Deutschlandpolitk der Sowjetunion im Zeitraum von 1949 bis 1952

Darstellung der aktuellen Forschungsdiskussion unter dem Stichwort der "Sowjetisierung"


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

20 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Kapitel: Gerhard Wettig – Sowjetisierung statt Einheit

2.Kapitel: Wilfried Loth – Sicherheit und Einheit statt Sowjetisierung

3. Kapitel: Michael Lemke: Einheit statt Westintegration und Wiederbewaffnung

Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

Einleitung

Die Forschungsdiskussion über die Deutschlandpolitik der Sowjetunion zwischen 1949 und 1952 soll unter dem Aspekt der Sowjetisierung betrachtet werden.

Der Begriff „Sowjetisierung“ kann auf zwei verschiedenen Art und Weisen interpretiert werden. Die grundlegende Definition findet sich in dem Buch „Einheit oder Sozialismus“ von Michael Lemke: Es handelt sich um die „Übertragung bzw. Übernahme des sowjetischen Modells auf die Verhältnisse von staatlich organisierten nationalen Gesellschaften anderer Länder [und sie] beabsichtigte deren Angleichung an das sowjetische Vorbild.“[1]

Die Zeit nach der Gründung der DDR 1949 bis 1952 ist von einem Spannungsverhältnis zwischen den nationalen Zielen der SED und den deutschlandpolitischen Zielen Stalins bzw. der Moskauer Regierung gekennzeichnet. Der Konflikt zwischen den beiden „Parteien“ lässt sich am ehesten unter dem Stichwort „Sowjetisierung“ untersuchen, da es die (möglichen) Absichten am besten in sich vereint.

Inwieweit sich Wechselverhältnisse und Prozesse der Sowjetisierung auf eine mögliche Einheit Deutschlands bis 1952 auswirkten bzw. ob diese von Moskau angestrebt wurde, ist umstritten.

Dieser Konflikt wird schon in der Definition Lemkes deutlich, da er seiner grundlegenden Definition der Sowjetisierung eine zweifache Bestimmung der Sowjetisierung voraussetzt: Zum einen wurde das sowjetische Modell von außen auferlegt, also von Moskau übertragen zum anderen von der SED freiwillig übernommen.[2]

In den folgenden drei Kapiteln sollen die wichtigsten und konträrsten Forschungsstandpunkte dargestellt werden. Zum einen Gerhard Wettigs These, dass Stalin ein kommunistisches Deutschland plante und bewusst darauf zu arbeitete. Zum anderen wird anhand des Buches „Stalins ungeliebtes Kind – warum Moskau die DDR nicht wollte“ der Standpunkt Wilfried Loths thematisiert, der Stalin jegliches Interesse an einer Sowjetisierung der DDR abspricht. Als letztes wird die Sichtweise von Michael Lemke vorgestellt, dessen Position eher zwischen diesen beiden Extremen liegt.

1. Kapitel: Gerhard Wettig – Sowjetisierung statt Einheit

Wettig macht in seiner Untersuchung zur sowjetischen Deutschlandpolitik deutlich, dass er auf „breiter Quellengrundlage vor allem aus Archiven der früheren UdSSR und DDR“[3] seine Theorie entwickelt.

Durch diese umfangreiche Quellengrundlage kommt Wettig zu der These, dass Stalin „zielbewusst auf ein kommunistisches Deutschland hinarbeitete.“[4] Besonders in der Auseinandersetzung und Konkurrenzsituation mit den USA habe Stalin seine Systemziele der Einheit Deutschlands vorgezogen. Dies ging nach Wettigs Ansicht soweit, dass Stalin nicht nur die Verhandlungen über die deutsche Einheit prinzipiell ablehnte, sondern auch seine Politik des Sozialismus und der Militarisierung rechtfertigen wollte.[5]

In seinem Buch „Bereitschaft zu Einheit in Freiheit?“ überschreibt Wettig die Jahre 1949 und 1950 mit der Überschrift „Bemühungen um die westdeutsche Öffentlichkeit“.[6]

Durch gezielte Appelle habe Moskau im Sinne seiner Ziele auf die deutsche Öffentlichkeit einzuwirken versucht. Zum Instrument dieses Vorgehens wurde der Westapparat der SED, u.a. die „Gliederungen der FDJ, [die verschiedenen] Ausschüsse der ‚Nationalen Front’, Friedenskomitees unter der Ägide des ‚Weltfriedensrates’ oder auch ad hoc geschaffene Vereinigungen, wie etwa [die] Erwerbslosenbewegung.“[7]

Diese verschiedenen Teile der SED hatten zum einen die Aufgabe für die Ziele Moskaus zu werben, zum anderen eventuelle Sympathisanten in Organisationen zu sammeln, um sie gezielt einsetzen zu können. Die Unterstützung dieser Organisationen sollte dazu dienen, im jeweiligen Fall die Bundesregierung bzw. die Westmächte unter Druck zu setzen.[8] In diesem Sinne wurde die SED zum Machtinstrument Moskaus.

