Attraktion und Partnerwahl


Seminararbeit, 2007

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Vorstrukturierung des Partnermarktes
2.1. Geographische Determinanten
2.2. Soziale Schichtung und Bildungsstand

3. Das Attraktionserleben und die Wahl eines Partners
3.1. Physische Attraktivität
3.2. Geschlechtsspezifische Präferenzen bei der Partnerwahl
3.2.1. Was Frauen suchen
3.2.2. Was Männer suchen
3.3. Stufenmodell der Partnerwahl

4. Der Sinn der Partnerschaft

5. Abschließende Betrachtung

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Wie kaum ein anderes Thema prägen die romantische Liebe und die Wahl eines Partners seit Jahrhunderten das menschliche Leben. Im Namen der Liebe wurden Kriege geführt, prächtige Bauten errichtet und poetische Meisterwerke erschaffen. Auch in unserer heutigen modernen Gesellschaft und zunehmenden Individualisierungstendenzen zum Trotz bleiben die zwischenmenschliche Anziehung und die Partnerwahl zentrale Gesichtspunkte menschlichen Handelns. Im Einklang mit den gesellschaftlichen Vorstellungen individueller Freiheit scheinen auf den ersten Blick auch die Faktoren, die die Wahl eines dauerhaften Partners lenken, freiheitlicher Natur zu sein. So mag es ja gerade eine Errungenschaft der Moderne zu sein, sich unabhängig jedweder Zwänge und nach persönlichem Belieben einen zukünftigen Partner auszuwählen. Doch entbehren die Prozesse des Zusammenfindens der Geschlechter wirklich jeglicher Regelmäßigkeiten? Obliegen sie wirklich nur dem individuellen Befinden oder folgen sie nicht vielmehr auch allgemeineren Mustern, die über eine Zufälligkeit zwischenmenschlicher Konstellationen hinausgehen?

Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Zusammenhänge, Faktoren und Kriterien zu untersuchen, die sich in einer interpersonellen Anziehung niederschlagen und die Entscheidungsprozesse der Partnerwahl beeinflussen. Hierbei soll anschaulich gemacht werden, dass das Zusammenfinden zweier Menschen keineswegs rein zufälliger Natur ist, sondern zu einem gewissen Grad determinierten Mustern folgt. Diese Überlegungen folgen vor allem soziologischen, sozialpsychologischen und evolutionspsychologischen Annahmen. Hierdurch soll gleichsam ein Einblick in verschiedene theoretische Ansätze zur Partnerwahl gegeben werden. Angesichts des begrenzten Umfangs dieser Arbeit kann dabei jedoch nur eine Auswahl an wissenschaftlichen Annahmen vorgestellt werden.

2. Die Vorstrukturierung des Partnermarktes

Im Laufe der Geschichte der Menschheit wurde die Wahl eines Partners durch verschiedene Rahmenbedingungen eingeschränkt. Zu diesen Einflussfaktoren gehörten gesetzliche Vorschriften bezüglich der Standesgleichheit der Partner, das Arrangieren von Ehen aus ökonomischen und politischen Gründen oder auch konfessionelle Grenzziehungen. Ebenso gibt es auch heute noch Kulturen, in denen die Wahl eines Partners weniger von Aspekten gegenseitiger Anziehung geprägt ist als vielmehr zweckmäßigen Überlegungen oder Entscheidungen der Familienoberhäupter folgt. In westlichen Gesellschaften hingegen wird die Freiheit von Individuen in ihren Entscheidungsprozessen betont. Im Bezug auf die Partnerwahl deutet dies demnach darauf hin, dass sich Partnerwahlprozesse regellos und ohne Zwänge vollziehen können. Umso interessanter ist es jedoch, dass sich trotz dieser Wahlfreiheit eine soziodemographische Strukturiertheit der Partnerwahl zeigt. Im Gegensatz zu unseren alltäglichen Vorstellungen der freien Wahl eines Partners unterliegen nämlich „die Entscheidungen, auf denen die Partnerwahl beruht, [...] im allgemeinen, auch wenn sie frei und überlegt erscheinen, zahlreichen ‚Sachzwängen’, deren Einfluss oft nicht wahrgenommen wird“ (Klein 1991, S. 35).

