden zwar Schwankungen im Bereich von 8 bis 10 Jahren angegeben, diese Perioden sind aber nicht stationär. Die letzten 20 Jahre zeichnen sich durch fast ausschließlich positive Indizes mit sehr hohen Werten aus, was möglicherweise eine Auswirkung einer globalen Erwärmung sein könnte; Klimamodelle geben zumindest Hinweise darauf (IFM-GEOMAR 2007).

1.2 Klima als Standortfaktor im Tourismus

Der Tourismus ist einer der weltweit größten und am schnellsten wachsenden Industriezweige. Für den Zeitraum von 1980 bis 2002 konnte der Tourismus weltweite Zuwachsraten von über 150% verzeichnen, was einem mittleren jährlichen Wachstum von etwa 7% entspricht (WORLD TRADE ORGANISATION, 2003). Sowohl in der Karibik, den Mittelmeerländern als auch in den Hochgebirgsregionen Mitteleuropas wird die Attraktivität des Reiseziels wesentlich durch das Wetter bestimmt. Wetter, Klima und Tourismus sind auf vielfältige Art und Weise miteinander verknüpft. Das Wetter ist definiert über die Zustände und Vorgänge innerhalb der Atmosphäre zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort. Das Klima, definiert als mittlerer Zustand der Atmosphäre bestimmt neben vielen anderen Faktoren, ob gewisse Tourismusformen an bestimmten Orten grundsätzlich in Frage kommen oder nicht. Unter Touristikern herrschte lange Zeit die Vorstellung, Klima sei etwas Konstantes. Diese Auffassung gilt es zu korrigieren: Das Klima ist nicht statisch, sondern variabel in Raum und Zeit (ABBEG 1996, S.2).

Für den Tourismus, der die Gesamtheit der Beziehungen und Erscheinungen, die sich aus der Reise und dem Aufenthalt von Personen ergeben, für die der Aufenthaltsort weder Wohnort noch Arbeitsplatz ist, kann also vereinfacht gesagt werden: Das Klima bestimmt, ob ein Gebiet für bestimmte touristische Aktivitäten in Frage kommt, das Wetter hingegen bestimmt, ob diese Aktivitäten auch tatsächlich ausgeübt werden können.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4 : Wichtige/unwichtige Aspekte der Entscheidung für eine Urlaubsregion (Lohmann & Kaim 1999, S. 57)

Abbildung 4 zeigt nach einer Untersuchung von LOHMANN & KAIM (1999), dass Klima und Wetter bei der Entscheidung für eine Urlaubsregion nach landschaftsästhetischen Merkmalen und dem Kostenfaktor an dritter Stelle stehen. Dabei sind für den Sommertourismus die Faktoren des „Triple-S – sand, sun, sea“ entscheidend. Viele dieser Faktoren können in direkten Zusammenhang mit Wetter und Klima gebracht werden. Im Winter kann ein zusätzlicher Faktor zum „Triple-S“ ergänzt werden – das „Single-Winter-S“ für snow, der Faktor, der den Wintertourismus am meisten beeinflusst. Abbildung 5 verdeutlicht somit die Bedeutung von Wetter und Klima im gesamten Tourismussektor.

Wetter und Klima prägen nicht nur das touristische Angebot, sondern auch die Nachfrage. Sie beeinflussen unter anderem die Entscheidung, wohin eine Reise geht und welche Aktivitäten ausgeübt werden. Die klimatischen Gegebenheiten spielen in den drei Phasen der Reise eine wesentliche Rolle: vor, während und nach der Reise. (ABEGG, 1996; MATZARAKIS, 2006). Die meteorologischen bzw. klimatischen Bedingungen beeinflussen auch die Gestaltung des Tagesablaufes. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass Wetter und Klima sowohl limitierende Faktoren des Tourismus als auch Steuergrößen der touristischen Nachfrage darstellen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Den Tourismus beeinflussende meteorologische Faktoren (MATZARAKIS 2006)

