Inwiefern bilden Frauenkrimis ein Subgenre innerhalb des Kriminalromans?


Hausarbeit, 2003

16 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hauptteil
2.1 Definition: Kriminalroman
2.2 Die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des Kriminalromans
2.2.1 Die Entstehung des Detektivromans
2.2.2 Der Detektivroman nach dem Ersten Weltkrieg und das Golden Age
2.2.3 Die Entstehung des Thrillers
2.2.4 Der „Frauenkrimi“
2.3. Kurze Inhaltsangabe
2.3.1 Ingrid Noll: Kalt ist der Abendhauch
2.3.2 Sabine Deitmer: Neon Nächte
2.3.3 Birgit C. Wolgarten: Land der Mädchen
2.4. Einordnung der drei Romane in die von Keitel aufgestellten Merkmale für einen Frauenkrimi
2.5. Versuch der Abgrenzung des Frauenkrimis gegenüber anderer Subgenres

3. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Immer häufiger treten in den letzten zwanzig Jahren Kriminalromane auf, die sich vor allem in der Vermittlung des Frauenbilds von ihren Vorgängern unterscheiden. Immer mehr Autorinnen schreiben über Frauen und für Frauen, wobei die Frauen über die sie schreiben sich durch ein großes Selbstbewusstsein, Unabhängigkeit und Selbstständigkeit auszeichnen. Kurz: durch alles, was im Selbstverständnis einer Frau (zumindest in meinem) wichtig und wünschenswert ist. Benannt werden diese Romane mit dem Begriff „Frauenkrimi“.

Aber gibt es diesen Krimi wirklich? Was genau ist das? Wie hat sich diese Bewegung entwickelt? Was ist charakteristisch für ihn?

Mit dieser Arbeit versuche ich einen kurzen Überblick über die Entstehungsgeschichte des Kriminalromans allgemein und des Frauenkrimis im Speziellen zu geben, typische Merkmale rauszuarbeiten, diese auf von mir gelesene Frauenkrimis zu beziehen und schließlich zu versuchen, den Frauenkrimi von Untergattungen abzugrenzen, um aufzeigen zu können, inwiefern der Frauenkrimi ein Subgenre innerhalb des Kriminalromans bildet.

2. Hauptteil

2.1 Definition: Kriminalroman

Ganz allgemein betrachtet erzählt der Kriminalroman (oder auch die Kriminalgeschichte, die Kriminalnovelle) die Geschichte eines Verbrechens oder eines Verbrechens[1], wenngleich Peter Nusser dies als „Verbrechensliteratur“[2] bezeichnet und diese strikt vom Kriminalroman trennt:

„Was sie [die Kriminalliteratur] jedoch inhaltlich von der Verbrechensliteratur abhebt, sind die in ihr dargestellten Anstrengungen, die zur Aufdeckung des Verbrechens und zur Überführung und Bestrafung des Täters notwendig sind.“[3]

Der Kriminalroman lässt sich grob in zwei Stränge unterteilen: zum einen den Detektivroman und zum anderen den Thriller[4]. Auf Beide werde ich später noch näher eingehen.

2.2 Die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des Kriminalromans

Obwohl es spannende Geschichten rund um Mord, Totschlag, Betrug und Raub mit Sicherheit schon seit vielen Jahrtausenden, wenn nicht sogar seit Entstehung der Menschheit überhaupt gibt (nicht umsonst heißt es in einem Sprichwort: „Verbrechen sind so alt wie die Menschheit“), und diese somit auch die damalige Literatur beeinflussten (die Bibel ist voll von Gräueltaten), kann man von einer Kriminalliteratur als eigenständiger Gattung erst ab dem Ende des 18. Jahrhundert sprechen. In dieser Zeit entwickelten sich zum einen der „massenhaft gelesene Schauerroman (Gothic Novel)“[5], als auch der von ihm beeinflusste deutsche „romantische Roman[6]. Auf die massenhafte Ausbreitung begünstigend wirkte in dieser Zeit die technische Entwicklung des Taschenbuchs. Vertreter dieser Zeit waren zum Beispiel Der Verbrecher aus verlorener Ehre von Friedrich Schiller, Michael Kohlhaas von Heinrich von Kleist, Die Judenbuche von Annette Droste Hülshoff und Das Fräulein von Scuderi von E.T.A. Hoffmann.