Zu diesen Sachzwängen, die die Wahl eines Partners zu einem gewissen Grad beeinflussen, gehören unter anderen geographische Faktoren, die soziale Schicht und der Bildungsstand.

2.1. Geographische Determinanten

Ein entscheidender Faktor für das Zustandekommen zwischenmenschlicher Beziehungen ist die räumliche Distanz. Interpersonelle Attraktion und Partnerwahl setzen zunächst voraus, dass sich potentielle Partner überhaupt begegnen und kennenlernen können. Dabei sind bereits durch die Umwelt natürliche Grenzen gesetzt. So wirken unter anderem Bergketten, Flussläufe oder auch Waldgebiete einschränkend bzw. hemmend auf die Möglichkeiten der Partnerwahl (vgl. Meyerhoff 1961). Ebenso nimmt die Wahrscheinlichkeit des Kennenlernens mit zunehmender räumlicher Distanz der Wohnorte ab. Lengerer (2001) konstatiert in der Auswertung einer im Jahre 1996 durchgeführten Regionaluntersuchung zur Wohnortentfernung beim Kennenlernen von Partnern in Westdeutschland, dass in ländlichen Gebieten und Kleinstädten knapp 80 % aller Partnerschaften in einem Radius von maximal 20 Kilometern, der eigene Wohnort inbegriffen, geschlossen werden. Großstädter wählen in über 80 % der Fälle einen ortsansässigen Partner. Die Partnerwahl erfolgt somit nicht im Rahmen einer infiniten Zahl potentieller Partner, sondern in hohem Maße bedingt durch geographische Einflussfaktoren. So finden nämlich „soziale Interaktionen [...] stets an konkreten Orten – in der Nachbarschaft, in der Schule, am Arbeitsplatz oder in öffentlichen Einrichtungen – statt [...], und die Wahrscheinlichkeit der Begegnung wächst tendenziell mit geringer werdender Entfernung der Wohnorte“ (Lengerer 2001, S. 133).

Der geographische Faktor ist allerdings auch in einem Wirkungszusammenhang mit dem Bildungssystem zu verstehen (vgl. Wirth 2000). Durch das Einschlagen unterschiedlicher Bildungswege erfolgt eine mehr oder weniger stark ausgeprägte räumliche Trennung von Personen. Dies wirkt sich wiederum auf die Möglichkeit von Kontaktaufnahmen aus. Hier deutet sich bereits an, dass neben dem Faktor räumliche Distanz auch der Bildungsstand und die soziale Schicht die Partnerwahl vorstrukturieren.

2.2. Soziale Schichtung und Bildungsstand

Die soziale Schicht wirkt sich, obwohl nicht unbedingt in das Bild einer freiheitlichen Gesellschaft passend, auch heute noch zu einem gewissen Grad auf die Wahl eines Partners aus. Zwischenmenschliche Begegnungen vollziehen sich in sozial strukturierten Interaktionsräumen und es besteht eine entsprechend große Möglichkeit, eben mit Menschen in Kontakt zu treten, die die gleiche soziale Umgebung teilen. Darüber hinaus können die Wertvorstellungen, Einstellungen, Sitten und Lebensziele von Angehörigen stark einander distanzierter Schichten voneinander abweichen und so die Wahrscheinlichkeit einer Paarbildung verringern. Zu berücksichtigen sind in diesem Zusammenhang dennoch die Größen verschiedener sozialer Gruppen, die sich in einer Erschöpfung des Angebots potentieller Partner der eigenen Gruppe niederschlagen können und somit Beziehungen zwischen Angehörigen verschiedener Gruppen fördern. Ebenso verhält es sich im Bezug auf unterschiedliche Bildungsgruppen. Wie sich hier bereits andeutet, wirken die soziale Schicht und der Bildungsstand in dem Grade restriktiv auf die Partnerwahl, indem sich eine deutliche Neigung zur Wahl sozial bzw. bildungsspezifisch ähnlicher Partner zeigt. Entgegen der anzutreffenden These, dass sich in Deutschland im Zuge von Modernisierungsprozessen wie der Bildungsexpansion auch die klassenbezogene Auswahl von Partnern verringert hat, belegt Wirth (2000), „dass die Heiratsbeziehungen auch Anfang der 90er Jahre durch typische Klassendimensionen charakterisiert sind“ (S. 235). Und auch bei der bildungsbezogenen Partnerwahl, die natürlich in einem Wirkungszusammenhang mit der Angehörigkeit zu sozialen Schichten steht, zeigt sich die Bevorzugung von Personen mit gleichem oder ähnlichem Bildungsstand.