Die Propaganda Moskaus wurde immer wieder mit der „Parole des Friedens“[9] verbunden. Zu Beginn des Jahres 1949 wurde eine internationale Friedenskampagne entworfen, die besonders gegen die USA und ihre Atompolitik gerichtet war.

Allerdings schlugen die verschiedenen Versuche der Einflussnahme auf die westdeutsche Öffentlichkeit fehl. Wettig sieht als Ursache dafür die westdeutsche Ablehnung einer deutschen Einheit unter kommunistischen Vorzeichen. Zwar stand man der Einheit prinzipiell aufgeschlossen gegenüber, aber über diese wurde die Freiheit gestellt.[10] Dies sieht Wettig bewiesen durch die Forderung nach einer „Wiedervereinigung durch freie Wahlen“[11], auf die Moskau nicht eingehen konnte.

Allerdings verwendete Moskau nicht nur die Parole des Friedens, sondern schrieb sich auch die Entmilitarisierung „auf die Fahnen“. Für diese sprachen sich die Westdeutschen ebenso aus wie gegen eine Wiederbewaffnung Deutschlands. Ebenso griff Moskau die Sorge auf, dass im Ernstfall „Deutsche auf Deutsche schießen“ müssten.[12] Durch Propagandaaktionen, die sich um diese Forderungen drehten und Befürchtungen der Deutschen aufnahmen, erreichte Moskau erstmals größere Aufmerksamkeit in Westdeutschland. Doch blieb laut Wettig diese Aufmerksamkeit sehr oberflächlich, da der Westen Deutschlands zwar den Inhalten der Parolen zustimmte, aber weiterhin eine „Vereinigung unter kommunistischen Vorzeichen“[13] ablehnte und dieser durch offizielle Zustimmung zur östlichen Propaganda nicht näher kommen wollte.

Um das Ziel der Sowjetisierung trotzdem zu erreichen, wandte sich die sowjetische Führung den bürgerlichen Kreisen zu, u.a. auch „früheren Mitgliedern der NSDAP und ehemalige Berufssoldaten der Wehrmacht“[14], da deren patriotische Haltungen unterstützt und ihnen Möglichkeiten der Entfaltung gegeben werden sollten. Mit der Unterstützung aus diesen Kreisen und dem Konflikt um die Remilitarierungspolitik Adenauers hofften, so Wettig, Moskau und Ost-Berlin, „einen Ansatzpunkt zur Aushebelung der Regierung Adenauers gefunden zu haben.“[15]

Allerdings waren auch die Sympathisanten im Westen nicht bereit, auf freie Wahlen bei der Herbeiführung der Einheit Deutschlands zu verzichten, denn der „westlich-demokratische[...] Charakter“[16] eines geeinten Deutschlands sollte gewährleistet sein. Da der Osten dazu nicht bereit war, wurden dessen Initiativen in Westdeutschland ohne Unterstützung der westdeutschen Gesprächspartner durchgeführt. Als Beispiel für diese Initiativen kann die „Volksbefragung gegen Remilitarisierung und für den Abschluss eines Friedensvertrages“ 1951 gelten.

[...]


[1] Lemke, Einheit oder Sozialismus, 39f.

[2] Vgl. a.a.O., 39.

[3] Wettig, Sowjetische Deutschlandpolitik 1945 – 1990, in: Bilanzen und Perspektiven der DDR-Forschung, 313.

[4] Ebd., 313.

[5] Ebd., 314.

[6] Wettig, Bereitschaft zu Einheit in Freiheit?, 185.

[7] Ebd., 186.

[8] Vgl., ebd., 186.

[9] Ebd., 187.

[10] Vgl. a.a.O., 189.

[11] A.a.O., 189.

[12] Vgl. a.a.O., 190.

[13] A.a.O., 191.

[14] A.a.O., 191.

[15] A.a.O., 192.

[16] A.a.O., 192.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Deutschlandpolitk der Sowjetunion im Zeitraum von 1949 bis 1952
Untertitel
Darstellung der aktuellen Forschungsdiskussion unter dem Stichwort der "Sowjetisierung"
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
20
Katalognummer
V84682
ISBN (eBook)
9783638009652
ISBN (Buch)
9783638915014
Dateigröße
459 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Deutschlandpolitk, Sowjetunion, Zeitraum
Arbeit zitieren
Anni Neumann (Autor:in), 2005, Deutschlandpolitk der Sowjetunion im Zeitraum von 1949 bis 1952, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/84682

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