Die Eigenschaften von Wetter und Klima sind nur selten so ausgeprägt, dass touristische Aktivitäten komplett unterbunden werden. Sie können sich aber durchaus entscheidend auf die Kosten auswirken. Praktisch alle Gebiete der Erde verfügen über ein minimales Tourismuspotential. Schlechte klimatische Verhältnisse können solche Regionen als nicht lohnenswert erscheinen lassen. Der touristische Anbieter wird von der Erschließung solcher Gebiete absehen, da sich die touristische Inwertsetzung nicht auszahlt. Touristen, die diese Region trotzdem aufsuchen, müssen demzufolge mit hohen Kosten rechnen – sei es in finanzieller Form oder in Form physiologischer Belastungen. Da der touristische Anbieter mit der Erstellung seines Angebotes auch über Kenntnisse und Kontrolle der Wetter- und Klimaabhängigkeit seines Angebotes verfügt, trägt er neben dem finanziellen Risiko auch eine gewisse Verantwortung für die Sicherheit des Angebotes, die mit der Variabilität im Wettergeschehen einhergeht. Wenn das Wetter und Klima seine gewohnten Bahnen verlässt, kann sie nicht mehr als Ressource des Tourismus angesehen werden, sondern eher als limitierender Faktor. Die Auseinandersetzung mit den Auswirkungen von Extremereignissen nimmt einen hohen Stellenwert ein und dürfte in vielen Fällen relevanter sein wie die Beschäftigung mit klimatischen Durchschnittswerten (ABEGG 1996, S.22).

Wetter und Klima können stimulierend, schonend oder belastend auf den menschlichen Organismus wirken. Bioklimatische Reize werden z.B. durch niedrige Lufttemperaturen, starke Tagesschwankungen der Lufttemperatur, böige Winde und hohe Strahlungsintensitäten ausgelöst. Hitze oder Nebel werden als belastend empfunden. Auf Grund der großen Bandbreite an Wirkungskomplexen sind bioklimatische Erkenntnisse für den Tourismus von großem Interesse. Deshalb wird in Eignungsuntersuchungen von Tourismusgebieten mit verschiedenen Kennziffern gearbeitet, den so genannten Klima-touristischen Indizes.

1.2.1 Klima-touristische Indizes

Für die Beschreibung und Quantifizierung des Klimas einer Region für Tourismusbelange bedient sich die Tourismus-Klimatologie Methoden aus der angewandten Meteorologie und Klimatologie, sowie aus der Human-Biometeorologie (VDI, 1998). Die Indizes gliedern sich in die elementaren, bioklimatischen und kombinierten Indizes. Elementare Indizes basieren auf der rechnerischen Verknüpfung gängiger Klimaparameter, z.B. Lufttemperatur, Sonnenscheindauer, Niederschlagssumme. Um eine ausgewogene Berücksichtigung der verwendeten Variablen zu erhalten, werden diese unterschiedlich gewichtet. Das Ergebnis ist ein synthetischer Wert, der aus touristischer Sicht als umso günstiger angesehen werden kann, je höher dieser Wert ist.

Elementarer Sommerindex nach DAVIS (1968):

I = 18 Tmax + 0,217 S – 0,276 N + 320

Tmax = mittleres Temperaturmaximum in °C (Juni-August)

S = Sonnenscheindauer in Std. (Juni-August)

N = Niederschlagssumme in mm (Juni-August)

Ähnliche elementare Indizes haben Autoren wie POULTER (1962), RACKLIFF (1965) und MURRAY (1972) vorgeschlagen.

Bei den kombinierten Indizes werden mehrere verschiedene Parameter miteinander verknüpft. Der am meisten bekannte und bis heute oft angewandte Tourismus-Klima-Index (TCI) stammt von MIECZKOWSKI (1985). Dieser besteht aus einer Kombination von sieben Parametern. Drei dieser Parameter gehen einzeln in die Berechnung ein, vier werden in zwei bioklimatische Indizes integriert.