Es gibt in der soziologischen Forschung verschiedene Ansätze, die versuchen, die Ursachen dieser Homogamie in der klassen- bzw. bildungsbezogenen Partnerwahl aufzuzeigen. Im Rahmen des normativen Ansatzes werden die Ursachen in der Wirkung vorherrschender Normen und Wertvorstellungen von Individuen gesehen (vgl. Rüffer 2001). Einen entscheidenden Einfluss auf die Ausbildung von Werten und Einstellungen hat dabei die Bildung. So wird im Laufe des Bildungsprozesse, zum Beispiel in der Schule und bei der Ausbildung, die Entwicklung bestimmter Wertorientierungen gefördert. Von diesen Überlegungen des normativen Ansatzes ausgehend, könnte man nun meinen, dass sich die Förderung bestimmter Wertorientierungen im Laufe des Bildungsprozesses auch auf die Genese eines möglichen Partnerbildes auswirkt, in dem sich die eigenen Wertvorstellungen wiederspiegeln. Nach Auffassung des austauschtheoretischen Ansatzes, der das Streben nach Nutzenmaximierung und die Bedeutung des belohnenden Charakters zwischenmenschlicher Verhaltensweisen betont, bewirkt eine Einstellungsähnlichkeit eines potentiellen Partners eine Stärkung des persönlichen Weltbildes. Diese Übereinstimmung wird als belohnend empfunden. Partner, die sich hinsichtlich ihrer Bildung und sozialen Schicht ähneln, verfügen demnach auch eher über ähnliche Wertorientierungen, stärken sich in ihren persönlichen Weltbildern und empfinden ihre Interaktion als belohnend und befriedigend. Auch aus der Sicht marktwerttheoretischer Ansätze lässt sich die bildungs- und klassenspezifische Homogamie von Partnern erklären (vgl. Langthaler 2001). Der Partnermarkt wird hierbei mit dem System der freien Marktwirtschaft verglichen. Durch spezifische Eigenschaften und Merkmale, wie Bildung und Status, hat jeder potentielle Partner einen Marktwert. Je höher dieser Marktwert ist, desto mehr wird eine Person bevorzugt. Interessiert sich nun eine Person mit geringerem Markwert, wie unter anderem mit niedrigem Bildungsstand, für eine Person mit höherem Marktwert, d. h. zum Beispiel mit besonders hohem Bildungsstand, so ergibt sich die Gefahr einer Zurückweisung. Diese Zurückweisung ist ebenso mit Kosten verbunden, die sich z. B. aus einer Fehlinvestition in die Werbung ergeben. Aus der Sicht des potentiellen Partners mit höherem Marktwert wäre die Wahl ebenso mit Kosten verbunden, wenn es doch auch Partner auf dem Markt gibt, die über den gleichen oder ähnlichen Markwert verfügen. Somit würden sich im Sinne marktwerttheoretischer Ansätze Beziehungen zwischen Partnern ergeben, die über einen ähnlichen Marktwert verfügen, sich also z. B. in Hinsicht ihrer Bildung und der sozialen Schicht ähneln. Natürlich sind hier aber das Bildungsniveau und der Status nur zwei der vielen Merkmale eines potentiellen Partners und das Fehlen eines erwünschten Merkmals kann auch durch das ausgeprägte Vorhandensein eines anderen Merkmals kompensiert werden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Attraktion und Partnerwahl
Hochschule
Universität Paderborn  (Institut für Humanwissenschaften)
Veranstaltung
Familienbeziehungen
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
16
Katalognummer
V85650
ISBN (eBook)
9783638014298
Dateigröße
406 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
"Eine exzellente Arbeit" (schriftl. Anmerkung der Dozentin)
Schlagworte
Attraktion, Partnerwahl, Familienbeziehungen
Arbeit zitieren
Sina Weber (Autor:in), 2007, Attraktion und Partnerwahl, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85650

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