Zur Verwendung von Redewendungen und Sprichwörtern in der Presse


Lizentiatsarbeit, 2007

33 Seiten, Note: Sehr gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. EINLEITUNG

2. GEGENSTAND DER PHRASEOLOGIE - TERMINOLOGIE
2.1 Weitere phraseologische Einheiten
2.1.1 Sprichwörter und Antisprichwörter
2.1.2 Sagewörter oder Wellerismen
2.1.3 Lehnsprichwörter
2.1.4 Geflügelte Worte
2.1.5 Aphorismus
2.1.6 Sentenz
2.1.7 Maxime
2.1.8 Slogan und Losung

3. EIGENSCHAFTEN DER PHRASEOLOGIE
3.1. Merkmale der Phraseologie
3.2 Andere wichtige Merkmale der Phraseologie
3.2.1 Synonyme
3.2.2 Antonyme
3.2.3 Homonyme
3.2.4 Phraseologische Reihen
3.2.5 Variation
3.2.6 Modifikation

4. KLASSIFIKATION VON PHRASEOLOGISMEN
4.1 Basisklassifikation nach Burger
4.2 Spezielle Klassen
4.3 Mischklassifikationen
4.4 Kern und Peripherie der Phraseologie
4.5 Die übrigen phraseologischen Einheiten
4.6 Redensarten in Schlagzeilen bei Koller (1975)

5. ANALYSE
Der Spiegel Nr. 6/5.2.05
Der Spiegel Nr. 21/23.5.05
Der Spiegel Nr. 9/26.2.07

6. SCHLUSSFOLGERUNGEN

7. ZUSAMMENFASSUNG

8. Literaturverzeichnis

1. EINLEITUNG

Seit Jahrhunderten benutzen die Menschen die Sprache als Mittel zur Kommunikation. Der Prozess der sprachlichen Entwicklung ist ständig im Gang. Redewendungen, die im täglichen Sprachgebrauch vorkommen und auch in Texten erscheinen, können sich zu Phraseologismen entwickeln. Um in der Sprache anerkannt zu werden, müssen sie aber im konstanten Gebrauch sein.

Im Rahmen meiner Diplomarbeit möchte ich mich mit der Erscheinung von Redewendungen und Sprichwörtern beschäftigen. Meine Beispiele der festen Wortverbindungen werde ich aus der Zeitschrift „Der Spiegel“ entnehmen. In dem ersten Teil meiner Arbeit werde ich mich mit der genauen Beschreibung und Bedeutung des Wortes Phraseologismus auseinandersetzen und auch die weiteren phraseologischen Einheiten erklären. In dem zweiten Teil werde ich die Eigenschaften der Phraseologie charakterisieren und mich mit den verschiedenen Modifikationsarten beschäftigen. In dem folgenden Abschnitt meiner Arbeit werde ich mich mit der Klassifikation von Phraseologismen befassen. Auch werde ich auf die Funktion von Redensarten in Schlagzeilen eingehen. In meinem praktischen Teil werde ich zunächst mit der Analyse beginnen. In den Schlussfolgerungen werden die Ergebnisse meiner Analyse beschrieben, mit dem Ziel sie nach ihrem Vorkommen und ihrer Häufigkeit in Schlagzeilen und in der Werbung zu interpretieren

2. GEGENSTAND DER PHRASEOLOGIE - TERMINOLOGIE

Phraseologie als Wissenschaft hat zwei Bedeutungen. Einerseits beschäftigt sich Phraseologie mit Analyse von in einer Sprache festen Wortverbindungen und anderseits ist sie auch ein Bestand von charakteristischen mehrwortigen Verbindungen, die man Phraseologismen nennt. Palm (1997) definiert sie folgendermaßen:

„Phraseologie ist eine Lehre von den festen Wortverbindungen einer Sprache, die in System und Satz Funktion und Bedeutung einzelner Wörter (Lexeme) übernehmen können. Damit sind Phraseologismen ein Mittel zur Erweiterung des Wortschatzes zur Benennung (Nomination) und Verarbeitung der Welt in der menschlichen Sprachtätigkeit. Was vorzugsweise durch Phraseologismen verarbeitet wird, sind mentale Größen, wie Emotionen, Einstellungen, (negative) Verhaltensweisen, man spricht deshalb neuerdings vom mentalen Lexikon einer Sprache im Zusammenhang mit der Phraseologie.[1]

Der Begriff Phraseologismus war von verschiedenen Wissenschaftlern nach ihren Bedürfnissen definiert. Es entstanden viele Definitionen von Phraseologismen:

Palm (1997) nennt den Begriff Phraseologismus Phrasem „Ein Phrasem hat die Minimalstruktur einer Wortgruppe, d.h. es besteht aus mindestens zwei Einheiten des lexikalischen Systems, Lexemen (Wörtern). Die Verknüpfung dieser Lexeme kann regulär oder irregulär sein. Regulär verknüpfte Phraseme haben in der Regel auch eine Bedeutung als freie Wortgruppe.

Beispiele:

Jm. den Zahn ziehen à frei: wörtliche Bedeutung

(Übertragene Bedeutung) phraseologisch: jn einer Illusion Berauben Bahnhof verstehen à nur phraseologisch: nicht verstehen

Burger (1998) hat beispielsweise die sprachlichen Eigenschaften der Ausdrücke wie. jmdm. einen Korb geben; die Achseln zucken; was ich nicht weiß, mach mich nicht heiß, sagte der Ochse, als er gebraten wurde, analysiert. Seine Schlussfolgerungen lauten: „Alle diese Ausdrücke haben zweierlei gemeinsam: Erstens bestehen sie aus mehr als einem Wort, zweitens sind die Wörter nicht für dieses eine Mal zusammengestellt, sondern es handelt sich um Kombination von Wörtern, die uns als Deutschsprechende genau in dieser Kombination (eventuell mit Varianten) bekannt sind, ähnlich wie wir die deutschen Wörter als einzelne kennen. Ausdrücke mit diesen beiden Eigenschaften nennen wir Phraseologismen.[2]

Duden nennt den Begriff Phraseologismus Idiom: „[...] 1. eigentümliche Sprache, Sprechweise einer regional od. sozial abgegrenzten Gruppe: ein unverständliches I.; exotische, orientalische -e. 2. eigentümliche Wortprägung, Wortverbindung od. syntaktische Fügung, deren Gesamtbedeutung sich nicht aus den lexikalischen Einzelbedeutungen ableiten lässt.“[3]

Phraseologie ist eine relativ junge Teildisziplin der Linguistik. Laut Pilz (1981) existiert anfangs der achtziger Jahre insgesamt weit über tausend in der Phraseologie verwendeten Begriffe. Heutzutage sind zwei Termini für Phraseologismen weltweit genannt phrasis grich-lat. – rednerischer Ausdruck und idioma – griech. Eigentümlichkeit, Besonderheit. Ein Werk von Sattler aus 1607 „Teutsche Orthographey und Phraseologey“ ist der früheste Beleg für den Ausdruck Phraseologie. Das Wort idioma erscheint seit Ende des 17. Jahrhunderts als „eigentümliche Mundart“ im Deutschen. Im 20. Jahrhundert entstanden nach den sowjetischen Forschungen andere Bezeichnungen von Phraseologismen, da sich die Forschungen in diesem Bereich intensiviert haben. In der DDR nannte Radtke 1958/59 die feste Wortverbindung Phraseologismus. Im 1977 verwendet Burger den Begriff Phrasmus, auch in dem selben Jahr hat Häusermann Phraseologismus - Frasmus genannt. 1978 hat Pilz den Terminus Phrasolexem und Thun fixiertes Wortgefüge eingeführt . 1979 verwenden Matesic/Eismann/Rittgasser in ihren Untersuchungen den Begriff Phrasem.[4]

2.1 Weitere phraseologische Einheiten

2.1.1 Sprichwörter und Antisprichwörter

Sprichwörter werden am häufigsten als festgeprägter Satz mit belehrender Funktion wörtlich und schriftlich wiedergegeben. Durch Transformation entstehen Antisprichwörter die ironisch-humoristische Färbung haben. Die Lehre, die sich mit Sprichwörtern beschäftigt, heißt Parömiologie.[5]

Beispiele:

Sprichwort Antisprichwort

Die Axt im Haus Die Axt im Haus

ersetzt den Zimmermann. ersetzt den Scheidungsrichter

Kleider machen Leute Nicht das Kleid macht den Mann.

2.1.2 Sagewörter oder Wellerismen

(benannt nach Samuel Weller in Charles Dickens' Pickwick Papers)

Ein Sagwort ist nach einem Basismuster konstruiert und beginnt meistens mit einem Sprichwort, dann folgt eine Äußerung, die den ersten Teil (Sprichwort) ironisiert und dadurch entsteht eine Pointe. Die Satzstruktur einer Redensart könnte ohne Schaden geändert werden, muss aber sinngemäß klingen.

Beispiele:

Geld stinkt nicht, sagte der Umweltschützer, nachdem er seinen Geruchsinn für 20.000 Mark verkauft hatte.

(Der Umweltschützer sagte: Geld stinkt nicht, nachdem er seinen Geruchsinn für 20.000 Mark verkauft hatte.)

2.1.3 Lehnsprichwörter

Das Lehnsprichwort stammt aus der griechischen und der römischen Antikliteratur. Sie gehen auch aus der Bibel hervor und sind oft in einer originalen und in einer eingedeutschten Variante vorhanden.

Beispiele:

lateinisch deutsch

Omnia vincit amor. Alles überwindet die Liebe.

Homo homini lupus Ein Mensch ist dem anderen Wolf

2.1.4 Geflügelte Worte

Das geflügelte Wort ist ein Zitat, das sich mit Nachweisbarkeit seiner Quelle charakterisiert. Das ist ein Ausdruck und/oder eine Wendung die aus verschiedenen Gründen berühmt und populär ist und hat sich im Gedächtnis eines breiten Menschenkreises gefestigt.

Beispiele:

Römische Literatur:

Carpe diem!

Nutze den Tag (Horaz, Oden)

Schiller:

Was tun? spricht Zeus (Teilung der Erde)

2.1.5 Aphorismus

Der Begriff Aphorismus (griech. Aphorismόs: abgrenzen, definieren) entstand schon in der Antike. Als Aphorismen bezeichnete man damals kurze Gesundheitsratschläge in einprägsamer Form.[6] Heutzutage ist der Aphorismus eine knappe, kreative oder scharfsinnige Redewendung, die sehr anschaulich durch Marie von Ebner-Eschenbach in ihrem Band Aphorismen (1880) charakterisiert wird: Ein Aphorismus ist der letzte Ring einer langen Gedankenkette.

Beispiele:

M. v. Ebner-Eschenbach:

Die summe unserer Erkenntnisse besteht aus dem, was wir gelernt, und aus dem, was wir vergessen haben

Johann Wolfgang von Goethe:

Das Schicksal jedes Volkes und jeder Zeit hängt von den Menschen unter 25 Jahren ab.

2.1.6 Sentenz

Die Sentenz (lat. sententia: Meinung, Gedanke) hat, dem Sprichwort ähnlich, eine belehrende Tendenz. Sie geht hervor aus einem künstlerischen Werk und gibt in einer kurzen und einfach einprägsamen Form die Erkenntnis, die in alltäglichen Leben zu bedeuten ist, wieder. Man kann die Sentenz auf viele konkrete Fälle im täglichen Leben benutzten, genau wie die Sprichwörter, ohne erkennbare grenze zwischen beiden.[7]

Beispiele:

F. Schiller „Wilhelm Tell“

Der Starke ist am mächtigsten allein

G. Herwegh, Bundeslied

Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will

2.1.7 Maxime

Unter Maxime (aus lat. maxima: größte) im allgemeinen Sprachgebrauch versteht man eine allgemeine Lebensregel, Grundsatz des Wollens und Handelns, aber auch Denkspruch – Motto.[8]

Beispiele aus Goethes „Maximen und Reflexionen“

Der törigste von allen Irrtümern ist, wenn junge gute Köpfe glauben, ihre Originalität zu verlieren, indem sie das Wahre anerkennen, was von anderen schon anerkannt worden.

Alles Abstrakte wird durch Anwendung dem Menschenverstand genähert, und so gelangt der Menschenverstand durch Handeln und Beobachten zur Abstraktion

2.1.8 Slogan und Losung

Slogan und Losung sind an aktuelle Anlässe gebunden (oft zeitlich begrenzt gültig), sie haben vielfach institutionelle Prägung mit Aufforderungs- oder Appellcharakter. Sie sind in erster Linie in Politik und Werbung verwendet.[9] Der Slogan soll in kompakter Form eine Aussage vermitteln und das Publikum schlagartig beeinflussen. Häufig wird der Begriff Claim synonym verwendet.[10]

Beispiele:

Berliner Woche - „Wo man wohnt, da liest man.“

Audi - „Vorsprung durch Technik.”

[...]


[1] Palm, Christine: Phraseologie: eine Einführung. Tübingen, 1997, S. 1.

[2] Burger, Harald: Phraseologie. Eine Einführung am Beispiel des Deutschen. Erich Schmidt Verlag. Berlin, 1998, S. 11.

[3] Duden: Deutsches Universalwörterbuch, 4. neu bearbeite und erweiterte Auflage der Buchausgabe. Mannheim 2001.

[4] Palm, Christine: Phraseologie: eine Einführung. Tübingen, 1997, S. 104.

[5] Vgl. Palm, Christine: Phraseologie: eine Einführung. Tübingen, 1997, S. .3-6.

[6] Nach Fleischer, Wolfgang: Phraseologie der deutschen Gegenwartssprache. 2., durchgesehene und ergänzte Auflage. Tübingen: Niemeyer, 1997, S. 80.

[7] op. Cit. S.81.

[8] op. cit. S. 81.

[9] op. cit. S. 258.

[10] http://de.wikipedia.org/wiki/Slogan

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Details

Titel
Zur Verwendung von Redewendungen und Sprichwörtern in der Presse
Note
Sehr gut
Autor
Jahr
2007
Seiten
33
Katalognummer
V84924
ISBN (eBook)
9783638896986
ISBN (Buch)
9783638897228
Dateigröße
647 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Verwendung, Redewendungen, Sprichwörtern, Presse
Arbeit zitieren
Adam Skrzyposzek (Autor:in), 2007, Zur Verwendung von Redewendungen und Sprichwörtern in der Presse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84924

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