TCI = 8 Cld + 2 Cla + 4 R + 4 S + 2 W

Cld = daytime Comfort Index (mittlere maximale Tagestemperatur und mittlere minimale rel. Luftfeuchtigkeit), 40%

Cla = daily Comfort Index (mittlere Tagestemperatur und mittlere rel. Luftfeuchtigkeit), 10%

R = Niederschlag in mm Regen, 20%

S = tägliche Sonnenscheindauer in Std., 20%

W = mittlere Windgeschwindigkeit in m/sec oder km/h, 10%

Bevor die verschiedenen Größen in die Formel einfließen, müssen diese bewertet werden. Da jeder der fünf Faktoren maximal fünf Punkte erreichen kann, ist im besten Falle ein TCI von 100 erreichbar. Nach Mieczkowski sind die klimatologischen Vorraussetzung entsprechend Abbildung 6 zu charakterisieren.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Beurteilung des TCI-Wertes nach MIECZKOWSKI

Die bioklimatischen Indizes beziehen sich auf das menschliche Wohlbefinden. Anders als bei den bisher beschriebenen Bewertungsverfahren wirken die meteorologischen Größen nie einzeln, sondern immer gemeinsam auf den menschlichen Organismus ein. Sowohl die körperliche Aktivität als auch die Bekleidung werden in die Berechnung mit einbezogen (MATZARAKIS 2006).

Physiologisch Äquivalente Temperatur PET

Mit der Physiologisch Äquivalente Temperatur (PET) wird, wie mit dem Predicted Mean Vote (PMV), das thermische Bioklima beschrieben (Matzarakis et al., 1999). Betrachtet man einen Menschen im Freien bei einer Arbeitsleistung von 80 W und dem thermischen Widerstand der Bekleidung von 0.9 clo, so erhält man die Wärmebilanz für Freilandbedingungen unter der Berücksichtigung von sieben weiteren Faktoren (reaktive Wärmebildung durch Kälte, die Strahlungsbilanz, den turbulenten Fluss fühlbarer Wärme und latenter Wärme durch Wasserdampfdiffusion, den Fluss latenter Wärme durch Verdunstung von Schweiß, den Wärmetransport über die Atmung, die Wärmeübertragung durch Nahrungsaufnahme und die Nettowärmespeicherung). Um die Wirkung der variablen Klimawerte auf die Physiologie des Menschen zu bewerten, werden die thermischen Effekte schwankender Umgebungsbedingung auf ein definiertes Innen-Raumklima bezogen:

Es wird angenommen, dass Strahlungsflüsse durch die Außenbedingungen nicht auftreten, so dass die Lufttemperatur gleich der mittleren Strahlungstemperatur ist. Die Windgeschwindigkeit wird auf 0.1 m/s gesetzt, der Wasserdampfdruck auf 12 hPa, was einer relativen Feuchte von 50% bei einer Lufttemperatur von 20 °C entspricht. Die PET entspricht nun der Lufttemperatur, bei der die Wärmebilanz des Menschen mit der Kern- und Hauttemperatur im Innenraum den gleichen Wert erreicht, wie unter Außenbedingungen (Höppe, 1999).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7: Veränderlichkeit der PET durch variable Außenbedingungen (Höppe, 1999, S.73)

Berechnet wird PET mittels dem „Munich Energybalance Model for Individuals“

(MEMI) für eine gegebene Kombination an meteorologischen Parametern. Durch Einsetzen der Werte für die mittlere Haut- und Kerntemperatur in MEMI und Auflösen des oben beschriebenen Gleichungssystems nach der Lufttemperatur (unter den vorgeschriebenen Bedingungen des Innenraumklimas laut Definition) erhält man PET, welche äquivalent zur Lufttemperatur ist.

Unter Touristikern hat es sich als wesentlicher Vorteil von PET herausgestellt, dass im Gegensatz zu anderen thermischen Indizes wie PMV die Einheit Grad Celsius verwendet wird. Dadurch kann dieser Index auch nicht fachspezifischen Nutzern verständlich und zugänglich gemacht werden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 40 Seiten

Details

Titel
Klima und Wintertourismus in Mitteleuropa - Stand und Perspektiven
Hochschule
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg  (Institut für physische Geographie)
Veranstaltung
Angewandte Klimatologie
Note
1,3
Autor
Jahr
2007
Seiten
40
Katalognummer
V85726
ISBN (eBook)
9783638015943
Dateigröße
3225 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Klima, Wintertourismus, Mitteleuropa, Angewandte, Klimatologie, Alpen, Gletscher, Skitourismus, Perspektiven
Arbeit zitieren
Sven Fitz (Autor:in), 2007, Klima und Wintertourismus in Mitteleuropa - Stand und Perspektiven, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85726

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