2.2.1 Die Entstehung des Detektivromans

Als eigentlicher Begründer der Gattung Detektivliteratur gilt jedoch der Amerikaner Edgar Allan Poe (1809-1849). Im Jahr 1841 veröffentlichte er seine Erzählung The Murders in the Rue Morgue (Deutscher Titel: Der Doppelmord in der Rue Morgue). Später folgten seine beiden anderen Detektivgeschichten The Mystery of Marie Rôget (1842) und The Purloined Letter (1845).[7]

Bei The Murders in the Rue Morgue wurden erstmals ein Detektiv (C. Auguste Dupin) und seine streng deduktiven Methoden bei der Aufklärung eines Verbrechens unmittelbar in den Mittelpunkt der Handlung gestellt. Er klärte seine Fälle allein mit Methoden der Logik und des Rationalismus. Poe selbst nennt dies ratiocination, was Keitel als „die logischen Ableitungen, durch die C. Auguste Dupin zur Lösung der Kriminalfälle gelangt“[8] definiert. Des Weiteren integriert Poes erste Detektivgeschichte weitere Elemente, die später maßgeblich für den Detektivroman sein sollten: im Zentrum der Geschichte steht der Mord, die Polizei ist mit dem Fall überfordert, der Fall wird von einem Privatdetektiv zusammen mit einem (ihm meist geistig deutlich unterlegenen und zu ihm aufblickenden) Freund (Keitel bezeichnet ihn als „Watson-Figur“)[9] gelöst und die Spuren sind zunächst irreführend. Als neues Element wird später jedoch noch eingeführt, dass der Mörder von Anfang an eine Rolle spielen muss und nicht erst am Schluss auftauchen darf.

Als Poes direkte Nachfolger lassen sich der Engländer Wilkie Collins (1824-1889) und der Franzose Emile Gaboriau nennen.

Collins wurde mit Kriminalromanen wie The Woman in White (Deutscher Titel: Die Frau in Weiß, 1860) und The Moonstone (Deutscher Titel: Der Monddiamant, 1868) bekannt.

Er benutzte vorwiegend die „shifting point of view Technik“ („an der Aufdeckung des Komplotts sind mehrere Erzähler beteiligt, die alle persönlich in die Vorgänge verstrickt sind“)[10]. Durch diese Technik kommen so viele Personen zu Wort, dass seine Texte der Länge eines Romans entsprachen, weshalb Keitel ihn als Begründer des Kriminalromans bezeichnet („Poe entwickelte die Detektivgeschichte und Collins den Kriminalroman“)[11]. Nusser nennt Collins (und auch Gaboriaus) Romane allerdings eine „Frühform des Detektivromans[12], weshalb sie an dieser Stelle auch nicht falsch platziert sind.

Emile Garboriau, der als Begründer des französischen „roman policiers[13] gilt (da der Detektiv ein Beamter bei der Polizei ist) wurde durch seinen Roman L’Affaire Lerouge (Deutscher Titel: Die Affäre Lerouge, 1863) bekannt.

Als letzten wichtigen Autoren für die Entstehung des Detektivromans möchte ich noch Artur Conan Doyle (1859-1930) anführen, der neben vier Detektivromanen (A Study in Scarlet, 1887; The Signe of Four, 1890; The Hound of Baskervilles, 1902 und The Valley of Fear 1915) in 56 Detektivgeschichten die legendäre Detektivfigur des Sherlock Holmes erschuf.[14] Wie Dupin, so arbeitete auch Sherlock Holmes streng nach den Regeln der Analyse und Kombination, unterscheidet sich von ihm jedoch dadurch, dass er „seine Fälle schon routinemäßig nach bewährten Rezepten […] als Experte“[15] löst.

2.2.2 Der Detektivroman nach dem Ersten Weltkrieg und das Golden Age

In den 1920er und 1930er Jahren entwickelte sich der Detektivroman weiter und kam so zu seiner ersten Blütezeit, dem Golden Age. Während bisher in einem Kriminalroman immer der Detektiv im Mittelpunkt stand, nahm nun die Aufklärung des Verbrechens eine zentrale Stellung ein, weshalb man diese Art von Roman auch (pointierten) Rätselroman nennt.[16]

[...]


[1] Vgl. Metzler Literaturlexikon, S.253

[2] Nusser: Der Kriminalroman, S.1

[3] Ebd.

[4] Ebd.

[5] Nusser: Der Kriminalroman, S.77

[6] Ebd.

[7] Vgl. Keitel: Kriminalromane von Frauen für Frauen, S.9

[8] Ebd.

[9] Keitel: Kriminalromane von Frauen für Frauen, S.10

[10] Keitel: Kriminalromane von Frauen für Frauen, S. 12

[11] Ebd.

[12] Nusser: Der Kriminalroman, S. 82

[13] Nusser: Der Kriminalroman, S.84

[14] Vgl. Nusser: Der Kriminalroman, S. 85

[15] Nusser: Der Kriminalroman, S. 87

[16] Vgl. Nusser: Der Kriminalroman, S.92

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Inwiefern bilden Frauenkrimis ein Subgenre innerhalb des Kriminalromans?
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Note
1,7
Autor
Jahr
2003
Seiten
16
Katalognummer
V85631
ISBN (eBook)
9783638003469
ISBN (Buch)
9783638911351
Dateigröße
500 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Inwiefern, Frauenkrimis, Subgenre, Kriminalromans
Arbeit zitieren
Melina Pütz (Autor:in), 2003, Inwiefern bilden Frauenkrimis ein Subgenre innerhalb des Kriminalromans?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85631

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Inwiefern bilden Frauenkrimis ein Subgenre innerhalb des Kriminalromans?



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden